Liebe Taminen!
Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen, und so habe ich nach etlichen köstlichen Knabbereien und einigen harten Nüssen auch diesen Thread gefunden sowie bescheidene 99 nicht immer un-sinnfreie, doch zumindest statistisch erfasste Beiträge abgeschickt.
Da ich mehrfach auf meinen Avatar angesprochen wurde, will ich ihn (oder es), zum Hundertsten sozusagen, hier vorstellen.

Wie vielleicht mancher Findige schon in Erwägung gezogen haben könnte, handelt es sich nicht, wie die Dame im Rahmengeschäft einst mutmaßte („Da hams aber a schöns Bild von ihrem Oppa“) um die Darstellung eines Mitgliedes der näheren Verwandtschaft, sondern um Johannes Brahms, den ich nach schmerzlichem Gewichten bei meiner Registrierung in die Kategorie „Lieblingskomponist“ eintrug.
Das Bild, im Original 50x70 cm groß, entstand nach einer in meinen Augen sehr relaxten (ein Stuhl ist nur ein Stuhl, wenn er Armlehnen aufweist! Anm. d. Verf.) Photographie vom Juni 1896, aufgenommen ein knappes Jahr vor Brahms’ Tod im Garten der Familie Fellinger.
Dr. Richard Fellinger war Generaldirektor von Siemens & Halske in Österreich, Brahms verband in seinen späten Lebensjahren eine tiefe Freundschaft mit ihm und vor allem seiner Frau Maria. - Sie bewirtete den Meister mit seinen Lieblingsgerichten und war auch sonst hausmüttelich um sein leibliches Wohl besorgt.

Brahms und Maria im Salon der Fellingers
Da dies ein internationalwienerisches Forum ist, darf ich ergänzend hinzufügen:
Die Familie hatte ihren Wohnsitz im III. Bezirk, in der Landstraßer Hauptstraße 96. Hier stand bis 1958 das ehemalige Arenberg Palais, ursprünglich Esterhazy Palais.

Im Hauseingang des heutigen Neubaus befindet sich eine Gedenktafel mit einem Bronzerelief, auf dem zu lesen steht: "In diesem Hause verbrachte Johannes Brahms vom Jahre 1893 bis zu seinem Tode viele Stunden im Kreise der Familie Fellinger. Viele seiner Werke erklangen hier zum ersten Mal."
An dieser „heil’gen Stätte“ fanden am 2. Dezember 1889 auch die einzigen phonographischen (nicht, dass ich später im Verleser-Thread „pornographischen“ finden muss!) Aufnahmen des Klavierspiels von Brahms durch einen Vertreter Edisons statt.
Der Komponist hatte zu diesem Zweck seine Rhapsodie op. 79, Nr. 2 spielen wollen. Durch die langwierigen Vorbereitungen ungeduldig geworden, gab er dann, hörbar nervös und dadurch viel zu schnell, eine gekürzte Version seines ungarischen Tanzes WoO 1, Nr.1. Als zweites Stück spielte er eine eigene Paraphrase der Polka Mazur „Die Libelle“, op. 204 von Joseph Strauß.
Diese Aufnahmen gibt es immer mal wieder auf CD zu kaufen, mit dazugehöriger Publikation.
Hierüber gibt es einen Beitrag im Schellack-Thread, mit der Einschränkung, dass dort als Aufnahmejahr 1899 angegeben ist, was mich an eine hübsche Wolsdorff-Werbung erinnert, die unter Verwendung dieses bekannten Bildes

übertitelt war mit den Worten: „Schade. Er starb 10 Jahre zu früh.“ – Die Zigarrenfirma wurde 1907 gegründet…
Euer
audiamus
.