Liebe Ulrica, nun, wenn das so ist, dann muss frau eben auch zu ihren Peinlichkeiten stehen 
Lieber Kurt, der Aspekt des Starkults spielt sicher eine nicht unwesentlcihe Rolle.
Wenn man sich heute (oder eher gestern) einen androgynen Star wie Michael Jackson ansieht, kann man vielleicht ähnliche Phänomene beobachten?
Was Cherubino angeht, ist das eine von Mozarts spannendsten Figuren.
Warum verlieben sich alle Frauen in ihn?
Bei Barbarina finde ich die Sache am einfachsten. Sie ist eine Gleichaltrige, die sich eben in einen charmanten und draufgängerischen Gleichaltrigen verliebt- bei ihr wird er sich auch vollkommen anders verhalten haben als bei Susanna und der Contessa. Vielleicht hat er da sogar gräflcihe Verhaltensmuster nachgeahmt, um sich zu produzieren? Barbarina war jedenfalls leichte Beute für ihn, nachdem er seinen unwiderstehlcihen Charme bereits bei den älteren Damen getestet hatte.
Folgende Gründe könnten aus Sicht von Susanna und der Contessa eine Rolle spielen:
Er appellliert an den Mutterinstinkt, ist aber glecihzeiitg kein Kind mehr.
Einer , der diese unglaublichen Arien "Non so più" und Voi che sapete" singt, schreit doch geradezu danach, in die Arme genommen und getröstet , beruhigt, aufgebaut, liebevoll und zärtlich unterwiesen zu werden
Er schmeichelt auf spielerische Weise der Eitelkeit der Damen und lenkt sie von diversen Kümmernissen ab,insbesondere im Fall der betrogenen Contessa.
Er verpflichtet zu ncihts. Die Frauen können sich einen folgenlosen Flirt erlauben, was ja mit den übrigen Herren dieser Oper mehr als ein Spiel mit dem Feuer ist.
Überhaupt ist es der gegensatz zum Grafen und zum Figaro, der Cherubino u.A. so reizvoll macht.
Er lenkt nciht, sondern er muss und will gelenkt werden.
(Das mûssen Figaro und der Conte zwar auch , aber sie wollen und dürfen ncihts davon wissen)
Er erlaubt den Frauen, eine andere, nämlcih die überlegene Position einzunehmen und das sogar noch mit liebevoller Zärtlichkeit zu verbinden.
Echte Sexualität wird ihm bei seinen zarten, mädchenhaften Formen wohl eher nicht zugetraut, was die Sache noch spielerischer und reizvoller für Susanna und die Contessa macht.
Und den Gegensatz zum Conte noch eklatanter.
Dass die Männer ihm da sehr viel mehr zutrauen und ihn als echten Rivalen ernstnehmen, liegt wohl auch daran, dass sie selbst mal ein Cherubino waren und sich noch allzu gut daran erinnern können......
Vielleicht ahnen sie auch , dass dieser Knabe etwas von den Frauen bekommt, dass sie nicht mehr bekommen können oder wollen: spielerische Zärtlcihkeit. Und aus solchen Fünkchen kann dann eben aus Sciht der erfahreneren Herren sehr schnell ein echtes Feuer werden.
Homoerotik sehe ich im Figaro in einer doppelbödigen (weiblichen) Variante im Spiel. Den Figuren sicher unbewusst, aber durch die Hosen-Rolle des Cherubino von Mozart/da Ponte in die Oper eingeschleust und vom Zuschauer sehr leicht zu projizieren.
F.Q.
Lieber Kurt, fette und verwöhnte Diven sind ja nciht nur in der Kastraten-Welt zu finden. Aber waren und sind sie in der weiblcihen Variante genauso attraktiv für beiderlei Geschlecht?