Liebe Taminen und LimerickologInnen!
Ich hoff, Ihr lasst mich’s drum nicht büßen…
Ich freue mich diebisch, dass dieser Thread, nein, dieses Thema im Thread (ich habe ein Studium der taminosophischen Forenterminologie an der University of Southern North Dakota zu Hoople aufgenommen) so produktiv bedacht wird.
Wenn das so weiter geht, können wir bald ein eigenes Buch im Tamino-Verlag herausgeben.
Für diesen und auf jeden Fall und um Optimierung zu gewährleisten, möchte ich einmal genauer auf den Rhythmus des Limericks eingehen, der, bei eingegrenzter Variabilität, eingehalten werden sollte.
Es handelt sich bei dieser Gedichtform um ein fünfzeiliges Konstrukt im durchgängigen Dreiertakt nach, wie bereits in der Eröffnung beschrieben, dem Schema AA BB A, wobei die beiden B-Zeilen um zwei Takte kürzer gehalten werden. Die Betonung liegt immer auf der Eins. Tanzt den Walzer drauf, dann kann nichts schief gehen!
Wie bei anderen Reimformen auch, ist eine „männliche“ (betonter Abschluss der Zeile auf die Eins) als auch eine „weibliche“ Kadenz (unbetonter Abschluss der Zeile mit einem Schlag mehr auf die Zwei, selten auch mit zwei Schlägen mehr auf die Drei) möglich. Warum diese Termini so gebraucht werden, bleibt dahingestellt. Vielleicht, weil Frauen mehr zu sagen haben?
Männliche wie weibliche Formen sollten in A-Teilen und B-Teilen gleich sein, können aber hier wie dort unterschiedlich verwendet werden (männliche A-Teile und weibliche B-Teile vice versa).
Beispiel: A und B männlich:
Tod i.V.
Ein Mensch in Venedig erlag
dem Schock, als er sah: hier war Wag-
ner ohne Belang.
Rossini man sang
und Verdi – da traf ihn der Schlag.
Beispiel von Rideamus: A und B weiblich:
Streich(el)einheiten
Ein Musiker strich oft sein Cello
Im Graben von Verdis Otello.
Auch sonst war er Kenner.
Er mochte nur Männer.
Und hatt' er mal frei, strich er Bello.
Beispiel von Petra: A-Teile weiblich, B-Teile männlich:
Fehlurteil
Ein Paris, der sollte einst messen
die reizendste der drei Déessen.
Schon stieg er herab,
sein Bericht war sehr knapp:
"Den Apfel hab´selbst ich gegessen!"
Zudem können einerseits A- und B-Teile auftaktig, hier mit einem ganzen oder zwei halben, unbetonten Schlägen gestaltet werden.
In Petras Beispiel: 1. B-Zeile ein ganzer Schlag, 2. B-Zeile zwei halbe (oder, Interpretationssache, viertel-) Schläge. Das ist erlaubt.
Auf der anderen Seite ist es auch möglich, auf die erste Zählzeit, und somit betont, zu beginnen.
Feuerzauber
„Soll ich aus Wallhall denn scheiden?“
Dies fragte eine der Maiden.
Wotan sprach: „Klar,
hurtig sogar!“
Zündete an drauf die Weiden.
Um diese ganze Verwirrung etwas zu illustrieren, habe ich mich tief in die Archive der Hoople-Universität eingegraben, welche nicht nur PDQ Bach-Manuskripte bergen, und stieß auf eine anonyme Handschrift aus irgend einem Jahrhundert selbstverständlich nach Christus.
Die Provenienz könnte, wie adäquat, österreichisch sein, da die Partitur im 3/4-Takt, nicht im 6/8-Takt notiert ist.
Die Tonart d-moll verweist, geht man von einer Verbeugung vor Mozarts KV 466 oder Beethovens Neunter aus, in die gleiche Richtung und ließe dann die Datierung eingrenzen.
Gleich der Kunst der Fuge scheint es sich um ein pädagogisch orientiertes Werk zu handeln, welches, ohne Instrumentierungsangabe, ebenfalls in mehreren (hier: zwei) Varianten dasselbe Thema lehrstückhaft behandelt, allerdings unter Einsatz zukunftsweisend sparsamer Melodik und augenfälliger Zurückhaltung beim Kontrapunkt.
Ob die markierten Einträge aus der Feder des Komponisten stammen oder nachträglich hinzugefügt wurden, ließe sich wohl nur graphologisch bestimmen.
Ich hoffe, dass ich hier keinem wider gegen die Ehre gesprochen habe und rufe Euch auf:
Wohlan denn, weiter so, fürchtet Euch nicht!
Euer
audiamus