Oben war ja schon ein paar Mal von Nina nanas die Rede, wobei ich nicht sicher bin, ob es sich immer um dasselbe Lied handelt. Nina na heißt jedenfalls auf Deutsch übersetzt Eia popeia - und davon gibt es ja auch ein paar Versionen.
Obwohl ich persönlich für Marienverehrung nichts übrig habe, ist mein absolutes Lieblingsninana in jedem Fall Tarquinio Merulas geistliche Canzonetta sopra alla nanna von 1638 in der Interperetation von The Earles Viols mit Evelyn Tubb (Raumklang). Da singt Maria ihr Kind in den Schlaf und macht sich so ihre Gedanken:
Jetzt ist es an der Zeit zu schlafen, schlaf mein Sohn, und weine nicht, denn es wird noch die Zeit kommen, wo du wirst weinen müssen. [...] - Fa la nina nina na.
Während die Melodie wunderbar menschlich einfach bleibt, wird der Text immer heftiger:
Diese Hände, diese Füße, die du jetzt mit Lust betrachtest, die spitzen Nägel werden sie durchbohren. Dieses liebliche Gesicht [...] wird bespuckt sein und geschlagen unter großem Leid und Qual.
Nachdem Maria bei der Todeswunde angelangt ist heißt es
Schlafe also ein mein Sohn, ... denn dann werden wir uns wiedersehen im Paradies.
Das Wort Paradies ist ganz hoch zerbrechlich gesungen und so macht der darauf plötzlich wie eine Erscheinung einsetzende kunstvoll gesetzte Gambenchor eine unheimlich rührende Wirkung:
Jetzt wo mein Leben schläft ... soll alles in reinem Eifer schweigen, sogar Erde und Himmel sollen still sein und ich werde unterdessen ... mit geneigtem Haupt verharren, bis es einschlafen wird, mein Kind.
Rührend und ein bisschen unheimlich, aber so müssen gute Schlaflieder doch sein, oder?
Amateur