Beiträge von miguel54

    Ich habe bei meinem Umzug vor einem Dreivierteljahr grob gezählt: an die 6.000 CDs - davon ca. 50% Klassik (90% davon in HIP), Jazz und Weltmusik und eine wenig Pop und Folk teilen sich den Rest.


    Alles steht in der neuen Wohnung in 20 cm tiefen Regalen von Lundia.


    Ordnung im Jazz etc. alphabetisch nach Musikern oder Bandname.
    Ordnung in der Klassik chronologisch nach Komponistengeburtsdatum, die Anthologien dazwischen wo es passt.
    Die Abstände zwischen den Regalböden sind ziemlich knapp, weshalb die meisten Box-Sets in einem Bücherregal an einer anderen Wand stehen.

    Robert Schumann wohnte in Düsseldorf nur ein paar Ecken entfernt von den Werkstätten des Klavierbauers Johann Bernhard Klems, aber erst vor kurzem ist endlich eine Aufnahme seines späten Klavierwerks auf einem solchen Flügel erschienen, der ausgesprochen gut dazu passt:


    Nach dem neusten Stand der Forschung könnte Mozarts Walter-Flügel durchaus Tangentenmechanik gehabt haben - näheres im Kommentar zu dieser ausgezeichneten Doppel-SACD:



    Und Clavichord hat er auch die ganze zeit gespielt, sein Reiseclavichord ist wenn ich mich nicht täusche, erhalten geblieben, sehr angemessen hier von Christopher Hogwood demonstriert und momentan sehr günstig zu haben:


    Zitat

    Original von Ulli
    In HIP jedenfalls kannst Du es haben, gefällt mir ausgesprochen gut:



    Gespielt von Andreas Staier auf einem ca. 1850er J. B. Streicher! Zudem in angenehmer Preislage...


    Ich habe Staier (auf einem Graf!) damals mit dem Schumann-Konzert live in Frankfurt gehört - mit dem Freiburger Barockorchester! Der Mozart-Saal der Alten Oper war voller HIP-Fans, und sie haben entsprechend enthusiastisch gespielt, und Staier hat die Kadenz im ersten Satz improvisiert oder was weiß ich, es klang auf jeden Fall völlig anders als auf der Platte mit Herreweghe - das Konzert war um Klassen besser, Herreweghes Lesart ist eigentlich das übliche "Romantische" - mit dem FBO waren Beethoven und im Klavierpart Bach viel näher.


    Mehr Klavier- und Kammermusik zum Schumann-Jahr würde ich mir von Tobias Koch wünschen ...


    2006 ist übrigens einiges an Publikationen vor allem zu seinen letzten Lebensjahren erschienen, und es gab mindestens zwei sehenswerte Ausstellungen dazu - so fruchtlos war das Schumann-Jahr 2006 nicht.

    Einen wirklich eigenständigen editorischen Charakter kann ich in dieser Serie nicht erkennen - das ist wie wenn CPO seine CD-Preise nach einiger Zeit senkt, nur daß HMF dann gleich von schwarz auf weiß schwenkt. Die Serie hat es vor vielen Jahren schon mal gegeben, da waren es noch jewel cases, heute sind es digipaks.


    Ich wüßte da etliche ausgefallene Titel, auf deren Wiederveröffentlichung ich bisher leider vergeblich warte. In dieser Billigversion "entdeckt" habe ich eigentlich nur diese CD, die hatte ich beim ersten Mal verpasst:



    Aber auch hier steht das Hauptwerk der CD, Georg Muffats Missa "In labore requies", nur kleiner drauf X(


    Generell hat HMF viele Titel inzwischen mehrfach recycelt, z.B. in den Jubiläumsserien, andere dafür eben gar nicht, und weniger wagemutig als früher erscheinen sie mir auch.

    Zitat

    Original von John Doe
    Wenn ich ein eigenes Label hätte - schauen, dass ich die Linzenzen für die Haydn- und Mozarts Klavierkonzertzyklen unter Hogwood bekäme, um dieselbigen dann mit den gleichen Künstlern vollenden zu lassen.


    Zitat

    Original von der Lullist
    ... und eine Neuauflage der bei L'oiseau Lyre erschienen Haydn Symphonien und eine damit verbundene Vortsetzung mit der Academy of Ancient Music unter Christopher Hogwood, damit der für mein Empfinden beste Haydn Zyklus endlich vollständig wird.


    Da wären wir schon mal drei ...

    Zitat

    Original von Johannes Roehl


    Da wäre ich auch dabei. Bei CPE und WF Bach bin ich zwar mit dem wenigen, was ich kenne eigentlich ganz zufrieden. Aber ich kenne eben noch nicht sehr viel, da gibt es sicher noch einiges, was fehlt oder nicht zufriedenstellend vorliegt. (Allerdings habe ich noch nie eine CD gehört, auf der mir ein Clavichord wirklich gefalllen hätte, insofern präferiere ich Cembalo).


    Bei CPE Bachs Musik für Tasteninstrumente ist man mit der Serie von Miklós Spányi (Folge 19 bei den Werken für tasto solo, Folge 17 bei den Konzerten erreicht) ja mittlerweile bestens versorgt. Aber da gibt es auch eine gute Werkausgabe, die für Wilhelm Friedemann gerade erst begonnen hat - Band 1 und 4 sind gerade im Erscheinen. Das neue Werkverzeichnis erscheint im Januar 2010 - danach müssten einige Labels eigentlich neue Booklets und Einleger zu ihren CDs drucken lassen :D ..... Ich bin froh, wenn dann die Werke von Hässler endlich unter dessen Namen eingespielt werden.
    Am liebsten wäre mir natürlich parallel Cembalo und Clavichord. Zum Angewöhnen empfehle ich Paul Simmonds:


    ---><---


    Bei Simmonds direkt bekommt man die CDs allerdings wesentlich günstiger, vor allem die von Ars Musici, das offenbar als Label kaum noch existiert.

    Zitat

    Original von Alfred_Schmidt
    Ich habe mich über eine Brillant-Classics (HIP) Aufnahme der Haydn Violinkonzerte Nr 1, 3 und 4 gewagt und wurde mit einer seihr individuellen italienischen Lesart der Werke belohnt, die sich von den mir sonst bekannten Aufnahmen doch relativ stark unterscheidet.
    Ich meine, einen Hauch von Vivaldi durchschimmern zu hören, was den Werken indes neues Leben und neuen Schwung verleiht.




    Lieber Alfred, die Italianitá des Ensembles ist ja nicht weiter verwunderlich - zum einen sind sie Italiener, zum anderen haben sie seit mindestens zehn Jahren eine ganze Reihe von gelobten Aufnahmen mit Vivaldi, Tartini, Veracini u.a. veröffentlicht, u.a. mit Christopher Hogwood als Leiter. Eine Suche bei JPC wird etliches offenbaren ...

    Ich würde die kompletten Werke von Wilhelm Friedemann Bach nach der im Erscheinen begriffenen neuen Gesamtaufgabe aufnehmen lassen, Paul Simmonds müßte da auf jeden Fall prominent dabei sein auf dem Clavichord.


    Johann Sebastian Bachs Cembalomusik auf Hass-Nachbauten mit 16" Register.


    Robert Schumanns Klavier- und Klavier-Kammermusik in HIP, vorzugsweise mit Tobias Koch. Dtto. Mendelssohn.


    Auch alles nicht soooo utopisch ...


    Johannes' Beethoven-Wünsche könnten auch von mir sein. :hello:

    Um den Gegenbeweis zur These, das 20.Jahrhundert habe nur 40 oder 50 jahre gedauert, anzutreten:


    - Darius Milhaud (La création du monde)
    - Paul Hindemith (In einer Nacht)
    - Thierry de Mey (Musique de table, aber eigentlich jedes Werk von ihm)


    Der letztgenannte lebt noch - bin gespannt ob er hier irgendjemandem bekannt ist.

    Wie heißt denn das Buch von Beikircher genau, und wie ist es so?


    Der Name Dissonanzen Sinfonie spukt auch in den Datenbanken vom Bielefelder Katalog herum, die gerade bei Friedemann Bach Fehleinträge produziert, weil Werke ohne Falck-Vereichnis-Nummern mit anderen mit Nummern in der gleichen Tonart verwechselt werden u. dgl. - der Katalog ist manchmal ein Graus ...


    Grüße
    Miguel

    Ich habe nochmals nachgeforscht und kann die Herkunft des Namens "Dissonanzen-Sinfonie" für Wilhelm Friedemann Bachs Werk nicht erruieren. In keiner seriösen Quelle incl. der letzten Lexikonartikel und Beiheftartikel ist er erwähnt. Nur eine Einspielung, die von Hartmut Haenchen, benutzt ihn. Mit den Intentionen des Komponisten hat er sicher nichts zu tun, und mehr Dissonanzen als in anderen Werken der Zeit höre ich auch nicht.
    Diese später erfundenen Beinamen sind immer mit Vorsicht zu genießen ...

    Was die Gedankenfreiheit angeht, sind wir uns einig.
    Ich kann schon hören, wenn eine Interpretation auf modernen Instrumenten gut gemacht ist, kaufe sie mir auch, wenn ich keine Alternative habe, aber so "anmachen" wie der Klang der historischen Instrumente konnte mich bisher keine. Da bleibt ein letzter Rest von geschmacklicher Präferenz.
    Wahrscheinlich müsste ich mich des Steinway-Klanges 10 Jahre enthalten, um ihn wieder zu mögen ...


    Bei meinem Instrumentarium gibt es ähnliche Entwicklungen im Instrumentenbau, was z.B. den Klang von Congas oder Schlagzeugfellen oder Becken angeht - auch da gibt es einen Klang von Instrumenten aus den 1950er Jahren, der kaum noch zu bekommen ist, weil sich der allgemeine Geschmack verändert hat und der Instrumentenklang sehr den Bedingungen von Mikrofonabnahme und Verstärkung angepasst wird, auch da bin ich sozusagen HIP :D - da wurde etwas gewonnen und anderes verloren. Ich versuche seit zwanzig Jahren, ein Becken zu finden, das so klingt wie die von cubanischen Timbales-Spielern in den 1950er Jahren benutzten - die schmiedet keine Firma mehr so, die alten sind in festen Händen, und Einzelanfertigungen sind nicht machbar oder unerschwinglich!


    Die von Dir erwähnten "Mängel" des Cembalo sind mir bewußt, stören mich aber nicht - wenn es nur so schön klingende Flügel wie Fazioli oder Bösendorfer gäbe ...


    :hello:

    Zitat

    Original von Luis.Keuco... Und wer mit dem Weihnachtsoratorium Richters oder Jochums als Kind sozialisiert wurde und so das "Klassikvirus" eingeimpft bekam, ...


    Ich finde das spricht einen sehr wichtigen Punkt an. Die Hörgewohnheiten, mit bestimmten Aufnahmen und Klängen verbundene Gefühle etc.
    Im Prinzip gibt es tendenziell zwei Grundtypen von Hörern (zumindest habe ich das oft so erlebt):
    Der eine bleibt gerne bei seinem gewohnten Klang
    Der andere sucht neue Hörerfahrungen


    Ich gehöre offenbar zum zweiten Typ, bin auch mit konventionellen Sinfonieeinspielungen aus dem Plattenschrank meiner Mutter aufgewachsen, mochte das irgendwann aber nicht mehr hören. Die HIP hat mich für die Klassik wiedergewonnen, Bach würde ich ohne sie überhaupt nicht mögen!
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    Warum gerade das Klavier eine Sonderstellung bekommen soll, kann ich einfach nicht nachvollziehen. Klanglich ist das moderne Klavier nicht näher an Bachs Klangwelten als ein Synthesizer. Ein moderner Musiker, der mit dem modernen Klavier ausgebildet wurde, sieht "Claviermusik" und stellt sich natürlich den Klang und die Möglichkeiten dieses Instrumentes vor. Aber das ist etwas völlig anderes als das Klangbild vor Bachs innerem Ohr. Dazu gehört der Saitenklang durch den verschiedenartigen Anschlag, aber auch die Stimmung. Mir persönlich klingt alles in gleichschwebend temperierter Stimmung mit dem für mein Empfinden zu weichen und gleichförmigen Klang des modernen Klaviers zu monochrom. Das gefällt mir nur bei Jazzpainisten oder Musik des 20. Jahrhunderts, und selbst da bevorzuge ich z.B. 100 Jahre alte Steinways und Bösendorfers vor den neusten Modellen. Viele Jazzpianisten schwärmen, wenn sie mal auf so einem Flügel spielen können. Ein Akkord auf einem Cembalo erzeugt wegen der andersartigen Stimmung und des Obertonreichtums einen ganz anderen Zusammenklang und Wirkung.


    Geschmack und Gewohnheit sind als Determinanten nicht zu unterschätzen, dürfen aber nicht als Qualitätskriterien herhalten - das auseinanderzuhalten, ist nicht immer leicht.

    Liebe Mitforianer, die kleine Provokation mag man mir nachsehen - ich habe durch sie ein klares Statement bekommen, das mich durchaus befriedigt, und ich wollte gewiß niemandes Kompetenzen in Frage stellen.


    Zu Gardiner: als ich ihn im Konzert gehört habe, benutzte er nur eine finselige Truhenorgel - wenn man von ihr absieht, klang das wie ich mir Bach etc. in Brahms' Chorpraxis vorstelle. Ich finde seine Entscheidungen oft einen für meine Ohren wenig befriedigenden Mischmasch.


    Bei ihm wie bei allen Ensembles, HIP oder nicht, spielen viele Kriterien eine Rolle, und sicher ein gutes Stück persönlicher Geschmack und Pragmatismus, das wurde hier auch schon diskutiert, z.B. anhand von Kuijkens Bach-Kantaten (der war es doch, der das violoncello da spalla benutzte, nicht Gardiner).


    Natürlich spielen die Musiker die größte Rolle, da sind wir uns einig. Und wenn überall alle die Instrumente aus verschiedenen Epochen gleichberechtigt greifbar wären, sähe vielleicht alles ganz anders aus. Durch die Dominanz der modernen Instrumente und die heutige Konzertpraxis bekommt das alles nur so einen exotischen Anstrich, eine esoterische Nische, die mir nicht gefällt. Eine wirkliche Gleichberechtigung spüre ich da nicht, sonst müssten sich die HIP-Anhänger nicht immer so rechtfertigen - diese Polarität dass nur der eine oder der andere recht hat, die sehe ich so gar nicht und vertrete sie auch nicht. Es geht nicht um Recht haben. Ich bin nur der Überzeugung, dass wir mit dem Instrumentarium der Entstehungszeit dem Klang von damals ein kleines Stück näher sind als mit modernen Instrumenten. Vielleicht ist für mich Musik einfach stärker mit dem Klang verbunden. Ich sehe das auch in der Klassik enger als im Jazz - da ist das eigene Arrangement wichtiger, der Freiraum größer (da bin ich dann den Kollegen oft zu nah am "Original", das kommt durch meine Beschäftigung mit der Klassik, wo ich die sog. Werktreue höher einstufe, die Schwelle für eine Bearbeitung niedriger ansetze). Was dem einen zu weit geht, ist dem andern noch werktreu - aber diese Auseinandersetzung ist notwendig.


    Die "historischen" Instrumente alleine reichen selbstverständlich nicht. Ich habe vor kurzem ein Konzert mit zwei Cembali in einer halligen Kirche gehört - die flotten Tempi der beiden Herren waren für diese Akustik eindeutig zu flott, für die Kammer gemacht, aber dann hätten höchstens knapp 100 Leute zuhören können und die Karten wären unbezahlbar gewesen. Es sind immer nur Annäherungen, das ist eben der Prozeß der Interpretation - da sind wir uns einig. Mir gefällt auch vieles nicht, was manche HIP-Leute machen ... darunter viele Aufnahmen der Anfangszeit. Die haben (hoffentlich) auch dazugelernt.


    Ich frage mich immer, wer mit den Dogmatikern unter den HIP-Fans denn gemeint ist - ich fühle mich nicht angesprochen. Ich halte es so: Was mir nicht gefällt, z.B. Bach auf dem Steinway, höre ich mir einfach nicht an. Mich stört nur die selbstverständliche Dominanz dieses Instrumentes auf der Musikszene. Man sollte einfach beides gehört haben und beides sollte in der Ausbildung und dem Konzertbetrieb seinen Platz haben ohne Rechtfertigungszwang.


    Wahrscheinlich läuft es am Ende darauf hinaus, welcher Instrumentenklang einem besser gefällt ...

    Zitat

    Original von Glockenton
    ... der zunächst einmal immer nur gedachten Musik ...


    Bist Du Musiker? Hast Du schon einmal versucht zu komponieren? Ich vermute nicht, den eine so abwegige Vorstellung von der Schöpfung von Musik kann sich nur ein Nicht-Musiker ausdenken. Wie soll das den gehen, sich Musik ausdenken ohne Klang? Mit Sinustönen? Nur als mathematische Formel? Was für ein Blödsinn!


    'Tschuldigung, aber das musste sein - ich kann diese absurde Vorstellung, Musik, auch Bachs, könne etwas abstraktes sein, einfach nicht mehr ertragen.Vielleicht hat der unsinnliche Mensch Adorno diesen Unsinn in die Welt gesetzt ...

    Gardiner ist durchaus radikal HIP, aber nur für das 19. Jahrhundert. Sein Bach ist sehr an dem orientiert, wie Bach im dieser Zeit gespielt und gesungen wurde. Wer das hören möchte, ist hier gut bedient.
    Ansonsten unterliegt die HIP doch genauso wie jede Interpretation der Notwendigkeit zum Experiment und zum Irrtum. Bloß weil sie Hitsorische Instrumente benutzen, müssen sie nicht gleich doppelt so gut und "richtig" sein wie die anderen, die ja nicht "richtig" sein müssen, weil sie ers erst gar nicht versuchen.
    Das Instrumentarium ist ja nur ein Mittel zur Erreichung des von den Interpreten gewünschten Ausdrucks.

    Danke für die Ergänzung - da werde ich mal meine Händel-Aufnahmen durchsehen.
    Bei Friedemanns Sinfonie bleibt mir der Eindruck eines unfertigen - ich kann das nur so subjektiv fomulieren, denn obwohl ich es bei Händel sicher gehört habe, blieb es mir nicht als auffällig im Gedächtnis - daher rührte wohl meine Vermutung, es hätte selten ein Menuett am Ende gestanden. Bei Schoberts Sonaten gibt es das auch, oder Polonaisen, aber auch da wirkt es nicht unfertig - gekannt hat Friedemann die sicher nicht. Händels Concerti schon eher.

    Als Sinfoniker hat Wilhelm Friedemann ja nicht gerade Welten bewegt. Diese Sinfonie ist die einzige größeren Ausmaßes, und die einzige, die nicht auch in anderem Zusammenhang als Kantatensinfonie Verwendung fand (wobei man das nicht gänzlich ausschließen kann). Wer den Namen "Dissonanzen-Sinfonie" erfunden hat, weiß ich nicht, vom Komponisten stammt er jedenfalls (wie in den meisten Fällen solcher griffiger Namen) nicht. Was da an Dissonanzen stattfindet, ist auch bei anderen Zeitgenossen zu hören.
    Ich finde das Werk ist ein etwas unentschossener Zwitter mit suitenhaften Elementen - das Menuett steht am Schluß, was ich sonst nirgendswo gehört habe (außer bei Papas 1. Brandenburgischem!). Am ehesten höre ich Vorläufer bei den reinen Streicherconcerti ohne Solisten von Vivaldi und anderen Italienern. Originell ist das schon, aber er selbst hat das offenbar nicht weiter verfolgt. (Viel ausgeprägter finde ich seine persönlichen Chrakteristika, die in dieser Sinfonie anklingen, in seinen Cembalokonzerten.)
    "dass die Sinfoniker des angesprochenen Zeitraums nichts Neues erfunden hätten" halte ich mit Verlaub für Blödsinn - ohne die Experimente dieser Generation hätte die Sinfonie Wiener Klassischen Typs gar nicht entstehen können, dgl. die Claviersonate oder das Streichquintett etc. pp. - da wurden doch die ganzen Standardgattungen erst erfunden, in diesem Zeitraum, und vom barocken basso continuo emanzipiert. Allerdings ging da auch eine gewisse Vielfalt variabler Formen und Besetzungen verloren.

    Hier in Wiesbaden z.B. gibt es ein professionelles Tonstudio, das viele Überspielungen alter Filme und Tonbänder incl. Restauration für Rundfunk und Fernsehen macht - ich habe neulich eine Schellackplatte von denen digitalisieren lassen.
    Ich würde im Branchentelefonbuch nachsehen, anrufen und fragen und den preiswertesten nehmen - die Konkurrenz ist groß auf diesem Markt. Da der mdr u.a. auch in Dresden eine Zweigstelle mit solchem Bedarf hat und die Sendeanstalten solche Arbeiten oft auswärts machen lassen, weil es für sie preisgünstiger ist, wird es in Dresden sicher sowas geben.

    Interessant für den Aspekt der Vater-Sohn-Beziehung könnte folgendes Buch sein:


    Mozart : Vater u. Sohn ; eine psychologische Untersuchung
    Florian Langegger
    Zürich, Freiburg i. Br. : Atlantis 1978
    164 S. : Ill. ; 23 cm
    ISBN: 3-7611-0541-X


    Ist sehr lange her, daß ich das gelesen habe, sonst würde ich mehr berichten.

    Im Rahmen des Bandes über Händels Instrumentalmusik im Händel-Handbuch des Laaber Verlags hat Siegbert Rampe die neusten Erkenntnisse über die von Händel in seinen Oratorien und Orgelkonzerten verwendeten Tasteninstrumente ausgebreitet. Ein Zusammenfassung erschien jetzt in der Zeitschrift Ars Organi (Heft 2 / 2009) der Gesellschaft der Orgelfreunde e. V. (GdO) und ist von deren Internetseite für begrenzte Zeit als download erhältlich: http://www.gdo.de/veroeffentlichungen/ars_organi/
    Es läuft darauf hinaus, dass Händel eine Art Calviorganum benutzt hat, das speziell für ihn angefertigt wurde. Kleine Orgelpositive sind auf jeden Fall nicht angebracht. Man lese und warte auf die nächsten CD-Einspielungen ...

    Um auf die Eingangsfrage zu antworten: ich besitze noch ca. fünfhundert LPs, mehr Jazz als Klassik, und alles Sachen, die (noch) nicht auf CD erschienen sind oder in schlechter Klangqualität, oder Sachen, die ich nicht so oft höre, daß sich eine dann relativ teure CD-Anschaffung lohnen würde.
    Meinen Thorens TD 160 habe ich vor 30 Jahren mit meiner ersten guten Anlage gekauft und nur das Anschlußkabel, und ab und zu den Tonabnehmer (z.Zt. Grado Blue und ein Grado Mono an verschiedenen Tonköpfen) und den Treibriemen erneueren müssen. Der Klang ist für meine nicht anspruchslosen Ohren völlig ausreichend. Solange es die Musik, die ich auf LP habe, nicht anders gibt, und die Hardware instandgehalten werden kann, sehe ich keinen Grund, mich davon zu trennen, obwohl ich einiges häufig gehörtes inzwischen auch digitalisiert habe.
    Ich besitze z.B. die komplette 1970er Reflexe Serie der EMI mit ihren fantasievollen Covern und Leinenschubern - da kommen die CD-Wiederveröffentlichungen gestaltungsmäßig einfach nicht mit.

    Mallochs Aufnahme habe ich auch - so viel schneller als z.B. Goebels Tempi sind die gar nicht. Daß auf Bachs Suiten tatsächlich getanzt wurde, wage ich zu bezweifeln, daß die von ihm gewählten Tempi näher an der alten Tanztradition waren als die mancher Dirigenten des 20. Jahrhunderts, scheint mir plausibel.
    Ich muß mir die Herren aus Boston wieder mal anhören.


    Es gibt noch eine Aufnahme mit einem ganz bewußt tänzerischen Ansatz, die ich allerdings noch nicht gehört habe: