Beiträge von Syrinx

    Zitat

    Man hat oft nach dem "Geheimnis der Stradivari" (etc etc) geforscht - dabei dürfte die Sache ganz einfach sein: Es ist das ALTER, welches diesen Instrumenten ihren unvergleichlichen Schmelz verleiht, das Alter des Holzes nämlich, mitr hat der verstorbene Thomas Kakuska (damals noch nicht beim ABQ - so lange ist das her) einst erzählt, daß nach jeder Reparatur seiner Geige (damals eine Guarneri), das Instrument ein wenig anders klingt.(Wegen des neuen Leims etc)


    Hallo Alfred,
    Das würde bedeuten, dass man neue Instrumente aus altem Holz bauen könnte und diese dann wie eine Strad klingen würde, wenn diese von der Konstruktion her gleich sind.
    Das wurde mit Sicherheit schon ausprobiert. Soweit ich weiss, vererben die Geigenbaufamilien Ihre Hölzer, so dass viele Geigenbauer über solch alte Hölzer verfügen.


    Gruss


    Syrinx

    Hallo Michael,


    Ok, Ihr seid hier die Cellisten. Vielleicht bin ich so auf die Du Pre-Version eingemessen, dass mir daher Webber wie unter Valium vorkommt.



    Zitat

    vor 10 Jahren hätte ich JLW auch noch in den Orcus gekippt, aber mittlerweile muß ich zugegeben und flotan rechtgeben, daß JLWs Elgar-Interpretation z.B. ziemlich hervorragend ist.

    Wodurch ist denn diese Wandlung gekommen ?



    Zitat

    Alles natürlich m.E.

    Sorry, heisst m.E. "mit Einschränkungen" ? Könntest Du das etwas ausführen ?



    Viele Grüsse


    Syrinx :hello:

    Hallo Flotan,


    Zitat

    Webber ist im übrigen ein ausgezeichneter Cellist, dessen Elgar ich vielen anderen vorziehe. Er spielt weniger parfümiert als mach andere(r), hat aber seinen eigenen Stil - immerhin.

    Ich habe mir jetzt gerade nochmal die youtube Sachen von Julian Lloyd-Webber angeschaut. Da gibts das Elgarkonzert, sowie HAydn C-Dur und ziemlich viel Zugabestücke. Auch ein Stück Dvorakkonzert ist da.
    Also beim besten Willen, es ist wirklich alles Ton für Ton gespielt beinahe ohne Dynamik, ohne Linie und technisch auch nicht wirklich über den Dingen musiziert. Verglichen mit den englischen Stars Du Pre, Isserlis und Hough ist es einfach weit unter Niveau.



    Zitat

    Je öfter ich die duPre Aufnahmen höre, desto unsicherer werde ich mit dieser höchstemotionellen, hyperöstrogenen Interpretation. Abgesehen davon war ich nach der Lektüre ihrer Biograpie (geschrieben von ihrer Schwester) einigermaßen abgestoßen von JdPs menschlichen Schwächen (was für eine Untertreibung!), Barenboim detto.

    Wir alle kennen diese Aufnahme so lange, dass einem natürlich manchmal die Zweifel kommen. Aber grundsätzlich finde ich das faszinierende daran, dass die Emotion von JDP wirklich echt sind, sie lebt wirklich dieses Stück- und das ist schon faszinierend.
    Ich habe auch die Biographie gelesen und die Verfilmung gesehen. Der Film stellt ihre angeblichen menschlichen Schwächen viel mehr heraus, als das Buch, finde ich. Wie auch immer, geschrieben ist es von ihrer Schwester, die sich möglicher Weise auch stark durch den Erfolg von Jackie zurück gesetzt fühlte. Wenn ich jedenfalls die Interviews (DVD) mit Ihr gesehen habe, wirkte sie komplett anders, als in Film und Buch dargestellt.


    Viele Grüsse :hello:


    Syrinx

    Zitat

    Im Hinblick auf Operngesang möchte ich aber unterstreichen, daß die Ansprüche an die Gesangstechnik in der Spitze niedriger geworden sind, als sie es etwa um die Jahrhundertwende waren. Das heißt nicht, daß es nicht auch Entwicklungen gegeben hat, die ein Fortschritt waren (etwa Callas' Wiederbelebung des Belcanto jenseits von reinem Soubretten-Gezwitscher). Dennoch: Zur Zeit von Melba und Patti existierten noch mehrere Soprane, die vom Notentext (bzw. den hinzugefügten Kadenzen) nicht so unrettbar überfordert waren, wie wir es heute so häufig erleben müssen.


    Hallo Grossinquisitor,
    Ähm jetzt bin ich aber doch neugierig- Du redest von der Jahrhundertwende, also 1900 nehme ich an. Hörst Du also Gesangsaufnahmen von ca 1900 auf denen man wirklich erkennen kann, dass diese Sängerinnen, soviel besser waren als unsere Zeitgenossinnen ?(


    Zitat

    Der Markt schreit nach Tastenbolzern wie Lang Lang oder Arcadi Volodos (zweimal live erlebt, schrecklich!)


    Vielleicht hatte Volodos zweimal einen schlechten Tag, oder Du hast zu nahe am Flügel gesessen :stumm:, aber auch die Liveaufnahmen (Studioaufnahmen sowieso) von Volodos und auch das was es so bei youtube von Volodods gibt, macht einen komplett anderen Eindruck. Volodos mit Lang Lang in einen Topf zu werfen geht echt nicht, vergleiche mal z.B. die ungarischen Rhapsodien.


    Gruss :hello:


    Syrinx

    Zitat

    Allerdings - und nicht nur bei Askenazy - habe ich immer ein ungutes Gefühl, wenn ein Pianist oder Violinvirtuose "auf Dirigent umsattelt" Ich habe in solchen Fällen immer das Gefühl, der Künstler ist sich seiner Eigenen Fähigkeiten nicht mehr sicher - er wechselt das Fach.


    Hallo Alfred,
    Eine gewisse Skepsis gegenüber "umgesattelten" Pianisten habe ich auch, aber aus anderen Gründen. Weder Barenboim noch Ashkenazy machen den Eindruck, als fühlten sie sich ihrer pianistischen Fähigkeiten nicht mehr sicher.
    Aber grundsätzlich ist es schon so, dass ein Dirigent der sich von unten hocharbeiten musste, ganz andere Erfahrungen und auch eine bessere Schlagtechnik vom Studium her mitbringt, als Pianisten oder Streicher, die durch Ihre Berühmtheit gerade oben anfangen können.
    Natürlich muss man da auch den Einzelfall betrachten. Ashkenazy ist auf jeden Fall kein Orchestererzieher, aber ein guter Musiker am Dirigentenpult, was ja auch viel wert ist.


    Gruss :hello:


    Syrinx

    Zitat

    Meine Lieblingsaufnahme neben dem Klassiker mit J.d.P. und Sir John Barbirolli ist der im letzten Jahr herausgekommene Life-Mitschnitt von J.d.P. mit Celibidache aus Stockholm.


    Hallo Ben Cohrs,


    Kann es sein, dass Du da was durcheinander bringst ? Soweit ich weiss gibt es nur eine Aufnahme des Dvorakkonzertes mit Celibidache aus Stockholm. Falls ich mich aber irre, würde mich diese CD sehr interessieren.


    Den Elgar gibt es mit Barenboim und Jaqueline Du Pre übrigens auch auf DVD, SEHR zu empfehlen.


    Zitat

    Ich würde die Interpretation auch als eher introvertierte aber trotzdem leidenschaftlich einstufen. Leider fehlt mir hier der Vergleich. Klanglich (DDD) gibt es aus meiner sicht nicht fürchterlich viel hervorzuheben (weder positiv noch negativ). Für meinen Geschmack kommt die Aufnahme ein bisschen Dumpf daher. Ist aber nicht weiter störend. Über den Cellisten Julian Lloyd Webber konnte ich noch nicht wirklich viel herausbekommen, außer, dass es sich um den Bruder des weltberühmten Musical Komponisten Andrew Lloyd Webber handelt. Kennt ihr andere Einspielungen von Julian Lloyd Webber? Wie ist dieser zu bewerten? Kennt jemand die von mir genannte Aufnahme. Wie gut schneidet diese im Vergleich zu den bereits vorgestellten ab?


    Hallo Gallo,
    Also Julian Lloyd-Webber ist wie Du schon bemerkst hast eben der Bruder. Anders ist es auch nicht zu erklären, dass er mit grossen Orchestern Aufnahmen gemacht hat. Es gibt wahrscheinlich an jeder Musikhochschule 10-20 Cellisten, die talentierter sind und vor allen Dingen ausdrucksvoller spielen.


    Halo Frank

    Zitat

    Sie spielt emotionaler als Maisky, aber ohne es zu übertreiben


    Doch klar übertreibt sie, aber das tut der Komponist ja auch. Insofern passt das wunderbar zusammen.


    Gruss :hello:


    Syrinx

    Zitat

    Original von heldenbariton
    Ich plädiere (im Forum schön des öfteren) f ü r die Live-Aufnahme, weil (z.B.) das Musikereignis so wiedergegeben wird, wie es ablief.
    Studio-Aufnahmen (hab ich übrigens auch) sind mir zu technisiert, werden so lange poliert, bis es glänzt...sind mir zu steril.
    Eine Gasse der Live-Aufnahme mit allen Stärken und Schwächen.
    :hello:Heldenbariton


    Dem ist vielleicht doch noch hinzuzufügen, dass eine heutige Liveaufnahme im NOrmalfall aus 3 oder mehr KOnzerten zusammengeschnitten ist. Ich weiss auch von Freunden, die dabei waren, dass bei der berühmten Harnoncourt-Beethoven Gesamtaufnahme auch so einiges am nächsten Tag nach den KOnzerten korigiert worden ist.


    Gruss :hello:


    Syrinx

    Hallo zusammen,
    Die Frage ob füher musikalisch alles besser war, habe ich mir auch schon gestellt. Im Moment würde ich sie eher mit nein beantworten.


    Nehmen wir mal die Orchester: Das technische Niveau ist enorm höher geworden. Einer der Vorteile der Globalisierung ist, dass jedes gute Orchester aus einem Pool von internationalen Spitzenkünstlern wählen kann. Das heisst in Petersburg sitzen Heute gute Holzbläser mit guten Instrumenten, was zu Zeiten des eisernen Vorhangs ganz sicher nicht so war- das Problem ist bloss- Heute wird viel weniger geprobt als früher. Wenn allerdings viel geprobt wird, weil der Dirigent dies vielleicht durchgesetzt hat oder weil auf ein ganz besonderes Ereignis hin geprobt werden muss, dann sind die ergebnisse hervorragend und iner Menge historischen Aufnahmen vorzuziehen.


    Nehmen wir die Solisten:
    Bei Instrumenten, die solistisch traditionell nicht so im Vordergrund standen, hat sich das Niveau technisch wie musikalisch enorm erhöht:
    Es gab nie einen besseren Fagottisten als Sergio Azzolini, nie bessere Flötisten als Pahud und Bernold, das Niveau bei der Bratsche und dem Kontrabass ist auf enorme Höhen gestiegen.


    Beim Cello kann man auch sagen, dass es nie so viele hervorragende Solisten, wie im MOment gab.
    Bei den traditionellen solistischen Instrumenten, zu denen man eigentlich nur Violine und Klavier rechnen kann ist die Sache dann schon schwieriger. Ich habe beispielsweise noch keine Tzigane, wie die von Ginette Neveu gehört, dass heisst aber noch lange nicht, dass es das nicht gibt. Ich habe z.B letzte Woche das Korngold Konzert mit dem hierzulande noch recht unbekannten Geiger James Ehnes gehört und muss sagen, dass ich dafür die Heifetz und auch die Perlman -Aufnahme gerne stehen lasse. Von Bach und MOzart mal ganz zu schweigen, den ich weder mit einem HEifetz noch mit einem Oistrakh wirklich geniessen kann. Ich glaube eben, dass das Problem wirklich eher darin liegt, dass es auf dem Markt unglaublich talentierte Leute gibt, die aber einfach oftmals keine Chance auf Vermarktung haben, da oft die falschen Leute entscheiden und der Markt halt weitgehend gesättigt ist.


    Und bei den Pianisten ? Wer kann einen Richter, Horowitz und Gilels ersetzen- sicher kein LAng Lang, aber es gibt schon Aufnahmen von Volodos und Pletnev, die ich den genannten vorziehe oder zumindestens als ebenbürtig empfinde.


    Beim Gesang kann man sich mit Villazon und Cura im italiensichen Tenorbereich nicht beschweren und welcher historische Bariton käme an manche Aufnahme eines Thomas Hampson heran. Klar ist die Stimme im deutschen Tenorbereich von Fritz Wunderlich unersetzt, aber auch da gibts Ansätze, wie z.B. die Strausslieder mit Jonas Kaufmann, die ich denen von Herrn Wunderlich schon fast als ebenbürtig empfinde. Bei der Callas wird es dann schon eher schwierig. Was Ihre musikalische Präsenz und Ausstrahlung betrifft, so handelt es sich da vielleicht nicht um eine Jahrhundert sondern um eine Jahrtausenderscheinung, so dass wir da möglicherweise noch etwas warten müssen.


    Gruss :hello:
    Syrinx

    HAllo zusammen,
    Ich bevorzuge in den allermeisten Fällen Liveaufnahmen vor Studioproduktionen. Zum Einen sind Liveaufnahmen authentischer, was die LEistung des Musikers betrifft, zum anderen haben Sie normalerweise mehr Spannung, da die meisten Musiker ein gewisses Quantum Adrenalin brauchen um musikalische Spannung zu erzeugen.
    Ich habe es bisher noch nie erlebt, dass mich Huster gestört haben, wenn die musikalische Qualität einer Aufnahme mich überzeugt hat.
    Wenn es diesen Trend zur Liveaufnahme wirklich gibt, dann finde ich ihn eigentlich positiv. Aber natürlich sollte man das auf der CD richtig deklarieren.


    Und was die oben genannte Gilelsbox betrifft: Vielleicht würde ich mich gelegentlich doch mal auf die Musik konzentrieren und nicht nur auf Geräusche und Aufnahmequalität. Gut 95 Prozent der Box gehören zu den besten Klavieraufnahmen, die ich kenne.


    Gruss :hello:


    Syrinx

    Hallo Radagast,
    Dem wäre noch hinzuzufügen, dass man bei amazon auch für die Schweiz ab 20 Euro Einkauf keine Versandkosten zahlt und daher die vollen 19 % spart (wenn man sich an die Grenze von ca 47 Euro pro Lieferung hält).
    Wenn man die CD´s selber in Deutschland erwirbt und über die Grenze bringt, hat man einen Freibetrag von 300 sFr (ca 180 Euro zur Zeit) und kann die Mwst voll abziehen, ohne Zoll oder Schweizer Mwst zu zahlen.


    Gruss :hello:


    Syrinx

    Hallo,
    Ich habe mir vor kurzem auch mal eine Zweitanlage zugelegt. Dabei habe ich auch ein paar Kompaktanlagen zur Probe gehört, auch die Pianokraft. Ich kann das nicht empfehlen.
    Stattdessen habe ich bei ebay für ca 100 Euro Tannoy MX1 Boxen erworben (gibts neu ab ca 160), dazu nen gebrauchten Cambridge 500 CD-Player- ca 100 Euros und einen Rotel 840 Verstärker für 80 (!) Euris, dazu noch ein paar gute Lautsprecherkabel. Diese Anlage klingt erstaunlich gut und schlägt Kompaktanlagen um Längen.


    Gruss :hello:


    Syrinx

    Hallo zusammen,
    Randnotiz:
    Als ich vor 2 Wochen in Berlin war, hat mich an fast jeder S-Bahnstation ein sichtlich gealteter Rene Kollo mit Jenny Elvers (dem breiteren Publikum wohl in erster Linie als Exfreundin von Heiner Lauterbach bekannt) um den Hals :wacky: angeblickt.


    Er spielt offenbar im Oktober dort den Jedermann im Berliner Dom (und Frau Elvers die Buhlschaft)


    Das Plakat sah nicht gerade nach einer Qualitätsproduktion aus, aber wer weiss...


    Gruss :hello:


    Syrinx

    Hallo Telophilius,


    Zitat

    und vollkommen untauglich, in die Walkmans und Kofferradios eingebaut zu werden (das Laufwerk ist auch wegen der gekippt eingebauten rotierenden Kopf-Trommel physikalisch deutlich größer als ein Kassettenlaufwerk; man hätte den edlen Sony-Mini-Walkmans nach altem Prinzip keine Konkurrenz machen können;


    Ähm, ich besitze noch einen Sony DAT-Walkman den TCD-D3 und er ist nicht grösser als ein Cassettenwalkman. Viele Musiker haben sich so einen gekauft, da man mit ihm recht gute Liveaufnahmen machen konnte.
    WArum sich DAT auf dem Massenmarkt nicht durchgesetzt hat, mag mit dem relativ hohen Preis der Medien selber zusammen hängen. Rein von der Qualität her, ist DAT hervorragend, besser als alles, was ich kenne incl CD-ROM-Kopien. Professionell wurde das DAT eigentlich erst vor ein paar Jahren durch das Festplattenrecording abgelöst.
    Aber eigentlich ging es um DCC´s, dei haben sich definitiv weder professionell, noch auf dem Massenmarkt durchgesetzt und ich glaube auch nicht, dass man noch Leecassetten für dieses Format kaufen kann,
    Gruss


    Syrinx :hello:

    Hallo zusammen,
    Letztes Wochenende war ich in der Berliner Philharmonie und habe dort Sir Simon mit den Berliner Philharmonikern live gehört. Es gab Sibelius 5. Sinfonie, Le Martyre de San Sebastian von Debussy und Le roi etoile von Strawinsky.
    Vor der Pause also das Spätwerk von Debussy „Le Martyre de Saint Sébastien“ mit Sophie Marceau als Sprecherin und Susan Gritton , Sopran
    Monica Bacelli , Mezzosopran, Nathalie Stutzmann , Alt dazunoch der Rundfunkchor Berlin. Den Debussy hörte ich zum ersten Mal, meines Wissens nach gibt es auch keine Gesamtaufnahme. Der Rundfunkchor war hervorragend, bei den Solisten brillierte rein stimmlich vor allen Dingen Susan Gritton. Mezzo und Alt haben mir nicht ganz so gut gefallen. Sophie MArceau, die dem einen oder anderen noch aus James Bond bekannt sein dürfte, sprach mit grosser Intensität, zum Glück gab es auch Übertitel, so dass man auch verstehen konnte warum sie so intensiv sprach. Der Text war ein bisschen arg pathetisch, dafür die Musik um so besser. Das Orchester unter Sir Simon begleitete ausgesprochen einfühlsam.
    Nach der Pause dann noch der Strawinsky in dem vor allen Dingen die Männer des Rundfunkchores brillierten. Das Stück an sich ist ausgesprochen merkwürdig, sowohl musikalisch wie auch vom Text und dauert ca. 5 Minuten
    Danach dann Sibelius 5. Sinfonie, die Simon Rattle übrigens auswendig dirigierte. NAch meinem Empfinden war es schlicht grossartig, was rattle da aus den Philharmonikern herausholte. Extrem lebendig und deutlich wurde da musiziert und spätestens im letzten Satz hatte man das Gefühl, dass da wirklich ein Funke auf das Orchester übergesprungen war. Der Sibelius war in jeder Hinsicht extrem musiziert, auch was z.B. das Tempo im letzten Satz betraf (extrem schnell, was bei diesem Satz aber zu einer grossen Spielfreude führte), aber auch was Akzente (da lässt er wohl den ehemaligen Schlagzeuger durchblicken) und die etwas pathetischeren Stellen, waren auch extrem leidenschaftlich gespielt. Dazwischen viele wunderschöne Bläsersoli. Das Ganze wirkte extrem sympathisch und eben äusserst lebendig. Ich kann mir vorstellen, dass dieses etwas überdeutliche in seinen Interpretationen auf Aufnahmen eben auch übertrieben oder zu detailversessen auf den einen oder anderen wirken kann, live war es wie schon gesagt mitreissend. Das ging übrigens auf Seiten des Publikums so weit, dass dieses einfach nicht aufhören wollte zu klatschen (obwohl es nach dem langen Programm keine Zugabe gab) und Sir Simon sich dann fertig umgezogen, also in seinem Strassenanzug beim harten Kern des Publikums verbeugen musste. Nach diesem Genuss, kann ich den Kritikern also nur raten Sir Simon mal in seinem eigenen Hause zu hören.


    :hello:Gruss Syrinx

    Hallo Rideamus,
    Danke für Deine ausführliche Antwort !Ich wollte nicht in Abrede stellen, dass es sich bei den Disneymusicals um Musik handelt, nur eben um keine sonderlich bemerkenswerte.


    Zitat

    Wenn man also konzediert, dass es sich auch in dieser Gattung um Musik handelt, reduziert sich Deine Frage auf eine nach der Qualität, und über die kann man bekanntlich vortrefflich oder manchmal auch gar nicht sinnvoll diskutieren.


    Sicher, dafür ist dieses Forum ja wohl auch da (ich meine natürlich die vorteffliche Variante :yes:


    Zitat

    "Schlager in Reinkultur" sind für mich die Massenprodukte, die in Hitparaden auf und ab gedudelt werden. Da können durchaus mal Nummern aus Musicals dabei sein, denn das Musical versucht ja, mit dem Massenpublikum zu kommunizieren. Es gibt aber viele Nummern aus Musicals, die es nie in die Hitparade schaffen, und das nicht nur, weil sie nicht erfolgsträchtig genug sind, sondern weil sie für einen bestimmten dramatischen Zusammenhang geschrieben wurden, außerhalb dessen sie nicht funktionieren können und oft auch nicht wollen. Die Ascot Gavotte" aus MY FAIR LADY wäre zum Beispiel ein solches Stück, und viele "Nummern" der Disney-Musicals gehören ebenfalls dazu.


    Es ist schon klar, dass es nicht jede Nummer eines Musicals in die Hitperade schaffen kann, auch aus den von Dir genannten Gründen- ich weiss auch nicht wirklich, ob ein Lied wie "Es grünt so grün" es jemals in die charts geschafft hat, es geht nur darum, dass die Tonsprache sich kaum von der des Schlagers abhebt.


    Zitat

    Das ist schon mal ein entscheidender Unterschied, der nicht dadurch geringer wird, dass sich oft auch diese musikalischen Handlungsteile des musikalischen Vokabulars der Popmusik bedienen. Das ist per Definition zunächst einmal nicht weniger legitim, geschweige denn anrüchiger, als wenn sich Weber im Jungfernkranz des Volksliedes bedient oder Verdi mit "La donna e mobile" einen zeitgenössischen Schlager par excellence schafft.


    Du nimmst hier zwei Nummern, bei denen Du sicher nicht Unrecht hast, aus zwei Opern, die weit mehr zu bieten haben. Ausserdem sowohl Weber, wie auch Verdi hatten aufs Ganze gesehen einen völlig unverwechselbaren Stil, während ich die verschiedenen Disneymusicals musikalisch durchaus durcheinander bringen könnt, ohne es zu merken.


    Zitat

    Ansonsten: hier wird oft und mit Recht geklagt, dass Oper und Operette nur noch einen winzigen Teil des breiten Publikums erreichen. Andererseits macht man dem Musical fast zum Vorwurf, dass es das noch vermag und dies mit Mitteln, die das Publikum spontan versteht. Durch alle Zeiten des Musiktheaters haben Komponisten versucht, späterstens seit Mozart auch versuchen müssen, das breitere Publikum zu erreichen und sich eines aufzubauen. Sie hatten das Glück, auch wenn sie es nicht immer so sahen, ein relativ kenntnisreiches und musikverständiges Publikum anzusprechen, das durch seit der Verbreitung der dummen Teilung in E- und U-Musik zu einem großen Teil in den letzteren Bereich abgewandert ist.


    Ein grosser Teil des Erfolges mancher Musicals gehen auch auf die sicher sehr gut gemachte Vermarktung derselben zurück. Die bekanntesten und erfolgreichsten Musicals sind meines Wissens immer noch die von lloyd-webber und zumindestens da sind wir uns in diesem thread einig, dass diese nicht allzu musikalisch wertvoll sind. Im Übrigen, nenn mir ein Musical, welches sich so lange über die Jahre im Spielplan hält wie ein Rigoletto, oder viele andere Opern.Die Halbwertzeiten der meisten Musicals sind da wohl weitaus geringer. Man kann dem Musical nicht zum Vorwurf machen dass es erfolgreich ist, aber man kann auch vom Erfolg nicht auf die Qualität schliessen.


    Was die "dumme Teilung" betrifft: Natürlich gibt es Grenzbereiche zwischen E- und U-Musik, aber man kann auch nicht eine h-moll Messe mit einer "Little mermaid" in einen Topf schmeissen. Ob der Begriff "ernste Musik" besonders glücklich gewählt ist, sei einmal dahin gestellt.


    Zitat

    Die Gegenbewegung, dieser eine Legitimität des ernst genommen werdens abzusprechen, verbessert gar nichts, sondern vertieft nur Gräben, wo keine sein müssten.


    Ich versuche nicht dem Musical an sich seine Legitimität als Kunstform abzusprechen. Ich glaube gerne dass es Musicals gibt, die von grosser Qualität sind, die ich vermutlich nicht kenne, Sondheim scheint ja so ein Fall zu sein. Nur- die Disneymusicals gehören mit Sicherheit nicht in diesen Bereich, da ihre Musik in keiner Weise originell oder raffiniert ist, sondern tatsächlich ein Massenprodukt für ein Massenpublikum.Wenn wir ehrlich sind steht in den Disneymusicals ja auch der Trickfilm und nicht die Musik im Vordergrund. Ich fand es schon als Kind ziemlich blöd, wenn im Trickfilm plötzlich jemand angefangen hat zu singen :D.


    Zitat

    So sollte man die an das Musical zu stellende Frage auf dieselbe reduzieren, die für alle musikalischen Werke die relevanteste ist: sind sie (nach ihren eigenen Gesetzen ujnd Vorgaben) gut oder nicht? Wenn ja, warum? Wenn nein, warum nicht? Diese Frage aber sollte uns hier recht vertraut vorkommen.


    Was sind denn die Gesetze und Vorgaben eines Musicals ? Ansonsten kann ich nur sagen, dass die Musik der letzen 500 Jahre immer dann am Interessantesten wurde, wenn ihre gesetze und Vorgaben durchbrochen wurden.


    Liebe Grüsse


    Syrinx :hello:

    Hallo Severina, Hallo knusperhexe,
    My fair Lady ist auf alle Fälle, z.B. in Puncto Melodienreichtum besser als die Lloyd-Webber Musicals, da stimme ich Dir uneingeschränkt zu. Auch Unterhaltungsmusik ist an sich nichts schlimmes :P :P
    Was ich mich einfach gefragt habe und mit meinem Posting anmerken wollte ist, ob es wirklich jedem klar ist, ob er bestimmte Musicals wg ihrer Musik mag oder aus anderen Gründen, z.B. weil aus einem mittelmässigem Musical ein sehr guter Film gemacht wurde. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass Leute die Verdi, Wagner und/oder Puccini hören bei der Musik von "Little mermaid" in Verzückung geraten, von Elisabeth und co mal ganz zu schweigen. Ich würde bei einer Nummer aus "My fair lady" , wenns gut gesungen ist, auch nicht sofort das Radio abschalten, aber um in ein Theater zu gehen reicht auch das für mich nicht aus.
    Ich finds irgendwie auch lustig wenn man 300 posting lang diskutiert ob Puccini Kitsch ist, und dann hier über die "Little mermaid" oder noch schlimmer Elisabeth stolpert, die schon fast zur Definition von Kitsch dienen könnten.


    Liebe Grüsse


    Syrinx :hello:

    Zitat

    Schumann soll auch an soetwas gelitten haben, weshalb im eine Karriere als Profipianist versagt blieb. (Angeblich hat er ja auch einen damals beliebten "Fingertrainer" beutzt - war dieser der Grund der Dystonie, oder versuchte Schumann der Krankheit damit entgegenzuwirken?!). Weiß jemand da genaueres?


    Hallo Raphaell,
    Soweit ich weiss, hat Schumann sich die Häute zwischen den Fingern wegoperieren lassen, um weitere Griffe spielen zu können- das war dann das Ende seiner Karriere als Pianist und der Beginn eines grossen Komponisten. :wacky:


    Wie auch immer, um nochmal auf das durchaus ernste Thema zurück zu kommen- obwohl ich eigentlich relativ viele Orchestermusiker persönlich kenne, höre ich von Hörproblemen relativ wenig, eher aber von sozialen Problemen zwischen Orchestermitgliedern sehr viel. DAs soll aber um Gottes Willen nicht heissen, dass es das nicht gibt, zumal ja auch schon Michael als Betroffener darüber geschrieben hat


    Zitat

    Ohrstöpsel verteilt - es wird aber auch darauf hingewisen, dass deren "Wirkung" unstritten sei. (Den Grund verstehe ich allerdings nicht)...


    Der Grund dürfte musikalischer Natur sein, man hört dann eben auch weniger, kann sich selbst schlechter anpassen etc. Ich weiss nur von manchen Piccolisten, dass sie auch mit Ohrstöpseln üben


    Ein befreundeter Geiger, der mit seinem Orchester auch manchmal Grönemeyer etc begleiten muss hat sich mal beklagt, dass bei solchen Events viel zu extreme Lautstärken von der Band komme, die ihm zu schaffen machen.
    Das ist eben das, was mir bei der EU-Verordnung nicht ganz einleuchtet. Die db- Begrenzung muss ja dann auch notwendiger Weise pei Rock/Punk etc greifen und wie das durchgesetzt werden soll, ist mir echt ein Rätsel...


    Gruss :hello:


    Syrinx

    Liebe Freunde der Disney-Musicals, z.B. Knusperhexe,


    Es mag ja sein, dass die Disneycompany schöne Filme und Musicals für die ganze Famile produziert und dies auch in hoher Qualität. Da es in diesem Forum aber doch um die Musik geht, möchte ich Euch fragen, wodurch unterscheidet sich die Musik von z.B. little Mermaid oder Lion King von ganz normaler MAinstream Popmusik ? Ich höre da (zugegeben aus der Erinnerung) keinerlei Unterschied.
    Ähnlich geht es mir aber auch mit My fair lady, welcher mit der zweifellos göttlichen Audrey Hepburn ("die einzige Frau, der man eine jungfräuliche Empfängnis abnehmen würde", Billy Wilder) und dem nicjt minder grandiosen Rex Harrison sicher ein sehr schöner Film geworden ist. Aber die Musik selber, ist das nicht Schlager in Reinkultur ?


    Liebe Grüsse :hello:


    Syrinx

    Hallo zusammen,
    Ist doch schön, dass wir uns bei der West Side Story alle einig sind. Dieses ist bisher (!) auch das einzige Musical welches ich bedingungslos weiter empfehlen würde.
    Dieses natürlich in der grandiosen Filmfassung, deren Tanzszenen vor allen Dingen wahnsinnig gut sind. Die spätere Audiofassung mit Carreras, finde ich weitaus weniger gelungen. Was mir vor allen an der WSS so gut gefällt sind neben den wirklich "unsterblichen" Melodien, die kleinen Details, wie z.B. dass unter der Mariamelodie noch ein Habanerarythmus zu hören ist, der skuriller Weise bei der Carreras-Version weggelassen wurde ?(
    Auch die Terzette bei der WSS erinnern mich in ihrer Meisterschaft an grosse Oper.
    Dieser thread hat mich neugierig gemacht und ich frage mich, gibt es tatsächlich Musicals, die in ihren musikalischen Details , in ihren Melodien und was Terzette betrifft an die WSS heran kommen ? wenn ja, welche ?
    Was ich ansonsten an Musicals gesehen bzw. gehört habe hat mich extrem gelangweilt (Evita- 2 Stunden die gleiche Melodie) bzw. geärgert (das Phantom der Oper, ohne Melodien...), Hair ist in der Filmfassung ganz nett, aber vermutlich weil auch nicht allzu viel gesungen wird :D


    Gruss :hello:
    Syrinx

    Hallo zusammen,


    Es ist ganz interessant, dass offenbar die wenigsten von Euch mit der 5. beginnen würden. Ich dachte eigentlich diese sei mit Abstand die populärste Sinfonie Mahlers, aufgrund Ihrer relativ eingängigen Melodik und weil das Adagietto auch in Viscontis "tod in Vernedig" ausgiebig verwendet wurde und ich es da zum ersten Mal gehört habe.
    In meiner Jugend habe ich die 5. jedenfalls verschlungen, weil Sie zum Teil diese unheimlich drängende hat und dann wieder das unglaublich ruhige Adagietto, Langweile kam da nicht auf (und kommt auch nach 25 Jahren nicht auf). Erst mit zunehmendem Alter erschliesst sich mir z.B. die wesentlich jenseitige 2. Die 1. habe ich am Anfang auch gern gehört.
    Allerdings ist bei Mahler das Konzerterlebnis essentiell, ich würde in jedem Fall versuchen die Sinfonien zuerst live kennen zu lernen.


    Beste Grüsse


    Syrinx :hello:

    Hallo Holger,

    Zitat

    Es ist ja auch bei anderen Instrumenten so, dass "Technik" (i. d. R. wohl im Sinne von Spielgeschwindigkeit gebraucht) und "Gefühl" (angemessene Dynamik, etc. - was doch also eigentlich genau genommen auch "Technik" ist, oder?) sich geradezu gegenseitig ausschließen.


    Technik und Musikalität bzw. geistige Durchdringung eines Werkes schliessen sich keinesfalls aus, dafür gibt es im pianistischen Bereich, aber auch bei anderen Instrumenten genug Beispiele, jetzt wie in der Vergangenheit. Virtuosität ist EINE Sache von vielen, die man als Musiker braucht.


    Hirnloses Herumhämmern und ständiges zu-schnell-spielen und Musikalität schliessen sich weitgehend aus, aber das kann man LL nun auch nicht undifferenziert vorwerfen.


    Gruss


    Syrinx

    Hallo Alfred,
    Ich habe auch grosse Schwierigkeiten mit Deinen Aussagen ! Nebenbei gesagt wurde Lang Lang from Curtis Institite of music in den USA rekrutiert und nicht direkt aus China.
    Bei grossen Solisten geht es um Einzelpersönlichkeiten, da spielt die Nationalität überhaupt keine Rolle. Ich kenne hervorragende Musiker aus aller Herren Länder und auch ganz schlechte aus Deutschland und Österreich. also was soll das ?


    Zitat

    Sie holen sich ihre "Stars" vorzugsweise aus Billigländern wie China, Russland oder Lateinamerika. Hier wollen sie sie dann teuer verkaufen.


    Ach so, deshalb kommen die meisten grossen Pianisten aus Russland, die Tenöre in letzter Zeit aus Lateinamerika, :yes: :D :faint:


    @ Marc


    Danke für Deinen Beitrag ! Die NZZ-Kritik zeigt, dass man wenigstens versuchen kann, faire Kritiken zu schreiben, die trotzdem nichts beschönigen und in der Kritik bei der Sache bleiben.


    Loge


    Grundsätzlich wurde ja schon in einem anderen thread über Lang Lang und seine Fähigkeiten diskutiert. Insofern sind wir hier vielleicht schon OT, aber trotzdem:

    Zitat

    Lang Lang gehört im Hinblick auf seine manuellen Fähigkeiten und seine Brillanz fraglos zur Weltspitze. Das ist in technischer Hinsicht die Extraklasse. Ich warte noch immer darauf, dass mir einer nachvollziehbar (also am pianistischen Detail) erklärt, warum z. B. das Klavierspiel Lang Langs auf der Aufnahme seines Auftritts in der Carnegie Hall das Spiel eines mittelmäßigen Pianisten sein soll. Das ist einfach nur lächerlich! Es gibt Menschen, die machen sich offenbar keinen Begriff mehr davon, was es heißt, einen solchen Auftritt mit diesem Programm und an diesem Ort so zu meistern, noch dazu in so jungen Jahren. Dem geht – trotz allen überragenden Talents – ein Leben voller Hingabe und Entbehrungen voraus. Das gilt nicht nur für Lang Lang, sondern natürlich in gleichem Maße für alle ausführenden Weltklassemusiker, die sich in dieser Weise ihrem Instrument verschrieben haben. Unser Applaus und unsere Anerkennung sind zunächst einmal das Mindeste, was wir ihnen schulden - jedenfalls wenn wir vom unausgesetzten Hören der ultimativen und jederzeit verfügbaren Einspielungen anderer Weltklassepianisten nicht jegliches Maß verloren haben.


    Das die meisten Menschen sich grundsätzlich keine Vorstellungen davon machen, wieviel Arbeit es braucht um auch nur in die Nähe eines solchen Klavierspiels zu kommen steht ausser Frage. Wenn wir das berücksichtigen würden, könnte man gar keine Kritik an Pianisten und Geigern etc. mehr üben. Aber hier gehts nun mal um die pianistische Weltklasse. Um Jahrhunderpianisten, einzigartige Genies und als solches wird er verkauft. Das Altersargument ist in dieser Liga wirklich nicht mehr tragbar- Auch Horowitz hat schon mit 24 sein Debut in der Carnegiehall gegeben. Martha Argerich hat mit 23 absolute Weltklasseaufnahmen hinterlassen. Auch das Argiment mit den manuellen Fähigkeiten ist nicht mehr tragbar, wenn Du einmal auf einem grossen internationalen Klavierwettbewerb zugehört hast.
    Mir würde es persönlich reichen, wenn ich eine, nur eine einzige Aufnahme von LAng Lang hören würde, die mich voll überzeugt. Er überzeugt mich aber eben auch mit seinem virtuosen Repertoire nicht. Vergleich mal eine ungarische Rhapsody mit Volodos Versionen, ob live oder nicht. Oder wenn man einen Liebestraum spielt ohne irgend etwas vom wagnerschen Vorbild zu spüren, dann ist das nicht Weltklasse.
    Dazu kommt noch, dass zumindest ich ihm seine Emotionalität nicht abnehme und das die Verrenkungen seines Gesicht nicht in dem Mass musikalisch hörbar werden, dass ich es ihm abnehmen könnte.
    Das LL ein hochbegabter Pianist ist, bezweifle ich nicht und wenn er als aufstrebendes Talent verkauft würde, hätte ja auch niemand was dagegen. Aber so wie er sich verkauft (verkauft wird?) bleibt er eine Art Mogelpackung.


    Gruss :hello:


    Syrinx

    Hallo,
    Es ist wirklich schwer was zu sagen, wenn man das Konzert nicht gehört hat. Vielleicht hatte der Kritiker auch vorher in unserem Forum recherchiert :D
    Wie auch immer, jeder von uns hat vielleicht schon mal ein grauenhaftes KOnzert erlebt, nachdem das Publikum fand, es müsse "Standing Ovations" geben. Mich persönlich packt da die kalte Wut und das ist dem Kritiker vermutlich auch so gegangen. Wie schon jemand geschrieben hat, hier wird mit dem Medienhype und dem Publikum abgerechnet.
    Trotzdem bin ich jetzt noch nicht so weit, mit unserem jungen Klaviermillionär Mitleid zu haben. Möglicherweise sind die schlechten Kritiken die einzige Chance für Lang Lang doch noch zu einem grossen Pianisten zu werden, wenn es nicht völlig an ihm abprallt.


    Gruss :hello:
    Syrinx

    Hallo Maggie,
    Es freut mich, dass Dir mein statement nicht allzu sauer aufgestossen ist. Übrigens war ich bis zu meinem 13. Lebensjahr auch ein grosser FAn von Yepes. Ich habe sogar noch signierte Schallplatten von ihm. Aber nachdem ich dann Barrueco gehört habe und später viele andere, ging mir dann ein Licht auf :rolleyes: Wenn Du mal den aktuellen Stand der Dinge hören willst, musst Du z.B. nach Allessandria auf einen Gitarrenwettbewerb zum Zuhören fahren oder Benicasim in Spanien (gibt noch viele andere).


    HAllo Paul,
    Es ist in der Tat so, dass Ida Presti der bemerkenswertere Part des Duo Lagoya/Presti war. Da Gitarrenaufnahmen damals streng zweikanalig aufgenommen wurden (links eine Gitarre/rechts eine Gitarre) kann man die beiden auch ganz gut unterscheiden. Es gibt ein paar Soloaufnahmen von ihr, teilweise mit 14 Jahren (!), die auch nach heutigem Standard noch hervorragend sind. DAs Duo war sicher das beste ihrer Zeit. Aber eben Gitarre ist ein Instrument in Entwicklung. Hör mal die Tonadilla von Rodrigo mit Presti/Lagaoya und dann mit dem Assad-Duo, dann weisst Du sicher was ich meine.


    Viele Grüsse


    Syrinx :hello:

    HAllo Maggie, Hallo Harald,
    entschuldigung ich muss Euch aufs Heftigste wiedersprechen (und mich an dieser Stelle wohl als Gitarrist outen ) :beatnik:. Narciso Yepes ist ein sorry, grauenhafter Gitarrist. Ich stehe mit der Meinung nicht alleine, Du wirst vermutlich heutzutage keinen studierten Gitarristen finden, der an Yepes (unter Gitarristen auch gern Yps genannt) ein gutes Haar lässt.
    Yepes kann kein Legato spielen, hatte einen spitzen Ton, Phrasierung ist für ihn auch weitgehend ein Fremdwort und er verinfacht auch viele Sachen, z.B. spielt er beim Aranjuezkonzert im letzten Satz teilweise leere Saiten, wo keine stehen.
    Das er trotzdem der Star der deutschen Grammophon war hängt damit zusammen, dass die klassische Gitarre eine viel kürzere Entwicklungsgeschichte als andere Instrumente hat. Rein vom Instrumentenbau her ist die Gitarre erst Ende 19.Jh entwickelt worden. (Vorher warendie Gitarren viel kleiner und entsprechend leiser) Dann gab es Segovia, der extrem eigen war, aber doch ein guter Gitarrist, dies merkt man vor allen Dingen bei frühen Aufnahmen. Es gibt eine Doppelcd 1927-33, die teilweise recht beeindruckend ist. Die nächste Generation waren Bream, Williams, Romero(s),und wenn man will Yepes, in Deutschland vielleicht noch Sigi Berendt.
    Bream hat vor seinem Unfall wunderschöne Aufnahmen gemacht, die man sich auch Heute noch gut anhören kann. Williams und Romero sind beides gute Techniker, mehr leider nicht, und wenn sie Pianisten wären, und so unpersönlich um nicht zu sagen unmusikalisch spielen würden, würde kein Hahn nach ihnen krähen. Zu Yepes habe ich mich ja bereits geäussert.
    In der nächsten Generation wurde es dann interessant: Manuel Barrueco hat damals (vor 25 Jahren) mit dieser CD die Gitarrenwelt revolutioniert:


    Das Bild ist leider etwas klein, aber es sind Werke von Albeniz und Granados (ist damals als Schallplatte erschienen, 1 Seite Albeniz, 1 Seite Granados, das war damals auch schon was neues für Gitarre)


    Noch nie hörte man einen Gitarristen, der so komplett die Schwierigkeiten, die das Instrument so mitbringt total vergessen liessen.


    Die späteren Aufnahmen waren dann leider zum grossen Teil nicht mehr ganz so genial.


    In der gleichen Generation ist David Russell, ein äusserst solider Gitarrist, der auch als Lehrer die folgende Generation entscheidend beeinflusst hat.(und extrem viel CD´s auf dem Markt hat)


    Der grosse Geheimtip ist Alvaro Pierri. Er hat für mich eine der besten Gitarrenaufnahmen überhaupt gemacht, mit Walton, Polak, Berkeley, die leider nicht mehr im Handel ist :motz: :motz: :motz: :motz:


    Die späteren Aufnahmen finde ich nicht mehr so überzeugend, aber als Livekünstler kann er fantastisch sein. Es gibt auch ein paar gute youtubevideos von ihm.


    Fast in der gleichen Generation ist das Duo Assad, welche das Duospiel auf der Gitarre in eine andere Dimension gehoben haben


    Wenn man BAch oder Scarlatti auf der Gitarre hören will kann ich bedingungslos die Aufnahmen von Stephan Schmidt empfehlen, der da Massstäbe gesetzt hat. Ich denke 10 TAkte würden genügen um den Unterschied zwischen Yepes und Schmidt deutlich zu machen.


    Die nächste Generation, der jetzt 30-40 jährigen wird durch Aniello Desiderio (ein wunderbarer Musiker und wirklich fabelhafter Techniker, der wirkich seinesgleichen sucht) und z.B. Zoran Dukic, ebenfalls hervorragend aber nicht ganz so spektakulär.


    Die allerjüngste Generation ist so unübersichtlich, dass man hier viel Namen nennen könnet , aber auch hier gilt, die bekanntesten sind nicht umbedingt die besten.


    Zitat

    Bei Kompositionen für Gitarre ist zu beachten, dass viele moderne Komponisten auf ältere Werke, z.B. Barockmusik für Laute o.ä. zurückgreifen - oder auf Melodien aus der spanischen Folklore.


    Bei Rodrigo ist das so, aber es gibt jede Menge Kompositionen die das nicht tun.


    Zitat

    Die Musik zu dem Film "Jeux Interdits" - oder "Verbotene Spiele" - den Du erwähnst, ist ursprünglich auch eine einfache Volkslied-Melodie, die von Yepes aufgegriffen und vielfach variiert wurde. Noch heute ist diese Melodie eines der beliebtesten Stücke für Gitarre und wird von fast allen Gitarristen immer wieder gespielt - eines der bekanntesten Repertoire-Stücke überhaupt!


    Das kann man so auch nicht sagen. Das Stück nimmt in etwa den Stellenwert ein, wie "für Elise" beim Klavier. Kein seriöser Gitarrist würde "Jeux interdits" im KOnzert spielen, noch nicht einmal als Zugabe.
    DAs Stück steht meistens unter dem Titel "anonyme spanische Romanze" und existiert schon länger als Yepes. der dann ja behauptet hat, er hätte es komponiert, was jeder Grundlage entbehrt. Es ist keine Volksmelodie und Yepes hat auch nichts variiert.


    Wem übrigens die Frauen bei meiner Aufzählung von Gitarristen gefehlt haben: Ida Presti (F), in der Bream-Generation, genial aber leider viel zu früh gestorben (Autounfall), ZUr Segoviazeit: Luise Walker aus Wien, eine unglaubliche Virtuosin), in der jüngsten Generation Anna Vidovic (Cr), aber da gibt es wahrscheinlich viele andere die ich noch nicht kenne.


    Gruss :hello:


    Syrinx

    Hallo zusammen,


    Sophie Mautner kommt mir auch spontan in den Sinn, wenn es um "Eintagsfliegen" geht. Offenbar haben sich da doch die Stimmen der Kritiker durchgesetzt. Bei den Pianisten gab es eh viele Namen von denen man wenig hört. Dimtri Scouros oder Helfgott z.B. der seinen Aufstieg eigentlich nur einem wirklich guten Film über ihn verdankt "shine". Allerdings sind die Ansprüche an Pianisten auch enorm hoch.


    Wie auch immer: Es gibt auch durchaus Künstler, denen das Leben als Solist schlicht zu stressig war und die irgendwo eine Professur haben und damit ganz zufrieden sind, das Familienleben dem Jetset vorziehen.Was ich so mitkrieg liegt die Scheidungsrate bei aktiven Künstlern der ersten Reihe bei schätzungsweise 90 Prozent, das mal so am Rande


    Gruss :hello:


    Syrinx



    Hallo Andreas,


    Was Du mit Sicherheit gehört hast, war auch eine Böhmflöte, nur eben aus Holz. Böhm hat in erster Linie die Mechanik der Flöten entwickelt. nicht zu verwechseln mit einer Traversflöte. Und was die Bermerkung über das Vibrato bei Flötisten betrifft. Die junge Generation (Pahud, Bernhold, Balint) hat grundsätzlich ein geschmackvolleres Vibrato als z.B. Galway und Rampal, insofern stimmt das mit der "schrecklichen Vibratoneigung" schon länger nicht mehr.
    Wenn Dir Debussy gefällt, würde ich Dir diese hier raten:




    Meine Lieblingsaufnehme der trockenen Blumen ist eben diese hier:



    Bei amazon gabs leider keine grossen Fotos, aber es sind beides Aufnahmen mit Philippe Bernold, den ich persönlich Pahud vorziehe (der aber auch ein hervorragender Flötist ist)


    Gruss


    Syrinx

    Hallo Alfred


    Zitat

    Die Mikrophonaufstellung müsste genormt sein, jene der Lautsprecher im Abhörraum ebenso. Das ist aber heute nicht der Fall, da wird dillettiert, das es nur so ein Vergnügen ist, oder besser gesagt keines.



    Kannst Du mir das mal eben erklären ? Glaubst Du das bei 5-Kanal fünf Mikros im Einsatz sind und bei stereo zwei ?( ?( Es gibt zwar ein paar puristische Tonmeister, die sogar Orchester mit 2 Mikros aufnehmen, aber in den allermeisten Fällen sind auch bei Stereo schon bei Solisten normal mehr als 2 Mikros im Einsatz. (aus eigener Erfahrung bis zu 6 Stück, bei Orchestern ein vielfaches). in jedem Fall lässt sich da nichts normen.
    Das Aufstellen der Mikros gehört zu den wichtigsten Aufgaben der Tonmeister. Diese hängt von der Aufnahmeräumlichkeit, sprich Akustik, vom aufzunehmenden Klangkörper und auch von den Klangvorstellungen der Musiker bzw. Tonmeister ab, sowohl bei stereo wie auch bei Mehrkanal.
    Ich habe eine Neuaufnahme der Schostakowitschsinfonien auf SACD auf dem Schnittplatz meines Tonmeisters gehört und war schon ziemlich begeistert. Allerdings ist die Technik für mich privat schlicht zu teuer.


    Gruss :hello:


    Syrinx

    Zitat

    Zitat: Original von Hans Sachs Ich verstehe nicht ganz, warum der Begriff "Popmusiker" trivialisiert. Es müssen ja nicht alle unterste Schublade sein. Auch heute ist das ein weites Spektrum. Hallo! Ich habe diese Antwort auf meinen obigen Beitrag damals leider gar nicht wahrgenommen, daher jetzt noch die verspätete Antwort. Ich gebe dir im Prinzip recht, es gibt sehr hochwertige Popmusik, wie ich gerade in letzter Zeit wieder entdecke. Trivialisierung war wohl ein falscher Ausdruck, ich meine eher, dass auf einen Musiker wie Dowland, der sich am u. a. dänischen Königshof aufhielt und mit einem erheblich vorgebildeten Publikum rechnen konnte, der Ausdruck "Popmusiker" kaum passt - da "Popmusik" die Wendung an ein Publikum aller Alters- und Bildungsschichten impliziert. Davon konnte bei Dowland keine Rede sein, obwohl - und insofern verstehe ich die Äußerung - im sehr eingängige und ohrwurmartige Kompositionen zu verdanken sind.



    Hallo,
    Ich teile Deine Meinung, dass sich Dowland schwerlich als Popmusik bezeichnen lässt, aber aus anderen Gründen. Zum einen sind Dowlands Werke zum grossen Teil von einer selbstzerstörerischen Melancholie und Todessehnsucht geprägt (Come heavy sleep, etc) was auf Dauer wohl nicht allzu populär sein kann. Zum anderen war Dowland in seinen Instrumentalstücken ein Meister der Polyphonie, so dass viel eSachen doch sehr komplex sind. Was die Vorbildung der Zuhörerschaft am dänischen Hof betrifft, weiss ich nichts genaues, aber in England hat er auf jeden Fall nicht die wertschätzung erfahren, die er verdiente, worunter er sein Leben lang litt.


    Gruss :hello:


    Syrinx