Beiträge von Travinius

    Naja, Köln ist der Ur-Saturn (neulich bei einer Führung über den Kölner Melaten-Friedhof haben wir das bereits erworbene Grabmal des Gründers und seiner Frau besichtigt - möge ihnen noch ein langes Leben beschieden sein). Sie werben und kokettieren mit der größten CD-Auswahl der Welt. Dazu gehörte immer auch eine Klassikabteilung von immensem Umfang, mehr als Dussmann in Berlin oder Beck in München. Es wäre schade, wenn sie dieses außergewöhnliche Angebot einfach dem schnöden Mammon opferten.

    Hmmm... heute habe ich bei Saturn in Köln reingeschaut... die Enttäuschung war schon groß.


    Zum einen ist das Parken teuerer geworden (!) - statt während der Umbauten vielleicht die Preise zu senken...


    Dann habe ich die Roussel-Box, die ich neulich in Düsseldorf erwarb, dort für einen 10% höheren Preis gesehen, also auch preislich wird der Laden eher unattraktiv.


    Der Verkäufer hat einen tief sitzenden Frust, ist über das Angebot und die Situation vermutlich unglücklicher als wir; - ich kann mich entscheiden, das Geschäft zu meiden, er MUSS da täglich hin.


    Außerdem glaubt er nicht, dass die Klassik jemals zu alter Größe zurückkehre... warten wir es ab und beobachten das, vorläufig werde ich Saturn Köln jedoch meiden. :|:wacko::no:

    Ich hatte heute morgen die I.Symphonie mit Partitur auf dem Schoß - reinster Impressionismus; vier Jahreszeiten meet Impressionismus...


    Heute dann tief enttäuscht aus dem Saturn in Köln zurückgekehrt... aber damit das Parken nicht so teuer war, wenigstens noch bei Naxos geplündert:

    .oO(Und ich wusste nicht, dass die früher näher am Dom waren...)


    Bei Tonger werde ich mit CDs nicht so häufig fündig, dort spreche ich meistens eher für Partituren und Literatur vor; das aber oft und gerne!

    Da ich mich grundsätzlich erstmal für jede Art von Musik interessiere, habe ich mich auch im Mittelalter oder davor umgeschaut (obwohl Musik der Antike häufig wirlich viel mit Raten und Glauben zu tun hat...)


    Gefallen hat mir da Einiges.


    Besonders bemerkenswert fand ich diese CD mit dem Chant de l'Eglise de Rome, über den ich vor einigen Jahren mal stolperte:


    Die Sachen wirken sehr fremdartig, gar nicht wie das, was uns die Massenmedien gerne als 'Gregorianik' verkaufen wollen; manchmal mutet es eher morgenländisch an, mit mikrotintervallischen Melismen über langen Haltetönen... höre ich immer mal wieder gerne.


    Und eine meiner Lieblings-CDs ist das Graduale der Alienor von Bretagne, ein Beispiel früher Mehrstimmigkeit mit herrlichen Frauenstimmen:


    Das sogenannte 'Mittelalter' ist eben eine sehr lange und sehr vielschichtige Epoche. Man darf auch nicht vergessen, dass die Kommunikationswege damals viel länger waren und darum die kulturelle Durchdringung nicht in diesem irrwitzigen Tempo ablief wie sie das im Internetzeitalter tut.

    Ja, so halte ich es auch: keine Sammlung, aber einige Erinnerungsstücke an Künstler, die mich besonders beeindruckt haben und denen zu begegnen ich das Vergnügen hatte. Mit einigen konnte man sogar ein paar Worte oder gar einige Sätze wechseln...

    Salve!


    Dadurch, dass ich dort häufiger mit einem CD-Verkäufer meines Vertrauens plaudere, war ich vor der Kellerecke in Köln gewarnt.


    Aber: Ihr könnt Eure Besuche verschieben, das ist nur ein Umzug auf Zeit. Das Haupthaus, das denkmalgeschützte historische Hochhaus des Ur-Saturn, wird entkernt und saniert. Für diese Zeit mußten alle Abteilungen weichen. Das bleibt nicht so.


    Man hofft, nach dem Rückzug wieder dieselbe Anzahl Regalmeter zu haben, wir vorher, vielleicht räumlich etwas bedrängter. Warten wir es ab.


    Fest steht aber auch, dass aus betriebswirtschaftlicher Sicht eine solch große Abteilung für ein Nischenpublikum bedenklich ist, und das es letztlich ein Luxus ist, sich solche Abteilungen wie in Düsseldorf auf der Kö (die wird nach der Sanierung des Sevens auch wieder größer) und Köln zu halten.


    Dennoch habe ich die Möglichkeit gerne genutzt, dass dort auch Sachen mal einfach so bestellt wurden, damit man vor dem Kauf nochmal in Ruhe reinhören konnte, und habe gerne auch einen oder zwei Euro mehr bezahlt als bei amazon, weil ich mich gerne mit den Verkäufern unterhalte, weil ich Dinge, die ich entdecke, gleich als Beute heimschleppen möchte etc...


    Warten wir es ab, es wird sich aber lohnen, im Herbst nochmal nach Köln zu fahren!

    Außerdem ist nicht zu verachten, dass Sawallisch das Werk hier komplett, ohne Streichungen eingespielt hat; dadurch konnte ich hier einer meiner Lieblingsopern noch zahlreiche neue Facetten abgewinnen!


    Heute nochmal Romantik:

    Wieder mal eines der Werke aus der Kategorie "Wie konnte mir das solange entgehen?!?".

    Die Klavierkonzerte vom Meister, gespielt vom Meister - heute das 3. und 5., meine beiden Lieblinge:


    Bei Beethoven merkt man es immer wieder: perfekt ist ein Kunststück nicht, wenn man nichts mehr hinzufügen, sondern wenn man nichts mehr weglassen kann. An diesem Meister muss sich jedes Klavierkonzert messen lassen, und das m.E. bis heute!

    Die Vier Jahreszeiten können auch metaphorisch umgesetzt sein. Bei Charles Ives stehen amerikanische Feiertage stellvertretend für die vier Jahreszeiten:

    • Washington’s Birthday steht für den Winter
    • Decoration Day steht für den Frühling
    • The Fourth of Julysteht für den Sommer
    • Thanksgiving steht für den Herbst (hier kommt auch ein Chor zum Einsatz)



    Wir sollten noch ein bis 2 Tage Material sammeln - und dann langsam beginnen - wer eine Aufnahme verfügbar und Lust dazu hat - darüber zu schreiben inwieweit man das Thema auch musikalisch erkennen kann - oder zu erkennen glaubt - bzw inwieweit zu vermuten ist, daß sich der Werktitel nur am berühmten Vorbild Vivaldis anhängt - um bekannter zu werden.....


    Ich glaube nicht, das Ives sich einem Vorbild anhängt.


    Die Vier Jahreszeiten sind ein ganz beliebter Topos, sowohl in der Musik als auch in der bildenden Kunst. Man hat a priori die Vierteilung des Werkes, d.h. man kann vier Sätze gestalten, vier Wände in einem Schloß ausmalen etc.
    Außerdem hat jede Jahreszeit einen durch die Jahrhunderte geprägten 'Charakter' und kann damit auch als Parabel für menschliche Charaktere oder Stimmungen herhalten.


    Nein, ich glaube Vivaldis Vorbildfunktion spielt dabei nur eine untergeordnete Rolle.

    Durch einen glücklichen Umstand (meiner Frau verdankend, die mitwirken durfte) wurde ich in den Besitz einer solchen Karte gesetzt - sehr kurzfristig, dafür erstklassig in der ersten Reihe. (Diese Karten bekam der Chor aus den Beständen der vergebenen Kontingente, die zurückgegeben wurden).


    Das Konzert war ausgesprochen bewegend, der japanische Stardirigent Yutaka Sado dirigierte einen emotional aufwühlenden Beethoven auf höchstem Niveau, zu dem alle Musikerinnen und Musiker durch höchsten persönlichen Einsatz beitrugen. Auch die für mich etwas gewagte Kombination zweier Orchester (Düsseldorfer Symphoniker und WDR-Orchester Köln) führte zu einem runden, stimmigen Ergebnis - für die Rheinländer: et jeht doch zesamme!


    Der Chor hatte meiner Meinung nach einen seiner besten Tage.


    Beschlossen wurde das Konzert durch eine stehend dargebrachte Schweigeminute des gesamten Saals, anschließend gekrönt von frenetischem Applaus, stehenden Ovationen und zahlreichen Bravo-Rufen. Herr Sado war zu Tränen gerührt und sich bei allen Mitwirkenden wiederholt und sehr menschlich bedankt.


    Ich hoffe, dass unsere zahlreichen japanischen Mitbürgerinnen und Mitbürger in und um Düsseldorf etwas davon zehren können, wie viele Menschen bei Ihnen stehen und sie stützen möchten - und dass sie sich in unserer Stadt nach wie vor willkommen und geborgen fühlen.


    Wenn ein Land als Beispiel herhalten kann, wie man aus einem Land in Trümmern wieder ein funktionierendes Gemeinwesen bauen kann, dann doch unseres. Dieses Mal wurde Japan nicht von Menschen zerstört, sondern von der Natur, aber auch hier müssen alle an einem Strang ziehen und gemeinsam ihr Land wieder aufbauen - und ihre Freunde sind bei ihnen.

    Ich habe mein Kontingent noch nicht voll und liefere weiter häppchenweise (Nummer Vier und Fünf, wenn ich mich nicht verzählt habe):
    Keine Ahnung, warum die Symphonie mir erst jetzt begegnet ist, aber ich würde sie nicht hinter den epochemachenden Werken von Chausson oder Franck ansiedeln:
    Paul Dukas (1865-1935): Symphonie C-Dur für Orchester (1896)


    Ebenfalls erst jüngst kennengelernt (und vom Dirigenten selbst wärmstens ans Herz gelegt worden...) - und ich habe mich gleich in das Werk verliebt:
    Sergei Eduardowitsch Bortkiewicz (1877-1952): Symphonie Nr.2, op.55

    Die erste Symphonie hat auch viel Schönes, aber angesichts der Beschränkung auf 12 Werke und wegen des mir persönlich zu pompösen Finales mit der Zarenhymne bevorzuge ich die Zweite. Eine wunderschöne, russische Finalsymphonie voller Klangfülle und schöner Melodien sowie feierlicher Blechchoräle.

    Dafür sind die Basispreise deutlich höher als z.B. beim Konkurrenten amazon. Geschenkt gibt's nirgendwo etwas.


    Das muss nicht sein - hier lohnt sich direktes Vergleichen. Mitunter hat jpc unschlagbare Sonderangebote (zum Beispiel jüngst beim Jansons-Schostakowitsch). amazon.de hat diesen Preis nur gebraucht gehalten.

    Deine Reaktion ist nachvollziehbar und verständlich, Axinja, und Dein schlechtes Gewissen ehrt Dich. :-)


    Ich habe eher den Verdacht, dass die Karten zu 80% unter den "Großkopferten" verteilt wurden und nur Bruchteile überhaupt auf den Markt kamen. Denn eine komplette Tonhallte bekommt man nicht in zehn Minuten voll... das können nicht viele freie Karten gewesen sein.

    Tatsächlich kannte ich das 'Adagio for Strings' bis vor einer Weile gar nicht, das Barber-Konzert gespielt von Hilary Hahn war mein erster Kontakt mit den Orchesterwerken von Samuel Barber, weil ich mir die Hahn-CD-Box von Sony gekauft hatte und da war das nunmal bei. Zuvor kannte ich die Summer-Music und mochte sie sehr, aber noch nicht mehr von Barber.


    Ich glaube, das war ein Glücksfall, denn dieses Werk in dieser Interpretation rief sofort nach mehr!

    Bei Facebook lese ich, dass bereits alle Karten vergeben sind. Bereits bei der Öffnung haben sich lange schlangen gebildet.

    Zitat

    Zitat des Facebook-Eintrags:
    Innerhalb von wenigen Minuten sind alle Platzkarten vergeben worden. Viele Anfragen konnten leider nicht mehr berücksichtigt werden. Der Ansturm war enorm. Vor der Öffnungszeit bildete sich eine lange Schlange vor der Konzertkasse der Tonhalle bis weit hinaus auf die Straße.


    Also kein Treffen... - und kein Konzert.

    EMI ist mit Masur auf 5CD (in der Neuauflage) voll gespickt und kompletter und enthällt neben den 13 Dichtungen + Mephisto-Walzer Nr. 1 noch zusätzlich Mephistowalzer Nr.2, die Dante- und Faust-Sinfonien !
    Jetzt must Du entscheiden.


    Hmm... ich habe die alte Version der fünf CDs in zwei Doppel- und einer Einzel-CD; einen Mephisto-Walzer I finde ich da nicht, und auch nicht in der Titelliste der Box bei JPC, dafür aber noch die zwei Faust-Szenen für Orchester. Bist Du sicher, dass der Mephisto-Walzer I wirklich instrumentiert und in der Box ist?



    Nachtrag: Inzwischen habe ich noch etwas recherchiert und mal in das eine oder andere Hörbeispiel gehört, das unter 'Mephisto-Walzer Nr.1' im Internet (iTunes, amazon etc.) zu finden war. Offenbar ist das identisch mit dem 'Tanz in der Dorfschenke', der Nr.2 aus den 'Szenen aus Lenaus Faust'. Dann passt das wieder insofern, als dass dieses Stück auch auf den o.g. CDs schon enthalten war.

    Apropos Werbung... der Geil-ist-Geil-Laden hat bis übermorgen wieder eine 'nimm 3, zahl 2' - Aktion, das heißt, von meiner heutigen Beute gab es quasi eine CD umsonst (für einen Cent genauer gesagt):


    Der Graupner geht übrigens eindeutig auf Dich, Alfred! Du hast so in höchsten Tönen geschwärmt... Allerdings habe ich auch nur wenige Sekunden reingehört und dann war es auch um mich geschehen! Dieser Azzolini ist schon ein Teufelsfagottist!

    Brahms verfolgt meines Erachtens einen wesentlich akademischeren Ansatz als Raff, seine Symphonien sind Meisterwerke der 'absoluten Musik' (sehr zur Freude von Hanslick...) - Beinahmen wie 'Frühling' etc. kann ich mir bei Brahms nur schwer vorstellen.


    Respighi und Strauss laufen hier für mich ausser Konkurrenz, weil sie mindestens eine Generation jünger sind. Wenn zwischen Strauss und Raff Einflüsse auszumachen sind, dann wird Raff Strauss beeinflusst haben. Angesichts der Tatsache, dass Raff seinerzeit zu den meistgespielten Komponisten in Deutschland zählte, wie ich neulich las, wird Strauss sich sicher mit seinen Partituren auseinandergesetzt haben. Wobei Strauss ja nie im strengen Sinne studiert hat, aber dirigiert hat er eine Menge. In seiner Biographie habe ich nichts über eine Beziehung Raff/Strauss gelesen, ist also reine Spekulation.


    Bruckner instrumentiert blockhafter, seine ganze Arbeit ist monolithischer. Ich persönlich kann nicht sagen, was ich für 'besser' halte; Bruckners Orchesterbehandlung ist stark von der Orgel beeinflusst, dem Denken in 'Registern'. Raff arbeitet nach meinem Empfinden filigraner, feiner. Man kann nicht sagen, dass Raff gigantische Symphonien zur Ehre Gottes schreibt, Bruckners Ansatz ist ein gewaltiger, die Produkte sind gewaltig.


    Schumann... der wiederum ist eine Generation älter, Raff ist eher eine Art 'Erbe Schumanns'. Mitte des 19. Jahrhunderts gab es verschiedene Wege, die ein Symphoniker einschlagen konnte: die Richtung, die zur Symphonischen Dichtung, zur Programmmusik und zum Musikdrama Wagnerscher Prägung führt, und den Weg, der von Schumann zu Brahms führt. Und wenn man den Weg von Schumann zu Brahms weiterverfolgt, begegnet man meiner Meinung nach zweifellos Raff.


    Ich glaube, dass es bei diesem Komponisten noch viel Interessantes zu entdecken gibt!