Beiträge von Hüb'

    Dann kann man sich allerdings nicht berufen, der Dirigent wisse, wie der Komponist sein Werke würde interpretiert wissen wollen.
    Da ist in dann eben viel mehr Thielemann oder Knapperstbusch "drin", als Wagner enthalten sein könnte. Fraglich ist doch, wie sehr Tradition in Zeiten ohne Aufzeichnungsmedien wirklich verlässlich wiedergegeben werden konnten. ?( Praktsich wohl nur sehr eingeschränkt.


    Viele Grüße
    Frank

    Ich würde einem Künstler wie Harnoncourt nicht unterstellen, auf Teufel komm raus etwas erneuern zu wollen. Vielleicht wollte er es auf Teufel komm raus RICHTIG machen (oder bloß besser)?
    Gründe, warum Tradition in Zeiten nicht vorhandener musikalischer Konserven nach dem "stille Post"-Prinzip zu Veränderungen, Verzerrungen, Verschleifungen geführt haben können, sind jedenfalls viele denkbar.


    Nach meinem Verständnis haben Interpreten u. a. zwei wesentliche Aufgaben:
    1. Nachzuspüren und zu -forschen, wie es der Komponist gerne haben wollte und
    2. (hier wird mir Alfred vehement widersprechen) zu hinterfragen, welche Botschaft(en) ein Werke in der heutigen Zeit in sich tragen kann.
    Bestenfalls folgt aus 1 + 2 eine nachvollziehbare, werkdienliche Deutung, die erklär- und begründbar ist und auf einen willkürlichen Umgang mit dem Notentext ("ich mache das jetzt so, weil es ANDERS ist") verzichtet.


    Viele Grüße
    Frank

    Heute ist es inde so, daß viele gar nicht mehr interessiert daran sind, was der Komponist eigentlich wollte, man passt die Interpretation unsererer hektischen Zeit an.


    Aha. Und woher wußten frühere Dirigentengenerationen "was der Komponist eigentlich wollte"? Weil es Dir besser gefällt?
    Warum sollten jene früheren Dirigenten davor gefeit gewesen sein, sich Freiheiten gegenüber den Kompositionen genommen zu haben?
    Striche, Besetzungsmodifikationen etc. pp. hat es gegeben, seit Musik aufgeführt wird. Früher vielleicht sogar in stärkerem oder häufigerem Maß, als heute (?).


    Viele Grüße
    Frank

    (...)In solchen Fällen frage ich mich immer, ob denn der so empfindende ein wirklicher Liebhaber der Klassischen Musik ist. Ogt findet man dann noch die Aussage, der Betreffende achte Heyvy Metal oder Pop. Rock- oder sonstiges ebenfalls als "hochwertige Musik"
    Ob das mal so ist sei dahingestellt, und ich möchte hier niemanden beeinflussen - allerdings wandert der Betreffende dann schon in eine Schublade die wir freundlich formuliert mal "Ästhetisches Emfinden ausserhalb meines persönlichen Toleranzbereichs" nennen wollen.
    Mein Kunstverständnis ist eben ein anderes, weniger streng als es sich manche vorstellen, ich vermag sogar zu akzeptieren, daß sich Kunst mit Kitsch und auch Pornographie berühren. Hässlichkeit in der Kunst ist bei mir ein no go. Das gab es natürlich auch schon immer, aber bei Bildern beispielsweise war es so, daß sie den Eingang in vornehme Salons nicht schafften. Wie sagte Ludwig der XIV beim Anblick einiger Genrebilder aus dem bäuerlichen Bereich? "Schafft diese Fratzen aus meinem Angesicht" !!!


    Das kannst Du gerne in Frage stellen, allerdings scheint es mir mehr über Deine Fähigkeit zu Toleranz zu sagen, als dazu, ob jemand (ich) "ein echter und wahrer Klassik-Liebhaber" ist (bin). Offen für Neues/Anderes/Musik innerhalb und abseits der "Klassik" zu sein habe ich jedenfalls nie als Makel oder "Abqualifizierungsmerkmal" empfunden - ganz im Gegenteil. Der Wunsch nach Abgrenzung ist mW vielmehr eher ein Merkmal von Subkulturen und Musikfans in der Adoleszenz. ;)


    Nur um zu verdeutlichen, auf welchem Niveau gerade diskutiert wird: man könnte sich auch ganz genau anders herum hinstellen und postulieren (Achtung, Provokation!), dass jeder, der noch so deppert ist Mozart mit Böhm/HvK zu hören, kein Mozart-Liebhaber sein kann. Ansonsten ist in meinem Beitrag #89 aus meiner Sicht bereits das Wesentliche gesagt.


    Vielleicht muss ich noch anmerken, dass sich meine Einschätzungen zu Böhm und HvK ausschließlich auf Orchesterwerke bezogen. Zu Opern habe ich wenig Bezug, wie ich zugeben muss, selbst wenn mir das nun wieder als Charakterschwäche ausgelegt werden sollte... ;)


    Vielleicht zu viel Operette gehört und deshalb nicht für die Dramatik und die Tiefendimensionen von Mozart offen...


    Danke für diesen Lacher, Johannes. :hahahaha:


    Viele Grüße
    Frank

    Hier noch ein Beitrag zum Thema, welcher möglicherweise durch Alfreds Löschungen ein wenig zusammenhanglos erscheinen mag:


    Zur Frage HIP/non-HIP oder auch "moderne" vs. "altbackenne" Aufführungen:
    Es ist müßig darüber zu diskutieren, was die überwiegende Zahl der Hörer nun mag oder
    ablehnt. Wir wissen es einfach nicht, mangels geeigneter Erhebungen. Und selbst wenn es
    diese gäbe, würde man noch diskutieren können und dürfen, was denn nun historisch
    und/oder ästhetisch "richtiger" wäre, denn der Massengeschmack ist wahrlich weder ein
    Qualitäts- und noch viel weniger ein "Richtigkeitskriterium".
    (Die Frage lässt sich übrigens bequem auf den Regietheater-Dissenz erweitern.)


    Ich für meinen Teil mag keinen Mozart ("Mo-zart") á la Böhm oder HvK hören. Mir ist das
    zu langweilig und es entspricht in meiner Wahrnehmung auch nicht dem Charakter der
    Musik oder meinem Musik- und Kunstverständnis im Allgemeinen. Musik/Kunst muss nicht
    "nur"/durchgängig schön/erbauend sein. Gerade aus Kontrasten heraus wirken schöne
    Momente noch einmal eindrucksvoller. Sie sind somit wichtig für Dramatik,
    Spannungsaufbau und die (emotionale) Wirkung von Werken.


    Viele Grüße
    Frank

    Deshalb als Gegengewicht einige Aussagen zu Mozart-Gesamtaufnahme aller Mozart Sinfonien unter Karl Böhm:


    Münchner Merkur:"Mozart-Glück sondergleichen."
    Hannoversche Allgemeine:"Böhm ist der Mozart- Dirigent par excellence."
    Kölner Stadtanzeiger:"Man höre und staune."
    Düsseldorfer Nachrichten:"Wir sind auf einmal reicher geworden, die Glücksquelle Mozart sprudelt noch kräftiger als zuvor."


    Der Neue Merker: Karl Böhm ist im Lauf seiner Karriere immer besser geworden und zwar nach denselben Prinzipien, die ihm seinen Erfolg sicherten: Detailversessene Interpretationen, auf Millimeter mit den Angaben in der Partitur abgestimmt, eine hohe Innenspannung im strukturellen Aufbau der Symphonien, große Emphase und Leidenschaft für den emotionalen Ausdrucksgehalt, Bodenständigkeit, im Zweifel Ausdruck vor Präzision, Sanglichkeit. Keine Suche nach dem kosmischen Klang und akustischer Künstelei, keine Außer Rand und Band Exzentrik und sicherlich keine abgemagerte Analytik, aber auch nicht höchste Finesse.


    Hierzu die Anmerkung, dass die Bewertungen vermutlich überwiegend aus der Zeit der ursprünglichen Veröffentlichung der Aufnahmen stammen dürften, somit dann von einem "alten" Mozart-Bild ausgingen.
    Beim letzten Zitat aus dem "Neuen Merker" sollte man IMHO den vollständigen, etwas relativierenden bzw. zumindest einordnenden Kontext benennen:

    Zitat

    (...)The best of Haydn und Mozart nehmen einen breiten Platz in der Box ein. Ein fleischig-saftiger, sozusagen „kalorienreicher“ Haydn, rhythmisch hingegen manches Mal etwas zu starr für meinen Geschmack (Symphonien Nr. 88-92 und die Sinfonia concertante) und ultimative klassische Mozart Einspielungen vom Feinsten. Über Böhms Mozart Interpretationen wurden zu Recht schon viele Elogen geschrieben. Daher nur ein Tipp: Nochmals anhören, auch und erst recht wenn man die Originalklangbewegung schätzt. Eine gute Abwechslung im musikalischen Speiseplan hat noch nie geschadet. (...)


    Quelle: KLICK


    Viele Grüße
    Frank

    Eugen D'Albert (1864-1932)
    Symphonie op. 4
    Symphonischer Prolog zu "Tiefland" op. 34

    MDR Leipzig RSO, Jun Märkl
    Naxos, DDD, 2011


    Die Scheibe hat mich in positiver Hinsicht sehr überrascht, denn eine solch interessante, schöne Sinfonie, geschrieben vom damals 22jährigen D'Albert, hatte ich nicht erwartet. Wieder wird das Wühlen in der Nische belohnt. Abgesehen von der Naxos-typisch etwas "schlankeren" Aufmachung, eine Produktion, die hinsichtlich der Interpreten und der Klangqualität auch jedem Hochpreislabel gut zu Katalog stünde. :D


    Viele Grüße
    Frank

    Richard Arnell (1917-2009)
    Symphonie Nr.3

    Royal Scottish National Orchestra, Martin Yates
    + The New Age-Ouvertüre op. 2
    Dutton, DDD, 2005


    Die 2. Sinfonie (6 Sätze, rd. 60 Minuten) konnte ich nun ebenfalls hören. Den Vergleich zu Nielsen und Simpson (siehe Beiträge im Thread zu Arnell: KLICK) halte ich nicht für so treffend. Mir jedenfalls erscheint Arnells Zweite deutlich "süffiger" und eingänger (mit Nielsen tue ich mich schwer und Simpson habe ich nun wahrlich nicht im Ohr). Hinsichtlich melodiösem Erfindungsreichtum und der Fülle an Einfällen steht das Werk dem Klavierkonzert kaum nach. Schwierigkeiten mag allenfalls der Umfang bereiten, denn Abwechslungsreichtum, Dauer und die Aufteilung in sechs Sätze machen es nicht einfach, das sinfonische Konzept hinter der Komposition direkt zu erfassen. Daher sicher ein Fall für wiederholtes Hören, dass dabei wohl nicht schnell langweilig werden dürfte. Orchesterleistung und Klangqualität sind super. Für meinen Geschmack definitiv ein sehr guter Kauf und ein Anreiz zur Komplettierung der Arnell-Sammlung!


    Viele Grüße
    Frank

    Richard Arnell (1917-2009)
    Symphonie Nr.3

    Royal Scottish National Orchestra, Martin Yates
    + The New Age-Ouvertüre op. 2
    Dutton, DDD, 2005


    Die 2. Sinfonie (6 Sätze, rd. 60 Minuten) konnte ich nun ebenfalls hören. Den Vergleich zu Nielsen und Simpson halte ich nicht für so treffend. Mir jedenfalls erscheint Arnells Zweite deutlich "süffiger" und eingänger (mit Nielsen tue ich mich schwer und Simpson habe ich nun wahrlich nicht im Ohr). Hinsichtlich melodiösem Erfindungsreichtum und der Fülle an Einfällen steht das Werk dem Klavierkonzert kaum nach. Schwierigkeiten mag allenfalls der Umfang bereiten, denn Abwechslungsreichtum, Dauer und die Aufteilung in sechs Sätze machen es nicht einfach, das sinfonische Konzept hinter der Komposition direkt zu erfassen. Daher sicher ein Fall für wiederholtes Hören, dass dabei wohl nicht schnell langweilig werden dürfte. Orchesterleistung und Klangqualität sind super. Für meinen Geschmack definitiv ein sehr guter Kauf und ein Anreiz zur Komplettierung der Arnell-Sammlung!


    Viele Grüße
    Frank

    Jean Sibelius (1865-1957)
    Violinkonzert op.47
    + Finlandia op. 26; Karelia-Suite op. 11; Lemminkäinen-Suit op. 22; Der Schwan von Tuonela; Valse lyrique op. 96a; Valse Triste op. 44 Nr. 1; Andante festivo

    Jennifer Pike, Bergen Philharmonic Orchestra, Andrew Davies
    Super Audio CD, stereo/multichannel
    Chandos, DDD, 2013


    Jennifer Pike und Andrew Davis bieten gemeinsam mit dem Orchester aus Bergen auf dieser CD eine gelungen Lesart des Violinkonzertes, gut durchhörbar und ansprechend gestaltet in exzellenter Klangqualität. Sehr schön gelingen Davis auch die bekannten Gassenhauer Karelia und Finlandia.
    Die Kritiken waren verhalten positiv, Pike eher auf der etwas kühleren, „analytisch-strukturellen“ Seite des Spektrums einordnend. Mir hat die Scheibe gefallen, woran der Aufnahmeklang seinen Anteil gehabt haben wird.


    Viele Grüße
    Frank

    Jean Sibelius (1865-1957)
    Violinkonzert op.47
    + Finlandia op. 26; Karelia-Suite op. 11; Lemminkäinen-Suit op. 22; Der Schwan von Tuonela; Valse lyrique op. 96a; Valse Triste op. 44 Nr. 1; Andante festivo

    Jennifer Pike, Bergen Philharmonic Orchestra, Andrew Davies
    Super Audio CD, stereo/multichannel
    Chandos, DDD, 2013


    Jennifer Pike und Andrew Davis bieten gemeinsam mit dem Orchester aus Bergen auf dieser CD eine gelungen Lesart des Violinkonzertes, gut durchhörbar und ansprechend gestaltet in exzellenter Klangqualität. Sehr schön gelingen Davis auch die bekannten Gassenhauer Karelia und Finlandia.
    Die Kritiken waren verhalten positiv, Pike eher auf der etwas kühleren, „analytisch-strukturellen“ Seite des Spektrums einordnend. Mir hat die Scheibe gefallen, woran der Aufnahmeklang seinen Anteil gehabt haben wird.


    Viele Grüße
    Frank