Ich war in der Premiere und in der Aufführung am 22. Juli. Zunächst einmal ziehe ich den Hut vor jedem Sänger, der sich dieser vertrackten Partitur stellt. Die Oper steht und fällt jedoch mit der Besetzung des Sir Morosus. Gewiss, ein Kurt Moll steht heute nicht mehr zur Verfügung, auch kein Siegfried Vogel, die ich beide live erlebt habe. Peter Rose füllt die Rolle darstellerisch nahezu ideal aus, aber das sollte für den Anspruch von Christian Thielemann zu wenig sein. Die Stimme ist völlig abgesungen und hat weder in der Höhe, noch in der Tiefe Substanz. Herausragend fand ich einzig David Hasselhorn als Barbier.
Natürlich ist es ein Geschenk das Stück unter Christian Thielemann erleben zu dürfen. Die Staatskapelle spielt absolut brillant. Es war übrigens das erste Mal, dass die Oper in der Staatsoper erklungen ist.
Der Inszenierung muss man zugestehen, dass sie handwerklich sehr gut gemacht ist und einen gewissen Unterhaltungswert hat. Sie ist jedoch mit den Themen Einsamkeit und Wohnungsnot in Berlin absoluter Mainstream. Sir Morosus ist durch Lärm, nämlich das explodierte Pulverfass, krank geworden. Es gibt heute viele Berufe, in denen Menschen so viel Lärm ertragen müssen, dass sie "nur Ruhe" suchen. Mir ist das Rezept Party und WG gegen Einsamkeit und Wohnungsnot jedenfalls zu oberflächlich und einfach.