Beiträge von Holger

    Hallo Johannes,


    Irgendwie fühle ich mich missverstanden.
    Mir ging es nicht um Wiederholungen allgemein, sondern um Wiederholungen in der Exposition der Themata. Die taucht eben bei der Sonatenhauptsatzform auf, aber auch sonst immer mal. Es geht mir also um das ganz spezifische Phänomen der Wiederholung der Exposition, d.h. der Vorstellung der (normalerweise zwei, zunächst Tonart der Tonika, dann Tonart der Dominante) musikalischen Themen ganz zu Anfang eines Satzes - wie das etwa bei den ersten Sätzen von Klaviersonaten ganz regelmäßig vorkommt. Ich glaube nicht, dass diese spezifische Wiederholung der zentralen Themata am Anfang eines Satzes irgendwie von der Tanzmusik herrührt. Die einzige sinnvolle Erklärung ist, dass die Themen wiederholt wurden, damit klar wird, dass es sich dabei um die Hauptthemen handelt und dass sich diese gut einprägen - damit man nämlich bei der folgenden Variation der Themen in der Durchführung am Ball bleiben kann.


    Ob man deshalb die Wiederholungen deshalb nun heute weglassen sollte, weiß ich nicht. Ich würde sagen: eher nein, nicht weglassen.
    Wenn man einen Sonatensatz mag und die Themen, die zu Beginn vorgestellt und dann in der Durchführung variiert werden, dann mag man sie auch gerne 2x hören; wenn die Sonate einem über ist oder man sie eh nie mochte, dann tut's jawohl auch nichts, ob man sie nun 1x oder 2x spielt, am besten spielt man sie dann vermutlich gar nicht - wenn man nicht gerade zufällig Berufsmusiker ist.
    :hello:

    Ich möchte von mir aus nur noch ergänzend bemerken, dass es mir nicht um die Fage ging, ob man eine Wiederholung nun spielen sollte/muss oder nicht, etc.


    Ich meine, dass Loge recht hat, wenn er als Grund für eine Wiederholung der Themen in der Exposition bei der Sonatenhauptsatzform, beispielsweise, annimmt, dass dieses der Einprägsamkeit halber so vom Komponisten gesetzt worden ist. Es mag sein, dass hier und dort - wobei wir das doch unseren genialen Freunden nicht unterstellen wollen/sollten - diese formale Struktur auch ganz schlicht nur noch funktionslose Manier war (vielleicht war das ja bei dem ein oder anderen Epigonen der Fall, aber... :beatnik: ). Die einzige Alternative Funktion, die genannt wurde, ist, dass der Tanzbarkeit halber so komponiert wurde, aber das überzeugt mich nicht. Die Wiederholung in der Exposition - und einzig um die geht es bei meinen Beiträgen - hat auch definitiv keine strukturierende Funktion, wie der Refrain. Ich glaube nicht, dass man hier eine andere Funktion finden kann als die, dass es der Einprägsamkeit der Themen halber - ursprünglich - so gemacht wurde. Auch die mechanische Orgelwalze als Gegenbeispiel hilft hier IMO nicht weiter (ganz abgesehen davon, dass mir überhaupt nicht klar ist, ob Ulli von einer Wiederholung der Themenvorstellung in der Exposition redet - denn noch einmal: nur um diese geht es mir).

    Zitat

    z.B. in den Ouvertüren die Regel


    in welchen Ouvertüren? Wovon sprichst du hier?


    Nur dass ich nicht falsch verstanden werde: Wenn man wiederholt - ob das dann immer geboten ist oder nicht mal beiseite - dann auch richtig, da kann ich dir, Khamphan, voll und ganz zustimmen. Natürlich ist eine copy-paste-Wiederholung, gerade wenn sich ein Musikstück auch einmal öfter anhören möchte, nicht wünschenswert. Es doch ganz klar, dass es immer - auch hörbare - Differenzen gibt zwischen zwei Einspielungen gibt. Ich finde auch, dass das dazu gehört(-en sollte).

    Hallo Johannes.


    Ist es denn dann einzig die formale Sterilität der Sonaten(haupt)satzform, die die uniforme Wiederholung Exposition der Themata erfordert in der Exposition - wie in Stücken der (nach/spät)barocken Zeit üblich? Das ist mir nicht einsichtig.
    Ich bin kein Experte und lasse mich hier gerne eines besseren belehren - aber einsichtig machen muss man mir seine Position schon. So, wie ich das sehe - bei zugegebenermaßen bescheidenen Kenntnissen - sieht es doch kompositionstechnisch so aus, dass die in der Exposition vorgestellten Themata dann kunstvoll variiert werden. So ein "Spiel" macht doch eigentlich nur dann richtig Spaß, wenn man die Themata auch mitbekommen hat. Insofern scheint mir die Wiederholung in der Exposition durch die musikalische Struktur determiniert. So habe ich das übrigens auch bei Bach-Kantaten empfunden. Wenn man dann auch bedenkt, dass die Komponisten i.d.R. für ganz konkrete Anlässe geschrieben haben, es also für sie nicht nahelag, davon auszugehen, das Stück würde ein zweites Mal zu Gehör gebracht, wird die von Loge eingebrachte These in meinen Augen noch stärker plausibilisiert.
    Also bitte korrigiert Loge und mich - aber dann bitte auch mit einer besseren Erklärung.

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    Und gerade die oft vorgeschriebene Wiederholung der Expositionen aus Kopfsätzen hat ihren Hauptgrund ja darin, dass die Komponisten sich seinerzeit noch keine Vorstellung von der technischen Reproduzierbarkeit ihrer Werke machen konnten und sie davon ausgehen mussten, dass das Publikum beim nur einmaligen Hören nicht in der Lage sein würde, sich die vorgestellten Themen einzuprägen.


    So habe ich mir das auch erklärt. Gerade deshalb ist es mir auch nicht ganz einleuchtend, warum du, lieber Khamphan, so sehr auf der Durchführung jeglicher vorgeschriebener Wiederholung insistierst.
    Ansonsten aber meine Hochachtung vor deiner, sicher recht aufwendigen Detektivarbeit :yes:. Ich mag Illusionismus (siehe meinen Avatar), also auch dein Traum ist mir sympathisch :yes:.
    :hello:

    Hallo Peter.


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    Wenn ich vom wirklich wunderschönen "Urlicht" absehe, habe ich der Sinfonie nichts Gehaltvolles für mich entnehmen können.


    ich habe auch vor allem an jenes "Urlicht" gedacht. Ich hätte eigentlich die 2. auch zu 4+5 rechnen müssen - nur das "Urlicht" reisst sie dann eben wieder 'raus. Ich bin nicht sicher, habe vorhin noch einmal d'rüber nachgedacht, aber ich glaube, N°8 würde ich jetzt gerade wohl als meine Mahler-N°1 nennen, knapp vor N°3 - aber bei der 3. und 8. würde ich vielleicht morgen wieder anders entscheiden.

    Hallo Peter.


    Meine "Lieblinge" unter Mahlers Symphonien sind die 3., 7. und 8.
    (die einzigen beiden Symphonien übrigens, mit denen ich mich bisher noch nicht so 100%ig anfreunden konnte, sind N°4 und 5).
    Dann also wohl N° 7 - wäre jedenfalls mein Favorit unter den von dir genannten.
    (... die 2. erschien dir banal ?( )

    Hallo Thomas, Khamphan, Rideamus, et alii.


    Bin mal gespannt auf die Diskussion zur Sinfonietta. Ich besitze auch die von Rideamus schon angesprochene CD Janacek+Bartók (habe sie aber zugegebenermaßen eher wg. Bartóks "Mandarin" gekauft).


    @Rideamus
    Ich bin schon sehr gespannt auf deine Threaderöffnung. Ich hätte auch vermutet, dass die Sinfonietta bekannter ist als "Roméo et Juliette".

    Hallo Bernd.

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    Zu Zeiten des dem Regietheater verpflichteten Udo Zimmermann wurden in Leipzig aber wesentlich spektakulärere Stücke auf die Bühne gestemmt, etwa Messiaens "Francois" oder natürlich die Stockhausen-Uraufführungen.


    Messians "Francois" würde ich auch gerne mal sehen :angel:. Mit Stockhausen kann ich nicht so viel anfangen. Hersant ist nichtsdestotrotz dagegen geradezu konventionell, da hast du recht, aber immerhin...
    :hello:

    Zitat

    Aber wo fanden an europäischen Opernhäusern in den letzten zwei bis drei Jahrzehnten die wichtigsten Aufführungen von Musiktheaterwerken der letzten 50 Jahre statt (einschl. Uraufführungen)?


    Hersants "Der schwarze Mönch" wurde etwa in Leipzig uraufgeführt, also an einem Opernhaus, welches nicht gerade für seine spektakulären Inszenierungen bekannt ist.


    (@Peter)
    Am ROH lief übrigens in der letzten Spielzeit "Katja Kabanowa" - das wird doch nicht eben häufig gespielt, oder sehe ich das falsch? Diese Spielzeit beginnt mit Gluck, außerdem gibt es noch im September mit "The Shops" von Edward Rushton eine Welturaufführung.

    Hallo Clemens.


    Im Prinzip hast du recht. Mir geht es aber auch nicht so sehr darum, gegen "moderne" Inszenierungen zu streiten (wie ich im Verlaufe der Diskussion gelernt habe!). Mir geht es vielmehr darum, dafür zu plädieren, bei einer Inszenierung weniger Bedeutungsvermittlung zu intendieren, sondern vielmehr eine möglichst angemessene "Bebilderung" darzubieten. (Bei "angemessen" sind für die Regie m.E. eher die Qualitäten der Mitwirkenden, die räumlichen Gegebenheiten, finanziellen Mittel, etc. zu bedenken als eine auf intellektuellem Wege erschlossene Interpretation des Regisseurs.)

    Hallo Matthias.


    Ich habe an dich gar nicht gedacht.


    Es passiert ja leider bei der Internetkommunikation relativ schnell, dass man sich missversteht (oder allzu genau versteht!). - Das meine ich jetzt aber auch ganz allgemein - obwohl ich mir auch nicht 100%ig sicher bin, ob du zur Partei der Texterheller gehörtst (im Sinne wie ich diese verstehe!).

    Hallo Christoph.


    Zitat

    Wo bleibt da das Gefühl? Ich habe viele Opern in meiner Kinder- und Jugendzeit gesehen und gehört. Mich hat das alles von der rein emotionalen Seite angesprochen. Die Hintergrundinformationen habe ich mir erst nach und nach angelesen und so neue Aspekte entdeckt. Dennoch: Oper ist und wird niemals eine reine Wissensstudie sein - und für mich sowieso nicht.


    Da möchte ich mich voll und ganz anschließen.


    Ich habe manchmal das Gefühl, dass die Freunde "moderner" - im Gefolge von Rideamus': "texterhellender" Inszenierungen vorwiegend Menschen sind, die beruflich mit klassischer Musik zu tun haben und sich freuen, wenn sie bei Inszenierungen entweder längst gewonnenes Wissen wiederentdecken - indem dieses durch die Inszenierung überdeutlich pointiert wird - oder dieses erweitern können (im Sinne der dann ja längst schon eingeschlagenen Interpretationsrichtung). Da geht es doch dann darum sich an seinem Vorverstehen und Besserverstehen zu ergötzen, weniger darum große Kunst zu genießen.


    Dass es bei klassischer Musik im Allgemeinen und Opern im Besonderen immer (auch) um zugegebenermaßen u. U. anspruchsvolle Unterhaltung geht - für Menschen, die in ihrem beruflichen Alltag eben normalerweise nicht über Partituren brüten -, wird dann vergessen. Und es wird auch vergessen, dass es diese Menschen sind, die es (gerne) anderen talentierteren Menschen finanziell ermöglichen, ihre ganze Kraft und alle nötige Zeit der Musik zu widmen. Hin und wieder und, in einer Zeit, in der die klassische Kunst geradezu im freien Raum produziert werden kann (wg. Subventionen), sogar auch des Öfteren wird die aus der wechselseitigen Abhängigkeit von Kunstschaffenden und -rezipienten resultierende Verpflichtung gegeneinander leider verdrängt. (Natürlich will ich nicht vergessen machen, dass auch die Kunstgenießenden ihre Verpflichtung gegenüber den Künstlern oft genug vernachlässigt haben!)

    Hallo Loge,


    vielen Dank für deine besonnenen Worte! :yes: :hello: :)


    Es ist ja auch bei anderen Instrumenten so, dass "Technik" (i. d. R. wohl im Sinne von Spielgeschwindigkeit gebraucht) und "Gefühl" (angemessene Dynamik, etc. - was doch also eigentlich genau genommen auch "Technik" ist, oder?) sich geradezu gegenseitig ausschließen. In den Opernthreads gab es ein ähnliches Problem, nämlich das der Vereinbarkeit von Schöngesang und Schauspielkunst. Auch hier ist es m. E. so, dass, wer Schöngesang erwartet, bei der Spielkunst Abstriche machen muss und vice versa.

    Hallo Paul, Rideamus et alii.


    Soll ich deine Äußerungen als unpersönlichen Angriff verstehen? ?(


    Zitat

    ich finde es sehr gut, dass Du diesen Thread auf seine Ursprungsfrage zurück führst, aber um so bedauerlicher, wenn das mit der versteckten Drohung erfolgt, einfach nicht mehr mitspielen zu wollen, wenn die Dinge nicht so laufen, wie Du Dir das vorstellst.


    Da hast du mich, glaube ich, missverstanden. Mein Punkt ist nur der folgende: Wenn es keine allgemeinen Kriterien gibt, anhand derer eine Inszenierung zu beurteilen ist, dann muss jede Inszenierung für sich besprochen werden (eigentlich geht dann nicht einmal mehr das!) und damit wäre die Frage dieses Threads belanglos. Abgesehen davon glaube ich aber nicht, dass es keine solchen allgemein formulierbaren Kriterien gibt, weil ich nämlich meine, Inszenierungen beurteilen zu können - also habe zumindest ich solche allgemein formulierbaren Kriterien - ob die dann von anderen geteilt werden ist selbstverständlich eine andere Frage. Hast du nicht irgendwo bemerkt, dass es doch eigentlich nichts Herrlicheres gibt als über Geschmack zu streiten?


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    Bewusst polemisch: wäre die ideale "Inszenierung" dann nicht die konzertante Aufführung? Sie eröffnet ein Maximum interpretierbarer Leerstellen und determiniert nichts.


    Das ist doch ein interessanter Punkt. =)
    Ich höre mir gerne manchmal eine Oper auf CD an, das ist ja von der Sache her eine konzertante Aufführung. Was allerdings eine konzertante Aufführung natürlich nicht leisten kann, ist die Handlung darzustellen. Das ist dann ein Problem, wenn ich mich einem mir unbekannten Opernstoff zuwende. Ich muss dann eben das Libretto parallel lesen oder vorher schon einmal durchgeackert haben.
    Ich finde es aber besser, wenn die konzertante Aufführung gewissermaßen durch eine illustrierende Inszenierung ergänzt wird. Als ein Beispiel dafür, was ich meine, nenne ich einmal den Züricher Tannhäuser, der ja gerade erst auf 3Sat wiederholt worden ist: Die Inszenierung ist angenehm unaufgeregt; das Bühnenbild ist einfach, aber anregend. Die Ritter tragen Anzug und Mantel, keine Rüstung - aber das stört nicht. Die Sänger waren schauspielerisch bemüht.


    Zitat

    Insofern ist der Titel des Threads irreführend. Der eigentliche Gegensatz ist nicht modern vs. konservativ, sondern texterhellend vs. textbebildernd. Dabei ist es bezeichnend, dass die nicht ganz unwichtigen Publikumsschichten, die das jeweilige Werk am stärksten beschneiden, weil sie einfach nur in schönen Tönen schwelgen wollen, sich am vehementesten gegen die gedanklichen Irritationen einer echten Texterhellung wehren und sich zu Lordsiegelbewahrern einer ermatteten Tradition aufschwingen, die sie im konkreten Fall, etwa einer MET - Inszenierung zwar selbst langweilt, aber wenigstens nicht stört.


    Die Alteration von "modern-altmodisch" zu "texterhellend-textbebildernd" finde ich sehr gut und ich werde sie übernehmen. In der Sache ist das doch echt mal ein Fortschritt! :yes:
    Das, was du "texterhellend" nennst, würde ich nur - es wohl etwas anders als du bewertend - "pädagogisierend" nennen. Damit ist auch klar, dass ich mich bei einer Alternative "texterhellend/pädagogisierend - textbebildernd" - anders als bei "altmodisch" hier ganz eindeutig - auf die Seite "textbebildernd" schlage (s. o. "illustrativ"...).
    Ich meine also, dass eine Inszenierung darauf verzichten sollte, mit dem Stück auch zugleich seine Bedeutung zu liefern.
    Wir können uns dann auch darauf einigen, dass man sich Tannhäuser zweifelsohne auch gelungener "bebildert"/"illustriert" vorstellen kann, als das in Zürich gelungen ist.

    Hallo Paul, Alviano et alii.


    @paul

    Zitat

    Ich verstehe Deine Bemerkungen nicht. Es darf weder altmodisch noch modern sein?? Was modern ist, kann ich mich vorstellen. Aber was nennst Du altmodisch?
    Ist das, wenn eine Oper im 16. Jhdt spielt, z.B. das weglassen der Kragen?


    Ich meine folgendes:
    Sowohl eine "traditionelle" als auch eine "modernisierende"/"aktualisierende" Inszenierung heben die Unterscheidung zwischen Realität und Fiktion auf, welche doch eigentlich zum Wesen des "Theaters" gehört.


    Ich wollte gerade schon schreiben, "Sowohl karnevalsartige Kostümparade als auch..." - ja wie ich denn dann eine Inszenierung á la Heerrufer aus Lohengrin als SS-Mann (mein Lieblingsbeispiel :D - weil es eben so überdeutlich ist) im Gegenüber zu "karnevalsartige Kostümparade" charakterisieren soll, wusste ich nicht. Eine "aktualisierende" Inszenierung ist doch eigentlich auch nichts anderes als eine "karnevalsartige Kostümparade", nur dass die dargestellte oder vorgestellte Realität eine andere ist.


    Um das zu konkretisieren - und das Folgende habe ich ja schon angesprochen:
    Ich meine, dass die Leerstellen eines Stückes ernst genommen werden müssen. Wenn ein Stück so inszeniert wird, dass es - so weit wie möglich - Interpratation eröffnet, nicht determiniert, dann ist die Inszenierung - summa summarum - gelungen.


    Bei weiteren Unklarheiten bin ich für eine Anzeige dankbar und werde versuchen zu präzisieren.


    @Paul, Alviano et alii:
    Ich versuche nur etwas grundsätzlicher danach zu fragen und in Worte gefasst zu bekommen, warum und wann eine Inszenierung für mich gelungen wirkt.


    Ich denke eben genau wie Alviano, dass es in diesem Thread grundsätzlich um Kriterien gehen sollte, warum und wann eine Inszenuierung gelungen ist.
    Konkret an Beispielen ist das natürlich einfacher. Aber ich meine, dass man auch ganz allgemein Kriterien zur Bewertung von Inszenierungen bestimmen kann - wie in diesem Thread auch schon von mir verlautbart.
    Wenn ich von dieser Meinung abgebracht werde, dann erübrigt sich für mich dieser Thread auch wohl - rein vom Thema her gesehen (es gibt ja doch sehr viele OT-Gespräche).

    Hallo liebe Tamino-Freunde.


    Ich finde eigentlich noch diejenigen Inszenierungen am besten, die sich jenseits von "altmodisch, modern, etc." ansiedeln.


    ...ohne großen Aufwand, wie ich meine, mit einfachen Kostümen, nahe an den Ausführungen und Handlungsanweisungen (explizite und implizite) der Partitur/des Librettos, ohne allzu viel die Fantasie und Interpretationsfreude einengenden Schnickschnack (simple Lichteffekte reichen doch oft schon aus, eine unglaubliche Wirkung zu entfalten)...


    Das sind doch die Grundzüge, die eine starke Inszenierung kennzeichnen.


    => Das Werk wird dargestellt, nicht die Interpretation des Regisseurs (der Regisseur als derjenige, der Interpretation ermöglicht - nicht verschließt: den Künstlern nach ihren Gaben, den Zuschauern/-hörern nach ihren Idealen/vorgefassten Meinungen/...).


    Ergänzung: Sich zu bemühen (das es da Grenzen gibt, ist ja klar), die Partitur/ das Libretto zu Gesicht/Gehör zu bringen, kann auch dessen/deren Lücken einschließen. Auch die können u. U. positiv Teil einer Inszenierung sein.

    Hallo liebe Tamino-Forianer,


    habe zwar gestern die Übertragung von Eugen Onegin verpasst - weil sie nicht im Programmheft angekündigt war :motz: - dafür aber am Samstag 3Sat eingeschaltet gehabt (was ich wohl unterlassen hätte, wenn ich von dem Onegin gewusst hätte).


    Musikalisch, gerade Seiffert, hat es mir sehr, sehr gut gefallen. Die Inszenierung war auch vollkommen akzeptabel.
    Und dann die Kameraführung... :motz:
    Wirklich die ganze Zeit Seiffert in Nahaufnahme. Und während des Sängerwettstreites hat das dann langsam zu nerven angefangen. Man will doch auch einmal einen Eindruck vom Bühnenbild vermittelt bekommen. Das ist zum Ende hin immer anstrengender und nerviger geworden und hat schon die Freude an der schönen Musik beeinträchtigt, wirklich schade.


    Ich habe mich auch gefragt, warum bei Ouverture und Entr'actes Bilder von den schon angespannten und sich vorbereitenden Protagonisten kamen. Ich zumindest empfand auch das als keine gute Lösung, die "bildlose" Zeit zu überbrücken. Ich hätte es auch ganz gut aushalten können, wenn da nur der Vorhang zu sehen gewesen wäre, o. ä.

    Hallo Thomas.



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    Ich gebe allerdings auch zu, daß mir das dynastische Selbstverständnis von Wolfgang Wagner recht sympathisch ist. Man kann es auch übertreiben mit der Demokratie.


    Allein vom oberflächlichen Eindruck her ist mir Katharina ja auch sympathischer als Nike (das ist ein sehr, sehr oberflächlicher Eindruck möchte ich dazu mit aller gebotenen Vorsicht festgehalten wissen). Allerdings gehört doch der Wieland-Clan genauso zur "Dynastie" wie der Wolfgang-Clan, oder etwa nicht? Insofern ist doch Wolfgangs "dynastisches Selbstverständnis" kein Argument, das gegen eine Nike-Nachfolge spricht. Es scheint doch eher, als würde es ihm hier darum gehen, wenigstens in der Nachfolge-Frage seinem Bruder eins auszuwischen.

    Ich habe auf der ARD die Doku über die Inszenierung gesehen. Das reicht natürlich nicht für eine faire Beurteilung; kam mir aber überaus komisch vor, was zur Inszenierung gesagt wurde. Ich freue mich schon auf Berichte.

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    Es ist aber nicht nur in diesem Fred so, daß es mir ein wenig sauer aufstößt, wenn stellenweise nach Gutsherrenart ausgeteilt wird.


    Das kann ich sehr gut nachvollziehen. Ich würde mir manchmal auch ein wenig detailliertere Kritik wünschen. Oft kommt so pauschales Runtermachen - so empfinde ich das wenigstens. Da ist es dann völlig unmöglich, drauf einzugehen. Man liest es und fragt sich, warum es überhaupt gepostet wurde, abgesehen davon, dass es manchen, denen die Bregenzer Tosca gefallen hat, geradezu ein schlechtes Gewissen macht.


    So, ich geh schlafen. Gute Nacht.

    Hallo Michael,


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    Die Tamino-Kritiker dieser Tosca werden schon in Ihrer Ablehnung recht haben, davon gehe ich aus, schließlich sind alle hier Musikkenner von Niveau.


    Aber, es gab doch auch nicht wenige Postings, in denen sich positiv zur Bregenzer Tosca geäußert wurde. ?( ?( ?(


    Zitat

    Ansonsten tue ich mich etwas schwer damit, wenn während Übertragungen bereits das bashing losgeht.


    Das finde ich auch merkwürdig.

    Hallo Paul?


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    Im Gegensatz dazu gefiel mir dafür die Oper selbst, das mag aber vielleicht an meiner naiven Betrachtungsweise der Dinge liegen, da ich ja in dem Fall zu einem kleinen Kreis zähle.


    Ich glaube nicht, dass du hier zu einem sooo kleinen Kreis zählst. Von denen, welche die Oper gesehen haben, gibt es die Einen, denen aus subjektiven Geschmacksgründen diese Art Inszenierung nicht gefällt, entweder weil sie ihnen zu düster ist oder weil sie es für besser halten, wenn mehr Gewicht auf die gesangliche Leistung gelegt wird. (Ich habe übrigens Interviews mit Michael und Saks gehört, welche beide meinen Eindruck bestätigt haben, dass bei dieser Inszenierung ein verstärktes Gewicht auf die darstellerische Leistung gelegt wurde.)
    Und es gibt die Anderen, denen eine Inszenierung dieser Art aus subjektiven Geschmacksgründen gefällt.
    Ich meine, objektiv gesehen ist die Inszenierung, was das Konzept angeht, in sich stimmig. Ob sie dann gefällt oder nicht ist letztlich Geschmacksache.


    Ich werde mich wahrscheinlich noch (mindestens) einmal in diesem Thread äußern, weil ich mittlerweile glaube, bei der Bregenz-Inszenierung doch einige Schwächen gefunden zu haben, die aber mit dem von mir bisher Geäußerten gar nichts zu tun haben. Dazu werde ich mich aber erst äußern können, wenn ich mir die Mühe gemacht haben werde, abends vorm Schlafengehen das Libretto noch einmal durchzugehen.
    :hello:

    Zitat

    Wo wurde denn sauber gesungen?


    Herbert Henn:
    Mal wieder ein Beispiel für ungenaues Lesen (war ja heute schon einmal an anderer Stelle). Das war eine allgemeine Feststellung, wie aus dem Zusammenhang gut zu erkennen ist (auch Ulricas Bemerkungen bezogen sich ja auf die Bregenzer Carmen und Maskenball), keine Beurteilung des Verona-Nabucco.


    Abgesehen davon empfand ich den Verona-Nabucco schon als schön gesungen (meine subjektive Meinung). Mag aber sein, dass das schon hunderte von Malen besser gesungen wurde. Das traue ich mich nicht zu beurteilen. (So viele Nabucco-Interpretationen kenne ich einfach nicht.)


    Siegfried:
    Ich habe deine Bemerkung erst gerade entdeckt. Aber du hast recht, meine Bemerkung ist ein wenig pauschal. Ich bitte aber, zunächst zu notieren, dass ich "schöner gesungen" gesagt habe, was also nicht notwendig eine Wertung impliziert.
    Zur Bregenzer Tosca: Todorovich hat, denke ich, schon sehr ordentlich gesungen. Bei Michael und Saks ist ja einige Kritik geäußert worden. Ich habe dazu ja meine Meinung geschrieben.
    Zu Veronas Nabucco: Abigaile und Nabucco haben IMO sehr "schön" gesungen. Nabucco nicht mehr, Abigaile habe ich schon als ausdrucksstark empfunden. Zaccaria habe ich zwar weder unschön noch rau oder unpersönlich empfunden, aber ich fand ihn in den Höhen teilweise sehr unsicher. Bei den anderen weiß ich es nicht mehr sicher; ich glaube, Fenena war eher blass.

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    Das ist ein berechtigter Einwand, aber in Zeiten, wo Studenten, die tonal komponieren wollen, nicht in Kompositionsklassen reingelassen werden, möchte ich mir mal einen Kommentar ersparen


    Echt? Na, das wäre ja interessant. Kannst du das verifizieren? Oder wenigstens plausibilisieren?

    Ich denke, eine Antwort auf meine Frage kann vielleicht anderen noch helfen. Für mich spielt es jedenfalls keine Rolle, weil ich mich gegen jegliche Opern-Highlights-CD entschieden habe, und zwar für folgende Aufnahmen:


    1.) Gustav Mahler: Symphonie Nr. 3 - Marjana Lipovsek


    2.) Olivier Messiaen: Éclairs sur l'Au-Délà - Myung-Whun Chung


    3.) Matteo Messori: Passions (Heinrich Schütz)