Beiträge von Hildebrandt

    Danke für den Leonhardt!


    Zitat

    Im Zweifelsfall einfach jeden Konsonant durch einen genuschelten Zischlaut - vorzugsweise "sch" - ersetzen


    gut drumrum gedrückt :D
    stimmt aber, klingt für ungeübte Ohren wie polnisch x spanisch + bisschen französisch.


    Séischesch (Seixas) heißt der gute Mann, immerhin hat er ja noch mehr Sonaten als Scarlatti verzapft.

    Zitat

    Denn richtig ist nur Dochnaanji


    Wieder was gelernt, merci vielmal!


    Aber wie stehts mit den Portugiesen? Wie spricht sich z. B. der Stellvertreter Scarlattis am Lissaboner Hof aus? :D :D :D


    Und wie, bitte, klingt denn Leonhardt nun im Original?

    Zitat

    Wie ist es eigentlich mit Dohnanyi ???


    Wen ichs noch richtig im Ohr habe, lassen sich sowohl ehemaliger Erster Bürgermeister als auch Dirigent mit "Dóchnani" ansprechen.
    Zumindest die Musiker unter zweiterem bevorzugen "Dochnieda". :D


    Tschö
    Hildebrandt


    edit: PS: Stimmt nicht: Der Bürgermeister hatte wohl resigniert und hörte auch auf "Dohnáni".

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    Aus dieser Zeit ist lediglich der Prospekt noch original erhalten, das "Innenleben" der Orgel stammt von der ortsansässigen Fa. Kern, die übrigens auch die neue Orgel der Dresdner Frauenkirche baute.


    Verwechselt mir die Kerne nicht!
    1981 (oder so) im Straßburger Münster baute Alfred Kern.


    In Dresden wirkte die Firma Daniel Kern (auch Strasbourg).


    Schöne Grüße
    Hildebrandt

    Das, was Fugato oben schon von Leonhardt zitiert, gibt es auch als Buch:


    G. Leonhardt: The Art of Fugue - Bach's last Harpsichord Work. Martinus Nijhof, Den Haag, 1952. 58 Seiten.


    Vielleicht bekommt man es antiquarisch.


    Darin werden die alle schon zitierten Argumente dargelegt. Dazu kommt noch, dass Leonhardt auch anhand der Verzierungen überzeugend darlegt, dass die KdF fürs Cembalo gedacht war.
    Es dürfte schon sehr schwer fallen, nach der Lektüre immer noch zu behaupten, man wisse nicht, für welche Instrumentation Bach komponiert hat.


    Am wahrscheinlichsten ist außerdem, dass die KdF als letzte Jahresgabe an die Miezlersche Sozietät gedacht war, für die er ja vorher schon solche kontrapunktischen Irrwitzigkeiten wie die Veränderungen über "Vom Himmel hoch..." geliefert hatte.
    Danach - also mit 65 oder 66 (das weiß ich nicht mehr genau) - hätte er sich laut Satzung der Gesellschaft zur Ruhe setzen können.


    Zur grundsätzlichen Information immer noch nicht überholt ist
    Walter Kolneder: Die Kunst der Fuge
    Das waren vier TB-Bände - jetzt nicht mehr im Programm, aber noch antiquarisch zu bekommen.


    Viele Grüße
    Hildebrandt

    Wenn ich recht gelesen habe, tritt Leonhardt dieses Jahr auch beim Brügge-Festival auf. Wer will, kann noch hinfahren, es fängt am 25. 7. an (oder so ähnlich).
    CDs macht er auch immer noch.


    Zitat

    Um welche Einspielung der Goldberg-Variationen handelt es sich?


    Die Telefunken-Aufnahme habe ich noch als LP, die neuere als CD - eine Wiederveröffentlichung aus den 90ern (glaube ich).


    Schöne Grüße
    Hildebrandt

    Sehr verehrter Fagottist,


    meiner Ansicht nach haben Sie noch keinen wesentlichen Punkt angesprochen. Und übergehen geflissentlich zum zweiten Mal, was ich Ihnen geantwortet habe.


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    kann eine Meinung objektiv sein, wenn diese nicht von sich selbst stammt, keine konkrete Quelle nennt und nur pauschall dahin gesagt wird?


    Eine Meinung kann nie objektiv sein, dann ist sie nämlich keine mehr. Musikwissenschaftler wissen sowas.


    Zitat

    Ich weiss nicht, wie man so was unter den Juristen nennt, unter den Musikwissenschftlern bezeichnet man das als eine inkompetente Argumentation!


    Na klar, Musikwissenschaftler urteilen nur über Dinge, die sie selbst gehört haben. Wollen Sie sich jetzt als Musikwissenschaftler bezeichnen?


    Zitat

    Es ist mir suspekt, weitere Diskussionen in dieser Form und auf diesem Niveau zu führen, daher will ich zu Ihren Aüßerungen keine Stellung mehr nehmen.


    Suspekt ist genau das richtige Wort.

    Zitat

    bubba:
    Ach, kennt jemand von euch Dury Gugg ?


    Rémy Gug ist mir ein Begriff, aber soweit ich weiß, lebt der nicht mehr. Meintest Du den?


    Im Moment dreht sich hier gerade die Urversion von der hier




    Da spielt er auf der schon legendären hellblauen Dulcken-Kopie von Skowroneck.
    Bis heute sind weder das Cembalo noch die Interpretation überholt, und so schnell schafft das auch keiner.


    Schöne Grüße
    Hildebrandt

    Wenn BBB schreibt


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    Im Übrigen taten Bach und Silbermann eines: Sie gingen sich aus dem Wege, wann und wo immer es möglich war !



    so ist das aber nicht die ganze Wahrheit. Immerhin hatte Bach die Generalvertretung für Silbermannsche Pianofortes in Leipzig und verdiente am Verkauf folglich mit. Das ist durch entsprechende Anzeigen in Leipziger Zeitungen belegt. Selbst besessen hat er wohl keines, aber für absoluten Müll hat er Silbermanns Instrumente dann doch nicht gehalten.
    Möglicherweise liegt die Sache aber auch so, dass er dieses Instrument gar nicht brauchte, weil er mit den Möglichkeiten gar nicht rechnen wollte. Polyphonie kommt auf dem Kielklavier besser heraus, und das Primat der Oberstimme im harmonischen Satz war ebenso wenig seine Sache wie die Sturm-und-Drang-Ausbrüche, die dann sein Zweitältester als einer der ersten zum Prinzip erhob. Immerhin hat sich das Cembalo, bzw. sein Gebrauch bis ins 19. Jh. erhalten. Und je mehr man forscht, desto kleiner wird die Lücke zwischen seinem Verschwinden und der angeblichen Wiederentdeckung. Mendelssohn hat bei der Matthäus-Passion auch eins eingesetzt. Aber diese "Wiederentdeckung" ist ja sowieso eine andere Legende.


    „am Clavichord komponiert“ halte ich für unwahrscheinlich, denn seine Arbeitsweise war das wohl nicht. Die späten Orgelwerke sind auch ohne Orgel entstanden.
    Und vom Umfang aufs Instrument zu schließen, ist bei Bach auch riskant, denn erst im WTK II nimmt er Rücksicht auf den Cembaloumfang, im 1. Teil gibt es ein paar seltsame Noten. Bei der Orgel gibt es ja auch sowas: Wo nimmt man das Kontra-H in BWV 572 her? Gewisse Zugeständnisse waren unvermeidlich und auch gang und gäbe. Warum auch nicht?
    Am Clavichord spielt man für sich selbst, am Cembalo auch für andere. Wenn man wie Gulda das Clavichord elektrisch verstärkt, ist das sicher interessant (und für ein größeres Publikum auch notwendig), aber doch absurd.
    Am Ende bleibt doch: Bach hält alles aus, er hat sogar Gould überstanden. Dann darf man ihn auch auf dem Kamm blasen.


    Schöne Grüße
    Hildebrandt

    Zitat

    Was die angebliche Werbung angeht, so wurden bis jetzt auf insgesamt 2 Produktionen aufmerksam gemacht - die bereits angesprochene DVD "Die Sonnenorgel in Görlitz", welche als Vol. 1 der DVD-Reihe "orgeln audiovisuell" erschienen ist und die 3 CD-Box "C. Franck -Die grossen Orgelwerke", welche ich in einem anderen Zusammenhang erwähnt habe.


    Juristen nennen solche Behauptungen tatsachenwidrig, denn:


    1.

    Zitat

    Einspielung des Orgelwerks C. Francks durch den ital. Organisten Dr. Roberto Antonello, ... Die 3 CD-Box ist unter 'www.fagott-shop.de (Katalog-Nr. F-3906-4) zu finden.


    2., 3. und 4.

    Zitat


    Interessant sind folgende DVDs:


    - J.S. Bach / Enrico Viccardi
    - Die Stahlhuth-Jann-Orgel in Dudelange / Philipp Delacour
    - Brandneu! - Die Sonnenorgel der St. Peter und Paul in Görlitz / reinhard Seeliger
    Die DVDs sind im Verlagswebshop unter 'www.fagott-shop.de oder im Fachhandel erhältlich.


    Dann kommen die "Empfehlungen" für die Nicht-Eigenproduktionen, aber im Vertrieb von Fagott befindlichen Buxtehude-Aufnahmen mit Foccroulle und Vogel. Und so geht es dann munter weiter.
    Für wie dumm muss man sich hier verkaufen lassen?


    Und wenn Sie, werter Fagottist, gelesen hätten, was ich geschrieben habe, nämlich

    Zitat

    Mit den Kreisen meinte ich befreundete Organisten, deren Urteile sich über Jahrzehnte als zuverlässig erwiesen haben


    hätten Sie sich Ihre weiteren Angriffe sparen können.


    Die Werbelyrik, die hier leicht geschminkt als Thread dargeboten wird, finde ich penetrant und anrüchig. Die mühsamen Rechtfertigungsversuche machen die Sache nur noch schlimmer. Und die Wortwahl à la "Niveau der Bildzeitung" ist dann die endgültige Disqualifikation.


    Wird man hier Werbepartner, indem man sich mit unsauberen Methoden erst einmal ins Bild drängt und dann per Beleidigungen auch noch um sich schlägt? Richtige Werbung muss bezahlt werden, das hier wäre ein Fall für die Wettbewerbszentrale.

    Zur Abwechslung fange ich heute mal vorne an.
    Ganz liegen die Ursprünge des Cembalos nicht im Dunkeln, aber außer von Arnold von Zwolle und in Gestalt einiger Kirchenfenster gibt es kaum Zeugnisse aus der Frühzeit – und die vorhandenen sind aus Burgund.


    Die ältesten erhaltenen Instrumente (1531, 1533) stammen aus Italien und zeigen alle Charakteristica, die ital. Cembali auch später auszeichnen: Ein Manual, ein oder zwei 8’-Fußregister, dünnwandiges Corpus. Das nächstälteste (?) (1537) ist übrigens in Leipzig gebaut worden, gehört aber auch dem italienischen Typ an.


    Sicher ändert sich im Lauf der Zeit das eine oder andere: Statt einer kurzen oder gebrochenen Bassoktave wird die Tastatur chromatisch immer tiefer geführt, auch oben kommt immer mehr dazu. Es gibt Experimente mit zwei oder sogar drei Manualen, mit 4’- und sogar 2’-Registern, aber das bleiben alles Einzelfälle. Es gibt sogar vereinzelt 16’ – vielleicht der Anlass zur Bezeichnung Gravicembalo.


    Lediglich in Bezug auf das Gehäuse bilden sich zwei Varianten aus, die aber nebeneinander bestehen bleiben: Die dünnwandigen Corpora – oft aus Zypresse oder Zeder – konnten z. B. keinen Deckel tragen, die Scharniere wären aus dem nur wenige Millimeter starken Holz gebrochen. Um die Cembali aber zu schützen und aufzubewahren, wurden sie in einen Kasten gelegt, der den Umrissen des Instruments genau folgte. Zum Spielen nahm man die sehr leichten - 15 bis 20 Kg – Cembali aus dem Kasten und legte sie auf einen Tisch oder ein passendes Gestell. Solche Instrumente nennt man „inner-outer“.
    Die Kästen wurden oft prächtig verziert, bemalt, vergoldet, pipapo...
    Aber beim Spielen hatte man dann wieder nur die schlichten Holzkisten – also die Cembali selbst – auf dem Tisch. Das genügte dem Schmuck- bis Protzbedürfnis nicht, also ließ man sie in den Kisten und spielte sie von dort. Aus der Not machten die Cembalobauer eine Tugend und konstruierten die Instrumente gleich dickwandiger, allerdings setzten sie Profile und unterschiedliche Holzarten exakt so ein, dass der optische Eindruck entstand, man hätte wieder nur ein Cembalo in einem Extrakasten vor Augen. Das sind die „false inner-outer“ (die so-als-ob-rin-in-die Kartoffeln-raus-aus-den-Kartoffeln).


    Interessant ist, dass Italien seine Vormachtstellung im Cembalo eine ganze Weile behauptete. Das betrifft sowohl den Export – auch die englische und französische Oberschicht spielte in der ersten Hälfte des 16. Jh. auf italienischen Instrumenten, wenn auch vor allem auf den preisgünstigeren Virginalen – als auch die Vorbildfunktion: Egal wo ein Cembalo gebaut wurde, es gehorchte dem italienischen Vorbild. Verwendet man also heute ein italiensiches Cembalo für englische, deutsche oder sonst irgendeine Musik aus dieser Zeit, hat man eigentlich alles richtig gemacht. Eigentlich, denn es bahnt sich was an: Die Flamen kommen.
    Aber das kriegen wir das nächste Mal.


    Klanglich sind die Italiener nicht zu unterschätzen, besonders die langen nicht. Da kommt eine ganze Menge heraus. Auf jeden Fall ist es ein vergleichsweise trockener, aber tragfähiger Klang, oft auch kürzer als bei späteren Cembali anderer Schulen.
    Und neben, vor allem aber nach Frescobaldi gibt es eine ganze Reihe oft zu unrecht unbekannterer Komponisten. Das trifft auch auf die iberische Halbinsel zu, wo man sich länger als anderswo am italienischen Vorbild orientierte, auch wenn man sich dort klanglich ein bisschen absetzte.



    Salut zusammen
    Hildebrandt

    Lieber Herr Fagott,


    schade, dass Sie das in den falschen Hals bekommen haben. Mit den Kreisen meinte ich befreundete Organisten, deren Urteile sich über Jahrzehnte als zuverlässig erwiesen haben.
    Außerdem ist - liest man meinen Satz zu Ende - an dem Gehalt wohl nichts zu rütteln, denn selbst der Reklametext, den Sie hier wiederholt haben, spricht von einem Neubau - allerdings erst, nachdem Casparini und die Vokalbeln "Meisterwerk abendländischer Orgelbaukunst" bemüht worden sind. Dann liest man vom Neubau; wenigstens von Casparini kann kaum etwas übrig sein. Man kann PR-Lyrik auch geschickter einfädeln.


    Wenn man hier in einer Threaderöffnung die Werbung einer kommerziellen Seite zitiert, auch noch ohne sie als Zitat kenntlich zu machen, und dann auch noch einen direkten Link dahin setzt, geht man schon das Risiko ein, dass das kommentiert wird.


    Freundlichste Grüße
    Hildebrandt


    PS: Warum gleich in die Luft gehen?

    Lieber Herr Fagott!


    Zitat

    Ihre Meinung zur Rezension müssen Sie schon direkt an den Rezensenten von "klassik.com" weiterleiten.


    Muss ich? Ich dachte, ich dürfte meine Meinung auch hier äußern. Und da die Rezension auf der entsprechenden Seite von Fagott werbewirksam wiedergegeben ist, kann man sich doch auch darauf beziehen, oder?


    Der Rest Ihres Schreibens ist ein persönlicher Angriff. Das lassen wir lieber.


    Freundlichste Grüße
    Hildebrandt

    Zitat

    Handelt es sich nun um eine wichtige Entwicklungsstufe auf dem Weg vom Cembalo zum Hammerklavier, oder wurde hier bewußt etwas zusammengefügt?



    Die "Kreuzung" bezieht sich eher auf den Klang. Der Tangentenflügel war eine Eintagsfliege, denn außer Späth in Augsburg hat ihn wohl kaum jemand gebaut. Immerhin soll Mozart ihn gemocht haben.
    Die Mechanik beruht auf einer Entwicklung Späths; Corpus von Cembalo, Hammerflügel und eben Tangentenflügel unterscheiden sich zu dieser Zeit nicht sehr.


    Viele Grüße
    Hildebrandt

    Zitat

    Schon, allerdings NUR, wenn eine solche vorhanden war, was zumindest bei den thüringisch-sächsischen Kirchen eher die Ausnahme und keinesfalls die Regel war. Wenn Bach etwa in Störmthal oder Kleinzschocher Musike machte, hatte er da selten mehr als was Einmanualiges zur Verfügung und dann ist mir eine Thruhenorgel allemal lieber als ein völlig unpassendes Cembalo, das in den MEISTEN Kantatenaufnahmen immer noch präsent ist.


    Mooooment!
    In Störmthal ging es gerade um die Orgelweihe. Da steht eine zwar eimanualige, aber gar nicht so kleine Hildebrandt-Orgel mit 12 Registern im Manual auf Principal 8' und Subbaß 16' nebst Posaune 16' im Pedal.
    Bei BWV 194 wird Bach wahrscheinlich selbst daran gesessen haben.
    Die Orgel kann man auf einigen Einspielungen hören, z. B. hier:



    Und bei der Bauernkantate in Kleinzschocher wird man sich wohl kaum in die Kirche begeben haben.
    Bleibt, dass die meisten Kantaten nicht für Dorfkirchen gedacht waren, sondern Pflichtstücke für den jeweiligen Sonntag in Leipzig - mit entsprechender Orgelausstattung.


    Schöne Grüße
    Hildebrandt

    Die Rezension auf der Fagott-Seite wirkt befremdlich - etwa so, als ob man dem Schreiber sowohl das Instrument wie den Komponisten noch lange erklären müsste.
    Vielleicht hilft ein bisschen Lektüre bei Mr. Croche. Dort heißt es sinngemäß, dass C. F., wenn er eine schöne Harmonie gefunden hätte, tagelang verträumt durch die Stadt wanderte.
    Mir sind diese beiden neumodischen französischen Orgelschulen suspekt. Aufnahmen, die es meiner Meinung nach besser treffen, gibt es von Darasse (schon lange nicht mehr), Rapf (auf einer völlig falschen Orgel, nämlich auf der Marcussen im Linzer Dom) und auf der Schuyven-Orgel der Antwerpener Kathedrale (in einem Sammelprogramm, den Namen des Organisten kann ich nachliefern).
    Bei Franck steht die Virtuosität bestimmt nicht an erster Stelle.


    Schöne Grüße
    Hildebrandt

    Disqualifiziert wären z. B. auch alle, die irgendwelche piepsigen "Truhenorgeln" als Continuo-Instrument bei Bach-Kantaten einsetzen. Praxis war "die große Orgel". Gardiner hat es einmal in Altenburg vorgemacht (obwohl ihm da andere Peinlichkeiten passiert sind).


    Zitat

    Die Gretchenfrage wäre nun, wie sehen letzendlich die HIP-Kriterien aus


    Kriterien?
    Musik
    Musik
    Musik
    Und dann der Rest.


    Zitat

    welches Gremium vergibt das Prüfsiegel


    Im Prinzip finde ich die Idee gut, aber:
    Wenn ich nicht mehr weiter weiß, gründe ich 'nen Arbeitskreis.


    Tschau
    Hildebrandt

    Hi,


    selbst gehört habe ich sie noch nicht, aber wie aus gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen verlautet, soll das sowieso keine Restaurierung, sondern eher eine Hinrichtung gewesen sein.
    Was jetzt dort steht und pfeift, unterscheide sich kaum von x-beliebigen Orgeln ähnlicher Größe anderswo.
    Aber schon Bach mochte das Instrument nicht, denn "das ist eine Pferdsorgel, weil es nämlich eine roßmäßige Arbeit, drauf zu spielen" (o. s. ä,).
    Vielleicht ist ja heute wenigstens die Spielmechanik leichtgängiger.


    Salut zusammen
    Hildebrandt

    Zitat

    Du wirst schon noch am Tangentenflügel vorbeistreifen?


    Der arme Tangentenflügel!
    Als Quasi-Kreuzung aus Cembaloform und Clavichordklang ist er ein Opfer der immer größeren Säle der bürgerlichen Musikkultur geworden. Dabei ist er ein wunderbares Instrument, wenn es um Nuancen im Intimeren geht. Von den Bach-Söhnen bis zu Liszt (zumindest in diesem Zeitraum übten sie alle zuhause, aber besonders auf Reisen auf dem Clavichord) bringt er eine Menge Möglichkeiten ins Spiel, die mit einem modernen Konzertflügel, der für Arenen gebaut ist, an die man früher nie gedacht hat, gar nicht ausführbar sind.
    Es gibt ein paar schöne ältere Aufnahmen damit. Neuere auch? Ich weiß es nicht und bitte um Nachhilfe.
    Eine Wiederbelebung wäre mehr als verdient.
    Cembalo und Clavichord liegen mir aber näher. Das ist wohl mein Geschmack, über den...


    Schöne Grüße
    Hildebrandt

    Hallo zusammen,


    wenn ich eine wirkliche Persönlichkeit hören will, die zudem noch ein Enkelschüler Liszts war, lege ich Arrau auf.
    Beethoven bis Liszt stelle ich mir so vor (wenn man auf einem Steinway spielt).
    Bei den späten Mozart-Aufnahmen höre ich wenigstens einen Künstler, der noch auf einer Tradition und eigenem Genie aufbaut.
    Das fehlt mir bei so vielen heute.


    Schöne Grüße
    Hildebrandt

    Ihr habt es so gewollt.


    Etwas vorweg: Instrumente sind bis ins 20 Jahrhundert hinein fast immer Einzelanfertigungen. Das gilt natürlich erst recht für Tasteninstrumente der Renaissance und des Barock. Deshalb gibt es große individuelle Unterschiede. Allerdings ist es bei einem Cembalo sehr einfach, durch den Saitenbezug und die Intonation (vor allem Stärke und Schnitt der Kiele) ein bestehendes Klangbild deutlich zu verändern. Nichtsdestotrotz gibt es zeitliche und regionale Charakteristika.
    Nehmen wir uns erst einmal das deutsche Cembalo vor, das es aber gar nicht gibt.
    Norddeutsche Cembali sind etwas anderes als mitteldeutsche, westdeutsche oder süddeutsche.
    Ein bisschen verhält es sich hier wie bei den Orgellandschaften, wo es ja ebenfalls ausgeprägte Charakteristika nicht nur bestimmter Zeiten, sondern bis weit ins 19. Jahrhundert hinein eben auch der einzelnen Regionen gibt.
    Fangen wir im Norden an, sind es drei oder vier bis heute bekannte Namen: Fleischer, Hass, Vater und Zell. Bis auf Vater, einen Schnitger-Schüler, war keiner Orgelbauer.
    Typisch für die Instrumente aus diesen Werkstätten ist die doppelt gebogene Hohlwand, es gibt also keinen Knick am schmalen Ende, sondern eine Kurve zur Längswand – ganz wie die heutigen Flügel, die diese Form wohl daher haben.
    Von Vater ist nur ein kleineres, einmanualiges Intrument überliefert, von Fleischer drei, von Hass und Zell einige mehr.
    Besonders Hass und Zell sind berühmt für ihre großen, repräsentativen Cembali. Geld spielte offenbar manchmal keine Rolle, und so erklärt sich da auch die Ausstattung mit manchmal drei Manualen und solchen Exotismen wie 2’-Register. Einen 16’ gab es schon öfter einmal bei zweimanualigen Instrumenten, wie der überhaupt keine so besondere Seltenheit war. Aber das bekommen wir ein ander Mal.
    Das Klangideal wurde oft als orgelähnlich beschrieben, und tatsächlich können diese Schiffe einen Krawall produzieren, der eben das ganze Spektrum abdeckt – aber dabei durchaus angenehm klingt.
    Was spielt man auf solchen Boliden? Die Frage lässt sich nicht so einfach beantworten, vielleicht die großen Händel-Suiten?
    Puyana hat als Besitzer eines originalen dreimanualigen Hass-Cembalos damit eine Fandango-Aufnahme (Soler u. a.) gemacht. Sicherlich reizvoll, aber ...
    Staier spielt auf „Hamburg 1734“ eine gelungene zweimanualige Hass-Kopie und brilliert u. a. mit Tastenfassungen Telemannscher Orchesterwerke – kommt schon eher hin. Und auch die Buxtehudeschen und Böhm’schen Orgelwerke machen eine gute Figur.
    Die Resonanzböden sind fast alle bemalt – meistens mit den üblichen Streublumen. Die Innenseiten der Deckel zeigen oft eigens angefertigte Gemälde, auf denen z. B. der Besitzer in einer historischen oder biblischen Szene verwewigt ist. Das Gehäuse ist unterschiedlich gefasst; mal schlicht lackiert, mal mit aufwändigen Verzierungen bis hin zum Farb- und Malstil Delfter Kacheln ausgestattet.
    Westdeutschland ist nicht so spannend, weil hier der französische Einfluss sehr stark war. Am Rastätter Hof spielte man entweder auf französischen Originalen oder ähnlich konzipierten Cembali aus der Region.
    Süddeutschland ist mit Österreich ein Kapitel für sich, weil hier lange der italienische Einfluss prägend war: Leichtere Gehäuse, die ebenfalls zur Resonanzabstrahlung dienen, kürzere Mensuren (Saitenlängen), etwas kürzerer, wärmerer, aber trotzdem tragender Klang. Von Frescobaldi bis Kerll und sonstwohin ist die Literaturauswahl groß.
    Das problematischste, aber allein schon wegen Bach reizvollste Kapitel ist Mitteldeutschland. Silbermann kann man hier ausklammern, weil der eine eigene Tradition mitbringt, die mit seinem älteren Bruder, bei dem er gelernt hatte, von Sachsen in den Elsaß gewandert war. Von dort bringt er diesen Stil zurück nach Freiberg und entwickelt ihn natürlich auch weiter. Gediegene, großvolumige Instrumente, mit denen sich alles mögliche verwirklichen lässt – von den Franzosen bis zu Bach, aber es klingt immer nach Silbermann.
    Dabei gibt es eine eigene spannende Tradition in Thüringen, Sachsen und Brandenburg. Die Namen sind Mietke (bei dem kaufte JSB ein Instrument für die Weimarer Hofkapelle und saß höchstvermutlich beim 5. Brandenburgischen höchstselbst daran), Gräbner, Harrass und Hildebrandt – ja der, der auch die Naumburger Orgel gebaut hat. Oft handelt es sich um große, edel furnierte Möbel, manchmal aber auch – bei Gräbner in Dresden oft – um bemalte und dekorierte Instrumente, die äußerlich sehr den französischen ähneln. Die Hohlwand ist mal einfach, mal doppelt gebogen.
    Hildebrandt ist ein Sonderfall, nicht weil er Schüler von Silbermann war – davon hat er sich ziemlich schnell emazipiert -, sondern weil er engeren Kontakt zu Bach hatte. Das Bestreben nach Gravität, das ja allgemein und nicht nur Bachs Anliegen war, führte bei dieser Zusammenarbeit zu einem Instrument mit eigenem Resonanzboden für den Bass, was diesem einen erheblichen Schub verpasste. Übrigens ist eine ganz ähnliche Konstruktion etwa gleichzeitig von Dulcken in Antwerpen entwickelt (aber bis in die 60er Jahre des letzten Jahrhunderts falsch verstanden) worden – es lag also in der Luft.
    Da das aber eine anspruchsvolle, zeitaufwändige Konstruktion war, kam man mehr und mehr dazu, einen zusätzlichen Saitenchor aufzuziehen, den 16’. Lange war das berühmt-berüchtigte Berliner Instrument „MI 316“ Vorbild für 16-füßige Cembali, allerdings mit Metallrahmen und in Rastenbauweise, wie sie ähnlich Wanda Landowska schon vor sich hatte. Diese zweimanualigen Eierschneider haben nichts mit dem inzwischen eruierten Zustand des Berliner Kielflügels zu tun, der aller Wahrscheinlichkeit nach zumindest ein Zwilling des „großen furnierten Clavessin“ (oder so ähnlich) aus Bachs Nachlass sein könnte, wenn er es nicht sogar selbst ist. Dieses Instrument stammt mit ziemlicher Sicherheit von Harrass und besaß einen 16’. Mittlerweile sind eine ganze Reihe 16-füßiger Instrumente nachgewiesen. Sie waren nicht selten und machten sicherlich einen "sonderlichen Effect". Man muss sich das wie den 32’ bei einer Orgel vorstellen: Der Bass schafft eine zusätzliche Dimension nach unten. Immerhin reicht er unter den Umfang des Violons, ein Subkontra-F oder –G war der tiefste Ton.
    Was man drauf spielt? Bach natürlich. Und alles, was Bach drauf gespielt hat.
    Für heute genug. Was darf es noch sein?


    edit: kleine Schreibfehler ausgebessert. Sind wo noch welche? *hüstel*

    Hallo zusammen,


    zum Cembalo ließe sich noch das eine oder andere ergänzen und vielleicht auch hie und da ein neuerer Forschungsstand referieren.
    Wenn jetzt jemand "jawoll" schreit, könnte ich mich dazu überreden lassen... :pfeif:


    Viele Grüße
    Hildebrandt

    Hallo zusammen,


    die Empfehlungen sind alle gut.
    Aber das bisher umfassendste Buch zu Leben, Werk und Umfeld fehlt meiner Meinung nach noch:


    Viele Fragen bleiben da nicht offen, obwohl auch ein paar Fehlerchen enthalten sind – aber wohl weniger als in anderen Bach-Titeln. Gründlicher als hier kann man sich wohl kaum über JSB informieren.
    Obendrein jetzt als Taschenbuch; ich musste für die gebundene Ausgabe sehr viel mehr bezahlen.


    Viele Grüße
    Hildebrandt