Beiträge von audiamus


    Mir geht es genauso. Und frag mal einen Geiger. Dennoch sind die heroischen Sachen spätestens seit Beethoven (3., 5. KK) mit Vorliebe in Es-Dur notiert worden.

    Zumindest hat Bach vor 260 Jahren gespürt, was heute wissenschaftlich erwiesen scheint, als er für den schlaflosen Grafen Keyserling und dessen Cembalisten Goldberg sein Variationswerk als Betthupferl in G-Dur komponiert hat: Diese Tonart wirkt auf das vegetative Nervensystem am beruhigendsten.

    Das beliebte Spiel vom Schleusen eines literarischen Textes durch diverse verschiedensprachige Internet-Übersetzungsroutinen und zurück ins Deutsche ergab einst für den Erlkönig das unrühmliche Ende:


    "Innerhalb der Waffensammlung des Besitzers wurde der Nachfolger bewegungsunfähig."



    Gruß,



    audiamus

    Liebe Bachanten!


    Täusche ich mich, oder hat noch niemand hier die 1964er Aufnahme unter Richter erwähnt?


    Ich stehe ganz offen dazu, ich liebe sie, durch sie bin ich erstmals mit Bachs oratorischen Werken in Kontakt gekommen, lange bevor ich die JoPa selbst in etlichen Chören und auf verschiedenste Art rauf und runter genudelt habe (wem schon mal in der Übeltäter-Fuge die Luft gefehlt hat, weiß, was ich meine). Und auch lange vor meiner Einsicht, dass HIP doch nicht so grauenvoll ist, wie ich es mir über Jahre eingeredet habe.


    Und dennoch: Diese Aufnahme war Standart für eine ganze Generation, Richter war der Bach-Spezialist schlechthin, auch wenn seine Auffassung diametral entgegen heutiger Sichtweise steht.


    Doch ich will nicht verhehlen, dass mich meine romantische Ader diese Einspielung immer wieder aus dem Regal ziehen lässt, die so sehr die Dramatik und das, hier wortsinnig, Pathos der leidens- und "action"reicheren beider prominenter Bachscher Passionen unterstreicht.


    Es singen Lear, Töpper, Haefliger, Prey (Jesus) und Engen (Rest), die üblichen Verdächtigen.
    Gut, mittlerweile denke ich mir gerade bei den Damen das ein oder andere Herrjeh, doch büschen dick aufgetragen; Prey halt wieder as himself etc, doch insgesamt hat diese Platte eine fesselnde Kraft, und nicht einmal bei Richters unendlichen Fermaten verlässt mich die Spannung.


    Und wenn dann am Schluss der Engelein Frau Bilgram alle Register zieht, ist's regelmäßig um mich getan.


    Schade nur, dass das Cover mittlerweile so billig gestaltet ist, ich besitze noch die silberne CD-Edition (auch MaPa) im Schuber.







    Wer Richter heute doch noch leiden mag und sein konzentriertes Dirigat visuell erfahren möchte, dem sei auch, als beeindruckendes Zeugnis eines großen Musikers, leicht beeinträchtigt durch 70er-Jahre-Regieeinfälle, die DVD mit Donath, Hamari, Schreier, Laubenthal, Schramm, Nimsgern und lEngen ans Herz gelegt.






    Auch wenn Richter oft nur noch mit hochgezogener Augenbraue beäugt wird: Ich bin seiner Jünger einer.



    Euer



    audiamus



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    Zitat

    Original von Alfred_Schmidt
    Mich hat die alte Karl Böhm-Aufnahme geprägt, vor allem wegen der Besetzung: Gundula Janowitz, Eberhard Wächter, Wolfgang Windgassen, Heinz Holecek, Erich Kunz ,Renate Holm
    ...
    Eine Besonderheit dieser Einspielung sollte erwähnt werden, hier ist der Orlowsky keine Hisen- oder Countertenorrolle, nein, Wolfgang Windgassen mimt hier sehr überzeugend einen versoffenen russischen Prinzen.
    ...



    Solch eine Prägung habe ich auch.


    Mittlerweile ist diese Aufnahme auf CD zu haben. Es gibt sie aber auch als Fernsehproduktion, ich besaß sie einst auf VHS, aus dem TV aufgenommen. Wie es kommen musste, ich verlegte sie und es ging damit wie mit der Taschenuhr in Rosalindes Dekolleté...


    Meine Frage: Weiß jemand, ob es diese Aufzeichnung zu kaufen gibt oder gab? Meine Recherchen haben nichts ergeben.


    LG,



    audiamus

    Liebe Taminen!


    Etwas zögerlich sende ich diesen Beitrag, denn trotz des großzügigeren Titels hat sich dieser Thread deutlich auf das 18. Jahrhundert eingependelt.
    Und doch möchte ich die Gelegenheit wahrnehmen, einen Komponisten aus der Vergessenheit reißen, der, obwohl erst 1927 gestorben, musikalisch eindeutig und gänzlich im 19. Jahrhundert verwurzelt ist.
    Wilhelm Stenhammar, geboren 1871 in Stockholm, wird im Forum bislang ganze 15mal erwähnt und kann, betrachtet man die hier angehäufte Literatur, somit als relativ unbekannt gelten.
    Gerne möchte ich ihm zu gegebener Zeit einen eigenen Thread widmen, obschon der wohl relativ überschaubar bleiben wird.


    Einige kennen vielleicht die Eine oder die Andere seiner Symphonien (es sind zwei…), oder auch das erste respektiv zweite seiner ebenfalls im Doppelpack vorliegenden Klavierkonzerte. Werke, die sich durch Opulenz und schwelgerischen Spätromantizismus auszeichnen, mit Nähe zu Wagner und Bruckner, aber auch Tendenzen zum Versuch einer „nordischen“ Tonsprache.


    Ganz anders die Streichquartette, von denen die ersten zwei von sechs, um nicht auch noch die Grenzen dieses Themas zu sprengen, 1894 und 1896 entstanden.
    Sie mischen eigentümlich die Leichtigkeit eines Mendelssohn mit thematischen Anleihen bei Schubert und musikalischen Gedankengängen eines „mittleren“ Beethoven, bleiben auch recht mitteleuropäisch, sind aber nie mittelmäßig, sondern von großer Qualität und Schönheit.





    Die Abbildung zeigt die erste von drei CDs mit sämtlichen Quartetten, aufgenommen vom Fresk Quartet, dem Copenhagen String Quartet und Gotland Quartet für Caprice in der Reihe „Musica Sveciae“.
    Auf überwachsenen Pfaden…


    LG,



    audiamus



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    Wiener: Gut!


    Ein Mensch saß, die Nerven entblößt,
    da klang (fast ward Schnaps eingeflößt)
    des Telephons Schall. Fred
    Astaire war's nicht: Alfred
    hat freundlichst 's Problem nun gelöst.


    Lieben Dank in's Nachbarland und an die Mitfühlenden.


    Und Verzeihung für den hier betriebenen unmusikalischen Missbrauch.



    audiamus

    HILFE!!!


    Ein Mensch ist gar heftig am toasten:
    Er kann neu'stens nirgendwo posten.
    Nur hier plus Rubrik
    für alte Musik.
    Hostessfehler? Fehler im Hosten?


    Manch einer wird sich denken: Recht geschieht ihm!
    Alfred meint per PN, ich sei nicht für irgendwas gesperrt.


    Kennt einer das Phänomen, plötzlich nur noch beim Thema "Postingwert", beim Thema "Limericks" und im gesamten Forum für Alte Musik schreiben zu können? Kann jemand helfen?


    LG,



    audiamus



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    Lieber Uli,


    Hier drängt sich das Thema des Post-traumatischen Thread-Stress-Syndroms nach schnaps- oder rundzahliger Grenzerfahrung des inflationären Werteverfalls und dessen Auswirkung auf die hormonellen und zerebralen Libidofunktionen der gepurzelten Schlappohrkröte auf.



    audiamus

    Aus aktuellem Anlass


    Ein Mensch, er war kein misanthroper,
    versucht' sich auch mal an der Oper.
    Doch felix ward Mendels-
    sohn nicht durchs Getändel:
    Für Opern bekam nicht viel Lob er.



    audiamus



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    Liebe Taminen!



    Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen, und so habe ich nach etlichen köstlichen Knabbereien und einigen harten Nüssen auch diesen Thread gefunden sowie bescheidene 99 nicht immer un-sinnfreie, doch zumindest statistisch erfasste Beiträge abgeschickt.
    Da ich mehrfach auf meinen Avatar angesprochen wurde, will ich ihn (oder es), zum Hundertsten sozusagen, hier vorstellen.








    Wie vielleicht mancher Findige schon in Erwägung gezogen haben könnte, handelt es sich nicht, wie die Dame im Rahmengeschäft einst mutmaßte („Da hams aber a schöns Bild von ihrem Oppa“) um die Darstellung eines Mitgliedes der näheren Verwandtschaft, sondern um Johannes Brahms, den ich nach schmerzlichem Gewichten bei meiner Registrierung in die Kategorie „Lieblingskomponist“ eintrug.


    Das Bild, im Original 50x70 cm groß, entstand nach einer in meinen Augen sehr relaxten (ein Stuhl ist nur ein Stuhl, wenn er Armlehnen aufweist! Anm. d. Verf.) Photographie vom Juni 1896, aufgenommen ein knappes Jahr vor Brahms’ Tod im Garten der Familie Fellinger.


    Dr. Richard Fellinger war Generaldirektor von Siemens & Halske in Österreich, Brahms verband in seinen späten Lebensjahren eine tiefe Freundschaft mit ihm und vor allem seiner Frau Maria. - Sie bewirtete den Meister mit seinen Lieblingsgerichten und war auch sonst hausmüttelich um sein leibliches Wohl besorgt.






    Brahms und Maria im Salon der Fellingers





    Da dies ein internationalwienerisches Forum ist, darf ich ergänzend hinzufügen:
    Die Familie hatte ihren Wohnsitz im III. Bezirk, in der Landstraßer Hauptstraße 96. Hier stand bis 1958 das ehemalige Arenberg Palais, ursprünglich Esterhazy Palais.








    Im Hauseingang des heutigen Neubaus befindet sich eine Gedenktafel mit einem Bronzerelief, auf dem zu lesen steht: "In diesem Hause verbrachte Johannes Brahms vom Jahre 1893 bis zu seinem Tode viele Stunden im Kreise der Familie Fellinger. Viele seiner Werke erklangen hier zum ersten Mal."


    An dieser „heil’gen Stätte“ fanden am 2. Dezember 1889 auch die einzigen phonographischen (nicht, dass ich später im Verleser-Thread „pornographischen“ finden muss!) Aufnahmen des Klavierspiels von Brahms durch einen Vertreter Edisons statt.
    Der Komponist hatte zu diesem Zweck seine Rhapsodie op. 79, Nr. 2 spielen wollen. Durch die langwierigen Vorbereitungen ungeduldig geworden, gab er dann, hörbar nervös und dadurch viel zu schnell, eine gekürzte Version seines ungarischen Tanzes WoO 1, Nr.1. Als zweites Stück spielte er eine eigene Paraphrase der Polka Mazur „Die Libelle“, op. 204 von Joseph Strauß.
    Diese Aufnahmen gibt es immer mal wieder auf CD zu kaufen, mit dazugehöriger Publikation.


    Hierüber gibt es einen Beitrag im Schellack-Thread, mit der Einschränkung, dass dort als Aufnahmejahr 1899 angegeben ist, was mich an eine hübsche Wolsdorff-Werbung erinnert, die unter Verwendung dieses bekannten Bildes






    übertitelt war mit den Worten: „Schade. Er starb 10 Jahre zu früh.“ – Die Zigarrenfirma wurde 1907 gegründet…




    Euer




    audiamus





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    Liebe Fairy!


    Meine gelegentlichen komischen Versuche, SängerInnen zu begleiten, haben mich auch in solch entlegene Gebiete geführt.
    So habe ich versucht, mit einer Sopranistin Schritt zu halten, die einige Bände (ich glaube, es waren 5) Humperdinck-Lieder anschleppte. Darunter waren, damals aus aktuellem Anlass, einige sehr schöne Weihnachtslieder, zudem probierten wir ein Werk über die Lerche und eines über die Linde, soweit ich mich erinnere.


    Kürzlich hörte ich im (Auto-)Radio die Vorstellung einer neuen CD mit Liedern des als Wagner-Kopierapparat Verschrieenen und war -bestimmt- so entzückt, wie Du von den 14 Engeln, musste aber leider aussteigen, bevor ich erfahren konnte, wer sie aufgenommen hat. Doch das wäre zu recherchieren.
    Besagte Sängerin, und das muss ich Dir wohl nicht farbig schildern, wachte streng über ihre Noten und schleppte sie nicht nur an, sondern auch wieder ab. Ich glaube, sie waren bei Tonger verlegt.


    Gelegentlich klimpere ich auch ein wenig in Vaughan Williams' "Songs of Travel" herum (die hab ich sogar zuhause...), geleitet von meiner anglophilen Ader und infiziert durch die Interpretation (einer Orchester-Fassung) Tomlinsons bei den BBC-Proms. Ein sagenhafter Zyklus!


    Zum Rachmaninoff: Da hab ich mir einen Coach zugelegt, eine echte Russin aus Sibirien(!) Wir basteln gerade an einem kleinen Programm mit russischen Romanzen, bestehend aus eigenen Werkchen (nichts Ernstes, aber Hübsches) von ihr, Folkloristischem und der einen oder anderen Sache von R. und Tschaikowsky. Vielleicht machen wir ja mal eine Tour durch russische Spelunken mit Wodkaglas-werfenden Originalrussen...
    Doch sie hat mich auf den Trichter gebracht, wie schön und sanglich die russische Sprache sein kann! Also: Sicherlich gibt's auch in Lille oder Koblenz Musikbegeisterte und Coachingwillige aus Mütterchen Russland (auf Tintagels Felsen wirds wohl eher mau aussehen), es lohnt sich musikalisch und sprachlich!


    Das Liedschaffen von Ives interessiert mich brennend, da bin ich bisher nur bis zu Symphonien und Streichquartetten vorgedrungen. Für eine Empfehlung wäre ich Dir sehr dankbar.


    Den Arne werde ich morgen nachholen, der war mir auch nicht bekannt. So als neu Zugereister muss man sich langsam, aber stetig erst einmal durch alles durchfuttern...


    Liebe Fairy, es gilt, sehr viele Schätze zu heben!
    Wer kennt schon, nur als Kuriosum, "Vergiss mich nicht" von Karl May?
    Wenn einen des Lebens wilder Kreis umstrickt, dann gräbt man schonmal gerne, gerade beim Kleinod des Kunstliedes (scheußlicher Ausdruck übrigens).




    LG,



    audiamus

    Und eben diese Cavatina schafft zur nachfolgenden Fuge zusammen einen Kontrast, der in der Musikliteratur ihresgleichen sucht.


    Eine sehr innige, kleine Es-Dur-Melodie erklingt in der ersten Geige, die sich in eine vorangehende, fast wie eine Schlusswendung wirkende Stimme der zweiten Geige geradezu hineinstiehlt, später von dieser echohaft imitiert und weiterhin modifiziert wird. Ein traumhafter musikalischer Einfall.


    Dennoch klingt in der Cavatina, bei aller Melancholie und überirdischen Schönheit bereits das mit der Fuge einsetzende Verstörende und Zerstörerische im Satzteil "beklemmt" subtil an. Zudem führt Beethoven hier in eine völlig entlegene Tonart, um dann in der Reprise wieder "alles gut zu machen".


    Mendelssohn schreibt dazu:


    Zitat

    » ... und dann kommt eine Stelle, wo es ces-Dur wird, und viel Gesäufze, und wie das ein Weilchen gedauert hat, fängt das es mit solch einem himmlischen Umwenden wieder an, daß ich nichts herzlicheres kenne


    Der Schock der Großen Fuge kommt für mich dann zwar antizipiert, aber darum nicht weniger heftig.


    Auch mir ist die Cavatina einer der göttlichsten Sätze der Kammermusik überhaupt, der schon viel "Gesäufze" hervorgerufen hat und den ich gern am eigenen Grab hören möchte...




    audiamus



    .

    God bless the Little People, wie die Iren sagen!


    Liebe Fairy,


    Deine Initiative räumt dem Lied den Platz ein, den es verdient!
    Zudem wird sie dazu beitragen, ein Stück Übersichtlichkeit ins Forum zu zaubern.
    Somit auch herzlichen Dank an die Administration.


    Ich persönlich freue mich darauf, hier dereinst auch Vaughan Williams, Rachmaninoff oder Humperdinck mit ähnlich Vernachlässigten auf diesem Gebiet hier versammelt zu finden.


    Wenn fairies auf diese Weise ihrer Bestimmung folgen, muss man seine Jacke nicht linksherum tragen...


    LG,



    audiamus