Interessant, wo man hier gelandet ist....
Zu den SängerInnen, speziell aus dem Wagnerfach und den Umgang mit dem "Objekt der Begierde": Ich durfte einen langjährig in Bayreuth agierenden Sänger im Rahmen eines Meisterkurses kennenlernen, der uns am Abend im Wirtshaus erzählt hat, dass es - ich gebe es in meinen Worten wieder - eine regelrechte Tradition gab, ziemlich kurz vor der Aufführung von seiten der Agierenden einen strategisch geplanten Streich zu inszenieren in der Gestalt etwa, dass gestandene Bässe bei geeigneten kostümierten Proben als Blumenmädchen auftauchten und ähnliche Kaliber. Irgendwann muss das mal etwas entglitten sein, sodass dies nun - leider - ausdrücklich untersagt wurde.
Man sieht, gerade bei den eigentlich Aktiven ist das Sujet ergiebigst =)
Egal, auf welcher Ebene es stattfindet: Wir müssen zwangsläufig bei der Auseinandersetzung mit der Rolle eine Aussenperspektive einnehmen, um die Figur zu betrachten, was in der Psycholologie schon als recht gesunde Haltung gilt. Und: Welcher menschliche Charakter hat nicht irgendwo eine komische Seite, wenn auch zuweilen unfreiwillig?
Noch ein Wort zum einem vorigen Argumentationsstrang (Stichwort hirntote Antisemiten):
Es gibt verschiedene Hinweise darauf, dass die Musik der Wagneropern während der Nazizeit bzw. auch schon der Weimarer Republik "national" begeisterte Jugendliche hochgepusht hat, weil sie von den Nazis und auch deren Vorläufern entsprechend eingesetzt wurde. Es war nicht ohne Zweck, dass man z. B. beurlaubte oder rekonvaleszierende Soldaten nach Bayreuth geschickt hat.
Ich bin überzeugt davon, dass auch in der Gegenwart noch so manche intellektuell geprägte Jung - Deutschnationale und Korpsstudenten Bayreuth zwecks "neuer deutscher Erbauung" aufsuchen.
Jedoch übernehmen wohl heute häufiger verhängnisvolle "Rechts - Rocker" die Begleitmusik bei der einschlägigen Szene, was das Ganze wahrlich nicht ungefährlicher macht.
LG
Ulrica