Beiträge von audiamus

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    Original von Spradow
    ...Ich würde zum Harfenquartett oder 59,1 tendieren...


    Wenn es darum geht, einen Fan von 0 auf 100 zu ziehen, wird der sich bestimmt freuen, wenn er wenigstens irgendwo was wiedererkennt.


    Vielleicht magst Du vor solch einem vordergründigen Hintergrund auch 59/3 in Erwägung ziehen.
    Das Fugato des Allegro molto erklingt bekannterweise nach dem verhundsten Vorhang-Spruch Brechts am Ende jeden Literarischen Quartetts und stellte auch so einen hübschen Bezug her.


    Gruß,


    audiamus


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    Bayreuth, Kartenbüro.


    Noch zu einer Zeit, da die Damen an der Kasse nach der Nase selektieren, wer von den am Vormittag der Aufführung Wartenden eine der seltenen zurückgegebenen Karten bekommen soll.


    Zehn Uhr, die Tür wird mit heiligem Zeremoniell geöffnet: "Wir haben heute eine Karte."
    Vierzig Übernächtigte drängen in das enge Kabuff und spülen ungewollt eine ältere Frau, die seit acht Uhr mit angestanden war, an die vorderste Front.


    Auf ihrem Riechorgan kommt der Blick von Frau W. (von einigen euphemistisch als "Die Verhasste" bezeichnet) zu ruhen.


    "Sie haben Glück, es ist eine Karte im Parkett, 10. Reihe."
    "Nää, ich wollt nur wiss, wann do die Führungen sin."



    audiamus, Zeuge



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    Schon wieder so ne letzte Strauss-Nummer, aber was soll man machen.
    Immerhin nicht das Allerletzte.



    H. Hesse


    Frühling



    In dämmrigen Grüften
    träumte ich lang
    von deinen Bäumen und blauen Lüften,
    von deinem Duft und Vogelsang.


    Nun liegst du erschlossen
    in Gleiß und Zier,
    von Licht übergossen
    wie ein Wunder vor mir.


    Du kennest mich wieder,
    du lockest mich zart,
    es zittert durch all meine Glieder
    deine selige Gegenwart!



    audiamus



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    Ich zitiere mal aus dem Limerick-Thread:


    P.S.


    Ein Mensch glaubte treu, brav und bieder,
    die Vier sei'n die letzten der Lieder.
    Doch ehrende Salven
    post scripto! Die "Malven"
    schrieb Strauss allerletztens noch nieder.




    Malven


    von Betty Wehrli-Knobel, 1904


    Aus Rosen, Phlox und Zinnienflor
    Ragen im Garten Malven empor,
    Duftlos und ohne des Purpurs Glut,
    Wie ein verweintes blasses Gesicht
    Unter dem goldnen himmlischen Licht.
    Und dann verwehen leise, im Wind
    Zärtliche Blüten, Sommers Gesind...



    Das Lied ist Strauss' letzte vollendete Komposition. Sie entstand im November 1948.
    Sie fand sich erst 1982 im Nachlass von Maria Jeritza wieder und wurde 1985 von Kiri Te Kanawa uraufgeführt.


    Es gibt wenige Einspielungen, doch neben ihr nahm auch Jessye Norman das eigentümliche, lange nach einem harmonischen Grundpfeiler suchende Lied auf.





    audiamus



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    Ja, in Zeiten, in denen Wider-worte wieder mal Widrigkeiten hervorrufen, sind diese auch in unpolitischen Postings zu vermeiden.


    Zitat

    Wen interessieren eigentlich die Weiderveröffentlichungen?



    Aber das Leben geht weider.

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    Original von Zwielicht
    ...Unterforum für vergessene...



    Zudem:



    NN – zu Unrecht vergessen? – Den Vergessenen, deren Namen man vergessen hat


    Schumann: Vergissmeinnicht – Was Komponisten vergaßen zu komponieren


    Vergäß’ ich alles, was du mir gabst – Wagners Tränke im Spiegel des JuSchGe


    Erst kommt Vergessen, dann kommt die Moral – Warum Brecht immer vor Weill steht


    Peer Gøssn – Griegs vergessenes Sequel





    Und Forumsintern:



    Das vergesse ich Dir nie – Nachtragende Nachträge


    Vergessen – Meine zehn schlimmsten Nahrungs-Aufnahmen


    Ich glaube, Du vergisst Dich… – Die besten Repliken auf persönliche Beleidigungen


    Und’s Wort hab ich vergessen – Warum ich einmal im Forum nichts posten konnte – Aufsätze



    Grüße,


    …äh…

    Special Edition: Die Fußballer-Taglines




    PARSIFAL – Der Eckige muss ins Runde (nach Herberger)


    MACBETH – Die Schotten sind meistens eher zu Hause als ihre Postkarten (Mohren)


    TURANDOT - Wenn wir alle schlagen, können wir es schaffen (Hrubesch)


    CANDIDE - Zwei Minuten gespielt, noch immer hohes Tempo (Obermann)


    BOHEME - Lebbe geht weida (Stepanovic)


    ZAUBERFLÖTE - Entweder ich gehe links vorbei, oder ich gehe rechts vorbei (Kögl)


    TRAUMGÖRGE - Die Realität ist anders als die Wirklichkeit (Vogts)


    HAMLET - Es gibt nur eine Möglichkeit: Sieg, Unentschieden oder Niederlage (Beckenbauer)


    MESITERSINGER - Es ist nichts scheißer als Platz zwei (Meijer)


    DREIGROSCHENOPER - Haste Scheiße am Fuß, haste Scheiße am Fuß (Brehme)


    TOD IN VENEDIG - Wir spielen hinten Mann gegen Mann, und ich spiel gegen den Mann (Thon)


    ORPHEE - Der Grund war nicht die Ursache, sondern der Auslöser (Beckenbauer)


    TRISTAN - Das ist keine Zeitlupe, der läuft wirklich so langsam (Hansch)


    AIDA - Die Luft, die nie drin war, ist raus aus dem Spiel (Delling)


    RHEINGOLD - Sie sollten das Spiel nicht zu früh abschalten. Es kann noch schlimmer werden (Fassbender)


    WALKÜRE - Zu 50 Prozent stehen wir im Viertelfinale, aber die halbe Miete ist das noch lange nicht (Völler)


    SIEGFRIED - Wer hinten so offen ist, kann nicht ganz dicht sein (Hansch)


    GÖTTERDÄMMERUNG - Zuerst hatten wir kein Glück, und dann kam auch noch Pech dazu (Wegmann)


    LOHENGRIN - Ich habe fertig (Trappatoni)




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    Lieber Michael,


    ist es Dir wohl entgangen, dass diese salbungsvollen, ja geradezu salbenden Worte niemals von einer minderbegabelten, beckmessernden Kritikerin von löfflerschen Aus- und Körpermaßen stammen können, die noch dazu von Haus aus house-and-gardens-Schreiberling und deren Hochglanzmagazin nach der Gruppe der Feuchtnasenaffen benannt ist?


    Die Beschreibung, die Du leider adäquat für eine vermagerte Kinderseele und ihre künstlerischen Hungerhaken empfindest, hat Frau Stomm dem, zugegeben unveröffentlichten, Manuskript des Folgeromans „Momos Tann“ (den Autor brauche ich wohl nicht zu nennen) entstohlen. Die Zeilen beziehen sich dort auf den gemeinsamen Pekinesenmischling Brüni, der unter enormem Zeitaufwand von der Titelheldin und dem Ergonomen Beppo Straßenkehrer aufgezogen wird.


    Wie augenfällig, dass das Dementi von Argerich und Tessler (dessen Vater übrigens als Gérard Rochefoucauld geboren wurde, sich ob einer fokalen Aphorismophobie nach einem serbischen Physiker nennen wollte und bei der Transliteration versagte) ausgerechnet in Stomms Kolumne zu lesen war.


    Nein, lieber Michael, Du irrst, meine Quelle ist frisch wie zehn Matrosen auf Landgang, war ich doch selbst am fraglichen Abend in der ländlichen Festivalmetropole als Parkplatzwächter eingesetzt und zugegen, als Rettungssanitäter Ed Bysshe Studd nach dem in Frage stehenden Zwischenfall eine Speichelprobe nahm, die er umgehend in Einmalspritzen umfüllte und zahlungskräftigen Opernbesuchern zu horrenden Preisen anbot.


    Was den Clerasil-Spot angeht, so liegen mir zwar keine letztlich gesicherten Bestätigungen vor, doch habe ich das betreffende Werk von Tessler selbst 2001 in Traunstein gehört. Das Rubato war zwar noch nicht so ausgeprägt, doch die Fermate auf dem ersten C (gefolgt von einem kaum verständlichen „Gehtndiekackeweiter“ und einer expressiven Generalpause) ließ bereits tief blicken.


    Aber gut, dass Du mich dran erinnerst, ich krieg vom Chefredakteur des „Wunderkind“ noch sieben Pfund plus Spesen.



    Gruß,



    audiamus



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    Original von Gurnemanz
    Dabei frage ich mich, warum fast alle Schachmusiken aus dem 20. Jahrhundert zu stammen scheinen.



    Wundert mich auch.
    Immerhin hat der analytische Bach mit der Bauernkantate einen ersten Zug getan, gefolgt von der Arie aus BWV 82 („Matt, in meinen Augen“), gleichziehen hätte können der nannerlwütige Mozart, hätte er sich lassen inspirieren vom resignierten, nahezu verbürgten Satz seines Gegenübers Schikaneder gegen 5 Uhr früh „Wann i ’s weiße Rössl vom Wolfgang seh’…“, anstatt ihn in zwei Zügen ohne Patt platt auf die Matte zu schicken.



    audiamus



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    Ich finde den Rotzlöffel nur bedauernswert
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    Seine mehrdeutige Antwort in der Sendung Beckmann auf die Vermutung des ebenfalls geladenen Kaisers Joachim Kaiser, dass Beethovens Fugentechnik in Op.110 noch an Kinderkrankheiten litte („…ob du Recht hast oder nicht, zeigt dir gleich das Licht!“) mag noch eine gewisse sympathische Naivität vermitteln, das extreme Rubato im Anfangstakt von Chopins Etüde Op.10/1, gegenwärtig mit dem Fernsehspot für Clerasil Hautklärer in alle deutschen Wohnzimmer kleckernd, zeugt allerdings schon von starker Deprivation.


    Die Tatsache, dass innerhalb zweier Jahre bereits sieben (!) seiner beliebten Rapunzel-Vorstellung im Münchner Gasteig wegen Mumps abgesagt wurden, lässt darauf schließen, dass das Gör dem Druck der öffentlichen Meinung in Bezug auf sein Satie-Spiel wie seiner latenten Hassliebe für ältere Damen (man erinnere sich an die Argerich-Kuss-Szene auf dem Picknick-Rasen von Glyndebourne, die mit den Worten „Martha, Martha, du versandest“ endete) schon jetzt nicht mehr gewachsen ist.



    audiamus



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    Lieber Gurnemanz,


    meines Wissens ohne eine musikalische Hinterlassenschaft zum Thema Schach , aber dennoch vielleicht hier erwähnenswert ist der als Komponist nahezu vergessene, als Schachspieler und Theoretiker jedoch ein gewisses Nachleben führende Francois André Danican Philidor (der Jüngere André), 1726-1795.


    Papa war Hofmusiker bei Ludwig XIV, der Sprössling, nach dem eine Verteidigung benannt ist, war ein Leben lang hin und hergerissen zwischen schwarz-weißen Linien und ebensolchen Quadraten.


    Bei den Hardlinern hier mögen seine Opern „Sancho Pança“ von 1762 oder „Ernelinde“ von 1767, vor allem aber „Tom Jones“ von 1765, ein Glöckchen klingeln lassen, Schachfreunden ist er möglicherweise durch sein epochales Werk „Analyse du Jeu des Échecs“ von 1749 ein Begriff.


    Während er auf der musikalischen Seite durch die Einführung lautmalerischer Elemente immerhin einen kleinen Podest als maßvoller Vorreiter der Alpenveilchen und Almauftriebe eines Strauss besteigen darf, wird er an der Schachfront ob seiner Blindsimultanspiele gegen drei Gegner gleichzeitig bewundert.


    Er, der die Bauern als „Seele des Schachspiels“ bezeichnete, ist für die Seele der Musikgeschichte wohl lediglich zum Bauernopfer geworden.
    Was die Bedeutung beider Künste für sein eigenes Leben angeht, da endete die Partie remis.



    audiamus



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    Original von Harald Kral
    Die CDs kommen vermutlich aus Spanien.


    Ach geh', auf's eine Mal ist damit ist der Verwendung's-Zweck des Apostroph's auf den CD's geklärt.



    audiamu's



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    Zitat

    Original von Zwielicht


    ... oder für Severina ...

    Liebe Severina,


    wußte gar nicht, dass Du da auch arbeitest :D
    Am Ende berätst Du Alfred bei seinem Thread "Die Kunstgeschichte des Abendlandes außer Sachen, die ich blöd find?"


    Im Ernst, natürlich hast Du Recht und bist dran.


    Für Nicht-Wiener: Für Wiener stellt sich das Ganze so dar:



    audiamus


    Ich bin überzeugt, bereits der historische Herodes A. klang nicht nur wie Gerhard Stolze, er sah auch so aus.
    An der Stimme kann's nicht gelegen haben, dass das (allerdings eher mythologische) Frl. Salome sich mehr zum Täfer hingezogen fühlte.


    Eine, wenn nicht die Paraderolle für den Charaktersänger.



    audiamus

    Die Sockel an den Hartwigs hat natürlich Vatern drangebaut, damit Muttern die Figuren nicht dauernd umkippt und außerdem jede Figur als Dame ziehen kann, weil sie die Züge eh nicht kapiert, die die Figuren ihr suggerieren.


    Dass Du die Kiefersche Bleiweißdecke allerdings für ein Kuschelaccessoire gehalten hast, enttäuscht mich schon sehr.


    Aber das war ja eigentlich auch keine Frage, denn es war ja eigentlich auch kein Cover.



    audiamus



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    Ein paar Exoten:


    Von Nicolai gibt es ein etwa fünfminütiges Pater Noster für Doppelchor (kann man auch hin und wieder mit Blechbläsern hören) .


    Rimsky-Korsakov hat es nur auf die Hälfte der Sänger und Zeit gebracht.


    Duruflé dafür, wenn ich mich recht entsinne, auf Französisch.



    audiamus


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    Zitat

    Original von pbrixius
    ...Harmlosigkeit...
    ...warum wer was tut, liest man schon bei Morgenstern: mann tut's des Reimes wegen ...



    So ist es. Denn, meine Damen und Feen:


    Wer Form und Inhalt in einen Topf schmeißt, dem ist Form samt Inhalt Inhalt in einer Form.



    Bei Bedarf verschieben in den Bauernregel-Thread


    Bauer Diamus



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    Am Schmidtwoch - bekanntlich der Tag, an dem Gott vorschmidttags Land, Meer und Pflanzen schuf, nachmidttags die Kultur mit Taminovorbereitung und um Schmidternacht eine Auszeit samt Korn nahm, um zu sagen: „Ähm, naja gut…“ – ist für den wahren, aufrechten, großgläubigen Taminen verbindlich wie pünktlich die liturgia horarum zu verrichten. Es greifen die Reformen des Zweiten Vataminischen Konzils.



    Der Stundengebetszyklus besteht aus:


    Invitatorium (lat.: „Einladung“):
    Kann, im Gegensatz zu klösterlich-laxen Handhabungen, nicht eigenmächtig initiiert werden, sondern besteht lediglich in der Beantwortung eines Telephonanrufs des Forenschöpfers, vornehmlich vor der ersten Lese- und Schreibhore des Tages (also etwa gegen zwei Uhr nachts), der


    Schmette (auch Schmidtutin oder Vredil):
    Wird zu nachtschlafender Zeit selbst noch vor dem ersten Aphorismus verrichtet, ausschließlich admin orem dei gloriam.
    Sie besteht aus zwei (an Hochfesten drei) Nokturnen, Mazurken und vor allem Walzern (keine Scherzi!), jeweils eingeschlossen ist eine längere Lesung, vorzugsweise Threaderöffnungen. Hier darf auch bereits geschrieben werden. Wer sich traut.


    Lideaudes:
    Im oder bei Morgengrauen abzuleisten.
    Kernpunkte: Eröffnung (Einloggen), Hymnus (laut schreiben, noch bevor man gelesen hat), Lob-Psalm (Verbeugesmiley), Schriftlesung (dann doch), Responsorium (von lat.: „Antwort“, sprich: Das letzte Wort haben), Ridedictus, Frühbitten (nicht wieder verschoben, gelöscht, ignoriert, widerlegt o.ä. werden), Alfrater Unser, Tagessuppe, Segen.


    Die kleinen Horen:
    Werden ausgeübt alle drei Stunden, besser noch alle drei Minuten, auf den Knien mit mehrfacher Verbeugung in Richtung des nächstgelegenen respektive für bestimmte Nothilfesituationen zuständigen Moderators (nur 24 h-aktive).


    - Pbrim
    - Therz
    - Pbrixt
    - Nöhn (norddteutsch auch Nöhl)


    Jause (ersetzt seit dem Konzil die Vesper):
    Kernpunkt das Magnifikat mit Kopfzeite: „Magnificat anima mea Taminum“.


    Couplet (Nach-und Nachtlied):
    [Für Reformierte] Lesung aus dem ersten Petrusbrief („Seid nüchtern und wacht“), um falschen Verdächtigungen vorzubeugen, in C-Dur (HIPs in H-Dur), Sündenbekenntnis (Heute auch noch gekauft), relativierender Hymnus auf sich selbst, Psalmen 4, 91, 134 und der mit der eigenen Postingzahl geteilt durch hundert (gerne auch tausend), das Nunc dimittis („Du schmeißt mich dann raus, wenn…“), Kyrie, Pflichtie, Freder Unser, Schlussgetret, Lobhudelei, Sägen.



    Bei orthodoxen Taminen kommt es zu erheblichen Abweichungen, aber der Editor kann keine griechische oder kyrillische Schrift.




    Pater Audi


    Amen



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