Beiträge von petra

    Jussi Björling hat sich auf einer Einzelaufnahme des "Ah! si ben mio" 1938 "getraut", den Schluss der Romanze piano zu singen - für mich ein wunderbares Experiment.
    Leider ist diese Aufnahme seinerzeit nicht veröffentlicht worden; ein Jahr später wählte er dann den effektvolleren Schluss, der dann auch auf den Markt kam. Beide Versionen sind in der JB Edition zu hören.


    lg petra

    Hallo Harald,


    da du Felsenstein erwähnst: Ich habe leider nicht viel von seinen Inszenierungen gesehen, aber eine Erinnerung aus einer Sendung über ihn, die ich leider nicht aufgenommen habe, spukt mir immer wieder im Kopf herum:
    Darin war ein Ausschnitt aus "Hoffmanns Erzählungen", der u.a. die "Ballade vom Klein-Zack" zeigte. Der Sänger hatte für meine Augen und Ohren eine sehr starke Bühnenpräsenz und eine gute Stimme; insbesondere ist mir der Umschwung von der Klein-Zack-Erzählung zu den Erinnerungen an die vergangene Liebe im Gedächtnis geblieben...
    Kannst du mir da weiterhelfen?


    lg petra

    Da Björlings 3 Aufnahmen hier angesprochen wurden, habe ich sie mir alle noch einmal nacheinander angehört.
    Ich habe immer Schwierigkeiten mit Arien, die zur Klavierbegleitung gesungen werden, daher mag ich die 44er und die 59er Aufnahmen lieber als die Aufnahme aus der Carnegie Hall.
    Da Björling seine Stimme "groß" machen konnte, wenn er wollte
    (und er wollte oft!), bewältigt er natürlich auch das "vinceeeeeero".
    Aber eigentlich hatte er keine sehr voluminöse Stimme, so dass er mir in dem leiseren, "nachdenklicheren" ersten Teil der Arie besser gefällt, und zwar in beiden Aufnahmen. 1944 war er besser bei Stimme, aber auch mit angerauhter Stimme bringt er Calafs "Innenschau" im der Einspielung unter Leinsdorff sehr gut zum Ausdruck.


    lg petra

    Hallo Felipe II.,


    ich habe beide Aufnahmen und kann nicht definitiv sagen, dass ich eine von ihnen bevorzuge (obwohl ich gerade was Björling angeht,
    fast immer lieber die Live-Aufnahmen höre).
    In der 39er Aufnahme singt Björling ein überirdisch schönes "Deserto sulla terra" und auch das "Ah! sì ben mio" gefällt mir hier besser.
    Und Björling klingt natürlich 1939 noch wirklich wie der junge Mann, der er laut Rolle sein soll...
    Leider fehlt auf dieser Aufnahme das kleine Duett, das der Romanze folgt, und das in der 52er sehr schön gesungen ist.
    Die Auseinandersetzung mit Azucena im 2. Akt ist, meine ich, in der 52er mit mehr Verve gesungen, und das Duett "Ai nostri monti" habe ich nie anrührender gehört als von Björling und Barbieri.


    Beste Grüße
    Petra

    Hallo, liebe Schubertianer,


    ich mag Schuberts Lieder und betrachte die Texte aus dem Kontext der Romantik heraus, ebenso wie ich romantische Gedichte auch nicht nach heutigen Lyrik-Maßstäben messe.
    Wobei allerdings nicht jeder Liedtext bei Schubert die Qualität eines romantischen Gedichtes hat...
    Mit dem betont schlicht-innigen Zugriff auf seine Lieder, wie ihn z.B. Schlusnus gepflegt hat (schade, bei dem schönen Timbre!), konnte ich nie viel anfangen.
    Meine Lieblingsaufnahmen im Schubert-Gesang gehören allerdings auch zu den ganz alten - es sind die mit Karl Erb. Er hat diese Lieder gerade nicht volkstümlich-schlicht oder opernhaft pathetisch gesungen, wie einige seiner Zeitgenossen; bei ihm höre ich auch die Abgründigkeit und Ironie ("Der Einsame", "An die Laute") der Romantik heraus.
    Mein Favorit in den Zyklen ist Peter Pears, mit ihm habe ich außerdem "Die Sterne", "Nachtviolen" und "Auflösung", die ich in seiner Interpretation ebenfalls sehr gern mag.
    Bei den heutigen Sängern schätze ich eigentlich Lothar Odinius, aber wohl eher bei Britten-Liedern. Ich habe die Schiller-Lieder mit ihm und finde seine "Leichenfantasie" sehr gut gesungen, aber gerade das rein Lyrische klingt bei ihm in meinen Ohren manchmal etwas maniriert.


    lg petra

    Hallo,


    zunächst einmal dir,lieber Zauberton, vielen Dank für diesen thread. Ich habe Lina Pagliughi vor einigen Jahren zum ersten Mal in einer Sendung von Jürgen Kesting (der sie wohl nicht besonders schätzt) gehört, und mir hat ihre Stimme auf Anhieb gefallen.
    Ich assoziiere mir ihr immer das Adjektiv "zart-bitter", weil sie bei aller Zartheit eben nicht nur den glockenreinen "Nachtigallenton", sondern auch eine Herbheit/Sprödigkeit in der Stimme hat, die ich gern höre.
    Callas, die ich auch sehr schätze, hat in den 50er Jahren die Belcanto-Oper wieder salonfähig gemacht und dabei so geschmacksbildend gewirkt, dass Sängerinnen wie Lina Pagliughi danach als bloße und blasse "Schönsängerinnen" abgetan wurden - schade...
    (Ein ähnlicher Fall war der große DiFiDi bei den Männern).
    Sicherlich kann man sich Pagliughi in der Rolle der Medea, Norma, Elektra oder Lady Macbeth nicht recht vorstellen - ihr fehlte das Tragöden-Pathos der Callas.
    Andererseits habe ich Schwierigkeiten mit Callas als Gilda, Amina oder Violetta: Ihre künstlerische Versiertheit lässt sie den "kleineren Ton" für diese Rollen finden, aber hier höre ich persönlich lieber Sängerinnen, die diesen kleineren Ton schon von vornherein haben und einen etwas weniger dramatischen Zugriff wählen.
    Und als Lucia habe ich beide im Regal - und die bessere Aufnahme ist für mich immer diejeinge, die ich gerade höre. ;)
    Natürlich ist die Wahnsinnsszene der Callas "wahnsinniger" in ihren Ausbrüchen, aber auch ein sanfteres Delirium kann Wahnsinn ausdrücken. Und die Stelle ab "ardon gl´incensi" hat Pagliughi in meinen Ohren anrührender gesungen ...


    lg petra

    Hallo!


    Ich habe bisher zwar nur 4 CDs aus dieser Serie, aber es werden sicherlich mehr, denn sie ist gerade zum Vergleichen unterschiedlicher Gesangsstile eine wahre Fundgrube.
    Aufnahmen von Sängern, die um die Mitte des 19. Jhs. geboren wurden, wie Lucien Fugère, Albert Vaguet, Victor Maurel oder Wilhelm Hesch, bekommt man sonst selten zu Gehör. Auch so eigenwillige (aber charmante) Interpretationen wie eine Mozart-Arie mit Klavierbegleitung, vorgetragen von einem Komponisten,der sich auch als Salonmusiker betätigte, sind selten zu finden.
    Und die französischen Tenöre des ausgehenden 19. Jhs... :angel:


    lg petra

    Hallo zusammen,


    ihr sprecht mir aus der Seele: Der Lyrismus, den sein Singen besonders in den 30er Jahren hatte, ist leider später etwas verloren gegangen
    (die Adelaide ist wohl die einsame Spitze!), die mezzavoce hat er dann sehr sparsam eingesetzt. Obwohl, wenn sie da war ... :angel:
    In der Biografie von Farkas / Anna-Lisa Björling habe ich gelesen, dass er
    manchmal mit seiner leichten Stimme und seinem Timbre haderte und versuchte, wie Caruso zu singen, der wohl sein absolutes Vorbild war. Dabei hätte er aus seiner unverwechselbaren Stimme und seiner wirklich lyrischen Art zu singen ein Kunstmittel machen sollen, anstatt mit den dramatischeren Partien zu liebäugeln.
    Aber dann kam wohl in den 50ern auch der Zeitgeschmack dazu, der die kräftigeren Stimmen bevorzugte.
    Es ist auch in seinen Opernaufnahmen zu hören: Die 39er Traviata und der 40er Romeo aus Stockholm zeigen lyrisches Singen vom Feinsten,später hat er leider seine Stimme oft ins Dramatisch-Baritonale gepuscht, schade!


    Herzliche Grüße
    petra :hello:

    Im Moment höre ich mich durch die 10 CDs der
    MEISTERWERKE MASTERWORKS
    Bach
    (Brilliant Classics 10 years)


    Leider habe ich momentan keinen Scanner ... X(


    Zuletzt war es die Johannes Passion mit John Mark Ainsley als Evangelisten, Stephen Richardson als Jesus und Stephen Varcoe, dessen "Betrachte, meine Seele" ich im Moment nicht oft genug hören kann, so anrührend ist das gesungen!


    Einen schönen Nachmittag wünscht
    petra

    Hallo musicophil,


    es gibt eine CD-Serie "Great Voices of the Opera" (in diesem Fall Nr III),
    da ist Isobel Baillie mit Florence Easton, Frances Alda und Germaine Cernay vorgestellt; von ihr sind 8 Stücke drauf, auch 2 Duette mit Ferrier. Mir gefällt sie am besten in Musik von Bach und Händel; ich habe sie noch auf einer Quadromania CD im Messiah und im Elijah, außerdem in der Schubert-Edition "Leise flehen meine Lieder" mit 3 Liedern.


    lg
    petra

    Hallo,


    hier kommen meine Votes für die Sängerinnen:


    1. Lina Pagliughi
    2. Marylin Horne
    3. Isobel Baillie
    4. Regine Crespin
    5. Claudia Muzio
    6. Lisa della Casa
    7. Frederica von Stade
    8. Maria Callas
    9. Lucia Popp
    10. Yvonne Minton
    11. Irmgard Seefried
    12. Anneliese Rothenberger


    lg
    petra

    Hallo musicophil,


    diese CD habe ich schon; sie ist eins meiner Lieblingsstücke.
    Leider fehlt darauf die Arie "Ich baue ganz auf deine Stärke" aus der "Entführung aus dem Serail".
    Ich habe diese Arie einmal von Réti gehört und fand sie wunderbar gesungen.
    Kennst du dich mit seinen Aufnahmen etwas besser aus und kannst mir vielleicht sagen, ob es sie auf LP oder CD gibt?
    Über einen Tipp würde ich mich sehr freuen,


    petra

    Hallo,


    hier kommen meine Favoriten:


    1. Jussi Björling
    2. Peter Pears
    3. Karl Erb
    4. Stephen Varcoe
    5. Heinrich Schlusnus
    6. Joszef Réti
    6. Thomas Allen
    7. Walter Widdop
    8. Luigi Alva
    9. Lothar Odinius
    10. John Marc Ainsley
    11. Cesare Valetti
    12. Thomas Hampson


    lg
    petra

    Live war er in meinen Ohren besser als im Studio, wo er manchmal wirklich etwas "kühl" klang.
    Meine Liebling-Live-Mitschnitte sind (in dieser Reihenfolge):


    1. Traviata 1939, Stockholm (Vocal Archives VA 1201.02)
    - keiner bringt den Alfredo so schüchtern-trotzig herüber, die meisten Tenöre singen diese Rolle leider als schmachtender "latin-lover", leider hat JB diese Rolle Ende der 30er aufgegeben


    2. Un ballo in Maschera (Met-Opener 1940, The Radio Years 49/50)
    - Gustav III zwischen Übermut, Leidenschaft und Melancholie-

    3. Trovatore 1939 Covent Garden (Urania)
    -für mich der beste Manrico, nicht nur der martialische Stretta-Kämpfer, sondern vor allem auch die empfindsame Seite der Rolle-


    4. Roméo 1940 aus Stockholm (lyrischer gesungen als der 47er Met-Roméo, auf Schwedisch) BluebellABCD 088
    aber auch der 47er ist eine Klasse für sich


    5. Rigoletto 1957 Stockholm( Bluebell ABCD 044)
    - stimmlich vielleicht etwas gröber als erwartet, aber mitreißend gesungen, die 45er Live-Aufnahme aus der Met klingt dagegen wirklich kühl-


    6. Don Carlo 1950 Met (Myto Historical Line)


    7. Faust 1950 oder 1959 Met
    -stimmlich 1950 sicherlich frischer, aber für mich anrührender 1959-


    8. Manon Lescaut 1949 Met (MYto Historical Line)

    Nachtrag: Irgendwie sind die 50er und 60er gestern von mir etwas pauschal dargestellt worden, denn aus dieser Zeit höre ich einige Sängerinnen doch gern: Victoria de los Angeles, Regine Crespin, Yvonne Minton, Marylin Horne..., bei den Männern Luigi Alva oder Joszef Réti.
    Nur die Zeit der "drei Tenöre" ist in meinem CD-Regal etwas
    unterrepräsentiert ... :)
    Callas habe ich vor 10 Jahren sehr gern gehört- sicherlich beeinflusst durch die 26 Folgen im Rundfunk, die Kesting zu ihrem 20. Todestag wirklich sehr gut moderiert hat. Da hat sich mein Geschmack auch gewandelt - heute höre ich gerade im "echten" Belcanto-Bereich lieber den etwas weniger dramatischen Zugriff auf die Rollen.


    lg
    petra

    Der erste Opernsänger, den ich wirklich gern hörte, war Jussi Björling, den ich im Alter von ca. 15 Jahren "entdeckte", und der leider in Deutschland damals in den 70ern nicht sehr geschätzt wurde (zu kühl, zu instrumental, schlechter Schauspieler, der Alkohol etc pp......)
    Die tollen Live-Aufnahmen kannte man meist überhaupt nicht. Das änderte sich glücklicherweise seit den späten 80ern mit der Flut von Klassik-Cds, die auf den Markt kamen.
    Jussi Björling ist bis heute mein Favorit geblieben, obwohl ich kein großer Verdi- oder Pucchini-Fan bin. Leider hat er weder Händel noch Mozart noch Gluck oder Bellin und Donizetti gesungen, auch als Schubert-Liebhaber komme ich bei ihm nicht so recht auf meine Kosten.
    Doch durch seine Aufnahmen bin ich zunächst zum Sammeln historischer Einspielungen gekommen - und entdeckte Sänger wie Erb, Schlusnus, Pagliughi, Muzio, Mc Cormack, Pears, die ich heute auch noch gern höre. Wenig anfangen konnte ich mit vielen Sängern der 50er und 60er Jahre - auch so großartigen wie Wunderlich und Gedda, bei denen ich immer sage: Sicherlich tolles Singen, aber für mich fehlt irgend etwas.
    Im Moment höre ich viel Bach und Händel, auch Britten sehr gern, und habe dadurch zeitgenössische Sänger wie John Mark Ainsley, Stephen Varcoe und Lothar Odinius kennen- und schätzen gelernt.


    Liebe Grüße,
    petra