Beiträge von Merlin

    Ist immer wieder spektakulär zu sehen, wie große Kunst als Projektionsfläche einer politischen Agenda missbraucht werden soll...sei es in der Diktatur des 3. Reiches oder dem Parlamentarismus

    Diese Inszenierung wurde ganz überwiegend positiv aufgenommen, was definitiv nicht die Regel ist im Bayreuth von Katharina Wagner. Ihre eigene, nun zehn Jahre alte "Meistersinger"-Produktion wurde schon damals viel mehr verrissen als diese Neuinszenierung jetzt. Die Bilder und kurzen Videoausschnitte, die ich bisher sah, sprechen auch dafür, dass das schon eine andere Liga ist. Die Kommentare von Bayreuth-Besuchern sind auch ziemlich einhellig. Ich habe bisher nur in die reine Tonspur hineingehört. Ein Freund, selbst Wagnerianer, schaute es sich auch im Kino an und war ebenfalls hellauf begeistert.


    Was das mit "German Trash" zu tun hat, sei mal dahingestellt. In diese Kategorie fällt wohl eher der "Biogashäuser" von vor ein paar Jahren. Was erwartet man denn auch? Es liefen gerade bei den "Meistersingern" eigentlich erstaunlich viele librettogetreue Produktionen in Bayreuth. Zunächst von Rudolf Otto Hartmann, danach jeweils zwei von Wieland und Wolfgang Wagner. Experimentiert wurde da vergleichsweise wenig. Unästhetisch kommt Koskys Inszenierung meines Erachtens nicht herüber. Allerdings wurde hier schon richtig gesagt, dass sich Diskussionen in diesem Forum zu diesem Thema eigentlich gar nicht mehr rentieren. Die beste Werbung fürs moderne Regietheater liefert hier in der Tat tagtäglich gerade die andere Fraktion.

    Du hast sicher Recht mit Deiner Meinung, dass Katharina Wagners Inszenierung stark in der Kritik stand, ob mehr wissen wir noch nicht. Dazu ist es noch zu früh.
    Aber ich denke Kosky dürfte in den Feuilletons ganz gut wegkommen. Er ist ja auch ein Liebling der Feuilletons und in Interviews besticht er durch eine Art von Selbstironie, die unter Regisseuren nicht alltäglich ist. Rein handwerklich spielt Kosky auch in einer anderen Liga als Katharina Wagner, das macht die Regie aber nicht besser.


    Deine Aussage, dass die Kommentare der Bayreuth-Besucher einhellig sind, würde ich nicht unterschreiben. Die veröffentlichten Kommentare sind möglicherweise einhellig. Ich war mit meiner Frau und einem Kollegen im Kino, wir waren alle drei nicht angetan von der Inszenierung.


    Was ich mit "german trash" meine, sind u.a. die erwartbaren in der Inszenierung verwendeten Juden-Karikaturen aus dem "Stürmer" als Ballons und Maske, sowie die Kulisse des Nürnberger Prozesses bei der Festwiese. Es sind die immergleichen Versatzstücke, die in unterschiedlichen Formen daher kommen. Todlangweilig aus meiner Sicht.


    Du sagst zu Recht: Es liefen librettogetreue Inszenierungen in Bayreuth, aber wie lange ist das her. Mit 20 Jahre+ liege ich nicht falsch, oder?


    Klar, wenn die Aussagen anders sind als erwünscht, dann können sie natürlich nicht ehrlich gewesen sein. Warum nicht einfach mal akzeptieren, dass die Inszenierung offenbar der Mehrheit des Publikums gefallen hat, auch wenn es nicht der eigenen Meinung entspricht?

    Lieber Bertarido, es gab sehr deutliche Buhs beim Regie-Team. Wieso denkst Du, dass die Inszenierung "offenbar der Mehrheit des Publikums" gefallen hat?


    Unabhängig von der Aufführung...es gibt manchmal tatsächlich die Tendenz sich bestimmte Aufführungen schön zu reden, wenn man dafür viel Geld bezahlt hat. Manche Festspielaufführung ist von der Qualität nicht so festspielwürdig, wird aber trotzdem bejubelt.

    Ich habe die Aufführung im Kino gehört:


    Musikalisch überraschend gut und durchweg homogen was die Männer betrifft, auch das Dirigat von Jordan. Persönlich hat mich gefreut, dass Kränzles Stimme durch die schwere Krankheit nicht gelitten hat. Sehr enttäuschend war dagegen Anne Schwanewilms, meines Erachtens ein Total-Ausfall.


    Die Regie halt der übliche "german trash" wie man ihn kennt und wie ich ihn nicht mag. Das Gewusel in Wahnfried beim Vorspiel lenkt stark von der Musik ab. Bei der Festwiesen-Szene zum Schluss vor der Kulisse der Nürnberger Prozesse hat nur noch Hermann Göring beim Tabledance gefehlt. ;(

    Offensichtlich war es Geddas Wunsch, dass man seinen Tod erst einen Monat später bekannt gibt. Auch Kesting in der FAZ hat leider mit dem 8.2. den wohl falschen Todestag genannt.


    Ich habe Gedda so viele beseelte Stunden mit seinen Aufnahmen zu verdanken, dass ich mich nur in Ehrfurcht und Verehrung verbeugen kann.


    Unvergessen ist mir seit meinem Teenager-Alter die Postillon-Arie auf dem EMI-Querschnitt mit Pütz, Crass und Klarwein unter Lehan.


    Einem lieben Freund, Jahrgang 1926, und seit 2004 verstorben verdanke ich viele Erzählungen über Nicolai Gedda, der zeitweise in München in frühen Jahren bei ihm wohnte.

    Ich wundere mich, wie in der Causa aus Vermutungen Schlüsse gezogen werden.


    Fakt ist doch, dass Herr Nelsons von seinen freien Tagen in Riga nicht mehr zurückgekommen ist. Über die Gründe wird nun spekuliert. Offensichtlich war das auch von ihm anders geplant, da seine ganzen persönlichen Sachen in Bayreuth geblieben sind. Zwischen den Parsifal-Aufführungen sollte er noch in Tanglewood dirigieren, das bekanntlich nicht in Franken liegt. Das bringt allerlei Beschwerlichkeiten und Stress mit sich. Möglicherweise wurde ihm alles zu viel.


    Auch seine Frau ist zurzeit wohl nicht in bester Verfassung, die Festpspielpremiere der "Jüdin" in München, in der sie die Titelpartie singen sollte, fand ohne sie statt. Also, es gibt sehr viele Parameter, alles Übel monokausal dem bösen Riesen Thielemann, der auf dem Nibelungenhort sitzt, zuzuschreiben, halte ich für abwegig.

    Telemann war glücklicherweise nicht nur ein "Vielschreiber", sondern auch ein "Schönschreiber", man sollte nicht glauben welch angenehm und zudem noch originell klingende Themen diesem Mann eigefallen sind.

    Angeblich, so zumindest die FAZ in einer Telemann-Rezension vor ein paar Tagen, waren die Spielschulden seiner Frau nicht unschuldig daran, dass er so produktiv war.

    Nach dem gestrigen Live-Erlebnis mit Thielemann und der Staatskapelle Dresden mit diesem Werk höre ich eine meiner Lieblingsaufnahmen von Bruckners 6. Symphonie. Eine weitere Lieblings-Aufnahme wurde gestern bereits genannt (Sawallisch mit dem Bayerischen Staatsorchester)


    Da der Herr Elsissi mit seiner Vita e Voce auch in Österreich im Musikverein zugange war, würde mich interessieren, ob jemand mehr zu ihm sagen kann. Im Juli hat er in München zwei Vorstellungen der "Puritani" mit Damrau in der Philharmonie platzen lassen, vorher die Eintrittsgelder kassiert und nicht mehr zurückgezahlt, wie man einigen Foren entnehmen kann.


    Mir schuldet er ebenfalls den Gegenwert von zwei Karten. Die Ankündigung auf der Vita e Voce Website die Karten innerhalb 2 Wochen zurückzuzahlen sind glatt gelogen.


    Mein Anwalt klärt noch, ob er insolvent ist. Ich beabsichtige Herrn Elsissi wegen Betrugs anzuzeigen

    Mir wird zwar nicht übel, aber ich frage mich, wie ein intelligenter Mensch, der Alfred zweifellos ist, solche Thesen vertreten kann, ohne vor Scham im Boden zu versinken.


    Davon abgesehen sind die Behauptungen schlicht falsch - nach einer Spielzeit in München, in der ich regelmäßig sowohl Premieren als auch Repertoire-Vorstellungen besucht habe, kann ich mit Gewissheit sagen, dass es keinerlei Korrelation zwischen der Art der Inszenierung und dem Publikum gibt. Bei der "Frau ohne Schatten"-Premiere beispielsweise, eine Regietheater-Inszenierung par excellence (wenn auch keine besonders gute nach meiner Meinung), war der Smoking unter den Herren weit verbreitet. Und die bessere Münchner Gesellschaft hat bestimmt nicht deswegen enthusiastisch geklatscht, weil das Geschehen auf der Bühne ihre Gesellschaftsordnung in Frage gestellt hätte oder ihnen ein Disneyland vorgegaukelt worden wäre. Mich erinnert übrigens eher eine Inszenierung wie Schenks "Füchslein" in Wien an Disneyland :P .

    Der Smoking ist bei den Opernpremieren in München in der Tat weit verbreitet. Der wird bei Premieren auch getragen, wenn - wie in der "Macbeth"-Inszenierung von Martin Kušej die Hexen andeutungsweise auf die Totenköpfe urinieren oder in seiner "Rusalka"-Inszenierung der Wassermann mit Plastiksackerl und ungewaschenem Feinripp herumschlürft. Was sagt uns das...Der Münchner ist eher bürgerlich und gutmütig, wenn er seine Sängerstars kriegt, dann passt das schon. Da kann der "Trovatore" noch so beschissen inszeniert sein, wenn der Kaufmann und die Harteros singt, ist seine Welt in Ordnung. Heranwachsende und Jugendliche wird man mit diesem Ekel-Trash nicht mehr begeistern können, den gibt es eh überall in Film, DVD und Internet.


    Die "Frau ohne Schatten" wurde zurecht wegen Petrenko bejubelt, den die Münchner ins Herz geschlossen haben. Die Inszenierung war eher orientierungslos


    Meine Abo-Nachbarin, mittlerweile 84 Jahre, hat wegen der Inszenierungen aufgegeben. Irgendwann wurde ihr der Mist zuviel, mit dem man von der Bühne aus zugeschüttet wird. Mit Bachler als Intendant hat sich die Situation nochmals deutlich verschlechtert.

    Ich fand den "Werther" am Samstag eine der gelungensten Aufführungen, die ich im Kino aus der MET gesehen habe. Auch die schauspielerische Leistung vor allem im letzten Bild und die Inszenierung fand ich überzeugend.


    rodolfo39


    Meines Wissens ist die von Hampson gesungene Bariton-Fassung eine, die von Massenet noch persönlich erstellt wurde und zwar für den Bariton Mattia Battistini. Hier ein Bild des Sängers in der Rolle.


    Von einer ruinierten Stimme würde ich bei Kaufmann (noch) nicht sprechen, allerdings ist er auf dem besten Weg dahin, aber bereits jetzt hat er unschöne Manieriertheiten wie seine ständige "Knödelei". Zuletzt hatte ich in in München bei den vergangenen Festspielen als Manrico gehört und im Unterschied zu Anja Harteros Leonora fand ich ihn alles andere als festspielwürdig. Mal sehen wie die "Forza" bei den kommenden Festspielen wird, die Karten liegen bereits im Schreibtisch. Die Premiere habe ich nur am Radio verfolgt, meinen Eindruck von der "Trovatore"-Aufführung fand ich da bestätigt.

    Auch bei mir waren es Beethoven-Symphonien:



    Einige der Jansons-Interpretationen habe ich im Herkulesaal live erlebt und war sehr begeistert.
    Er vermag dem Zuhörer den Eindruck zu geben, dass man selbst sehr oft gehörte Stücke als völlig neu erlebt.

    Mit großem Bedauern habe ich festgestellt, dass die deutsche Opernzeitschrift "Orpheus" eingestellt wurde. Auf der Website http://www.orpheusoper.de ist die Rede, dass sie vorübergehend nicht erscheint. Hat jemand weitergehende Informationen, wie es da weitergehen könnte? ?(


    Lieber Peter, ich habe den ganzen Thread nicht gelesen, vielleicht wurde die Frage schon beantwortet.


    Donizettis Oper für Giuseppina Strepponi war meines Wissens "Adelia ossia la figlia dell´ arciere"
    Eine Aufnahme davon steht bei mir im CD-Schrank