Beiträge von Moritz

    Auch für mich ohne Zweifel einer der grössten Pianisten überhaupt. eine sehr treffende Charakterisierung seines Spiels ist diese:
    "Ein Meister der schlichten Selbstverständlichkeit. Da gibt es nichts Gewolltes, gar Manieriertes. Alles wirkt entspannt und unverkrampft, und doch besitzt das Spiel von Gilels einen unvergleichlichen Reichtum an klanglichen Schattierungen, Anschlagsnuancen, emotionalen Einblicken" (BR 4).


    Hinzu kommt eine Kraft und Dynamik, die Ihresgleichen sucht. Sehr anrührend ist dieses Zitat aus Artur Rubinsteins Autobiographie:


    'Der Direktor stellte mir gleich zu Anfang seinen Vorzugsschüler vor, einen kleinen rothaarigen Knaben, der mir scheu die Hand gab und stracks ans Klavier ging. Schona nach den ersten Takten der >Appassionata< spürte ich, dies war ein begnadetes Talent. Ich forderte den Jungen auf, mehr zu spielen, und er spielte die damals noch wenig bekannten >Jeux d'eau< von Ravel wie ein vollendeter Meister. Ich küßte ihn auf die Wangen und fragte nach seinem Namen: Emil Gilels. Ich notierte ihn mir, weil ich unbedingt Harry Neuhaus von Gilels erzählen wollte, kam in bester Laune ins Hotel und schwärmte Nela (Anm. Rubinsteins Ehefrau) von diesem Jungen vor.
    Am Bahnsteig gab es eine bewegende Szene. Der kleine Gilels erschien; in der bitteren Kälte trug er nur einen dünnen Mantel. Er überreichte Nela drei Rosen, die er starr umklammert hielt. Er opferte damit vermutlich ein Mittagessen. Durch die Löcher in seinen Handschuhen lugten zwei Finger hervor.
    Harry war dann von meinem Bericht so beeindruckt, daß er Gilels nach Moskau kommen ließ und ihn als Stipendiaten ins Moskauer Konservatorium aufnahm....'


    Grüsse, M.

    @ Richard


    Die fiel mir grade auf Deiner Wunschliste auf.



    Ich besitze sie, und finde sie euphemistisch ausgedrückt mittelmässig. Genauer kraftlos und nichtssagend. Ist allerdings auch die einzige Aufnahme, die ich von der Dame kenne...


    Liebe Grüsse, Moritz

    Das sind zu wenige!!!


    Na gut, auf jeden Fall dabei:


    Die Gulda-Sonaten Box


    Die Rachmaninov/Medtner mit Musik für zwei Klavieren (Alexeev/Demidenko)


    Und dann wirds schwierig...


    Ein weiterer Spitzenkauf aber auf jeden Fall auch die Brahms-Aufnahme von Grigory Sokolov.


    Liebe Grüsse, Moritz

    Ich mache mit den Shostakovich-Streichquartetten weiter, wo ich gestern aufgehört habe...



    @ Peter


    Tatsächlich hat mich das Konzert nächste Woche 'inspiriert' :D


    Was die Aufnahme betrifft: Mir gefällt sie sehr gut, ich hab sie zusammen mit der Barshai-Aufnahme der Symphonien für ich glaube zehn Euro (+ zwanzig Euro für alle Symphonien) bei Zweitausendeins gekauft, und das Geld ist sie finde ich wert. Ich hab sie sozusagen zum Kennenlernen gekauft, mir gefällt sie aber so gut, dass ich nicht das Bedürfnis habe, im Moment noch eine andere Aufnahme zu kaufen...


    Liebe Grüsse, Moritz

    Ich könnte mir denken, dass im Sinne des Vorspiels bezüglich op.32 eine gewisse Nähe zum für Rachmaninov eminent wichtigen Werk 'Die Glocken' op. 35 denkbar ist.


    Ansonsten hatten auch die Preludes selbst als Hommage an sein grosses Vorbild Chopin (deshalb auch genau 24 und als Ganzes nach dem Quintenzirkel komponiert) einen sehr hohen Stellenwert, vielleicht später mit Ausnahme des vom Komponisten selber ungeliebten (aber wie ich finde grossartigen) op.3 No.2.


    Hier gibt es ja auch die Anekdote, dass Rachmaninov das von den Veranstaltern stets geforderte oder sogar als Voraussetzung ausbedungene op.3 No.2 zu Beginn des Kontertes 'abriss', um anschliessend zu verschwinden und eine halbe Stunde später das Konzert zu 'beginnen'.


    Grade das Prelude op.23 No.5 finde ich von Gilels auf der Brilliant Box noch stärker. Eine unglaubliche Dynamik und Kraft!

    Die Probleme mit dem Postboten kenne ich auch. Ich hab mich neulich schriftlich über meinen beschwert. Da es ihm nämlich zu anstrengend ist, seine Pakete im 2. Stock abzuliefern, wirft der lieber gleich einen Zettel in den Briefkasten, was zur Folge hat, dass ich jedesmal zwanzig Minuten laufen darf, um die Sachen abzuholen :kotz:


    Bei mir:


    Gerade knapp gestern war ich mit Peter und Maik, die mich zu diesem Konzert eingeladen hatten, im Konzerthaus am Gendarmenmarkt, wo es folgendes zu hören gab:


    Kammermusik des BSO
    Bläserensemble des Berliner Sinfonie-Orchesters


    Wolfgang Amadeus Mozart Harmoniemusik aus der Oper "Così fan tutte" KV 588
    Wolfgang Amadeus Mozart Flötenquartett C-Dur KV 285b (Bearbeitung für Bläserquartett von Christian-Friedrich Dallmann)
    Luciano Berio "opus number zoo" für Bläserquintett
    Paul Hindemith Kleine Kammermusik für Bläserquintett op. 24 Nr. 2
    Wolfgang Amadeus Mozart Serenade Es-Dur KV 375


    Eine für mich musikalisch ziemlich neue Erfahrung. Ehrlicherweise muss ich gestehen, ausser Cosi fan tutte und die natürlich auch nicht in dieser Bearbeitung, keines der Stücke bewusst gekannt zu haben. Ich war aber nicht allein.... :D


    Das humoristische Highlight war das Bläserquintett des mir völlig unbekannten Luciano Berio. Es ist unmöglich das hier wiederzugeben, vielleicht möchten Maik oder Peter es versuchen...
    Ansonsten hat mir Mozarts Flötenquartett am besten gefallen. Ich kenne mich aber bei dieser Musik wirklich nicht gut genug aus, um hier irgendwas profunderes zu sagen zu können, ausser dass die Musiker wirklich sehr schön gespielt haben und ihnen die Freude am Musizieren anzumerken war.


    Noch schöner als das Konzert fand ich, Peter und Maik als erste Taminos kennenzulernen. Es war wirklich eine grosse Freude und ich hoffe, dass wir es bald wieder gemeinsam zu einem Konzert schaffen...


    Nochmals Dank für die Einladung und den schönen Abend an Euch beide.


    Liebe Grüsse, Moritz

    Endlich ein Thread zu diesen wundervollen Klavierstücken...


    Viele Aufnahmen gilt es vorzustellen, ich nenne mal die Gesamtaufnahme, die ich vor Berezovsky und meilenweit vor Ogdon für die gelungenste halte (natürlich gibt es zahlreiche weitere, z.B Ashkenazy, Biret etc.):




    Bei den mir bekannten Live-Aufnahmen bzw. Einzelaufnahmen sind auch hier trotz eventuell aufkommender Langeweile Sviatoslav Richter und natürlich Emil Gilels unschlagbar...


    Liebe Grüsse, Moritz

    Robert Schumann - Kreisleriana op.16


    Vladimir Horowitz, piano


    Aufnahme 1. Dezember 1963



    Ich gebe zu, die Konkurrrenz ist enorm, es gibt wohl wenige Stücke in der Klavierliteratur, deren Interpretation eine derartige Geschmackssache ist, wie jene der Kreisleriana von Robert Schumann.
    Mein Favorit ist und bleibt Vladimir Horowitz' Aufnahme von 1969.


    Zunächst zur Kreisleriana selbst. Schumann schrieb das Werk 1838 in nur vier Tagen. Der Titel ist in Anlehnung an die Figur des 'halb-verrückten' Kapellmeisters Kreisler aus einem Roman E.T.A Hoffmanns gewählt. All das ist bekannt und von Uwe zur Einleitung seines entsprechenden Threads bereits erwähnt worden.


    Robert Schumann: Kreisleriana


    Schumanns eigene Worte (in Briefen) und die Geschwindigkeit, in der er seine Komposition fertigstellte, zeugen von einem wahren 'Kreativitätsrausch', in dem er sich befunden haben muss. Zusammenhänge mit seiner Krankheit werden des öfteren konstatiert, ich will darauf nicht näher eingehen. Klar ist wohl, dass Schumanns Liebe zu Clara Wieck bei der Komposition eine entscheidende Rolle gespielt haben muss, wie er es in Briefen auch unmissverständlich zum Ausdruck bringt - ' denke, seit meinem letzten Brief hab ich wieder ein ganzes Heft neuer Dinge fertig. ›Kreisleriana‹ will ich es nennen, in denen Du und ein Gedanke von Dir die Hauptrolle spielen und will es Dir widmen - ja Dir und Niemandem anders - da wirst Du lächeln so hold, wenn Du Dich wiederfindest' (und für mich hat Schumann mit 'Chiarina' aus seinem Carnaval op.9 eine weitere und mit die schönste musikalische Liebeserklärung der gesamten Geschichte geschrieben - allerdings nicht für Clara). Nur ihre für ihn wohl ernüchternde Rezeption brachte ihn anscheinend schliesslich dazu, das Werk entgegen seiner ursprünglichen Absicht nicht ihr, sondern 'seinem Freund Frederic Chopin' zu widmen. Die Kreisleriana hatte wohl Momente, die Clara Wieck verschreckten.
    Ohne das näher begründen zu können, schien mir immer das siebte Stück der Kreisleriana 'sehr rasch', mit seinem durch das vorhergehende 'sehr langsam' betont eruptiven Charakter das in diesem Zusammenhang verstörendste Element der gesamten Komposition zu sein (und keine andere andere Aufnahme, die ich kenne stellt die hier aufkommende Tragik und Verzweiflung dar wie diese), vor allem in den mich fast an Bach erinnernden kontrapunktischen Motiven im Mittelteil.


    Nun zur Interpretation.
    Horowitz sagte nach einer Überlieferung, dass das Geheimnis 'Schumann richtig zu spielen' darin läge, seine Musik wie in einer 'organisierten Improvisation' darzustellen. Diese Aufnahme zeigt meiner Meinung nach genau, was er damit meinte.
    Ich will an dieser Stelle auf die Anfeindungen, denen Horowitz immer wieder ausgesetzt war, nicht mehr groß eingehen. Ich denke, seine Meisterschaft und sein einzigartiges Können sind mittlerweile unumstritten, den besten Beweis liefert diese Aufnahme (von seinen Liszt- und Rachmaninov-Aufnahmen ganz zu schweigen).
    Nach mehreren fehlgeschlagenen Versuchen, das Werk im Konzert aufzunehmen, erfolgte die Aufnahme in nur einer, eben jener des 1. Dezember 1969, Aufnahmesession (in übrigens ausgezeichneter Klangqualität, das wirklich minimalste Grundrauschen ist nicht der Rede wert). Die technische Brillianz und souveräne Virtuosität sind wirken geradezu selbstverständlich, sind, um auch diese Plattitüde in einem wirklich zutreffenden Kontext zu benutzen, niemals Selbstzweck. Horowitz spielt ungemein konzentriert und fokussiert, nie droht das Werk auch nur im Ansatz auseinander zu fallen, dennoch ist eine Art Freiheit und zugleich eine enorme Würde zu spüren, die dieses Werk (und auch Horowitz' Spiel) hier so einzigartig macht. Gerade die Stellen, in denen das singende, poetische Moment zum Tragen kommt, stellt Horowitz dar wie kein anderer. Einzig Wilhelm Kempff hat für mich hier ähnlich starke Ansätze.


    Ein Fazit schenke ich mir angesichts meiner Lobgesänge.


    Gruss, Moritz


    Wirklich? Ich bin entsetzt! Hatte das einfach aus meinem Beethoven Werkeverzeichnis rauskopiert...


    Aber Du hast natürlich Recht, Peter...


    Liebe Grüsse, Moritz