Beiträge von Ullrich

    Zitat

    Zitat von Johannes Roehl:
    Ein nichtverstimmtes und nicht allzu brutal gespieltes Klavier hat wohl den neutralsten Klang aller "üblichen" Instrumente oder Ensembles.

    So ist es.


    Die Problematik scheint mir in der individuellen Erwartungshaltung zu liegen: Da sitzen vier Instrumente zusammen, die genauso auch im Orchester auftreten - nur mit ganz vielen. Wie kann es dann sein, dass dieselben Instrumente so ganz anders klingen ... und vor allem: da fehlt jetzt auch noch der Bläserklang!


    Dass manche dies als Reduktion, als Verarmung gar empfinden, mag dann vielleicht auch daran liegen, dass sie in sich noch nicht den freien Entdeckergeist entdeckt haben: Eines der Wunder der Musik ist ihre fast unbegrenzte Vielfalt. Die wird aber nur entdeckt, wenn der Einzelne es für sich erträgt und zulässt, dass ganz unterschiedliche Gestaltungsformen ganz unterschiedliche Klangerlebnisse mit sich bringen. Alle diese Gestaltungsformen sind nebeneinander gleichberechtigt, jedes Klangerlebnis für sich darf vollgültig ohne jegliche Reduktion neben dem Klangerlebnis einer anderen Gestaltungsform stehen. Die Klangerlebnisse, bei denen dem Einzelnen dieses Zulassen gelingt, kann man dann auch als persönliche Bereicherung für sich selbst wahrnehmen und annehmen.


    Beim Klavier ist dies bei vielen originär pianistischen oder durch Bearbeitung dorthin übertragenen Gestaltungsformen für die meisten einfach. Denn die meisten sind mit diesem neutralen Klavierklang seit langem vertraut, der Klang bietet wenig Ecken und Kanten. Die Vielseitigkeit des Klaviers ergibt sich gerade aus dieser Neutralität und Vertrautheit im Zusammenspiel mit der Möglichkeit, zehn- oder noch weitere Vielstimmigkeit bis zum Cluster zu produzieren.


    Die Vielseitigkeit des Klaviers ist aber sicher am geringsten in seiner Klanglichkeit begründet. So bewundern wir ja gerade jene Pianisten, denen es trotz der Eindimensionalität des modernen Klaviers gelingt, durch ihren Anschlag dennoch eine ansprechende Klanglichkeit hinzubekommen. :D

    Dieser Tage hörte ich von einer neueren Untersuchung, bei der Musiker zu den Umständen ihrer Berufsausübung befragt wurden. Unter anderem wurden sie auch nach ihrem gefühlten Alter (in Abgrenzung zu ihrem biologischen Alter) gefragt. Dabei stellte sich heraus, dass ein Musiker sich umso jünger fühlt, desto älter er ist. 60jährige Musiker fühlen sich durchschnittlich zehn Jahre jünger. Ab dem 50. Lebensjahr beginnt diese Jüngerfühlung zu galoppieren.


    Demzufolge dürften sich Boulez und Kurtág derzeit um die 60 fühlen. Jedenfalls bei Boulez stimmt dies mit dem Eindruck überein, den seine jugendliche Verve bei seinen Auftritten als Dirigent nach wie vor macht.


    Carter ist übrigens erst 103, der Jungspund, er dürfte sich also inzwischen als 40jähriger fühlen und kommt als großer "Alter" deshalb nicht mehr in Betracht.


    Zieht man eine Querschnittsbetrachtung durch Boulez' Leben, seine Bedeutung und seine omnipotente Durchdringung so vieler Teilbereiche der Musikszene, so dürfte er zumindest gefühlt der große Alte par excellence sein, oder?

    "Eines der führenden Streichquartette unserer Zeit." Andere scheint es gar nicht zu geben.

    Tatsächlich ist die Streichquartette-Landschaft erstaunlich und erfreulich bunt, und es wird bei den Quartetten musikalisch und technisch auf einem atemberaubend hohen Niveau musiziert. Wenn also die von Thomas für das Artemis Quartett herausgehobenen Details bei einem Quartett nicht hörbar sind und es neue - also bei anderen noch nicht oder nicht so gehörte - Aspekte nicht herausarbeitet, dürfte bei diesem Quartett etwas grundsätzliches schief laufen - und Erfolg dürfte es bei der bestehenden Leistungsdichte auch nicht haben.


    Gerade wegen dieser Leistungsdichte fällt es schwer, die "führenden aktiven Streichquartettformationen" auf Stücker fünf zusammen zu dampfen. Das hängt auch damit zusammen, dass manches Quartett seine ökologische Nische gefunden hat, in der es "führend" ist (Beispiele: Kronos Quartet, Quatuor Mosaiques). Hängt "führend" möglicherweise auch von der Breite des Repertoires ab? Aber sei's drum - zwei Punkte vergebe ich nicht, denn ich finde nicht, dass sich ein Quartett aus der Leistungsspitze absetzt. Vielmehr müssten alle nachfolgend Genannten (und noch einige mehr) zwei Punkte erhalten. Ohne Reihenfolge nenne ich mal aus meiner Sicht:


    • Artemis Quartett
    • Auryn Quartett
    • Emerson String Quartet
    • Leipziger Streichquartett
    • Takács Quartet


    Je einen Punkt. Die Auswahl tut mindestens neun anderen Streichquartetten bitter Unrecht.

    Kennt jemand diese mir bis dato völlig unbekannte Aufnahme?
    Sawallisch und Bruckner, hörte ich noch nie in Kombination, glaube ich ... ;)

    Diese Aufnahme unter Sawallisch von dieser Sinfonie, die ich so liebe, schätze ich seit langem sehr. Bei mir steht sie direkt neben Gielens Aufnahme. Nach Norberts Überlegungen im Fred Was hört Ihr gerade jetzt? (2012) weiß ich jetzt auch, warum:

    Gerade im CD-Spieler:
    Nach dem Eindruck der ersten drei Sätze könnte das für mich eine meiner "TOP 5 der 5." werden (nach Gielen und neben Herreweghe, Jochum, Wand und von Dohnanyi. Okay, das sind schon 5, also "TOP 6" Na gut, dann nehme ich Chailly und Welser-Möst noch hinzu und komme auf "TOP 8").


    Fantastische Abstimmung im Orchester, "organische", fließende Tempi und sehr schöne Detailarbeit, die im Bombast macher Dirigenten gerne einmal untergehen.


    Wie nicht anders zu erwarten verwendet Sawallisch für den letzten Satz die gleiche Sorgfalt und Liebe wie für die anderen drei.
    Weiterhin ist die Qualität des Orchesters zu loben. Das Bayerische Staatsorchester verfügt über ein "warmherziges Blech", brilliante Streicher und exakt phrasierendes "Holz".
    Für mich ist das eine Spitzenaufnahme, egal, ob nun zu den TOP 5 oder 10 (Eichhorn und von Matacic sind auch noch hervorragend) gehörend.



    Danke Norbert! :hello:

    Der typische Alfred wird an Pfitzners Sextett op. 55 seine wahre Freude haben - ein Werk von 1945. Kennst Du's, lieber Alfred?


    Was ist der typische Kammermusikfreund? Ich glaube nicht, dass sich jene, welche einen Zugang zu Kammermusik gefunden haben, in der Auswahl der von ihnen bevorzugt gehörten Epochen von den Sinfoniehörern unterscheiden. Wer Spaß an im XX. und XI. Jahrhundert geschriebener Musik hat, wird diesen Spaß in allen Besetzungen haben.


    Allerdings - ohne dass ich das jetzt näher belegen könnte - ist mein Eindruck, dass diese strikte Spartentrennung seit Beginn des XX. Jahrhunderts zunehmend aufgebrochen ist. Eine Erscheinung wie die "Kammersinfonie" oder die Kompositionen für gemischte kleinere oder größere "Ensembles" heben diese Besetzungsfragen offenbar bewusst auf.

    Zitat

    Zitat von "kurzstueckmeister":
    Das einleitende Andante kann ja eventuell als relativ gleichberechtigt durchgehen, aber mit Einsetzen des ersten Themas im Allegro ist es damit vorbei: 42 Takte lang singt die erste Violine das Thema. Überleitung und zweites Thema sind tatsächlich recht gleichberechtigt, in der Schlussgruppe hat die erste Violine wieder die Hosen an.

    Äh ja. Völlig einverstanden - bis auf die Kennzeichnung als "Solistenkonzert".


    Deine Betrachtung geht ersichtlich von der strukturellen Ebene im mehrstimmigen Satz aus und analysiert selbstverständlich völlig zutreffend. Die Richtigkeit dieser Beobachtung ist weder auf das Streichquartett noch auf Schumann beschränkt.


    Insofern sind jetzt die Betrachtungsebenen etwas auseinander gelaufen, denn Ausgangspunkt der These von der Gleichberechtigung der Stimmen im Streichquartett (oder in der Kammermusik) war wohl Tapios "Furcht vor zu viel Selbstdarstellung, bei der das Werk in den Hintergrund tritt." Das heißt: Es galt, den Kontrast zum romantischen Virtuosenkonzert heraus zu stellen. Dass die in der jeweiligen Epoche oder für den jeweiligen Komponisten typische oder übliche Behandlung des Satzes durchaus auch die Verteilung des musikalischen Geschehens auf führende und begleitende Stimmen verträgt, steht m. E. der Aussage nicht entgegen, dass trotz derartiger Satzbehandlung kein Virtuosenkonzert à la Paganini draus wird.

    Mozart hat in seinen "Preußischen Quartetten" den Cellopart besonders reich ausgestaltet - der Widmungsträger war Cellist. Das waren Entscheidungen des Komponisten und keine gattungsspezifischen Postulate.

    Ja. Ein schönes Beispiel dafür, dass bereits zu diesem Zeitpunkt die Vorherrschaft der ersten Geige überwunden war und die anderen Instrumente sich im kammermusikalschen Spiel emanzipiert hatten. In den späten Streichquintetten kommen dann auch besonders schöne Bratschenthemen vor.


    Natürlich sind das bewusste Entscheidungen des Komponisten, dem einen oder dem anderen Instrument die Führung anzuvertrauen. Sonst wär's ja auch langweilig. Aber Du willst doch nicht ernsthaft so verstanden werden, die solistische Behandlung der Lead-Geige sei sozusagen das kennzeichnende Merkmal der Kammermusik, oder?


    Klaus2 habe ich oben ("Deshalb verbinde ich mit dem Begriff die Beschränkung auf Weniges.") schon so verstanden, dass er das Streichquartett oder die Kammermusik allgemein als eine behindernde Reduktion der Klanglichkeit empfindet. Wenn ich Johannes zutreffend verstanden habe, hört er eine wenigstens ebenso große Klangvielfalt im Streichquartett wie im Streichorchester - zumindest geht es mir so.


    Selbstverständlich können die Orchesterstreicher dieselben griff- und bogentechnischen Mätzchen ausführen wie der einzelne Quartettstreicher. Derselbe Bogen, derselbe Griff werden bei Ausführung in der Streichergruppe aber stets eine gegenüber dem Klangergebnis des Solostreichers andere Klangqualität erzeugen. Das ist weder positiv noch negativ - es ist zunächst einmal neutral anders. Insofern sind die Klangvielfalten des solistischen und des Gruppenensembles quantitativ vielleicht weitgehend identisch.

    Was ist der Punkt? Ich denke, formell herausgestellte Solisten in Orchesterwerken haben mich die Kammermusik fürchten gelehrt - die Furcht vor zu viel Selbstdarstellung, bei der das Werk in den Hintergrund tritt

    Ja aber genau das ist doch bei der Kammermusik gar nicht erst zu befürchten, meine ich. Gleichberechtigter geht's doch nimmer.


    Gut, es gab mal eine Zeit beim frühen Haydn, frühen Mozart, wo in den ersten Entwicklungsphasen noch das Klavier im Vordergrund stand, bei der Sonate das Soloinstrument, beim Trio die Streicher Begleitfunktion hatten, ähnlich wohl auch bei den frühen Streichquartetten - es hat hierauf oben schon jemand hingewiesen. Diesen "Kinderschuhen" war die Kammermusik aber schnell entwachsen und Beethoven kannte dieses "Problem" von Anfang an nicht, auch wenn bei ihm die Duosonaten noch der guten Ordnung halber formwahrend "für Pianoforte und Violoncello" etc. betitelt waren.


    Sollte sich in der Kammermusik tatsächlich jemand in den Vordergrund spielen wollen, spricht das eher gegen die Qualität des Ensembles, als gegen die Qualität der Musik. :angel:

    Wer nach dem Hören dieser Stücke immer noch meint, "Klangzauber" käme bei solistischen Streichermusiken nicht vor, dem ist vielleicht wirklich nicht zu helfen.

    Lieber Johannes, ich genieße es im Augenblick sehr, was Du da in den letzten Tagen zu diesem Thema geschrieben hast. Wie für Dich ist mir Kammermusik von Anfang an eine völlig natürliche musikalische Äußerung gewesen, die niemals in grundsätzlicher Weise hinter anderer Musik zurückgestanden hat.


    Tatsächlich war Kammermusik das erste, was ich gespielt habe, im Streichquartett und im Klaviertrio, dann Cello solo, erst danach kam Orchestermusik hinzu. Bestimmt macht es dieses phasenweise Hineinwachsen einfacher, die Gleichberechtigung der verschiedenen Besetzungen als naturgegeben anzunehmen.


    Ich empfinde es als sehr schade für diejenigen, die mit Kammermusik meinen nichts anfangen zu können, dass sie sich eine so reiche Klangwelt vorenthalten. Mit Bedauern beobachte ich das auch bei meiner lieben Frau, die sehr spät an klassische Musik herangekommen ist, jetzt vor allem Bruckner und Brahms genießt - aber Kammermusik biete ich ihr nach einigen vergeblichen Versuchen gar nicht mehr an.

    Eine selten gelungene Aufnahme und unbedingt hörenswert! Mir scheint, dieser Ravel könnte eine der Perlen der Wiederveröffentlichungen des Jahres 2012 werden. Auch der Klang scheint wunderbar warm und plastisch zu sein.

    Lieber a.b., schönen Dank für diese Einschätzung, auf diese Veröffentlichung hatte ich schon ein Auge geworfen, jetzt mag sie kommen. Mit den Beaux Arts habe ich bei Studioaufnahmen immer so meine Probleme, zu trockener Klang, Zusammenspiel etwas hölzern - im Konzert sollen sie ja deutlich lebendiger gewesen sein. Und dann noch mit dem Ravel Trio: ich freu mich drauf.

    Backhaus und Kempff bei Beethoven ... . Ihr Ausdrucksspektrum wirkt Schnabel gegenüber extrem eingeschränkt, alles sehr nüchtern, gleichförmig, leidenschaftslos.

    Dass Du Kempffs Beethoven "so" hörst, verschlägt mir die Sprache. Möglicherweise ist das aber die Kehrseite dessen, was ich bei Kempff höre, nämlich eine grenzenlose Lyrik des Ausdrucks. Und genau das ist es, was mir bei Schnabel fehlt. Vermutlich ist Schnabels Beethoven sogar der "richtige" Ansatz und entspricht bestimmt der jeweilige ninneren Aussage der einzelnen Stücke, genauso wie der bei Michael Korstick - im Wesentlichen eben: Haudrauf an den lauten Stellen. Mich persönlich nervt das dann eben schnell bis ins Unerträgliche. Deshalb greife ich auch vor Schnabel eher zu Kempff, Badura-Skoda oder Paul Lewis.

    Es ist sicher im wörtlichen Sinne preis-wert.


    Als eine ausgesprochen anspruchsvolle Preispolitik empfinde ich es, wenn ein Schallplattenverlag im mittleren gehobenen Segment des Klassikmarkts fünf Scheiben für 90 Euronen anbietet. Dass gerade dieses Produkt diesen und jeden anderen Preis wert ist, in dem Punkt weiß ich Andrew und Norbert mit mir einig, und vermutlich auch viele andere. Aber wieviele dieser Gielenfans bereit sein werden, einen solchen heute marktnonkonformen Preis auch zu zahlen, würde mich schon interessieren. Die Bereitschaft habe ich nicht. Und ich dachte ernsthaft, die Zeiten solcher Preise seien vorbei.

    Ein dritter Typ der Entstehung von Klaviertrios ist nicht zu vernachlässigen: Trios, die aus bestehenden Kammermusikformationen mit wechselnden Besetzungen heraus entstehen. Zu denken ist da an Gruppen wie The Nash Ensemble, Consortium Classicum, Hausmusik London - oder L'Archibudelli.


    L'Archibudelli spielt seit den 70er Jahren - die Streicher stets auf Darmsaiten - um den

    großartigen Cellisten Anner Bijlsma, die Geigerin Vera Beths und den Bratscher Jürgen Kussmaul herum zusammen mit einer Gruppe wechselnder anderer Instrumentalisten Kammermusik der Wiener Klassik, Romantik (bis Brahms) und des Barock. L'Archibudelli hat auch Werke für Klaviertrio gespielt und - zu meinem Glück - eingespielt. Zu meinen persönlichen Top 3 des Erzherzog-Trios gehört diese Aufnahme mit Jos van Immerseel, Vera Beths und Anner Bijlsma: eine feurige, farbige, klare, noble, klassische Interpretation, wie ich sie mir besser nicht vorstellen könnte. Dass diese Formation mit Rücksicht auf das fortgeschrittene Alter ihrer Protagonisten nicht länger praktiziert, ist ein schwerer Verlust für das Musikleben.


    Noch einmal zurück zu den Trios, die sich aus arrivierten Solisten zusammensetzen. Diese Art des Zusammenkommens hat sich nicht etwa mit dem Entstehen fester Trioformationen erledigt. Noch heute treffen sich etwa Martha Argerich, Gidon Kremer und Mischa Maisky immer wieder zum Triospiel. Das ist ein echtes Projekttrio, allerdings noch dazu ein wahres "All-Star-Trio", das kann man mögen ... - muss es aber nicht, wenn man gegen einen der drei "unüberwindbare" persönliche Vorbehalte mit sich trägt: Meine richten sich gegen Maisky, und deshalb ist dieses Trio nichts für mich. Für die Fans dieses Trios ist die Faszination à la "Drei Tenöre" natürlich ungebrochen.

    Dennoch waren die Mitglieder in erster Linie als Virtuosen ihres Solo-Instruments bekannt, während es zB beim Beaux Arts Trio zumindest nachträglich umgekehrt war

    Ja, das ist ein wirklich interessanter Aspekt, der die Art und Weise beleuchtet, wie derartige Ensemble (Klaviertrios, Streichquartette und andere) zusammenfinden. Als beispielsweise das Trio Cortot Thibaud Casals 1906 zusammenkam, waren alle drei als Solisten schon wohlbestallt. Das Trio Oborin Oistrakh Knushevitzky begann 1941 mit der Trioarbeit - Oborin war zu dieser Zeit seit 1927, Oistrakh seit 1928 solistisch tätig gewesen. Es hat den Anschein, als werde in diesen Fällen die Arbeit in kammermusikalischen Formationen als willkommener Ausgleich für das großartige Solistentum gesucht.


    Ein zweiter Typ der Pianotriogenese scheint die Entstehung aus dem Studienumfeld heraus zu sein. Ein typisches Beispiel hierfür dürfte das Abegg-Trio darstellen. Die Abeggs fanden sich 1976, dem Jahr der Konzertexamina, an der Musikhochschule Hannover: Gerrit Zitterbart (geb. 1952) am Flügel oder einem historischen Instrument (wie Hammerklavier, etc.), Ulrich Beetz an der Violine, Birgit Erichson am Cello. Gründungsjahr 1976, das bedeutet 35jähriges Jubiläum in 2011 - das ist schon was! Tatsächlich ist Gerrit Zitterbart dann auch im weiteren Zeitverlauf als Solist am Klavier bekannt geworden - also die von Johannes schon für das Beaux Arts Trio festgestellte "Reihenfolge" - und es liegen verschiedene hochinteressante Aufnahmen mit ihm am Klavier vor, nicht zuletzt sein Beethoven und Schubert.


    In den 35 Jahren hat das Abegg-Trio über 30 CDs eingespielt, die bei Tacet erscheinen. Ich schätze dieses Trio sehr, und so fällt es mir schwer, eine Auswahl des Empfehlenswertesten zu treffen. Wenn es denn aber sein soll, würde ich mich auf Brahms festlegen (obwohl: der Beethoven des Abegg-Trios und ihr Schumann ... absolut hörenswert, um es mal neutral zu formulieren).


    In vier Volumes haben die Abeggs das Brahms'sche Werk für Klaviertrio eingespielt:

    Es gelingt ihnen, strukturelle Klarheit mit tiefem Ausdruck in Einklang zu bringen. Besonders mag ich - sicher auch des Besonderen wegen - die beiden letzten Volumes, die bei Klavier und Bläsern auf historisches Instrumentarium zurück greifen.

    Danke für diesen gelungenen Überblick, lieber Johannes.


    Allerdings ist bei zumindest einigen der historischen Ensembles mein Eindruck doch eher der, dass es sich nicht um reine "Projekttrios" handelte. Dort erfolgte das Zusammenspiel in der Triokonstellation so intensiv, regelmäßig und über wirklich lange Zeiträume hinweg, dass tatsächlich von verfestigten, aufeinander und miteinander eingespielten und eingestellten Klaviertrios gesprochen werden konnte. Die Qualität der Ergebnisse, soweit sie heute noch "abrufbar" sind, entspricht dieser Konstanz - auch wenn es damals noch nicht der Üblichkeit entsprochen haben mag, die Formation zu benamen.


    Das sollte zum Beispiel für das von Dir genannte Trio Gilels/Kogan/Rostropovich gelten, mehr noch aber für z. B. das Trio David Oistrakh/Lev Oborin/Sviatoslav Knushevitzky, oder für Badura-Skodas Schallplattentrio, nämlich Paul Badura-Skoda/Jean Fournier/Antonio Janigro.


    Besonders hat mich hier immer schon das Trio Alfred Cortot/Jacques Thibaud/Pablo Casals interessiert. Es hatten sich hier drei Musiker vereint, die als Solisten zu den überragenden Köpfen ihrer Zeit zählten, und die über das Triospiel hinaus - jedenfalls in dieser frühen Zeit - auch eine erweiterte Zusammenarbeit verband - etwa bei den von Casals organisierten Konzerten oder bei Kammermusik in anderen Formationen. Das Trio spielte von 1906 bis 1933 zusammen.


    Der schweizerisch-französische Pianist Alfred Cortot (1877 bis 1962) dürfte zu den einflussreichsten Musikern seiner Zeit zu zählen sein, ein Einfluss, den er u. a. über seine Gründung der École normale de musique in Paris (an der auch Thibaud und Casals lehrten) genauso ausübte wie über die Weitergabe seiner Kunst an Schüler wie Dinu Lipatti, Clara Haskil, Vlado Perlemuter oder Samson Francois. Seine Anerkennung als Solist stand für seine Zeitgenossen anscheinend außer Frage - höre ich heute Aufnahmen mit ihm, so quält mich gelegentlich schon der Kummer über die Vielzahl falschgepatzter oder weggelassener Noten. Man nahm es damals damit nicht so genau - eine nicht nur französische Lockerheit des savoir-vivre jener Zeit.


    Der Franzose Jacques Thibaud (1880 bis 1953) trat als gefeierter Violinvirtuose in ganz Europa und den USA auf, seit er bereits mit 18 auf dem Konzertpodium seine ersten Erfolge hatte, mit denen übergangslos seine Solistenkarriere begann. Erhalten ist sein Name heute noch in dem nach ihm und Marguerite Long benannten Concours international de piano, de violon et de chant Long Thibaud Crespin und der dem zugrunde liegenden Fondation Long Thibaud. Brahms' Doppelkonzert nahm Jacques Thibaud mit Pablo Casals am Cello unter dem Dirigat von Alfred Cortot (Orquesta Pau Casals) auf und ich meine mich zu erinnern, dass Thibaud auch in Perpignan beim Casals' Festival dirigierte.


    Der Katalane Pablo (Pau) Casals (1876 bis 1973) sollte am Wenigsten von diesen Dreien einer besonderen Vorstellung bedürfen. Sein maßstabsetzender Einfluss auf das moderne Cellospiel ist unbestritten, seine musikalische Gestaltungsstärke bezog er auf sein Cello und sein Klavier genauso wie auf seine Kompositionen und sein Dirigat. Er ist das vielleicht eindeutigste Beispiel für die Irrigkeit der These, Musik habe mit Politik nichts zu tun.


    Diese drei nun fanden sich von 1906 bis 1933 zu dem Trio Cortot Thibaud Casals zusammen. Dass aus dieser Zeit Schallaufnahmen - in einer heute sehr schön herausgearbeiteten und durchaus anhörbaren Wiedergabequalität - erhalten sind, können wir nicht hoch genug schätzen. Aus meiner Sicht sind drei Aufnahmen zu nennen, die heute immer noch musikalisch begeistern und zugleich Beleg für den hohen Standard dieses Trios und seines Zusammenspiels sind. An dieser Stelle sehe ich Haydns Klaviertrio Nr. 39 G-Dur Hob.XV:25 und Schuberts 1. Klaviertrio B-Dur D898, die beide auf dieser CD zu hören sind,

    und Beethovens Trio op. 97 B-Dur Erzherzog-Trio:


    Die Subjektivität und der Romantizismus, mit denen die drei Musiker übereinstimmend an die Werke herangehen, funktionieren in der kammermusikalischen Besetzung unbedingt. Ihr musikalischer Überschwang verleitet die drei dennoch nicht dazu, die sehr sublime Durchsichtigkeit ihres Trios zu vernachlässigen. Die Feinheit, mit der zunächst Casals und ihm folgend seine Mitspieler zum Beispiel das Scherzo im Erzherzog-Trio angehen, treibt mir jedesmal die Tränen in die Augen. Von diesem Zusammenspiel können wir "Heutigen" uns allemal die ein oder andere Scheibe abschneiden.


    Von historisch-informierter Herangehensweise kann man sich bei dem Haydn-Trio kaum weiter entfernen, als Cortot Thibaud Casals dies tun. Trotzdem hab ich mehr magyarische Musikalität in dem bekannten Rondo all'ongarese bei keinem anderen und vor allem bei keinem späteren Trio wieder empfunden. Das ist eine geradezu unverschämte Unverblümtheit, mit der die Drei hier "Ungarisch" spielen, mit Herzschmerz und Schluchzern - herrlich. Ich hab's versucht und bin gescheitert.


    Die Schubert-Aufnahme dann ist so etwas wie ein Prototyp für lebendiges romantisches Schubertspiel. Auch wenn meine eigene Auffassung von dieser Musik eine sehr andere ist, habe ich gerade diese Aufnahme immer wieder bei der Einstudierung herangezogen.

    Und wer singt da die ganze Zeit?


    Lieber Klaus, entweder ein Tenor und ein Alt oder ein Tenor und ein Bariton, je nachdem, welcher Besetzung der Dirigent den Vorzug gibt. Aber definitiv kein Chor - ich überlege die ganze Zeit, ob Du vielleicht ein ganz anderes Stück meinst .. hast Du das Lied von der Erde wirklich schon mal gehört??? :hello:

    Ich meine Klavierkomponisten (EIGENE Stücke, ohne SchnickSchnack), denen man die Zeit (Moderne im anderen Sinne) nicht anzuhören vermag.


    Ach so, ich dachte Du meintest "Schwerpunkt mit jungen/neuen Komponisten", also: Einaudi und so ... Aber, oder meinst Du jetzt Chopin, Liszt, oder wen? Äah, keine Ahnung, was Du meinst ... Ich würde sagen, schreib doch mal was Interessantes darüber, was Du meinst ...

    Ist schon klar, lieber Michael, was ich meinte, war: Das wenige, was ich von Wand weiß, der Eindruck, den sein Dirigat auf mich macht, alles weist daraufhin, dass da ein sehr geradliniger Pragmatiker am Pult stand. Wenn ich Hans' Hinweise hinzunehme, dass Wand im Lübecker Dom bei kritischer Akustik deswegen dirigierte, weil eben kein anderer Saal vorhanden war --- da hätte es mich irgendwie gewundert, wenn es ihm tatsächlich ernsthaft wichtig gewesen wäre, seligen Angedenkens in St. Florian an geheiligter Stätte zu dirigieren.

    Zumindest war Wand die Kirche als Aufführungsort nicht fremd. Bekannt sind ja seine Mitschnitte von Bruckners Neunter in der Basilika Ottobeuren 1979 mit dem RSO Stuttgart und im Lübecker Dom 1988 (SHMF Eröffnungskonzert) mit dem NDR SO und von Bruckners Achter im Lübecker Dom 1987 (SHMF Abschlusskonzert) mit dem NDR SO.


    Dass er auch keineswegs widerwillig in der Kirche dirigierte, zeigt seine Erinnerung an das Konzert 1979 in Ottobeuren (zit. bei Seifert, Günter Wand: So und nicht anders, Mainz 2007, S. 499): "Es waren über dreieinhalbtausend Menschen in der Kirche, und es war unerhört eindrucksvoll, wie sie sich da verhalten haben. Das war einer der größten Eindrücke meines Lebens." Es beeindruckte ihn die tiefe Stille der Menschen dort, auch noch nachdem der letzte Ton verklungen war.


    Aber ob er in St. Florian dirigierte? Wer weiß ... Warum hätte er so etwas machen sollen???

    Eine sehr schöne Zusammenstellung ... :yes:


    Ich selber greife bei Interesse immer wieder auf die sehr umfangreiche (wenn auch notwendigerweise lückenhafte) Datenbank bei

    wewewe.cozio.com


    zu mit Auswahl nach Geigenbauern (-> people/luthiers), Musikern (-> people, musicians), Eigentümern oder nach anderen Kriterien.

    "Walzer" ist entgegen Deiner Annahme nicht von einem Ort, sondern von einer Person abgeleitet, nämlich von Udo Walz, geboren am 28.07.1944 in Waiblingen. Herr Walz machte seine Friseurlehre in Stuttgart und belegte bei der Gesellenprüfung unter 600 Prüflingen den 598. Platz. Mit 18 Jahren frisierte er in St. Moritz und wurde dort besonders geschätzt für seine Hochsteckfrisuren.


    Dieser Lebenslauf wiederum erklärt die von Theophilus inkriminierte grafische Covergestaltung, die einerseits den Albumtitel "Udo Walzer Revolution" aufgreift - also Revolution im Sinn des spätlateinischen revolutio: die Umdrehung -, andererseits aber auch das Motiv einer umgekehrt dargestellten Hochsteckfrisur: die Spitze ist unten, die breite Basis oben.


    Beantwortet das Deine Frage?


    Dass der Cellist Giovanni Battista Barbirolli, den sie später nur noch Sir John nannten, ein fleißiger Komponist war, ist sicher allgemein bekannt. Ganz entzückend ist zum Beispiel sein viersätziges Oboenkonzert im italienischen Stil nach Pergolesi.


    Weniger bekannt dürfte sein, dass Barbirolli gelegentlich auch zum Taktstock griff.

    Mein lieber Hans,


    sehr gerne würde ich Deine Gedanken dazu lesen, "warum ein Konzert nie gelingen kann". Aber recht eigentlich schreibst Du hier doch schon die ganze Zeit an Deinem Buch und könntest viele Deiner Beiträge in neuen Zusammenhängen unter diesen Titel stellen. Dass Du "so tapfer" Deinen Mann stehst als Orchestermanager, bewundere ich sehr.

    Ich würde meinen, zwei Hauptparameter sind maßgeblich: Die Qualität des Orchesters (bzw. seiner einzelnen Gruppen) und die Qualität des Dirigenten inklusive Charisma, Wirkung, Kraft etc. Was in der Aufführungssituation "passieren" kann, findet statt zwischen diesen beiden Polen mit wechselnd gewichteten Anteilen von beiden.


    Lange Jahre habe ich in einem Liebhaberorchester unter einem lebensklugen und aufführungserfahrenen Kapellmeister viel zu schwere, aber gerade noch zu schaffende Musik gespielt - letztlich das ganze große Standardrepertoire und dazu noch einige Nischen. Er hat uns in den Proben getriezt und damit stand alles Wesentliche in fertiger Gestalt fest, wenn wir auf die Bühne gingen. Aber in der Aufführungssituation konnte er uns noch mal mehr bis an die Grenzen treiben, wenn er uns am ersten Pult mit seinem Zahnstocher fast die Nase abgesäbelt hat oder voller Temperament im Takt auf den Boden trat. Doch, da haben wir noch einmal zusätzlich reagiert und sind über uns hinaus gewachsen, wenn er "vehement herumfuchtel(t)e".


    Aber wehe, wenn sie losgelassen - das habe ich eben auch erlebt, dass sich im Orchester von einer Gruppe zur anderen ein Funke ausbreitete - ein Flächenbrand, den der Dirigent weder angesteckt hatte, noch rechtzeitig wieder eindämmen konnte (irgendwann läuft sich so was natürlich von alleine wieder tot). Da kannst Du beim besten Willen nicht sagen, von wem es ausgeht: es ist plötzlich da, bei einem Bläsersolisten, aus der Cellogruppe heraus, von der Hornistengruppe ausgehend, sonst woher kommend. Als Dirigent hast Du dann bei so etwas keine Chance und musst warten, bis wieder gut ist. Jedenfalls bei einem Liebhaberorchester.


    Beim Profiorchester gehört zur Qualität des Orchesters auch die Frage: Ist es so gut, dass es auch ohne Dirigent spielen kann? Wie ist die Altersstruktur? Brennen die Musiker noch für das, was sie tun mit all ihrer Leidenschaft, oder leisten sie in erster Linie mehr oder weniger stumpf ihre Dienste ab? Wenn stumpf - regelmäßig daran zu erkennen, dass sie nicht gespannt wie eine Feder vorn auf der Stuhlkante sitzen, sondern sich bequem in die Lehne kuscheln - , kannst Du denen vorfuchteln, was du willst, und wirst null Reaktion ernten. Wenn sie brennen, wirst Du als Dirigent in den Proben die Grundsteine Deiner Interpretation legen können und in der Aufführung zaubern dürfen.


    Das ist das Optimum, das jeder Dirigent gerne "in Kauf nehmen" wird um der Spontaneität willen, die ihm das Orchester dann entgegenbringt. Da sollte man allerdings die Möglichkeiten der Proben auch nicht überschätzen. Die Zeiten, in denen ein Günter Wand von seinem Orchester oder vom Chicago Symphony Orchestra so viele Probenstunden zugestanden erhielt, wie er - für Brahms' 1. Sinfonie (!) - zu brauchen meinte, sind lange vorbei ...


    In diesen heiligen Hallen differenziert der eine oder andere gerne zwischen "richtigen klassischen Musikern" und den anderen. Die "richtigen klassischen Musiker" sind jene, die mit Leichenbittermiene ohne Blick nach links oder rechts, ohne ein freundliches Wort zum Nebenmann und möglichst reglos ihre Noten herunterspielen. Die "anderen" sind solche, die an der Musik teilnehmen, sich schon mal im Takt wiegen oder sonst das musikalische Geschehen in Körperbewegungen begleiten oder nachvollziehen (fast tänzerisch auf ihren Stühlen "herumspringen"), mit Blicken die Kommunikation mit den Mitspielern aufrecht erhalten und so aktiv in das Zusammenspiel unterstützend eingreifen, in den Satzpausen auch mal einen Scherz mit dem Nebenmann reißen und schlicht freundlich gucken.


    Mit diesen "anderen" wirst Du als Dirigent bestimmt Deine Freude haben, denn sie werden neben Dir das musikalische Geschehen ausmachen. Und dann kann auch bei einem Profiorchester in der Aufführungssituation "das Wunder" geschehen, dass aus dem Orchester heraus ein Impuls kommt, den Du nicht erwartet hast, und der "eine ganz neue Musik" macht ...

    René Leibowitz hinterließ ein umfang- und abwechslungsreiches Werk von 93 Opuszahlen

    in allen möglichen Bereichen außer der Bühne - mit Schwerpunkt in der Kammermusik. Das Werk ist geprägt von seinem avantgardistischen Musikverständnis im Anschluss an die zweite Wiener Schule, das er auch als Lehrer z. B. in Darmstadt oder an Schüler wie Boulez, Globokar, Theodorakis, Henze, Pettersson und andere weitergab.


    Nur wenig ist von ihm heute als Aufnahme erhältlich, bis auf diese Kammermusik habe ich jetzt nichts gefunden - nicht sehr einfach zugänglich, finde ich.

    Järvi offenbart sehr schön die Originalität von Ives' Instrumentation und widmet sich beiden Werken mit spürbarer Liebe und Hingabe. Der allgemein recht gut bewertete Michael Tilson Thomas reicht imo nicht an Järvi heran.


    Wie's der Zufall will ...


    Bei mir ist es gerade Ives' Erste - was für ein immer wieder aufs Neue reizendes Werk! - in dieser Aufnahme unter Litton:

    So schlecht ist MTT aber auch nicht, finde ich! Obwohl: an Litton kommt er - was hörbare Liebe und Hingabe angeht - wohl doch nicht vorbei. Das bedeutet im Umkehrschluss: Järvi muss zum Vergleich her. Bei Gelegenheit ...