Original von Theophilus
Hallo Michael
Ich würde sagen, weit gefehlt! Der musikalische Duktus stimmt natürlich im allgemeinen mit dem Text überein, der Text ist auch oft für die rythmische Artikaluation verantwortlich, aber die Phrasierung muss der jeweiligen Emotion entsprechen, und die ist zumeist viel deutlicher aus der Musik als aus dem Text ersichtlich.
Da erhebt sich die Frage, was für dich ein gutes Opernlibretto ist. Ich glaube, dass du da sehr (zu?) anspruchsvoll bist. Lucia di Lammermoor ist als Text gelesen nicht sehr ersprießlich, dennoch aber ein erstklassiges Opernlibretto und wurde von Donizetti großartig vertont. Mit deinen Ansprüchen kannst du gerade mal Mozart und Strauss und ein paar Opern des 20. Jahrhunderts anschauen (und schon hier bin ich nicht deiner Meinung!). Schon bei Wagners sehr guten Texten sagt die Musik unendlich viel mehr als die Worte.
Bei Verdi ist das fast die Regel. Denke an das erste Zusammentreffen zwischen Rigoletto und Sparafucile: der Text ist ein sachliches Gespräch zwischen Gauner und potentiellem Kunden, die Musik dazu macht eine Thriller-Szene daraus! Finale Aida: einfache, fast banale Sätze zweier Liebender, die einander Trost Spenden, die Musik lässt die Szene verklären. Ich könnte die ganze Nacht Beispiele bringen, der ganze Puccini lebt davon, aus einfachen Texten das Äußerste an Emotion herauszuholen, wie es die Texte alleine nie zulassen würden...
Das ist schon fast wieder ein anderes Thema. Natürlich müssen alle Kräfte bei einer Erarbeitung einer Inszenierung ihr bestes geben (von mir aus auch ohne Hackordnung
, obwohl ich da etwas skeptisch bin), aber eine Opernaufführung ist kein Exempel in angewandter Demokratie, sondern wird vom Dirigierpult aus geleitet. Wenn der Dirigent nicht der Herr im Ring ist, wird daraus nichts, Punktum! 
Und wie Zeffirelli jetzt da hineinpasst, will sich mir nicht erschließen...