Beiträge von Kapellmeister Storch

    Ich habe die erste und die letzte Aufführung dieser Serie besucht. Mit Klaus-Florian Vogt habe ich inzwischen meinen Frieden geschlossen. Das liegt sicher auch daran, dass seine Stimme nachgedunkelt ist. Auch ich war wegen Schager (und natürlich Mikneviciute) drin... und habe mich nach Vogt gesehnt. Wie von Hans geschildert war Schager die Enttäuschung des Abends. Eine weitere Enttäuschung war Groissböck. Ich habe ihn mehrfach herausragend an der DOB gehört. Von dieser Klasse ist derzeit leider nicht viel übrig geblieben. Beide Ausführungen waren jedoch insgesamt sehr erfreulich. Beide Elsas, Nylund und Mikneviciute, waren top.

    Was die Sänger betrifft, gehe ich 1:1 mit. Das Dirigat von Donald Runnicles als routiniert zu bezeichnen, wird allerdings nicht einer großartigen Leistung gerecht. Mit welch innerer Ruhe er dirigiert hat, fand ich beeindruckend. Für mich stand er an diesem Abend über allen Sängern.

    Lieber Hans


    Erst einmal habe ich mich sehr über die zahlreichen Berichte von dir gefreut. Vielen Dank dafür!


    Ich war in derselben Vorstellung wie du. Es war meine dritte Produktion dieser Oper. Auch wenn die Kurt Wilhelm-Produktion in München unvergessen ist, war ich von dieser Inszenierung sehr positiv überrascht. Sie hat Witz, immer im Dienst der Musik und ansehbar. Ich habe selten so ein amüsiertes Publikum erlebt. Maria Bengtsson hatte ich kurz zuvor als überragende Figaro-Gräfin gehört. Sie war auch hier ein absoluter Glücksfall. Ein Hermann Prey, den ich in München gehört habe, stand zwar nicht zur Verfügung, aber Philipp Jekal hat seine Sache ausgesprochen gut gemacht. Nicht gefallen hat mir das Dirigat von Donald Runnicles. Für meinen Geschmack war das zu plump und ohne eine gewisse Leichtigkeit.

    Ich war gestern im Siegfried und bin immer noch völlig überwältigt von den überragenden musikalischen Darbietungen. Das war der beste Siegfried, den ich in 36 Jahren erlebt habe. Das war in erster Linie Christian Thielemann zu verdanken, der die Partitur wie eine riesige symphonische Dichtung zum Blühen gebracht hat und jede einzelne Note zu einem Ereignis gemacht hat. Die Männer-Riege war exemplarisch besetzt, wobei Michael Volle als Wanderer an erster Stelle zu nennen ist. Ich bin ja seit meinem ersten Ring ein großer Fan von Robert Hale. Auch Volle schätze ich seit vielen Jahren, war aber dennoch angenehm überrascht von dieser großartigen Leistung. Ebenfalls hervorragend fand ich Andreas Schager als Siegfried, der die Partie scheinbar mühelos lässig im Trainingsanzug gesungen hat. Johannes Martin Kränze war der erwartet starke Alberich. Stephan Rügamer, als lyrischer Tenor früher nicht mein Fall, hat als Mime durchaus internationales Format ebenso wie Peter Rose als Fafner. Da hätten es die Damen schwer mitzuhalten. Mit Anja Kampe als Brünnhilde war ich durchaus zufrieden, wenn ich sie auch nicht überragend fand. Anna Kissjudit fand ich als Erda eher belanglos. Victoria Randem ist auch nicht unbedingt ein Waldvogel von höchstem Format. Zur Inszenierung können sich andere äußern. Immerhin passiert soviel auf der Bühne, dass keine Langeweile aufkommt. Ich freue mich schon sehr auf die Götterdämmerung.

    Ich habe Anna Netrebko in recht vielen Rollen live erlebt: Violetta (La Traviata), Manon (Manon), Mimì (La Bohème), Tatjana (Eugen Onegin), Elsa (Lohengrin), Leonore (Il Trovatore), Lady Macbeth (Macbeth), Adriana Lecouvreur (Adriana Lecouvreur) und Maddalena (Andrea Chénier). Sie hat mir unvergessliche Opernabende beschert. Den schwächeren Eindruck ihrer Leonore hat sie später korrigiert. Sie arbeitet allem Anschein nach viel ernsthafter und professioneller als es ihre Aussendarstellung vermuten lässt. Ihr Gatte war am Anfang ein rotes Tuch für mich. Aber auch er scheint hart an sich gearbeitet zu haben. Mittlerweile freue ich mich sogar, wenn er auf dem Besetzungszettel steht. Er wird zwar nie ein besonders schönes Timbre bekommen und eine Stimme, die man sich gerne zu Hause anhört, aber live ist er zu einer ernst zu nehmenden Alternative geworden. Beim gemeinsamen Konzert hat er mir im ersten Teil fast besser gefallen.

    Herbert Blomstedt soll es besser gehen. Ich war natürlich traurig wegen seiner Absage, finde es jedoch sehr bemerkenswert, dass man ausgerechnet Christian Thielemann geholt hat, der mit nur einer Probe, der Generalprobe, sein Debüt bei der Staatskapelle Berlin gegeben hat und dem Publikum an zwei Tagen Sternstunden beschert hat. Davon konnte sich am Dienstag auch Daniel Barenboim überzeugen. Ob es ihm gefallen hat, wird vermutlich sein Geheimnis bleiben.

    Ich war in der Turandot-Premiere. Da hat Aida Garifullina gesungen, aber nicht so, wie ich die Rolle gerne hören möchte. Das war mir alles zu künstlich und akkurat gesungen, aber zu wenig anrührend, ohne piani und süßliche Höhe. Elena Pankratova war sicherlich eine Bank, aber ohne mich zu packen. René Pape hat den Timur gesungen und klang dabei recht beliebig. Es soll mir niemand sagen, das läge an der Rolle, denn Martti Talvela und Nikolaj Ghiaurov haben das Gegenteil bewiesen. Selbst ein Pesendorfer hat mich mehr überzeugt. Richtig Freude gemacht hat mir eigentlich nur Yusif Eyvazov, der sich im Laufe der letzten Jahre beachtlich gesteigert hat und deutlich besser war als der Kalaf vom Dienst Stefano La Colla. Was Siegfried Jerusalem über die Inszenierung denkt, weiß ich nicht. Ich finde es sympathisch, dass an der Staatsoper in Nebenrollen immer wieder Veteranen auftreten. Das kann zu anrührenden Momenten führen wie mit Franz Mazura in den Meistersingern, aber Jerusalem hätte man schützen sollen. Sein Altoum war leider schlimm. Spektakulär war das Dirigat von Zubin Mehta. An manchen Stellen klang das vielleicht ein wenig breit, aber insgesamt war das eine Wucht. Ich war im Laufe der Jahrzehnte oft von Mehta überrascht, an diesem Abend jedoch wie schon beim Rosenkavalier sehr positiv überrascht.

    Sophie wird 65


    Die wunderbare Sopranistin Barbara Bonney feiert heute ihren 65. Geburtstag. Ich habe sie 1987 im Monte Carlo als Sophie für mich entdeckt. Seitdem schätze ich sie als Strauss- und Mozart-Sängerin. Leider hat sie ihre Bühnenlaufbahn viel zu früh beendet. 1992 oder 1993 habe ich sie in Berlin getroffen, als sie ihren damaligen Mann Hakan Hagegard zu Auftritten begleitet hat. Sie hat mir erzählt wie stolz sie wäre in den meisten der wenigen Aufführungen mit Carlos Kleiber am Pult mitwirken zu dürfen. In einer solchen Aufführung habe ich sie 1994 in Wien erlebt. Sie auf die Rolle der Sophie zu reduzieren ist sicher ungerecht, aber sie ist für mich bis heute exemplarisch in der Rolle. Alles Gute zum Geburtstag und viel Freude bei der Formung neuer Sophies!

    Ich schließe mich an.1988 habe ich Klaus König in München live erlebt.

    Der großartige Herbert Blomstedt feiert heute seinen 93. Geburtstag. Ich hoffe, dass ich noch einige seiner Konzerte erleben darf. Auf mehrere musste ich zuletzt wegen Corona verzichten. Ich empfehle übrigens ausdrücklich die oben von Accuphan verlinkte Konzerteinführung. Blomstedt über Musik reden zu hören, insbesondere über Bruckner, ist fast ein noch größeres Vergnügen als seine grandiosen Konzerte, die er mit kurzer Unterbrechung weiterhin im Stehen dirigiert und auf Taktstock und Partitur verzichtet.

    Vielen Dank, lieber Caruso41, dass Du Lamberti mal wieder in den Fokus gerückt hast. Ich denke, dass er nicht unbedingt ein Schallplattentenor war, auch wenn er sehr um kultivierten Gesang bemüht war. Sein Näseln hat er auf der Bühne sicher auch durch sein charmantes Auftreten kompensiert. Ich denke, dass er dem Berliner Publikum eher in guter Erinnerung ist, sofern es eine erste Begegnung nicht erst nach 1990, so wie bei Dir, lieber Stimmenliebhaber, gegeben hat.

    Heute mal wieder Strauss:



    Altair, Die Ägyptische Helena



    1. Robert Hale


    Ich bin froh diese Rarität im Jahr 2000 mit meinem Liebling unter Thielemann erlebt zu haben.



    2. Siegmund Nimsgern


    Er hat die Rolle 1988 bei den Festspielen in München gesungen.



    3. Morten Frank Larsen


    Ihn habe ich 2009 in einer szenischen Aufführung der DOB erlebt: ordentlich und dankenswert.

    Meine neue Rolle für heute:


    Ernani, Titelpartie



    1. Francesco Meli


    Besucht habe ich die Vorstellung 2018 in Marseille als ich in der Gegend im Urlaub war in erster Linie wegen Ludovic Tézier. Es war aber auch die Chance Meli einmal live zu erleben. Seitdem schätze ich ihn sehr und höre ihn mit anderen Ohren als zuvor über Medien. Seine relativ schlanke Stimme ist dennoch robust und stilsicher.



    2. Salvatore Licitra


    Er hat die Rolle 2013 in der Philharmonie in zwei Aufführungen der DOB gesungen.