Beiträge von Christoph_Glaus

    Hallo,


    ich gehöre auch zu jenen, die der Kammermusik nicht das abgewinnen können, was sie eigentlich verdient.
    Meine These ist einfach: ich habe einmal eine Freundin gehabt, die Violine studiert hat und für sie war und ist Kammermusik etwas vom Feinsten. Da ich aber kein Instrument spiele und so keinen emotionalen Bezug zur Kammermusik haben kann, habe ich auch noch nie dieselbe Euphorie entwickeln können.
    Wenn bei einem Streichquartett die Stimmen auf das Minimum reduziert werden, mag zwar eine ganz eigene Stimmung herrschen - ich aber muss zu geben, dass ich lieber Grossformationen habe.


    Du schreibst es ja selber, als Beteiligter ist Kammermusik eine Welt für sich! als Aussenstehender habe ich jedoch (mit einigen wenigen Ausnahmen) keinen Zugang zu dieser Welt. Ausnahmen sind Werke von unmesslicher Schönheit, der Rest bleibt mir nach wie vor verschlossen.


    Liedkunst hingegen würde ich persönlich nicht als Kammermusik bezeichnen, denn ich singe ja auch Arien mit einem Pianisten zusammen und auch wenn es ein intimes Zusammenspiel sein mag, so bin ich als Solist der Chef und der Pianist muss mir folgen. Kammermusik ist für mich aber ein Zusammenspiel gleichwertigerer Partner als dies zwischen einem Solisten und einem Begleiter der Fall ist.



    Gruss
    Christoph

    Hallo,


    eine weitere Stimmlage neben den Altistinnen, welche sich meistens auf Barockmusik beschränken muss (dort aber beinahe unendlich viel zum singen hat) ist der Countertenor!


    Mein Favorit ist unangefochten Jochen Kowalski! Speziell im "Nisi Dominus" RV 608 von A. Vivaldi - im 4.Teil - Andante "Cum dederit"! Oder dem "Salve Regina" RV 616

    Seine Interpretationen sind enorm dicht und unglaublich spannungsgeladen. Bei ihm kann ich mir die Dominanz der Kastraten wunderbar vorstellen, welche sie in ihrer Zeit auf das weibliche Geschlecht ausgeübt haben sollen.
    Der Stimmumfang einer Frau und dennoch die geballte Stimmkraft eines Mannes.


    Eine wunderbare Inszenierung aus der Oper Sydney: der "Giulio Cesare", in welcher gleich 3 Countertenöre am Werk sind! Für mich der beste "Giulio Cesare", der von einem Countertenor besetzt ist.

    Graham Pushee als Giulio Cesare spielt mit den Händelschen Koloraturen als wärs ein Kinderspiel.
    Nebenbei ist auch Yvonne Kenny sehr gut, die eine ihrer Arien nackt in einem "Milchbad" singt...


    Welches sind Eure Favoriten und warum?
    Kennt Ihr noch andere Werke, welche einen vor Schönheit und Eleganz das Blut in den Adern gefrieren lassen...?


    Gruss
    Christoph

    Hallo,


    mehr als man glaubt gibt es quer durch die Opernlandschaft den Typus der Hosenrollen - meistens durch einen Mezzosopran besetzt.


    Ein, zwei Beispiele von Hosenrollen, bei welchen es die volle Absicht des Komponisten gewesen ist, um auf die Sprünge zu helfen:


    - "Le Nozze di Figaro" - Cherubino
    - "Un Ballo in Maschera" - Oscar


    Ich geb es offen zu, ich habe meine Mühe mit weiblichen Hosenrollen. Am meisten nerven mich aber Sängerinnen wie Janet Baker, die offenbar glaubt, es sei legitim, wenn Händel eine Opernpartie für einen Kastraten geschrieben hat, dass sie als Frau (nur weil sie den nötigen Stimmumfang habe) dazu berechtigt sei, einen Mann auf der Bühne zu ersetzen. Es ist auch keine Entschuldigung, weil sie wie ein Mann aussieht...
    Kllingt sehr antifeministisch, aber einen Julius Cäsar will ich entweder von einem Bass oder von einem Countertenor gesungen hören. Von einem Bass deswegen, weil gute Countertenöre dünn gesät sind und weil im Bärenreiter Urtext-KA der Julius Cäsar als Bass notiert ist.


    Wie steht Ihr so zu diesen weder weiblichen noch männlichen Partien? kann mir vielleicht auch jemand erklären warum es denn überhaupt zu Hosenrollen gekommen ist, da ich bisher noch keinem sachdienlichen Hinweis begegnet bin.
    Und wie habt Ihr es allgemein mit Frauen, die ihren Mann dennoch nicht wirklich stehen können?



    Gruss
    Christoph

    Hallo,


    Erst jetzt habe ich dieses Thread entdeckt und will mich sogleich anschliessen!


    Ich bevorzuge aber mehr die aktve Variante des musikalischen Humors, d.h. Musiker, die gezielt Programme entwickeln, um damit das Publikum zu lachen zu bringen.
    Aber auch wenn ich noch lange nicht alles kenne, was es an profesionellen Klassik-Lachmuskulatur-Trainern gibt, so kann ich Euch hier meine Favoriten diesbezüglich nennen:


    Da ist einmal der erst vor kurzem verstorbene Victor Borge. Gelernter Konzertpianist, der offenbar zu Beginn seiner Pianistenkarriere beim Spiel so viel Klamauk gemacht hat, dass er dies später zu seiner Haupteinnahmequelle modifiziert hat. Erhältlich ist bei uns glaub ich nur diese CD. Bei Amazon.com kann man aber auch diverse DVD's (Code 1,2,3,4,5) kaufen, die die immense Ausstrahlungskraft dieses genialen Musikers auch im hohen Alter zeigen. Ich hab selten so gelacht, wie er eine Sopranistin zu einer Rigoletto Arie begleitet...


    Etwas ganz anderes, aber nicht minder witzig sind die Live-Einspielungen des Hoffnung Music-Festivals (Walter hat auch bereits darauf hingewiesen). Ich besitze nur die untere von 1988, welche mir besser gefällt.


    Auf alle Fälle können sich hier alle Musikfanatiker darin üben, die Unmengen an verschiedenen Kompositionen, welche profesionell auf höchstem Niveau miteinander verwoben worden sind, zu erkennen und zu benennen. So wie zum Beispiel im "Disconcerto for Piano & Orchestra", der stete Kampf zwischen Solist und Orchester - jeder spielt sein eigenes Ding und trotzdem passt es irgendwie zusammen. Einzig Schade, dass es hier nichts visuelles gibt, denn die Lacher dazwischen verheissen viel Klamauk auf dem Podium.



    Gruss Christoph

    Don Basilio,


    wenn Du Millionär bist und genug Zeit und Geduld hast vorallem in Italien all die kleinen Opern-CD-Geschäfte zu durchforsten, dann findest Du bestimmt mehr als 1000 verschiedene Opern. Aber es wird viel Mist dabei sein...



    Gruss
    Christoph

    Hallo Rienzi,


    Du hast vollkommen Recht! Beckmessern ist immer die einfachste aller Lösungen! Nur möchte ich sagen, dass die Messlatte für deutliche, verständliche Aussage bei einem Weltstar entsprechend hoch ist. Und all die anderen fremdsprachigen Sänger beweisen es Abend für Abend, dass es möglich ist, deutlich Deutsch zu singen.


    Ein Lohengrin auf DVD, der guten Ansprüchen genügt ist IMO nicht auf dem Markt.
    Ein guter Lohengrin auf der Bühne ist der aktuelle Lohengrin der Bayreuther Festspiele (Besetzungsliste über den entsprechenden Link zu finden). Ich habe diesen Lohengrin 2x gesehen und würde ihn sofort jederzeit wieder reinziehen!


    Gruss
    Christoph

    Hallo Maexl,


    also ich habe einmal mehr aus Sammelsucht die Alben 1 - 48 gekauft (und Unmengen an Geld dafür eingesetzt). Weil es aber danach ausgesehen hat, dass die Serie nie mehr fertig würde, habe ich es dann aufgegeben, aber wenn ich sehe dass mir nur noch 11 Titel fehlen, dann könnte es sein, dass ich die Serie vervollständige!
    Angefangen habe ich mit der verbilligten Nr 22 "Transkriptionen der Beethoven Sinfonien" und da ich damals grad in der Formenlehre die 3. Sinf. zerlegt habe, hat mich dies dann erst recht gepackt.


    Hier einige meiner Fav.
    Nr. 9 wegen dem Totentanz für Klavier solo

    Nr. 22 Die Transkriptionen der Beethoven Sinfonien

    Nr. 24 Beethoven + Hummel Septets

    Nr. 29 Ungarische und Zigeuner Lieder und Rhapsodien


    Auch sehr lustig für Opernfreaks sind die zahlreichen Transkriptionen "Liszt at the Opera"!
    Einige Werke sind manchmal etwas langsam gespielt, vorallem bei den Transkriptionen, wo man Referenzen hat.


    Gruss
    Christoph

    Hallo,


    schon seit längerem ist mir Terfel aufgefallen. Durch sein seine gute Technik, sein unbeschwertes Singen und seine fröhliche Ausstrahlung. Eine seiner Glanzaufnahme ist das Live Konzert mit Cecilia Bartoli zusammen:


    In letzter Zeit bin ich aber zunehmend von ihm enttäuscht worden. Sind es vielleicht die Wagner-Arien oder sonst etwas, was er sich zumutet und offenbar doch noch zu früh ist. Auf alle Fälle geh ich in gewisser Weise mit sagitt überein: manchmal wirkt seine Stimme farb- und kraftlos!


    Gruss
    Christoph

    Hallo,


    Zitat

    Klassikliebhaber schreibt:
    Gould: Summerei,seltsame Sitzweise,legeré
    Serkin: stumm singen.
    Argerich: Summerei


    dieses Summen einiger Instrumentalisten kann man doch nicht als Macken bezeichnen! Alt bekannt ist die Ehrfahrung, dass die gespielte Musik eines Instrumentalisen um einiges intensiver und lebendiger wirkt, wenn er dazu unbewusst singt. Denn auch die nicht gesungene Musik atmet und lebt. Bei einigen nun ist dieses Mitsingen hörbar, aber wenn ein Gould mitsingt, dann weiss ich, dass er voll bei der Sache ist. Es hilft übrigens auch, denn Bachs Klavierwerke werden heillos durcheinander wenn man nicht zumindest ein Stimme herausnehmen kann und sie extern mitschwingen lässt.



    Am Neujahr 1990 habe ich an einem kleinen Festival (ich habe den Organisator gekannt) mit Giuseppe di Stefano am selben Tisch das Morgenessen geniessen dürfen. Seine Macke, die alle im Raum gestört hat, ist eine richtig fette, stinkige Havanna Zigarre gewesen...
    Aber ansonsten ist er ein ganz einfacher gemütlicher Mann gewesen, der es nicht mehr nötig hatte grossen Starrummel zu haben.


    Dann am Abend im Konzert hat der Maestro noch ein paar neapolitanische Lieder zum Besten gegeben und der Saal ist im zu Füssen gelegen...



    Gruss
    Christoph

    Hallo,


    wieder so ein Thread wo man nur ein einziges Werk angeben darf!



    Mein Lieblingslied ist das "Ich bin der Welt abhanden gekommen" von Gustav Mahler. Das 4. der Rückert-Lieder!



    Wunderschön melancholisch mit einer Aussage, die nach mehr sucht... Ergreifend vorallem wenn man es auch selber mit voller Stimme singen darf und man fantastisch am Klavier begleitet wird!
    Mit Fi-Di und Barenboim am Klavier. Hab noch keine bessere Aufnahme gefunden, bin aber gelegentlich auf der Suche.


    Gruss
    Christoph

    Hallo,


    auch wenn mir die tiefen Stimmen die liebsten sind, so komm auch ich nicht um die hohen Lagen herum. Einer der mich dabei immer wieder zum schmelzen bringt, ist der italienische Tenor Franco Corelli (8.4.1921 - 29.10.2003)



    Eine Stimme wie ich heute schon lange keine mehr gehört habe. Hohe C's sind für ihn ein Kinderspiel gewesen, eine Phrasierung der Melodien, die an einen Zuckerbäcker erinnern und dann diese Ausstrahlung - im 2. Bild als Don José - unglaublich dass da die Carmen nicht die Rolle verlassen hat und mit ihm ab durch die Büsche ist.


    Kaum ein Sänger, der so mit seiner Stimme spielen konnte. Der einen Atem hatte, dass andere blau werden im Gesicht und er singt immer noch weiter und macht zum Schluss noch ein diminuendo, dass einen der Sauerstoff gleich ganz weg ist.
    Einziger Makel des Stimmwunders - er hat einen leichten Sprachfehler. Doch für eine solche Stimme, nähm auch ich einen Sprachfehler in Kauf...


    Viele seiner Aufnahmen gehören zu meinen liebsten - so natürlich die Turandot,


    doch auch Andrea Chénier, Poliuto, Tosca, Il Trovatore, Don Carlo,


    Gruss
    Christoph


    PS
    wer was dazu schreiben möchte ist herzlich eingeladen - nicht dass dieses Thread so blass untergeht wie es bereits meinem Lieblingsbassisten (Cesare Siepi) ergangen ist.

    Sälü Ulli,


    ebenso auf DVD gibt es von den Salzburger Marionetten diverse Opern und Ballette. Diese sind Marionetten-Kunst auf höchstem Niveau.
    - Die Zauberflöte, Il Barbiere di Siviglia, der Nussknacker etc.
    Wir haben sie und auch die Augsburger besucht und hinter der Bühne konnten wir fachsimpeln.



    Gruss
    Christoph

    Lieber Rienzi,


    Die Sinopoli Einspielung mit Bruson / Zampieri hatte ich vor vielen Jahren auch einmal. Nur ist meine Erinnerung daran eine negative: kann es sein, dass Mara Zampieri nicht gerade eine saubere Intonation hat oder um es direkter zu sagen: singt sie nicht manchmal gar falsch? Meine Aufnahme landete aufgrund dessen schnell im Mülleimer.


    Ich habe sie in dieser Aufnahme und einmal live in einer Tosca gehört/gesehen und ich bin schwer enttäuscht gewesen. Schauspielerisch und dramatisch ausser Frage, doch die musikalische Intonation war ziemlich oft daneben.
    Kannst Du dasselbe berichten?


    Gruss
    Christoph

    Hallo Lullist,


    Zitat

    Dennoch ich mag den Film eigentlich auch sehr gerne, genauso wie "Farinelli", oder "der König tanzt", ganz zu schweigen


    Hast Du eine Ahnung wie man an den Film "Der König tanzt" herankommt, bzw. wo man ihn kaufen kann. Bei amazon Frankreich habe ich ihn schon gesehen, aber ich möchte ihn auf Deutsch!
    "Farinelli" gibt es ja noch gar nicht!?!



    Danke für Deine Hilfe diesbezüglich!


    Gruss
    Christoph



    Zum Thema hier:
    wenn wir es doch auf einen Punkt bringen: der Film "Amadeus" ist eine gross angelegte Würdigung bzw Hommage an die wunderschöne Musik Mozarts, die für viele Musik aus einer anderen Dimension zu sein scheint!

    Rienzi,


    da hast Du durchaus recht, ein Spezialist, der sich nur auf einen oder ein paar wenige Koponisten beschränkt, der braucht keine Gedankenanstösse, um sich wieder einmal ein Werk zu Gemüte zu führen.
    Doch fühle ich persönlich ein tiefes Mitleid* für solche Menschen, die sich einem Komponisten oder einer Zeitepoche verschrieben haben und dann, wenn es um eine Diskussion einer ihnen fremdartigen Musik geht, können sie nicht mitreden und wenn sie es dennoch tun, merkt man, dass sie eigentlich keine Ahnung haben und sich nur in den üblichen Floskeln bewegen.
    Also ich bin auf alle Fälle froh habe ich Operneinspielungen von Jacopo Peri's "Euridice" aus dem Jahre 1600 (UA) bis hin zu Schostakovichs "Lady Macbeth von Minsk". Dazwischen stehen mehrere hundert verschiedenste Opern aller Gattungen und Stile in meinem Regal. So reicht ein Griff ins Regal, wenn der Lullist Opern von Campra, Cavalli, Lully oder Rameau anpreist, um seinen Worten folgen zu können. Oder wenn seine "Durchlaucht Alfred der 1. - Kaiser der Tamino's" den Mozart in allen Facetten in den Himmel lobt.



    A propos Macbeth: welches ist Deine Lieblingsaufnahme? ich habe 5 ältere Aufnahmen, die mich nicht sehr überzeugen und eine von der es einmal einen Opernfilm gegeben hat - mit Nucci, Verrett, Ramey, Luchetti. Nucci ist jedoch nicht mein Fav.


    Gruss
    Christoph


    *tiefes Mitleid ist etwas übertrieben! aber grad in der klassischen Musik gibt es soviel zu entdecken, da hab ich eben Mitleid, wenn sich einer dann nur auf eine einzige Farbe des ganzen Regenbogens fixieren -> spezialisieren will und dann noch behauptet nur seine Farbe sei die einzig Wahre und Schönste...

    Hallo Rienzi,


    schön zu hören, dass ich Dich mit meinem Beitrag dazu verleiten konnte, wieder einmal tiefer in die Sammelbox zu greifen.


    Ein weiterer Festspiel-Ort, an welchem regelmässig unbekanntere oder unpopulärere Werke inszeniert werden ist: man höre und staune die "Arena di Verona". Weil mit den Opern Aida und Nabucco (dazu eine Boheme oder Rigoletto) so viel Geld eingespielt wird reicht es meistens noch für ein Liebhaberwerk.
    So habe ich dort viele eindrückliche Aufführungen gesehen und erleben dürfen: "Attila", "I Lombardi", "Un Ballo in Maschera", "Don Carlo", "Turandot" (sind zwar bekannte Werke, aber nicht Massentauglich).


    Also ich höre mich, seit ich hier bei den Taminos bin, auch wieder vermehrt und bewusster durch meine Musikaliensammlung.



    Gruss
    Christoph

    Hallo,


    also mein Weg zur klassischen Musik beginnt zuerst mit einem Trauma bis es dann doch endlich zu einer Liebe geworden ist:


    als ich ein kleiner Junge gewesen bin, hatte meine Mutter während einer längeren Zeitspanne eine depressive Phase. Um sich aus dieser Depression lösen zu können hat sie täglich mehrere Stunden Querflöte gespielt. Und weil sie zu diesem Instrument nie berufen war, hat sie die immer gleichen Stücke von Bach, Telemann und Konsorten geübt und gespielt. Und wenn sie nicht geübt hat, dann ist Bach im Radio oder mittels LP gespielt worden, so dass ich seither ein Anti-Bach-Syndrom habe (es gibt nur wenige Werke von Bach, die mir heute uneingeschränkt gefallen).


    Dies ist so mein erster Eindruck von klassischer Musik gewesen.


    Dann mit 8 Jahren sind wir im Sommer nach Verona gefahren und haben in der Arena die "Cavalleria Rusticana" gesehen. Von diesem Tag an hat es mich gepackt.
    Zuerst nur Verdi - vorallem Chöre. Dann mit der Zeit (wie sind dann jedes Jahr ein paar mal in die Oper oder nach Verona gefahren) sind so langsam alle Musikstile hinzu gekommen.



    Ein weiterer Grund meiner klassischen Musikliebhaberei ist: während meiner ganzen Jugendzeit haben meine Eltern in der Altstadt von Bern ein Marionetten-Theater aufgebaut (die "Berner Marionetten"), in welchem wir vorallem ernste Stücke für Erwachsene inszeniert und gespielt haben. Als Mitglied der Familie bin ich dadurch an allen Proben und Spieltagen dabei gewesen - 2 bis 3 Mal pro Woche.
    Stücke, die wir im Programm hatten:


    - "Der Fischer und seine Seele" Schauspiel/Oscar Wilde mit Musik von E. Grieg
    - "Lucia di Lammermoor" Oper/Donizetti [gekürzt] (mein erster Konzakt mit Callas/di Stefano)
    - "Faust - der Tragödie erster Teil" Schauspiel/Goethe [gekürzt] mit der Hörspielfassung des NWDR Köln 1949/52 mit Horst Caspar, Erich Ponto, Antje Weisgerber
    - "Orpheus und Euridike" Oper/Gluck (dt. - mit Fischer-Dieskau, M. Stader)
    - "Piktors Verwandlungen" Schauspiel/Hesse mit Musik von M. Ravel
    - "Kain und Abel" Schauspiel/Lord Byron
    - "Visionen" eine Eigenkreation nach dem Gedanke der Schöpfungsgeschichte. Musik von Haydn, Holst, Kitaro.


    Dann nach über 20 Jahren privaten Einsatzes haben wir das Theater aufgeben müssen. Es ist eine schöne und interessante Zeit gewesen mit vielen guten Kontakten zu Musikern, Regiesseuren, Choreographen, Technikern etc.



    Gruss
    Christoph

    Hallo sagitt,


    ja die Ponelle Inszenierungen des Monteverdi-Zykluses sind eine Klasse für sich! ich hoffe schwer, dass sie schon bald auf DVD auf den Markt kommen.


    Vielleicht werden auch deswegen zu wenig Opernfilme gemacht, weil das potenzielle Kinopublikum, das sich solche Kulturfilme anschaut, zahlenmässig schwach besetzt ist und nicht die erwarteten Einnahmen einspielen würde. Zudem wollen die meisten Leute - wenn Oper dann live.
    Und DVD's zu erstellen von vorhandenen Bühneninszenierungen ist auch einfacher und billiger.


    Tja, wir werden wohl damit leben müssen, dass die dramaturgischen Gewalten einer Opernstory nicht mehr den Bedürfnissen des Actionverwöhnten Publikums genügen kann.



    Gruss
    Christoph

    Hallo,


    da bin ich wieder!


    schön zu sehen, wie sich doch eine Diskussion entwickeln kann, wenn eine "etwas an den Haaren herbei gezogene Frage" in den Raum gestellt wird.
    Rein theoretisch hätte Mozart sicher jeden Stoff vertonen können. Das geb auch ich zu. Nur hab ich den Bezug zu Wagner genommen, weil Wagner doch sehr ernste Musik geschrieben hat und ich eine solche von Mozart bisher noch nicht kenne (sagt mir konkret, wenn bzw. wo es diese gibt). Die Zauberflöte mag eines dieser ernsten Werke sein, doch das muntere geplapper des Papageno hat nun mal mehr mit Opera buffa zu tun als mit dem Ernst seiner doch etwas sehr misslichen Lage.
    Es könnte ja auch sein das Mozart ein eher fröhlicher Mensch gewesen ist und ihm seine eigene ernste Lage nicht immer präsent war und er viel lieber die fröhlichen Seiten des Lebens hervorgehoben hat und daher grad bei den Opern eher von der "leichten Muse" geküsst wurde. Das würde wiederum dem Film "Amadeus" (in dessen Thread gestern Abend auch wieder heftig diskutiert wurde) in gewissem Sinne recht geben, denn dort wird Mozart doch als überschwenglich, fröhlicher Mensch dargestellt.


    Warum ich diese Rückschlüsse ziehe: depressive Menschen oder Selbstzweifler wie Rachmaninov oder Bruckner haben mehrheitlich schwere, z.T. melancholische Musik geschrieben. Jene Komponisten, die aber von sich und ihrer Musik überzeugt gewesen sind, haben einen ganz anderen Musikstil - also in Beethovens wie auch in Mozarts (oder Wagners) Musik* höre ich kaum Selbstzweifel. Und Mozarts Musik ist ja nun mal harmonisch und in gewissen Sinne rein.
    Und irgendwie muss ja diese Aussage verschiedenster Musiker einen Grund haben, dass Mozart eigentlich unspielbar sei, weil wir Menschen mit unseren Fehlern nie an diese Reinheit der Mozartschen Musik herankommen würden.



    Gruss
    Christoph


    PS
    ich lasse mich viel lieber auf sachlicher Basis mit Euch Mozart-Kennern in eine Diskussion ein (und versuche dabei mich weiter zu entwickeln), als dass ich mich in einem "Amadeus"-Thread über die unüberwindbaren Differenzen aufrege, in Bezug der Ansichten ob ein Historienschinken Original oder Fiktion sein darf/muss.

    Hallo Ulli,


    Zitat


    ...schön wär's...


    Unablässig ist vielleicht das falsche Wort, aber Hochs und Tiefs (vorallem Tiefs) kommen meistens, wenn man sie ganz und gar nicht gebrauchen kann.
    Tiefs sind aber nicht nur negative Zeiten, oftmals helfen sie mir zur "Reinkarnation", zu einer neuen schöpferischen Phase!



    Wie Cosima gehe auch ich bei der Musikauswahl intuitiv vor, aber oftmals habe ich die Musik bereits im Kopf und suche nur noch die passende Scheibe dazu.


    Gruss
    Christoph

    Hallöchen,


    bei meinem Thread (Klassiche Musik als Psychotherapie) ist mir folgender Gedanke gekommen:


    - hätte der Schöngeist und harmonisch perfekte Mozart eine Oper wie den "Tristan und Isolde" überhaupt glaubwürdig komponieren und in Szene setzen können?


    Wenn man nur bedenkt wie Wagner den 3.Aufzug erst zum Schluss, nach seinen unendlichen Sehnsuchts-Akkorden und Stimmungen, zum Wohle aller auflöst. Klar Wagner hat in einer anderen Zeit gelebt, doch hätte Mozart so eine Oper wirklich so komponieren können, dass daraus keine Opera buffa geworden wäre?
    - dasselbe gilt für viele weitere Opern, z.B. "Pelléas et Melisande"


    Ich behaupte, grad weil Mozarts Musik so harmonisch vollkommen ist, dass die Antwort ein NEIN sein muss!


    Sicher sein "Requiem" ist ergreifend, doch vorallem ist es einfach schön!
    Drum sachliche Statments von allen Mozart-Kennern sind nun gefragt! Ich lass mich gerne eines besseren belehren, wenn Ihr dies denn könnt...
    Auch ich habe das Gesamtwerk von Mozart (Philips) und ich höre mir jeden CD-Tipp an, wenn Ihr glaubt mich anhand einer Aufnahme überzeugen zu können. Aber eben, weil ich glaube, dass Mozart "nur" schöne Musik komponieren konnte (ist nicht negativ gemeint), aber es gibt noch viele Andere auch, die schöne Musik geschrieben haben und drum ist für mich Mozart in meiner Rangliste eher weiter hinten angesiedelt, weil ich lieber Musik im Kanten und Ecken habe.


    Gruss
    Christoph


    PS
    der Thread könnte auch im allgemeinen Teil untergebracht werden, ich habe ihn jedoch hier geschrieben, weil ich speziell Mozarts Opernschaffen ansprechen will und nicht sein anderes Gesamtwerk.

    Hallo,


    Sei es, um eine populäre Oper noch populärer zu machen, oder eindrucksvolle Musik in möglichst gewaltiger Umgebung einzubetten oder einfach nur um schöne Opern-Musik in ihrem originalen, geschichtlichen Umfeld darzustellen, die Gründe sind manigfaltig! Schön ist dabei meistens jedoch das Produkt.
    Opernfilme sind nicht nur Regie und Musik wie auf der Bühne, sondern sie zeigen auch wo die Handlung orignal spielt und in welchem sozialpolitischem Umfeld die Handlung angesiedelt ist. Viele Informationen, welche normalerweise nur im Programmheft nachzulesen sind, können in einem Opernfilm viel besser in Szene gebracht werden, als dies eben auf der Bühne möglich ist.


    Ein Meister dieses Genre ist Franco Zeffirelli, welcher sich (wie Otto Schenk) mehr für realitätsbezogene, harmonische Inszenierungen stark macht. 3 seiner Opernfilme welche ich hier abbilde, sind zugleich meine 3 Lieblings-Opernfilme.


    Nebst der schönen und farblich sehr gut gemachten "La Traviata" ist mein Liebling die "Cavalleria Rusticana"! Bühnenszenen vermischen sich mit realem Hintergrund, gewaltige Aufmärsche zum feierlichem Gottesdienst...


    Es gibt noch viele andere Opernfilme: "Carmen", "Tosca", "Eugen Onegin" etc.


    Was haltet ihr von Opernfilmen?



    Gruss
    Christoph

    Hallo,


    ein sorgenfreies Leben - alles läuft stehts rund und zum eigenen Vorteil - schön wärs, doch die Realität sieht fast immer anders aus. Hochs und Tiefs wechseln sich unablässig ab. Selbst bei schönstem Wetter kann urplötzlich ein Sturm losbrechen und stürzt einen in ein tiefes Chaos!
    Wer kennt sie nicht, diese Stimmungsschwankungen, diese Zeiten wo man ausser CD's und einem CD-Player nichts und niemand hat, wo man sich und seinen Frust austoben könnte, wo man aber auch seine Glücksgefühle rausschreien möchte und die Mitwelt doch nur ein unverständnisvolles Kopfschütteln zum besten gibt! etc.



    Wenn es bei mir wieder soweit ist, dann wühle ich mich durch meine CD-Sammlung und höre mir die Musik an, welche mich zu eben diesen Gefühlen meiner Seele am besten wieder ins Lot bringen kann! Oftmals lasse ich mich dann zuerst noch tiefer ins Loch fallen, bis ich genug geheult habe und nehme dann fröhliche Musik, um mich wieder aufzustellen!


    - Wenn das Chaos überhand nimmt, so muss es Bach sein, um mit geordneten Strukturen wieder Ordnung zu erstellen.
    - Vergeht das Herz in Sehnsucht, dann "Tristan und Isolde" 3. Aufzug und anschliessend mit heroischem Händel oder Beethoven wieder das Selbstbewusstsein stärken.
    - Liebeskummer heile ich nach dem selben Prinzip aber mit italienischen Herz - Schmerzmelodien zum Anfang
    - bin ich sonst gut drauf läuft dann vorallem schwere, melancholische Musik (die hab ich eigentlich am liebsten, aber sie macht mit der Zeit depressiv - und dann brauch ich wieder positive Melodien).
    - und in der neutralen Zeit höre ich neutrale, schöne Musik ohne mich auf irgenwelche Schwankungen einzulassen.


    Und manchmal gibt es undefinierbare Momente, wo ich innerhalb einer halben Stunde 30 - 40 CD's rausnehme - meine Lieblingsstellen anspiele und geniesse, um sogleich die nächste CD reinzuschieben.


    Diese musikpsychotherapeutische Form der Selbstbehandlung bzw Selbstheilung ist auch mit ein Grund, warum ich mich für alle Stile der klassischen Musik interessiere, denn dieser Arzneimittel gibt es viele...
    Jede Zeit, jede Stilrichtung hat seine eigene Austrahlung und hilft mir beim Heilungsprozess.



    Nun die Frage an Euch: Handhabt ihr es manchmal ebenso wie ich oder hört ihr klassische Musik rein nur zum Vergnügen?



    Gruss
    Christoph

    Lieber Theophilus,


    klar, wenn es irgend einmal ein gutes, brauchbares, einfach zu bedienendes System geben sollte, dass ähnlich wie eine B&O Stereoanlage von jedem Zimmer aus bedient werden kann und es dazu die Möglichkeit gibt in jedem Zimmer etwas anderes hören zu können. Dazu höchste Klangqualität!
    Und dies alles in einem schönen, die Wohnung nicht verschandelnden Gehäuse versteckt, dass man vom Sessel aus evtl auch DVD's auf seinen Breitwand TV mit Home-Cinema und top Lautsprecher. Und ich einen Menschen finden kann, der mir alle meine unregistrierten live CD's eintippen würde (weil von denen keine Daten im Web vorhanden sind, dann aber erst dann, würde ich mir auch so ein Teil beschaffen.
    Ich gebs gerne zu, ich bin auch einer der, wenn er mal im Sofa sitzt keine Lust hat als eigener DJ immer wieder aufstehen zu müssen und ich würde es auch geniessen, wenn ich mich quer durch meine Sammlung hören könnte und dabei nur mit meinen Fingern zucken müsste


    Und Salisburgensis hat schon recht - grauenvolle Vorstellung!!!



    Aber um ehrlich zu sein, bevor ich mir so etwas kompliziertes anschaffen würde, hängt in meiner Wohnung ein 155cm Plasma TV an der Wand und meine Hi-Fi Komponenten sind nur vom Feinsten... :D :D :D


    gruss
    Christoph

    Hallo Theophilus,


    also mich begeistert wie schon weit oben beschrieben keine dieser Möglichkeiten.
    Nach Deinem Modell (nachdem ich für Hardware viel Geld ausgegeben hätte) müsste ich demnach um im Wohnzimmer eine CD hören zu können, zuerst ins Büro gehen -> dann PC und Programme starten und dann wieder zurück ins Wohnszimmer zu gehen um die Musik anzuhören. Was mach ich nun wenn ich einen Titel überspringen will? wieder ins Büro zum anlicken?


    Ich behaupte es noch einmal (auch wenn wir total vom Hauptthema abgekommen sind), Computer als Musik-Daten Speicher für Zuhause ist technisch noch viel zu aufwendig und nur was für Millionäre!



    Gruss
    Christoph

    Zitat

    {sollte man das nicht eher im thread "hifi für klassikhörer" diskutieren?}

    Tun wir bereits!


    Observator

    Zitat

    statt 1000 cds an der wand sein repertoire in einem kleinen 100 gigabyte kastel (+ eventuell noch einem zur sicherung) gespeichert zu haben,

    Das klingt tatsächlich sehr verlockend. Gibts den ein 100 GB schon? ich hab nur einen mit 60GB gefunden.
    Und ist denn so ein Teil wirklich so Bedienungsfreundlich, dass ich bei meinen ca 600 Opern-Gesamt-Aufnahmen noch einen Überblick haben kann und von Titel zu Titel herum springen kann ohne die Übersicht zu verlieren. Wieviel Stunden Musik gehen den bei bester Musikqualität auf so ein Teil drauf.
    Und wie lange dauert es bis ich das auf diesem iPod drauf habe und wie ist es mit einer Fernbedienung für das Hören ab Stereoanlage und ist eine Kopfhörer-Buchse wirklich so gut, wie ein digital-Ausgang?


    Fragen über ungelöste Fragen!


    Ich müsste sehr wahrscheinlich mit meinen über 3000 CD's (anhand der Berechnung von Theophilus) 15 - 17 100GB iPods [welche es noch gar nicht gibt - und wenn doch, sind sie sauteuer] kaufen und wochenlang bespielen bis ich meine CD-Sammlung im Keller archivieren könnte...
    Alleine diese Berechnung zeigt, dass wir noch weit davon entfernt sind, dass die CD verschwinden wird und HDD's und Downloads diese Rolle übernehmen werden. :yes:
    Und selbst wenn dies möglich wäre und mit vernünftig wenig Geld so ein wenig Strom verbrauchendes nicht zu schweres bzw tragbares Teil auf den Markt käme, wo lese ich dann nach wer in welcher Aufnahme singt bzw von wo nehme ich die Daten, die ich bisher von der CD-Hülle und Booklet entnehmen konnte?


    Gruss
    Christoph

    Was haltet ihr von Downloads?


    Nichts!!!




    Hallo,


    was mich an komprimierten Dateitypen (mp3 oder Minidisc etc) allgemein stört ist die schlechte Tonqualität. Auch wenn das menschliche Ohr nur bestimmte Frequenzen wahrnehmen kann, so ist das Weglassen der vermeintlich nicht hörbaren Geräusche und Klänge doch ein enormer Qualitätsverlust.
    Ich habe einmal Im Übungsstudio zur Überprüfung eine Aufnahme mit MD und eine mit DAT gemacht (DAT wird zwar nur noch von Profis genutzt, aber wenn man schon ein DAT-Gerät hat, brauch auch ich es ab und zu) und der Unterschied beim anschliessenden anhören war gewaltig! Die Klangqualität bei der MD ist so gut als wenn ich im Live-Konzert Watte in die Ohren stopfe und ich nur gerade die Musik nicht aber den Hall etc hören kann.


    Zum anderen finde ich: wenn Downloads, dann nur absolut legal, denn als Musiker weiss ich wieviel es braucht, um endlich etwas Vernünftiges auf den Markt bringen zu können und jeder das Recht auf angemessenen Lohn hat.



    Gruss
    Christoph



    PS
    falls ich durch meine Vorurteile mp3 gegenüber etwas vertauscht haben sollte oder falsch informiert bin, könnt ihr mich durchaus aufklären - nur - einen mp3 Player werde ich deswegen trotzdem kaum anschaffen. Oder nur wenn ich den gesamten Frequenzbereich mit aufnehmen kann und ich CD-Qualität haben kann!