Die zweite Sinfonie hat mir insgesamt besser gefallen als die 1. Die 1. Sinfonie ist mir in dieser Aufnahme zu eigensinnig/manieriert, Mäkelä manipuliert mir etwas zu viel herum. Das Klarinettensolo ist etwa wunderbar trostlos gespielt, der Einsatz der 2. Violinen danach erstaunlich harsch und laut, dafür direkt danach mit einem seltsamen subito mp/p beim Einsatz des Themas, obwohl die Partitur ein durchgängiges mf fordert. Anschließend legt Mäkelä ein flottes Tempo an den Tag (fast zu flott), was mir aber gut gefällt. Die große Steigerung im Tranquillo-Teil (ab drei Takte vor G), insbesondere ab dem Poco a poco piu stretto e crescendo misslingt leider, da das Tempo so langsam ist, dass die Holzbläserfiguren zerfasern und auseinanderfallen. Erst spät legt Mäkelä wirklich an Tempo zu, dafür umso stärker, eher zu stark. Eine graduellere Steigerung wie bei Bernstein/WPH hätte besser gepasst. Wirklich bemerkenswert ist aber, dass Mäkelä sich als einer der wenigen Dirigenten neben Bernstein (WPH) und Segerstam (DSO & HPO) traut, die Paukenschläge in diesem Teil wirklich solistisch hervortreten zu lassen. Da aber die Beschleunigung und das crescendo erst später richtig stattfinden, stechen die Pauken umso krasser hervor, was ich leider als unpassend empfinde. Auch klingen die Pauken sehr hallig und etwas dumpf, härtere Schlägel und ein Schlagpunkt näher zum Rand der Pauke hätten den Klang besser fokussiert. Bernstein mit den Wienern zeigt, wie es meisterhaft gelingen kann.
Das nachfolgende Tempo ist wieder knapp an der Grenze zur Gehetztheit, aber durchaus spannungsvoll.
In der Tranquillo-Parallelstelle zeigen sich ähnliche Probleme. Die Musik kommt nicht aus dem Quark, diesmal fangen die Pauken kontrollierter an, werden aber von Schlag zu Schlag leiser, dumpfer und vermischen sich mehr und mehr mit dem Rest des Orchesters, obwohl ein crescendo gefordert ist. Diese Uneinheitlichkeit gegenüber der Parallelstelle verstehe ich nicht, sehr schade. Der erste Satz funktioniert damit in seiner Gesamtheit für mich leider nicht, trotz einiger guter Ideen, die allerdings nicht optimal umgesetzt werden.
Auch der zweite Satz weist deutliche Manierismen wie etwa Überbetonungen von Nebenstimmen (Blechakkorde), z.T. eigenmächtige crescendi und decrescendi oder sehr lang ausgehaltene Pausen auf.
Der dritte und vierte Satz gelingen deutlich besser, die eigenmächtigen Eingriffe bleiben überwiegend aus. Fantastisch die düsteren Moll-Akkorde im Blech (4. Satz). Einzig in der Passage ab O bleibt mir das Dämonische (siehe Bernstein/WPO oder Karajan/BPO) etwas auf der Strecke, gerade hier hätten die Pauken wie bei Karajan wieder etwas mehr in den Vordergrund gekonnt. Trotzdem eine schöne Interpretation dieser beiden Sätze.
Insgesamt klingt meine Einschätzung hier vielleicht etwas harscher als gedacht und gemeint, ich bin aber mit großen Erwartungen in die Hörsitzung gegangen. Trotz der Schwächen gelingt Mäkelä eine spannungsvolle Interpretatation dieser Sinfonie.
Die 2. Sinfonie hat mir aber umso besser gefallen, eher konventioneller interpretiert mit schönem Oboensolo im 3. Satz und toller Finalcoda (nicht die Koussevitzky-Fassung). Größere Manierismen oder Tempomanipulationen, etc. bleiben (glücklicherweise) aus. In beiden Sinfonien zeigt sich aber Mäkeläs Hang zu einem durchhörbarem Klangbild, der sich durchaus bemüht, Neues hörbar zu machen und auch mal Nebenstimmen ein bisschen mehr Präsenz zu verschaffen. Ich bin gespannt, wie es weitergeht.