Beiträge von audiamus

    Liebe Wagner-Freunde!



    Als bekennender Solti-Ring-Jünger möchte ich Glaubensbrüdern als Ergänzung folgende Sekundär-Features ans Herz legen:




    1) "Ring resounding" - Buch





    Erstausgabe und Taschenbuchausgabe




    Auf 270 Seiten die spannende, teilweise abenteuerliche Schilderung des legendären DECCA-Produzenten John Culshaw (das Pendant zu Walter Legge bei EMI) zur gesamten achtjährigen Entstehung des ersten Stereo-Rings auf Schallplatte.


    Aufnahmetechnik, Location (Aufnahmeort: Wien!), Anforderungen, Schwierigkeiten, Realisation und eine gehörige Portion Plauderei aus dem Nähkästchen mit Sängertritsch und Orchestertratsch.
    Wer also wissen will, wie ein schweizer Bergbauer fürs Hunding-Motiv sein Alphorn von der Alp abtrieb nach Wien, der lese!


    Leider ist das Buch nur in englisch zu haben, bei amazon.com aber immer mal auf dem Marktplatz zu erstehen, gebunden oder als Taschenbuch.





    2) "The golden Ring" - DVD






    Making-of-BBC-Produktion, entstanden während der Aufnahmen zur Götterdämmerung 1964. Mittlerweile auch mit deutscher Tonspur.
    Aufnahmeszenen, Interviews, Blicke hinter die Kulissen.
    Für Leute, die mit Solti in der Partitur herumkrakeln möchten, die Nilsson im Putzfrauenklamotten und Windgassen im Buchhalteroutfit sehen wollen oder mit Dieskau eine rauchen müssen ein einzigartiges Filmdokument. Es ergänzt wunderbar das Culshaw-Buch.



    Übrigens: Ein Name, der hier, soweit ich sehe, im Zusammenhang mit dem Solti-Ring leider noch nicht gefallen ist: Gottlob Frick als schwärzester Hagen der Ringwelt. Mit Hunding als Dreingabe.


    Euer


    audiamus

    Moinmoin,


    hierzu:


    Akustik


    Ein Mensch will zur Oper: er kennt
    vom Bad her sein Stimmentalent.
    Doch klanglich hat Krisen
    er dort: nirgends Fliesen!
    So wird er denn Chefdirigent.


    audiamus

    Guten Abend Pylades!


    Liszt scheint generell recht rigoros gewesen zu sein.


    Übertretung


    Ein Mensch pflegt‘ mit blei’ner Sandale
    zu treten des Flügels Pedale,
    bis nächtens Franz Liszt
    als Traum- Polizist
    verlangte, dass Strafe er zahle...


    audiamus

    Liebe Tastenfreunde!


    Der Vollständigkeit halber möchte ich zwischendurch erinnern an den eigentlichen Erfinder des Hammerklaviers, der Klaviermechanik, wie wir sie heute, vollendet entwickelt, kennen und lieben: Den aus Padua stammenden Bartolomeo Christofori di Francesco, geboren 1655, gestorben auf den Tag genau 25 Jahre vor Mozarts Geburt. Er stand ab 1688 in Diensten des Prinzen Ferdinando de Medici in Florenz, wo er neuartige Tasteninstrumente entwickelte.


    Unter Bartolomeos Erfindungen war das „spinettone“, ein Spinett mit großem Klangvolumen durch mehrfache Besaitung pro Ton, ermöglicht durch Schräglagerung der Saiten zur Platzersparnis, welches noch zwischen die Mitglieder eines größeren Orchesters „passte“ und sich doch akustisch behaupten konnte. So eine Art Brühwürfel-Flügel seiner Zeit.
    Ein anderes Kuriosum stellte das „spinetto ovale“ dar, ein fancy Virginal mit den tiefsten Saiten in der Mitte dieser seltsamen Schachtel.


    Zwischen 1700 und 1711 (erst nach ihm Marius und Schröter) ersann Bartolomeo in seiner Werkstatt in den Florentiner Uffizien ein Tasteninstrument, bei dem die Tonstärke über die Intensität des Anschlags verändert werden konnte und nannte es “arpicembalo” oder auch “gravicembalo col piano e forte”. Dieser Bezeichnung entsprang unser Begriff des Pianos.
    Erstmals ersetzten lederbezogene, die Saiten anschlagende und wieder zurückfallende Hämmerchen die zupfenden Springer in Kombination mit Dämpfern beim Loslassen der Tasten.
    Der Corpus eines solchen Klaviers ähnelte allerdings noch dem eines Cembalos.


    Nur drei Instrumente dieser Bauart haben die Zeiten überdauert, sie befinden sich heute in Leipzig, Rom und New York. Meines Wissens ist keines mehr spielbar.
    Ein Klavierbauer, den ich in Regensburg kennen lernte, zeigte mir einmal sein Meisterstück: einen funktionstüchtigen Christofori- Nachbau, auf den er zurecht sehr stolz war.


    Tasten wir uns weiter.


    Euer


    audiamus

    Liebe Taminen und LimerickologInnen!


    Ich hoff, Ihr lasst mich’s drum nicht büßen…


    Ich freue mich diebisch, dass dieser Thread, nein, dieses Thema im Thread (ich habe ein Studium der taminosophischen Forenterminologie an der University of Southern North Dakota zu Hoople aufgenommen) so produktiv bedacht wird.
    Wenn das so weiter geht, können wir bald ein eigenes Buch im Tamino-Verlag herausgeben.


    Für diesen und auf jeden Fall und um Optimierung zu gewährleisten, möchte ich einmal genauer auf den Rhythmus des Limericks eingehen, der, bei eingegrenzter Variabilität, eingehalten werden sollte.


    Es handelt sich bei dieser Gedichtform um ein fünfzeiliges Konstrukt im durchgängigen Dreiertakt nach, wie bereits in der Eröffnung beschrieben, dem Schema AA BB A, wobei die beiden B-Zeilen um zwei Takte kürzer gehalten werden. Die Betonung liegt immer auf der Eins. Tanzt den Walzer drauf, dann kann nichts schief gehen!


    Wie bei anderen Reimformen auch, ist eine „männliche“ (betonter Abschluss der Zeile auf die Eins) als auch eine „weibliche“ Kadenz (unbetonter Abschluss der Zeile mit einem Schlag mehr auf die Zwei, selten auch mit zwei Schlägen mehr auf die Drei) möglich. Warum diese Termini so gebraucht werden, bleibt dahingestellt. Vielleicht, weil Frauen mehr zu sagen haben?
    Männliche wie weibliche Formen sollten in A-Teilen und B-Teilen gleich sein, können aber hier wie dort unterschiedlich verwendet werden (männliche A-Teile und weibliche B-Teile vice versa).




    Beispiel: A und B männlich:


    Tod i.V.


    Ein Mensch in Venedig erlag
    dem Schock, als er sah: hier war Wag-
    ner ohne Belang.
    Rossini man sang
    und Verdi – da traf ihn der Schlag.




    Beispiel von Rideamus: A und B weiblich:


    Streich(el)einheiten


    Ein Musiker strich oft sein Cello
    Im Graben von Verdis Otello.
    Auch sonst war er Kenner.
    Er mochte nur Männer.
    Und hatt' er mal frei, strich er Bello.




    Beispiel von Petra: A-Teile weiblich, B-Teile männlich:


    Fehlurteil


    Ein Paris, der sollte einst messen
    die reizendste der drei Déessen.
    Schon stieg er herab,
    sein Bericht war sehr knapp:
    "Den Apfel hab´selbst ich gegessen!"



    Zudem können einerseits A- und B-Teile auftaktig, hier mit einem ganzen oder zwei halben, unbetonten Schlägen gestaltet werden.
    In Petras Beispiel: 1. B-Zeile ein ganzer Schlag, 2. B-Zeile zwei halbe (oder, Interpretationssache, viertel-) Schläge. Das ist erlaubt.


    Auf der anderen Seite ist es auch möglich, auf die erste Zählzeit, und somit betont, zu beginnen.




    Feuerzauber


    „Soll ich aus Wallhall denn scheiden?“
    Dies fragte eine der Maiden.
    Wotan sprach: „Klar,
    hurtig sogar!“
    Zündete an drauf die Weiden.





    Um diese ganze Verwirrung etwas zu illustrieren, habe ich mich tief in die Archive der Hoople-Universität eingegraben, welche nicht nur PDQ Bach-Manuskripte bergen, und stieß auf eine anonyme Handschrift aus irgend einem Jahrhundert selbstverständlich nach Christus.
    Die Provenienz könnte, wie adäquat, österreichisch sein, da die Partitur im 3/4-Takt, nicht im 6/8-Takt notiert ist.
    Die Tonart d-moll verweist, geht man von einer Verbeugung vor Mozarts KV 466 oder Beethovens Neunter aus, in die gleiche Richtung und ließe dann die Datierung eingrenzen.


    Gleich der Kunst der Fuge scheint es sich um ein pädagogisch orientiertes Werk zu handeln, welches, ohne Instrumentierungsangabe, ebenfalls in mehreren (hier: zwei) Varianten dasselbe Thema lehrstückhaft behandelt, allerdings unter Einsatz zukunftsweisend sparsamer Melodik und augenfälliger Zurückhaltung beim Kontrapunkt.
    Ob die markierten Einträge aus der Feder des Komponisten stammen oder nachträglich hinzugefügt wurden, ließe sich wohl nur graphologisch bestimmen.










    Ich hoffe, dass ich hier keinem wider gegen die Ehre gesprochen habe und rufe Euch auf:
    Wohlan denn, weiter so, fürchtet Euch nicht!


    Euer


    audiamus

    Mussorgskohol


    Ein Mensch schwankt durch Ausstellungspfade
    -stockblau. Doch entzünden sich grade,
    da Kunst doppelt trunken
    macht, musische Funken.
    Aus “schwanken“ wird jetzt “Promenade“.


    audiamus, hat Ferien!

    Zitat

    Original von Melot1967


    ...Ähnlich stand auch beim Liederabend von Jessye Norman, dass die Künstlerin nicht fotografiert werden möchte. Dennoch blitzten die Leute (meist während des Applauses), was das Zeug hielt, es war eine Frechheit, und obwohl Jessye Norman sich manchmal demonstrativ vom Publikum wegdrehte, wurde weiterfotografiert.


    Ich hätte nichts dagegen, wenn solche Hinweise vor dem Konzert deutlich durchgesagt würden anstatt nur dezent im Programmheft vermerkt zu sein. Es gibt zwar Menschen, denen alles egal ist, aber einige würden sich sicher bewusst zurückhalten.


    Heihe Melot!


    Leider nur einige! Penetrante Respektlosigkeit und soziale Inkompetenz schleppen sich wie eine ew'ge Krankheit fort.


    Als es noch, und das Geschehene war einer der Gründe für ihre Einstellung, in Bayreuth während der Festspielzeit die beliebte Open-Air-Serenade am Goldbergsee gab, kam es wegen eines allzu pflichtbewussten Reporters zum Eklat.

    Levine pianierte, Barenboim dirigierte, das Festspielorchester brillierte, Old Shutterhand saß neben Gattin und Harry Kupfer in der ersten Reihe (chronisches Familienleiden).

    Obwohl ein Heerrufer im Vorfeld das Publikum angewiesen hatte, während des Konzertes auf a) den Verzehr von Bratwürsten und b) das Photographieren zu verzichten, ließ sichs der Eifrige nicht nehmen, den Anweisungen permanent und aktiv nicht Folge zu leisten - er stellte sich direkt vor die Künstler und ließ krachend Spiegelreflexe donnern und Blitze zucken.


    Der Alte vom Berge fuhr auf und stellte den Mann lautstark zur Rede, was diesen, dem Kontrahenten ins Gesicht knipsend, wenig beeindruckte, worauf Wolfgang mit Gebrüll (komm, Gudrun, wir gehen!) die Arena verließ.


    Das Konzert wurde unterbrochen, der Run auf Bratwürste erstarkte, die Ratlosigkeit schlich umher, bis der Reporter von selbst verschwand und beschlossen wurde, das Konzert fortzusetzen.


    Posthornserenade und Siegfriedidyll beruhigten Gemüter und Wurstabkauf wieder.


    Fazit: Ignoranz macht machtlos, macht sie sich nicht vom Acker.


    audiamus

    Erkältung


    Ein Mensch hat die Nase voll Krusten,
    muß röcheln und bellen und prusten.
    Der Lärm stört vermehrt
    die Frau: “In’s Konzert
    geh! Dort kannst du ungeniert husten.“


    audiamus

    Liebe Taminen!


    Ich sage nur:


    Friedrich Gulda – Sämtliche Klaviersonaten (Diabelli gibt’s extra, Klavierkonzerte auch.)




    Ich höre den Schrei der Entrüstung durchs Forum beben, den grünschnabligen Neuling verfluchend, welcher sich nicht entblödet, Themenvorgaben links liegen und meilenweit unter sich zu lassen. Ich spüre den Schwall von Protest- und Drohbriefen in seiner PN-Box, dessen ich mich nur erwehren kann aufgrund des simplen Gebotes, dass eine solche jenem verwehrt ist.


    Doch bin ich gewillt, mich zu erklären und rechtfertigend vor Euch zu stehen mit den abschließenden Worten: „Wanderer, kommst du nach Sparta…“.


    Schon einmal hat, wie sicher viele wissen, Friedrich Gulda im März 1999 die Welt der „stinkreaktionären Kunstlemuren“ durch gezielten Einsatz von Publikationsgeflügel von seinem irdischen Abtritt überzeugen können mit dem Präfix, Nachrufe zu seinem Ableben hätten zu unterbleiben. Seine Reinkarnationsfeier umgab ihn dann mit der Go-Go-Truppe "Paradise Girls" in Salzburg.
    Dass er ein knappes Jahr später und noch dazu ausgerechnet an Mozarts Geburtstag tatsächlich die irdische Mühsal überwunden haben soll, mutet an wie eine Verschwörung von CIA, FBI und RTL.
    Oder eben ein weiterer PR-Gag vom Hasser der „hundertjährigen Gelähmten“.


    Schon hier ein Ansatz möglicher Beweisführung dessen, was unten provokant in zwei Worten postuliert werden wird:
    Wer anderes als der Op.111-Jazzer selbst wird sich vorgenommen haben, in 23 Jahren den staunenden Völkern die zweite Gesamtaufnahme des „Neuen Testamentes der Klavierspieler“ eines mopsfidelen hundertjährigen Ungelähmten zu präsentieren? (Bis dahin soll diese unpathetische, kraftvolle, ehrliche und ewige Aufnahme weiter ihre bewährten Dienste tun.)


    Drum, liebe Taminen, lasst Euch nicht ein zweites Mal an der Nase herumführen!
    Drum, zornesrote Gesichter, nehmt gesunde Farbe wieder an!
    Drum lasst Donner schwüles Gedünst, trüben Druck und bleiches Gewölk mit dem Hammer zerschlagen!


    Drum - Glaubt unsereinem! - gehört Gulda hierher!
    Denn der dies geschrieben hat, der hat es bezeuget, und sein Zeugnis ist wahr:


    Elvis mag tot sein –



    GULDA LEBT!!!



    Ein kämpferisch-esoterisches „Fürchtet Euch nicht!“


    Euer
    audiamus

    Da sag einer noch, bei klassischer Musik gäb's nichts zu lachen.


    Beethoven


    Ein Mensch, von dem alle begei-
    stert denken, er schrieb Melodei,
    war leider beraubt
    des Hörsinns. Ertaubt
    glaubt’ er, er betrieb Malerei.


    audiamus, sich köstlich amüsierend

    Ihr seids, die Uns gefallen.


    Cubaflöte


    Ein Mensch, Herrscher, Nickname: „Sarastro“,
    der singt nicht, der spricht nur (im Bass). Thro-
    nend wahrt er den Schein, schrill
    prüft den er, der rein will
    ins bessere Land. Ist er Castro?


    audiamus

    Dazu folgendes:


    BWV 2


    Ein Mensch, Komponist, wird verehrt:
    nach Deutsch-, Köchel-, Hoboken- Wert
    wird nunmehr das Werk
    von Herrn Alban Berg
    zum Bergwerksverzeichnis erklärt.


    audiamus

    Liebe Taminen!


    Ich freue sehr mich über die Welle an Kreativität, die auf dieser Limerick-Insel unverhofft fast schon tsunamische Ausmaße angenommen hat.


    Habe gerade beim Durchforsten von Forum-Regeln, -Reglements, -Gepflogenheiten, -Sitten und -Politik (eine gewaltige Aufgabe, die noch lange nicht bewältigt ist) viele Mozart-Atavare angeschaut.


    Drum zur guten Nacht noch dies:


    Portrait


    Ein Mensch hat ein Bildnis geschaut;
    “bezaubernd“ und “schön“ sang er laut.
    Das Original
    war eher fatal.
    - Er ging und verkaufte die Braut.



    Euer audiamus

    This seems to be organism talk...


    Dann eben kein Mensch, sondern:


    Ein Hund hatt’ bei Wagner ein Plus,
    und nach beider Leben Beschluss,
    da ruht er und wacht
    (laut Grabstein) bei Nacht
    und Tag neben Herrchen, der Ruß.


    Welch Hundeleben.


    audiamus

    Aus meinem Stammcafé mit meinem Stamm-IPod und NAGELNEUEN, sündhaft teuren Shure-Kopfhörern:


    Anton Arensky, 1861-1906
    Die beiden Klaviertrios


    Während sich das erste Arensky-Trio ob seiner melodiösen Eingängigkeit einer gewissen Popularität erfreut, erschließt sich das zweite nur widerwillig. Hat man sich aber mal drauf eingelassen, ist seine Wehmut bezaubernd.
    Arensky, dem Rimsky-Korsakoff - nicht ganz 100%ig zuverlässig - prophezeihte, er würde bald vergessen werden, ist mit seiner Kammermusik irgendwo zwischen Tschaikowsky und Borodin anzusiedeln.
    Für mich ein Traum!


    Ich weiß nicht, ob solche Tips hier erlaubt sind, aber diese fast schon meditative und glücklicherweise recht trocken abgemischte Aufnahme ist gerade sehr günstig bei einem grün belogoten und mit dem Forum wohl irgendwie verbandelten Musikversand zu haben.


    So, und nun will ich versuchen, mal ein verlinktes Bild mitzuposten.


    "Fürchtet Euch nicht!"


    audiamus


    Lieber Maik,


    da sprichst Du natürlich ein Problem an, welches mit mannigfaltigen individuellen Lösungen aufwartet.
    So, wie es auditive, visuelle, kommunikative und motorische Lerntypen gibt, ist auch die Herangehensweise an ein Werk, eine Werkgruppe oder einen Komponisten von solchen Faktoren, begründet in der eigenen Veranlagung und Erfahrungswelt und mit unterschiedlicher Gewichtung, abhängig.
    Hören, dazu lesen, mit anderen darüber sprechen (oder schreiben), die Noten vor Augen haben, und das vor, während oder nach dem Hören, die Vibrationen der Musik spüren, haptische Erlebnisse damit verbinden - da muss wohl jeder seine eigene Kombination finden.


    Ich für meinen Teil glaube eigentlich ein sehr visueller Mensch zu sein. Auswendig lerne ich jedoch am besten, wenn ich mir, egal ob Musik oder Texte, die Sachen passiv-aggressiv-akustisch eintrichtere.
    So auch, wenn ich neue oder gerade schwerer verständliche Musikstücke kennen lernen möchte, die nicht mit emotionalen Vorschusslorbeeren geschmückt sind: Ich lasse mich erst einmal penetrant berieseln, bis mein Unterbewusstsein einige Eckpunkte gefunden hat, an denen es sich festhalten kann. Von da aus geht’s dann kognitiver weiter: Themen verfolgen, Strukturen aufspüren, Vergleiche anstellen. Dann erst dazu lesen, es sei denn, ich wäre durch das Lesen darauf gestoßen, und die Partitur steht, wenn überhaupt, an letzter Stelle. Wann in diesem Prozess Gefühle oder „akademisches Interesse“ einsetzen, ist sehr unterschiedlich.


    Aber, wie gesagt, hier ist jeder Knecht seiner eigenen Umstände.
    Walter Gieseking konnte sich mittags mit der Partitur eines ihm unbekannten Stückes ins Flugzeug setzten und es abends im Konzert spielen. Beneidenswert…


    Gruß,


    audiamus

    Liebe Emotione!


    Ein erster Limerick mit persönlicher Widmung darin! Wie schön!
    Ich danke sehr und revanchiere mich:


    An- und Standleitung


    Ein Mensch seine Ohren nicht schone!
    Er baue Frau Musica Throne!
    Sie geh’ ihm vom Ohre
    direkt hin zum core
    und wecke dortselbst l'Emotione!


    Und nix anderen überlassen!


    audiamus

    Ein Mensch, eines Abends beim vino,
    entdeckte das Forum Tamino.
    Die Ruh’ ist nun hin:
    Nur’s Forum im Sinn…
    - Ab jetzt trinkt er San Pellegrino!

    Liebe Taminoaner!

    Nachdem ich als blutiger Neuling auch noch die Literaturecke in Tamino entdeckt habe, wage ich mich daran, ein neues Thema vorzuschlagen.


    Der Limerick ist, wie jeder weiß, eine fünfzeilige, auf Rhythmus basierende Gedichtform meist humoristischen Inhalts mit dem Reimschema AABBA.
    Ich liebe sie aus dem gleichen Grund, aus dem Johannes Brahms laut Widmann die Postkarte dem Brief vorzog: „…weil sie ihm jede Möglichkeit zur ausführlichen Darstellung liebevoll abschnitt“…
    Somit ist der Limerick auch eine ideale Ausdrucksform für Minimalismus-Fans. (Gruß an alle Glass-, Górecki- und Pärt-Freunde!)


    Schön wäre es, an dieser Stelle eine hübsche Sammlung von Limericks zu THEMEN AUS DER KLASSISCHEN MUSIK zusammenzutragen.
    Diese könnten von Euch selbst - hier käme der Knobelfaktor ins Spiel - oder auch von einem anderen Autor stammen. Der Beitrag sollte vielleicht jeweils entsprechend gekennzeichnet werden.
    Ein Titel - hier gibt es Glaubenskriege - hülfe, zusätzliche Informationen in die eh schon verknappte Form einzuschmuggeln.


    Ich stelle Euch einmal meinen Lieblingslimerick vor:


    Konkurrenz


    Richard Wagner, dem Kurgast in Bramstedt
    auf der Stirne manch Falte vor Gram steht,
    als er, kurz vorm Infarkt
    noch bemerkt, dass am Markt
    statt des Denkmals für ihn eins für Brahms steht.


    Unbekannter Autor (oder, in Anlehnung an Brahms’ Fächerwidmung: Leider nicht von Ihrem audiamus)



    Ich selbst beginne so etwas gerne ob meiner Verehrung für Eugen Roth mit den Worten „Ein Mensch“. Ich verspreche, tapfer zu posten, hoffe, hier nicht allein zu bleiben und führe den Reigen fort mit


    Schubert


    Ein Mensch fing ein Fischlein und hätt‘
    es beinah‘ verzehrt. Doch zu nett
    erschien’s ihm. Drum nicht
    zum Tellergericht
    ward’s Fischlein, vielmehr zum Quintett.


    audiamus



    Ein herzliches „Fürchtet Euch nicht!“


    Euer audiamus

    Liebe Taminen!


    Ich versuche einmal, den Mendelssohn-Zweig zu meiden und am Schubert-Stamm weiterzukraxeln.


    Eine Frage, die persönlich anspricht, wie die in diesem Thema gestellt, lässt sich auf zweierlei Art beantworten.
    Zum einen mit dem Versuch, ein theoretisches und innerhalb der eigenen Subjektivität möglichst allgemeingültiges Konstrukt zu schaffen, eine individuelle Definition, ein persönliches Credo.
    Zum anderen erlaubt sie aber auch, einfach Beispiele aus dem eigenen Erfahrungsbereich aufzuzählen.


    Was mich an Franz Schubert fasziniert, sind, spontan genannt, neben vielem anderen:


    Die Schumann-geprüften „himmlische Längen“, zu Tränen rührend immer wieder auch im Es-Dur-Notturno.
    Die Herz- öffnenden Moll-Dur-Wechsel, gar als eine ganze Strophe andauernde Picardische Terz interpretierbar im ersten Winterreise-Lied „Gute Nacht“.
    Die Hirn- sprengende Dualität von Rückwärtsgewandtheit und Progressivität in den Symphonien, so in der Sechsten zu verdauen.
    Die Werk- umspannende Melancholie, gipfelnd im Adagio des C-Dur-Quintetts. Gleichzeitig:
    Die Leben- bejahende Frische, gerne genommen beispielsweise beim Ensemble-Ständchen „Zögernd leise“.
    Den Bilder- assoziierenden Reichtum der Liedbegleitungen, wie beim rhythmisch- kreisenden Spinnrad Gretchens erfahrbar.
    Das Mahler- erahnende Nebeneinander von Folkloristik und Weltentrücktheit, siehe schon mal die Impromptus D.935.


    Und natürlich die Piazzolla- antizipierende Komposition des ersten Tangos der Musikgeschichte im zweiten Satz des Es-Dur-Trios sowie der, wie Afanassiev es formuliert, diabolischsten Triller ebendieser im Kopfsatz der B-Dur-Sonate…


    „Dort, wo ich nicht bin, ist das Glück“ mag mir selbst für DJ Bobo gelten, nicht jedoch für Franz Schubert.


    Übrigens heißen meine Autos seit jeher Schuby.


    Euer audiamus