Beiträge von Jacques Rideamus

    Womit der Thread wieder bei seinem Ausgangskonflikt angekommen wäre, um den es doch letztlich in allen derartigen Auseinandersetzungen geht.



    Das Schöne an unserer Gesellschaft ist ja, dass sich jede/r im Prinzip die Oper (bzw. deren Darstellungsform) wünschen und bei gegebenem Angebot ansehen kann, die ihr/ihm behagt. Das Pläsir sei ihnen gegönnt. Wenn genügend von ihnen regelmäßig genug in die Oper gehen, wird es auch angeboten werden. Komischerweise scheint das nicht der Fall zu sein - wahrscheinlich, weil die bösen Neuerer es ihnen nicht gönnen.


    Dergleichen zum absoluten Postulat zu erklären, ist in meinen Augen noch schlimmer, als die ganze Kunstform unter eine Glasglocke zu setzen, in der ihr zwangsläufig die Luft ausgeht. Mich erinnert das eher an jene zum Glück nicht mehr so häufigen, vermeintlichen Schmetterlingsliebhaber, die ihre Sammelobjekte aufspießen um deren Gestalt nach Gusto bewundern zu können ohne sich Gedanken darüber zu machen, dass sie das Objekt ihrer Bewunderung damit umbringen - mit allen entsprechenden Folgen für ihr Nachleben.


    Wie die meisten werde auch ich im Alter konservativer, aber konservativ zu sein kann doch nicht bedeuten, dass man automatisch für die Mumifizierung der Schönheit plädieren muss.


    :hello: Jacques Rideamus

    Lieber Zaunpfahl,


    Dein Winken bemerkt' ich wohl, und obwohl ich bislang fast durchweg schlechte Erfahrungen mit deutschsprachigem Offenbach gemacht habe (die fast einzigen Ausnahmen waren immerhin Aufführungen der KOB, allerdings - Kupfer und Felsenstein - schon ziemlich lange her), nehme ich mir diese Serie gerne vor. Hoffentlich versteht man dann mehr vom Text als in der ARMIDA.


    Sorry für das OT. Zurück zu Martinu, von dem es dann wohl gar keine vollständige Aufnahme gibt??? Aber 80 Minuten sind schon mal viel besser als eine Suite oder gar nichts.


    :hello: Jacques Rideamus

    Lieber Alviano,


    herzlichen Dank für diese wieder mal besonders lebendige und detaillierte Schilderung dieser Aufführung einer offenbar sehr begehrenswerten Rarität.


    Leider ist die wohl einzige Einspielung davon schon lange aus dem Supraphon-Katalog verschwunden und gibt es nur noch diese Zusammenstellung von Opernsuiten:



    Wenn mir aber jemand noch eine Spur zu der Gesamtaufnahme legen könnte, wäre ich sehr dankbar, denn Du hast mich enorm an dieser Rarität interessiert. Leider liegt Heidelberg von hier aus so gar nicht um die Ecke von mir und ist es wohl zu vermessen zu hoffen, dass irgendjemand mal diese Aufführung aufzeichnet. ;(


    :hello: Jacques Rideamus

    Zitat

    Original von Edwin Baumgartner
    Liebe Severina,


    Pardon, aber Ihr diskutiert (fast) alle am Thema vorbei. In Köln hieß es nicht, man wolle mit diesem A...loch nicht arbeiten, es hieß, man könne aufgrund von Pietät, Traumata und weiß der Teufel was noch ein bestimmtes Konzept nicht durchführen.
    :hello:


    Ich glaube nicht, dass hier am Thema vorbei diskutiert wird, zumindest jetzt, da der Threadtitel dem Gang der Diskussion angepasst wurde, sondern dass hier zwei "Parteien" am jeweiligen Standpunkt der anderen vorbei reden, weil sie sich durch den "Gegner" nicht ernst genommen oder gar persönlich angegangen fühlen, warum auch immer.


    Das Thema ist inzwischen "Was muss Regie dürfen" mit der Spiegelung "...und wie kann man sich gegen den Missbrauch von Privilegien wehren?". Michael hat darauf hingewiesen, dass man im Theater beständig Gefahr läuft, mit der Keule der Disziplinierung bis hin rum Rauswurf getroffen zu werden und deshalb gute Gründe haben, oder meinetwegen auch vorschützen müssen, wenn sie sich wehren will oder gar muss. Notabene: die Keule ist ein notwendiger Bestandteil des Arsenals möglicher Maßnahmen um Disziplin zu sichern. Leider wird sie auch nur zu häufig missbraucht.


    Die Unterstellung per Ferndiagnose, Gruppierungen im Theater seien durchweg von ihren Organisationen am Nasenring geführte, bequeme Säcke, die, zumal für einen "Ungustl", nicht richtig arbeiten wollen, ist deshalb - auch wenn es das sehr wohl gibt ! - ebenso falsch, wie der Versuch, Herrn Knabe, ebenfalls per Ferndiagnose, in die Ecke des Menschenschinders zu stellen oder sein Regiekonzept nur anhand einiger spekulativ veröffentlichter Details abzuurteilen, solange man es nicht kennt. Edwin hat ursprünglich spekuliert, hier solle ein gewagtes Regiekonzept sabotiert werden. Auch das ist durchaus denkbar, wird aber in der augenblicklichen Hitze des Gefechts kaum mehr zu belegen sein. Wahrscheinlich wird auch die Premiere der gordischen Knoten nicht auflösen können, weil ja inzwischen die Unter- oder Feststellung der Sabotage nur zu leicht bei der Hand liegt.


    Für all das gibt es Beispiele, mit denen viele hier ihre Erfahrungen haben machen müssen, und die uns deshalb lehren sollten, gerade dann besonders vorsichtig zu sein, wenn, was ganz offensichtlich geschah, ein solches Thema schon im Vorfeld einer Premiere zum Thema einer Medienkampagne gemacht wird, bei der alle unmittelbar Informierten und insbesondere die Durchstecher Partei sind. Wir wissen es nicht besser, sollten uns aber wenigstens dessen bewusst sein. Deshalb verstehe ich auch nicht, warum WIR einander darüber dermaßen emotional aufreiben müssen, dass mindestens einigen von uns eine sachliche Auseinandersetzung nur schwer möglich zu sein scheint. Schade eigentlich, und unnötig sowieso.


    Ich stimme Peter darin zu, dass die wahren Gründe (und Auslöser) dieser Kampagne von besonderem Interesse sind, bezweifle aber, dass wir sie je zweifelsfrei erfahren werden. Das ist schade, aber kaum mehr zu ändern, denn die Intendanz hat, was wiederum meine kühne Ferndiagnose ist, keine sehr glückliche Hand im Umgang mit diesem Kommunikationsdesaster bewiesen. Leider deutet Sophia Kirchs Bericht von der heutigen Einführungsmatinee darauf hin, dass sich daran wohl auch nichts mehr bessern wird.


    :hello: Jacques Rideamus

    Nachdem weder Thomas Bemühungen noch die anderer um Sachlichkeit gefruchtet haben und die persönlichen Aggressionen überhand nehmen, nehme ich mir die Freiheit, die bisherigen vier Seiten dieses Threads unter einem angemesseneren Titel in den internen Bereich zu verschieben. Leider bot sich für eine nichtöffentliche Weiterführung auf die Schnelle nur das Tritsch-Tratsch-Forum an, wo die Diskussion sicher nicht hingehört. Vielleicht lässt sich der Thread, ggf. nach Bereinigung, in die "Allgemeinen Klassikthemen" verschieben.


    Der Thread "Köln: Samson et Dalila Premiere 2. Mai 2009" kann ab sofort, möglichst aber erst einmal durch Leute, die die Inszenierung oder wenigstens die heutige EInführungsveranstaltung tatsächlich gesehen haben, im Forum "Gestern in der Oper" neu eröffnet werden.


    Ich ersuche Euch inständig, diese Maßnahme nicht als Abwürgen einer legitimen Diskussion zu werten, sondern als Versuch, diese ebenso wie den neuen/alten Thread zur Aufführung selbst näher am Thema und vor allem von persönlichen Angriffen frei zu halten. J.R.II

    Lieber Edwin,


    ich fürchte, das ist ein gar kühnes Experiment - zumal, wenn jemand mitwirkt, der - an der richtigen Stelle, aber auch nur da, mit gutem Grund - der Auffassung ist, dass es "eine große künstlerische Leistung, die auf Kompromissen beruht", nicht geben kann. Schließlich wäre der erste wahrscheinlich schon die Wahl des Stoffes, auch und gerade dann, wenn man einen eigenen entwickeln will.


    Aber als (erst einmal) gedankliches Experiment gefällt es mir gerade deshalb. Deshalb: ich wäre dabei. Allerdings sollte es dabei nicht um die meisten Singer von Tamino gehen.


    :hello: Jacques Rideamus

    Zitat

    Original von Cassiopeia
    @ Jacques Rideamus:
    Und deinen Vorschlag für einen neuen Thread finde ich sehr gut. Man müsste sich eben auf einen Stoff einigen, der nicht tatsächlich für irgendjemanden zur Diskussion steht.


    Liebe Cassiopeia,


    muss man sich wirklich einigen? Schon anhand der bisherigen Vorschläge kannst Du ja sehen, wie schwierig das sein dürfte.


    Da aber die Anregung eigentlich von Dir kam: warum gibst Du nicht einfach einen Stoff vor, der DICH interessieren würde, und wer Lust hat, den Stoff kennt und/oder sich einlesen will, macht dann mit. Ob der Stoff womöglich schon von jemand anderem bearbeitet wurde oder wird, scheint mir weniger relevant, denn es geht ja um eine Übung und nicht ein konkretes Projekt. Oder?


    Bei den meisten bisher genannten und insbesondere bei Max Frisch hätte ich da allerdings Probleme, denn meine thematischen Interessen liegen schon seit zu langer Zeit ziemlich weit woanders.


    :hello: Jacques Rideamus

    Vielen Dank für diesen Thread, Clemens, denn auch ich schätze Dawn Upshaw sehr, und trage deshalb gerne ein wenig Biographisches nach:


    Ihre Ausbildung erhielt sie u.a. an der Weselyan Univerity von Illinois und der Manhattan School of Music, wo sie 1984 ihren Master machte und kurz darauf mehrere angesehene Preise gewann. Beide Institute sowie später auch die Yale University verliehen ihr einen Ehrendoktor.


    Ihren Durchbruch auf dem internationalen Markt hatte sie mit dem Überrschungserfolg der dritten Sinfonie von Henryk Górecki, der berühmt-berüchtigten "Sinfonie der Klagelieder", die es zeitweise sogar in die Popcharts schaffte:



    Ihren ersten Grammy Award erhielt sie 1989 für ihre Aufnahme von Samuel Barbers (und James Agees) phänomenaler Evokation einer Jugend, KNOXVILLE: SUMMER OF 1915, die auch Stücke von Menotti, Harbison und Strawinsky enthielt, und die ich mir seinerzeit nur deshalb nicht gekauft habe, weil ich schon sehr gute Aufnahmen dieses Werkes mit Leontyne Price und Barbara Hendricks hatte.



    Dafür liebe ich, neben den bereits im Eröffnungsbeitrag genannten Aufnahmen, ganz besonders ihre Gesamtaufnahme des (neben OF THEE IS SING) besten und unterhaltsamsten Gershwin-Musicals OH KAY!



    und ihre Beiträge zu diesen grandiosen Samplern von Gershwins und Bernsteins Bühnenwerken:


    .....................


    Besonders gerne unterstütze ich ihre Werbung für den bei uns so gut wie völlig unbekannten Komponisten Vernon Duke, der es schon länger verdient hätte hier wenigstens mal erwähnt zu werden. Leider ist dies wohl seine erste Nennung in Tamino. Mal sehen, wann ich daran weitere anschließen kann, denn allein für sein Musical CABIN IN THE SKY hätte er besseres verdient.



    Meine neben den CHANTS D'AUVERGNE liebste Aufnahme mit ihr wurde übrigens, wie diese, von Kent Nagano dirigiert, der sie ganz besonders zu schätzen scheint. Es handelt sich um ihre Gestaltung der Sophie in der Gesamtaufnahme von Massenets WERTHER:



    Nagano und Upshaw verdanken wir auch eine der besten DVDs mit ihr, nämlich die gültige Aufnahme von John Adams' EL NINO:



    Ohne Fairys eigenen Empfehlungen vorgreifen zu wollen, wären das erst mal meine wichtigsten Enmpfehlungen für jeden, der sich näher mit dieser Sängerin befassen möchte, die für mich mit ihrer klaren Stimme, ihrem immer werkdienlichen Vortrag und einer enorm sympathischen Ausstrahlung zu den herausragenden Sängerinnen der Gegenwart gehört.


    Hoffentlich wird sie das noch lange tun, denn wie ich der amerikanischen Wikipedia leider entnehmen muss, wurde bei ihr 2006 ein Brustkrebs diagnostiziert und behandelt. Immerhin mit anscheinend guten Prognosen.


    :hello: Jacques Rideamus

    Zitat

    Original von Gregor


    Ich bin doch auch nicht wie du ständig in threads von Sängern unterwegs, die ich nicht mag. Man kann schon mal seine Antipathie loswerden, aber dauernd??? Das verstehe ich ehrlich nicht. Du scheinst da eher eine Mission erfüllen zu wollen, und das schon auf fanatische Weise.
    Ich würde daher meinen Atem nicht dafür verschwenden ständig über Künstler zu reden, die nicht zu meinen Favoriten gehören.
    Aber diese Boshaftigkeit ist schon wieder typisch für dich. Schon blöd, wenn dir mal einer nicht nach deinem Mund redet, wie so viele andere hier, was. :wacky:


    Nanu! Bin ich hier ins Dschungelcamp geraten? Leidenschaft kann ja eine gute Sache sein, aber meist wird ein Standpunkt mit Sachlichkeit besser und jedenfalls glaubhafter vertreten. Nicht jeder Angriff ist die bessere Verteidigung!


    Zitat


    Aber in einem Punkt gebe ich dir recht. Ich finde diesen Sängerthread sehr interessant, da sehr unterschiedliche Standpunkte aufeinandertreffen.


    Ich finde ihn nicht interessant, eher unersprießlich, und das nicht wegen der unterschiedlichen Ansichten, sondern wegen der aggressiven Art, in der sie zum Beispiel in Obigem ausgedrückt werden. Ob Calleja wohl was davon hat, wenn die meisten nur noch weglesen? im Übrigen ist es hier wirklich jedem überlassen, wo er sich äußern will, und so soll es auch bleiben. Wer keine kritischen Kommentare zu seinen Lieblingen mag oder aushalten kann, möge deren Aufnahmen in den Unverzichtbaren preisen, denn da sind Kommentare unerwünscht.


    Ich bitte um Mäßigung und bei gegebener Belustigung einen Ausdruck davon, an dem man die auch erkennen kann. Ich vermag das nämlich hier nicht.


    J.R.II

    Zitat

    Original von severina
    Seit dem 10. April auf dem Markt:



    Mich würde interessieren, wie die Gedda-Fangemeinde ;) diese CD bewertet! Ich bekam sie geschenkt und bin sehr angetan davon, sowohl von der Oper an sich als auch von Nicolai Gedda, den ich bislang eher als Operettentenor kannte, und da das nicht so ganz mein Genre ist :untertauch:...... (Also, hin und wieder finde ich Operette ganz nett, aber allzu oft darf's nicht sein :stumm: )
    lg Severina :hello:


    Liebe Severina,


    die VANESSA-Einspielung unter Mitropoulos habe ich hier schon des öfteren lobend erwähnt. Sie gilt nicht von ungefähr als die authentische Einspielung des Werkes, und das ist vor allem drei Namen zu verdanken: Resnik, Gedda und Mitropoulos (nichts gegen Eleanor Steber, aber die habe ich gerade nicht so im Ohr).


    Gedda hat sicher in anderen Werken spektakulärere Rollen gesungen, aber hier erweist er sich als sehr angenehm werkdienlicher Tenor. Wenn Du Dich erst mit ihm anfreunden willst und noch kannst, bist Du zu beneiden. In seinen Operettenaufnahmen ist er zwar meist sehr gut, aber seine eigentlichen Qualitäten entfaltet er m. E. vor allem im französischen Repertoire. Sein BENVENUTO CELLINI, aber auch sein Nadir in Bizets LES PECHEURS DE PERLES beispielsweise sind überwältigend und sein POSTILLON DE LONJUMEAU konkurrenzlos. Aber auch in der deutschen Spieloper hat er Maßstäbliches geleistet. Man denke nur an seinen Nureddin in Cornelius' DER BARBIER VON BAGDAD unter Erich Leinsdorf als Partner von Elisabeth Schwarzkopf:



    Mich erstaunt lediglich, dass DU ihn nicht schon viel besser kennst. Aber er war wohl eher selten in Wien.


    :hello: Jacques Rideamus

    Beim Durchforsten meiner Rätsellösungen auf weitere auslagerungsfähige Beiträge stieß ich auf den nachfolgenden Beitrag, den ich, da ich für diese Oper(ette) keinen eigenen Thread aufmachen möchte, nach der üblichen Überarbeitung und Aktualisierung, die schon deswegen nötig war, weil ich einiges davon schon weiter oben geschrieben habe, hier einstellen möchte.


    Puccini und Franz Lehar schätzten und bewunderten einander sehr, und so war es wenig erstaunlich, dass Lehar seinem Freund aushalf, als dieser einen Librettisten für eine Auftragsoperette für Wien suchte. Er empfahl ihm zwei Librettisten die beide schon für ihn gearbeitet hatten und das auch erneut tun sollten, nämlich A.M. Willner (DER GRAF VON LUXEMBURG, EVA u.a.), und Heinz Reichert (DER ZAREWITSCH), der mit Willner gemeinsam u. a. auch die Libretti für WO DIE LERCHE SINGT und FRASQUITA verantwortete, um nicht zu sagen verbrach.


    Obwohl sich das in letzter Zeit, nicht nur wegen der MET-Aufführung, die zu diesem Thread führte, zu bessern scheint, handelt es sich bei dieser Operette an der Schwelle zur Oper (oder umgekehrt) um das mit Abstand unbekannteste und am seltensten aufgeführte Werk des späten Puccini, das zudem fast von Anbeginn an unter einem Unstern stand. Die Fertigstellung seiner ersten Fassung fiel in den Auftakt des ersten Weltkriegs, der Puccinis österreichische Auftraggeber auf der Gegenseite seiner italienischen Heimat sah. Zwar haben die meisten schon mal den Titel gehört, aber kaum jemand kennt die verschlungene Handlung. Glücklicherweise gibt es dank der verdienstvollen Vervollständigung des Oeuvres von Puccini im hiesigen OPERNFÜHRER eine sehr gute Inhaltsangabe. Ich kann mich hier also auf die Werksgeschichte dieser mindestens hübschen, aber doch auch seltsamen Kreuzung aus LA TRAVIATA und DIE FLEDERMAUS konzentrieren.


    Puccini nahm den Auftrag des Verlegers Emil Berté und "seines" Wiener Carlstheaters trotz seiner Abneigung gegen die Operette an, weil er mit einem äußerst lukrativen Vertrag verbunden war. Er wollte allerdings keine richtige Operette schreiben, eher eine komische Oper "wie DER ROSENKAVALIER, nur unterhaltsamer und mehr organisch". Bekanntlich gelang ihm das in keiner Weise. Schuld daran ist nicht zuletzt das operettige deutschsprachige Originallibretto (das heute als verloren gilt), das sich nicht scheute, die bittersüßen Elemente der TRAVIATA mit Schwankmotiven aus DIE FLEDERMAUS zu kreuzen, was auch in der professionelleren Überarbeitung von Puccinis späterem Stammlibrettisten Giuseppe Adami nur zu einem uneinheitlichen Ergebnis führte, dessen konträre Elemente einander nur zu oft neutralisieren.


    Dennoch schuf Puccini eine sehr gefällige, eingängige und keineswegs oberflächliche Musik, die in dem heutigen langen Abstand von der Entstehungszeit (jedenfalls mir) wesentlich besser zu gefallen vermag als seinerzeit. Puccinis Versuch, einen musikalischen Gegenpol zu der "hässlichen Weltkriegsmusik" seiner Zeit zu errichten, hatte zwar zunächst bei der kriegsbedingten Uraufführung in Monte Carlo großen Erfolg, wurde aber sehr bald angesichts des gleichzeitigen Massensterbens in den Schützengräben als rückständig und oberflächlich disqualifiziert. Der Vorwurf hat zwar einen zutreffenden Kern, überrascht aber dennoch insoweit, als zur gleichen Zeit Lehàr mit ähnlichen Elementen seine größten und dauerhaftesten Erfolge feierte.


    Wahrscheinlich wollte man Puccini einfach nicht als Operettenkomponisten akzeptieren, denn seinen Zeitgenossen LEONCAVALLO und MASCAGNI ging es ja mit ihren Zwitterwerken LA REGINETTA DELLE ROSE und SÌ, die als Opern schwach, als Operetten aber hochinteressant waren, kaum besser. Sie alle wurden von den Opernliebhabern missachtet, von den Operettenliebhabern aber auch nicht angenommen, weil denen wiederum die Musik nicht schmissig genug und zu opernhaft war. Wir hatten es halt schon immer mit den Schubladen und Prokrustesbetten. Wer aber die Scheuklappen ablegt, wird hier ein sehr schönes und im musikalischen Umfeld seiner Zeit erstaunlich eingängiges Werk kennen lernen, das die Begegnung zumindest für all diejenigen lohnt, die sich von derart bittersüßen Stoffen und der entsprechenden Musik, zumal auf dem hier gebotenen, hohen Niveau, nicht von vornherein abschrecken lassen.


    Meine Lieblingsaufnahme ist leider auch die teuerste, sollte aber auch diejenigen begeistern, die, wie ich auch, mit dem Gheorghiu/Alagna in ihrer heutigen Verfassung sonst nicht so viel anfangen können. Dies ist das Verdienst Antonio Pappanos, der aus den beiden, aber auch aus dem Orchester und den Nebenrollen das Optimale herausholt, was diese Oper(ette) zu bieten hat. Ich habe sie schon weiter oben genannt. Auch die übrigen Einspielungen, unter denen die mit Anna Moffo herausragt, wurden bereits aufgeführt. Die Ausnahme ist diese, zu der ich aber mangels eigenem Anhören weiter nichts sagen kann, außer dass sie mindestens billig, womöglich aber auch preiswert ist. Vielleicht kann jemand dazu noch etwas sagen, denn Haralds Hinweis auf diese "Billigaufnahme" finde ich etwas kryptisch:



    Ich habe ihm jedoch für den Hinweis auf die kanadische TV-Verfilmung mit Teresa Stratas zu danken, die ich daraufhin bei Opera Share fand. Sie ist dank einer hinreißenden Stratas definitiv das Anhören wert, und auch der Umstand, dass das Werk unter dem Titel "The Swallow" in englischer Sprache aufgeführt wird, stört mich bei einem ursprünglich nach einem deutschen Text komponierten Partitur Puccinis nicht besonders. Leider ist ihr Umfeld ihrem Standard nur sehr partiell Weise gewachsen. Das gilt bestimmt nicht für die ziemlich einfallslose und konventionelle Regie Norman Campbells, aber auch das sehr undifferenzierte Dirigat Brian Priestmans kann wenig überzeugen, und der Tenor Anastasios Vrenios, der schon die Bonynge-Aufnahme von Meyerbeers HUGUENOTS fast ruinierte, lässt Alagna in seiner heutigen Fassung mindestens nicht ganz schlecht aussehen bzw. anhören. Unter diesen Umständen ist es verschmerzbar, dass die Aufnahme gekürzt ist. Ohne die Stratas wäre sie sogar sehr leicht verzichtbar. Deren Darstellung aber ist es wert, sich die Aufnahme einmal anzusehen und trotz gravierender technischer Probleme (Übersteuerung) mindestens der mir vorliegenden Kopie auch anzuhören.


    Deshalb würde ich eher zu meinem Mitschnitt der MET-Aufführung greifen, wenn ich das Werk mal wieder sehen und nicht nur hören will.


    Auf eine wirklich zufriedenstellende DVD des Werkes werden wir aber wohl weiterhin warten müssen.


    :hello: Jacques Rideamus

    Zuerst mal vielen Dank an Miguel, dass er diesen Thread wieder ausgegraben hat, der mir bislang völlig entgngen war. Zu einem Zeitpunkt, an dem uns so erfreulich viele Neue erreichen, ist er vielleicht ein besonders gutes Angebot. Deshalb nenne ich mal meinen Lieblingskomponisten. Offenbar taucht er hier sogar zum ersten Mal auf, was mich denn doch höchst erstaunt.


    Egal, ob man den Lieblingskomponisten als den definiert, von dem man jedes, aber auch das allerletzte Werk haben möchte und bedauert, dass es nicht noch mehr sind, oder als jemanden, von dem man eine neue Einspielung besonders schnell und mit besonderem Interesse hört oder schlicht als den, den man am häufigsten hört, ist es jedesmal


    HECTOR BERLIOZ


    Nicht nur, weil er alle Techniken seines Metiers aus dem ff beherrschte, das taten manche Akademiker auch,


    - Nicht nur, weil er die Musik revolutionierte und sich dennoch in der Tradition großer Vorgänger wie Gluck, Beethoven und Weber sah, deren Fortschritte er neidlos weiter führte, denn das tat Wagner auch (wobei bei dem "neidlos" Vorbehalte am Platz sind),


    - Nicht nur, weil er in fast allen Musikgattungen außer der Kammermusik dauerhaft Bleibendes schuf - man denke nur an die SYMPHONIE FANTASTIQUE, LES TROYENS, L'ENFANCE DU CHRIST, sein Requiem oder LES NUITS D'ÉTÉ, denn da hatte ihm zum Beispiel Mozart noch einiges voraus,


    - Nicht nur, weil er mit Orchesterfarben umzugehen wusste, wie keiner vor und wenige nach ihm, denn da war ein Richard Strauss, der vor allem von ihm lernte, nicht schlechter


    - Nicht nur, weil er die Gabe eindringlicher und unsterblicher Melodien hatte und diese auch noch enorm einfallsreich und kunstvoll zu verarbeiten wusste, denn da ist Verdi nur der größte unter mehreren Italienern, die es ihm gleich taten


    - Nicht nur, weil er zudem ein hervorragender Literat war, dessen Libretti zu den besten gehören, die je für ein Musikwerk geschrieben wurden, denn da wären auch noch einige von Lortzing bis Boito zu nennen,


    - Nicht nur, weil er, seiner Zeit weit voraus, seine Werke atemberaubend filmisch "schnitt", denn das tat auch Janacek, um nur ein späteres Beispiel zu nennen (ein früheres oder zeitgleiches gibt es m. E. nicht),


    - Nicht einmal, weil er das alles zusammen konnte und war, obwohl da die Luft schon extrem dünn wird,


    sondern vor allem, weil er als Komponist direkt aus seiner Seele heraus zu der meinen sprechen kann, und das heute noch so unmittelbar und berührend wie an dem Tag, als ich zum allerersten Mal ein Werk von ihm hörte (natürlich die SYMPHONIE FANTASTIQUE) und überwältigt war. Das gelingt ihm sogar fast ausnahmslos mit seinen vermeintlichen Nebenwerken.


    Ich denke, das reicht erstmals als Begründung. Meine zweite Nominierung folgt, wie vom Threadstarter vorgegeben, frühestens in einer Woche.


    :hello: Jacques Rideamus

    Es geht alles, wenn man den richtigen Ansatz findet. Ob es gut geht, steht auf einem anderen Blatt. Aber seht Euch mal diesen Film an, dann könnt Ihr sehen, wie Schlöndorffs Drehbuchautor Rudy Wurlitzer das Problem gelöst hat. Gar nicht mal schlecht, finde ich.



    Im übrigen gibt es außer dem Roman keine andere Kunstform, die so gut für innere Monologe geeignet ist wie die Oper. Arien sind im Grunde ja gar nichts anderes als innere Monologe, und erinnert Euch, wie oft in Ensembles "beiseite" gesungen wird. Ich fürchte, Ihr denkt da noch viel zu literarisch.


    Bei einer "Veroperung" geht es ja nicht darum, einfach Musik in etwas möglichst sakrosant Vorhandenes zu gießen, das möglichst so herüber kommen soll, wie uns die Lektüre beeindruckt hat, sondern die gedanklichen Juwelen heraus zu lösen und mit anderem Material neu zu fassen, so dass es in einem anderen Licht erscheint, aber mindestens Vergleichbares bewirkt. Wollte bzw. könnte man nur Ähnliches erreichen wie die Vorlage, wäre eine Neubearbeitung in einer anderen Kunstform überflüssig.


    Vielleicht sollte man statt einer weiteren Sammlung von Lieblingsbüchern mal, ggf. in einem anderen Thread, anhand eines augewählten Stoffes diskutieren, wie man den in eine Oper bringen könnte.


    :hello: Jacques Rideamus


    In der Tat ist phänomenal, was ein paar gezielt (?) lancierte Nachrichten aus zweiter Hand alles bewirken können. Mindestens die PR für diese Aufführung können wir schon an ihrem Ergebnis beurteilen, und allein der Aufmerksamkeitseffekt verdient die Bestnote. Leider muss das Ergebnis jetzt schon sensationell gut sein, um solchen Erwartungen gerecht zu werden, und daran glaubt nach Lage der wenigen verbürgten Informationen wohl kaum jemand mehr. Also wird es kaum mehr eine Rolle spielen, was wirklich auf die Bühne kommt, denn die meisten Meinungen sind ja schon vorgefasst und durch ein Ergebnis kaum mehr heilbar. Wieder einmal werden die meisten nämlich nur nach einer Bestätigung ihrer vorgefassten Meinungen suchen.


    Ich kenne das, meist auf Unsicherheit fußende, selbstherrliche Gebaren mancher Regisseure aus meiner Tätigkeit als Filmproduzent zur Genüge um überzeugt unterstellen zu dürfen, dass es auf der Bühne nicht anders zugeht. Aus den gleichen Erfahrungen heraus weiß ich auch, wie leicht ein unsicherer Regisseur zum Opfer gezielter Stimmungsmache einzelner Mitglieder seines Ensembles werden kann, wobei es letztlich eine untergeordnete Rolle spielt, welche deren eigentliche Motive sind. Natürlich wäre zu respektieren, wenn einzelne Künstler sich durch die Nähe bestimmter Darstellungen zu eigenen traumatischen Erfahrungen überfordert fühlen. Das massenhafte Auftreten dieses Symptoms macht mich jedoch skeptisch, was die Echtheit dieser Überforderung bei allen angeht.


    Ich gehöre auch nicht zu denjenigen, die eine gelungene Aufführung als gelungene Rechtfertigung aller Mittel ansehen, die zu diesem Zweck geführt haben. Andererseits weiß ich aus den nämlichen Erfahrungen, dass eine basisdemokratisch bestimmte Regie der sicherste Weg zum Scheitern ist, und deshalb habe ich, jedenfalls nach außen und bis zu einem gewissen Grad, den Regisseur im - zum Glück nur ausnahmsweise gegebenen - Notfall fast immer gegen sein Team unterstützt. Im extremen Bedarfsfall habe ich ihn auch mal zur Seite genommen um ihm bestimmte Änderungen seines Verhaltens (selten seines Konzeptes, denn das hatte ich bereits abschließend zu beurteilen, bevor ich ihn engagierte) nahe zu legen. Das Team ahnte oder wusste das in aller Regel und fühlte sich vor allzu schlimmen Ausweitungen beschützt, weil es beispielsweise sah, dass ich, was für einen Produzenten ungewöhnlich ist, ggf. bis in die späten Nachtstunden selbst am Set blieb und damit nicht unbedingt die Disziplinlosigkeit des Regisseurs, wohl aber die Notwendigkeit (und gezwungenermaßen auch die Mehrkosten) der Überstunden sanktionierte. Deshalb scheint mir ein wesentliches Problem der Intendanz in einer mangelnden Vermittlung zu liegen, von einer mangelnden Beherrschung der Übermittlung dieser Probleme an die Öffentlichkeit ganz zu schweigen (jedenfalls will ich nicht so zynisch sein, bei allem Staunen über die Wirksamkeit der Voraus"reklame" eine Absicht zu unterstellen).


    Dennoch ist auch das nur eine Ferndiagnose von fragwürdiger Legitimität. Mag sie mit eigenen Parallelerfahrungen unterfüttert sein, es ist offenbar, dass ich nicht genug weiß um mir ein Urteil anzumaßen. Mindestens den meisten von uns wird es ähnlich oder schlimmer gehen. Dennoch äußern wir Meinungen und sprechen Verurteilungen aus, als seien wir Geschworene, die mitten in einem laufenden Prozess ihre Bewertungen authentischer Zeugenaussagen ausplaudern. Angesichts dieser Meinungsfestigkeit kann ich nur staunen. Wir können und sollten uns doch im Klaren darüber sein, dass wir nichts wirklich wissen, uns nur von Informationen aus zweiter Hand nähren und bestenfalls vergleichbare eigene Erfahrungen darauf übertragen. Der Rest ist nicht Glauben, aber allem Anschein nach schon so etwas wie Religion.


    Die wiederum ist die Wurzel von Glaubenskriegen. Deshalb finde ich den Hinweis auf die Parallelen und ihre grausigen Begleiterscheinungen in dem Libretto zu Saint-Saens' Oper auch nicht verfehlt, auch wenn das Detail des Textes da wenig her gibt. Nicht von ungefähr gilt nämlich die beste Musik nicht dem kriegerischen Hintergrund, sondern der Liebesgeschichte. Aber ich werde mich hüten, die Tragfähigkeit des Konzepts zu beurteilen, solange ich seine Umsetzung nicht kenne.


    :hello: Jacques Rideamus

    Ganz so unergiebig ist das Net doch nicht. Neugierig geworden, habe ich es mal mit diesen Eingaben versucht: "Joseph Leroy" compositeur concert und u.a. Folgendes gefunden:


    Der belgische Komponist Albert Delvaux 1913-2007 studierte u.a. bei ihm am königlichen Konservatorium in Liège / Lüttich


    In dem Artikel über Berthe DiVito-Delvaux (1915-2005) steht, dass sie sich bei ihm, der in Liège Kontrapunkt und Fugen lehrte aus eine bewerbung für den Rompreis vorbereitete.


    In Leers wurde sogar eine Straße nach ihm benannt. Danach habe ich es mit "Joesph Leroy" Liège versucht und stieß auf diese Daten:


    Geburt: 5. März 1891 -- Thisnes..., Liège, WAL, BEL
    Tod: 10. Juni 1973 -- Spy ..., Namur, WAL, BEL


    Das ist zwar nur aus einer Genealogie und sagt nichts über seinen Beruf, geschweige denn seine Kompositionen, könnte aber passen. Vielleicht magst Du in dieser Richtung im französischen Netz weiter forschen. Nur aufpassen, es gibt auch einen amerikanischen Jazzmusiker namens Joseph "Roy" Leroy, der öfter dazwischen funkt, aber bestimmt jemand ganz Anderes ist. Eine weitere Quelle der Verwirrung ist eine Figur aus Geroges Simenons Maigret-Romanen. Die heißt nämlich Joseoph Leroy und lebt in ....? Erraten: Liège.


    Bei der dürren Faktenlage kann wohl am ehesten das Konservatorium in Lüttich zuverlässig weiterhelfen.


    Viel Glück


    :hello: Jacques Rideamus

    Zitat

    Original von Waltrada


    Hast du bereits überlegt, dass du dich eventuell nicht auf einen ganzen Roman, sondern auf eine Roman-Episode beschränkst, zum Beispiel "Herr der Ringe" die Geschehnisse um Eowyn. In diesem Fall spielt auch keine Rolle, ob jemand bereits die Idee gehabt hat, den Roman zu veropern.


    Eine weitere Möglichkeit - nimm einen (vielleicht nicht besonders bekannten) Film Vorlage, der dir gut gefallen hat und bei dem du dir vorstellen könntest, dass er (mit leichten Änderungen) auch als Oper fungiert.


    Eine hervorragende Idee, die mir eine andere Idee gab, auf die beides zutrifft. Dieser Film



    beruht nämlich auf den ersten Kapiteln von John Irvings WITWE FÜR EIN JAHR und macht daraus eine sehr anrührende Geschichte, die im Wesentlichen in einem Raum spielt und nur drei wichtige Personen hat.


    Wenn man den Amazon-Link aufruft, findet man genügend über die Geschichte des Films um eine Vorstellung zu bekommen, warum ich mir das sehr gut als (Kammer-)Oper vorstellen kann.


    Überhaupt wäre John Irving eine dankbare Quelle. HOTEL NEW HAMPSHIRE, zum Beispiel, bietet ebenfalls die Möglichkeit, daraus eine gute und bunte Oper zu machen, und der Autor ist enorm populär.


    Nur so eine Idee


    :hello: Jacques Rideamus

    Die Geschichte kenne ich aus dem Film von Volker Schlöndorff, der damit aber kaum weniger unzufrieden war als das Publikum. Dessen "Libretto" schrieb Harold Pinter, womit, das Natasha Richardson leider verunglückt ist, gleich zwei Schlüsselpersonen des Films nicht mehr unter uns sind. Keine schlechte Gechichte, aber "kein Drama"? Mir wäre das für eine Oper zu komplex.


    Hat eigentlich schon jemand Aldous Huxleys BRAVE NEW WORLD veropert? Ich kenne nur den gleichnamigen "Opera Song" mit Charlotte Church, aber der hat mit dem Buch nichts zu tun.


    Ansonsten wäre mir sowieso eine Komödie lieber, denn die gibt's in der Gattung kaum noch.


    Vielleicht THE LIFE OF BRIAN?


    :hello: Jacques Rideamus

    Die Idee ist hübsch, nur haben wir solche Fähnchen oder Icons nicht im Angebot. Es steht aber schon immer jedem frei, in der Überschrift (Thema) eines Postings auf die Besonderheit (z.B. Sprachfassung der jeweiligen Aufnahme hinzuweisen. Das erscheint dann wie hier oben. Wenn ich Aufnahmen aufschlagen sollte, die nicht in der Originalsprache sind, werde ich das gerne ergänzen, kann und will das aber nicht systematisch nachfahren.


    Es wäre in der Tat schön, wenn künftig von dieser Möglichkeit Gebrauch gemacht würde.


    :hello: Jacques Rideamus

    Liebe Leute,


    bitte beachtet, dass es in diesem Thread ein Bewertungsverfahren gibt, mit dem Ihr die relative Wertigkeit jeder Oper einstufen könnt. Am besten kopiert Ihr (ev. durch Betätigung des "Zitat" - Icons und Löschung dieses Textes die folgende Tabelle. Dann könnt Ihr nach Belieben die Werke von 1-10 (Höchstnote) bewerten, die Ihr kennt. Wenn Ihr ein Werk nicht kennt, setzt eine 0 oder lasst die Zeile frei. Wenn ein paar neue Wertungen beisammen sind, mache ich auch wieder mal eine neue Auswertung.


    01. Oberto, Conte di Bonifacio

    Punkte:


    02. Un giorno di regno

    Punkte:


    03. Nabucco

    Punkte:


    04. I Lombardi alla prima crociata

    Punkte:


    05. Ernani

    Punkte:


    06. I due Foscari

    Punkte:


    07. Giovanna d'Arco

    Punkte:


    08. Alzira

    Punkte:


    09. Attila

    Punkte:


    10. Macbeth

    Punkte:


    11. I masnadieri

    Punkte:


    12. Il corsaro

    Punkte:


    13. La battaglia di Legnano

    Punkte:


    14. Luisa Miller

    Punkte:


    15. Stiffelio

    Punkte:


    16. Rigoletto

    Punkte:


    17. Il Trovatore

    Punkte:


    18. La Traviata

    Punkte:


    19. I vespri siciliani

    Punkte:


    20. Simon Boccanegra

    Punkte:


    21. Un ballo in maschera

    Punkte:


    22. La forza del destino

    Punkte:


    23. Don Carlo (ital. /frz.)

    Punkte:


    24. Aida

    Punkte:


    25. Otello

    Punkte:


    26. Falstaff

    Punkte:



    :hello: Jacques Rideamus

    Lieber Joschi,


    ich habe mal versucht, das anhand der beiden meistbestückten Aufnahmen nachzuvollziehen. Beim RIGOLETTO mit 37 Postings sind 4 deutschsprachige Fassungen dabei, bei der TRAVIATA unter 35 Postings 3 fremdsprachige, davon eine deutsche. Selbst die sind bislang, wie folglich wohl alle TMOO-Threads bislang, auf einer einzigen Seite, sind also leicht binnen 2-3 Minuten aufzufinden.


    Ich denke, dass das zumutbar ist, zumal man ja auch beim Überfliegen der übrigen Seiten vermutlich noch Anregungen zu bislang unbekannten Aufnahmen findet. Dagegen könnte bei zwei verschiedenen Threads leicht Verwirrung entstehen, die m. E. nicht dafür steht.


    Ob das in ein paar Jahren anders ist, sei dahingestellt, aber selbst dann ließen sich die Threads noch relativ leicht teilen. Ich sehe daher den Bedarf noch nicht wirklich.


    Hingegen nehme ich die Einwände gegen die vielen Verdopplungen sehr ernst. Es ist denkbar einfach, über die Zitatfunktion eine vorherige Wertung zu kopieren. Einfach auf "Zitat" klicken und die erste Zeile löschen. Man hat dann nämlich auch die Möglichkeit, eine enzelne Wertung individuell zu überprüfen und ggf. zu modifizieren sowie, worum ich dringend bitten möchte, eigene Kommentare einzufügen.


    Das ist nicht aufwändiger als ein Verdopplungsposting, verletzt auch kein Urheberrecht, wenn nicht auch lange Kommentare unverändert übernommen werden und ist individueller. Bei der Übernahme kann man ja zudem im Bedarfsfall ergänzen, von dem die Kommentare stammen, die man sich da zu eigen macht.


    :hello: Jacques Rideamus


    Ich werde dementsprechend künftig schlichte Verdopplungspostings einmal pro Absender korrigieren und danach ohne Vorwarnung löschen. Den Anfang mache ich mit dem heutigen Posting von FGB im TMOO-NORMA - Thread. J.R.II


    Deswegen habe ich die von den Nachrichten über die Kölner Inszenierung inspierierte Diskussion mal pauschal hierher geschaufelt. Das meiste davon könnte zwar auch auf dem Schlachtfeld der allgemeinen Inszenierungsdiskussion stattfinden, aber so oder ähnlich wurde es dort schon oft (genug) gesagt, und nach dem zu erwartenden Tumult über den Kölner Samson werden wir wohl noch eine Weile darüber zu lesen haben, so dass wir die Reaktionen zumindest an den Erwartungen an eine ungesehene Inszenierung messen können. J.R.II

    Meine Aufnahme wird diese sein, die ich schon wegen der idealen Kopplung und wegen des jetzt sehr günstigen Preises empfehlen kann:



    Außerdem habe ich im Netz noch eine Bildaufzeichnung einer konzertanten Aufführung mit Pamela Coburn, Anne Sofie von Otter und Debroah York gefunden, die ich aber noch ganz anhören muss. John Eliot Gardiner leitet das das Concertgebouw Orchester.


    Und als besonderes Schmankerl zur Ergänzung gäbe es noch diese, die zwar mit dem Original nur bedingt zu tun hat, aber von der großen Liebe Korngolds zu dem Stück zeugt:



    :hello: Jacques Rideamus

    Zitat

    Original von Il Grande Inquisitore
    Liebe Gemeinde, das war's für mich.
    ...
    Auch die positivistische und staatstragende Attitüde, die sich bei so manchem eingeschlichen hat, der das rigorose Auswahlverfahren überstanden hat – und womöglich gar eine verantwortliche Position im Ephemeren bekleidet –, läßt Rückschlüsse zu, die nicht zwangsläufig angenehm sind.
    ...
    Ich habe eine mehrheitlich nette Zeit bei Euch verbracht und mit einigen absolut liebenswerten Leuten korrespondiert. Eben diesen gilt mein besonderer Gruß, die anderen werden wohl rasch vergessen werden. Gehabt Euch wohl und nehmt allesamt diese Veranstaltung nicht gar so ernst! Denen gilt mein Mitgefühl, die Tamino zu einem Lebensinhalt stilisiert haben.


    Frühling
    oder
    Über das Austreten beim Austritt


    Frühling macht den rauen Sand
    Wieder sichtbar in den Klüften
    Und mit arg verfaulten Düften
    Schwindet, wer hier nichts mehr fand.
    Euer Eiligkeit,
    Das „wie“ macht beklommen
    Und inquisitorische Scheinheiligkeit.
    Frühling, ja du bist's!
    Machst manch Hirn benommen.


    (mit einer aufrichtigen Bitte um Entschuldigung bei Eduard Mörike)



    :hello: Jacques Rideamus (in seit der "Beförderung" typischer Humorlosigkeit sich gemeint wissend)

    ARMIDA - Sie konnte nicht hassen und wurde verlassen


    LOHENGRIN - Er wollte vom Leder ziehen und wurde doch nur von Ledas Liebhaber gezogen


    DIE LUSTIGEN WEIBER VON WINDSOR - Aus den Tagebüchern von Elizabeths Schwiegertöchtern


    RIGOLETTO - Seine Rückenprobleme machten ihn zum steifen Bett


    IL TROVATORE - Er suchte Liebe und fand Tore


    LE NOZZE DI FIGARO - Die heißen Nächte eines Legasthenikers


    TANNHÄUSER - Warum Eichhörnchen Spechte hassen


    :hello: Jacques Rideamus

    Bevor das hier zu heftig wird und weiter ins Persönliche geht, möchte ich meine Perspektive darlegen.


    Zum einen empfinde ich keine Meldung hier als Störfeuer, zumal ich ausdrücklich nach Eurer Ansicht gefragt habe. Ehrlichkeit und Direktheit stört mich dabei am allerwenigsten, denn warum sollte ich persönlich nehmen, was Ihr alle mit diesem Unterforum macht? Wir haben zum Glück verschiedene Maßstäbe und Gechmäcker, und ich sehe nicht, warum die nicht auch entsprechend zur Geltung kommen sollen. Eher freut mich, dass die TMOO-Ecke von immer mehr Taminen ernst genommen und nicht mehr nur als Spielwiese abgetan wird, was sie bekanntlich zu Beginn einmal nur sein wollte.


    Was die, m. E. sehr strengen, Maßstäbe von Peter und Fairy betrifft, so kann ich die nachvollziehen, teile sie aber nicht mit dem gleichen Anspruch und verteile meine Wertungen deshalb nur ausnahmsweise auf dieser extrem herausfordernden Basis. Ich glaube auch nicht, dass professionelle Kritiker oder selbst internationale Jurys immer so verfahren, denn eine adäquate Vergütung für den dann nötigen Zeitaufwand könnte sich keine Zeitschrift und kein Veranstalter leisten. Vergessen wir nicht, wir machen das hier alle nur zu unserem Vergnügen und hoffentlich einigem Gewinn, wenn auch immateriellem. Damit der sich einstellen kann, unterstelle ich aber mindestens den wertbewussten Taminen eine einigermaßen sattelfeste Kenntnis des jeweiligen Werkes, die ihnen Vergleiche und auch Leistungseinordnungen schon beim ersten Hören erlaubt, sowie ein ausgebildetes Wissen um die Fähigkeiten, die man von professionellen Künstlern erwarten darf. Natürlich gehe auch ich davon aus, dass eine Aufnahme - im Zweifelsfalle sogar mehrfach - ganz gehört wurde und unmittelbar vor der Bewertung mindestens Stichproben der bekannt kritischen Stellen aktuell überprüft wurde. Verpflichten kann und will ich natürlich niemanden dazu. Ich denke aber, man merkt das auch der Frequenz der eingestellten Wertungen, ganz zu schweigen von den Kommentaren an, wie sorgfältig da vorgegangen wurde. TMOO sollte jedenfalls, wenn es für irgendjemanden Sinn machen sollte, nicht als ein leichter Weg zum Sammeln von Postingpunkten betrachtet werden. Eher im Gegenteil.


    Andererseits erhebe ich aber auch nicht den Anspruch, dass wir hier etwas anderes als eine Spiegelung unseres eigenen vielfältigen Konsumverhaltens von Musik abgeben können.


    Manche hören etwas, sind spontan angetan bis begeistert (oder auch nicht oder nur von manchem), und wenden sich dann einem anderen Stück zu. Andere fixieren sich lieber auf die Details einzelner Aufnahmen und möchten die gründlich durcharbeiten, bevor sie sich anderem zuwenden.


    Manche lieben die Darstellung einer Callas und sind gerne bereit über diverse Schwächen hinweg zu hören, die andere wiederum massiv irritieren. Ich nehme an, dass Joschi auf dieses Phänomen abhob.


    Manche lieben den Gesangsstil früherer Zeiten mehr als die heutigen Sänger und können oder wollen auch gar nicht aus ihrer individuellen Prägung heraus.


    Manche finden solche Punktesysteme a priori entsetzlich, während andere sie gerne nutzen um sich einen ersten Eindruck davon zu verschaffen (und mehr können sie, wie auch die Sternchensysteme der Fachzeitschriften, ohnehin nie leisten) wo man eher Spreu findet oder Weizen vermuten kann. Manche nutzen das auch gerne, um ihre eigenen Eindrücke zu justieren. Zu denen gehöre ich auch.


    Etc. etc. Sie alle haben Recht, subjektiv jedenfalls, und einen Anspruch auf Objektivität kann es hier höchstens individuell geben. Allgemein wäre es allerdings schön, wenn wenigstens jeder an sich selbst einen Anspruch auf besondere Sorgfalt erhebt. Da lösen solche Beispiele, wie Peter eines zitiert, schon eine hohe Alarmstufe aus - auch bei mir.


    Allgemein gilt aber das schon vorher von mir Gesagte: dieses ist Euer Forum, und Ihr allein entscheidet und beeinflusst, ob und unter welchen Umständen Ihr Euch hier wohl fühlt. Gegenwärtig scheinen ja Einige ihre etwa halbjährliche Taminokrise zu durchleben und sich zu fragen, warum sie bei dem herrlichen Frühlingswetter vor dem PC sitzen (bei mir ist es der Pollenflug). Ich hoffe sehr, dass auch diese wieder vorüber geht.


    Zusammengefasst: Wer die Bewertungen aufmerksam liest, wird ohnehin denen Vertrauen schenken, die er aus anderen Postings schätzt bzw. aus Bewertungen von bekannten Scheiben beurteilen kann. Ob man das Forum dann als Spielwiese, Einkaufshilfe oder Ausdruck eigener kritischer Auseinandersetzungen betrachtet und nutzt (oder auch nicht), sei getrost jedem selbst überlassen. Keine Partei hat immer Recht, und eine musikalische schon mal gar nicht, am wenigsten für jeden.


    :hello: Jacques Rideamus


    PS: Soeben las ich Michas Posting, dem ich mich von ganzem Herzen anschließen kann, auch und vor allem in seiner Aufforderung, dass sich gerade die kritischen Geister mindestens versuchshalber mal aktiv einblenden, denn gute Beispiele sind immer die beste Ermutigung und rufen nicht selten auch ein adäquates Echo hervor. Deshalb habe auch ich mir vorgenommen und praktiziere das schon stillschweigend seit einiger Zeit, vor allem meine Wertungen aus der noch kommentarlosen und spielerischeren Frühzeit zu überprüfen und durch Kommentare zu ergänzen. Das braucht natürlich seine Zeit.

    Da Audiamus wohl länger abgelenkt bleibt, greife ich mal den Staffelstab mit etwas Leichtem auf:


    S: Gutes Aussehen und Talent fallen nicht immer zusammen
    K: Gutes Aussehen interessiert mich nicht. Eine Frau mit Geschmack interessiert sich nur für das Talent


    (Sinngemäße Übersetzung von mir)


    :hello: Jacques Riddleamus

    Zitat

    Original von Diabolus in Opera
    :hahahaha: :hahahaha: :hahahaha: Ob mir da noch was einfällt, das hier mithalten kann??? :lips:


    Best, DiO :beatnik:


    Ist doch ganz einfach:


    FIDELIO - Wer andre in den Kerker wirft, ist selbst das Schwein


    THE RAKE'S PROGRESS - Even Truelove Can't Reform Him (Selbst wahre Liebe kann ihn nicht bekehren)


    ANDREA CHÉNIER - Warte, warte nur ein Weilchen


    DIE MEISTERSINGER VON NÜRNBERG oder auch DER WAFFENSCHMIED - Rat' mal, wer da hämmert


    CAPRICCIO - Eine Liebe zwischen ihr und ihm fordert die Entscheidung


    HOFFMANNS ERZÄHLUNGEN - Puppe, Stimme oder Hure - Wie Männer heute Frauen sehen.


    EIN MASKENBALL - Verzicht ist tödlich


    STIFFELIO - Der Geistlichenreport-Folge 6


    :untertauch: Jacques Rideamus