Hallo Paul, Rideamus et alii.
Soll ich deine Äußerungen als unpersönlichen Angriff verstehen? 
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ich finde es sehr gut, dass Du diesen Thread auf seine Ursprungsfrage zurück führst, aber um so bedauerlicher, wenn das mit der versteckten Drohung erfolgt, einfach nicht mehr mitspielen zu wollen, wenn die Dinge nicht so laufen, wie Du Dir das vorstellst.
Da hast du mich, glaube ich, missverstanden. Mein Punkt ist nur der folgende: Wenn es keine allgemeinen Kriterien gibt, anhand derer eine Inszenierung zu beurteilen ist, dann muss jede Inszenierung für sich besprochen werden (eigentlich geht dann nicht einmal mehr das!) und damit wäre die Frage dieses Threads belanglos. Abgesehen davon glaube ich aber nicht, dass es keine solchen allgemein formulierbaren Kriterien gibt, weil ich nämlich meine, Inszenierungen beurteilen zu können - also habe zumindest ich solche allgemein formulierbaren Kriterien - ob die dann von anderen geteilt werden ist selbstverständlich eine andere Frage. Hast du nicht irgendwo bemerkt, dass es doch eigentlich nichts Herrlicheres gibt als über Geschmack zu streiten?
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Bewusst polemisch: wäre die ideale "Inszenierung" dann nicht die konzertante Aufführung? Sie eröffnet ein Maximum interpretierbarer Leerstellen und determiniert nichts.
Das ist doch ein interessanter Punkt. =)
Ich höre mir gerne manchmal eine Oper auf CD an, das ist ja von der Sache her eine konzertante Aufführung. Was allerdings eine konzertante Aufführung natürlich nicht leisten kann, ist die Handlung darzustellen. Das ist dann ein Problem, wenn ich mich einem mir unbekannten Opernstoff zuwende. Ich muss dann eben das Libretto parallel lesen oder vorher schon einmal durchgeackert haben.
Ich finde es aber besser, wenn die konzertante Aufführung gewissermaßen durch eine illustrierende Inszenierung ergänzt wird. Als ein Beispiel dafür, was ich meine, nenne ich einmal den Züricher Tannhäuser, der ja gerade erst auf 3Sat wiederholt worden ist: Die Inszenierung ist angenehm unaufgeregt; das Bühnenbild ist einfach, aber anregend. Die Ritter tragen Anzug und Mantel, keine Rüstung - aber das stört nicht. Die Sänger waren schauspielerisch bemüht.
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Insofern ist der Titel des Threads irreführend. Der eigentliche Gegensatz ist nicht modern vs. konservativ, sondern texterhellend vs. textbebildernd. Dabei ist es bezeichnend, dass die nicht ganz unwichtigen Publikumsschichten, die das jeweilige Werk am stärksten beschneiden, weil sie einfach nur in schönen Tönen schwelgen wollen, sich am vehementesten gegen die gedanklichen Irritationen einer echten Texterhellung wehren und sich zu Lordsiegelbewahrern einer ermatteten Tradition aufschwingen, die sie im konkreten Fall, etwa einer MET - Inszenierung zwar selbst langweilt, aber wenigstens nicht stört.
Die Alteration von "modern-altmodisch" zu "texterhellend-textbebildernd" finde ich sehr gut und ich werde sie übernehmen. In der Sache ist das doch echt mal ein Fortschritt!
Das, was du "texterhellend" nennst, würde ich nur - es wohl etwas anders als du bewertend - "pädagogisierend" nennen. Damit ist auch klar, dass ich mich bei einer Alternative "texterhellend/pädagogisierend - textbebildernd" - anders als bei "altmodisch" hier ganz eindeutig - auf die Seite "textbebildernd" schlage (s. o. "illustrativ"...).
Ich meine also, dass eine Inszenierung darauf verzichten sollte, mit dem Stück auch zugleich seine Bedeutung zu liefern.
Wir können uns dann auch darauf einigen, dass man sich Tannhäuser zweifelsohne auch gelungener "bebildert"/"illustriert" vorstellen kann, als das in Zürich gelungen ist.