Beiträge von tmichelmgn

    Private Termine lassen eine Reise in die südthüringische Kulturstadt momentan leider nicht zu. Aber ich werde dieses Juwel unter den jungen Sängerinnen im Auge behalten. Hoffentlich klappt es in der kommenden Saison mit einem Besuch.

    Termine in der kommenden Spielzeit:


    15. September 2013 - 19:00 Uhr
    12. Oktober 2013 - 19:30 Uhr
    27. Oktober 2013 - 15:00 Uhr
    21. November 2013 - 19:30 Uhr
    29. Dezember 2013 - 15:00 Uhr
    08. Januar 2014 - 19:30 Uhr
    09. Mai 2014 - 19:30 Uhr

    Die Bilder des Theaters Meiningen zeigen Menschen in Straßenanzügen, in heutiger Kleidung, in heutigen Kulissen.


    Gleichzeitig wird erläutert, daß die Handlung der Puritaner in Plymouth, Mitte des 17. Jhd. abläuft.

    Ist mir in dem Fall ziemlich egal, weil die Handlung auch mit dem 17. Jhd. rein gar nichts zu tun hat (die Verwicklungen und Entscheidungen sind historisch absoluter Unfug). Heute wäre das Ganze wesentlich leichter vorstellbar. Insofern kann man es sich ruhig ansehen und -hören.

    Sehr sehenswert: eine etwas statische Inszenierung, aber eine für ein Haus der Größe unglaubliche Besetzung ohne Gäste. Besonders zu erwähnen die Elvira von Elif Aytekin, unglaublich, was die leistet :jubel: . Der Chor ein Erlebnis. Ovationen für das ja selten gespielte Stück. (Wiederaufnahme 15. September)

    Zitat

    Original von Ulli


    Möglicher Weise stammt die Oper aber auch nicht von Franceso oder Francesca Rinaldi [eine Namensverwandtschaft zu 'Rinaldo' besteht ja :D ], sondern eher von dem Komponisten Johann Nepomuk Findell [gef. 1682, gest. ~1739], der seinerzeit in Meiningen wirkte.


    Ulli


    Nein, die Oper stammt, wie oben schon richtig vermerkt, aus Wien. Vielleicht wurde sie auch in London aufgeführt, da hab ich aber keine sicheren Quellen.


    Thomas


    Es gibt aber wie gesagt auch Aufführungen live und außerhalb Wiens - das war der Sinn dieses Threads. Und das hat sicher auch Sinn in der Abteilung "Gestern in der Oper", denn da finden wir Rysanek selten.


    Viele Grüße
    Thomas Michel

    Zitat

    Original von Alviano


    Gewaltiger Applaus für diese unglaublich starke Aufführung. Wieler/Morabito haben eine enorme Detailarbeit betrieben – das zeigt sich an einer umwerfenden Personenregie, an vielen Bezügen auf die Religion und auch an den deutlichen Hinweisen auf antisemitische Ressentiments.


    Ich hatte die FAZ so verstanden, dass es heftige Proteste der Anhänger des Regieteheaters gegeben habe. Ist da was dran?


    Viele Grüße
    Thomas

    Zitat

    Original von audiamus
    Jochanaan, der nach Freigang nicht mehr in seinen Karzer gesteckt wird, sondern im weiteren Verlauf das Geschehen recht desinteressiert verfolgt und sich schließlich zur Hinrichtung weniger als abführen lässt, ein Hemd im Hemd und wenig beeindruckend. Manches Mädel hätte wohl eher die Opale eingesteckt.
    ...


    Unterm Strich alles das etwas sehr harmlos, woraus man wirklichen Schrecken, echtes Elend, totale Dekadenz und knisternde Erotik hätte machen können. Das Potential wäre da gewesen, vieles blieb leider in den Ansätzen stecken.
    .


    Hmmm, ich hab das irgendwie VIEL mehr Inhalt und Ausdeutung gesehen - vor allem was das Verhältnis Jochanaan - Salome betrifft, und fand wesentlich mehr Tiefe in der Inszenierung.


    Aber ich will mich da nicht wiederholen. man kann ja mal den Deutschlandfunk anhören:
    http://www.theaterherzog.de/aaa/kritiken/0603salome2.mp3


    oder MDR Figaro http://www.theaterherzog.de/aaa/kritiken/0603salome1.mp3


    Das nur als Ergänzung.


    Viele Grüße
    Thomas Michel

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    Original von Uwe Schoof


    Nun überlege ich, eine Aufführung von Händels "Siroe" zu besuchen. Leider ist sie weder im hiesigen Opernführer noch sonstwo hier beschrieben, und allgemeine Musikwerkführer besitze ich nicht.


    Dumme Frage: Wo gibt's die denn zu sehen? Ich hatte noch nie die Gelegenheit.


    Und meine Empfehlung: siehe entsprechender Beitrag aus den letzten Tagen hier im Forum: Ariodante in Halle!!!:D


    Viele Grüße
    Thomas Michel

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    Original von Zwielicht
    Wenn ich richtig gezählt habe, hat das Meininger Orchester ca. 60 Planstellen und, vor allem: mehr Musiker dürften doch in den Orchestergraben gar nicht reinpassen?


    Für "Elektra" verlangt Strauss, wenn ich das richtig in Erinnerung habe, 120 und ein paar zerquetschte Orchestermusiker - in Meiningen wird also vermutlich eine etwas ausgedünnte Fassung geboten werden? Das muss ja gar kein Nachteil sein (Stichwort Elfenmusik, Kräftemessen Sänger-Orchester) - trotzdem stelle ich mir es schwer vor, die Balance gerade zwischen Streichern und Bläsern zu wahren. Letztlich werden doch vermutlich mindestens einige Bläserstimmen unauffällig eliminiert werden...


    Man dünnt aus UND verstärkt sich, aber natürlich bei Weitem nicht auf 120.


    Beim Ring hat man seinerzeit ohnehin mit zwei Orchestern gespielt - und witzigerweise ist es so, dass es, wenn ich mich recht erinnere, tatsächlich eine von Richie :pfeif: persönlich authorisierte Fassung für kleineres Orchester gibt.


    Viele Grüße
    Thomas Michel

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    Original von pieter.grimes


    Nixdesdotrotz bleibt IMO langfristig abzuwarten, wie solche eigensinnigen Inszenierungen hier angenommen werden...
    - irgendwie hatte ich das Gefühl, dass ca. ein Drittel der Leute (u. es war - ganz gegen meine Erwartung - bei weitem nicht ausverkauft !)
    damit nichts rechtes anfangen konnte...


    Nein, solche Produktionen sind (ebenso wie die Elektra) hier nicht ständig ausverkauft. (Für die Ortsfremden: das Meininger Theater hat ca. 700 Plätze in einer Stadt mit 23.000 Einwohnern.) Das liegt zunächst am Werk - damit kann man nicht unbegrenzt Theater außerhalb der Ballungszentren füllen. Es war immerhin die 10. Vorstellung dieser Produktion. Nichtsdestotrotz muss man solche Produktionen spielen. Und für das Senioren-Abo, in dem wir da waren, war der Beifall frenetisch. Die sind meistens sehr zurückhaltend.



    Auch die Meininger Tenöre sind nicht placidissimi. Vergleichen wir halt nicht Äpfel mit Birnen: Von Eintrittspreis und Etat müsste man Meiningen mit Coburg und maximal Würzburg vergleichen und da sieht und hört man dann doch eklatante Unterschiede. Und Bettine Kampp ist eine Sängerin, die solche Rollen viel besser singt als viele andere, die das derzeit tun - und dazu ist sie eine absolut herausragende Darstellerin. Ich denke dann eben nicht an Nilsson oder Callas sondern freue mich, was ich da so für 10 + x EUR geboten bekomme.


    Ich selbst fand die Balance zwischen Orchester und Sängerin okay; hast Du vielleicht im 2. Parkett unter dem Rang gesessen? Da gibt es leider einige Plätze, wo das Orchester heftig "zuschlägt".


    Viele GRüße


    Thomas Michel

    Im letzten Sommer war ich wie immer bei den Händelfestspielen in Halle.


    Bei glühender Hitze sah ich nach vielem anderen meinen persönlichen Höhepunkt der Festspiele: "Ariodante", die Opernpoduktion des Opernhauses.


    Ariodante war eine kleine Uraufführung: das Werk wurde zum ersten Mal in der Fassung der Hallischen Händel-Ausgabe gespielt. Herausragend das Sängerensemble (Gillian Keith, Caitlin Hulcup, Agnete Munk Rasmussen, Raimund Nolte, Axel Köhler, Nicholas Sales, Alexander Geller). Das Händelfestspielorchester war wieder einmal höchst beeindruckend und bekam durchaus nicht etwa weniger Beifall als die Solisten. Es ist ja im Gegensatz zu allen anderen in den erwähnten Produktionen spielenden Orchestern zwar ein Spezialensemble mit alten Instrumenten, besteht aber aus Musikern der "normalen" Staatskapelle Halle (die auch das Opernhaus-Orchester ist), die das ganze übliche Programm spielt. Die musikalische Leitung hatte Federico Maria Sardelli. Seine extravagante Art zu dirigieren (bei der Ouvertüre flog ihm sogar der Stab ins Orchester) war auffällig, diente aber dem Werk. Ariodante ist ene Oper mit Ballett und das wurde auch nicht wegrationalisiert, hervorragend das Ballett des Opernhauses. Die Regie von Stephen Lawless war sehr beeindruckend. Der erste Akt schäumte geradezu über vor witzigen und übersprudelnden Ideen, das diente aber dazu, den Kontrapunkt zum zweiten Akt zu liefern, in dem das Leid über die Beteiligten hereinbricht. Da bleibt einem in Erinnerung das ungemein bedrohlich wirkende Ballett am Ende des zweiten Aktes, das Bild, in dem sich die Welt buchstäblich auf den Kopf stellt, die extremen tänzerischen Aktivitäten der Sängerin Gillian Keith (Ginevra), das verdeutlichende Licht in der Inszenierung. Am Beeindruckendsten aber fand ich den Schluss.


    Auch in Ariodante ist das lieto fine ein Problem: Ginevra ist gerade noch kurz vor der Hinrichtung und in der Überzeugung, ihr Bräutigam Ariodante habe sich umgebracht, da erscheint dieser in der Tür und hast-Du nicht-gesehen ist alles glücklich und die Hochzeit findet statt. Wie hier ohne Gegensatz zu Musik und Text eine glaubhafte Entwicklung der Gefühle aller Beteiligten, vor allem Ginevras gezeigt wird: verwirrt, zögend, abweisend, sehnsuchtsvoll ist ein inszenatorisches (und natürlich auch darstellerisches) Meisterstück. Als Zuschauer erlebte man ein Wechselbad der Gefühle, wie es nur die ganz seltenen Höhepunkte des Theaterlebens hervorrufen können.
    Ovationen belohnten die Beteiligten. :jubel:


    Weshalb ich darüber heute berichte? Weitere Vorstellungen dieser Produktion im Opernhaus Halle stehen kurz bevor: am 23.2., 7.3., 21.3., 24.4. und 14.5. Die Februar-Vorstellung wäre insbesondere deshalb eine Reise wert, weil es Händels Geburtstag ist und man es zweitens gut mit einer Messias-Aufführung am folgenden Abend kombinieren kann.


    Ich kann das aus vollem Herzen empfehlen.


    Das Opernhaus Halle zu dieser Produktion:


    http://www.opernhaus-halle.de/…?key=2874&cat=2007-2008-1


    Viele Grüße
    Thomas Michel

    Zitat

    Original von tmichelmgn
    Außerdem gibt es so zu sagen im "Doppelpack" inzwischen die Elektra dazu (gleiche Regisseurin, gleiche Titel-Sängerin: die wunderbare Bettine Kampp). Der Kritiker Uwe Friedrich erklärte im Deutschlandfunk die Meininger "Elektra" zu seiner Inszenierung des Jahres. :yes:


    Noch vergessen: In der aktuellen "Orpheus" ( 1+2/2008 ) findet sich ebenfalls eine positive Kritik zu Elektra und ein Portrait von Bettine Kampp.


    Viele Grüße
    Thomas

    Der Januar brachte im Staatstheater Meiningen die Wiederaufnahme der Salome. Eineinhalb Jahre "liegen" hat der Produktion von Andrea Moses nicht geschadet. Die Sänger waren hervorragend, die Regie beeindruckend, dazu gibt es Spannung durch eine musikalisch durchaus andere Auffassung des jetzigen GMD, was will das Herz des Opernfans mehr?


    Außerdem gibt es so zu sagen im "Doppelpack" inzwischen die Elektra dazu (gleiche Regisseurin, gleiche Titel-Sängerin: die wunderbare Bettine Kampp). Der Kritiker Uwe Friedrich erklärte im Deutschlandfunk die Meininger "Elektra" zu seiner Inszenierung des Jahres. :yes:


    Die (zu Recht) hervorragenden Kritiken (einschl. Kritiken in Deutschlandfunk und MDR) habe ich auf meiner Homepage verlinkt:
    http://www.theaterherzog.de/Kritiken/kritiken.html
    (Die Elektra findet sich ganz oben; die Salome weiter unten bei der Spielzeit 2005/06)


    Allerdings: für beide Produktionen gibt es nur noch wenige Vorstellungen :


    Salome: 9. Februar 2008 und 21. März 2008 - Theaterseite dazu: http://tinyurl.com/2w88zv
    Elektra: 17. Februar 2008, 7. März 2008, 29. März 2008 und 20. April 2008 - Theaterseite dazu: http://tinyurl.com/3chbse


    Viele Grüße
    Thomas Michel

    Zitat

    Original von Antracis
    Aber: Man kann aus meiner Sicht den schwarzen Peter nicht so pauschal Publikum und Kritikern zuschieben. Die holde Kunst, die wir so gerne auf der Bühne sehen, wird heutzutage halt als Hochpreisware angeboten, mehrere 100 Euro für eine Karte sind längst - gerade bei Premieren oder Festspielen - keine Seltenheit mehr.


    Leider muss ich aber widersprechen. Auch an kleinen Häusern (mit Eintrittspreisen von unter 30 EUR) werden Sänger häufig an CDs von Spitzenstars gemessen - und entsprechend kritisiert. :motz:


    Teile des Publikums sind von ihren Erwartungen her tatsächlich maßlos.
    Ob diese Leute an ihre eigene Berufsausübung auch solche Anforderungen zulassen?


    Viele Grüße
    Thomas

    Mit Erlaubnis von Alfred Schmidt poste ich das hier:


    Ich habe umständehalber 2 Karten für Rienzi in der Oper Leipzig am Sonntag, 9. Dezember, 15 Uhr abzugeben.
    Parkett Reihe 19, Plätze 5 und 6.


    Ich hätte gerne den Originalpreis dafür (zusammen 63,80 EUR).


    Jemand interessiert?


    Viele Grüße
    Thomas Michel


    Für mich hat beides Platz und Funktion:
    Mal ist mir nach hochwertiger Unterhaltung und Entspannung: dann ist mir mit einer z.B. historisierenden Aufführung sehr gedient.
    Ein anderes Mal möchte ich mich intellektuell beim Bedenken der heutigen Probleme angeregt fühlen, dann ist eine aktuelle Probleme ansprechende Inszenierung genau das richtige.


    Und wenn eine Inszenierung mitsamt der Ausstattung richtig gut ist, dann kommt es nicht mal darauf an, wonach mir gerade der Sinn steht, sondern sie packt mich - so oder so - und nimmt mich mit.


    [So geschehen bei unserer Elektra letztes Wochenende :) , aber das ist ein anderes Thema].


    Thomas

    Am Freitag sahen wir in der Südthüringischen Staatsoper Meiningen die Elektra-Premiere.
    Die Produktion ist aus meiner Sicht einer der Höhepunkte des Meininger Musiktheaters. GMD Urbanek führte Orchester und Sänger in seiner ersten eigenen Neuproduktion zu musikalischen Höchstleistungen. Das Orchester war aus meiner Sicht makellos und mitreißend. Bei den Sängern der Elektra standen natürlich die drei Frauen im Mittelpunkt: Bettine Kamp (Elektra) , Elizabeth Hagedorn (Chrysothemis) und Gail Gilmore (Klytemnestra). Alle drei sangen diese schweren Partien in einer Art und Weise, dass man kaum Luft holen konnte, so gebannt war man. Ihnen standen die beiden Herren, die Strauss mit größeren Rollen bedacht hatte (Aegisth: Hans-Georg Priese, Orest: Dominik Nekel) nicht nach, auch die viele kleinen Rollen waren gut besetzt.
    Wichtig war aber, das die Sänger nicht nur gut sangen, sie haben sich auch als exzellente Darsteller bewährt, die die Inszenierung von Andrea Moses mit Leben erfüllt haben. Und diese Inszenierung ist ein absoluter Glanzpunkt, wie man ihn wirklich selten zu sehen bekommt. Es ist eine heutig spielende Inszenierung, wie wir den Interviews ja schon entnehmen konnten und nach der Salome auch nicht anders erwartet haben. Sie reißt den Zuschauer mit den ersten Noten und der ersten Bewegung Elektras in die Handlung hinein, um ihn erst nach Ende der Oper, oder genauer genommen erst geraume Zeit später wieder zu entlassen. Sie zeigt in Übereinstimmung mit der Musik die Brutalität der Handlung direkt auf; Rache und Gegenrache, fundamentalistisches Denken auf allen Seiten haben ihre Folgen und wir können uns dem nicht entziehen. Elektra ist keine Geschichte aus dem alten Griechenland sondern etwas, was heute aktuelles Zeitgeschehen ist. Natürlich wissen wir das intellektuell, hier erleben wir es aber - und das ist ein riesiger Unterschied. Dabei ist natürlich die Inszenierung, wie wir es von Andrea Moses kennen, genau auf die Musik abgestimmt, richtig gehend choreographiert, und, was für mich bei "modernen Inszenierungen" (mir fällt auch kein besserer Begriff ein) besonders wichtig ist, deutlich und verständlich. (In diesem Zusammenhang muss man auch die Ausstattung von Christian Wiehle nennen, die ein Gutteil dazu beiträgt). Besonders intensiv Elektras "Agamemnon"-Rufe zu Beginn und das Wiedersehen von Elektra und Orest: wer so von Hass erfüllt ist wie Elektra (und Orest) empfindet auch beim Eintritt des ersehnten Ereignisses, dass ja der Verwirklichung des Hasses dienen soll, keine Wärme. Und das wurde deutlich. Sonst würde Elektra ja nicht unmittelbar nach der Befriedigung dieses Rache sterben: ein Ziel wurde erreicht, das aber nur in den Untergang und nicht in eine Zukunft führt. Verstörend der Schluß: Gewalt hat sich verselbstständigt; auch "Treue" werden nicht verschont.
    Dennoch hat die Vorstellung auch eine andere Wirkung auf mich gehabt: Oftmals legen Produktionen den Finger auf heutige Wunden und beschränken sich darauf. Diese Elektra wirkt anders auf mich: Sie sagt mir in meinemn Innersten, dass es auch anders gehen kann (und muss, wenn wir das Blutbad vermeiden wollen). Warum dieser Hoffnungsschimmer in mir aufgetaucht ist, weiß ich nicht so genau; ich kann es nicht an einer bestimmten Handlung oder Geste festmachen.
    Mehr an Handlungsdetails will ich nicht verraten: schauen Sie es sich unbedingt an und bilden Sie sich selbst Ihre Meinung. Diese Produktion dürfen Sie keinesfalls versäumen.
    Die Publikumsreaktion war eindeutig: Lang andauernde Ovationen für Sänger, Dirigenten und Orchester und ebenso geradezu euphorische einhellige Zustimmung für Andrea Moses, wie sie Regisseure nur nach ganz bedeutenden Inszenierungen erhalten.


    Erste Kritiken:
    Freies Wort: "Abgrund hinter glänzender Fassade -In Meiningen macht Regisseurin Andrea Moses Richard Strauss‘ 'Elektra' zu einem vollen Erfolg." http://tinyurl.com/3y5onp
    Thüringer Allgemeine: "Die Regie von Andrea Moses ist ein kluger Schachzug. Den fernen Abglanz des mythischen Mykene mit gegenwärtigen Katastrophen zu konfrontieren, funktionierte, auch dank einer gründlichen Personenregie." http://tinyurl.com/2778ur


    Thomas Michel

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    Original von Zwielicht


    Das habe ich allerdings schon mehrfach erlebt, z.B. nach Sylvain Cambrelings Frankfurter "Ring", oder auch nach seiner Salzburger "Katia Kabanowa".


    ganz besonders beeindruckend: nach unserem Meininger "Ring" (an vier Tagen hintereinander) standen dann gleich zwei komplette Orchester auf der Bühne, weil der Ring zwischen ihnen aufgeteilt wurde.


    Thomas

    Zitat

    Original von Zauberton
    Aber es geht noch schlimmer: Wer im letzten Akt nichts mehr zu singen hatte, geht manchmal einsam und ohne den verdienten Applaus nach Hause.


    Regelmäßig aber deshalb, weil sie heim gehen wollen. Sie haben keine Lust zu warten. Viele Theater sehen das sogar sehr ungern und erachten es als Unhöflichkeit gegenüber dem Publikum. Aber nur wenige erzwingen das Bleiben bis zum Schluss.


    Thomas

    Zitat

    Original von der Lullist
    Die Diskussion gehört zwar nicht hierher, aber ich glaube das dieses Vorturteil, dass für uns barockes Theaterspielen langweilig ist, unhaltbar ist, weil es eben noch nie wirklich ausprobiert worden ist.


    Es ist natürlich auch nicht leicht. Zur barocken Operninszenierung gehörte natürlich zwingend eine bestimmte, damals allgemein verständliche, festgelegte Gestik, die schon deshalb kaum wiederbelebt werden kann, weil es kaum Fachleute gibt, die sie kennen.


    Einen Eindruck davon bekam man im letzten Jahr in der Admeto-Inszenierung der Händelfestspiele Halle (auf DVD erhältlich), aks eine moderne Inszenierung mit barocker Gestik dargeboten wiurde. Ich fand das höchst interessant.


    Zurück noch mal zu Tamerlano: damit es keine Missverständnisse gibt: Ich fand es nicht langweilig.


    Thomas

    Zitat

    Original von Arietis
    Hallo,


    kennt jemant diese DVD?


    Ist sie zu empfehlen?


    Schwer zu sagen: ich liebe sie, weil ich die Aufführung gesehen habe (es ist eine Aufzeichnung aus dem Goethe-Theater Bad Lauchstädt von den Händel-Festspielen). Deshalb sehe ich sie weniger analytisch sondern erlebe meine glücklichen Emotionen von damals wieder. [Also: Kritiker könnte ich nie werden!:untertauch: ]


    Die Inszenierung ist sehr statisch, das kann man sehen wie man will: sie betont den Vorrang der Musik, oder wahlweise ist sie langatmig. Damals war ich begeistert und meine Frau eingeschlafen (was allerdings auch durch extrem hohe Temperaturen im Theater bedingt war).


    Insgesamt und ganz subjektiv: Empfehlung!


    Thomas

    Die Tagesschau meldet soeben:



    Der italienische Star-Tenor Luciano Pavarotti ist tot. Das teilte sein Manager mit. Pavarotti starb im Alter von 71 Jahren in Modena. Er hatte sich vor einem Jahr einer Krebsoperation an der Bauchspeicheldrüse unterziehen müssen.


    Thomas Michel


    Ich habe das nun verifiziert: die wiederaufnahme findet wie geplant am 13. 1. 08 statt :D , Karten könne bestellt werden;in Kürze auch auf der Homepage.


    Viele Grüße
    Thomas