HAllo Maggie, Hallo Harald,
entschuldigung ich muss Euch aufs Heftigste wiedersprechen (und mich an dieser Stelle wohl als Gitarrist outen ) :beatnik:. Narciso Yepes ist ein sorry, grauenhafter Gitarrist. Ich stehe mit der Meinung nicht alleine, Du wirst vermutlich heutzutage keinen studierten Gitarristen finden, der an Yepes (unter Gitarristen auch gern Yps genannt) ein gutes Haar lässt.
Yepes kann kein Legato spielen, hatte einen spitzen Ton, Phrasierung ist für ihn auch weitgehend ein Fremdwort und er verinfacht auch viele Sachen, z.B. spielt er beim Aranjuezkonzert im letzten Satz teilweise leere Saiten, wo keine stehen.
Das er trotzdem der Star der deutschen Grammophon war hängt damit zusammen, dass die klassische Gitarre eine viel kürzere Entwicklungsgeschichte als andere Instrumente hat. Rein vom Instrumentenbau her ist die Gitarre erst Ende 19.Jh entwickelt worden. (Vorher warendie Gitarren viel kleiner und entsprechend leiser) Dann gab es Segovia, der extrem eigen war, aber doch ein guter Gitarrist, dies merkt man vor allen Dingen bei frühen Aufnahmen. Es gibt eine Doppelcd 1927-33, die teilweise recht beeindruckend ist. Die nächste Generation waren Bream, Williams, Romero(s),und wenn man will Yepes, in Deutschland vielleicht noch Sigi Berendt.
Bream hat vor seinem Unfall wunderschöne Aufnahmen gemacht, die man sich auch Heute noch gut anhören kann. Williams und Romero sind beides gute Techniker, mehr leider nicht, und wenn sie Pianisten wären, und so unpersönlich um nicht zu sagen unmusikalisch spielen würden, würde kein Hahn nach ihnen krähen. Zu Yepes habe ich mich ja bereits geäussert.
In der nächsten Generation wurde es dann interessant: Manuel Barrueco hat damals (vor 25 Jahren) mit dieser CD die Gitarrenwelt revolutioniert:
Das Bild ist leider etwas klein, aber es sind Werke von Albeniz und Granados (ist damals als Schallplatte erschienen, 1 Seite Albeniz, 1 Seite Granados, das war damals auch schon was neues für Gitarre)
Noch nie hörte man einen Gitarristen, der so komplett die Schwierigkeiten, die das Instrument so mitbringt total vergessen liessen.
Die späteren Aufnahmen waren dann leider zum grossen Teil nicht mehr ganz so genial.
In der gleichen Generation ist David Russell, ein äusserst solider Gitarrist, der auch als Lehrer die folgende Generation entscheidend beeinflusst hat.(und extrem viel CD´s auf dem Markt hat)
Der grosse Geheimtip ist Alvaro Pierri. Er hat für mich eine der besten Gitarrenaufnahmen überhaupt gemacht, mit Walton, Polak, Berkeley, die leider nicht mehr im Handel ist :motz: :motz: :motz: :motz:
Die späteren Aufnahmen finde ich nicht mehr so überzeugend, aber als Livekünstler kann er fantastisch sein. Es gibt auch ein paar gute youtubevideos von ihm.
Fast in der gleichen Generation ist das Duo Assad, welche das Duospiel auf der Gitarre in eine andere Dimension gehoben haben
Wenn man BAch oder Scarlatti auf der Gitarre hören will kann ich bedingungslos die Aufnahmen von Stephan Schmidt empfehlen, der da Massstäbe gesetzt hat. Ich denke 10 TAkte würden genügen um den Unterschied zwischen Yepes und Schmidt deutlich zu machen.
Die nächste Generation, der jetzt 30-40 jährigen wird durch Aniello Desiderio (ein wunderbarer Musiker und wirklich fabelhafter Techniker, der wirkich seinesgleichen sucht) und z.B. Zoran Dukic, ebenfalls hervorragend aber nicht ganz so spektakulär.
Die allerjüngste Generation ist so unübersichtlich, dass man hier viel Namen nennen könnet , aber auch hier gilt, die bekanntesten sind nicht umbedingt die besten.
Zitat
Bei Kompositionen für Gitarre ist zu beachten, dass viele moderne Komponisten auf ältere Werke, z.B. Barockmusik für Laute o.ä. zurückgreifen - oder auf Melodien aus der spanischen Folklore.
Bei Rodrigo ist das so, aber es gibt jede Menge Kompositionen die das nicht tun.
Zitat
Die Musik zu dem Film "Jeux Interdits" - oder "Verbotene Spiele" - den Du erwähnst, ist ursprünglich auch eine einfache Volkslied-Melodie, die von Yepes aufgegriffen und vielfach variiert wurde. Noch heute ist diese Melodie eines der beliebtesten Stücke für Gitarre und wird von fast allen Gitarristen immer wieder gespielt - eines der bekanntesten Repertoire-Stücke überhaupt!
Das kann man so auch nicht sagen. Das Stück nimmt in etwa den Stellenwert ein, wie "für Elise" beim Klavier. Kein seriöser Gitarrist würde "Jeux interdits" im KOnzert spielen, noch nicht einmal als Zugabe.
DAs Stück steht meistens unter dem Titel "anonyme spanische Romanze" und existiert schon länger als Yepes. der dann ja behauptet hat, er hätte es komponiert, was jeder Grundlage entbehrt. Es ist keine Volksmelodie und Yepes hat auch nichts variiert.
Wem übrigens die Frauen bei meiner Aufzählung von Gitarristen gefehlt haben: Ida Presti (F), in der Bream-Generation, genial aber leider viel zu früh gestorben (Autounfall), ZUr Segoviazeit: Luise Walker aus Wien, eine unglaubliche Virtuosin), in der jüngsten Generation Anna Vidovic (Cr), aber da gibt es wahrscheinlich viele andere die ich noch nicht kenne.
Gruss
Syrinx