2006 habe ich die Aufführung leider nicht mitbekommen und habe nun gestern feststellen müssen, dass ich fast was versäumt hätte bezüglich der Gesangsleistungen der beiden Protagonistinnen.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass es viele Sopranistinnen dieses Fachs es schaffen dürften, mit 60 Jahren eine solch jugendliche Stimme zu behalten. Edita Gruberovas Gesangskultur und Standvermögen, diese Rolle zu schaffen wie eine junge Frau, machen sie schon allein zu einer gleichwertigen Alternative zu allen anderen großes "Normas", auch zur Callas. Sie zeigt, dass die stimmliche Anlage nicht dramatisch sein MUSS, wenn man eine solche Intensität hineinlegt. Was sie mit hohen leisen Stellen macht, ist m. E. ziemlich unerreicht. Diana Damrau kann da vielleicht noch in etwa mithalten, aber auch - noch - nicht ganz.
Edita Gruberovas Leistung konnte sogar drüberweg sehen lassen, dass bei Nahaufnahmen sie unmöglich die Tochter des Ovoristo - Darstellers sein kann. Finde ich bisschen unnötig, die Opernbesucher sind auch weiter weg (soviel zur "Optik" - Diskussion)
Sonia Ganassis Adalgisa beeindruckte ebenso. M. E. war sie hier die ideale Duett - Partnerin. Es findet sich selten, dass Stimmen, noch dazu so bedeutende, so zusammenpassen. Ihren eher hellen Mezzo finde ich ideal für diese Partie.
Absolute Highlights: Casta Diva und das Duett der beiden in Gegenwart der Kinder.
Der Darsteller des Pollione war in Relation zu den Frauen vielleicht zu dramatisch. ich fand ihn durchaus gut, er muss ja auch ein kraftvoller Mensch sein, aber das passte nicht so ganz ideal zusammen. Für Ovoristo könnte ich mir auch eher ein Kaliber wie Matti Salminen vorstellen (Hat er die Rolle mal gesungen?). So richtig bassig klang er nicht.
Was die Inszenierung betrifft, glaube ich, kann man von vornerherein eher mehr falsch als richtig machen. Die Personenregie war aber in den meisten Teilen stimmig. Aber schwer vermittelbare Szenen, wie der lautstarke, aber eigentlich eher "innere" Dialog der beiden Römer in voller Gegenwart sämtlicher Feindeskrieger in heiligen Hain blieben schwer vermittelbar. Es ist eines der besonders unlogischen Libretti und ich glaube, in diesem Fall hätte ein einigermaßen naturalistisches Bühnenbild noch am ehesten gepasst (obwohl auch hier eine Asterix - Assoziation nicht auszuschließen wäre Die Kostüme hihgegen fand ich gut.
Fazit: Vielleicht kummulieren derzeit manche Nachrichten auch und verstellen ggf. den Blick auf die Relationen, aber ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass hier eine 60jährige Sängerin einige vorführt. Diese Karriereplanung würde ich mir anstelle angehender Top - Leute genauer anschauen wollen....
LG
Ulrica