Beiträge von Mela

    Hallo zusammen,


    ich sehe das eigentlich genauso wie Bernd. Ich war auch am 18.04. und gestern in der Aufführung, gestern auf einem Partiturplatz. Mir hat das Orchesterdirigat ausgezeichnet gefallen, geglättet fand ich es nicht, obwohl - zugegeben - gerade die Holzbläser teilweise wunderschön klangen.


    Das die Blechbläser in anderen Aufführungen u.U. noch deutlicher hervorgehoben sein könnten, kann ich vielleicht sogar nachvollziehen. Dafür war der Gesamtorchesterklang sehr transparent, ohne pauschal in romantisches Schwelgen abzugleichen. Ich fand es durchaus sehr rhythmisch prägnant.


    Deborah Polaski hat mir am 18.04. eher besser gefallen als gestern (wobei die Konzentration auf die Bühnenhandlung vielleicht auch ablenkend wirkt). Aber ich finde nicht, dass Sie es mit Schreien und Schluchzen überteibt. Es ist sicher richtig, dass ab einer gewissen Höhe die Mühe unüberhörbar ist, aber dennoch hat mir ihre Rollengestaltung nicht schlecht gefallen.


    Eva-Maria Westbroeck hat mir hingegen gestern ausgezeichnet gefallen. Sicher ist ihre Stimme nicht mehr sehr jugendlich, aber ihr Gebet im zweiten Akt war einfach klasse.


    Zu Helga Dernesch schreibe ich lieber nichts :untertauch:


    Wie Bernd schon schrieb ist die Inszenierung eher langweilig, aber musikalisch hat es sich - für mich - schon gelohnt.


    Ingrid: Schade, da waren wir mal wieder in der gleichen Veranstaltung ohne es zu wissen.... Vielleicht klappt es ja wenigstens beim Holländer am 14.05.


    @ Bernd: Soweit ich das wirklich lesen kann, hält sich Petrenko wirklich im Wesentlichen an die Ausgabe der Brünner Fassung bei der UE, nicht so wie Mackerras in seiner Aufnahme (die vor der Edition erstanden ist). Aber ich würde auch nicht die Hand dafür ins Feuer legen, dass mir alles aufgefallen ist :D


    Viele Grüße,


    Melanie

    Hallo zusammen,


    ich habe mich jetzt auch durch diesen Thread gequält und wundere mich über die Heftigkeit dieser Diskussion. Niemand von uns weiss, was in Köln wirklich vorgefallen ist. Das wir aus der Presse hier zuverlässige Informationen haben, wage ich doch sehr zu bezweifeln. Das Thema ist ja doch ein rechtes Politikum.


    Theoretisch ist sicher alles möglich. Ein mobbender, beleidigender Regisseur, der wirklich alle Grenzen überschreitet, ein partei-politisch motivierter Protest, bequeme Künstler, die ein Konzept boykottieren wollen, etc. etc. Wahrscheinlich ist die Wahrheit irgendwo in der Mitte, aber wir können nicht beurteilen, wo genau.


    Sicher scheint mir nur zu sein, dass die Situation in Köln eskaliert hat, was nach meiner Erfahrung meistens an zwei Seiten liegt. Nein, ich habe keine Erfahrungen im künstlerischen Bereich, aber auch im normalen Berufsleben kann es zu ähnlichen Konflikten kommen. Für eine genauere Bewertung fehlt uns doch die Information.


    Versagt hat hier wahrscheinlich das Management (sprich Intendanz), die nicht rechtzeitig eingegriffen hat - aber auch hier wissen wir nicht, was genau passiert ist (wer hat denn das meiste Interesse an den (lancierten?) Presseberichten?)


    Aber auf einen Punkt möchte ich doch hinweisen: Ja, es ist im Berufsleben üblich, dass der Chef die Marschrichtung vorgibt und man tun muss, was einem aufgetragen wird. Und es ist sicher auch richtig, dass man nicht immer das Glück eines idealen Chefs hat, der einem die Entscheidungen schlüssig begründet und einen gut motivieren kann. Aber bei beweisbaren persönlichen Beleidigungen (Michaels Zitate weiter oben: "Wichser", "Du dumme Sau" etc) bekäme ein Chef heutzutage in entsprechend großen Unternehmen doch sehr schnell Ärger (auch ohne Betriebsrat). Zurecht, wie ich finde. Warum sollten Angestellte an einem Theater / an einer Oper nicht den gleichen minimalen Schutz genießen, den jeder Angestellte genießt?


    Aber wir werden nie erfahren, was wirklich vorgefallen ist. Das einzige, was wir von aussen beurteilen können, ist das Ergebnis, also die Inszenierung. Ich plädiere auch dafür, diese Inszenierung abzuwarten.


    Viele Grüße,


    Melanie

    Hallo Wulf,


    nur ganz kurz, da OT: ich bestelle da eigentlich recht oft ohne Probleme. Warenkorb füllen & auf bestellen gehen. Allerdings scheint die Kundendatenbank zusammengelegt zu sein: Meine Adressdaten sind bei allen Amazon-Filialen identisch. Aber Bestelllisten, Passwörter und Bestelllisten sind getrennt. Wo ist Dein Problem?


    Witzigerweise wurde ich letztens aus einem deutschen Auslieferungslager bedient, obwohl ich den teuren Auslands-Lieferaufschlag bezahlt hatte....


    @Edwin: Danke für den Hinweis, da hatte ich nicht geschaut.

    Viele Grüße,


    Melanie

    Lieber Edwin,


    Zitat

    Original von Edwin Baumgartner
    Die beste der älteren Aufnahmen ist die unter Swetlanow - wenn man über die etwas mäßige Tonqualität weghören kann.
    Dann kommt lange nichts.


    Die gibt's wohl nicht mehr, oder kannst Du mir einen Tip geben, wo ich die finde?


    Zitat

    Und dann kommt Markevitch (und zwar die Gewandhaus-Aufnahme).
    Dann kommt abermals lange, sehr lange nichts.


    Ist das diese hier?



    Viele Grüße,


    Melanie

    Liebe Elisabeth,


    danke für die Antwort. Ich bin auch eher an einer beispielhaften aber kommentierten Zusammenfassung der diversen aktuellen Regiestile interessiert, als an volständigen Biografien der einzelnen Regisseure. Lohnt sich die Lektüre aus Deiner Sicht?


    Viele Grüße,


    Melanie

    Hallo zusammen,


    kennt jemand dieses Buch?



    Taugt das was?


    Bin für jeden sachdienlichen Hinweis dankbar.


    Viele Grüße,


    Melanie


    PS: Ich weiss nicht, warum das Bild nicht richtig angezeigt wird, der Link funktoniert. Ich meine das Buch von Manuel Brug: Opernregisseure heute

    Danke Peter,


    für diese Zusammenfassung. Hier mal ein Versuch, die Handlung auf Bieito abzubilden. Meiner Meinung nach verfälscht er die Story nicht, er überpointiert sie vielleicht. Natürlich ist er aber an der Auseinandersetzung heidnisches Damaskus - christliche Kreuzritter nicht interessiert,´Gluck meines Erachtens aber auch nicht....


    Zitat

    Original von pbrixius



    Wir befinden uns im Zeitalter der Kreuzzüge. Kreuzritter führen einen Feldzug gegen den König von Damaskus, Hidraot. Auf der Seite des Königs ist seine Nichte Armide, die dank ihrer Zauberkraft zahlreiche Ritter gefangen genommen hat - nur bei einem ist es bislang nicht gelungen, bei Renaud. Dazu hat Armide geträumt, Renaud habe sie unterworfen und im Augenblick des Todes sei Liebe bei ihr erwacht. Armide hat alle Gefangenen dem König von Damaskus ausgeliefert, doch dann kommt die Nachricht: Ein einziger Krieger hat alle befreit - Renaud.


    So weit auch bei Bieito. Armide ist - auch bei Gluck - von Anfang an auf Renaud fixiert. Sein Ruf eilt ihm wohl voraus - schon bevor er die Ritter wieder befreit. Armide ist mit ihren bisherigen Triumphen nicht zufrieden. Das ist bei Bieito sehr deutlich gemacht, aber bei Gluck / Quinault auch deutlich angelegt. Die Deutung, dass sie ihn keineswegs einfach als Feind hasst, sondern auch schon sehr von ihm fasziniert ist, drängt sich hier auch bei Gluck / Quinault auf.


    Hier ist quasi Armida ein Opfer von weiblichen Männer-Projektionen und träumt vom großen Helden.


    Zitat

    Wegen einer Rauferei wurde Renaud vom König Godefroi aus dem Lager der Kreuzritter verbannt. Während er nun allein kämpfen will und sich sicher ist, Armide zu widerstehen, treffen sich in der Nähe Hidraot und Armide, um die Unterwelt zu beschwören. Armide entdeckt den schlafenden Renaud, vermag es nicht, den Wehrloisen zu erstechen, weil sie merkt, dass sie ihn liebt. Zwischen Liebe und Hass, Glück und Scham schwankend, befiehlt sie den Dämonen, Renaud ans Ende der Welt zu bringen, wo sie ihn bewegen will, sie zu lieben


    Naja, wegen einer Rauferei. Was soll man zu so einem Helden schon sagen. Da ist die Unseriosität doch schon angelegt. Und dann läuft er völlig planlos alleine auf den Feind los, naja und fällt dem dann auch prompt in die Fänge.
    Das eigentlich interessante ist natürlich die Qualen der Armide. Jetzt hat sie endlich Renaud in ihrer Gewalt, kann ihn aber nicht töten. Warum? Siehe oben - echte Liebe kann es ja noch nicht sein.


    Zitat


    Armide ist es zwar gelungen, Renaud zu ihrem Geliebten zu machen, doch ihre eigene Liebe zu ihm schwächt sie. Es bekümmert sie, dass Renaud sie nur ihrer Verzauberung wegen liebt, und die Liebe zu Renaud ihre Rache hemmt. Sie ruft den Hass zur Hilfe, doch mitten in der Beschwörung schickt sie ihn wieder davon. Ihre Liebe ist stärker. Der Hass verflucht sie: Die Liebe wird sie in den Abgrund stoßen.


    Der Hass ist bei Bieito das Klischee-Bild einer Feministing der 20er Jahre in Männeranzug, allerdings mit kurzen Hosen. Meine Assoziation hier ist natürlich Gräfin Geschwitz...


    Der Hass versucht die Liebe durch eine heisse Liebesszene (harmlos) auszutreiben, was scheitert - siehe oben. Meine Deutung: Das ist eine Anspielung auf eine bestimmte Variante des Feminismus - die ebenfalls nicht funktioniert.


    Das ist natürlich eine Deutung von Bieito, die nicht zwingend aus der Oper kommt, aber durchaus überzeugend ist.


    Das Armide den Hass mit einem Telefon beschwört (anruft), ist zwar ganu lustig, aber vielleicht eher überflüssig.


    Zitat


    (Akt 4 bringt eine Nebenhandlung mit zwei Kreuzrittern und zwei Dämonen, die sich ihnen als Lucinde und Melisse nähern)


    Dieser Akt ist gekürzt, die Szene mit Lucinde fehlt. Da die beiden Szenen eigentlich ziemlich redundant sind, verstehe ich das aus dramaturgischen Gründen durchaus.


    In diesem Akt werden die Freunde / Waffenbrüder von Renaud eigentlich als randlierende, saufende, vergewaltigende Männerbande entlarvt. Solchen Typen ist natürlich jede halbwegs selbstständige Frau ein Dorn im Auge, weshalb sie Armide am Anfang auch mit lauten "Schlampe"-Rufen denunzieren. Armide ist in diesem Akt auf der Bühne präsent, obwohl sie nicht sing.


    Melissa wird natürlich auch von dem dänischen Ritter vergewaltigt und umgebracht. Das alte Paar schaut übrigens während der anfänglichen Verführungsszene zu, ich bin nicht mehr sicher, ob sie auch während der Vergewaltigung noch auf der Bühne sind.


    Hier weicht Bieitos Deutung natürlich weit von dem Originaltext ab -aber für mich ist das durchaus plausibel - ist doch das Gerede vom Ruhm, hinter den die Liebe zurückstehen muss, heute nicht unproblematisch. Hier sind natürlich die Reste des barocken Staatstheaters sehr deutlich spürbar, aber es ist Bieitos Ziel das Stück für die Gegenwart relevant zu machen - diese Premisse muss man für eine seriöse Auseinandersetzung akzeptieren.


    Zitat


    Armide muss sich kurzzeitig von Renaud trennen, denn für ihre Zauberkunst muss sie allein sein. Beide trennen sich ungern. In ihrer Abwesenheit dringen die beiden Kreuzritter in das Zauberschloss ein. In dem Diamantschild, den sie bei sich führen, erkennt sich Renaud wieder und wird vom Bann Armides befreit. Bevor sie fliehen können, kehrt Armide zurück. Renaud zieht Ruhm und Pflicht der Liebe vor, selbst als Gefangene will er Armide nicht mitnehmen, obwohl er sie liebt. Als Armide nach einer Ohnmacht wieder erwacht, erkennt sie, dass ihre Liebe noch immer stärker ist als ihr Hass. In ihrer Verzweiflung ruft sie die Dämonen, ihr Zauberschloss zu vernichten.


    Zu meiner Deutung des SChluss have ich ja oben schon etwas geschrieben. Das die letzte Aussprache zwischen Renaud und Armide nach Art der amerikanischen Seifenopern an einem Küchentisch stattfindet ist vielleicht wieder ein etwas überflüssiger Gag. Aber liebt Renaud Armide wirklich? Hmmm, wenn mein mir sagen würden, dass ich nach seinem Ruhm das Wichtigste in seinem Leben bin, würde ich ja doch anfangen zu zweifeln.... Auch hier haben wir wieder das barocke Staatstheater, in dem die richtigen Prioritäten gesetzt werden müssen - hat Gluck daran selber geglaubt? Ich höre hier Verzweiflung bei Armide, konventionelles Singen bei Renaud. Ich vermute eher nicht.


    Das der Renaud in dieser Inszenierung besonders blass war, liegt leider aber auch am Sänger, der mit der Partie doch etwas überfordert war und den man am Schluss teilweise nicht mehr hören konnte.


    Ich glaube nicht, dass wir eine eindeutige Interpretation dieser Inszenierung hinbekommen und das ist auch gut so. Bringt doch jeder eigene Assoziationen mit und die Inszenierung ist durchaus vielschichtiger, wie das Stück ja auch.


    Dennoch macht es Spass darüber zu schreiben und zu diskutieren. Je mehr ich schreibe, desto besser scheint mir die Inszenierung. Ist ja auch was. Ob ich sie denn richtig verstehe???


    Ingrid: Schade das es Dir nicht gefallen hat. Wer hat denn die Münchner Aufführung inszeniert?


    Viele Grüße,


    Melanie


    Zitat


    ...
    Das nur mal in Kürze, damit die Handlung, so wie sie im Libretto steht, unter den Übermalungen Bietos erst einmal sichtbar wird.


    Liebe Grüße Peter


    Edit am 08.04.: Den originalen Text "das Gerede vom Rum" korrigiert zu "das Gerede vom Ruhm". In der Inszenierung hätte Rum zwar auch gepasst, aber ich meinte eigentlich "La Gloire"

    Zitat

    Original von Fairy Queen
    Lieber Zwielicht, wie beruhigend dass die Musik im Sinne Glucks interpetiert worden ist! :D
    Ich hatte gestern beim Hören wirklich das Gefühl, dass hier zwar von Sehnsucht ,Enttäuschung, Selbstzerrrissenheit und massenweise Zweifeln gesungen und gespielt wird, aber eine Reduzierung auf Liebe als gewalttätiger Macht-und Sex- und Überlebens Kampf in dieser Musik keinesfalls stattfindet.


    Hat Bieito diesen Kontrast zwischen der tiefen Sehnsucht Armides und ihrer realen Lebenswelt und bisherigen Liebesunfähigkeit evtl viel zu einseitig und plakativ dargestellt?


    Was der Autor über eine frz. Oper in deutscher Sprache schreibt (und die m.E. damit eng verbundenen stilistischen "Ausfälle") wundert mich hsowieso nciht weiter.....
    Bin sehr gespannt auf weitere Stellungnahmen, derer, die im Saal waren.


    Liebe FairyQueen,


    naja, so einfach ist Bieitos Inszenierung nicht. Aus meinem Artikel könnte man vielleicht auch den Eindruck bekommen, dass Bieito "eine Reduzierung auf Liebe als gewalttätiger Macht-und Sex- und Überlebens Kampf" betreibt. Es gibt aber auch Szenen, die dem wiedersprechen. So gibt es z.B. in vielen Szenen ein altes Paar, was durchaus liebevoll miteinander - OK manchmal sehr deutlichen - Sex hat. Ein anderes Modell?


    Generell ist Bieito aber kein Mann für die leisen Zwischentöne. Was ich an seinen Inszenierungen, die ich bisher gesehen habe, schätze, ist die inglaubliche Energie die von der Bühne ausgeht. Da sitzt man wirklich die drei Stunden oder so auf der Stuhlkante. Möglich das nicht jeder Einfall 100% überzeugend ist, aber das muss man auch erst mal schaffen.


    Und noch mal um jedes Missverständnis zu vermeiden: Das liegt NICHT an den immer wieder hervorgeholten Skandalszenen (Das ging jetzt nicht gegen Dich), die zwar vielleicht zur Erzeugung dieser Spannung beitragen, aber nicht im Kern der Inszenierungen stehen.


    Viele Grüße,


    Melanie

    Hallo zusammen,


    ist ja interessant, dass soviele Taminos am Sonntag in Berlin in der KO waren. Ich hätte mich besser auch zu Eurem Treffen angemeldet, das mindestens Alviano dort sein würde, hätte ich mir ja denken können :D


    Ich möchte ganz kurz einige meiner Eindrücke hinzufügen. Wie üblich hoffe ich ja auf die ausführlichen Zusammenfassungen von JR oder Alviano.


    Zunächst muss ich dem Kritiker der SZ, den Bernd oben zitiert voll zustimmen, was die musikalische Leitung von Konrad Junghänel entspricht. Eigentlich war es kaum glaubhaft, dass hier kein HIP-Orchester spielte. Klangen die Bläser nicht teilweise doch HIP? Jedenfalls musste sich die Interpretation vor der Aufnahme von Minkowski nicht verstecken (ausser vielleicht an einer Stelle, aber das ist sehr unfair, vergleiche ich doch Life mit Studio-Aufnahme). Das will in jedem Fall was heissen. Eher müsste sich der Dirigent / Orchester der Premiere am Vortag an die Nase packen (auch hier ein unfairer Vergleich, da die Stücke natürlich ganz andere sind - zur Premiere des Lohengrin an der SOB hoffentlich demnächst mehr).


    Junghänel kannte ich übrigens bisher gar nicht als Operndirigent. Ich sehe, er macht auch einen Teseo in Stuttgart. Weiss hier jamand mehr? Macht er das schon lange?


    Weniger zustimmen muss ich dem Kritiker in Bezig auf die Inszenierung. Mich hat diese Inszenierung sehr gepackt, weniger wegen der "nackten" Wahrheiten auf der Bühne, als wegen der schonungslosen Darstellung der (modernen?) zwischen-menschlichen Beziehungen, die Liebe auf Machtspiele reduzieren und am besten selber cool bleiben müssen, um nicht unterzugehen. Diese Liebes-Verständnis scheitern in Armide, es muss scheitern an diesem blassen Pseudo-Held Renault. Hier finde ich die Personencharakterisierung von Bieito übrigens sehr Gluck- und Musikkonform. Glucks Focus lag auch - für mich - eindeutig auf der Armide. Renault bleibt auch bei Gluck m.E. sehr blass.


    Interessant fand ich übrigens das Ende. Ich empfand das Ende beinahe positiv. Ja, Armide scheitert mit Renault. Sie scheitert auch in ihrer Version als gefühlskalte "Zauberin" aus dem ersten Akt. In ihrer Schlussarie, in der sie Renault, der auf die Bühne zurückgekehrt ist schließlich doch erschiesst (ich interpretiere das eher als die Überwindung ihres Dämons), "singt" sie sich frei von den bisherigen Frauenbildern als eiskalte moderne Karriere-Frau und Verführerin, als Rokoko-Kokotte und den sonstigen Bildern, die zitiert werden. Sie hat sich auch ihrer bisherigen Kostüme entledigt, sie tritt in Jeans und T-Shirt auf. Sie steigt auf den Bogen über der Bühne, der während der letzten Takte über den Trümmern ihres bisherigen Lebens nach hinten gezogen wird. Hier ist vielleicht der Weg frei, für ein neues Selbstverständnis und ein neues Verständnis von Liebe. Ich fand übrigens, dass das auch recht gut zur Musik passte.


    Interessant in diesem Zusammenhang auch der Vergleich mit Lulu aus Basel. Auch hier eine Frau im Mittelpunkt, die aber letztendlich an den in sie projezierten Frauenbildern scheitert und am Ende ermordet wird. Das Bühnenbild war übrigens ähnlich (kalte, weisse von unten bestrahlte Platten). Man könnte jetzt auch noch hinzufügen, dass bei Lulu die Männer und bei Armide die Frauen auf ihre Kosten kamen, aber ich finde es zieht bei beiden Inszenierungen an dem Kern vorbei, wenn man sie nur auf das Nackte reduziert.


    Allerdings könnte ich eventuell zustimmen, dass die Nacktheit bei Armide unmotivierter war, als bei Lulu.


    Eine Bemerkung noch zum Stück - ich hoffe, ich verscherze es mir jetzt nicht allzusehr mit Peter :untertauch:


    Ich habe vor der Aufführung als Vorbereitung nochmals die Minkowski-Einspielung gehört. Mein Eindruck war allerdings durchwachsen. Ich finde der Armide fehlt etwas die dramatische Wucht, die andere französische Gluck-Opern haben (unabhängig von unbestritten wunderbaren Szenen). Ich hatte den Eindruck, dass Gluck doch hin- und wieder durch das Libretto, dass für einen ganz anderen Opernstil geschrieben wurde, gehandicapt war. Ich kann mich des Gefühls nicht erwehren, dass ein Quinault-Lully-Libretto mit vielen Tänzen & Airs und retardierenden Momenten zu Gluck nicht mehr richtig passt. So finde ich den 4. Akt z.B. sehr lang, er wurde ja auch prompt von Bieito gekürzt. Aber dieser Eindruck nach Hören der Oper wurde in Berlin keineswegs verstärkt, eher im Gegenteil - auch das spricht, m.E. für die Inszenierung.


    Die Lully-Armide kann ich übrigens auch sehr empfehlen. Muss ich doch jetzt noch mal in direktem Vergleich hören :D


    So, ich hoffe, man wird aus meinem Geschreibsel schlau... Vielleicht folgt heute abend mehr.


    Viele Grüße,


    Melanie

    Hallo Frank,


    da das alles sehr off-topic ist, sollten wir hier über die karriere-Möglichkeiten von Frauen an Unis vielleicht nicht weiter diskutieren. Aber dennoch ganz kurz: Ich kenne natürlich die Situationen in meinen Bereichen am besten (Mathematik, Physik) und ich sehe auch die Fortschritte und sehe das ganze auch differenzierter. Aber das Frauen es unendlich viel einfacher haben deckt sich nun wirklich nicht mit den (erlebten und gezählten) Realitäten. Und dass es weibliche Netzwerke gibt, ist doch gut, das klingt ja jetzt, als gäbe es keine männlichen.


    In der Wirtschaft (IT-Branche) wird es dann übrigens noch mal anders - da sind dann eher die männlichen Netzwerke unendlich effizienter (auch hier bestätigen Ausnahmen eher die Regel). Auch hier sind die Gründe sicher vielfältig, manche Frauen wollen bei dem Spiel vielleicht intelligenter-weise auch gar nicht mitmachen.


    Aber das hat mit Frau Netrebko jetzt nichts mehr zu tun und bevor wir in die Netzwerke der Moderatoren geraten, sollten wir lieber zum Thema zurückkehren. OK, ich bekenne mich schuldig, ich habe angefangen.


    Viele Grüße,
    Melanie

    Zitat

    Original von Fairy Queen
    Wenn Du allein wüssest, wie ein ganz normaler hormoneller Monatszyklus die Stimme beeinflusst, würdest Du staunen.
    ....
    F.Q.


    Hallo zusammen,


    ein kurzer Exkurs in die Technikwelt um Fairies These zu stützen: Systeme, die Personen an Hand ihrer Stimme identifizieren, funktionieren mittlerweile erstaunlich gut .... ausser bei schwangeren Frauen.


    Wenn sogar eine schnöde Spracherkennung beim Sprechen den Unterschied hört, wie sollte er da beim Hochleistungssingen ohne Veränderungen abgehen.


    Es ist mir allerdings nicht bekannt, ob die die Stimmen aus Sicht des Spracherkenners nach der Geburt wieder normalisieren.


    Und folgendes:


    Zitat

    Gesichert ist , dass es jedenfalls in Deutschland Mädchen in Schulen und auf Unis unendlich viel einfacher haben als Jungs und Studenten !!! Das ist keine Hormonfarge per se , sondern eine eindeutig belegbare Tatsache . Ohne jeden Abstrich .


    scheint mir doch eher eine gewagte These. Zur Schule kann ich nicht wirklich was sagen, da ich auf einer Mädchen-Schule war. Da haben Mädchen tatsächlich naturgegebene Vorteile :D


    Aber für die Universitäten stimmt diese Aussage sicher nicht in dieser Allgemeinheit. Und je höher man in der Universitätshierarchie steigt, desto weniger stimmt's, das kann man ja auch an den Zahlen z.B. weiblicher Professoren ablesen.


    Viele Grüße,
    Melanie

    Lieber Edwin,


    ich finde auch, dass das nicht die gelungenste Szene ist und sie sich auch schon ganz schön zieht und kann daher die Baseler Entscheidung nachvollziehen. Aber ohne die Szene, fehlt mir auch was. Wie man's macht, ist es halt verkehrt...


    Es ist eben sehr schade, dass Berg die Oper nicht mehr vollenden konnte - wer weiss, was er noch geändert hätte. Aber das ist leider müßige Spekulation.


    Viele Grüße,


    Melanie

    Lieber Alviano,


    danke für die ausführliche Beschreibung der Aufführung. Ich war am Samstag auch dort, hatte auch schon überlegt zu schreiben, aber Du hast mir die Arbeit abgenommen - viel besser, als ich es gekonnt hätte. Ich finde es nicht einfach, eine Inszenierung zu beschreiben, so dass es auch für jemanden nachvollziehbar ist, der nicht dort war.


    Deine Eindrücke kann ich nur bestätigen. Es war (insbesondere für Bieitos verhältnisse) eine eher "konservative" Inszenierung. Ich meine damit, dass die Inszenierung sehr eng an der Handlung angelehnt war und keine Umdeutung stattgefunden hat, wie zum Beispiel beim Fliegenden Holländer in Stuttgart. Die Zeit war zwar in die Gegenwart verlagert, der Maler war ein Fotograf, der Brief an Schöns Verlobte wird auf einem Blackberry geschrieben (oder per SMS?), aber das sind kleine Details. Bieito betont die aggressive Erotik, die in dem Stück ja vorhanden ist und hat mit Marisol Montalvo ja dafür auch äusserlich eine optimale Lulu.


    Unglaublich fand ich die Szene, in der Lulu im letzten Akt, nachdem sie Jack the Ripper bzw. hier ganz deutlich Dr. Schön anfleht, bei ihr zu bleiben, ihren Mantel fallen lässt und völlig nackt dasteht. Im ganzen Stück bisher war Nacktheit oder Fast-Nacktheit immer erotisch (nie ordinär), an dieser Stelle überhaupt nicht mehr. Hier steht nur noch eine unglaublich einsame, verletzliche nackte Frau. Ich hatte wirklich einen dicken Klos im Hals.


    Ich fand es dennoch schade, dass die erste Szene des dritten Aktes gestrichen wurde. Hier fehlt mir der Übergang zwischen, der ads Absinken der Lulu und ihrer freunde deutlich macht. Für mich schienen es daher fast wie zwei mögliche Varianten für dieselbe Person:


    - der erste Teil zeigt ein von frühester Jungend an missbrauchtes Mädchen, dass durch einen reichen Zeitungsbesitzer protegiert und sich zur Femme Fatale entwickelt hat. Auf die Bühne gestellt wird ihr weiterer Missbrauch durch die Männer, aber auch ihre Faszination auf die Männer und auch ihre Einsamkeit - eben in entsprechend reichem und korrupten bürgerlichen Umfeld
    - der zweite Teil zeigt das gleiche Mädchen, dass eben nicht durch einen reichen Mann protegiert wurde, sondern den "natürlichen" Werdegang zur Strassenhure nehmen muss.


    Ich kann aber Bieito auch ein bisschen verstehen, ich halte es auch für schwierig, die Intensität dieser Inszenierung in der Paris-Szene aufrecht zu erhalten, bzw. sogar zu steigern.


    Aber insgesamt eine sehr gute, überzeugende Aufführung, die ich ebenfalls sehr empfehlen kann.


    severina: Es gibt übrigens Aufführungen im März: am 09. und 15.03, das hilft Dir aber wahrscheinlich nicht?


    Viele Grüße,


    Melanie


    Lieber JR oder andere La Vestale Fans,


    diese Aufnahme ist ja doch auf CD recht teuer, weisst Du, ob ein Libretto beiliegt (für mich immer absolutes Kaufkriterium, es sei denn, ich habe schon eins, oder die Aufnahme ist wirklich sehr preiswert)


    Danke im voraus,


    viele Grüße,
    Melanie

    Liebe Brangäne,


    Deine Ansichten zur Live-Opernaufführung versus Kino-Übertragung teile ich voll und ganz - daher auch mein Statement oben, dass ich Bernds "Zukunftsvisionen" ganz schrecklich finde.


    Ich glaube auch, dass die meisten Opernfans so denken wie wir (dabei sind sich sicher auch "Staubis" und "Regielies" einig), von daher geht sicher keine Gefahr aus.


    Aber ich fürchte, dass in Zeiten ökonomischer Krise, in der enorme Summen in marode Banken und Industrien gesteckt werden müssen, früher oder später auch Kultursubventionen leiden werden. Und Oper ist eine verdammt teure Angelegenheit. Meine Negativ-Vision ist durchaus, dass viele Opern schließen und die übrigen wesentlich mehr von Sponsoring und Einnahmen abhängen werden. Die Einnahme-Seite lässt sich durch zugkräftige, star-besetzte und (vermutlich) ansonsten eher harmlose Übertragungen sicher steigern...


    Ich habe im Oktober in der New Yorker Met übrigens die Produktion der Lucia mit einer großartigen Diana Damrau und einem großartigen Beczala life gesehen. Das Programmheft der Met listet dabei die Sponsoren auf, die mehr als (ich glaube) 5000$ gespendet haben. Die Sponsoren sind dabei in Kategorien eingeteilt. Die Details kann ich gerade nicht nachsehen, das heisst die Zahlen, die ich jetzt nenne sind vielleicht nicht 100% richtig, aber die Größenordnung stimmt bestimmt: die Met hat ca. 8 Sponsoren, die in dieser Spielzeit über 2,5 Millionen (!) Dollar spenden. Dazu kommen ca. 10 Sposnoren, die sich verpflichtet haben, über 5 Jahre 500.000 $ zu sponsorn. Darunter folgen dann in jeder Größenordnung seitenweise Sponsoren, viele davon auch mit sehr hohen Beiträgen.


    Dazu kommen die Spezial-Sponsoren der Produktion (Größenordnung wurde nicht genannt) und natürlich ist auch jeder Sitz gesponsort. Und das sind mit verschwindenen Ausnahmen alles (!) Privatleute. Mir ist wirklich die Kinnlade heruntergefallen, weil mir erst mal klar geworden ist, wie reich New York ist (war?). Hier wird einem auch klar, wie Krisenanfällig ein Sponsoren-System zwangsläufig sein muss. Die New York City Opera spürt ja schon die Folgen.


    Vor diesem Hintergrund fürchte ich schon, dass an Bernds Zukunftsversionen was dran sein könnte, aber ich hoffe inbrünstig, dass es nicht so kommen wird.


    Viele Grüße,
    Melanie

    Hallo Thomas,


    danke für den Link.


    Das ist tatsächlich traurig. Ich schätze seine Purcell-Enspielungen sehr. Aber das sind ja nun wahrlich keine Peanuts und mit Knabenchören sollte er wohl auch nicht mehr zusammenarbeiten.


    Aber gut, jetzt zurück zu Händlopern.


    Viele Grüße,


    Melanie


    Das ist wirklich eine erschreckende Zukunftsaussicht...


    Viele Grüße,


    Melanie

    Zitat

    Original von der Lullist


    Naja vielleicht wenn R.King aus dem Knast wieder raus kommt :pfeif:


    ?? Habe ich das was verpasst? Oder stehe ich jetzt auf dem Schlauch und verstehe den Gag nicht ??


    Ich hoffe, letzteres.


    Viele Grüße,


    Melanie

    Hallo zusammen,


    ich kann leider trotz (halb-) französischem Mann nichts wirklich etwas beitragen, da dieser perfekt zweisprachig ist und wir daher natürlich fast immer Deutsch reden.


    Wir hatten mal die Tradition des französischen Sonntags (nur französisch ist erlaubt) und der französischen Urlaube, das bringt auch eine ganze Menge. Aber wenn ich dann mal schimpfen muss, dann natürlich wieder auf Deutsch - sonst habe ich Nachteile.


    Meine Neu-französischen Wortschöpfungen waren auch erheblich weniger poetisch als die von Fairy, celestement ist wirklich schön - häte ich auch sofort für echt gehalten...


    Ich habe nur einen legendären Falschversteher zu bieten: Am Anfang konnte ich noch sehr schlecht französisch und habe sehr viel durch zuhören und reden vor Ort gelernt. Da mein Mann bzw. seine Familie in Restaurants immer die Rechnung bestellt habe, habe sich das Wort dafür immer nur gehört, nie gelesen.


    So war ich lange Zeit felsenfest davon überzeugt, dass die Rechnung auf französisch "La Dition" heisst.


    Als ich das das erste mal gelesen habe, viel es mir dann wie Schuppen von den Haaren. Und das einer Mathematikerin...


    Das verfolgt mich auch immer noch :-)


    Viele Grüße,
    Melanie

    Zitat

    Original von Ingrid
    An der BSO kostet am 31.5.09 ein Platz in der 1. Kat. für eine uralte La bohème-Inszenierung z.B. 264 Euro und ein Stehplatz 20. Wer bietet mehr?


    :hello: Ingrid


    Hallo Ingrid,


    da musst Du jetzt aber auch fairerweise sagen, wer an diesem Abend singt. Wenn diese Sängerin nicht in München ist (was glücklicherweise meistens der Fall ist), ist es selbst in München billiger :D


    Viele Grüße,


    Melanie


    Hallo Severina,


    das die Geschichte mit dem Ring nicht mehr aufgegriffen wird, liegt meines Erachtens an der spezifischen dramaturgie der Oper, die ja insgesamt viele Dinge unerklärt und offen lässt. Für mich wird hier nicht so sehr eine vollständige zusammenhängende Geschichte erzählt, sondern es werden einzelne Bilder aus eben dieser Geschichte gezeigt, die sich der Zuschauer erst zu einer Gesamt-Geschichte bauen muss. So ist es ja auch bei vielen szenen unklar, wieviel Zeit dazwischen vergeht und was genau passiert. Wieviel Zeit vergeht zwischen der ersten und der zweiten szene im ersten Akt? Wieviel Zeit zwischen dem 4. und dem 5. Akt? Es wird nicht deutlich gesagt - viele Interpretationen sind denkbar. So denke ich mir, dass duchaus eine Auseinandersetzung mit Golaud über den Ring stattgefunden hat, aber sie wird nicht gezeigt. Wie sie verlaufen ist, weiss man nicht?


    Ebenso die Gestalt der Mélisande. Wie unbewusst und naiv ist sie wirklich? Inwieweit ist sie durch die Vorgeschichte traumatisiert? Sie hat ja nun auch eine geschickte Art unangenehmen Fragen aus dem Weg zu gehen und Ihre Antwort an Pelléas im 4. Akt: "Ich lüge nie ausser bei Deinem Bruder" deutet ja an, dass sie so unbewusst nicht ist. Siehe auch deine Bemerkungen zum Spiel mit dem Ring.


    Für mich macht es genau den Reiz des Stückes aus, dass diese Fragen nicht eindeutig geklärt werden, sondern im vagen bleiben. Ich fand es durchaus auch gut, dass Pelly dem Stück nicht eindeutige Antworten übergestülpt hat.


    Viele Grüße,


    Melanie


    Lieber Jacques,


    danke für diese Informationen zu den verschiedenen Fassungen der Hoffmann'schen Erzählungen. Das Du Dich da bestens auskennst, war ja zu erwarten :hello:


    Ich sollte mich damit mal detaillierter auseinandersetzen.


    Aber ich wollte keineswegs sagen, dass Felsensteins Bearbeitungen museal sind. Ich wollte nur auf die Diskrepanz hinweisen, dass es für einige Taminianer schon zu weit geht, wenn der Ort bzw. die Zeit der Handlung einer oper in einer Inszenierung verändert werden, andererseits aber als traditionell hochgelobte Regisseure dann doch starke Eingriffe in die Stücke selber vornehmen.


    Aber jetzt bin ich schon viel weiter an den unseligen Regietheater-Diskussionen, als ich jemals sein wollte. Ich möchte kein Vorgehen pauschal befürworten oder kritisieren, sondern dafür plädieren sich die konkreten Ergebnisse anzuschauen und zu bewerten. Und im vorliegenden Fall finde ich diese, wie bereits geschrieben, doch sehr überzeugend.


    Die Sänger mögen übrigens sängerisch nicht die damalige Elite dargestellt haben, sehr gut gespielt haben sie schon. Was mich wiederum an eine andere Diskussion in diesem Forum erinnert, in dem heutige Sängerdarsteller gegen frühere unbewegliche "Nur-Sänger" aufgerechnet werden, die dann rein musikalisch überzeugender waren. Vielleicht gab es ja auch schon früher Aufführungen mit durchaus verschiedenen Schwerpunkten und den darauf angepassten Sängertypen.


    Viele Grüße,


    Melanie

    Hallo Armin,


    ich habe schon den Verdacht, dass Felsenstein zwar sehr Libretto-genau inszeniert, dafür aber teilweise starke Eingriffe in das Werk an sich nicht scheut. Also quasi eine Gegenposition zum heutigen Opernbetrieb, wo die Inszenierungen freier sind, aber die Werke als solche eher nicht angetastet werden. Hier müsste ich aber noch mehr sehen, bevor ich diese These bestätigen kann.


    Viele Grüße,


    Melanie

    Hallo zusammen,


    erst mal danke an den Lullisten für den schönen Beitrag, der viele Anregungen oder Überdenkenswertes an der heutigen HIP-Praxis zusammenfasst. Ich denke auch, dass ein Verharren in Moden oder Konventionen immer das schlimmste ist, was passieren kann und einiges in der heutigen HIP-Welt geht vielleicht in diese Richtung.


    Ich möchte aber einen Aspekt der HIP-Bewegungen aufgreifen, der meines Erachtens massiv gegen Alfreds Verdacht, den er in seinem letzten Abschnitt äußert, spricht: Die massive Repertoire-Erweiterungen, die uns die HIP-Ensemble gebracht haben. Von der Renaissance-Musik, über frühen itelienischen Oper, über Biber und Konsorten bis zur gesamten französische Barockmusik war ja fast nichts wirklich präsent und für musikalische Laien verfügbar (das sind jetzt nur ein paar willkürliche Beispiele). Heute ist doch ein unglaublicher Teil wunderschöner Musik mindestens auf CDs verfügbar - und mir ist eine Lully-Oper mit zu kleinem Orchester immer noch lieber, als gar keine Lully-Oper.


    Hierduch habe jedenfalls ich eine unglaubliche Erweiterung erfahren und bin alleine dafür den "HIP-lern" sehr dankbar. Destruktive Tendenzen stelle ich mir jedenfalls anders vor.


    Viele Grüße,


    Melanie


    Lieber Jacques,


    möglicherweise liegt hier ein Missverständnis vor. Ich bezog mich oben auf den Ausschnitt einer Bühnenaufführung von Hoffmanns Erzählungen. Dieser Ausschnitt ist einer der Specials, die der Box beiliegen.


    Der Don Giovanni auf der Box ist ohnehin eine Bühnenaufführung, kein Opernfilm - bin schon gespannt.


    Der Dirigent von Hofmanns Erzählungen im Opernfilm ist übrigens Karl-Fritz Voigtmann. Ich fühle mich bei den diversen Fassungen von Hoffmanns Erzählungen nicht sattelfest genug, etwas zu der gewählten Fassung zu sagen. Sie kommt nahe an die Fassung, mit der ich das Stück kennengelernt habe (mit Diamantenarie natürlich).


    Mit Fidelio geht Felsenstein ja relativ frei um.


    Viele Grüße,


    Melanie