Beiträge von tomcom

    Naja, es soll ja Leute geben, die bei 20.Jahrhundert auf extra schräger Musik bestehen. Diese Klientel könnte man damit wirkungsvoll erschrecken. Und richtig, Krenek war (und ist) für mich sehr gewöhnungsbedürftig...

    Hallo mal wieder, nach langen, langen Jahren der Abwesenheit. Die Arbeit in einem Orchester ist leider eben manchmal sehr zeitraubend.
    Endlich finde ich hier was über Hans Gal. wer sich mit dieser Musik auseinandersetzt, wird viele interessante Kleinigkeiten finden. Sicher war er kein großer Vertreter der Tonkunst, aber man kann seine Musik durchaus in die Schublade "Gebrauchsmusik" stecken. Er schrieb, vor allem nach der Vertreibung in England, Musik für die Instrumente, die gerade verfügbar waren. Dort entstand z.B. die zauberhafte "Huyton-Suite" für zwei Violinen und Flöte. Für alle Interessierten: Es wird demnächst in Berlin mehr von Hans Gal geben. Für Ende Januar habe ich ein Konzert zusammengestellt mit Kammermusik, die dem einarmigen Pianisten Paul Wittgenstein gewidmet wurde (Wittgenstein war ja auch ein großer Förderer der Kunst und hat u.a. das "Klavierkonzert für linke Hand" von Ravel initiiert). Dabei werden Werke von Hans Gal (Klavierquartett für Klavier linke Hand), Franz Schmidt (Klavierquintett für Klavier linke Hand) und Korngold (Suite für zwei Geigen, Cello und Klavier linke Hand) erklingen. Das Quartett von Gal ist übrigens noch nicht erschienen (wie sehr viele seiner Werke), wird demnächst aber in Zusammenarbeit mit Boosey&Hawkes veröffentlicht. Es ist geplant, in den nächsten Jahren in Berlin fast alle Werke von Gal aufzuführen (oder aufzunehmen). Da, wie schon gesagt, die meisten Werke von ihm nicht erschienen sind, geschieht das in Zusammenarbeit mit Gals Tochter, die uns dafür freundlicherweise das Material bereitstellen wird.. Bei Interesse kann ich zum Thema Hans Gal gerne einen eigenen Thread aufmachen (in welchem Unterforum eigentlich?).
    Und jetzt der Zusammenhang mit DIESEM Thread: Die oben angeführten Stücke stellen wirklich (unbekannte) Kleinode der österreichischen Musik dar und die Aufnahmen von Korngold und Schmidt höre ich inzwischen regelmäßig (natürlich auch als Vorbereitung auf dieses Konzert). Leider habe ich keine besonders guten Aufnahmen erwischt: Franz Schmidt mit Jörg Demus am Klavier ist tontechnisch gesehen grauenhaft und aufgrund der teilweise enormen technischen Schwierigkeiten von seinen Mitstreitern (Philip Setzer, Erin Keefe, Andres Diaz und Gary Graffman) auch intonatorisch nicht beherrscht. Bei Korngold (mit Heidi Grant Murphy, Kevin Murphy, Erin Keefe und Colin Carr) ist das Ganze etwas besser. Hier muß man allerdings etwas Verständnis aufbringen, denn diese Aufnahme scheint ein Live-Mitschnitt zu sein. Komischerweise ist die Tonqualität bedeutend besser...
    Hört mal bei Amazon in die Beispiele rein. Und keinen Schreck kriegen! Diese Musik ist hochgradig tonal, vor allem Schmidt, und kratzt öfter haarscharf an der Grenze zum schnulzigen Kitsch! Erinnert dadurch teilweise etwas an Sergej Tanejew (für alle Nichtkenner: Schüler Tschaikowskis, Vertreter der russischen Spätromantik - wird viel zu selten gespielt).

    Stop! Nicht die jeweils 10 cent Kulturabgabe vergessen, die noch drauf waren. Und zum "Schluss" gabs noch "Deutsche Grammophon"- Lizenzpressungen, die aufgrund der besseren Qualität auch mehr gekostet haben, nämlich 18,10.


    Natürlich gab es nicht so viel international bekannte Sänger, das hatt aber nicht immer mit deren Leistung zu tun. Schon mit "Westverwandschaft" gab es zum Beispiel grosse Schwierigkeiten, ins NSW (NichtSozialistisches Währungssystem) zu reisen und so dort bekannt zu werden. Auch den "Ostrundfunk" haben ja wohl nicht soviele gehört, oder?
    Thomas

    Interessant, dass das jetzt zu einer Diskussion über solche Themen führt. War das hier nicht ein anderer Thread eigentlich? :yes:


    Borge habe ich nicht kennengelernt. Ich bin da wohl zu jung.
    Aber Liberg sehe ich (inzwischen) recht regelmässig. Zu seinem unfreiwiligen Humor ( holländischer Akzent), den er trotzdem mit einbaut (wer verarscht sich schon gerne selber?) kann man auch "oberflächlich" sagen. Aber, wie schon erwähnt, er ist "up to date". Und was nützt es jemandem, beim heutigen Ausbildungsstand zu spezielle Dinge zu machen, die dann eh keiner versteht......
    Klavierspielen kann er allerdings besser, als man das öfter in der Vorstellung hört. Zu merken an einigen speziellen Passagen. Aber ausserdem spielt er ja üblicherweise noch diverse andere Instrumente. Hat das Borge auch gemacht?
    Und dann gibt es noch ein wenig die Sprachbarriere. Das ist wie mit vielen Filmen der Marx-Brothers. Die Übersetzungen sind lausig, den eigentlichen Witz (und Wortspiele) findet man nur im Original. Dafür reicht mein Englisch aber leider nur bedingt.


    Thomas

    So, jetzt werden Nägel mit Köpfen gemacht.
    Die Website zu dem Projekt ist online.
    Erreichbar unter http://www.kulturstadt-buch.de.
    Dort steht auch die Projektbeschreibung zum Download sowie einige Bilder, um sich mal ein Bild zu machen ;)


    Leider müssen wir uns etwas beeilen, da das Bieterverfahren spätestens Anfang 2008 beginnt, und man dafür zugelassen werden muss.


    Schreibt mal eure Meinung dazu.


    Thomas

    So etwas hatten wir gerade im Konzert. Szymanowskis eigene Bearbeitung seiner Lieder.
    Und weil gerade der Erlkönig dran war - da gibt es diese unsäglich schwere Bearbeitung für Solovioline von H.W.Ernst - ein sehr interessanter und wenig bekannter Zeitgenosse von Paganini. Bei Gelegenheit werde ich wohl mal eine kleine Vorstellung machen.


    Thomas

    Irgendwie kriege ich das Gefühl nicht los, dass einige Regisseure bewusst provozieren um aufzufallen. Auch negative Aufmerksamkeit ist Aufmerksamkeit. Ausserdem ist momentan der Trend zur "Aktualisierung" sehr stark.( Dadurch kriegen die auch immer wieder neue Aufträge). Bei manchen modernen Komponisten kann man ähnliches beobachten - Auffallen und Abgrenzen um jeden Preis.
    Ausstattung, wie schon erwähnt, hat natürlich auch mal was mit Geldnot zu tun. Aber würde es denn passen, wenn ein als Punk verkleideter Don Giovanni durch eine mittelalterliche Kulisse hüpft? Und bestimmt sind hier AUCH Bemühungen dabei, dieses Genre einem neuen Publikum zu erschliessen. Und was will denn ein Actionspiel-gehärteter Jugendlicher sehen??? (Nur als Beispiel, um die Idee zu verdeutlichen)


    Natürlich habe auch ich Schwierigkeitenn, bestimmte Dinge in einem anderen Licht zu sehen als ich es gewohnt bin. Wer die alten Felsenstein-Inszenierungen gesehen hat wird den Unterschied deutlich kennen. Vielleicht hat es auch was mit der Prägung zu tun, wie man damit aufgewachsen ist. Wahrscheinlich wären die heutigen Besucher in Schwierigkeiten, wenn sie sich einen Felsenstein anschauen müssten. So ändert sich die Auffasung.


    Deshalb glaube ich, dass man bei Inszenierungen wohl den Aspekt der allgemeinen Geschmacksänderung nie ausser Acht lassen darf.
    Deshalb (und weil ich wenig Zeit habe) warte ich normalerweise, bis ein Bekannter die Aufführung besucht hat und mir einen objektiveren Bericht über das Geschehen auf der Bühne geben kann. Denn Kritiken kann man selten trauen (merken wir im Orchester selber immer wieder).
    Und ich muss auch gestehen, dass mir dadurch die Erfahrung fehlt, zum Beispiel solche Details wie die Ritterrüstungen zu erkennen und einzuordnen. Ich muss das Ganze eher aus der Position des Gelegenheitsbesuchers betrachten. Beim Sinfoniekonzert wäre das anders.


    Es ist spannend für mich, der ich verhältnismässig wenig mit Oper in Berührung komme (Grund s.o.), so tiefgeistige Auslassungen über dieses Thema zu lesen. Sollte man Tamino micht zur Pflichtlektüre für Regisseure machen? :yes:


    Thomas

    Die "Viel Lärm um nichts" Suite habe ich gerade im September spielen dürfen - ein wirklich schönes Stück.
    Natürlich ist Cesar Franck wohl erst für Cello gewesen. Aber es ist interessant, dass einige Stellen auf dem Cello besser klingen und einige auf der Geige. Und immer noch streiten sich die Leute, was zuerst da war.Wie auch immer - er war das selber.
    Bei Prokofjew stehts ja fest, dass die Flötenversion zuerst da war.
    Warum aber hat Beethoven das Konzert umgeschrieben, weiss das jemand?
    Und mit "Mussorgski" meinte ich natürlich in diesem Fall die Bilder.


    Nebenbei: Gibt es eigentlich eine Liste mit den am meisten "bearbeiteten" Komponisten? Da müssen wohl Bach und Co aufgrund der Üblichkeit dieser Zeit wegfallen.
    Und Bearbeitungen wegen fehlenden Materials für einzelne Instrumente - das ist doch ein riesiges eigenes Thema mit vielen Kuriositäten (z.B. Paganini-Konzerte für Kontrabass) und sollte deshalb vielleicht ebenfalls nicht in diesen Thread. Sonst schreiben wir uns daran garantiert die Finger wund.


    Zum Bartwickel-Thema:
    Wie wärs mit "Tod durch Erkältung"? ;)


    Thomas

    So, und jetzt muss ich doch mal etwas ganz anderes einwerfen. Wir reden hier immer nur von europäischen Opern und Theaterstücken.
    Schaut euch mal z.B. das Kabuki-Theater in Japan an. Da sitzt sogar das Publikum in historischen Kostümen, auf der Bühne findet eine visuelle Orgie statt, die alle Klischees von alten japanischen Kostümen als Kinkerlitzchen verdammt. Hier spielt sogar das Publikum in den Stücken mit (z.B. Zurufe oder ähnliches). Vorstellung ist von 9-22 Uhr. Echte Fans halten das durch. Touristen dürfen nur im unsichtbaren dritten Rang rumsitzen (grauenhaft eng, Abstand zur Vorderbank ca. 15cm) damit sie das Gesamtkunstwerk nicht beeinträchtigen. Ich habe nach 2 Stunden fluchtartig den Saal verlassen. Es gab nur redende Schauspieler (keine Frauen, alles Männer!), einen Erzähler in fürchterlichem Singsang, ein seltsames Zupfinstrument mit nur einer Saite und einen "Schlagzeuger", der mit zwei Holzscheiten allerlei Fussgetrappel imitierte.
    Hier würde niemand etwas anderes akzeptieren!! Und wenn ich noch einmal dort hingehen würde, dann nur wegen der unglaublichen Kostüme.
    Wenn hier jemand in Tangas auftaucht...
    Natürlich gibt es auch in Japan anderes Theater und andere Musik. Die andere Musik ist aber zum grössten Teil europäisch (sieh an!) und das andere Theater eher der Szene zuzuordnen. Aber vielleicht dient dieser Hinweis dazu, das Denken ein wenig zu relativieren.
    Was würde ein Japaner denken, wenn er z.B. in Berlin eine dieser berüchtigten Aufführungen sehen würde, wo mehr Flüssigkeiten als Personen auf der Bühne zu finden sind?


    Übrigens: Das Kabuki-Theater ist grundsätzlich ausverkauft...

    Muss man da auch die Bearbeitungen nenen, die die Komponisten selber angefertigt haben?
    Beispiel: Prokofjew Flötensonate/2.Violinsonate. Original wurde auf Anregung von Oistrach umgeschrieben. Die Änderungen sind allerdings marginal.
    Oder Cesar Franck Cello-/Violinsonate.
    Und wie ist das eigentlich mit Beethoven Violin-/Klavierkonzert, das taucht ja nicht in seiner offiziellen Zählung der Klavierkonzerte auf.
    Sicher ist fehlende Besetzung öfter der Grund für Änderungen gewesen. Andererseits: Hat sich der Komponist nicht eventuell etwas bei seiner Komposition gedacht?
    Und den Mussorgski können wir als Bearbeitung wegen fehlender Besetzung wohl streichen ;)

    leichter Widerspruch!


    Es ist bei unserem Konzertpublikum zu beobachten, dass der Altersdurchschnitt drastisch steigt - es fehlt der Nachwuchs an Zuhörern. Liegt das jetzt daran, dass zuviel oder zuwenig Musikunterricht stattfindet?
    Was steht in manchen Leitfäden für werdende Mütter? Man soll das Kind (schon im Bauch) mit Musik "berieseln", das wäre für die spätere Entwicklung von Vorteil. Sehr viel früher geht nicht...
    Was ist mit der Tatsache, dass Kinder, die ein Instrument gelernt haben, eine schnellere Entwicklung nehmen? Hängt das nur mit der mechanischen Seite des Bedienens eines Instruments zusammen?
    Klassische Musik ist - naja "Luxusprodukt" finde ich ein wenig übertrieben.
    Dann dürfte der Andrang an den Musikschulen eigentlich nicht vorhanden sein. Nur mal als Beispiel: In Berlin-Pankow hat die Musikschule insgesamt 3000 Schüler. Auf der Warteliste stehen 3500!!! Ist das noch Luxus? Viele Schüler kommen aus armen Verhältnissen. Und die Musiker sind auch nicht alle Kinder von gehobenen Schichten. Worauf bezieht sich "Luxus"?
    In einem deutschen Bundesland (fällt mir gerade nicht ein, welches) wurde von der Regierung beschlossen, dass jeder Schüler ein Instrument lernen MUSS. Abgesehen von dem Wort "MUSS", wie kommt diese Regierung dazu???
    Das Bemühen, die Klassik weiten Teilen der Bevölkerung nahezubringen ist nett, aber schlecht gemacht. Leider scheint es wohl so, das klassische Musik auch sehr viel mit der Erziehung der Eltern zu tun hat. Damit sind wir wieder am Anfang. Als kleines Kind kann ich NORMALERWEISE nicht alleine üben, da müssen die Eltern schon ein wenig dazutun. Dass dies öfter mit falschen Mitteln passiert und zur Folge hat, dass das Instrument unwillig (mit nachfolgender Aversion) malträtiert wird und anschliessend eine Allergie gegen diese Musik entsteht, hängt doch vielleicht auch mit der Gesamtbildung zusammen. Laut PISA-Studie nimmt Deutschland ja dort wohl einen auffallenden Platz ein...
    Deshalb geht es sozusagen um eine "neue Generation" von Musikliebhabern. Um "normale" Bürger, die zuHause ein Instrument spielen, vielleicht auch mit anderen zusammen. Hausmusik. Von da ist der Weg etwas kürzer.
    Ich bin in einer musikalischen Familie aufgewachsen. Die Kirchenmusik war ein sehr wichtiger Faktor in meiner musikalischen Erziehung. Natürlich hat jetzt nicht die Kirche schuld daran, dass durch weniger Kirchenmitglieder weniger Menschen mit Kultur in Kontakt kommen.
    Als ich in der Schule das erste Mal moderne Musik gehört habe, war ich entsetzt. Wie kann man sowas scheussliches hören. Es ging um "Die Nase" von Schostakowitsch. Das ist für ein kleines Kind, dass in seinem Leben bisher "nur" Bach und ähnliches gehört und gespielt hat eine Katastrophe. Mich hat diese frühe Begegnung sehr lange daran gehindert, etwas anderes ausser klassischer Kirchenmusik zu akzeptieren.
    Auch jetzt noch empfinde ich, dass dieser Versuch aus dem Lehrplan viele Schüler abgeschreckt hat. Natürlich abgesehen von den vielen Arbeiterliedern! :rolleyes:
    Wie sieht der Lehrplan heutzutage aus (falls mal Musikunterricht stattfindet)? Das weiss ich leider nicht. Ich weiss nur, dass bei unseren Angeboten (Besuche von Schulklassen in der Probe z.B.) unsere Angebote immer überbucht sind. Heisst das jetzt, dass die Nachfrage besteht oder künstlich erzeugt wird?
    Leider gibt es immer mehr Fragen statt Antworten. Genau deshalb will ich diesen "Testballon" starten und mich etwas (sehr viel mehr) mit diesem Thema beschäftigen. Ich weiss, dass für vieles eine Nachfrage besteht. Wollen wir mal sehen, ob ich aus meinen Jugenderfahrungen gelernt habe.


    Thomas

    Das ist wohl wahr. Warum werden solche Werke immer wieder "neu geschrieben"? Ist es Unzufriedenheit mit dem Original, eigene Eitelkeit "ich kann das besser", mangelnde eigene Ideen... Was ist es?

    Natürlich ist jede Bearbeitung gemeint, die sich möglichst nahe am Original orientiert. Interessant wäre vielleicht auch, wenn jemand, der mehrere Versionen hat versuchen könnte, ein wenig die Unterschiede zu charakterisieren. Z.B. Stimmung, Klangfarben, was würde man sich eventuell selber unter dem Bild vorstellen (bezogen auf "Bilder einer Ausstellung").
    Da fällt mir dann noch eien Bearbeitung ein. Von einem japanischen Synthesizerspieler namens TOMITA (wenn ich mich recht erinnere).


    Bei uns im Orchester heisst das Stück übrigens "Schilder einer Baustelle"...


    Thomas

    Das scheint ein oft kopiertes Stück zu sein. Gespielt habe ich bisher nur die von mir genannten. Natürlich am Meisten Ravel, Stokowski zweimal und Gortschakow (vielen Dank für den Namen) einmal.
    An letztere Version erinnere ich mich nicht mehr richtig - das ist schon zu lange her. Die Unterschiede zwischen den anderen beiden sind doch erheblich.
    Es war sehr interessant, völlig andere Instrument als gewohnt (Ravel kennt wohl jeder) zu hören. Beide Versionen haben ihren Reiz. Ravel setzt mehr auf Farben, Stokowski mehr auf Formen. Das merkt man auch in dessen Bachbearbeitungen, obwohl ich die, gelinde gesagt, für zu amerikanisch halte.


    Thomas

    Hallihallo,


    im Gegensatz zum schon vorhandenen Thread über "geklaute" Musik hier mal die andere Seite: Bearbeitungen/Instrumentation.


    gutes Beispiel: Mussorgski "Bilder einer Ausstellung"
    Instrumentationen von Ravel, Stokowski und einem Russen- der Name fällt mir momentan nicht ein.


    Brahms Klavierquartett
    Instrumentationen von Schönberg und Matthus


    Interessant vielleicht auch das Ballett "The wise virgins" von Walton (nur eine Suite erhalten, erschienen bei Chandos mit London Philharmonic/Bryden Thomson), der dort verschiedene kleine Stücke von Bach neu gestaltet.


    Habt ihr mehr für diese Liste?
    Es geht nur um echte Intrumentationen, die das Original so weit wie möglich (möglichst komplett) beachten und "nur die Klangfarben ändern".


    Thomas

    Hallo alle zusammen.


    Wie vielleicht einige in meiner Vorstellung gelesen habe, möchte ich mich in nächster Zeit sehr mit der künstlerischen Förderung von Kindern und Jugendlichen beschäftigen.


    Dazu wäre es sehr hilfreich, ein paar Erfahrungen oder Meinungen der Anwesenden zu hören. Interessant sind für mich folgende Fragen:


    1.) Es ist kein Geheimnis, dass die klassische Musik allmählich verdrängt wird - das Publikum stirbt aus. Woran liegt das und was könnte man eurer Meinung nach dagegen tun?


    2.) Wie seid ihr zur Musik gekommen und warum seid ihr noch dabei?


    3.) Was sind eure Erfahrungen mit musikalischer Jugend- oder Schularbeit (z.B. in eurem Wohnort).


    4.) Was würdet ihr euch unter dem Oberbegriff "Kulturstadt" vorstellen und wie könnte so etwas aussehen? Was darf nicht fehlen?


    5.) Weiss jemand vieleicht ein paar Adressen, an denen man Unterstützung bekommen könnte (ideel/materiell, eventuell Kulturinstitutionen oder Firmen, die an einem Sitz in so einer Stadt in Berlin interessiert sein könnten).


    Natürlich würde ich mich auch freuen, wenn jemand auf die Idee kommen würde, uns bei diesem enormen Projekt zu unterstützen (z.B. Pflege der kommenden Homepage oder ähnliches. Dazu muss man ja nicht nebeneinander wohnen).


    Und jetzt: Vorhang auf zur Diskussion. Es dürfen ruhig auch mal etwas verrückte Vorschläge sein. Natürlich ist nicht alles machbar, aber ich glaube, dass die Auseinandersetzung zumindest mit dem ersten Punkt uns im Endeffekt alle angeht und wir allmählich gegensteuern müssen. Das ist wie mit dem Klimawandel: Die Politik sollte den Ausstoss kulturfeindlicher Aktionen drastisch reduzieren...



    Thomas

    Die DVD habe ich. Und Herrn Kraußer, was es für Zufälle gibt, kenne ich seit 40 Jahren. Da muss ich ihn wohl mal fragen...
    Auch nach dem Concertino kann ich fragen. Wenn es eine Aufnahme gibt, hat sie diese. Ich bitte aber um Verständnis, dass das noch 1 Woche dauern kann. nächste Woche ist die Beerdigung und sie hat momentan dadurch eher andere Dinge im Kopf.


    Thomas

    Ich schlage mal vor, nicht mehr so viele CD´s mehr zu kaufen. Frau Schwaen hat mir zugesagt, uns mit allem zu versorgen. Das betrifft auch Noten. Also einfach einen Wunsch äussern, und noch vor Weihnachten (das schien mir der einzige Grund für einen Wunsch zu sein) ist das Material bei Dir.
    Ob das Nocturne vielleicht zufällig so heisst? Ich werde mal fragen.


    Thomas

    Ich habe jetzt rausgekriegt, wie das mit dem vietnamesischen Konzert ist.
    Das hat zu Zeiten des Vietnamkrieges angefangen. Damals hat er die Vietnamesen durch Sachspenden (Fahrräder, Musikinstrumente und Zubehör) sehr unterstützt und regelmässig grosse Container hingeschickt. Er war der Meinung, dass dieser Krieg dort nichts zu suchen hat und hat die Hilfe konsequent durchgehalten.
    Nach dem Krieg war er öfter dort und zur Dankbarkeit wurde ihm bei der Gründung der Freundschaftgesellschaft der Titel des Ehrenpräsident angeboten.
    Auch später (Vietnamesen waren als Helfer in grossen Mengen in der DDR - es gab überall Arbeiternot und offene Stellen, also nicht wie heute das Gegenteil) hat er sich sehr intensiv mit Künstlern aus diesem Teil der Welt beschäftigt. Damals hat er die Widmungsträgerin kennen gelernt und war von ihr so fasziniert, dass er ihr das Konzert schrieb. Es gibt wohl auch noch "Drei Stücke für Minh".


    Thomas

    Zitat

    Jedenfalls habe ich seine Aktivitäten mit großem Interesse verfolgt. Ich muss allerdings sagen, dass ich schon an Hand der letzten Ausgabe der Mitteilungen im letzten Dezember irgendwie den leisen Eindruck hatte, dass seine Kräfte nachließen - kam mir auf Grund einiger seiner Äußerungen und Bilder jedenfalls so vor.


    Ich fürchte, wenn wir mal so alt werden sollten, könnte das ähnlich aussehen.
    Ihn hat ein Unfall krank gemacht. Vor zwei Jahren ist er eine Treppe heruntergefallen - mehrere Knochen gebrochen. Daraufhin gab es "Stubenarrest" und er musste fast 1 Jahr lang im Bett liegen - mit 97 Jahren!
    Dass er danach überhaupt noch einmal soweit hochgekommen ist, ist eine tolle Leistung. Zu seinem 98. Geburtstag konnte er wieder im Haus herumlaufen und Treppen steigen. Längere Strecken allerdings mit einem Rollator. Ich denke, dass ihn dieser Unfall etwa ein Jahr seines Lebens gekostet hat. Er hatte schon Pläne für seinen 100. Jetzt wollen wir ein Gedenkkonzert machen, wann steht noch nicht fest. Und zum 100. wird unser Verein ( in Gründung) Pinocchio im Konzerthaus spielen. Das passt ja auch dadurch, dass wir seinen Namen führen dürfen.


    Thomas

    Ach, habe ich noch vergessen zu erwähnen:
    Er war auch Ehrenpräsident der Deutsch-vietnamesischen Freundschaftsgesellschaft und in dieser Funktion auch öfter in Vietnam. Vielleicht deswegen (und wegen seiner Freundschaft zur Widmungsträgerin) das vietnamesiche Konzert. Vielleicht war die Reihenfolge allerdings auch anders herum. Ich werde seine Frau mal fragen.
    Thomas

    Sehr schöner Beitrag. Trifft ziemlich genau, da ich ihn persönlich gut kannte.
    Kennzeichnend für ihn war auch sehr, dass er ein grosser Junge geblieben war. Neben der ganzen Ehrfurcht vor seinem Leben und Lebenswerk wusste ich genau, wann wieder ein Bonmot oder ein flotter Spruch kamen.
    Mehr herausheben sollte man allerdings seine vielen Werke für für Laienmusiker und Schüler. Ausserdem gründete er in den 70ern in Leipzig ein Kindermusiktheater, das er mit deiner zweiten Frau Ina Iske (Schwaen) lange Jahre führte.
    Seine erste Frau war die Tochter des Pressezeichners Emil Stumpp. Das Kurt Schwaen Archiv beherbergt auch noch Reste des Stumpp-Archivs. Der Rest wurde einem entfernten Verwandten übergeben.
    Schwaens letztes vollendetes Werk ist ein Chorsatz, der im September entstand. Von seinem letzten Werk sind nur zwei Takte Vorspiel entstanden.


    Falls irgendjemanden Aufnahmen interessieren - ich stehe in engem Kontakt zu Frau Schwaen und könnte so einiges organisieren. Natürlich auch alle Noten, die nicht öffentlich erschienen sind. Ausserdem haben wir gerade angefangen, Faksimile-Ausgaben seiner Urschriften zu erstellen.


    In diesem Jahr machte er noch zwei grosse Reisen: Eine nach Belgien (Gent), wo seine Musik zu "Die Horiatier und die Kuratier" nach Brecht das este Mal in flämischer Sprache aufgeführt wurde sowie eine nach Bad Endorf zum Opernfestival "Gut Immling". Hier wurde seine Kinderoper "Pinocchios Abenteuer" aufgeführt. Das ist übrigens eins seiner schönsten Stücke für Kinder und unbedingt ein Reinhören wert. Bilder und Stimmen von dieser Aufführung gibt es auf der Website des Opernfestivals "Gut Immling".
    Warum ich dieses Stück erwähne? Weil ich daran Schuld war, dass es dort gespielt wurde. Ich lernte durch Zufall die musikalische Leiterin des Festivals kennen. Sie suchte immer Stücke für Kinder (und ich kannte einige.... auch, weil mein Vater damals mitgesungen hatte). So kam es zur "westdeutschen Uraufführung". Das Stück, das in der DDR über 900 mal gespielt wurde, war bis dato dort völlig unbekannt. Genau wie sein Schöpfer.


    Thomas

    Ist echt schwer für einen, der das spielt, ist die Reihenfolge wohl doch etwas anders.
    Ich kann z.B. mit Bruckner nicht viel anfangen. Sicher, es gibt gute Stellen.
    Aber erstens nervt den Spieler das ständige Tremolo (das ist körperliche Schikane, es gibt Sinfonien, die zu 50% aus Tremolo bestehen),zweitens (ich weiss gar nicht, wer das mal gesagt hat) ist es schon interessant, wie einer aus 1,5 Ideen 9 Sinfonien schreiben konnte. Und drittens: Ist euch schon mal aufgefallen, dass das Strick-, sorry das Kompositionsmuster universal austauschbar ist? man weiss immer vorher, wieviele Takte jetzt das Blech dröhnt, dass dann ein Einschnitt kommt und eine übliche Wendung usw.
    Wir haben nun alle Sinfonien spielen müssen - auch in Originalfassung. Herr Inbal wollte das so...
    Kurz und gut: Bruckner kommt nicht vor.
    Ohne Reihenfolge der Wertung:


    W. Walton 1.
    H. Rott 1.
    Mahler 10
    Schostakowitsch 15
    Prokofjew 5.
    Messian Turangalila
    Hindemith Mathis
    Mahler 1
    Saint Saens Orgelsinfonie
    Cesar Franck


    MfG
    Thomas

    &raphaell
    Interessante These...
    Manchmal möchte ich allerdings bei "moderner Musik" selber lieber in diesem Zustand sein...


    &alle
    Was Schwaen angeht:
    Bei Fragen bitte an mich wenden. Ich war in letzter Zeit einer seiner Mitarbeiter, habe Stücke redigiert und durfte auch bei der privaten Trauerfeier dabeisein. Dort hat übrigens u.a. auch die Widmungsträgerin dieses Klavierkonzertes gespielt. Witzigerweise kenne ich sie noch aus der Hochschulle, wo wir mal zusammen musiziert haben.
    Alles andere würde jetzt dieses Thema Klavierkonzerte verlassen. Deshalb warte ich mal auf die von Holger angekündigte Würdigung. Dann gibts mehr!!!