Allen Gegnern (den Freunden sowieso) des Regietheaters kann ich nur einen Besuch von Bellinis "Somnambula" im Grazer Opernhaus empfehlen. Wie hier aus einer schwachsinnigen Seifenoper ein herrlich frischer Opernabend und gute Unterhaltung wird, ist eine Meisterleistung.
Beiträge von Gerald
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Robert Schumann ist sicherlich ein ERSTKLASSIGER Komponist - allerdings ist er heute ein wenig aus der Mode geraten, ähnlich wie zu Schumanns Zeit Haydn, was der Kritiker Schumann , er zählte eher zu den erbarmungslosen - auch emotionslos vermerkte.
Lieber Alfred!
Deine (schon öfters gefallene) Behauptung, Schumann sei zur Zeit nicht besonders populär, ist völlig aus der Luft gegriffen und willkürlich. Wann, wenn nicht seit einigen Jahren werden Werke wie "Das Paradies und die Peri", "Genoveva" oder das Violinkonzert endlich gewürdigt (vgl. auch die zahlreichen Neueinspielungen dieser und anderer Werke Schumanns). Tatsächlich ist Schumann wohl nicht DER Lieblingskomponist des breiten Publikums - das war er aber nie, schon zu Lebzeiten nicht - aber sein Schaffen wird doch seit seinem Tod beständig gewürdigt (im Gegensatz z. B. zu seinem Zeitgenossen Liszt, dessen Musik ein ständiges auf und ab erlebt...)
Schumann, der die "Mode" (und damit oberflächliche Popularität) ohnehin verabscheute, darf also zu seinem 200. geburtstag durchaus zufrieden sein...ZitatAuch wenn es bei einigen Komponisten WIE z.B. Pfitzner,Reger, Spohr, Gluck, Orff, Hindemith, Telemann, Schönberg, Berg, Zemlinsky, Webern, Schreker, Johann Strauss........und sicher noch einigen Anderen Ansichtssache ist, OB sie zu den ganz GROSSEN gehören........ ABER UNBESTRITTEN gehören wohl folgende Deutsche Komponisten dazu BACH HÄNDEL HAYDN MOZART BEETHOVEN SCHUBERT SCHUMANN MENDELSOHN BRAHMS BRUCKNER WAGNER R.STRAUSS MAHLER Vielleicht habe ich ja JEMAND vergessen......laßt es mich bitte wissen.
Die Unsinnigkeit solcher Listen ist grandios! Auch kann von der bloßen musikgeschichtlichen Bedeutung Mendelssohn oder R. Strauss nicht mit Haydn, Beethoven, Wagner gleichgestellt werden. Schumann konnte schon ganz gut komponieren und ist im Grunde "der" Romantiker schlechthin...und beherrscht ganz nebenbei auch einen fantastischen Kontrapunkt...
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oder das Tschaikowsky und Nietzsche Schumanns Musik nicht sehr schätzten.
DasS Nietzsche Schumann als "nur" mehr deutschen Fall (im Gegensatz zu Beethoven als übernationalen Komponisten) gesehen hat, soll sein, aber woher meinst du, Tchaikovsky hätte Schumann nicht geschätzt? Im Gegenteil! ich habe jetzt leider keine Zitate zur Hand, aber Tchaikovsky nennt sein doch Kinderalbum op. 39 ausdrücklich: "nach Schumann". Und auch für Stücke wie die Sonate op. 37 muss Schumann wohl als Vorbild herhalten (man vergleiche den akkordischen Blocksatz z. B. mit Schumanns Klavierkonzert op. 54). Schumann zählt neben Mozart sicher zu Tchaikovskys größten Vorbildern!
Mich würde interessieren, woher du diese Meinung hast!Liebe Grüße,
Gerald (der gerade mit magenschmerzen Tchaikovskys "Mozartiana" hinter sich gebracht hat...) -
Ganz großartige Musik und so gar nicht chromatisch-angestrengt-expressiv:
Max Reger: Geistliche Gesänge op. 138 - übrigens jenes Opus, an dem Reger (überarbeitend) gesessen hat, als er an Herzversagen starb: "Der Mensch lebt und bestehet nur eine kleine Zeit" (Nr. 1) - die unvergleichliche Atmosphäre des Beginns ist auch durch das jpc-Schnipsel gut nachvollziehbar.
Viel größer in ihrem Anspruch und Dimensionen sind hingegen die drei Motetten op. 110, in denen Reger an Brahms anknüpft. -
Unbedingt empfehlen kann ich folgende Einspielungen. Schumanns Werke für Oboe gehören wohl zu seinen intimsten und geschlossensten, in ihrer Form vollendeten Stücken. Die zusätzlichen Klangfarben der Oboe haben mich dann auch mehr gefesselt als reiner Klavierklang. Und mit Holligers Spiel wurde diese CD zwischendurch meine meistgehörte...
Fantastisch in seinen kraftvollen Themen und dem grandiosen Trauermarsch (Hoffmann lässt grüßen) ist das Klavierquintett op. 44, für mich das stärkste Kammermusikwerk Schumanns. Folgende Einspielung ist uneingeschränkt zu empfehlen:
Und Schumann "mal anders":
Besonders reizend und ein besonders Besipiel, wie romantischer Kontrapunkt klingen kann sind die wenig bekannten "Studien für Pedalflügel in Kanonform" op. 56 (Höhepunkt: Nr. 5 - ein huschendes Scherzo), impressionistisch angehaucht "Der Vogel als Prophet" aus den Waldszenen op. 82. Beides zu finden auf dieser tollen Doppel-CD:
Liebe Grüße,
Gerald -
Es gibt Musik, die offensichtlich nicht dazu geschrieben worden ist, um öffentlich aufgeführt und/oder konzentriert angehört zu werden. Kuhlaus Sonatinen gehören für mich ebenso dazu wie unzähligen Triosonaten des Barock oder die sog. "Gebrauchsmusik" des 20. Jahrhunderts. Schon die Sonatinen zu spielen ist einigermaßen ermüdend (wie viel motivierender war für mich Schumanns "Album für die Jugend"!), aber diese Werkchen auch noch auf CD zu hören - nein Danke!
Über die Sonaten kann ich jetzt nichts sagen, nur so viel noch zu Kuhlau:
Seine Flötenwerke (Sonaten, Duos, Trios...) sind oft sehr virtuos und fesselnd und fixer Bestandteil der Flötisten-Ausbildung.Besonders sein Quartett e-Moll op, 103 ist durch seine Dramatik recht packend. Aber auch hier gilt wohl: selbst musiziert ist spannender als gehört. Ich kenne auch leider keine CD-Aufnahme davon.
Liebe Grüße,
Gerald
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Danke für diesen tollen, informativen und wunderbar recherchierten Beitrag.
Ich kann leider nur mit einem ähnlich motivierten antworten.
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Für alle Freunde von Hindemiths Musik möchte ich auf folgende kostenlose Quellen hinweisen, die mein Interesse für diesen großartigen Komponisten in den letzten Tagen wieder geweckt haben:
1. Per Post bekam ich das aktuelle "Hindemith Forum" Nr. 19 mit dem Schwerpunkt "Die Violinkonzerte" (gemeint sind die Kammermusik Nr. 4 op. 36,3 und das Konzert von 1939). Das Heft beinhaltet hochinteressante, fundierte Besprechungen dieser beiden Werke , ein Interview mit F. P. Zimmermann, CD-Neuerscheinungen, Buch-Neuveröffentlichungen, aktuelle Termine, Fotos und Zeichnungen von und über Paul Hindemith. Ein Nachruf für Hindemiths bedeutendsten Schüler, Lukas Foss, welcher am 1. Februar 2009 verstarb, beschließt das Heft.
Das Hindemith Forum erscheint zwei Mal jährlich und kann über das
Hindemith-Institut direkt bestellt werden (nochmal: kostenlos!!!):Hindemith-Institut Frankfurt
Eschersheimer Landstraße 29 - 39
DE-60322 Frankfurt am MainE-Mail institut@hindemith.org
2. Den zweiten Hinweis entnahm ich eben dieser tollen Zeitschrift (S. 9): "Neu bei Schott Music: Ein Überblick über das Schaffen Paul Hindemiths auf einer Portrait-CD. Das Spektrum reicht von Ausschnitten aus frühen Werken wie der Sonate für 10 Instrumente (1917) oder Das Nusch-Nuschi (1920) bis hin zu solchen aus Werken der Nachkriegszeit, von Liedern, Kanons und Kammermusiken bis hin zu den großen Instrumental- und Bühnenwerken. Bookletexte in deutsch/englisch/französisch führen in die Werke ein. Bestellen Sie ein kostenfreies Exemplar per E-Mail an infoservice@schott-music.com"
Das tat ich, und halte bereits einige Tage später eine schöne CD in Händen - ein tolles Service, das jeder (zukünftige) Hindemith-Freund unbedingt nutzen sollte!
Liebe Grüße,
Gerald
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Nicht verpassen: Ö1, heute 19.00: "Porgy and Bess" aus Graz!
Ich bin schon sehr gespannt!
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Den nötigen Ernst für ein großartiges Orgelkonzert bringt Paul Hindemith mit seinem Werk aus seinem vorletzten Lebensjahr mit: Besonders die letzten beiden Sätze (3. Canzonetta in triads and 2 Ritornelli: Moderato , 4. Phatasy on Veni creator spiritus: Allegro moderato) sind einfach atemberaubend. Hier gelingt eine überwältigende Symbiose aus Tradition und Kreativität, alles gefärbt in Hindemiths herbem Spätstil.
Außerdem möchte ich unbedingt das Konzert für Orgel, Streicher und Schlagwerk von Francis Poulenc erwähnen. Beim ersten Hören dieser Scheibe hat zwar das Cembalokonzert einen wesentlich nachhaltigeren Eindruck hinterlassen, eine Kaufempfehlung bleibt die CD allemal:
Liebe Grüße,
Gerald -
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Alle Menschen die diese Musik hören (ob nun freiwillig oder zufällig) reagieren immer posetiv darauf. Die Wirkung ist noch dazu überwiegend beruhigend, man wird nachdenklich. Ablehnung habe ich noch nie erlebt.
Wenn ich so etwas höre, will ich eigentlich nur mehr weg...tut mir leid, das ist schrecklicher Mist! Gregorianischer Choral ist weder Singstimme, noch die plumpe Lagerfeuer-Gitarren-Begleitung. Das klingt eher wie der nächste Song-Contest-Hit. (Ich merke bereits, leichte Agressionen steigen nach dem zweiten Hören in mir auf...)
Dann doch lieber die tapferen Mönche aus Stift Heiligenkreuz!
Gerald
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Besonders oft höre ich Bruckners e-Moll Messe von dieser Doppel-CD. Nachdem die Auswahl an guten Einspielungen bei Bruckners Messen nicht allzu groß ist, dürfte Jochum hier noch immer ziemlich an der Spitze mitmischen.
F.-P. Messmer in FonoForum 4 / 88: " Eindringliche, außerordentlich dynamische Differenzierungskunst. Die beiden Chöre, die Solisten und das Orchester bilden jeweils eine glückliche Einheit. Ein wichtiges Vermächtnis."
Für mich besonders hervorzuheben (wie auch bei Furtwängler) ist Jochums Einsatz für die Musik seines Zeitgenossens Hans Pfitzner. Die Einspielung dessen 3 großer Chorwerke entfaltet auf dieser Doppel-CD eine derartige Wucht, dass mich z.B. das "Wir wandern schon viel tausend Jahr" aus "Von dt. Seele" regelmäßig in einen regelrechten Rausch versetzt... Auch die orchestralen Zwischenspiele ("Der Tod als Postillon", "Nacht", "Ergebung") gelingen außerordentlich gut und zeigen Pfitzner durchaus als "gemäßigten Modernen".
Gerald
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Zitat
Tja - lieb, brav, artig, das waren Attribure des 18. und mehr noch 19. Jahrhunderts. Ich darf also davon ausgehen, daß das dereins auch BRAV gespielt wurde. Musik wurde damals zur Unterhaltung des Adels und des gehobenen Bürgertums komponiert und aufgeführt - nicht zur "Verstörung" und "Aufrüttelung" des Publikums. Diese Tendenz ist eine Erfindung des 20. Jahrhunderts, das Publikum "aus seiner Behaglichkeit aufschrecken" oder zu provozieren, althergebrschtes in Frage zu stellen und hässliches zu betonen. Deswegen hielt sich ja die Begeisterung für die Musik des 20. Jahrhunderts doch ein wenig in Grenzen.
Lieber Alfred!
Die Bestrebungen der modernen Musik auf die Betonung der Hässlichkeit zu reduzieren, ist doch grobe Verharmlosung. Abgesehen davon, dass Dissonanzen oder grelle Klangfarben ja nicht durchwegs als hässlich empfunden werden müssen (Orff's "Carmina burana" ist trotz (oder wegen?) der herben Stimmführung und des sich daraus bewusst ergebenden dissonanzenreichen Satzes außerordentlich populär), gab es auch zahlreiche Komponisten des 20. Jahrhunderts, die keinen Stilbruch mit älterer Musik beabsichtigten, sondern eigentlich den Weg nur weitergingen: Ich denke hier v. a. Paul Hindemith, auch an einiges von Strawinsky (Violinkonzert...), Alban Berg ("Lyrische Suite", "Violinkonzert": ist das hässslich?).
ZitatDauervibrato war beispielsweise nicht verpönt.
Dauervibrato und der satte Klang, den du anscheinend so schätzt, ist allerdings wohl mehr "erfunden" wie die "historisch-informierte" und damit befremdende Interpretation. Die neu gebauten, großen Konzertsäle und eine damit einhergehende Abstumpfung des Gehörs brachte die Interpreten iim Lauf der Zeit einfach dazu, die Streichinstrumente mit Stahlsaiten zu bespannen, wesentlich saftiger und lauter zu musizieren - sprich: im vollen "Wohlklang" zu baden. So schön wie Böhm oder Karajan konnte man Mozart zu Lebzeiten gar nie musizieren. Da kommen kratzende, aber historische Instrumente dem Klangbild wohl wesentlich näher.
Zur Schockwirkung von Musik: Die Menschen egal welcher Zeit, waren immer wieder von zeitgenössischer Musik verstört und schockiert: Man stelle sich einmal das aufschreckende Publikum vor, welches den ersten Trugschluss (V-VI statt der erwarteten V-I) der Musikgeschichte zu Ohren bekam, was später allgemeines Gut wurde. Mozarts Requiem war Beethoven zu düster und befremdlich, Beethoven selbst schrieb eine schockierende, noch heute sperrig wirkende 3. Symphonie, die keineswegs bloß gefallen kann. Schuberts "Winterreise" oder das d-Moll Quartett ("Der Tod und das Mädchen") sind bedrückend und düster, sein "Erlkönig" war sogar dem großen Goethe zu bunt. (Die Liste könnte schier endlos fortgeführt werden.) Wo bleibt das "lieb, brav, artig"?
Nein, lieber Alfred, Musik (diverse "Divertimenti" und "Concerti" ausgenommen) ist und war stets mehr als das: Etwas, was die Menschen bis ins Innerste berührt, Gefühle hervorgerufen und damit auch aufgerüttelt (=verstört) hat. Wenn dies heute durch historische Aufführungspraxis (die sich ja auf viele Schriften und Fakten bezüglich ihrer Spielart berufen kann) geschieht, so bin ich gern dabei und freue mich, auf neue Entdeckungen abseits von bloßer Unterhaltung und Sonnenschein...
Somit will nicht ich aus dieser "schrecklichen Zeit" ins verlorene Paradies zurückfliehen, sondern das sich wandelnde Paradies in meine schönen Tage holen. Was für ein Unterschied in der Betrachtung!
Gerald
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Der Kontrast Orchester - Virtuose muss nicht zwangsläufig der Inhalt eines konzertanten Werkes sein! Einen völlig anderen Ansatz bietet das von Brahms entwickelte "symphonische" (Klavier-)Konzert, in dem der Solist mit dem Orchester im Dialog steht und nicht mehr der auftrumpfende Macho auf der Rampe ist. Auch in Brahms Violinkonzert spielt das Orchester eine außergewöhnlich wichtige Rolle (wie meinte ein kritischer Zeitgenosse sinngemäß: "Die einzige Melodie im ganzen Konzert (gemeint ist das 1. Thema des 2. Satzes) - und dann spielt die Oboe!"). Auch Schumann hat in seinem a-Moll Konzert bereits einen Weg weit abseits des Virtuosentums beschritten. Später schätze ich besonders Regers und Pfitzners "symphonische" Klavierkonzerte.
Der Solist im Dialog mit dem Orchester, eine große thematische Dichte und formaler Zusammenhang zählen grob zusammengesfasst zu den Vorzügen der genannten Werke._________________________
Zugegeben, es gibt in den vielen Facetten der "klassischen Musik" (welche andere Musikrichtung ist so abwechslungsreich wie sie?) durchaus Besetzungen, die mir weniger behagen: die Solosonaten für Triangel, Mundharmonika oder Maultrommel seien hier nur beispielsweise genannt....
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Mit dem großen Unterschied, dass Mozarts Musik keine müde Eintagsfliege ist, sondern bereits seit über 200 Jahren immer wieder Menschen aufs Neue begeistert...
(Man höre sich beliebige Song Contest-Sieger an und entscheide: Was klingt verstaubter? Mozart oder ABBA?)
Gerald
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Was ist bei Amazon los?
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Endlich Haydn!
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Nach über 2 Stunden Busoni, u. a. mit der unten gezeigten CD, bin ich noch ganz überwältigt von den unerhörten, gewaltigen und unverbrauchten Klängen dieser Musik. Busonis "Fantasia contrappuntistica" ist die faszinierendste Auseinandersetzung mit Bachs Musik, die ich bisher gehört habe (und ich liebe sowohl Hindemiths "Ludus tonalis", als auch Chopins Préludes oder Schostakowitsch' op. 87). Die Musik ist unglaublich kühn und hat mich ganz in ihren Bann gezogen. Nachdem ich gestern Busonis monströses Klavierkonzert eher langweilig bis abstoßend empfand, Brendels höchst lesenswerte Busoni-Beiträge ("Über Musik", S. 370 - 392) mich auf seine späte Klaviermusik neugierig machten, kam heute diese wunderbare Entdeckung.
Nach kurzer Recherche musste ich feststellen, dass noch nicht einmal ein eigener Busoni-Thread im "Komponistenforum" besteht, über die "Ästhetik" ist wohl auch noch nicht viel geschrieben worden. Ich möchte mich in nächster Zeit intensiv mit diesem großteils unbekannten, genialen musikalischem Universalgenie auseinandersetzen. Vielleicht kann man in Tamino auch noch Akzente jenseits von Puderperücke & Co. setzen....
Ich habe große Lust, spannendes Neuland zu entdecken! Wer macht mit?
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Ich freue mich schon sehr auf den "Sommernachtstraum" und eine spannende, vielschichtige Diskussion. Hoffentlich gibt das Werk auch genügend Gesprächsstoff her ("Euer schönstes Erlebnis mit dem Hochzeitsmarsch...").
Nein, im Ernst: Ich bin gespannt, wie viele Facetten Mendelssohn Meisterwerk zeigen wird. Ein unbekannteres, modernes Werk wäre mir zwar lieber gewesen, auf Grund meiner längeren Inaktivität darf ich mich jetzt aber nicht beklagen...
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Bewusstes Hören - das ist nicht einfach und schon gar nicht, wenn man es täglich stundenlang probiert! Auch eine Überdosis Musik als "Berieselung" ist meiner Erfahrung nach nicht besonders förderlich, konzentriertes Hören zu erlernen. Die Empfindlichkeit gewissen Reizen gegenüber sinkt mit der Gewöhnung an diese - sprich: je mehr Musik ich auf mich rieseln lasse, desto weniger nehme ich sie noch bewusst wahr. Wieso nicht einmal musikfreie Tage genießen - um dann wieder umso bewusster hören zu können?
Ich habe das Zitat leider nicht zur Hand, erinnere mich aber an eine Aussage Stravinskys, Musik, die man mit geschlossenen Augen hören könne, sei ihm suspekt. Auch ich erlebe es, mit geschlossenen Augen (vielleicht noch im Bett liegend) eher müde als aufmerksam zu werden. Ein Herbert von Karajan hingegen konnte erst mit geschlossenen Augen in seine Klangmassen eintauchen. Das bewusste Wahrnehmen von Musik, den Musikern, der Umgebung mit allen Sinnen (v. a. hören+sehen) ist meiner Aufmerksamkeit hingegen sehr förderlich. Im Konzertsaal kann ich Musik daher sehr viel intensiver erleben - nur leider nicht immer die gewünschte (Spätromantik, Moderne), weshalb ich den Tonträgern wieder sehr dankbar bin.
Wenn es schon kein Partiturstudium sein soll (das meiner Meinung nach eine der besten Möglichkeiten darstellt, Musik zu erleben), so kann theoretisches Wissen über Form, Tonsatz (evtl. Programmidee) sicherlich helfen, den Überblick zu bewahren (oder gewinnen) und die Musik aufmerksamer zu verfolgen. Im Endeffekt benötigt Musik, mit der bereits der Komponist gekämpft hat (z.B. Bruckners Sinfonein etc.) sicherlich auch eine Menge Zeit, um erschlossen zu werden. Ein Popsong lässt sich da wohl wesentlich schneller erarbeiten...
Sonst halte ich es mit meinen Vorschreibern: Ich bin froh, immer wieder neue Aspekte eines Werkes zu entdecken. Die Tendenz unserer schnelllebigen Gesellschaft, immer mehr Sinneseindrücke in immer kürzerer Zeit zu erleben, machen es klassischen Musikwerken, die mit Zeit und Muße rechnen, aber sicher nicht leichter... Muss man sich Sorgen um den Klassiknachwuchs machen?
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Noch in der Kindheit und Jugend waren die Brüder Paul und Rudolf Hindemith (1900 - 1974) ein Herz und eine Seele. Der Vater wollte sie als Wunderkinder vermarkten, 1921 gehörten beide (Paul an der Viola, Rudolf am Cello) dem eben gegründeten "Amar-Quartett" (benannt nach dessen Primgeiger Licco Amar) an und führten Pauls Quartett op. 16 in Donaueschingen auf.
Nachdem Rudolf Hindemith sich bald mehr und mehr im Schatten seines älteren Bruders sah, wechselte er das Genre zur Unterhaltungsmusik (im Amar-Quarterr wurde er durch Maurits Frank ersetzt) und blieb während des 2. Weltkriegs in Deutschland. Mit seinem in die USA emigrierten Bruder hatte er fortan nur noch wenig Kontakt. Rudolf Hindemith leitete das Sinfonieorchester des Generalgouvernements im südpolnischen Krakau, welches vom 1946 hingerichteten Gauleiter Hans Frank gefördert wurde.
Nach dem 2. Weltkrieg lebte Rudolf Hindemith als Komponist, Dirigent und Pädagoge unter verschiedenen Synonymen in Deutschland. Er starb 1974 einsam in München - sein Grabstein trägt die Aufschrift "Hans Lofer".Mittlerweile wurden einige seiner Werke - besonders Klavier- und Kammermusik, aber auch eine "Suite für Klavier und Orchester" - wiederentdeckt. In der Skurrilität und Originalität seiner Musik sind diese Werke echter Hindemith - Rudolf Hindemith.
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In einer sehr melancholischen Phase hatte ich schon einmal die Vision, Schuberts As-Dur Impromptu D935 zu meinem Begräbnis zu hören. Keinen auftrumpfenden Marche funèbre - sondern diese schlichte, aber doch so wunderschön traurige Musik (in Dur!).
Sehr empfehlenswert und tatsächlich für einen Toten geschrieben: Die Trauermusik für Bratsche und Streichorchester von Paul Hindemith:
Als der Komponist im Januar 1936 in London seinen "Schwanendreher" spielen wollte, starb am Tag der ersten Proben Englands König George. Der Staatstrauer wegen war an eine Aufführung des heiter-musikantischen Konzertes nicht mehr zu denken - auch ein passenderes Ersatzstück für Bratsche lag nicht vor. Daraufhin bot Hindemith dem Dirigenten Boult an, ein neues Stück zu schreiben. In nur 6 Stunden (!) - nämlich zwischen 11.00-17.00 am 21. Januar - schrieb Hindemith nun die kurze (5-6 Minuten laut Partitur), viersätzige Trauermusik - und führte sie bereits am nächsten Tag im englischen Rundfunk auf. An seine Frau Gertrud schrieb er: "Sie ist nich hochoriginell, aber in der Schnelligkeit konnte ich nicht noch auf Entdeckungsfahrten gehen. [...] Bißchen Mathis, bißchen Lindlein laube (2. Satz aus dem Schwanendreher) und am Schluß einen Choral."
Dieses Ereignis steigerte Hindemiths Ansehen enorm, die Presse lobte den Meister, seine Schüler waren unglaublich stolz "daß der alte Herr es noch so gut und so schnell kann." (Hindemith an den Schott-Verlag, am 23. 1. 1936).In der Trauermusik überträgt Hindemith seinen "Mathis"-Stil mustergültig auf die kleinere Form. Der Choral "Für deinen Thron tret ich hiermit" - passend zum verstorbenen König - schließt das Werk stimmig, schlicht aber ergreifend ab.
"Memento mori!"
Gerald
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Einfach köstlich - was soll man mehr sagen:
FonoForum 02 / 06: "Die 28 kurzen Nummern enthalten eine Fülle von originellen Melodien und spritzigen Rhythmen, leben von differenzierter Orchestrierung, virtuosem Chorsatz und geschickt angelegten Kontrasten. Reaktionsschnell bewältigen die Ausführenden der Kölner Neuaufnahme den Umstieg vom Neoklassizismus zu Unterhaltungsmusik und wieder zurück."
Gerald
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München
Nationaltheater (Bayrische Staatsoper)
Hans Pfitzner. Palestrina
19.01.2009
23.01.2009
28.01.2009
01.02.2009
08.02.2009
10.07.2009
14.07.2009(wahrscheinlich werde ich die Aufführungen am 23. und 28.01. besuchen)
Warum? Wegen der Musik, aber auch weil Simone Young recht vielversprechend ist...hauptsächlich aber wegen der grandiosen Oper selbst
Liebe Grüße,
Gerald -
Wenn es eines gibt, was mich tatsächlich zu a) oder b) verleitet, dann Ignoranz...also MUSS ich reagieren...
ZitatZitat:
Wie gut, dass ich kein orthodoxer Pfitzst, sondern katholischer Christ bin...Warum?
Weil es mir eigentlich ziemlich egal ist, ob man diese Musik und mein Geschreibsel darüber ernst nimmt oder nicht...weil ich durchaus spitzzüngige Kommentare darüber vertrage... und deiner Empfehlung, statt Pfitzner doch Korngold zu hören, zumindest teilweise bereits nachgekommen bin...
Gerald
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Wie soll ich nun reagieren?
a) :angry:
b) :motz:
c)
d) :beatnik:
Wohl am Besten so:
Wie gut, dass ich kein orthodoxer Pfitzst, sondern katholischer Christ bin...
Gerald
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Könnte es sein, dass ich noch zum Mozart-Fan werde? Mit CDs dieser Art bestimmt:
Pahud ist derzeit sicherlich der beste Flötist weltweit...welche feinen Klangfarben er z.B. im KV 285 seinem Instrument abgewinnt,ist phänomenal...
Einfach göttlich: Das "Rondieaoux" von KV. 298 - künstlerischer kann derartige Naivität wohl nicht komponiert werden...Auch sehr schön:
Liebe Grüße,
Gerald -
"In" den Organen hab ich ja nie geschrieben...
...die Inspiration - das Göttliche, Transzendente, Überirdische (wie immer du es nennen magst) - liegt für die menschlichen Organe aber außerhalb des bewusst Greifbaren...also im quasi Religiösen, wie es Pfitzner auch im "Palestrina" beschreibt... -
Ein Freund behauptete, Schuberts "Große" sei mit Furtwängler und Blomstedt allein gut bedient...diese Aussage muss ich jetzt überprüfen:
Wirklich sehr empfehlenswert: Diese Box mit Highlights von Strauss, Pfitzner, Schubert, Brahms...nur Mozarts g-Moll Sinfonie (die Sext des Hauptthemas d-b) ist schrecklich!!
Diesen Zyklus besitze ich noch nicht...ist er tatsächlich so empfehlenswert?
Liebe Grüße,
Gerald