Ich habe leider nur den Ersten Akt und die erste Hälfte des Zweiten Aktes gesehen. Insgesamt war ich sehr enttäuscht, und ich muss sagen, dass mir Rattle und die Berliner Philharmoniker (trotz zugegebenermaßen nur mittelmäßiger Leistung) noch am Besten gefielen. Ehrlich gesagt kann ich Rattle auch verstehen, dass er bei DER Sängerbesetzung keine Lust hatte...
Von den Sängern hat mich allein Lilli Paasikivis Fricka überzeugt: Stimmlich wie darstellerisch sehr angenehm.
Der Rest der Darsteller-"bande" war ziemlich grottig. Der Siegmund war seiner Rolle stimmlich überhaupt nicht gewachsen - sein Singen war mehr ein Krächzen denn ein Singen. "Siegmunds Erzählung" scheiterte immer wieder an seiner schwachen Stimme. Speziell die leisen Partien waren grauenvoll. Am Ende des Ersten Aktes hatte ich den Eindruck, seine Stimme würde sich nie wieder erholen...
Sieglinde hatte da ein wenig mehr zu bieten - aber auch nur ein wenig. Meine "Referenzstellen" ("Ein fremder Mann..." - "Der Männer Sippe..." - "Du bist der Lenz...") hat sie zwar stimmlich einigermaßen hinbekommen, aber es war eben auch nicht mehr als nur Töne - "rübergekommen" ist rein gar nichts. Genauso wie die stimmliche war auch die körperliche Darstellung (passend zum Siegmund) sehr sehr mager - wobei das gesamte Bühnenbild ja auch nicht gerade inspirierend wirkte.
Hunding hat mir im Ersten Akt noch am Besten gefallen. Die Stimme war ansehnlich (besser: "anhörlich"), und er war halbwegs in der Lage zu interpretieren und die ein oder andere Gefühlsregung auszudrücken.
Der Zweite Akt hat mich dann in Gestalt des Wotan und der Brünnhilde vollständig enttäuscht. Brünnhilde sang vom ersten Ton an auf Reserve - ihr "Hojotoho" besitzt mein bleibendes Mitleid; auch die verspielteren, leisen Töne in ihrem ersten Part klangen stark angegriffen - und ich wundere mich, wie sie den Rest der Aufführung (den ich nicht mehr gehört habe) überstanden hat.
Auch Wotan war eine herbe Enttäuschung. Aber zumindest hat er mich zum Lachen gebracht, als er sich vor Fricka unter seinem Tisch versteckt hat
Wo wir denn auch beim Höhepunkt des Abends wären: Fricka. Welch eine Erleichterung, welch eine Wohltat! Die Stimme in den tiefen wie in den hohen Lagen so voll, so rund und weich und so völlig unangestrengt, dass sie in der Lage war, ihrer Rolle auch stimmlich-darstellerisch Profil zu verleihen! Mehr davon!
Besonders ratlos hat mich das Bühnenbild zurückgelassen. So steril und kalt, so völlig unpassend zur detailreichen und lebendigen Musik... und als Beispiel der Sinnlosigkeit verlosch das seltsame orange Licht in der Mitte des Ersten Aktes gar nicht, obwohl Siegmund doch so sang und die Musik dieses Verlöschen ebenso illustrierte!
Soweit mein Eindruck dieser "Walküre". Insgesamt - wie gesagt - leider eine Enttäuschung. Bevor ich ins Bett ging, musste ich zur Beruhigung 10 Minuten Melchior/Lehmann/Walter hören. Ein zweites Mal würde ich mir diese Übertragung nicht ansehen.
Beren