Liebe Tamino/as,
Ich überlege gerade, was am Klavier am schwierigsten zu spielen ist. Ich vermute mal, dass die Technikregeln in etwa überall gleich sind. Mir wurde immer eingehämmert, dass man ein Stück möglichst wenig oft, so spielen soll, wie es geschrieben ist, man würde dadurch Technik „wegschmeißen“. Also gibt es einige „Bosheiten“, um ein Stück immer besser zu spielen: das WTC habe ich etwa einen halben Ton tiefer und einen halben höher – bei gleichem unbequemen Fingersatz -eingelernt, da man dann in der Originaltonart die Stücke als wesentlich leichter empfindet. Ferner gilt sicher als Grundregel, dass die Muskeln der Finger möglichst locker bleiben müssen, da sonst nichts mehr geht, und man wendet auch das Hebelgesetz an, simpel bei den Tonleitern und dann bei den Arpeggis, aus dem Handgelenk heraus, bei raschen Oktaven, und bei Sprüngen, doppelt, indem man aus dem Ellebogengelenk und dem Handgelenk zusammen die Bewegung ausführt, was die Entfernung rein motorisch verringert, und somit eine weit bessere Treffsicherheit ermöglicht.
Damit schwierige Läufe möglichst glatt klingen, übt man mit Rhythmusänderungen, etwa bei 4 gleich langen Noten, die 1. und 2. doppelt so schnell, und die anderen normal, dann die 2. und 3. doppelt so schnell und so weiter. Dies auch einen halben Ton höher und tiefer.
Es gilt wohl auch, dass man Läufe nie rasch einüben soll, da man auch dadurch Technik wegschmeißt, und vielleicht kennt jemand die Etüden vom Brahms, in denen eine Hand z.B. 5 Noten spielten, während die andere im selben Zeitraum 6 spielt, oder 10 zu 11.
Da es sich dann letzlich um eingelernte Reflexe handelt, dürfte es keine unspielbare Stücke geben auf dem Klavier zumindest. Liszt gilt als „Gold“ für die Finger. Ferner gibt es noch einige Tricks, die von Lehrer zu Lehrer wohl wechseln, und auf Klavieren mit harten Anschlag zu spielen, erleichtert das Spiel auf Klavieren/Flügeln mit weichem Anschlag. Im Grunde ist man mit sich nie zufrieden, da es immer etwas zu verbessern gibt, und die Äußerung von Brendel, dass Mozart schwer sei, stimmt vor allem für seine Sonaten, da nicht so viele Noten darin vorhanden sind, und man den kleinsten Fehler hört. Aufhören mit dem Einlernen gibt es eigentlich nicht, und die Behauptung von Horowitz, er übe nie, wurde durch seine Frau, geborene Toscanini ja hinreichend dementiert.
LG
Mike