Guten Abend zusammen!
Hier ein paar Eindrücke vom Konzert am vergangenen Wochende in der Kölner Philharmonie. Es spielte das WSO, sprich das WDR Sinfonieorchester Köln, zunächste dessen 12 Cellisten, dann eine kleine Besetzung mit Bläsersolisten und anschließend das große Orchester für die Sinfonie nach der Pause.
Es begann mit Peteris Vasks „Canto die forza“ für 12 Celli. Ein schönes Stück, vorgetragen von den 12 Cellisten und Cellistinnen des WSO; der Komponist war auch anwesend. Kurz: nett, satte Streicherklänge, die etwas modernere Version einer der bekannten Streicherserenaden von Tschaikowski oder Dvorák; eine „andere“ Viertelstunde, die man aber auch nicht wiederholen muß. Den Musikern war anzumerken, daß sie dem Anspruch an die berühmten Kollegen in Berlin nicht gerecht werden, ich vermute, daß diese Formation nicht oft oder noch nicht lange zusammen auftritt.
Anschließend die Sinfonia concertante Es-Dur, KV 297b, für Oboe, Klarinette, Fagott, Horn und Orchester – wahrscheinlich nicht von Mozart, aber doch unter seinem Namen bekannt und gespielt.
Dies war ein Genuß solistischer Musikalität, guten Zusammenspiels und für mich das erste Hören eines sehr unterhaltsamen, kurzweiligen und sehr schönen Stücks – wunderbar! Die Solisten waren ein gutes Team, besonders hervorzuheben der Oboist, der Klarinettist und auch der Fagottist, die intonatorisch und interpretatorisch durch sauberes und inspiriertes Musikantentum auffielen.
Nach der Pause dann der Hammer, ein richtig schwerer Brocken: Schostakowitschs Fünfte Sinfonie in d-Moll. Wo Semion Bychkov bei Mozart solide und geschmackvoll begleitete, nicht ohne manchmal etwas zu laut zu sein, konnte er hier seine wahren Qualitäten ausleben. Für mich das erste Liveerlebnis dieses Stücks und eine beeindruckende Erfahrung.
„Angina pectoris“ war meine spontane Zusammenfassung nach dem vierten Satz – was ist diese Musik beklemmend und krass!
Der erste Satz ist der längste – was auf der CD vielleicht auffällt war hier nicht zu spüren, zog mich die Musik doch gänzlich in ihren Bann; ich hatte feuchte Hände und tiefes Durchatmen war nötig vor dem 2. Satz. Das Largo (3. Satz) ist für mich persönlich der musikalische Triumph der Leidenden, Unterdrückten, Gefolterten und Getöteten, wie eine Erlösung und die Gewissheit, daß die Schergen des Regimes letzten Endes an diesem Punkt die Gewalt über ihre Opfer verlieren... Ob das verständlich ist, weiß ich nicht, besser formulieren kann ich es momentan nicht.
Der Schlußsatz mündet im karikierten „Triumph für Idioten“, wie es Rostropowitsch formulierte. Ein Gewaltexzeß sonders gleichen, unglaublich laut und wiederum sehr bewegend.
Bychkovs Interpretation empfand ich als schlüssig und intensiv, der Maestro war ganz in seinem Element.
Es bleibt die Erinnerung an einen sehr schönen und sehr bewegenden Konzertabend. Und als Pauker und Schlagzeugfan gibt es natürlich auch viel zu erleben, zu sehen und zu genießen – die 5. zu spielen macht letztlich auch einen riesen Spaß.
In diesem Sinne bis demnächst. Viele Grüße
Accuphan
http://www.wdr.de/radio/orches…onzertdetail.phtml?id=290