Beiträge von brunello

    Aus unerfindlichen Gründen bin ich erst jetzt auf die Würdigung von Reri Grist gestoßen. Sie war eine meiner bevorzugten Sängerinnen und zumindest in drei Partien immer noch unerreicht - als Zerbinetta, als Despina und als Gilda. Subjektiv unerreicht als Typ und in der vokalen Umsetzung dieses Typs.
    In "Ariadne" war sie das leichtstimmige Gegenüber einer Jurinac, einer Janowitz oder einer Rysanek und gerade dieser stimmliche Kontrast scheint mir eine ideale Umsetzung der musikalischen Idee von Richard Strauss.
    Ihre Despina hatte es faustdick hinter beiden Ohren und konnte zu manchem Don Alfonso eine kongeniale Ergänzung bilden.
    Und nie vergessen werde ich ihre Duette mit McNeil oder Protti in Rigoletto.
    In der Volksoper war sie eine hervorragende Regimentstochter, im Theater an der Wien eine zauberhafte Adina, ...
    Kurz gesagt - ich vermisse sie.


    Michael 2

    Zitat

    Original von Michael M.


    Wegen der Paarung Tucker/Warren und trotz Milanov mag ich diese Aufnahme; kann aber nicht beurteilen, ob die Aufnahme der MET-Aufführung von 1956, die in den drei Hauptrollen gleich besetzt ist, eher zu empfehlen ist.



    Ich besitze beide Aufnahmen, ziehe aber die vom 17.3.1956 vor. Bei aller Wertschätzung von Jerome Hines ist Cesare Siepi doch der deutlich gewichtigere Padre Guardiano und Fernando Corena ist eine der (für mich drei) idealbesetzungen des Melitone (die beiden anderen sind Renato Cappecchi und Karl Dönch).


    Und jetzt steuere ich auch noch eine "MUST"-Aufnahme bei:
    Mitschnitt aus der Wiener Staatsoper vom 23.9.1960
    Leonora - Antonietta Stella (4,5)
    Don Alvaro - Giuseppe di Stefano (4,5)
    Don Carlo - Ettore Bastianini (5)
    Preziosilla - Giulietta Simionato (5)
    Padre Guardiano - Walter Kreppel - (3,5)
    Fra Melitone - Karl Dönch (5)


    Chor und Orchester der Wiener Staatsoper, Dimitri Mitropoulos (5)


    gesamt: 32,5/7 = 4,65


    Michael 2


    Danke für das Kompliment an Wien.
    Ich habe in der so genannten Provinz (gibt es die wirklich ?) immer wieder Sängerinnen gehört, die ich auf meine private "Watchlist" gesetzt habe und die mit der Zeit ihren Weg gemacht haben. Um nur zwei Beispiele zu nennen - in Zagreb habe ich Gabor Bretz als wirklich guten Don Giovanni gehört und heute ist er am Sprung zu einer echten Karriere, meine erste Begegnung mit Markus Eiche, der heute wesentliche Rollen an der Wiener Staatsoper singt, war vor ein paar Jahren in Wozzek in Klagenfurt. Und ich könnte noch ein paar Beispiele anführen. Andererseits gibt es unter den Mitgliedern der Wiener Staatsoper (quasi Ensemble) einzelne Sängerinnen, die dem Ruhm des Hauses nicht wirklich entsprechen (Namen nenne ich absichtlich nicht) und andere, die eine Karriere auch außerhalb der STOP und weltweit verdienen würden.
    Die "großen Alten" (zB Schöffler, Edelmann) kenne ich aus Altersgründen auch nur aus der Konserve.


    viele Grüße aus Wien
    Michael 2



    bitte verdoppeln - selbst Juan Oncina, der mich auf der Bühne nie wirklich begeistert hat, ist in dieser Aufnahme durchaus hörenswert


    Michael 2

    Lieber Gurnemanz,


    in den legendären Vinyl-Zeiten gab es vom wahrscheinlich bedeutendsten Jazz-Label "Verve" eine Kassette mit 10 (in Worten: zehn) Platten mit dem Titel "Verve Jazz Box". Jede Plattenseite war einem Interpreten gewidmet und der Bogen spannte sich über gut 40 Jahre bis in die 1970er.
    Sollte es diese Box als CD-Edition heute noch geben, wäre das vermutlich ein guter Einstieg zum Kennenlernen unterschiedlicher Stile und Interpreten.


    Michael 2

    Zitat

    Original von MosesKR1



    Die Aufnahme hat tatsächlich Referenzcharakter. Ich bitte darum, die Wertung zu verdreifachen. Danke


    DANKE - vor allem auch im Namen eines (heute nicht mehr lebenden) Solisten dieser Aufnaheme


    Michael 2

    Wien, 9. Juni 1950


    Herbert v. Karajan, Wiener Symphoniker: 4 (eine der wenigen Aufnahmen von Karajan mit Barockmusik, die ichohne Krämpfe hören kann)
    Wiener Singverein: 5


    Irmgard Seefried (Sopran): 5
    Kathleen Ferrier (Alt): 5+
    Walther Ludwig (Tenor): 5
    Otto Edelmann (Bass): 4 (da fehlt mir der letzte Ausdruck)
    Paul Schöffler (Jesus): 5 (für mich die eigentliche Überraschung dieser Aufnahme, auch wenn 5 objektiv wahrscheinlichnicht ganz stimmt)


    in den "kleineren" Partien hört man unter anderem Walter Berry als Pontifex und Otto Wiener als Pilatus


    Gesamtwertung: 33/7 = 4,7


    Tonqualität: 2,5 (Gala; gibt es aber auch in anderen - besseren ?? - Aufnahmen)


    Michael 2



    bitte verdoppeln !!!!!


    Michael 2

    Neben dieser Aufnahme fallen mir spontan noch drei weitere mit DER Kaiserin ein (kann man sich Frau ohne Schatten ohne Leonie Rysanek überhaupt vorstellen ????); alle drei sind Mitschnitte und zwar zwei aus der Wiener Staatsoper (Karajan und Böhm) und einer aus Salzburg (ebenfalls Böhm).


    Da mehr als 5 Punkte nich gegeben werden können, vergebe ich für jeden Akt der Kaiserin Leonie 5 Punkte.


    sommerliche Ostergrüße aus Wien
    Michael 2



    PS: ich suche verzeifelt (und ich fürchte vergeblich) einen Mitschnitt der Frau ohne Schatten aus Paris vom Oktober/November 1972


    Ich verdopple.
    Dass diese Aufnahme Referenzcharakter besitzt, beweist (meine ganz persönliche Meinung) die tatsache, dass sie bis heute als CD nicht im Billigbereich erhältlich ist.


    Michael 2


    das sieht von der Besetzung plus Dirigent super aus.
    gibt es diese Aufnahme auch auf CD und wenn ja, wo.


    lG
    Michael 2

    Zitat

    Original von oper337
    Lieber Gurnemanz!


    Nestroy war der erste Jupiter in Offenbachs "Orpheus in der Unterwelt" und er hat uns Offenbach nach Wien geholt,


    dafür geührt in schon Dank




    Nur so als Fiktion (vor allem für frankophile Wiener und Franzosen mit Wienbezug - und Peter ist zu diesem theoretischen Ansatz immer gerne gehört) - könntet ihr euch Nestroy als Librettist für Offenbach vorstellen ??


    @ Schauspieler
    Wenn mich meine Erinnerung nich absolut täuscht, habe ich in meiner Jugend/Kindheit (so vor ca. 45 Jahren) den legendären Helmut Qualtinger als Knieriem erlebt. Und seither habe ich mit jdem anderen Interpreten mein Problem.
    Helmut Lohner spielt Nestroy so wunderbar hintergründig (beinahe hätte ich hinterhältig gesagt/geschrieben) dass er in meiner Wahrnehmung ein idealer Interpret ist.
    Otto Schenk achtet als Regisseur meiner Meinung nach vor allem auf die billige Pointe im Text, hinterfragt aber nicht die Historie. Und da hat er in Fritz Muliar einen kongenialen Schuspieler.


    Michael 2

    Lieber Peter,


    ich schätze deine Erinnerungen an viele SängerInnen der STOP, die nur Menschen unseres Alters noch gehört haben. Bei deinem Lob von Biserka Cvejic widerspreche ich allerdings mehr als ansatzweise. Sie war, darüber ist nicht zu diskutieren, ein Mitglied des Ensembles, das immer dann angesetzt worden ist, wenn die so genannten Stars andere Verpflichtungen hatten. Und davon gab es in en 70er und auch noch 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts viele (zB. die von dir in einem Beitrag gewürdigte Lotte Rysanek, Gerda Scheyrer, Giuseppe Zampieri, Tugomir Franc, ...).
    Biserka Cvejic war - nicht nur für mich - aber eine Sängerin, bei der wir auf den Besetzungsettel geschaut haben, wer denn sonst noch singt. Denn ihretwegen wäre niemand meiner Stehplatzfreunde in eine Aufführung gegangen.
    Aber du hast natürlich Recht, denn eine Eboli, Amneris, Preziosilla, ... in dieser Qualität fehlt heute dem Ensemble der STOP. Ohne die Vergangenheit zu sehr zu verklären (schließlich lebe ich im Heute), aber die eine oder andrere Hausbesetzung, über die wir damals die Nase gerümpft haben), würde ich heute mancher Premierenbesetzung vorziehen. So wie ich manche so genannte Zweitbesetzung der prominenter besetzten Premiere vorziehe.


    Michael 2

    Mein sehr subjektiver Eindruck nach dem 1. Akt vor dem Radio:
    Dessay ist aktuell eine Idealbesetzung; sie hat den Fachwechsel von der reinen Koloratur zur höhensicheren Belcantistin wunderbar geschafft.
    Florez gefällt mir von seiner Stimmfarbe nicht wirklich (aber das ist mein persönliches Problem) und ich bin mir auch nicht sicher, ob Bellini wirklich sein ideales Fach ist (er hat mir schon auf der CD mit bartoli nicht wirklich gefallen - aber immer noch besser als diese).
    Petrusi singt mehr als anständig, die restliche Besetzung ist (positiv)rollendeckend.
    Gut der Chor, nicht sesselreißend das Dirigat.


    Michael 2

    Zitat

    Original von Fairy Queen


    Und hier gleich noch eine, meine derzeitige Lieblingsaufnahme, weil Gedda als Nadir einfach nicht zu toppen ist und Janine Micheau auch nciht viel schlechter als I. Cotrubas . das Orchester unter Pierre Dervaux für mich die reine Wonne, Ernest Blanc macht seine Sache gut und sonst ist eh alles fast egal.


    :jubel: :jubel: :jubel:
    Ich gebe als Gesamtnote einfach eine 5 und fertig!


    Die Aufnahme muss ich mir besorgen. Wenn ich mir die Besetzung ansehe (und im Geiste anhöre), könnte das eine Lieblingsaufnahme werden.
    Danke für en Tipp !!!!!!!


    liebe Grüße aus Wien
    Michael

    Ich habe Dimiter Usunov leider nur mehr als "Baum" gehört, zB. Notar in Don Pasquale und ähnliche Rollen. Aus seiner "echten" Sängerzeit kenne ich nur ein paar Mitschnitte, die allerdings beweisen (ua. Radames in einer Aida aus 1964), welche Qualitäten dieser Sänger hatte. Dass er sich nicht zu gut war, auch nach dem frühen Ende seiner Karriere neben seiner Tätigkeit als Hausregisseur (Abendspielleiter) diese Minipartien zu geben, beweist seine Verbundenheit mit der Oper allgemein und der Wiener Staatsoper besondres.
    Wenn man bedenkt, dass zu seiner Zeit alle legendären Tenöre von di Stefano über del Monaco bis Corelli - und da rede ich schon nicht mehr von Bergonzi oder Gedda, die ich beide höchst schätze - einander bei Verdi oder Puccini abgewechselt haben und Usunov praktisch in der selben Kategorie mitsang, dann ist er wohl ein zu unrecht Vergessener. Das aber sicher vor allem deshalb, weil es von ihm kaum Aufnahmen gibt.


    Michael 2

    Zitat:
    Die Paraderolle Stolzes für mich ist allerdings Loge.
    Besser gehts wirklich nicht, auch wenn ihm Zednik dicht folgt.



    In der Tat - Heinz Zednik, der ja in der Zwischenzeit auch schon nicht mehr wirklich zur Gegenwart gehört, ist/war der würdige nachfolger von gerhard Stolze.


    Michael 2

    Die letzte Aufführung einer kurzen Serie von Giuseppe Verdis „Falstaff“ ging gestern an der Wiener Staatsoper über die Bühne. Und ich sage es gleich zu Beginn, es war ein unbestreitbarer Erfolg. Das lag großteils an einem Ensemble, das anderenorts ob der Qualität als Premierenbesetzung vermutlich zu CD- oder DVD-Mitschnitten führen würde (und in Wien bis auf zwei – allerdings Hauptrollen – Mitwirkende aus dem Ensemble besetzt wird), aber auch daran, dass gestern erst die 34. Aufführung (Premiere war im Oktober 2003) in dieser Inszenierung gegeben worden ist.
    Die vom Team Marco Arturo Marelli und Dagmar Niefind bunt und als Commedia im besten Sinne mit subtilem Humor gestaltete Produktion hat in den Jahren nichts von ihrer Wirkung verloren und überzeugt ein internationales Publikum. Wie der üppige Beifall in beiden von mir besuchten Vorstellungen (letzten Sonntag und gestern) unter Beweis stellt.
    In der Titelpartie überzeugt Alan Titus mit Spiel und Stimme und straft alle Behauptungen, dass Verdi von Wagnersängern nicht auch stilgerecht gesungen werden kann, Lügen. In seiner Interpretation des alternden Lebemannes (ich denke, dass Verdi und Boito bei der Charakterisierung der Figur ein gealterter Don Giovanni vorgeschwebt ist) stimmt jede Nuance; einfach herrlich, wenn er die erwarteten Liebeserklärungen von Alice im Falsett singt. Sein Gegenspieler Ford ist mit Fabio Capitanucci ein Hausdebutant, den ich gerne auch in anderen Rollen hören würde. Sein gespielter Sig. Fontana ist ein Kabinettstück, der rasende Ehemann auf der Suche nach dem Liebhaber seiner Frau voll Komik und Peinlichkeit gleichzeitig. Mit voller modulationsfähiger Stimme kann auch er überzeugen. Michael Roider – noch aus der Premierenserie dabei – ist ein bemitleidenswerter Dr. Cajus; Herwig Pecoraro (auch er schon Premierenbesetzung) als Bardolfo und Zoltan Nagy als Pistola sind ein hinterhältiges Paar; weder vom Typ noch stimmlich optimal ist für mich der Fenton des Gergely Nemety (aber nie will ich einen schlechteren hören).
    Ildiko Raimondi spielt und singt die Alice mehr als rollendeckend, die junge Teodora Gheorghiu gewinnt hörbar an Stimmvolumen und ist eine entzückende Nanetta, Elisabeth Kulman überzeugt mit luxuriöser Stimme als hinterhältig intrigante Mrs. Quickly, Sophie Marilley als Meg.Page bleibt unauffällig.
    Einige neue Gesichter sieht man im Orchestergraben – Frauen sind glücklicherweise keine Sensation mehr. Der zur Zeit an der Staatsoper vielbeschäftigte Marco Armiliato leitet Solisten, Chor und Orchester aufmerksam und subtil.


    Michael 2

    Lieber MosesKR1,


    ganz unabhängig von seiner von mir angedeuteten (politischen) Einstellung (und darüber wird im Ridderbusch-Thtread ja schon herzhaft diskutiert) hat mich sein Sachs - in der Inszenierung von Otto Schenk - in der Wiener Staatsoper wahrlich nicht begeistert. Darstellerisch konnte er in dieser "Regie" (?) nichts bieten und auch stimmlich blieb er mir zu blass. Da habe ich vor und nach ihm andere Persönlichkeiten erlebt.


    viele Grüße aus Wien
    Michael 2

    Ich erinnere mich - sehr lange ist es zurück - an einen Abend in der Alten Universitätskirche in Wien. Im Rahmen des seinerzeitigen (aus finanziellen Gründen leider eingestellten) Sommerfestivals der Gesellschaft für Musiktheater wurde "IL LUTTO DEL UNIVERSO" aufgeführt und ich saß mit einer Freundin in der Generalprobe. Wir kannten das Stück natürlich nicht und ebenso wenig die Rollen - plötzlich ertönte von hinten eine Stimme (die eigentliche Szene war im Altarraum) und eine Sängerin hatte ihren Auftritt durch en Mittelgang. Wir sahen zuerst uns gegenseitig und dann die Besetzungsliste an. Die Sängerin, deren Stimme uns augenblicklich in ihren Bann gezogen hatte, gehörte Marjana Lipovsek.
    Ich habe ihre Laufbahn und Karriere seither aufmerksam verfolgt und viele Abende von ihr genossen - auch die oben erwähnten Dalilah und Carmen in Bregenz und auch Konzert- und Liederabende. Dass Marjana Lipovsek von Barock und Mozart zu Wagner, Strauss uä. gewechselt ist, empfinde ich mit großer Trauer. Durch diesen Fachwechsel haben (von mir sehr subjektiv gehört) Vivaldi, Händel, Bach, Mozart .... eine der besten Interpretinnen verloren.


    Michael 2



    Ich würde (sehr) viel bezahlen, gäbe es eine Aufnahme unter Bruno Walter. Das bleibt im Interesse meines Kontostandes aber wohl für immer ein Wunschtraum.
    Deiner Wertung stimme ich daher zu 95% zu.


    Michael 2





    ich verdopple !
    Michael

    Mir ist - wie meine über 80jährige Mutter zu sagen pflegt - der Opernball und das Getue im Vorfeld und rundherum schegal. Aber schön, dass wir keine anderen Sorgen haben als die Beantwortung der Frage, mit wem ein seniler pressegeiler Ex-Baumeister sein Ego aufpolieren möchte, wer in welcher Loge sitzt (oder aus welchen Gründen auch immer kommt/nicht kommt) und was der Herr H. in welchem Fernsehsender auch immer von sich gibt.


    Michael 2



    PS: An diesem Tag weist die Kostenrechnung der Wiener Staatsoper (hoffentlich wirklich) einen Gewinn aus. Vergessen wir aber bitte nicht, dass die meisten Gäste dieser Veranstaltung ihre Aufwändungen (bis hin zu Frack und Abendkleid) von der Steuer absetzen und dem Staat daher nich wenig Einnahmen entgehen ! Das ist - sehr polemisch formuliert - legale Steuerverkürzung.

    :yes::yes::yes:


    Die Zusammenfassung zuerst – wer „Le nozze di Figaro“ in einer zeitgemäßen Interpretation erleben möchte, setze sich in den Zug oder ins Auto und fahre nach Linz ins Landestheater. Mit dieser Produktion (Regie: Olivier Tambosi, Bühnenbild und Kostüme: Frank Phillipp Schlößmann, musikalische Leitung: Dennis Russel Davies) hat die Kulturhauptstadt 2009 einmal mehr den Sprung in eine höhere Klasse geschafft (wenngleich die gestrige Premiere NICHT Teil des offiziellen Programmes war).
    Olivier Tambosi, der hier schon einige Werke in Szene gesetzt hat, nimmt Text und Partitur wörtlich (nur wenige Takte sind gestrichen), erinnert an die originale Komödie des Pierre Augustin Caron de Beaumarchais und zitiert immer wieder kaum merklich die Vorgeschichte des „Barbiere di Siviglia“. Was dabei entsteht, ist nicht eine bunte Kostümorgie in einem historisierenden Ambiente, sondern Szenen einer im Alltag gelandeten Ehe, die zufällig im Schloss des Grafen spielt, aber ebenso von bürgerlichen Paaren gelebt werden könnte. Als logische Konsequenz dieser Austauschbarkeit der Umstände, sind die handelnden Personen auch mit Anzug und Krawatte oder Hauskleid und Pumps gekleidet. Und es wirkt auch nicht peinlich oder aufgesetzt, wenn die handelnden Personen sich in ihrer Unterwäsche auf der Bühne tummeln, denn Realität wird in dieser Inszenierung groß geschrieben. Diese Realität geht so weit, dass Barbarina (ähnlich der Urauführung) von einem 15jährigen Mädchen gesungen wird und auch der Chor der Dorfmädchen von Mädchen gesungen wird.
    Dass dieser Graf schon bessere Zeiten erlebt haben muss, sieht man an der Ausstattung des Schlosses. Der einstige Prunk ist bloß noch an der Dimension des Raumes zu erahnen, der in Fläche und Höhe an Zimmerfluchten bedeutender Schlösser erinnert; wenige Requisiten zitieren das Interieur und ermöglichen einen schnellen Szenenwechsel auch während des Spiels.
    Wunderbar gezeichnet sind die Personen, und zwar bis zur kleinsten Rolle. Graf und Figaro sind einander beinahe zum Verwechseln ähnlich, Bartolo ist die personifizierte Hinterhältigkeit, Susanna ein reizendes Biest, die Gräfin liebend und verzweifelt gleichzeitig, Cherubino pubertierend androgyn mit langen Haaren, und nicht zuletzt die hervorragend karikierte Charakterstudie der Marcellina.
    Trotz herrschender Grippewelle kommt auch die gesangliche Seite nicht zu kurz und es spricht für Linz, dass einzig Christiane Boesiger (Contessa) nicht dem hauseigenen Ensemble angehört, alle anderen Rollen aber bestens aus ebendiesem besetzt werden können. Martin Achrainer ist ein stimmgewaltiger, aalglatter Graf Almaviva, der in Steffen Rössler einen stimmlich wie darstellerisch ebenbürtigen Figaro zur Seite und als Gegenspieler hat. Deren Partnerinnen sind Christiane Boesiger, die mit der Gräfin eine neue Rolle gefunden hat, mit der sie auch an prominenteren Häusern reüssieren könnte und die die vom Gatten betrogene und gedemütigte Frau szenisch und stimmlich mehr als glaubwürdig erleben lässt und als Susanna die junge Anja-Nina Bahrmann, die optisch und gesanglich überzeugen kann. Ein wenig zu hell ist mir die Stimme von Katerina Hebelkova, die sich als Cherubino dem Publikum als neues Ensemblemitglied erfolgreich vorstellen konnte. Karen Robertson spielt die Marcellina als herrlich schräge Figur, eine Charakterstudie ist auch William Mason als Bartolo. Und auch Basilio, Don Curzio und Antonio sind mit Matthäus Schmidlechner, Hans-Günther Müller und vor allem auch Leopold Köppl stimm- und typgetreu besetzt. Ein besonderes Lob verdient die erst 15jährige Nadine Follrich als Barbarina.
    Gut einstudiert waren auch der Chor des Landestheaters Linz und der Singschulchor der Stadt Linz. Das Bruckner Orchester Linz konnte unter seinem Chefdirigenten Dennis Russel Davies einmal mehr sein Können unter Beweis stellen.
    Trotz des späten Endes nach 23 Uhr bejubelte das Publikum begeistert eine mehr als gelungene Premiere. Und ich werde noch ein zweites Mal kommen.


    Michael 2

    Hallo Peter,


    wie ist diese Aufnahme in der Tonqualität. Die Aufnahmen aus dem La Fenice, die ich besitze und die auch aus dieser Edition stammen, begeistern mich von der Tonqualität nicht. Da ist oftmals sehr viel Rauschen zu hören - und das liegt nicht nur am Alter.


    Michael 2