Beiträge von Helge Faller

    Diese CD ist wirklich Gold wert. Carl Stamitz hatte ja (in seinem Fall) das Pech von WA Mozart erwähnt zu werden. Seine sehr unfreundliche Sichtweise des begabtesten der Söhne des großen Johann Stamitz hat wohl auch zu seiner eher bescheidenen Rezeption geführt.

    Bislang sind damit auf Tonträger erhältlich:


    Sinfonien:

    Op. 9 (6 Sinfonien)

    Op. 13 (6 Sinfonien)

    Op. 14 (2 Orchesterquartette, 2 konzertante Quartette)

    Op. 15 (3 Sinfonien)

    Op. 24 (3 Slnfonien)

    K31

    K34

    K38

    (= 21 Sinfonien, 2 Orchesterquartette, 2 konzertante Quartette)

    (noch nicht aufgenommen: Op. 2 (3) Op. 6 (6), Op. 25 (3), 14 einzelne Sinfonien = 26 Sinfonien. 2 gelten außerdem als verloren).


    Concertante:

    Nr. 3

    Nr. 9

    Nr. 11

    Nr. 18a

    Nr. 18b

    Nr. 19

    Nr. 29a

    Nr. 29b

    Nr. 35

    (= 7, dazu 2 Varianten)

    (von den 28 verbliebenen konzertanten Sinfonien gelten 7 als verschollen, bleiben 21 die noch nicht aufgenommen sind).


    Man kann nur hoffen, dass die Verkaufszahlen eine weitere Doppel CD rechtfertigen mit den hochinteressanten Einzelsinfonien (u.a. eine Pastorale mit ungwöhnlicher Satzfolge oder sein vielleicht letztes Werk von 1792 mit dem programmatischen Titel "God save the king") oder den noch verbleibenden Früh- bzw Spätwerken der gedruckten Sammlungen.

    Zach wurde ja vom Institut für Musiforschung (alle erhältlich im Shop des Tiroler Landesmuseums) bereits mit diversen CDs gewürdigt. Eine echte Offenbarung für Liebhaber des Mannheimer Klangs dürfte die Doppel-CD "Musik aus Stift Stams IX" sein, die Zach in direkter Verwandschaft und Nachfolge von Johann Stamit und Anton Fils zeigt. Er war mit Sicherheit ab 1755 für über ein Jahrzehnt einer der spannendsten Komponisten.

    Ich befürchte jeden Monat wieder aufs Neue, dass meine Sammlerleidenschaft (Orchestermusik, namentlich Sinfonie, Condertante und Ouvertüre 1730 bis 1847) schlicht durch das Nachlassen des Stromes an Neuaufnahmen beendet wird. Aber dann entdeckt man auf einmal brasilianische CDs mit Werken eines Garcia und, noch besser, einer Ouvertüre und der zweiten Sinfonie von Neukomm. Zwei Wochen später wird man der maltesischen Sinfonik gewahr. Vor drei Tagen erst entdeckte ich einen alten jugoslawischen Tonträger mit einer Aufnahme von Vanhals einziger im Autograph vorhandenen Sinfonie (die Streichersinfonie C28). So gesehen - kein Ende in Sicht. Zum Glück. Auch wenn demnäscht alle Sinfonien Vanhals vorliegen werden (Großartig übrigens).

    Als bekannteste Beispiele fallen mir hier die sogenannte "Jenaer Sinfonie" von Witt (att. Beethoven) und Mozart KV 297b ein. Und nicht zu vergessen der recht freimütige Umgang des ansonsten hochzuverehrenden und leider verstorbenen Herrn Klöckers mit der Zuweisung von Entdeckungen an bekannte Komponisten, wie etwa seine CD mit Concertanten Sinfonien für Klarinetten die er in Toto und mit recht fragwürdiger Beweisführung Josef Haydn zusprach. Und dies lässt sich auch auf andere Kunstrichtungen anwenden, siehe etwa "Der Mann mit dem Goldhelm". Ein Meisterwerk, zweifelsohne - aber wäre der Ruhm diesem Werk auch ohne die Zuweisung an Rembrandt zu Teil geworden? Mal ganz abgesehen davon - im 18 und 19. Jahrhundert wurden haufenweise Sinfonien unter dem Namen eines berühmten Komponisten aufgeführt, um deren Verbreitung und deren Verkauf zu fördern (vgl. die nette Anekdote von Gyrowetz, der seine Sinfonie G1 in Paris unter dem Namen Haydns aufgeführt sah und darüber sehr erfreut war). Sogar Haydny No. 1 in D wurde unter dem Namen Anton Filtz geführt, der damals (1759) einen besseren Ruf hatte.

    Es mag schon richtig sein, dass nicht alles, was in den Archiven schlummert Gold ist. Aber, mit Verlaub, auch längst nicht alles was an Raritäten von bekannten Komponisten veröffentlicht wurde hält ansatzweise, was der große Name versprechen mag. Aber ich möchte mich an dieser Stelle einfach als Anwalt der "kleinen" Komponisten aufschwingen: Sie verdienen wenigstens gehört zu werden. Wenn etwas wegen möglicherweise mangelnder Qualität kaum gekauft werden wird, dann ist es doch kein Beinbruch diese Aufnahme Online zur Verfügung zu stellen, meinetwegen auch zu einem vernünftigen Entgelt (etwa 0,50€ pro Aufnahme). Der BR ist ebenso wie der WDR sehr restriktiv bei der Überspielung älterer Aufnahmen. Meine Anfragen bezüglch der türkischen Sinfonie von Andreas Romberg beim WDR wie auch der Snfonie No. 3 von Josef Wölffl wurde unter dem Hinweis auf generelle rechtliche Probleme beim zur Verfügung stellen solcher Eigenproduktionen abgeweht (der SWR hingegen bietet einen wenn auch recht teuren Mittschnittservice an, allerdings muss man da auch wissen, was es überhaupt in den Archiven gibt. Monsieur Zufall via wilde Suche im Netz hilft da nur Fallweise).

    Rätselhaft bleibt, warum die großen Rundfunkanstalten sich nicht einmal aufraffen können ihre Schätze in den Archiven nach Unveröffentlichtem zu sichten und diese auch zu veröffentlichen. Es kann doch weder im Interesse der Künstler noch des Hörers sein ein Stück lieber zu löschen als es dauerhaft einem wenn auch ausgesuchten Publikum vorzuenthalten. Kann man mit den Rechteinhabern nicht ein Übereinkommen finden? Genau so alte Tonbänder oder Vinylschallplatten, welche vergessen und seit Jahrzehnten ausverkauft sind - wieso können diese nicht beispielsweise als kostenpflichtiger Download zur Verfügung gestellt werden? Es muss ja nicht immer die beste Klangqualität sein. Das wäre auch für kleinere Orchester eine Option, selbstgemachte Mitschnitte nicht auf Tonträger erhältlicher Werke ins Netz zu stellen, selbst wenn diese mit einfacher technischer Ausrüstung aufgenommen wurden. Ein Beispiel für so eone LP (unter vielen) wäre "Musik aus dem Hause Droste-Hülshoff" mit einer Sinfonie des auch von Haydn geschätzten Maximilian von Droste-Hülshoff. Nicht mehr zu bekommen. Und mich daher zur Verzweiflung treibend.

    Und Rufinatscha. Der Mann der Brahms vor Brahms war.


    Also für meinen Geschmack schimmert aus dem ganzen Thread etwas zu viel Resignation durch. Obwohl es stimmt, dass auch in der Klassik wie überall heutzutage Stars dem Publikum präsentiert werden in der Hoffnung den ganzen Bereich am Leben erhalten zu können. Mit dem Resultat, dass man jedem Laien (und, erstaunlich genug, auch genügend Fachleuten) irgendein Werk des 18. Jhd. als unbekannten Mozart vorsetzen kann und schon fliegt alles reihenweise vor Verzückung zu Boden. Andererseits darf natürlich auch nicht jede Entdeckung maßlos überhöht werden. Eine ehrliche Einbindung eines Werkes in seine Zeit hilft da mehr. Warum wird Burneys musikalische Reise nicht auch einmal musikalisch untermalt als Hörbuch auf den Markt geworfen und zwar mit den angesprochenen Werken oder, wenn dieses nicht direkt angesprochen wird, mit einem möglichst noch nicht aufgenommenen Werk des besuchten Komponisten aus dem nämlichen Zeitraum? Stattdessen wird die x-te Aufnahme ein und derselben Mozart-Sinfonie veröffentlicht und man entdeckt vielleicht sogar tatsächlich das das Orchester A Takt 27 im Allegro ein wenig frischer interpretiert als Orchester B. Das muss der Stolz einer jeder guten Klassik-Sammlung sein!

    Ein unüberbrückbares Schicksal ist es sicher nicht. Ich sehe jedes Mal mit erstaunen, auf wie viel Gegenliebe die Werke (gerade die sinfonischen) der sogenannten "Kleinmeister" bei einem unvorbereiteten Konzertpublikum stoßen. Zum Beispiel bei den Rosetti-Tagen im Nördlinger Ries erhalten die Werke Rosettis, Massoneaus, Witts etc. nicht weniger Applaus als die eines Haydn oder Mozart. Und dies gilt auch für andere Konzertreihen. Mit etwas mehr Wagemut seitens der Veranstalter könnte hier so mancher dem breiten Publikum unbekannte Zeitgenosse aus seiner Nische herausgeholt werden. Es wird allerdings propagandistisch der bloßen HaydnMozartBeethoven Verklärung das Wort geredet indem in den Konzertführern die Werke der Zeitgenossen auch heute noch als müder bis nicht zu ertragender, billiger Abklatsch jener großen Drei vorgestellt werden. besonders amüsant finde ich an dieser Stelle immer wieder, wenn Werke miteinander verglichen werden, deren Entstehungszeit mitunter 20 Jahre oder mehr auseinander liegen, wobei z.B. eine Sinfonie Mozarts aus den 1780er Jahren mit einem Werk etwa von Myslivecek aus den 1760er Jahren verglichen wird und letzterem dabei der im Vergleich zu Mozart altertümlichere Stil vorgworfen wird. Alles was recht ist! Gerade bei den ersten Sinfonien Mozarts gibt es einige unmittelbare Zeitgenossen die ihm schlicht überlegen waren. Franz Ignaz Beck oder Anton Filtz waren in den 1750er und 1760er Jahren zukunftsweisender als Haydn und Mozart. Hilfreich wäre es einmal Konzerte nicht mit einem "Best of Classic" Programm zu versehen, sondern einer Sinfonie Haydns aus dem Jahre 1775 Werke von Zeitgenossen aus dem gleichen Jahr gegenüber zu stellen. Vieleicht ändert dies die Hörgewohnheiten und rüttelt an vorgefassten Meinungen.

    Guten Abend,


    Mittlerweile sind doch einige Jahre ins Land geflosssen und im Land der aufgehenden Sonne war man nicht untätig was die Komplettierung des sinfonischen Werkes von Vanhal (und übrigens auch Zeitgenossen wie Gassmann und Ordonez) anbegeht. Die Haydn Sinfonietta Tokyo hat zu einer wirklich erfreulichen Spielstärke gefunden und uns einige weitere Ersteinspielung Vanhals beschert:


    Sturm und Drang Sinfonies Vol. VII mit A3 und A5
    Sturm und Drang Sinfonies Vol. VIII mit G8 und C9
    Sturm und Drang Sinfonies Vol. IX mit B4, Es3 und E1
    Sturm und Drang Sinfonies Vol. X mit C1, F3, E3
    Sturm und Drang Sinfonies Vol. XI mit G2, C7, F6
    Sturm und Drang Sinfonies Vol. XII mit F2, A4, F7
    Klavierkonzerte und Sinfonia mit u.a. Klavierkonzert Weinmann IIa A1 und Sinfonie G13
    Frühe Sinfonies Vol. I mit d1a, D1, D7, D18, g2
    Frühe Sinfonies Vol. II mit G10, D9, C15


    Dazu noch einige Einspielungen von Streichquartettet. Über ebay respektive amazon kann man an diese Kleinodien gelangen.


    Heuer werden u.a. auch die letzten Sinfonien Vanhals eingespielt, passend an seinem 200. Todestag. So gesehen ist Vanhal dann einer der wenigen Wiener Klassiker dessen sinfonisches Repertoires wenigstens zu rund 85% eingespielt sein wird.

    Zitat

    Original von Alfred_Schmidt
    Die Wahrheit ist doch - es wurde elegant angedeuetet, aber nicht explizit ausgesprochen - daß eigentlich kein einziges Wark einer Frau je im Bewusstsein der "allgemeinen Klassikwelt" verankert war, bzw ist.


    Naja, aber man muss auch fragen, warum das so ist. Wohl kaum weil Frauen minder talentiert als ihre männlichen Kollegen sind, eher weil sie in der damaligen Gesellschaft kaum eine Chance hatten, sich Anerkennung zu verschaffen. Ich gehe davon aus, dass sie unter gleichen Voraussetzungen gleiches geleistet hätten. Aber gut. Ich denke, dass die Sinfonie (leider die einzige) von Marianne Martinez in C sich mit vielen männlichen Komponisten ihrer Zeit messen konnte. Sicher muss man nicht jedes Werk zu einem Meisterwerk hochstilisieren, aber zumindest anerkennen was unter höchst schwierigen Ausgangsbedingungen geleistet wurde.

    Es erstaunt mich, dass zwei der wichtigsten Sinfoniker des 18 Jhds. nicht erwähnt worden sind (oder ich habs überlesen):


    Franz Ignaz Beck (meines erachtens der wichtigste ernste Sinfoniker zu einer Zeit, als man sich oft in galanten Belanglosigkeiten ergab - sprich zwischen 1757 und 1766, in dieser Zeit entstanden seine sinfonischen Werke)


    und


    Pieter van Maldere (wäre er nicht so früh verstorben hätter er den Meistern aus der Mannheimer und Wiener Ecke Konkurrenz gemacht - ein großartiger Sinfoniker).


    Wurde Rosetti eigentlich schon erwähnt? Wenn nicht, dann jetzt.


    Und Franz Christoph Neubauer, aber der scheint nur mir zu gefallen - Schade an sich, er ist wirklich ein Genie gewesen.

    Leiber Alfred,


    Wahrlich, Wagenseil hat wirklich einen eigenen Thread verdient. Jedoch sehe ich ihn eher als Vorklassiker, da er seine letzten Sinfonien schrieb als Vanhal, Haydn etc. gerade losgelegt haben. Deswegen tu ich mich auch schwer damit ihn dem Sturm und Drang zuzuordnen (jedoch als Wegbereiter desselben: Sehr gerne!).
    Ärgerlich in diesem Zusammenhang war, dass die jüngste cpo CD von Wagenseil mit Goritzki exakt dieselben Sinfonien wie die mit Tamas Pal enthielt. Die Mühe, neues Material zu editieren hätte man sich machen können!
    Aber zurück zu Vanhal. Bald (also noch zu unseren Lebzeiten) wird der fünfte Teil der Serie von Vanhals Sinfonien auf Naxos erscheinen, wieder mit Kevin Mallon! Sie befindet sich gerade im Stadium der Vorbereitung.


    Schönen Start ins Wochenende

    Die Sinfonien Johann Baptist Vanhals
    Teil I: 1760-62


    Es ist immer bedauerlich, wenn der Schatten von überragenden Komponisten den nur wenig geringeren Anteil der „zweitbesten“ Gruppe von Tonsetzern verdunkelt und zu einer Randgröße für Kenner alleine macht. Abschnittsweise tritt ein solcher Komponist mal aus dem Schatten für einen Moment heraus, wenn durch den unermüdlichen Einsatz von Interessierten dessen Vermächtnis zu Tage gefördert wird, doch reicht dies bei weitem noch nicht aus, um selbige den Ruhm den sie verdienen zu Teil werden zu lassen. Einer dieser großartigen Komponisten des vermeintlich zweiten Gliedes ist Vanhal, der zusammen mit Joseph Haydn und Karl Ditters von Dittersdorf zu den wichtigsten Sinfonikern der 60er und 70er Jahre des musikalischen Wien und zu den Protagonisten des Sturm und Drang schlechthin zählt. Ihm zu Ehren und auch um einen Vergleich zu Haydn zu schaffen möchte ich gerne eine kleine Serie starten, die sich mit den Sinfonien des ehemaligen Leibeigenen und späteren freischaffenden Tonkünstlers befasst. Ich konzentriere mich dabei auf die 49 auf Tonträgern erhältlichen Sinfonien seines ca. 83 Werke umfassenden Oeuvres.


    Die Zählung beruht auf den thematischen Katalog von Paul Bryan, der sich wie kein anderer um die Erforschung der Sinfonien Vanhals verdient gemacht hat.


    Vanhal begann ca. 1760 mit dem Schreiben von Sinfonien (im Alter von etwa 20 / 21 Jahren) und damit rund drei Jahre nach Joseph Haydn jedoch etwa zeitgleich mit Dittersdorf (wobei sich bei letzterem die Sinfonien der Frühzeit nur sehr schwer datieren lassen – eigentlich nur durch den spätmöglichsten Zeitpunkt ihres Entstehens). Bryan hat die Kompositionsdaten in Abschnitte unterteilt, welche sich überwiegend an stilistischen Merkmalen festmachen sowie auf das Erscheinen seiner Sinfonien in den diversen Katalogen (hauptsächlich der von Breitkopf & Härtel) sowie dem sogenannten Quartbuch. Zum Zeitpunkt der ersten Sinfonien Vanhals hatte Haydn also schon 11 Sinfonien komponiert – Hob. I 1D, 2C, 4D, 5A, 10D, 11Es, 18G, 27G, 32C, 37C, 107B – sieben davon dreisätzig.


    In den Jahren 1760-62 entstanden neun Sinfonien Vanhals, und zwar Bryan C2, C3, D1, D7, e3, G2, G7, A2, B4 – davon sind nur die Sinfonien C3 und D1 dreisätzig und wohl noch vor Vanhals Umzug nach Wien entstanden. In dieser Zeit schrieb Haydn möglicherweise die Sinfonien Hob. I 3G, 14A, 15D, 17F, 19D, 20C, 25C, 33C, 36Es, 108B, von denen nur noch 17,19 und 25 drei Sätze hatten.
    Dittersdorf schrieb bis ca. 1763 25 Sinfonien in C (2), D (3), Es (3), E (2), F (4), G (5), A (2), B(3) und eine in e – moll.


    Von den Sinfonien Vanhals dieser Epoche wurden bislang 4 eingespielt (C3 von Grodd / Naxos, e3 von Mallon / Naxos und der Haydn Sinfonietta Tokyo, sowie G7 und A1, ebenfalls von der Haydn Sinfonietta Tokyo). Auf diese vier Werke möchte ich mich konzentrieren.


    C3 (Allegro con spirito / Andante – Presto)


    Die mit Streichern, Oboen, Hörnern sowie Pauken und Trompeten festlich besetzte Sinfonie beginnt mit einem kurzen, zweigeteilten Thema, welches einen insgesamt sehr schwungvollen ersten Satz einleitet in welchem die Teile manchmal etwas isoliert nebeneinander stehen und die Holzbläser sehr zurückhalten berücksichtigt werde (ganz im Gegensatz zu den Hörnern). Für ruhige Phasen bleibt kein Raum und auch moll wird nur in der Durchführung kurz gestreift. Der hübsche Andantesatz verliert sich nicht sehr in der Tiefe und plätschert ein wenig, wenn auch in gewinnender Melodik dahin. Der abschließende Kehraus ist kurz und schmerzlos und rundet diese möglicherweise erste Sinfonie Vanhals ab. Insgesamt noch wenig späterer Vanhal, doch mit Sicherheit kein schlechter Anfang.


    e3 (Allegro molto / Andante / Menuetto – Trio / Contratantz (Presto)


    Der ruhige Anfang (mit einem der für Vanhal typischen „singen“ Themen) wird jäh in einen sehr dramatischen und aufwühlenden Teil weitergeführt, der schon alle Charakteristiken des Sturm und Drang aufweist. Auffällig ist, dass im Gegensatz zur vorhergehenden Sinfonie C3 die Oboen deutlich prominenter eigesetzt werden. Für Dur ist in diesem Satz fast kein Platz. Ungewöhnlich ist, dass der erste Satz direkt mit den zweiten, für Streicher mit Flöte gesetzten, verbunden wird, der insgesamt etwas Entspannung verheißt, doch ebenfalls sehr mollgetrübt ist. Das strenge, kanonische Menuetto lässt eine weitere Eigenart Vanhals erkennen – die sehr dominanten Bassi. Das Trio mit Soloflöte ist von einnehmender Schönheit. Im mit „Contratantz“ Finale geht es sehr abwechslungsreich zu, moll und Dur wechseln sich ab und sogar für die Bläser gibt es die Möglichkeit für Soli. Der Satz endet im piano. Insgesamt eine sehr starke Sinfonie des jungen Vanhal.


    G7 (Allegro / Andante / Menuetto – Trio / Presto)


    In der klassischen Besetzung für Streicher und Paare von Oboen und Hörnern ist die beste der hier vorgestellten frühen Sinfonien gehalten. Die Sinfonie beginnt mit einem wunderschönen Beispiel für Vanhals „singende“, zurückhaltende Themen. Und Schönheit ist es, was diesen ganzen ersten Satz ausmacht und Vanhals Meisterschaft in der Sinfonik erweist. Der ausgesprochen nachdenkliche und ruhige zweite Satz ist für Streicher alleine geschrieben und steht überwiegend in moll. Im Menuett o schließt Vanhal an den ersten Satz an – das wohl schönste Menuett seiner ersten Sinfonien, auch das Trio für Streicher ist ausgesprochen nett anzuhören. Der im piano beginnende und endende Schlusssatz ist ein insgesamt gelungener Abschluss dieser wirklich außergewöhnlich guten Sinfonie.


    A1 (Allegro molto / Andante / Menuetto – Trio / Presto)


    Der erste Satz beginnt fast wie ein Menuett, entwickelt sich aber zu einem sehr soliden Satz, der von durchgehenden Bassbewegungen durchzogen ist. Auch die Bläser sind gut vertreten, und selbst für ein wenig Dramatik ist im Durchführungsteil Platz. Höhepunkt des Satzes ist die ausgesprochen hübsche Schlussgruppe in der Exposition. Der zweite, reine Streichersatz ist in moll gehalten und insgesamt sehr intim und nachdenklich. Das stark synkopierte Menuetto besticht durch seine auffälligen Hornpassagen, im Trio wird es dann sehr volkstümlich. Der schwungvolle Abschluss ähnelt in Aufbau und Melodik sehr den gleichzeitigen Finalsätzen in den Sinfonien Haydns.


    Im Vergleich zu Haydn fällt vor allem auf, dass Vanhal die Holzbläser sehr selten solistisch hervortreten lässt. Bei Vanhal sind die Sinfonien vor allem von den Streichern geprägt. Auch beherrscht Haydn die Werkzeuge der Sinfonie virtuoser als der um sieben Jahre jüngere Vanhal, doch zeigt sich in der Sinfonie G7 wie schnell Vanhal sich auf eine schon sehr beachtliche Höhe aufschwingen kann. Die Dur – Sinfonien Haydns sind kraftvoller als die Vanhals, der insgesamt der etwas ruhigere Sinfoniker zu sein scheint – so lange es sich nicht um eine Sinfonie in moll handelt.

    Von Andreas Romberg erschien im Wolkenklang Verlag in den letzten Jahren eine ganze Serie mit CDs die sich ausschließlich seinem Werk widmet. Sieben CDs sind's bis jetzt insgesamt, darunter Vokalwerke, Ouvertüren und seine dritte Sinfonie.

    Auf Koch Schwann erschien auch ein Klavierkonzert von Anton Eberl. Laut Booklet der Concerto Köln CD soll er auch in seiner russischen Zeit Sinfonien geschrieben haben. Es wäre ein sehr interessanter Fund für die Entwicklung der Sinfonie, diese mal aufzuspüren.
    Eberls Klavierkonzerte wurden von der Kölner Akademie vor kurzem eingespielt.

    Ries hat es geschafft, mich als Sinfoniker manchmal mehr zu beeindrucken als Beethoven. Vielleicht liegt es daran, dass die Sinfonien von Ries unverbrauchter als die Beethovens wirken und tatsächlich auch mögliche Spielweisen von Beethovens Stil anbieten, die man so erhofft aber nicht erwartet hätte. Ich gehe sogar soweit zu behaupten, dass Ries tatsächlich einer der größten Sinfoniker des beginnenden 19. Jhds war und die Sinfonie No. 6 von ihm zum Beispiel (und die anderen könnte ich auch gleich anfügen, vielleicht mit Abstrichen die No. 8, die er wohl zu Recht nicht veröffentlicht hat) meines erachtens eines der Gipfelwerke der 1820er ist. Als hätten Beethoven und Haydn einen hochbegabten Sohn mit eigenem Kopf gezeugt.


    Ries Sinfonien sollten auf einer Ebene mit denen Beethovens im Konzertsaal aufgeführt werden. Selbst oberflächlichen Liebhabern der Klassik dürften sie sehr zusagen. An dieser Stelle frage ich mich immer, wie über Ries' Sinfonien gesprochen werden würde, wenn man sie als Werke Beethovens verkauft werden würden (ein gewisser Herr Witt hatte deswegen eine nicht unbeachtliche Reputation erhalten - die bekannte "Jenaer" Sinfonie ex C).


    Für Alfred noch der Hinweis, dass im Herbst 07 die sehr rührige Kölner Akademie zwei Ouvertüren, ein Violinkonzert und ein Doppelkonzert für zwei Hörner eingespielt hat und dieses wohl im Laufe des Jahres auf cpo veröffentlicht werden sollte.


    Und ich höre mir jetzt gleich mal wieder ein paar Ries Sinfonien an!

    Die 102. ist die für mich ungewöhnlichste und gerade in den langsamen Abschnitten auch nachdenklichste seiner Londoner Sinfonien. Vielleicht auch die fortschrittlichste. Gerade für Quereinsteiger, die nur die "Namenssinfonien" der Londoner kenne dürfte sie eine (wie ich tark hoffe: positvie!) Überraschung sein.

    Ich persönlich glaube, dass es auf die Anfangsfrage des Threads wirklich keine Antwort geben kann.
    Wahrscheinlich spricht jeder für sich einen bestimmten Typ Musikus an. Ich jedenfalls kam, obwohl in meiner Kindheit von beiden beständig die Sinfonien in unserer Wohnung erklangen über den Weg Haydn (und zwar über die "Londoner") zur klassischen Sinfonik. Und dann habe ich einen ganzen lieben Sommer dafür gearbeitet um die Dorati Einspielungen auf LP (respektive alle drei Bände des Hoboken Verzeichnisses) käuflich zu erwerben, und dazu jede greifbare Haydnbiographie. Und daraus hat sich dann eine fast adiktiv zu nennende Begeisterung für die Sinfonie des 18. und frühen 19. Jhd entwickelt, weil ich immer gerne die Musik zu den Namen in den Haydnbiographien kennen lernen wollte. Und das hat sich wirklich gelohnt. Kurzum: Ich verdanke Haydns Sinfonien meine wohl schönsten musikalischen Stunden und würde sie tatsächlich ein klein wenig über Mozart stellen. Jedoch, um den Kreis zu schließen, ist das wirklich eine Frage der Persönlichkeit. Ob das jetzt daran liegen mag, dass Haydns Sinfonien nach dem damaligen Geschmack angeblich "männlicher" klingen sollten lass ich jetzt mal so im Raum stehen.
    Es wäre sicher interessant gewesen, wie Haydn nach London seine Sinfonien gestaltet hätte. Seinen Einleitungen zu den Oratorien und den sechs letzten Messen nach zu urteilen hätte er wohl Beethoven noch ein wenig blaß aussehen lassen. (Die Einleitung zu den Jahreszeiten ist der beste Beleg).

    Ich möchte auch die Aufnahmen von Haydns pre-Pariser Sinfonien empfehlen welche Ch. Hogwood mit der Academy of Ancient Music eingespielt hat. Sehr schön, wenn auch manchmal sehr lang (jedes Wiederholungszeichen wurde befolgt) und manchmal auch vom Tempo her ungewohnt, wenn man die Dorati Aufnahmen im Gehör hat (z.B. No. 26). Die No. 1 ist jedoch gelungen.
    Zum Vergleich mit seinen Zeitgenossen kann man sich ja mal die Sinfonien Vanhals, M. Haydns, L. Hofmanns, Ordonez etc. anhören, Um zu hören, was seine Altersgenossen zur selben Zeit zu sagen hatten. Bei den Sinfonien Wagenseils und L. Mozarts die etwa um 1760 entstanden sind merkt man sehr seutlich das "Neue" in der Art Sinfonien zu schreiben, welches die Generation um Haydn zu Papier brachte

    Ja, die Nummer 88 zählt auch zu meinen Favoriten, u.a. auch da Haydn hier zum ersten mal die Pauken sehr Gewinn bringend in einem langsamen Satz einsetzt (wie ja dann fast regelmäßig) und damit zu seiner Zeit weitestgehend alleine dasteht (von wenigen Ausnahmen abgesehen).
    Ein weiterer Grund ist das wirklich außergewöhnliche Trio. Auch hier ist wie öfters bei Haydn seine Freude an Experimenten zu bewundern, bei der er häufig in Trios nach ungewöhnlichen musikalischen Effekten suchte.
    Die Stelle im Finale, welche so großartig und unwiederholt dasteht erinnert mich an den mir jedes Mal eine Gänsehaut über den Buckel jagende Stelle im 2. Satz der 104.
    Auf jeden Fall die bis dahin (1787) beste Sinfonie überhaupt.
    Und für mich ein Grund sie gleich wieder zu hören und wie's sich geziehmt niederzuknien :jubel: :jubel: :jubel:

    Zitat

    Original von Ulli



    wie andernorts von mir bereits erwähnt, lassen mich Pleyels Sinfonien ebenfalls absolut kalt - langweilig, öde, schnöde, blöde...


    Also ich weiß nicht. Ich höre mir grad sehr geballt sämtliche Sinfonien von Pleyel, die ich habe (21 Stück, zwei kommen die Woche noch, zwei sind noch im Erscheinen begriffen), an und kann mich einem derart einhelligen negativen Urteil nicht anschließen.
    Einerseits hört man durchaus Haydn immer wieder heraus, aber Pleyel zählt in den 1780er und Anfang der 1790er Jahre zu den wenigen Komponisten welche ein vernünftiges Finale schreiben konnten, ebenso wie viele seiner langsamen Sätze einfach schön sind. Ich glaube wirklich, dass sich bei Pleyel einfach die Geister scheiden. Es gibt durchaus den einen oder anderen sinfonischen Langweiler aber insgesamt steht er sehr weit vorne in der Reihe der hervorragenden Sinfoniker der letzten beiden Dekaden des 18. Jhds. Man mag mir unterstellen, dass ich mich von wenig Qualität begeistern lasse aber dennoch bleibe ich bei meinem Urteil.


    So.

    Die immer besser werdende Haydn Sinfonietta aus Toky hat kürzlich wieder zwei CDs hreausgebracht, eine (HST 053) mit den letzten Klaviesonaten von Vanhal, die andere (HST 054) mit zwei Sinfonien desselben, wovon eine (Bryan Es5) eine Ersteinspielung ist. Schließlich werden in zwei Wochen anläßlich des Geburtstages von Vanhal drei weitere Sinfonien zum ersten mal eingespielt. Bryan A3, Bryan D14 (die allerdings wohl eher von Naumann zu sein scheint laut Bryan - Katalog) und zu guter letzt Hill 85 in Es von Gassmann, eine seiner letzten Sinfonien.
    Von der IPG gibt es demnächst zwei weitere Pleyel Sinfonien in Ersteinspielungen, darunter eine in Es, welche wohl 1792 anläßlich des Wettstreits mit Haydn in London erklang.
    Das Ferdinandeum hat jüngst eine CD mit den einzigen Sinfonien von Nagiller (1845) und Gänsbacher (1806) herausgebracht.


    Bei Naxos wartet seit fast drei Jahren eine CD mit Overtüren von Gassmann auf ihr Erscheinen. Wollen wir hoffen, es ist ein nur noch kurzes Warten.


    Eine Frage für die Wissenden:


    Ist schon bekannt ob und wann das Concerto Köln die Rigel Sinfonien herausbringt?? Ihr Konzertkalender legt nahe, dass es noch in diesem Jahr sein könnte..


    Au revoir! :hello:

    Eine wirklich notwendige Diskussion.
    Ich selbst habe durchaus Probleme mit dem Begriff "Kleinmeister" und der damit mitschwingenden Wertung - klein ist halt nunmal eine Abwertung. Auf den normalen Klassikkonsumenten dürfte der Begriff das Bild im Kopfe erzeugen, dass es sich hier um zwar wacker komponierende, aber im Ganzen doch zu vernachlässigende Zeitgenossen eines Mozart, Haydn, Beethoven handelt, die halt mal so nebenher mithoppeln und ganz vereinzelt mal, fast unabsichtlich ein (natürlich: kleines) Meisterwerk schaffen.
    Wenn ich in einem Konzertführer aus den 90er Jahren z.B. über Dittersdorf lese, dass sein sinfonisches Schaffen nahezu zur Gänze zu vernachlässigen ist zieht es mir die Schuhe aus (gerade in den 1760er Jahren war er wenigstens auf Augenhöhe mit Haydn).
    Auch die Programmgestaltung mancher Konzerte, bei denen z.B. ein Werk des großartigen von Malderes von 1764 einem Spätwerk von Mozart entgegengestellt wird lässt ersteren natürlich als klein erscheinen, wiewohl er einer der bedeutendsten (und leider bis heute sehr unbekannten) Komponisten seiner Zeit war.
    Das Beispiel Kraus (und Beck) hat eigentlich schon zur Genüge bewiesen, dass Großes auch außerhalb der Norm geschaffen werden kann (oder die großen Sinfonien eines Brunetti).
    Auch Vanhal ist so ein Thema. Zu Recht werden seine sehr aufwühlenden moll Sinfonien gelobt, dabei wird aber ausgeblendet, dass er gerade in den späten 70er Jahren wundervolle Sinfonien schrieb.
    Kurz zusammengefasst: Der Begriff "Kleinmeister" ist, da nur für den Kenner positiv besetzt, eher abzulehnen. Das bedeutet nicht, dass es gute und schlechte Komponisten gab (ein Gemeinplatz), also eine Wertung zulässig ist, jedoch sollte der Kreis der Komponisten, denen man Größe zubilligt doch schrittweise erweitert werden.


    :hello: aus Nußdorf


    Naja, wohl kaum, mal ganz abgesehen, dass der Titel irreführend ist (die Sinfonie hat nichts mit dem Besuch von Maria Theresia zu tun). Ganz allgemein könnte man sagen, dass in jener Zeit wirklich überdurchschnittlich viele moll Sinfonien entstanden sind (ich hab's mal nachgezählt - im Schnitt mehr als zwei bis vier Mal so viele pro Jahr zwischen 1766 und 1774) und das in den Dur Sinfonien rare Tonarten (H - Dur, As - Dur usw) verwendet wurden sowie ein Ausloten der Tiefen sowohl in den Ecksätzen als auch in den langsamen Sätzen (und das gerade bei Haydn) stattfand.
    Mittlerweile kommt es mir so vor, als ob Frankreich und Flandern ein wenig Vorreiter gewesen zu sein scheint (Gossec, van Maldere und Beck), die etwa 5 bis 10 Jahre vorher vermehrt in moll schrieben und vor allem was van Maldere betrifft schon ganz außergewöhnliche langsame Sätze schufen.
    Da selbstverständlich nicht alle in nachdenklicher Schwermut dahinvegitierten wurden auch ganz normale Sinfonien zu festlichen Anlässen geschrieben.
    Für die Entwicklung der Sinfonie ist aber diese Zeit die wohl wertvollste.


    :hello:

    Tja, sehr schöne Sachen schwirren bei mir gerade rum, z.B. Sammartinis späte Sinfonien, Vanhals Strurm und Drang Vol. 6 von der Haydn Sinfonietta Tokyo, John Marsh Sinfonien und die bezauberndern Oboenkonzerte der Lost und Found Serie


    Kauft es euch!

    Und noch zwei,


    Francesco Salieri (also nicht DER Salieri)


    "La Tempesta die Mare"


    und jüngst Vanhal (Symphonies Vol. 4 auf Naxos)


    Sinfonie Es1 Satz IV "La Tempesta"


    Beide Beispiele sind aber eher laue Lüftchen. Viel Phantasie ist gefragt (was das Hörerlebnis allerdings nur in diesem Punkt schmählert - ansonsten ganz hervorragende Perlen aus der Mitte des 18. Jhd.)



    Wurde Linley eigentlich schon erwähnt? (Music for the Tempest)


    Holla!

    Nun denn.
    Tatsächlich waren Haydn's Londoner Sinfonien der Weg in die Klassik und dies schon als unter 10 Jähriger. Klassik in Form von Schallplatten und Bayern 4 Klasik lief bei uns daheim ohnehin die meiste Zeit. Daraus entwuchs zunächst einmal ein gewaltiges Interesse für die Musik und das Leben Haydns und daraus (wegen der Biographien) ein Interesse für andere Komponisten dieser Zeit, wodurch mittlerweile fast eine Art Sucht geworden ist. Gerade die Sinfonik hat's mir angetan.
    In diesem Zusammenhang zählt zu den Schlüsselerlebnissen ein Konzertbesuch bei den Salzburger Festspielen, Wo die Frage ob dieses Jahr in den Urlaub gefahren oder Karten für einen guten Platz bei einem Konzert unter der Leitung Claudio Abados (damals immerhin 360 DM je Karte) erstanden werden soll die Entscheidung für das Konzert gefällt wurde ( das war 1988 ). Es war das bisher beste Konzert, was ich gesehen habe. Und dies für ein halbes Monatsgehalt meiner Mutter. Potzblitz.


    Scahde, dass ich erst heute auf diesen Thread gestoßen bin. Zum elitären Gebahren mancher Klassikliebhaber möchte ich das wohltuend bescheidene Verhalten vieler Klassikprotagonisten entgegen halten. Bruno Meier zum Beispiel treibt ein Lob über seine Virtuosität die Schamesröte ins Gesicht, Johannes Moesus freut sich wie ein Schneekönig über Lob ob seiner Enteckungsfreude und auch Pavel Serbin vom Pratum Orchester ist die Unkompliziertheit in Person.
    Zum Vorwurf, dass heute nur Müll produziert wird möchte ich vielleicht ie Einschränkung entgegenhalten: Ein sehr großer Teil ist wahrlich Müll, aber man findet doch immer wieder erstaunliches im sogenannten Independent Bereich, was einem dann Anlaß zur Hoffnung gibt. Vielleicht ist es auch eine Frage von Berührungsängsten. Ich hatte das große Glück in meiner Kindheit Viele musikalische Eindrücke zu erhalten und zu verinnerlichen, und somit hat sich mein Musikgeschmack parallel und mit gleicher Begeisterung für Klassik (vornehmlich 18. / Anfang 19. Jhd.) und Independent / Punk (Jawohl!) entwickelt. Einen Widerspruch, den ich nicht missen möchte und dem ich sehr viel verdanke.
    Unwidersprochen bleibt die Verachtung für alles was den vermeintlichen Massengeschmack entspricht. Volkstümliche Musik, auch wenn sie ihre Berechtigung habe mag ist wahrlich nicht zur Hebung den musikalischen und allgemeinen Bildungsniveaus gegeignet (die Texte alleine schon - also nein!). Und auch das, was im Bereich der Popmusik unters Volk geworfen wird entpricht selten Minimalansprüchen.