Beiträge von Ullrich

    ABBADO Claudio - Berliner Philharmoniker II/Rom - DGG - 2000/01
    BARENBOIM Daniel - Staatskapelle Berlin - Teldec - 1999
    BERNSTEIN Leonard - New York Philharmonic - CBS - 1961-64
    BERNSTEIN Leonard - Wiener Philharmoniker - DGG - 1977-79
    GARDINER John Eliot - Orchestre Révolutionnaire et Romantique - DGG - 1991-94
    HARNONCOURT Nikolaus - Chamber Orchestra of Europe - Teldec - 1990/91
    HOGWOOD Christopher - The Academy of Ancient Music - Decca - 1983-89
    IMMERSEEL Jos van - Anima Eterna - ZigZag Territiores - 2005-07
    KARAJAN Herbert von - Berliner Philharmoniker - DGG - 1961/62
    KLEMPERER Otto - Philharmonia Orchestra - EMI - 1955-59
    KLETZKI Paul - Tschechische Philharmonie - Supraphon - 1965-1968
    KRIVINE Emmanuel - La Chambre Philharmonique - 2009/10
    LEIBOWITZ René - Royal Philharmonic Orchestra - Chesky - 1961/62
    MACKERRAS Charles - Scottish Chamber Orchestra/Philharmonia Orchestra - Hyperion - 2006
    VÄNSKÄ Osmo - Minnesota Orchestra - BIS - 2004-08
    WAND Günter - NDR-Sinfonieorchester - RCA - 1985-88

    Für Ulrich wäre die Barbirolli-Aufnahme sicher nicht die Richtige ...


    Lieber Wolfgang, is' ja putzig :D . Schönen Dank auch für Deine Fürsorge, aber dass Du noch nicht gemerkt hast, dass ich vergleichsweise wenig festgelegt bin und mir regelmäßig unterschiedlichste Alternativen gönne, wundert mich dann doch ein wenig.


    Barbirollis war meine erste Sibelius-GA, und hat für mich bis heute von ihrem Reiz und ihrer Faszination nichts verloren. Trotzdem steht Berglund/COE für mich völlig gleichberechtigt neben Barbirolli - eine Auslegung von unfassbarer Kargheit und Klarheit, für mich das Beste, was Berglund dirigiert hat, und gerade in der Zweiten stark. Das lässt Barbirollis Bedeutung, wie gesagt, völlig unberührt. Nach wie vor - am Legendenstatus von Barbirollis Sibelius hat Berglund nicht gerüttelt, Segerstam auch nicht, nicht Vänskä ... wie sollten sie alle auch, sie alle haben selbst gültige Interpretationen neben Barbirolli abgeliefert.


    Trotz Barbirolli "darf" Aadland das ruhig ganz anders machen und kann trotzdem überzeugen - was spricht aus Deiner Sicht dagegen?

    Mahler-Zyklen


    Naja Zyklus - das ist ja eher Resteverwertung zusammengekippt (wie auch schon der Zusammenpack bei DGG): LSO und Israel PO. Gleichwohl mit Sicherheit hochinteressante Sachen dabei, z. B. vermutlich die ganz tolle Zweite live mit dem LSO aus Edinburgh, ehemals in der Aquarell-Collection des Prinzen von Wales :thumbsup:


    Noch mal neun Euronen preiswerter in der Vorbestellung an dieser Stelle:

    ...


    Chopin, Frederic (1810-1849)
    Piano Concerto No 1 E minor op 11

    Sinfonia Varsovia; Ltg. Howard Shelley
    Jan Lisiecki


    Und wenn man dann noch erfährt, dass der Pianist bei der Aufnahme gerade mal 14 Jahre war, bleibt einem der Mund offen stehen … :jubel: :jubel:


    Inzwischen ist er 16 Jahre alt, den Mund hielt ich geschlossen, weil das gehört sich nicht im Konzertsaal - aber was wir am vergangenen Sonntagmorgen in Köln von diesem Pianisten zu hören bekamen, hat uns doch zunächst die Sprache verschlagen. Jan Miłosz Lisiecki, am 23. März 1995 in Calgary geboren, Kanadier von polnischen Eltern, spielte dort Chopins erstes Klavierkonzert (mit dem Gürzenich-Orchester unter Eivind Aadland).


    Ein Sechzehnjähriger :sleeping::whistling: - ich hatte überlegt, die Karten verfallen zu lassen, wäre nicht Sibelius' Zweite dabei gewesen, deretwegen wir den Termin gebucht hatten. Unfassbar, was uns uns da entgangen wäre!!! :thumbsup:


    Erklärter Gegner jeder Gewalt an Wunderkindern bin ich, aber Lisiecki vermittelt zu keinem Zeitpunkt den Eindruck, er sei mit Gewalt auf diese Bühne geschleift worden, im Gegenteil: Von Gestalt hoch aufgeschossen - ein dünner Riese -, strotzt er vor Selbstbewusstsein, wenn er mit zügigem Schritt (und nur ein wenig schlacksig) die Bühne erstürmt (oder beim Abgang stets zwei bis drei Stufen zugleich hochhüpft). Ein Energiebündel - als Star ist er vom ersten Augenblick für sein Publikum da, präsent und im Kontakt.


    Was für ein Kontrast: Am Freitagabend hatten wir in Bonn die "lange Beethovennacht" besucht, dort die drei Preisträger der Telekom Beethoven Competition gehört und gesehen, ein 25Jähriger, zwei 19Jährige - was für jämmerliche Auftritte im Vergleich zu Lisiecki, was für Männlein ohne Rückgrat :stumm: .


    Alles nur Äußerlichkeiten, aber die Tränen kommen, wenn er einsetzt: jede Note mit dem ihr zukommenden Gewicht, jede Melodie allerfeinst ausgespielt, keinerlei Schleifer in den Läufen. Lisiecki nimmt durchweg nicht unzügige Tempi (nicht à la Zimerman II), aber innerhalb der Takte hat er so unendlich viel Zeit, die Melodien auszuspielen. Er spielt mit Akzenten und Verschiebungen, er spielt mit großer Freiheit und Eleganz ein Tempo Rubato, wie ich es schon lange nicht mehr gehört habe. Er lässt den ganz großen Atem spüren - und während hier anderenorts großartig über Sein oder Nichtsein von Gänsehaut-Effekten debattiert wird, ließ Lisiecki ganz undogmatisch Gänsehaut über drei Sätze hin wachsen. Ich bin generell nicht ganz so nah am Wasser gebaut, aber selbiges stand mir dann doch mehrere Male in den Augen - ganz hohe Ausdruckswerte, die Lisiecki da der Musik für sein Publikum abringt.


    Soweit das einer, der vom Cello herkommt, beurteilen kann, bot Lisiecki makelloses fehlerfreies perfektes Klavierspiel. An einem muss er noch arbeiten: seine linke Hand erreicht nur in Ausnahmefällen die für ein ausgewogenes Verhältnis beider Hände erforderliche Klangintensität, ist im Übrigen der rechten Hand aber hörbar unterlegen (und zwar allein, was die Lautstärke angeht) - ein Manko, dass Lisiecki beiarbeiten kann und ganz sicher wird.


    Ein Star, der zu seinem begeisterten Publikum spricht, kanadisch gefärbtes Englisch, mit wohltönend-sonorer Baritonstimme von einer Lautstärke, die (ohne Mikrofon) den ganzen Saal erreichte - ein echter Crowd-Pleaser! Er sagt nicht nur seine Zugabe an, locker begrüßt er sein Publikum, gibt seiner Freude Ausdruck, dass alle so freundlich waren, zu ihm zu kommen, um ihm zuzuhören, usw.


    Als Zugabe Chopins cis-moll Walzer aus op. 64, ein Geschenk so schön ausformuliert. Lisiecki ist - wie schon im Klavierkonzert - der Lyriker par excellence.


    Lediglich ein durch PR gepushter Star mit kurzer "Lebensdauer"? :no::no::no: Meine feste Überzeugung ist: Von Lisiecki werden wir in der Zukunft hören, sehr viel sehr Gutes. Ich kann Euch nur dringend nahe legen, ihm schon jetzt zuzuhören, wann und wo immer Ihr die Gelegenheit erhaltet. Für mich jedenfalls hat es sich sehr gelohnt, Jan Miłosz Lisiecki kennen zu lernen.

    Wir hatten am vergangenen Sonntag Gelegenheit, die Zweite in Köln mit dem Gürzenich-Orchester unter dem Norweger Eivind Aadland, zwischen 2004 und 2011 Chef des Trondheim Symfoniorkester, zu hören.


    Aadland arbeitete Aspekte der Zweiten stellenweise für mein Gefühl wie gemeißelt heraus, die nicht immer hörbar werden: Wildheit, Härte, zerklüftete Widersprüchlichkeit, schmerzhafte Zerrissenheit. Für mich ging das zum Teil an die Grenzen des Erträglichen, im ersten Satz beginnend, im zweiten und dritten Satz aber dann ihre vielfachen Höhepunkte erreichend.


    Die Melodienseligkeit des vierten Satzes wirkte dann wie ein Antidot, die große Tröstung, die den Schmerz forttrug und Linderung schuf. Nach der schmerzhaften Erfahrung des zweiten und dritten Satzes stellt sich dann die Frage, ob ein Zuviel an Trost gegeben wird, nicht ernsthaft - allerdings hat "Explosivität" im vierten Satz dann auch ganz sicher keinen Platz.


    Eine derartige Gestaltung des sinfonischen Aufbaus setzt m. E. die Annahme kongenial um, die Sinfonie stehe im Zusammenhang der verzweifelten Unabhängigkeitsbestrebungen Finnlands gegen die russische Fremdherrschaft.

    Was gab denn dem "man" dieses Gefühl? Kannst Du das an konkreten Beobachtungen festmachen?


    Das hat Alfred doch schon irgendwo an anderer Stelle in anderem Zusammenhang festgemacht: Die "hopsen" auf Ihren Stühlen herum und kommunizieren beim Musizieren durch Blicke und Gesten, ja, lächeln sich sogar gelegentlich zu. ;( Wer miteinander kommuniziert, um eine bestmögliche musikalische Leistung abzuliefern, und wer sich von seiner Musik so mitreißen lässt, dass man ihm das anmerkt, der ist es eben nicht wert, das Label "Klassischer Musiker" tragen zu dürfen. 8)


    Wer schon mal dem Concentus Musicus zusehen durfte, weiß: da sitzen auch keine klassischen Musiker! :no: :jubel::jubel::jubel:

    ... immer wieder gut, die liebgewordenen Vorurteile zu überprüfen ... 8)


    Diese Aufnahmen wollte ich wegen Moravecs Mozartspiel haben und war bereit, in den saueren Apfel zu beißen und die Academy und Marriner in Kauf zu nehmen:


    Moravec ist auch schlicht göttlich, sehr viriles Spiel, dramatischer Ansatz in den Moll-Konzerten, aber auch sonst. Allerliebst die langsamen Sätze, ohne zu verzärteln, bemerkenswert seine Kadenzen - das hatte ich erwartet, aber die wirkliche Überraschung sind für mich Neville Marriner und die Academy of St. Martin in the Fields. Mein Vorurteil: die größten Langeweiler, wo gibt. Tatsächlich: spielen Sie einen schnörkellosen, lichtdurchfluteten, akzentuierten, farbigen, lebendigen und hochinteressanten Mozart. Dass Marriner die Pauke mit Holzschlägeln schlägeln lässt, hatte ich auch nicht gedacht. Orchesterseits eine echte Überraschung diese Aufnahmen, Moravecseits unbedingt hörenswert. Aufnahmen vom April 1997 (20, 23) und Oktober 1995 (24, 25) aus der Henry Wood Hall, London, Produzent: Andrew Keener.


    Zeitgleich sind die Aufnahmen preiswerter bei PianoClassics herausgekommen:

    Einen - von mir erwarteten - Mehrwert kann ich in der Edition bei Hänssler nicht erkennen: eine (!) Seite "Wolfgang Amadé Mozarts goldene Jahre in Wien" von Detmar Huchting, eine halbe (!) Seite (zusammen!) über Moravec (inklusive Marriner) und die Academy, das sind verzichtbare Beigaben einer ansonsten nicht besonders wertigen Aufmachung, so dass der preiswerteren Ausgabe nichts entgegen stehen sollte.


    Endlich beantwortet Hänssler uns übrigens die Frage, die wir hier schon in den unterschiedlichsten Konstellationen diskutiert haben: Gibt es Komponisten der ersten bis x-ten Reihe?, nämlich durch Einführung der Kategorie "Premium Composers". Dazu gehören - nach Ansicht von Hänssler - W. A. Mozart, J. S. Bach, Händel, R. Schumann und Bruckner. Endlich Klarheit. Danke, Hänssler! Alle anderen können wir jetzt also vernachlässigen, egal, ob sie Beethoven, Brahms, Mahler oder sonstwie heißen. (Was für ein alberner Reihentitel. :no: )

    Die Tendenz, die Norbert bei Gielens Berliner Aufnahme der Dritten ausgemacht hat, lässt sich auch bei der Sechsten hören:


    Dabei handelt es sich um Aufnahmen des Rias Berlin von zwei Konzertabenden in der Berliner Philharmonie am 5. und 6.9.1984, Michael Gielen dirigierte das Radio-Symphonie-Orchester Berlin (ehemals Rias-Symphonie-Orchester, seit 1993 Deutsches Symphonie-Orchester; Riccardo Chailly war 1984 Chef dort).


    15 Jahre sind also verstrichen bis zu der Aufnahme Gielens mit dem SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg, die 1999 im Festspielhaus Baden-Baden entstanden ist. Um auf die Tendenz zurück zu kommen, hier die Zeiten:
    1. Satz 1984 23:04 1999 24:54 also 1:50 schneller
    2. Satz 1984 13:24 1999 14:31 also 1:07 schneller
    3. Satz 1984 13:03 1999 14:46 also 1:43 schneller
    4. Satz 1984 29:30 1999 30:40 also 1:10 schneller


    Aber: Bei Sätzen mit diesen Ausmaßen sind das Abweichungen, die man vernachlässigen kann. Und beim ersten Durchhören scheint mir nur beim langsamen dritten Satz das zügigere Tempo hörbar. Allerdings fällt ein lebendiger Umgang Gielens mit einer ausgeprägten Agogik auf; hier muss ich nochmal in die spätere Aufnahme hinein hören, ob das auch dort zu finden ist.


    Was allerdings leider offenhörlich ist: Die Klangqualität ist ungleich schwacher in der Berliner Aufnahme gegenüber der Baden-Badener. Da konnte offenbar sogar Keisuke Saito als Producer, Mastering-Macher und Cover Designer ?( nix richten.


    Bemerkenswert das Booklet von Tomei Electronics "Altus Music": Atsufumi Suzuki hat vier ganz bestimmt kenntnisreiche Seiten Booklettext über was auch immer geschrieben, auf japanisch. Leider hat er vergessen, eine wenigstens englische Übersetzung in Auftrag zu geben. Wer also des Japanischen nicht mächtig ist, verspreche sich nicht allzuviele Informationen aus dem Booklet.


    Ich berichte, wenn ich das Ganze etwas eingehender hören konnte.

    Ich bin mir nicht ganz sicher - aber ich glaube, das ist vor allem ein "deutsches" Interpretationsideal (?)

    Genau genommen ist es eher ein österreichisches Interpretationsideal. Auch wenn Harnoncourt in Berlin geboren wurde, wuchs er doch ab dem dritten Jahr in Österreich als Österreicher auf - von deutscher Prägung (was immer das sein mag) kann da keine Rede sein. Übrigens wuchs er in Graz auf, wo auch Karl Böhm geboren wurde. Das zeigt doch eigentlich sehr schön, dass es auf die so gerne herbeizitierten Landesgrenzen bei der Beschreibung des Interpretationsideals augenscheinlich nicht ankommt.


    Schönen Dank für Deinen Beitrag, Johannes, was Du beschreibst, entspricht ziemlich genau auch meiner Sichtweise. Allerdings billige ich Harnoncourt seine Freiheit in seiner Auslegung von Tempo und sonstigen Parametern durchaus zu - wie auch jedem anderen Ausführenden. Diese individuelle Freiheit ist es ja gerade, die unterschiedliche Interpretationen so wertvoll und überhaupt erst hörenswert macht. Übrigens als Gegenpole natürlich auch die von Böhm oder Krips - auch wenn ich zu diesen seltener greife.

    Guten Tag. Hat sich der eine oder die andere Michael-Gielen-FanIn vielleicht schon eine Meinung bilden können zu den jüngsten Erscheinungen unter des Meisters Fuchtel?



    In Neuaufnahme 2009/2011 Des Knaben Wunderhorn mit Christiane Iven und Hanno Müller-Brachmann.



    Mahler 3 mit dem RSO Berlin, Gabriele Schreckenbach, Rias Kammerchor live von 1984










    Mahler 6 mit dem RSO Berlin live von 1984





    R. Strauss Oboenkonzert mit Holliger, Lutoslawski Doppelkonzert mit Ursula und Heinz Holliger und Cincinnati SO unter Gielen von 1984, dazu Till Eulenspiegel und Rosenkavalierwalzer unter Thomas Schippers von 1976

    Bei manchen Labels hat man auch kaum die Chance, über Zweitanbieter einen günstigeren Preis zu bekommen. Tacet, MdG und Avie fallen mir ein, es gibt mehr.

    Ja, hier vielleicht nicht, aber auf dem großbritischen Marktplatz oder auch bei z. B. mdt.co.uk scheint es doch bei vielleicht 90 % aller Neuerscheinungen einen deutlich günstigeren Preis (teils noch unter 50 %) als auf dem hiesigen Erstmarkt zu geben - in aller Regel jedenfalls. Aber davon abgesehen ist doch der Gebrauchtmarkt diesseits und jenseits des Ärmelkanals unfassbar ergiebig - warum sollte man den nicht nutzen?


    Einmal (soweit ich mich erinnere) bin allerdings auch ich schwach geworden, im August 2010, und habe für - mir damals im Vergleich günstig erscheinende - 54 Euronen (im Augenblick wird sie für um die 40 angeboten) diese CD


    <- Bruckner 5 unter Michael Gielen aus Intercords Gielen Edition


    auf dem Marktplatz erworben. Die Aufnahme lohnt den Preis, aber die Beschreibung als "Sammlerstück: Sehr gut" war eine unwahre Tatsachenbehauptung: üble Kratzer und Flecken auf der CD, die Hülle wie aus dem letzten Jahrtausend (was ja sogar zutrifft) - und auf den höflichen und freundlichen Hinweis, die Beschreibung entspreche wohl nicht ganz dem tatsächlichen Zustand, musste ich mir für diesen Preis auch noch Frechheiten von diesem Verkäufer gefallen lassen. Aber wieder hergegeben hätte ich diese CD eben trotzdem auf keinen Fall.


    Naja, Vorsicht scheint geboten, manche Verkäufer rechnen - offenbar bei Dummen wie mir nicht zu Unrecht - darauf, dass sie bei einer solchen Rarität ungestraft jede Art von Beschreibung einstellen können.

    Naja, das ist ja jetzt aber ein ziemlich unwürdiges Rückzugsgefecht, lieber flutedevoix 8):D


    Aus beispielsweise den Anpassungen, die Mahler an Beethovens Neunter vorgenommen hat oder an Schumanns Sinfonien, aus den Anpassungen, die Szell an Schumann vorgenommen hat - ich kenne die Manuskripte selbst nicht - wird sich ja vermutlich erkennen lassen, was diese Nichtskönner :cursing: dazu getrieben haben mag, Beethoven und Schumann zu verbessern :thumbdown: .


    Wenn's Dich so aufregt, dann leg doch mal dar, wo und wie die Herren sich irrten, als sie diesen Weg gingen, um Beethoven und Schumann für den romantischen Orchesterapparat im großen Konzertsaal anhörbar zu machen. Das unterstelle ich sogar mal Karajan, dass es ihm darum ging, die Spielbarkeit für die vorhandene Besetzung an den vorhandenen Orten zu fördern.

    Warum schreibt Ihr denn nicht einfach Brady Allred selbst an:
    "http://www.bradyallred.com/pageview.aspx?id=30245"


    bzw. den aktuellen Dirigenten Barlow Bradford
    "http://www.music.utah.edu/ensembles/choirs/uusingers"


    Die können doch bestimmt weiter helfen.

    Breitwandsound

    Aaaahhh, gut dass Du das noch schreibst, lieber Wolfgang, denn jetzt erinnere ich mich wieder, wie ich den Klang im näheren zeitlichen Zusammenhang zum Anhören der Aufnahme wahrgenommen und entsprechend beschrieben hatte, nämlich sinngemäß: disneyhafter Mickey-Mouse-Sound. Very sorry: das war mein spontaner Eindruck damals.


    Dass wir diese Aufnahme unterschiedlich beurteilen, könnte teilweise auch daran zu liegen, dass wir unterschiedliche Erwartungen an Schuberts D944 stellen, unterschiedliche Herangehensweisen an das Werk haben. Feurige Würze ist nicht wirklich das, was ich mir da erwarte. Und ich finde das Werk schon interessant genug, ohne dass es noch zusätzlich interessant gestaltet werden müsste. Schubert zu hören, reicht mir da völlig aus. Wahrscheinlich liegen mir deswegen die Aufnahmen unter beispielsweise Wand, Gielen, Harnoncourt, Mackerras so nahe. :hello:

    Gielen, Wand


    Dass Gielen so ein Stückwerk spielt, hatte ich gerade bei ihm auf keinen Fall erwartet. Naja. Trotzdem ist seine Interpretation so stringent aufgebaut, in sich so schlüssig, dass sie für mich zu den besten gehört.


    Dass Wand auch nicht alles spielt, passt nach meinem Gefühl nicht zu seinem selbstgewählten Credo. Er wäre nicht Wand, wenn seine "Große" nicht trotzdem die Überzeugungskraft entwickeln würde, die sie nunmal hat.

    oder so enttäuscht, das Du kein Wort mehr darüber schreiben wollltest ?

    Lieber Wolfgang, so war es in der Tat. An anderer Stelle hatte ich allerdings obiter dictum dann doch etwas dazu angemerkt - finde ich nur gerade nicht.


    Strukturell schmerzt mich eine Ausführung ohne Wiederholungen sowieso tiefgreifend, und Karajan verzichtet bei der Großen C-Dur ja auf die Mehrzahl der vorgeschriebenen und für das Gleichgewicht innerhalb des Werks so wesentlichen Wiederholungen. Auch dies mag eine Rolle dabei gespielt haben, dass ich das Gefühl nicht los wurde, er fühle sich mit Schubert nicht wohl, wolle sich möglichst zügig der unangenehmen Aufgabe entledigen - dieser Eindruck passt allerdings zu meiner Erinnerung an seine Schubert-Gesamtaufnahme, die ich zu LP-Zeiten erworben und auch gehört hatte - so wenig wie Karajan wurde ich damals mit Schuberts Sinfonik warm. Jetzt also in der DG-Aufnahme schien Karajan mir gehetzt, ich will nicht sagen: verhuscht ...


    Gut, jedem seine Auffassung - aber was mich wirklich schockierte beim Hören war der Klang dieser Aufnahme - damit meine ich wirklich nur das, was akustisch hinten rauskommt -, ein Klang, den ich nur schwer beschreiben kann: ich sag mal "metallisch" vielleicht, stählern, schneidend, scheppernd ?( , mir jedenfalls bis ins Mark unangenehm. So einen Klang hatte ich noch bei keiner Karajan-Aufnahme gehört - übrigens auch bei keiner Aufnahme ohne Karajan. Nur äußerst vorsorglich: An dem Tag war ich gesund und habe eine ähnliche Klangverzerrung bei anderen Aufnahmen nicht gehört; es lag auch nicht an meinen Lautsprechern - ich hörte wie stets über Kopfhörer, im Übrigen siehe oben. So hörte ich die Aufnahme leider von Anfang an mit persönlichem Widerwillen, was einer in die Tiefe gehenden Betrachtung der Interpretation per se im Weg stand.


    So habe ich eben leider nichts Gutes über diese Aufnahme mitzuteilen, und in einem solchen seltenen Fall teile ich dann lieber gar nichts mit. Deshalb bitte ich das Vorstehende als nicht geschrieben und ungelesen zu werten. ?(


    Soweit meine Erinnerung. Diese will ich gerne demnächst überprüfen. Zu dem Zweck werde ich mir aber einen richtig guten Tag aussuchen müssen und mich gehörig wappnen :D .

    Unter "schlecht" würde ich etwa seine Mozart- und Haydn-Sinfonien ebenso einordnen wie Schuberts 8. und 9. Die sind nähmlich alle nicht werkdienlich, dazu findet er wohl einen satten Klang aber keine persönliche Aussage.

    :angel:

    Meine Liste von Mitte 2008 war:
    1. Radu Lupu - 2. Paul Badura-Skoda - 3. Mitsuko Uchida - 4. Andreas Staier - 5. (Karrierestarter): Herbert Schuch


    Gerne überprüfe ich diese Auswahl und Reihenfolge nach dreieinviertel Jahren. Aus der Verteilung meiner geänderten Hörgewohnheiten und persönlichen Wertschätzungen ergibt sich heute, dass Radu Lupu aus einer Fünferliste herausfallen würde. Hinein kommt sicherlich Ivan Moravec - für seinen Chopin, vor allem anderen. Und an die Stelle von Herbert Schuch, den zu beobachten auch weiterhin interessant bleiben wird, tritt nun Kristian Bezuidenhout als höchst interessanter Interpret auf historischen Klavieren. Und Ronald Brautigam dürfte inzwischen Andreas Staier bei mir abgelöst haben. Die Liste könnte nun so aussehen:


    1. Paul Badura-Skoda
    2. Mitsuko Uchida
    3. Ivan Moravec
    4. Ronald Brautigam
    5. (Karrierestarter): Kristian Bezuidenhout

    Weingartner, Kleiber, Klemperer, Busch, Toscanini

    Natürlich, gute Beispiele! Die fallen ja alle in Furtwänglers Dirigentengeneration und polarisieren ganz sicher nicht mit einer ausgeprägten Agogik. Was ich meinte, war: Obwohl ich musikgeschmacksmäßig aus einer ganz anderen Ecke (vielleicht Toscanini, Kleiber) komme, prägt die Furtwänglerfigur meine Sicht auf diese Zeit so übermäßig, dass ich an die Genannten erst im Nachgang denke.


    Es lohnt, die Aussage "garantiert kein Copyright" zu überprüfen. Falls Dir tatsächlich eine uralte Originalaufnahme vorliegt, könnte die tatsächlich rechtefrei sein. Hast Du aber eine Wiedergabe einer solchen Aufnahme downgeloadet, die z. B. von einem CD-Produzenten zuvor remastert wurde, hat dieser Produzent sich damit möglicherweise ein Leistungsschutzrecht aus § 85 Urheberrechtsgesetz erworben. Dort würden sich dann die Vervielfältigungs-, Verbreitungs-, etc., -rechte konzentrieren.

    Auf Norberts freundliche Empfehlung drehte sich bei mir in den letzten Tagen die Eroica immer wieder unter dem Dirigat Schurichts mit dem Berliner Philharmonischen Orchester aus dem Jahr 1941. Ausgesprochen kraftvoll, viril, an manchen Stellen fast unbeugsam im Gesamteindruck, an anderen wieder recht zart und gesanglich, im ersten Satz geradezu soghaft. Was mich in der Wahrnehmung etwas hemmt, ist der Eindruck, den die Tempi hinterlassen: Keinesfalls auf der langsamen Seite, im Gegenteil bin ich sogar verblüfft, bei einem Dirigat aus dieser Zeit einen derart (relativ) straffen Ansatz zu hören. Das zeigt aber eher, mit welchem Vorurteil ich durch die Gegend gelaufen bin - Furtwängler-Zeit = alle Dirigate müssen à la Furtwängler ablaufen; das ist natürlich genauso unsinnig wie die Annahme, während Karajans Lebzeit müssten alle Dirigate nach dessen Facon abgelaufen sein (obwohl dieser Zusammenhang durchaus im öffentlichen Bewusstsein verankert zu sein scheint). Von daher liegt dort für mich der Hauptwert dieser Aufnahme: Einen völlig anderen - geradezu frischen, modernen, trotz kraftvollen Orchesters eher schlanken Ansatz - von einem Zeitgenossen Furtwänglers präsentiert zu bekommen. Wenn mich allerdings das Weglassen von Wiederholungen schon grundsätzlich annervt, im dritten Satz ist das ein absolutes No-Go: das verdirbt mir den Gesamteindruck zu einem Gutteil - die Kürze dieses amputierten dritten Satzes, auf die Norbert schon hingewiesen hat, bringt das Gleichgewicht der Sätze völlig durcheinander.


    Anders als Norbert haut mich der Spannungswert dieser Aufnahme allerdings jetzt nicht unbedingt vom Hocker, dazu scheinen mir auch die Tempi zu unentschieden, ich empfinde das als "nicht Fisch, nicht Fleisch". Und ich gestehe, dass ich - was Spannung und Gestaltung angeht - dann doch lieber zu dieser Wiener Aufnahme vom 19. und 20.12.1944 mit den Wiener Philharmonikern greife: Eine Marcia funebre, die mich für 18 Minuten nicht einen Augenblick loslässt, ein unfassbares Geschehen, das Furtwängler da zelebriert, in allen vier Sätzen. Und wer immer glaubte, von Furtwängler gebe es keine Aufnahmen in akzeptabler Klangqualität, mag sich diese Aufnahme in der Gestalt dieses neuen Masterings anhören (Hybrid-SACD ist egal, aber die klangliche Aufarbeitung ist hier kolossal gut gelungen).

    In der 1. Sinfonie bringt Krivine acht zweite Violinen und 5 Kontrabässe, in der 2. bringt er neun zweite Violinen und vier Kontrabässe.


    Lieber Willi, ich habe noch einmal anhand der Besetzungsliste Seiten 8 und 9 des Booklets nachgezählt: Die Besetzung ist durchgängig über alle Sinfonien acht erste, acht zweite Geigen (also nicht neun in der Zweiten), sechs Bratschen, sechs Celli. Verwirrend ist allein die Angabe zu den Kontrabässen: danach sollen durchgängig vier Kontrabässe verwendet worden sein, alleine in der Ersten, Dritten, Vierten und Fünften fünf Kontrabässe. Das kann ich mir kaum vorstellen, wenn die Streicherbesetzung sonst so konstant gehandhabt ist ...

    Also die Entscheidung müsste lauten: Hogwood und Krivine - und nicht Hogwood oder Krivine.


    Lieber LT, ach, ich finde die Reihenfolge - jetzt Krivine, und Hogwood dann eben später (Norbert: "lege ich mir eh irgendwann noch zu") - eigentlich ganz ok, schon deshalb, weil ich kaum annehme, dass es Krivine um den derzeitigen Spottpreis noch lange Zeit geben wird. Und Krivine ist, finde ich, als Ausgleich zu der von Norbert und mir so geschätzten Aufnahme unter Kletzki das insgesamt wirkkräftigere Antidoton. :D