Die Fehlzuschreibungen sind einerseits ein Symptom dafür, daß man anderen Komponisten (deren Werk man häufig nur unzureichend kennt) bestimmte Werke und Qualitäten nicht zutraut, andererseits ein Zeichen, daß diese eben auch gut schreiben konnten.
Eine Diskussion von Motivationen für Fehlzuschreibungen wäre sicher auch interessant. Die "Gier" nach Werken von anerkannten Meistern spielt sicher eine große Rolle. Oder die romantische Verklärung nach einem frühen Tod, wie bei Pergolesi oder Mozart.
Ein Grund ist sicher die übertriebene Platzierung einiger Komponisten auf den höchsten Podesten, während man die große Menge undifferenziert vernächlässigt hat und viele der möglichen Kandidaten überhaupt nicht kennt. Ich vertrete immer die These, daß man die Besonderheit (ich sage bewußt nicht: Größe) eines Bach, Beethoven oder Mozart nur sehen kann, wenn man all das sieht, was ihre Zeitgenossen hervorgebracht haben. Gerade Mozart hat sich viele Inspirationen bei seinen Kollegen geholt, und meistens etwas Interessanteres daraus gemacht, aber deswegen muß man seine Quellen nicht abqualifizieren. Und die Werke werden ja nicht schlechter, nur weil sie doch nicht von einem der (meistens von der Nachwelt) so betitelten "Großmeister" sind - dann waren die "Kleinmeister" eben doch etwas "größer" ... Vergleiche mit Ausnahmeerscheinungen wie den drei genannten führen zwangsläufig zu Ungerechtigkeiten. Ich denke, man sollte erst mal versuchen, jeden Komponisten mit seinen eigenen Meriten zu sehen. Die zitierten "Schubladen" halte ich für überholt - die Verflechtungen und Einflüsse sind weit differenzierter als es sich die Musikhistoriker dachten, die sie erfunden haben.