Lieber Thomas :
Ein sehr interessanter Text von Dir ,den ich nachdenkend und auch nachdenklich mehrfach gelesen habe .
Dass das " Kirchenvolk " immer ein Ergenis der Massenpsychologie wie der Sehnsucht nach einem ewigen Leben war dürfte feststehen .
Der besuch von Messen bzw. Gottestdiensten in Notzeiten ist mir schon bekannt . Die Notzeiten weltweit haben aber nicht abgenommen .
ich weiss es aus einem konkreten bericht von gestern aus der katholischen Kirche genau , wie sehr deren Werbungen in Flyern mit der gelebten Wirklichkeit geradezu brutal auseinanderklaffen .
Der Besuch einer Kirche völlig unabhängig von der zugrunde liegenden religion ist für mich weder eine Pflichtveranstaltung noch dazu da , um gesellschaftlich als angepasstes Mitglied (an)gesehen zu werden .
Es gibt sie auch in den grossen Städten . Diese persönlich so geschätzten Orte der inneren Einkehr , der Besinnung , des Nachdenkens . Ich meine, dass der Mensch dies braucht . Und meine Erfahrung mit eigenen Besuchen meiner ganz bevorzugten Kirche in Düsseldorf ( übrigens in der absoluten Stadtmitte; daher so ruhig ? )
beweist doch, dass es auch andere Menschen gibt, die diese Momente des Innehaltens im Alltag suchen .
Dies hat nichts damit zu tun , ob ich an eine ( mögliche ) Existenz Gottes glaube . Die Führung der " gottesbewiese " im Sinner der Theologenausbildung ist ein Thema , das man für sich behandelnd müsste . Nach meinem Verständnis liegt der Schöpfung ein genauer Bauplan zugrunde . Dieser ist notwendig für die existenz von leben . inwieweit dann sog. Zufälle eine Rolle spielen ist dann schon wieder eine Frage im Spannungsfeld zwischen ( nicht beweisbaren ) Glauben und ( vermutetem ) Wissen .
Du schätzt die Kompositionen von Anton Bruckner sehr .
Ich nehme sehr viel aus der " Pastorale " - Symphonie von Ludwig van Beethoven . Bruno Walter hat einmal sehr präzise formuliert :" Wer die Natur nicht liebt, der kann Beethovens " Pastorale " nicht verstehen und dirigieren" .
Natur ist für mich dann gleichzusetzen mit Gott, Schöpfung , aber auch Demut , lebensfreude , Gewalten un deren Auflösung eben im konkrten Fall in dem Schlussatz dieser Symphonie .
Die von Dir erwähnten sprachlichen Zugeständnisse der Amtskirche in Rom an die virtuelle Einheit der Christen sind nicht mehr als ein notwendiges Nachgeben wegen der Massen von Analphabeten an die Aufrechterhaltung der eigenen Macht . Wer schon grosse Probleme hat, die eigene Sprache lesen zu können, der wird sich kaum heute noch dauerhaft damit abfinden, Latein lernen zu müssen .
Argentinien ist für die Situation in Mittel- und Südamerika ein recht aufgeklärtes Land . Der Anteil der Katholiken ( auf dem Papier liegt ( überraschend ? ) nur bei 50 Prozent der Bevölkerung .
Wenn ich Dich richtig verethe , dann bist zu ( aus meiner Sicht im übrigen zu Recht ! ) skeptisch im Hinblick auf eine Ökumenisierung , die dann nur zustande kommen kann, wenn jeder teil Wesentliches seiner Lehre vorbehaltlos aufgibt . Zum jetzigen Zeitpunkt halte ich dies für nicht sinnvoll .
Um bei der Musik zu bleiben . Ich denke, dass die meisten Komponisten in iregndeiner Form religiös waren . Dieas hat nichts damit zu tun , ob sie Kirchgänger waren .
Der Satz von Vladrimir Horowitz , der bekanntlich Jude war , dass er für seinen erfolg auch bereit sei, notfalls Katholik zu werden sei dann doch erwähnt, weil eine Religionsbekenntnis oft hilfreich ist für Karrieren .
Dies ist aber zunächst nicht Ziel der Urchristen gewesen . Aber auch hier beginnen schon die Kritiker , wenn sie z. B. Paulus als den grossen Denker und Chefstrategen der jungen Kirche bezeichnen .
Spästens mit Paulis formuliert die Kirche Christi ihre weltlichen Machtansprüche . Konstantin , wahrlich kein Christ , hat durch sein " Bekenntnis " zum Christentum diese Lage kühl berechnend für seine eigenen Machtansprüche ausgenutzt .
Dir beste Grüsse
Frank