Beiträge von Karl-Friedrich Börne

    Als Freund des Daschsalons habe ich mir gestern den Arienabend im Konzerthaus Dortmund angehört. Neben meiner Begeisterung für das Münchner Radiosinfonieorchester ließ mich leider der Rest des Abends eher kalt. Wenngleich AD´s Talent charmant durch einen Abend zu führen ungebrochen hervorstach, fand ich sie stimmlich eher durchschnittlich, teilweise ging sie auch im Orchester völlig unter. ME fehlte ihr die nötige Stimmkraft, um sich in dem doch recht großen Saal zu behaupten, aber auch dynanisch schaffte sie es kaum, Akzente zu setzen, alles klang irgendwie ähnlich, die Synchronizität ließ auch oft Wünsche offen.

    Dem durchweg positiven Tenor über diese Aufführung möchte ich mich anschließen. Furlanetto dominierte die Bühne und selbst im Zwischeninterview war er noch Philipp II, bestechend seine Aura. Da ich grundsätzlich kein Fan von Alagna bin, hatte ich schon ein wenig "Angst" ihn mir anzutun, aber ich gebe zu, es war ordentlich. Simon Keenlyside war in seiner Bühnenpräsenz wieder unübertroffen, sein engagiertes und glaubwürdiges Spiel wertete für mich auch Alagna in seiner Rolle deutlich auf. Seit ich ihn in der Met live als Hamlet gesehen habe, bin ich wahrlich ein Fan von ihm geworden; er gibt 150%, unnachahmlich.


    Die vollumfängliche Begeisterung für Nézet-Seguins Dirigat kann ich nicht so recht teilen, ich fand es eher unauffällig und wenig akzentuiert, was aber auch daran liegen mag, dass ich meine etwas "eckigere" Muti-Aufnahme gewohnt bin.


    Bild- und Tonstörungen sind bei solchen Hightechspektakeln nicht erwähnenswert, zieht man die denkbaren Unwägbarkeiten in Betracht, kann man mehr als dankbar sein, solch tolle Übertragungen geboten zu bekommen. Stellen wir uns vor, es hätte jemand vor 50 Jahren erzählt, dass wir einmal weltweit live eine Theateraufführung einschließlich Untertitelung zu Gesicht bekämen.


    Leid tat mir für Alagna, dass die Maske wohl nicht aufgepasst hatte und ihn mit einem nicht unerheblichen Popel aus der Nase hängend auf die Bühne schickte und die unsensible Regie hielt auch noch in Großaufnahme drauf. Zum Glück hat er es alsbald selbst gemerkt.

    Diese Sendung hat mir wie die vorangegangenen Ausgaben sehr gut gefallen. AD trifft genau den winzigen Grat zwischen pointierter Berechnung und naivem Charme. Ich mag besonders ihren Umgang mit ihren - gut gewählten - Gästen, denen sie "Platz zum Atmen" lässt und deren Persönlichkeit zeigt, ohne bloßzustellen.
    Ein großartiges Nischenprogramm in der tristen Medienlandschaft!

    Also meine Frau und ich sind völlig dazu übergegangen bei Opernaufführungen, immer die billigsten Karten am weitesten oben zu nehmen, da die Wahrscheinlichkeit am höchsten ist, keinen Sitznachbarn zu haben. So bleibt mehr Platz zum Beineaustrecken.


    Hauptvorteil ist für mich, da mich notorisches Räuspern, Husten, Bonbonauspacken WAHNSINNIG macht, dass das weniger finanzkräftige Publikum bedeutend jünger ist und demzufolge auch weniger hustet und auch keine vorsichhinpiepsenden Hörgeräte hat.

    Gestern Abend habe ich im Kino Don Pasquale aus der Met gesehen und es war ein wirklich wundervoller Abend. Diese Aufführung hat das bewirkt was Musiktheater eigentlich bewirken soll: Den Zuschauer für eine paar Stunden ein ein anderes Universum zu versetzen und einfach mal abschalten und sich unterhalten lassen zu können. ........ Auch Anna Nebtreko war eine tolle Norina, auch sängerisch. John del Carlo war ein Bilderbuch Don Pasquale .


    Dieser Meinung möchte ich mich uneingeschränkt anschließen. Obwohl diese wirklich nicht zu meinen Lieblingsopern gehört und meine Frau und ich auch nicht gerne komische Opern sehen, haben wir uns köstlich amüsiert und die selbst auf der Leinwand noch fühlbare Identifikation der Akteure war das wirkliche Highlight des Abends; gelebtes Theater, ich habe jeden Moment genossen und bei solchen Darbietungen vergisst man auch völlig eventuellle Fauxpas, weil das Gefühl 100% Gefühl geboten zu bekommen, die Seele so mit auf eine Reise nimmt, dass man es nicht einmal merkt.

    War Reinhard Heydrich dann "Elite"?


    Sein Vater war immerhin Opernsänger und Komponist, er selbst spielte Klavier und Geige, letztgenannte angeblich virtuos?


    Und mein Großvater dann nicht? Der hatte einen Volksschulabschluß, war nie im Konzert und konnte auch keine Noten lesen; trotzdem konnte er alle gängigen Melodien der "Klassik" auf seiner alten Geige nachspielen ohne je Unterricht gehabt zu haben und er liebte Mozart.


    Mir bleibt der fade Beigeschmack, dass manche sich und ihr Gutdünken sehr wichtig nehmen. Die Erde ist keine Scheibe!

    Stehe ich in der Pause des "Trittico" vor einer Liste der "glorreichen" Inszenierungen der scheidenden Christine Mielitz und sage zu meiner Frau: "Erinnerst Du Dich noch an den furchtbaren Lohengrin?"


    Sagt eine andere Besucherin: " Ja, soll schrecklich gewesen sein. Zu lang!"

    Also wenn ich, der eigentlich nichts gegen das Regietheater hat und sich auch - ja wirklich - für die Salzburger Traviata begeistern konnte- die Möglichkeit sähe, eine nennenswerte Menge Mitstreiter zu mobilisieren, um eine der für mich unerträglichen Horrorinszenierungen der Frau Mielitz in Dortmund zu sprengen, ich würde noch die Eintrittsgelder beisteuern. Meinen Leserbrief zur Lohengrin-Premiere, wollte man im "Opernglas" wohl nicht veröffentlichen, weil man diesen dort diesen grauseligen Cosmo-Trash noch in die Höhe gelobt hatte....bei Bedarf kann ich ihn aber gerne zur Verfügung stellen.


    Mein Fazit: Solange ich mit der Inszenierung umgehen kann und eine intellektuelle Brücke zwischen der Urquelle und dem Dargebotenen finden kann, habe ich überhaupt nichts gegen das Regietheater; ansonsten schon.

    Den gesamten Text von Herrn Bilsing kannte ich nicht, aber es gibt auf seiner Webseite so eine Art Opern-Olymp der besten Aufführungen; und da steht die 13 Jahre alte "Boheme" aus Essen ganz oben. Deshalb bin ich aus allen Wolken gefallen, als ich den Eröffnungstext dieses Threads von KFB las.


    Handelt es sich wirklich um ein und dieselbe Oper in diesem Opernhaus????


    :no: :no:


    Ja, lieber Harald, genau um diese Inszenierung geht es. Ich möchte um Gottes Willen auch gar nicht behaupten, dass ich mit meiner Meinung Recht habe, noch andere Ansichten in Abrede stellen. Für mich persönlich kann, wer auch immer, diese Inszenierung in den Olymp heben, aber aus meiner Sicht ist und bleibt es einer der miserabelsten Inszenierungen, die ich von diesem Werk gesehen habe. Da auch noch das Orchester brav alles Highlightstellen "glattgebügelt" hat, war für mich auch nicht mehr viel zu retten. Sollte mir jemand die "Genialität" dieser Inszenierung näherbringen können, bin ich auch gerne bereit, mich belehren zu lassen. (Genauso wäre ich gerne bereit, die gescholtene Salzburg-Traviata zu diskutieren, deren Reduktion auf das Wesentlichste mich persönlich sehr ansprach.)

    Tja, eigentlich wollte ich nur einen netten Abend verbringen und bei 2h Hörgenuss ein wenig entspannen und freute mich riesig, endlich mal wieder eine meiner allerliebsten Spielstätten zu besuchen.


    Es kam deutlich anders: Mit dem Verklingen der letzten Note verließ ich das Haus und war, glaube ich, als erster aus dem Parkhaus.


    Die Inszenierung mit als Mickey-Mäuse verkleideter Kapelle die vor dem Café Momus aufmarschiert, ein riesiger von der Decke kopfüber hängender Nikolaus überstiegen für mich die Grenzen des Nachvollziehbaren (um nur einige Details herauszugreifen, die Liste ließe sich endlos verlängern. Gesanglich hielt sich der Schrecken in Grenzen, schauspielerisch irrten die Hauptprotagonisten zum Teil völlig verloren ohne Bezug zueinander über die Bühne, immer wieder fehlte mir der geistige Anschluss zum Thema.


    Das Dirigat fand ich katastrophal, alle feinen Nuancen dieses Stückes wurden übelst überspielt, den ohnehin nicht starken Sängern lief das Orchester einfach immer wieder im Schweinsgalopp davon.


    Ich hoffe inständig, dass hier andere Stimmen zu Wort kommen, die mich eines Besseren belehren und mein Verständnis dieser Inszenierung öffnen…..

    Keiner möchte etwas sagen über Boris von Met ?


    Doch, ich habe mir den Boris angeschaut und mir hat es rundum gut gefallen. René Pape hat einen wahren Herkulesakt vollbracht und auch von hier aus noch einmal "Hut ab!", in dieser fast durchweg russisch besetzten Aufführung unter Gergiev so zu brillieren.


    In den Nebenrollen hat mir der Warlaam besonders gut gefallen, das Dirigat von Gergiev war erwartungsgemäß für mich einmalig, da ich mich auch mit seiner selbst eingespielten CD "warmgehört" hatte.