Beiträge von Mela

    Hallo Bernd,


    danke für das Feedback und den Hinweis auf Frankfurt. Frankfurt ist ja auch von München aus näher als Paris, also kann man sich das ja mal überlegen...


    Ich kenne die Aufnahme von Jordan übrigens auch, hatte sie aber bestimmt 10 Jahre nicht mehr gehört. Mir hat sie zwar immer sehr gut gefallen, von daher hatte ich ein positives Vorurteil und war dann trotzdem musikalisch war ich in Paris noch mal richtig positiv überrascht. Was will man mehr?


    Das Bühnenbild kann man sich übrigens hier anschauen (meine Erklärung ist ja vermutlich nicht wirklich verständlich :untertauch: )


    "http://www.operadeparis.fr/Saison-2007-2008/Spectacle.asp?IdS=372"


    Es gibt jetzt auch eine neue Aufnahme:



    Kennt die schon jemand?


    Viele Grüße,


    Melanie

    Hallo zusammen,


    da ich wegen eines Familienfestes letzte Woche in Frankreich war, hatt ich Gelegenheit am 02.10. in der Pariser Bastille-Oper die Neuproduktion von Ariane et Barbe-Bleu von Dukas zu sehen.


    Zunächst die Besetzung:


    Barbe-Bleue: Willard White
    Ariane: Deborah Polaski
    La nourrice: Julia Juon
    Sélysette: Diana Axentii
    Ygraine: Iwona Sobotka
    Mélisande: Hélène Guilmette
    Bellangère: Jaël Azzaretti


    Dirigent: Sylvain Cambreling
    Regie: Anna Viebrock
    Licht: David Finn
    Video: Till Exit
    Dramaturgie: Malte Ubenauf
    Chor: Peter Burian


    Wie hat es mir gefallen?
    Musikalisch hervorragend. Die Musik ist eine etwas eigentümliche Mischung aus Debussy, Faure, Wagner und (meiner Meinung nach) manchmal sogar Strauss. Teilweise wirkt sie hypernervös und fast ein bisschen spannungsüberaden. Sie hat aber auch einen großen Reichtum an wunderschönen Klangfarben.


    Das Orchester unter Cambreling war für mich der beste Teil des Abends. Der Klangreichtum war teilweise überwältigend, dennoch wurde nie ein Klangbrei ausgebreitet, sondern das Orchester klang eigentlich immer sehr gut durchhörbar und strukturiert.


    Die Sänger fand ich im großen und ganzen ebenfalls gut. Deborah Polaski war vielleicht manchmal etwas schrill, der Gesamteindruck hat darunter aber nicht gelitten.


    Der Inszenierung stehe ich etwas gespalten gegenüber. Auf der Bühne steht das Skelett eines Hauses mit 4 Zimmern (d.h. die Ecken, Fenster, Türen und Wände sind als Skelett vorhanden, aber natürlich nicht gefüllt, ich hoffe das ist verständlich). Die Zimmer und Kleidung sind in einer Art 30er Jahre Dekor ausgestattet (naja, viel Ausstattung gibt es nicht). Die Fenster nach "draussen", also zur Seite sind vernagelt.


    An der rechten Seite wird ausserdem ein Video projeziert, das teilweise vorher aufgenommene Bilder der Frauen zeigt, teilweise aber auch einen Blick von oben oder von der Seite auf das Geschehen (Balubarts Überwachungskameras?). Wenn der Vorhang aufgeht, sind Blaubarts Frauen in den Zimmern des Hauses in Hauskleidung mit "Banalen" Tätigkeiten beschäftigt (Zum Beispiel Wäsche sortieren). Das Öffnen von Blaubarts Schatzkammern durch Ariane im ersten Akt entspricht der Entdeckung der verschiedenen Zimmer. Der zweite Akt spielt in demselben Setting, die Befreiung und das Hereinlassen des Lichts wird durch Öffnen der Fenster nach "aussen" verdeutlicht. Die Aufbruchsstimmung am Anfang des dritten Akt wird (Libretto-Getreu) durch eine Szene geschildert, in der die Frauen sich schmücken, natürlich in 30er Jahre Kostüme und eher wenig prächtig. Nach den dramatischen Szenen mit Blaubart und dem Volk, entscheiden sie sich aber gegen die endgültige Befreiung und kehren wieder zu ihren Tätigkeiten vom Beginn zurück. Somit entspricht das Schluss-Bild fast dem Anfangsbild.


    Das Arianes Befreiungs (Emanzipations-) Versuch vergeblich bleibt, wird in dieser Inszenierung sehr deutlich und meine Kritik richtet sich nicht dagegen. Aber sehr viel Details bleiben doch unklar, die Rolle des Volks und Blaubarts zum Beispiel. Blaubart braucht es eigentlich in dem Stück überhaupt nicht. Er schüchtert die Frauen nicht ein, sie sind auch nicht fasziniert von ihm (sie helfen ihm am Ende in dieser Inszenierung auch nicht, er bliebt einfach am Boden liegen und richtet sich erst ganz am Schluss mühsam wieder auf).


    Die Video-Installation fand ich auch nicht unbedingt überzeugend, ausser am Schluss, wo eine Perspektive aus Sicht der Vertreter des Volkes von der Seite gezeigt wurde. Da sah das Haus fast wirklich wie ein solides Haus in einer Strasse aus, aus dessen Fenster verängstigte (Kriegs-)Frauen schauten.


    Wenn ich so meine Eindrücke schreibe, finde ich die Inszenierung auf einmal nicht mehr so schlecht, aber an dem Abend selbst hat sie mich eher unbefriedigt zurückgelassen. Ich hatte den Eindruck, dass man aus dem Stück mehr machen könnte, aber vielleicht müsste ich sie noch einmal sehen.


    Aber insgesamt: Wenn jemand zufällig in Paris sein sollte, wenn diese Oper gezeigt wird, kann ich den Opernbesuch uneingeschränkt empfehlen. Insbesondere, weil man Ariane et Barbe-Bleu ja auch nicht so häufig sehen kann.


    Viele Grüße,


    Melanie

    Hallo Sagitt,


    ups, diese Neuerscheinung hätte ich ja fast übersehen. Danke für den Hinweis...


    Die Platte wird sofort bestellt.


    Ich habe die Aufführung in Innsbruck gesehen, und muss gestehen, dass ich durchaus etwas zwiespältig war. Die Tempo-Wahlen fand ich auf den ersten Höreindruck nicht immer überzeugend, das Finale sogar etwas lasch. Aber ich denke, dass Jacobs auch länger an seinen Aufführungen feilt, sein Figaro und seine Cosi finde ich jedenfalls so gut, dass sein Don Giovanni ein absoluter Muss-Kauf für mich ist.


    Ein weiterer Wermuts-Tropfen in Innsbruck war die Inszenierung, die meines Erachtens ziemlich mau war (keine Spannung, kein Theater, viele unmotivierte Aktionen). Die sieht man ja glücklicherweise auf der CD nicht.


    Ich werde berichten, sobald ich die Platte gehört habe.


    Viele Grüße,


    Melanie

    Hallo zusammen,


    ich habe mir das 70-CD Callas-Päckchen mit allen EMI-Studioaufnahmen gestern gekauft.


    Ich bin auch nicht sicher, wie lange es dauert, bis ich mich durch alle Platten durchgehört habe, aber für mcih haben solche Mammut-Päckchen auch oft eine dokumentarische Aufgabe. Wenn ich mal in die Gioconda von 1953 hineinhören möchte, dann ist sie halt da. Bei mir kommt auch noch hinzu, dass ich eigentlich kein besonderer Fan vom Standard-Callas-Operrepertoire bin, aber wenn sie dann mit einer Ausdruckskraft à la Callas dargeboten werden, muss es doch hin- und wieder sein.


    Die CDs sind chronologisch nach Aufnahme-Datum sortiert und entsprechen den früheren Veröffentlichungen. Einige der CDs sind also auch nciht sehr lang (insbesondere die erste: Unter 30 '). Auf der 70sten CD sind alle Texthefte im PDF-Format. Das CD-Booklet-Format ist dabei beibehalten (Mit 2 Booklet-Seiten pro PDF-Seite im Quer-Format), was natürlich auf den Ausdrucken nicht so optimal aussieht. Die Original-Booklets der Aufnahmen, die ich bereits hatte, werde ich wohl behaupten.


    Als ich dann als stolzer Besitzer von 70 neuen CDs zu Hause die erste CD in den CD-Player legte, ohne groß nachzuschauen, was mich eigentlich erwartet, war die Überraschung dann doch groß: Aus den Boxen tönte Isoldes Liebestod - auf Italienisch.... Das ist also scheinbar die erste Studio-Aufnahme der Callas von 1949.


    Das ist zwar eher mein Opernrepertoire, kam für mich dann aber doch eher unerwartet. Glücklicherweise erkennt man die Stimme sofort, sonst hätte ich die Box wohl noch aus Versehen umgetauscht :untertauch:


    Viele Grüße,


    Melanie

    Zitat

    Original von der Lullist



    Im Herbst 2008 wird mit der selben Truppe (dann aber Sänger statt Schauspieler) Lullys "Cadmus et Hermione" inszeniert. Das dürfte wieder sehr interessant werden.


    Hallo Lullist,


    die Aufführung ist bereits im Januar in Paris an der Opéra Comique. Ich überlege schon, ob ich im Januar nicht einen Kurzurlaub in Paris einplane...


    Das Begleitprogramm zu der Aufführung kann sich auch sehen lassen:
    - 5 Aufführungen von Cadmus et Hermione mit Dumestre in der Inszenierung von Lazare



    - Eine Ausstellung mit Szenen aus Ballets de Cour


    - Ein Kolloquium über die Erfindung der französischen Oper


    - Ein Zyklus von 5 Konzerten mit Dumestre und dem Poeme Harmonique (Le Lever du Roi)


    - 4 Aufführungen von Pierrot Cadmus, einer Parodie von Carolet von 1737, szenisch, die Ausführenden sind Poeme Harmoniique und Opera de Rouen


    - 2 Aufführungen von Le Carneval et la Folie, Opera Ballet von Destouches, szenisch mit Niquet


    Irgendwie wahnsinnig, was in Paris teilweise so auf die Beine gestellt wird...


    Viele Grüße,


    Melanie


    Hallo Khampan,


    das ist ja ziemlich erschreckend.


    Eine Frage aber: Wie vergleichst Du Original und Wiederholung (oder sollte ich sagen: Kopie...)? Über einen Wave-Editor? Ich denke, rein durch Hören ist das nicht so einfach.


    Viele Grüße,


    Melanie

    Hallo Edwin,


    vielen Dank für Deine Erklärung. Das ist tatsächlich die beste Erklärung, die ich bisher gelesen habe (ich liebe dieses Forum :) )


    Wenn ich richtig verstehe, ist der Grundbaustein einer spektralen Komposition (oder jedenfalls eines Teils) das Obertonspektrum eines bestimmten Klanges, während die übrigen Elemente eigentlich sehr frei behandelt werden können. Interessant, dass sich die Komponisten oft mathematische Modelle suchen, um Strukturen & Regeln zu definieren, wobei die Fibonacci-Reihe vielleicht nicht extrem originell ist... Erzwingt die extreme Freiheit die Kontrolle durch die "strenge" Mathematik?


    Nach der Erklärung hätte ich eigentlich befürchtet, dass die Musik sehr statisch klingt, was sie - jedenfalls bei den mir bekannten Beispielen - eigentlich nicht tut. Aber fließende Übergänge von einem "Klangzustand" in einen anderen beschreiben die Kompositionen auf der oben erwähnten Murail-Platte eigentlich ganz gut.


    Auch die Aussage zur "Neuen Konsonanz" deckt sich mit meinen Höreindrücken, in der Regel wirken die Stücke auch eher meditativ und klangschön. Bei Murails Stück "Le Lac" gibt es am Anfang eine Stelle, die klanglich sehr an Regentropfen auf einer Wasserfläche erinnert, möglicherweise hat er entsprechende Spektren als Material benutzt. Eigentlich assoziiere ich während des ganzen Stücks Schwarz-Weiss Fotos von Seelandschaften im Regen (OK, das liegt vermutlich am Cover-Foto...)


    Jetzt zurück zur Musik, mal sehen, ob sich mein Höreindruck nach dieser Erklärung ändert (das ich das Spektrum oder die Struktur bewusst höre, halte ich aber für ausgeschlossen).


    Vielen Dank noch mal für die Erklärung,


    Melanie

    Zitat

    Original von severina


    Ich schaue mir eben den Konwitschny-Carlos von unserer WSO an, und augenfälliger kann der Kontrast zum Salzburger Carlo in der Karajan-Inszenierung wohl nicht sein.
    lg Severina :hello:


    Hallo Severina,


    ich bin mittlerweile ja ziemlich neugierig auf diesen Don Carlos. Kann man die DVD kaufen? Bei JPC bin ich gerade nicht fündig geworden (habe aber auch den Eindruck, dass deren Suchfunktion in dem neuen Internetauftritt nachgelassen hat).


    Vielen Dank & viele Grüße,


    Melanie

    Hallo Kurzstückmeiste und Klawirr,


    danke für den Link, aber wirklich weitergeholfen hat er mir leider nicht. Scheinbar ist es ein spektraler Text, denn die Definition erscheint mir doch auch sehr "wolkenförmig" und sehr wenig greifbar.


    Leider ist das mein Problem mit allen mir bekannten Erklärungsversuchen und komme irgendwie nicht weiter.


    Aussagen wie: "die Teiltöne beim Ein- oder Ausschwingvorgang, das sich ständig fortentwickelnde dynamische Profil der Klänge" oder "Sie kümmert sich nur noch um winzige Schwankungen, um Rauheiten, um Texturen" kann ich vielleicht ansatzweise aus meinen Hörerfahrungen nachvollziehen, aber das gilt doch auch für viele Komponisten, die man sonst nicht mit spektraler Musik in Verbindung bringt (Lachenmann z.B.)


    Wahrscheinlich verzehre ich mich selbst in der Hervorbringung von unadäquaten Erklärungen :pfeif:


    Nun denn, vielleicht kann ja Edwin noch etwas erhellendes beisteuern.


    Viele Grüße,


    Melanie

    Hallo zusammen,


    ich höre mich gerade durch Platten von Grisey und Murail. Vor allem die beiden folgenden Platten gefallen mir sehr gut:



    und



    Jetzt weiss ich natürlich, dass man beide Komponisten zu den Komponisten spektraler Musik zählt. Ich habe aber noch keine mir verständliche Definition gefunden, die substantieller war als "Hat irgendetwas mit den Obertonspektren zu tun".


    Meine Frage jetzt an Euch: Wie wird spektrale Musik definiert und was sind die wesentlichen Merkmale spektralen Komponierens?


    Bin für jede Hilfe dankbar.


    Viele Grüße,


    Melanie

    Hallo Lullist,


    "Aus den sieben Tagen" hat mit dem Licht-Zyklus nichts zu tun. Dieser Zyklus ist viel früher, nach meiner Erinnerung Ende der 60er oder Anfang der 70er Jahre. Bei diesen Stücken hat sich Stockhausen weit von der klassischen Definition eines Kunstwerks entfernt. Es handelt sich um weitgehend freie Improvisationen, inspiriert durch Texte von Stockhausen. Ich muss gestehen, dass ich zu diesen Stücken nie wirklich Zugang gefunden habe - ich kenne sie auch nicht gut.


    Mir gefällt folgende CD sehr gut:



    Hierbei handelt es sich um einen Teil aus Donnerstag, glücklicherweise um einen rein Instrumentalen Teil, mit Stockhausens, naja, gewöhnungsbedürftigen Texten muss man sich also nicht auseinandersetzen. Leider Full-Price...


    Ansonsten kann ich Mantra sehr empfehlen, für mich eines der interessantesten Stücke von Stockhausen. Die beiden bei jpc erhältlichen Aufnahmen kenne ich allerdings nicht, ich habe die Aufnahme aus dem Stockhausen-Verlag.


    Tierkreis, von dem es auch mehrere Aufnahmen gibt, ist auch ein sehr schönes Stück bestehend aus 12 eher kurzen Melodien. Dieses Stück ist eigentlich auch eine Rohfassung, bestehend aus den Melodien und verschiedenen Anweisungen. Die Details kann ich leider nicht erklären - zu Hause könnte ich in den Textheften nachschauen - aber im Grunde muss sich jeder Spieler bzw. jedes Ensemble seine eigene Version erstellen. Sirius ist eine lange ca. 2-stündige Version von Stockhausen selbst.


    Die Melodien sind sehr eingägig und fast schon kitschig, entgegen der Erwartungshaltung, die man gegenüber zeitgenössischer Musik im allgemeinen und Stockhausen im Besonderen meistens hat.


    Viele Grüße,


    Melanie


    PS: Französische Barockmusik und die moderne "Avantgarde" ist ja eigentlich eine recht unerwartete Mischung, aber ich höre derzeit auch ca. 50% franz. Barock und ca. 25% - 30% Moderne. Vielleicht sollte man sich mal über die Parallelen Gedanken machen... Oder sind es eher die Gegensätze, die sich anziehen??


    Hallo Frank,


    als Ex-Kölnerin kann ich das, was Du sagst, nur unterstreichen. Das Konzert-Angebot in Köln ist wirklich unglaublich vielfältig und, wenn man Stundenten- oder Schülertarife bekommt, auch wirklich i.d.R. nicht teuer. An die Philharmonie, aber auch an den Sendesaal im WDR, an die Konzerträume der Musikhochschule, habe ich viele ausgezeichnete Erinnerungen und zu Schüler- und Studentenzeiten war ich sehr häufiger Gast in diesen Hallen.


    Zu einem Deiner Vorzüge: Bei der Philharmonie gehört es ja zum Programm, dass man sich mit Stehplatz-Karten, oder auch mit billigen Karten, auf bessere Plätze setzen kann, soweit sie verfügbar sind, ich bin sogar schon explizit dazu aufgefordert worden. In der Münchner Philharmonie ist das alleine bautechnisch gar nicht möglich und wird auch durch Kartenkontrollen nach der Pause unmöglich gemacht.


    Jedesmal, wenn ich bei meinen Eltern in das Programm der Philharmonie schaue, bekomme ich wieder Heimweh. Das Konzert-Programm ist um einiges interessanter, als hier in München. Allerdings habe ich jetzt auch viel weniger Zeit für Konzerte und dann bietet auch München noch genug.


    Viele Grüße nach Köln,


    Melanie

    Hallo Edwin,


    vorstellen kann ich mir das schon. Das sich bei Stockhausen die ganze Welt nur um den eigenen Bauchnabel dreht, merkt man ja sehr schnell, wenn man ihn erlebt oder Texte von ihm liest.


    Hat er nicht Aufführungen eigener Opern schon dadurch verhindert, dass er absolut kompromisslos an seinen Forderungen festgehalten hat, bis der jeweilige Intendant einen Rückzieher machen musste?


    Aber irgendetwas muss seine Musik haben, das ist schon mein 5tes oder 6tes Posting zu diesem Thema, und ich bin ja nicht gerade ein Vielschreiber :hello:


    Viele Grüße,


    Melanie

    Hallo Edwin,


    mir geht es genauso, Stücke wie Mantra schwanken in meiner Wertschätzung relativ wenig und je früher das Erscheinungsdatum eines Licht-Teiles, desto besser gefällt er mir.


    Wirklich sehr enttäscht war ich von Düfte- Zeichen. Hier hatte ich nur noch den Eindruck, an der Feier einer esoterischen Privat-Religion teilzunehmen, die Musik schien mir keineswegs interessant genug, um mich für die Texte´und das übrige "Brimborium" der Aufführung hinwegzutrösten. Ich habe sie damals in die Ecke der esoterischen Berieselung gestellt.


    Aber ich habe das Stück danach nie weider gehört und es kommt bei mir durchaus häufiger vor, dass ich meine erste Einschätzung revidieren muss :untertauch:


    Ich habe übrigens nicht den Eindruck, dass er die CD- und Noten-Veröffentlichungen in einem eigenen Verlag betreibt, um den Zugang zu seiner Musik einzuschränken. Ich habe eher den Eindruck, dass er jeden Aspekt seiner Musik kontrollieren willen. Die Veröffentlichungen sind ja auch sehr sorgfältig aufbereitet (sehr genaue Unterteilung in einzelne Nummern, die mir das Hören schon erheblich erleichtern, in der Regel ausführliche Erläuterungen etc...). Ich glaube nicht, dass er bei anderen Verlagen ähnliche Bedingungen hätte.


    Vermutlich leitet er daher auch die meisten Aufführungen seiner Werke selbst und in der Regel sind es ja auch immer die gleichen Solisten, die auftreten (oft auch noch aus seiner eigenen Familie). Auch hier drängt sich der Eindruck einer gewissen Sektenbildung geradezu auf.


    Viele Grüße,


    Melanie

    Hallo zusammen,


    hat einer von Euch bereits Hör-Erfahrung mit dem neuen Groß-Projekt, dass Stockhausen nach der Finalisierung des Licht-Zyklus begonnen hat? Es heisst "Klang, die 24 Stunden des Tages".


    Ich habe nach der Uraufführung von "Düfte - Zeichen" aus Sonntag in Salzburg vor ein paar Jahren, die weiteren Entwicklungen von Stockhausen nicht mehr verfolgt. Ich war von den späteren Stücken, also etwa ab Dienstag oder Mittwoch, nicht mehr so sehr überzeugt und da ist das Pendel meiner Meinung zu Stockhausen von Begeisterung wieder zu Ablehnung umgeschlagen (das passiert ziemlich regelmäßig). Der Thread macht mir aber eigentlich Lust, mal wieder Stockhasuen zu hören und auch die neueren Werke kennenzulernen.


    Wäre für Feedback oder Anregungen dankbar.


    Viele Grüße,


    Melanie

    Falls es jemanden interessiert und es nicht sowieso schon alle wissen:


    Im Stockhausen-Verlag gibt es vermutlich ziemlich das ganze Werk von Stockhausen auf CD (und auch als Noten). Das sind mittlerweile 86 CD-Editionen mit teilweise mehreren CDs, unter anderem auch einer 7-CD Box mit "Aus den 7 Tagen".


    Dort sind auch die alten DGG-Aufnahmen wieder erhältlich.


    Die CDs sind nicht billig, die ich kenne sind allerdings sehr liebevoll ausgestattet mit teilweise wirklich interessanten und nicht-mythischen Texten.


    Der Link "www.stockhausen.org"


    Viele Grüße,


    Melanie

    Zitat

    Original von Edwin Baumgartner
    Es ist, wie Ihr korrekt vermutet, ein instrumentaler "Licht"-Auszug, und zwar aus dem "Donnerstag". Wobei Michael der trompetespielende Sohn Stockhausens ist, der einem Licht-Engel gleichgesetzt wird. Da darf man dann gleich vermuten, wofür sich Papi Karlheinz hält... Es gibt wirklich Werke, da würde ich mir wünschen, die Musik wäre schlecht, daß ich sie aus vollem Herzen ablehnen kann. Aber diesen Quatsch muß man ja sogar wegen der Musik noch verteidigen...!
    :hello:


    :yes:


    Hallo Edwin,


    das beschreibt wirklich sehr gut mein Verhältnis nzu Stockhausens Musik. Wobei ich von seinen jüngeren Stücken eigentlich dann doch auch eher enttäuscht war. Ich habe vor ein Paar Jahren in Salzburg die Uraufführung "Düfte - Zeichen" einen Teil aus Sonntag aus Licht gehört und war eigentlich ziemlich enttäuscht. Bzgl. Mystizismus wusste ich ja, was auf mich zukam, daran lag's also nicht, aber in diesem Fall fand ich die Musik auch nicht spannend, eigentlich eher banal. Wobei ich bei einem Eindruck nach einmaligem Hören durchaus häufiger daneben liege... Aber ähnliches Empfinde ich auch bei anderen neueren Sachen. Auch gefallen mir Donnerstag und Samstag besser als Montag und Dienstag. Die späteren Opern kenne ich nur in Auszügen.


    Ansonsten gibt es im Stockhausen-Verlag auch schöne Auszüge aus den Opern (und früherer Stücke) ohne Texte, so zum Beispiel die Solo-Platten von Katinka Pasveer (Flöte) und Suzanne Stephens (alle Arten von Klarinette), Klavierstück XIII aus Samstag gefällt mir eigenltich auch sehr gut, wobei mir die permanente Zählerei bis 12 oder 13 auch schon mal auf die Nerven geht.


    Jedenfalls hat Stockhausen auch wunderschöne und eingängige Melodien geschrieben, die das Vorurteil, dass es im 20.Jhdt. keine schönen Melodien gibt eigentlich wiederlegen sollte. Seinen Tierkreis finde ich fast Kitsch-verdächtig (gefällt mir aber gut..)


    Stockhausen wohnt in Kürten bei Köln, er hat lange im Studio für elektronische Musik beim WDR in Köln gewirkt, sein Sohn Markus wohnt ebenfalls in Köln, daher gab es in Köln wohl überdurchschnittlich viele Möglichkeiten, Musik von Stockhausen zu hören. Ich komme aus Köln und daher gehört Stockhausen eigentlich untrennbar zu meiner musikalischen Sozialisierung. Ich habe sehr viele Konzerte mit seiner Musik gehört und seit ca. 20 Jahren schwankt meine Einschätzung zwischen Bewunderung und totaler Ablehnung hin und her. Im Moment bin ich, auch als Nachwirkung der oben genannten Salzburger Uraufführung, eher wieder bei totaler Ablehnung. Der Thread motiviert mich jedenfalls, mal wieder was von ihm zu hören - was ja definitiv etwas gutes hat.


    Viele Grüße,


    Melanie

    Hallo Walter,


    da wir offensichtlich einen Ungarisch-Spezialisten hier haben, möchte ich mir die Gelegenheit nicht entgehen lassen, eine alte Frage zu lösen:


    Wie spricht man den Namen "Vegh" (von Sandor Vegh oder Vegh-Quartett) eigentlich korrekt aus? Ich traue mich nie, in auszusprechen, und daher rede ich z.b. immer von den Bartok-Streichquartett von dem ungarischen Streichquartett dessen Namen ich nicht aussprechen kann - das ist aber nicht wirklich eindeutig :wacky:


    Danke für alle Hilfe - natürlich auch von allen anderen mit Ungerisch-Kenntnissen.


    Viele Grüße,


    Melanie

    Zitat

    Original von a.b.


    Sehr interessant finde ich stets Clara Haskil, weil sie unbekümmer-unbeschwert diesen Schubert spielt, der ja gewöhnlich in Richtung tief-traurig interpretiert wird.


    Lieber a.b.,


    im Prinzip würde ich Dir recht geben - ich finde es aber total schade, dass sie die Wiederholungen nicht spielt. Damit fehlt die Überleitung zur Wiederholung der Exposition des ersten Satzes und einer der interessantesten Stellen. OK, ich gebe zu dass ich mir mit dieser Stelle auch immer sehr schwer tue, ich finde es schwer hier so zu spielen, dass es spannend bleibt, aber die Profis sollten sich doch davor nicht drücken :stumm:


    Vielleicht gibt es aber auch andere Aufnahmen, ich kenne diese:



    Meine Lieblingsaufnahme ist von Richter (die Praga-Aufnahme, die einzige von Richter, die ich kenne). Leider komme ich nicht mehr zum Klavierspielen, aber als ich diese Sonate noch selbst geübt habe, habe ich mir jeden Tag gewünscht, sie einmal so spielen zu können, wie Richter. :jubel:


    Naja, ich kanns jedenfalls noch langsamer und mit noch mehr Verspielern :angel:



    Viele Grüße,
    Melanie

    Hallo Medard,


    danke für die Eröffnung dieses interessantes Threads zu einem der schönsten Werke für Geige überhaupt (meine Meinung). Ich habe lange gebraucht, um dieses Werk kennen und schätzen zu lernen. Ich habe mindestens 10-mal in die Göbel-Aufnahme hereingehört und die Platte immer wieder weggestellt, bevor ich sie gekauft habe. Neunmal hat es mir eigentlich nicht gefallen, aber irgendetwas muss mich fasziniert haben, sonst wäre ich nicht so um die Platte herumgeschwirrt wie die Mücke ums Licht.


    Mittlerweile habe ich die Göbel-Aufnahme, mit der ich die Stücke kennengelernt habe, die Aufnahme von Holloway, die mir dagegen immer fad vorkam und die Aufnahme von Alice Pierot, die fast eine Offenbarung für mich war. Die Interpretation ist viel ausgewogener (meditativer?), als Göbels Interpretation im "Stylus Phantasticus" - aber alles andere als fad. Ich finde die Stücke wunderschön gespielt, auch das Continuum ist sehr variabel und trägt viel zu der sehr individuellen Atmosphäre der einzelnen Stücke bei. Göbel gefällt mir immer noch gut, aber meine Lieblingsaufnahme ist mittlerweise Pierots.


    Hat diese Dame eigentlich auch andere Aufnahmen gemacht?


    Viele Grüße,


    Melanie

    Hallo Wulf,


    ich habe die CD auch und kann Deine Begeisterung für die Kurtag-Stücke sehr gut verstehen. Ich höre die Musik von Kurtag sehr gern, so zum Beispiel seine Kafka-Fragmente - ein Zyklus aus Miniaturen basierend auf Textfragmenten von Kafka.


    Sehr schön finde ich diese Aufnahme:



    Ebenso gefällt mir diese CD sehr gut:



    Diese Stücke sind sehr viel intimer - und auch kürzer - als Stele oder Grabstein für Stefan, d.h. es sind eigentlich keine "Gänsehaut-Stücke". Aber ich finde sie gerade in ihrer Kürze, in ihrer sozusagen kondensierten Form sehr faszinierend.


    Gruppen finde ich allerdings auch sehr faszinierend. Es ist aber auf Platte nicht einfach zu hören, ich finde die Orchestergruppen kann man nur schwer differenzieren.


    @Edwin: Stockhausen übt auf mich periodisch wechselnd entweder große Faszination oder große Abneigung aus, bei der Abneigung sind aber immer einige der älteren Stücke, z.B. Mantra oder auch Gruppen ausgenommen. Seine neuesten Stücke gefallen mir eigentlich gar nicht mehr - so weit ich sie kenne. Seine ersten vier Opern Donnerstag, Samstag, Montag und Dienstag gefallen mir je nach Stimmung musikalisch gut, oft gehen sie mit ihrer doch teilweise infantilen Texten und Handlungen nur noch auf die Nerven. Das ist sicher der derzeit lebende Komponist, zu dem ich das ambivalenteste Verhältnis habe.


    Viele Grüße,


    Melanie

    Zitat

    Original von flotan
    Meine absolute Lieblings-CD(s) mit Messiaen's Musik ist aber:

    Hier hatte ich das erste mal das Gefuehl, dass mich Messiaens Musik beruehren kann.
    Vieles bei ihm scheint mir kalt und abstrakt und unpersoenlich.


    Hallo Flotan,


    da kann ich nur zustimmen. Das ist nicht nur meine liebste Aufnahme der Vingt Regards, sondern gehört zu meinen allerliebsten Klaviermusik-Aufnahmen überhaupt. Ich finde es immer wieder unglaublich, welche Klangnuancen man aus einem Klavier herausholen kann...


    Viele Grüße,


    Melanie


    Hallo Edwin,


    die Skriabin-Aufnahme kenne ich, fand sie aber eigentlich nicht so toll. Um jetzt genauer zu sagen warum, müsste ich sie aber noch mal hören. Ich kenne auch insgesamt wenig Skriabin, ich kann also nicht sagen, ob es an Boulez oder Skriabin lag.


    Bzgl. Ekstase: Ich glaube ich kann nachvollziegen, wenn Du sagst, dass Boulez kein Dirigent der Ekstase ist, wenn man Ekstatse als einen Zustand definiert, in dem das (logische) Denken quasi ausgeschaltet ist. Aber mich können seine Interpretationen und seine Musik durchaus auch in einen Status versetzen, der der Eksatase ähnelt - eine totale Konzentration auf die Klangwelt, die Musik und ein komplettes Vergessen alles anderen. Ich habe den Eindruck, dass gerade bei Musik, die sehr "emotional" sein kann, wie z.B. Wagner oder Mahler, ein eher "intellektueller" und rationaler Zugang die Wirkung bei mir verstärkt und keineswegs abschwächt.


    Was mich sehr gewundert hat ist übrigens, dass Boulez "Also sprach Zarathrustra" aufgenommen hat. Diesem Stück kann ich allerdings auch in Boulez' Interpretation nicht mehr abgewinnen.


    Mit Thielemann kann ich mich ürbigens nicht recht anfreunden. Das er nächstes Jahr hier in München einen Strauss und Pfitzner Schwerpunkt setzt gefällt mir auch nicht wirklich. Ich hatte schon gehofft, dass er nach Wien berufen wird :stumm:


    Aber wer weiss, vielleicht urteile ich nächstes Jahr ja anders, man kann ja nie wissen. Glauben kann ich es aber nicht wirklich :pfeif:


    Viele Grüße,


    Melanie

    Hallo Medard,


    eigentlich bezog sich das "blutleer" gar nicht auf Dich, sondern auf ein generelles (Vor-)Urteil, dem ich bzgl. Boulez häufiger begegne. Auch mir geht es so, dass mich nicht alle Aufnahmen von ihm gleichermaßen packen. Z.B. fand ich seinen Mahler-Zyklus heterogen, ich müsste aber noch mal enau nachhören, welche Aufnahmen ich besonders gelungen und welche ich weniger gelungen fand. Seine Symphonie Fantastique hat mir schon gut gefallen, an die Aufnahme von Romeo et Juliette kann ich mich nicht mehr wirklich erinnern - obwohl sie bei mir im schrank steht :untertauch:


    Aber eine Aufführung mit ihm als Dirgenten kann ich nur empfehlen, falls Du mal Gelegenheit finden solltest. Er dirigiert eher unspektakulär, d.h. er macht keine großen, ausladenden Bewegungen. Luftsprünge oder dergleichen wird man vergeblich suchen. Seine Handbewegungen (er dirigiert ohne Stab) sind aber sehr präzise und sehr konzenztriert. Wie gesagt überträgt sich bei mir die Konzentration. Die Bewegungen sieht man natürlich um so besser, je näher man ist, über DVD müsste man auch einen sehr guten Eindruck bekommen.


    Ein beeindruckendes Erlebnis waren die Aufführungen, in denen er selber sein eigenes Werk Répons dirigiert hat. Ich habe dieses Stück dreimal live gehört, zweimal in Paris und einmal in Wien. Vor allem in Wien hatte ich sehr guten Blick auf sein Hände. Die Bewegungen der 10 Finger und der Hände waren äußerst präzise und ausdrucksstark und ich hatte tatsächlich häufiger den Eindruck, dass die Musik direkt aus seinen Händen fließt.


    Im übrigen finde ich seine Musik vollständig laienhaft als sehr schön. Ich höre diese Musik komplett als Laie. Ich kann sie nicht analysieren und nicht die Strukturen beschreiben, aber die Klangfarben und den Wechsel der Klangfarben kann ich nicht anders als wunderschön charakterisieren. Auch hier vestehe ich eigentlich nicht die Meinungen, dass sein Musik kopflastig, kalt, unschön usw. ist, mich kann sie wirklich "verzaubern".


    Viele Grüße,


    Melanie

    Hallo Medard,


    ich sehe das ähnlich wie Du, ich bin nicht mit jeder Einspielung von Boulez glücklich, aber den Eindruck eines routinierten Herunterspielens habe ich noch nie gehabt. Ich erinnere mich auch sehr gerne an die Konzerte mit ihm - die Dirigate und Bewegungen strahlen eine große Präzision und Konzentration aus, dennoch ist für mich die Musik die dabei entsteht alles andere als blutleer oder emotionslos. Sehr schön finde ich seine Art zu dirigieren auch wenn er eigene Werke dirgiert. Da habe ich manchmal den Eindruck, dass die Töne direkt aus seinen Fingern fließen. Ihm beim dirigieren eigener oder anderer zeitgenössischer Musik zuzusehen hat mir den Zugang sehr erleichtert.


    Den Janacek habe ich leider verpasst, aber ich hoffe dass ich noch ein paar mal die Gelegenheit habe werden, ihn in Konzerten zu erleben.


    Viele Grüße,


    Melanie

    Hallo zusammen,


    eine leicht OT-Anfrage, da hier gerade über Niquet diskutiert wird. Ich plane gerade den Kauf von Callirhoe von André Cardinal Destouches. Auf dem Cover kann man ja bereits sehen, dass der Prolog wieder gestrichen wurde, aber viel Konkurrenz hat diese Aufnahme ja nicht...


    Kennt jemand diese Aufnahme, lohnt sich der Kauf trotz der Kürzungen?


    Vielen Dank und viele Grüße,


    Melanie