Hallo Felipe !
Ich finde das durchaus erstaunlich, denn meine Wagner-Liebe begann mit dem Tristan. Ich war zuvor eher in den für Opern-Einsteiger leichteren Italo-Opern unterwegs, also Puccini, Verdi...aber als ich zum ersten Mal die Musik des Tristan gehört habe, war ich wie verzaubert. Dieses Vorspiel: schwül-fiebrige, verschmelzend-leidenschaftliche Musik, Akkorde, Töne...da konnte kommen was wollte: Herr Wagner hat gewonnen Dann der 2. Akt:...sie sinkt hernieder, die Nacht der Liebe, Brangäne wacht in einem seidigen zeitlosen Gesang...Love and Death forever...wir sterben um ewig ungetrennt...;dann der 3. Akt: Wie er leidet, phantasiert; nicht mehr bei Sinnen sein Schicksal beklagt, als Isolde endlich zu ihm kommt stirbt er in ihren Armen...ihren Liebestod dann....ertrinken, versinken...mehr mehr mehr Wagner :lips: :lips: Ich denke, wenn man sich für vier Stunden Ekstase begeistern kann, ist Tristan DER Wagnereinstieg schlechthin.
Sonst gut geeignet als "First Wagner" finde ich den Lohengrin, vor Allem der 1. Akt ist doch die Opern-Märchenhandlung überhaupt: Zu unrecht verdächtigtes schüchternes Mädchen wird von güldenem, wie aus dem Nichts erscheinenden, traumhaft schönen Schwanenritter gerettet, der ihr prompt nach dem ersten Augen-blick die vollkommene Liebe gesteht und ihren Feind heroisch vor den Augen des Königs niederstreckt. Die Ouvertüre silberblau glänzend...gut ! (Wobei ich diese Elsa anfangs nicht verstanden habe: Da kommt ein schöner Ritter sie retten, heiratet sie mit allem Pomp und die Nuss frägt ihn doch nach seinem Namen, obwohl sie wusste, daß...hätte sie umbringen können !)
Parsifal als Einstieg kann gutgehen, wenn man die religiösen Spähren und die für Einsteiger komplexe Handlung und Vorgeschichte richtig einordnen kann (bitte: Wat is ein "durch Mitleid wissender, reiner Tor ?" :P) Mein eigener erster Parsifal brachte mich eher in Tiefschlaf, nach einigen Wiederholungen kristallisierten sich die Leitmotive der Musik und die Handlungsebenen heraus, das Werk wurde "erfassbarer" und ich glaube, auf längere Sicht liebe ich den Parsifal ! Als Einstieg wie gesagt doch sehr wagemutig...
Ring als Neuling zu schwierig, inhaltlich wie musikalisch. Ich muss dieses Werk lernen wie eine Sprache: Vokabeln (Musik) und Grammatik (Text) getrennt voneinander und immer wieder wiederholen, sonst blick ich nix.
Rheingold dabei noch am "leichtesten", bei der Walküre werden Musik und Handlungsaufbau dann schon schwieriger: Wer hat jetzt wo den Ring, warum sind die Götter sauer aufeinander, was sind Walküren und Wälsungen... und überhaupt woher kommen Siegmund und Sieglinde usw...
Zu Tannhäuser kann ich nicht viel sagen, habe ich zwar komplett gehört, aber mir irgendwie verschlossen geblieben.
Aber Wagner zu "erfahren" ist für mich das spannendste und schönste seit es Opern gibt
Gruss aus Wien,
Louis