Beiträge von Gurnemanz

    Die Passionszeit ist zwar vorüber, das Warten auf glückliche Ereignisse dauert manchmal länger... Aus Wien kommt manchmal Heißersehntes - wie diese Aufnahme, die, vor einer Woche glücklich ersteigert, heute bei mir eintraf. Soeben den ersten Teil gehört:


    Johann Sebastian Bach (1685-1750)
    Matthäuspassion, BWV 244


    Helga Glöckner, Elli Hofstätter, Magda László, Laurence Molden, Elfi Monsberger, Hilde Rössel-Majdan, Hugues Cuénod, Kurt Equiluz, Petre Munteanu, Peter Lagger, Heinz Rehfuß, Eberhard Wächter; Leo Heppe, Richard Standen; Wiener Akademiechor; Wiener Staatsopernorchester; Ltg.: Hermann Scherchen


    Universal, aufg. 1953



    Eine eigenwillige, eigentümliche, eindringliche Einspielung, fern der heute verbreiteten Art der "Klangrede": die Chorale schwer und langsam, manche Arien fast gehetzt, immer in höchster Spannung. Und spannend ist das, fürwahr!

    Und bei mir eben diese spritzigen, witzigen Werke, die immer wieder gern melancholische Seiten offenbaren (eine Empfehlung von Maldoror, der ich gern gefolgt bin):


    Francis Poulenc (1899-1963)


    Sextett für Klavier, Flöte, Oboe, Klarinette, Fagott und Horn (1931-39)
    Sonate für Oboe und Klavier (1959-63)
    Trio für Klavier, Oboe und Fagott (1921-26)
    Sonate für Flöte und Klavier (1952-57)
    Villanelle für Pfeife und Klavier (1934)


    Tharaud, Bernold, Doise, van Spaendonck, Lefèvre, Joulain
    Naxos 1995-97


    Wie wär's mit den beiden Sonaten für Klarinette und Klavier, vom Komponisten selbst in einer Fassung für Viola und Klavier herausgegeben:


    Johannes Brahms: Sonaten op. 120 (f-moll und Es-dur)


    Z. B. in dieser schönen Aufnahme mit Lars Anders Tomter, Viola; Leif Ove Andsnes, Klavier (Virgin, aufg. 1991):


    Gerade liegt auf:


    "Opium" - Mélodies françaises
    Französische Lieder mit Philippe Jaroussky, Countertenor; Jérôme Ducros, Klavier
    Virgin 2008


    Näheres zum Inhalt gibt's z. B. hier.



    Aufgrund der Schnippsel hatte ich den Eindruck des "Abartig-Faszinierenden". Jetzt, da ich die Aufnahme im Ganzen höre, hat sich das völlig verflüchtigt - mir ist es wurscht, daß da ein Mann singt - und es ist einfach nur große Kunst! Jaroussky hat eine so wunderbare, helle, klare, ungeschminkte Stimme, geht mit einer so feinen und sensiblen Darstellungsweise an die Lieder, daß ich ganz angetan davon bin.

    Heute mittag gehört, als Vorbereitung auf ein Konzert übermorgen in Kaiserslautern:


    Allan Pettersson (1911-1980)
    Symphonie Nr. 7 (1966/67)
    Stockholm Philharmonic Orchestra, Ltg.: Antál Doráti
    Swedish Society Discofil 1969



    Eine klar konturierte und einfühlsame Interpretation.

    Zitat

    Original von Alviano
    Ja, "unterhaltsam", das wars - und zwar auf gutem Niveau.


    Das ist auch die Tendenz in der Besprechung heute in der Rhein-Neckar-Zeitung, die von einem "heiteren, aber nicht minder leicht melancholischen Abend" spricht. Herausgestellt werden vor allem die erfreulichen sängerischen Leistungen sowie das Werk selbst ("Witz und Pepp und Melancholie und Größe in der kleinen Form"). Allerdings findet der Rezensent Matthias Roth auch kritische Worte: "Die herrlich instrumentierte Partitur könnte ein paar schärfere Kontraste, kantigere Rhythmen und grellere Farben in der Realisation durch das Philharmonische Orchester der Stadt Heidelberg durchaus vertragen, auch wenn die Musiker selbst Hervorragendes leisten und [der Dirigent] Dietger Holm Bühne und Graben gut zusammenhält."


    Davon werde ich mich am 23.5. selbst überzeugen.


    Übrigens scheint es sich auch in Heidelberg um eine gekürzte Fassung zu handeln, laut Rezensent um eine aus dem Jahr 2000, hergestellt von Armin Pommeranz und Daniel Kötter.

    Zitat

    Original von Michael Schlechtriem
    Aber der Dirigent in Augsburg ist klasse...........
    Das ist jedenfalls meine Meinung, da ich Ihn gut kenne. großes Grinsen


    Das kann spannend werden.


    ... womit Du vermutlich kein Betriebsgeheimnis verrätst ;) Und ich sehe schon: Wer A(ugsburg) sagt, muß auch B(erlin) sagen, oder umgekehrt. Bei diesem Werk könnte ich mir sogar zwei Opernreisen vorstellen. Schaun mer mal - und danke für den Hinweis!

    Zitat

    Original von Alviano
    Schreker: ferne Klang, 17./21. und 23.01.10 (D: Halffter, R: Mussbach, mit Schwanewilms und Fritz)


    Lieber Alviano,


    das hatte ich zunächst überlesen, Johannes (Guercoeur) hat mich freundlicherweise erinnert.


    Wahrscheinlich ist das dann die letzte Chance, die ursprüngliche Gielen/Mussbach-Produktion zu erleben. Gegenüber Augsburg die attraktivere Variante? Wenn Du da Näheres weißt...?

    Zitat

    Original von pfuetz
    Die ganze Inszenierung versucht, sämtliche Deutung zu vermeiden, was ihr gut gelingt, und sich auf den "Inhalt" zu konzentrieren, ohne Teile davon zu stark zu betonen, damit keine Überhöhungen auftreten.


    Zitat

    Original von Emotione
    Sicher, es war eine konventionelle Inszenierung, jedoch waren es für mich die kurzweiligsten Meistersinger, die ich in meinem langen Leben gehört und gesehen habe.


    Das werde ich in ein paar Wochen, am 21.6., selbst überprüfen. Gerade habe ich Karten für die Vorstellung erworben. Ich freu' mich schon drauf und werde gern berichten.

    Zitat

    Original von Gustav Theodor
    [...] Magnard und Schönberg hätten das Streichquartett wieder da aufgenommen, wo Beethoven es bei op.131 liegen gelassen habe.


    Lieber Gustav Theodor,


    interessante These. Immerhin habe ich gerade die Schnippsel mit dem von Dir erwähnten Quatuor Via Nova angehört: Das klingt etwas runder, ausgewogener, weniger schroff, weniger zugespitzt - doch die Schönberg-Nähe (1. Quartett) höre ich hier ebenfalls heraus; scheint also am Werk, nicht an der Interpretation zu liegen. Diese Einspielung mit drei französischen Quartetten (neben Magnard noch Ernest Chausson und Albert Roussel - bei letzterem assoziiere ich Bartók!), die mir alle noch unbekannt sind, könnte eine Empfehlung wert sein; vielleicht kennt sie jemand:


    ?

    Zitat

    Original von Gustav Theodor
    Also ich kann nur sagen: Das ist eine Entdeckung, so als wenn der frühe Schönberg in Paris aufgewachsen wäre.


    Genau diesen Eindruck hatte ich gerade nach dem Hineinhören in die JPC-Schnippsel! Dabei habe ich Deinen Satz erst jetzt gelesen, danach. Auch an Zemlinsky habe ich gedacht. Nur das Klangbild erscheint mir etwas hart und spröde, stimmt das?


    Jedenfalls bin ich überrascht über die avancierte und moderne Haltung, die da anklingt - Guercoeur scheint mir da - auch wenn der Vergleich Oper - Streichquartett problematisch ist - rückwärtsgewandter und traditionsbewußter.


    Übrigens könnte der Eindruck der Modernität auch an der Interpretation des Quatuor Ysaye liegen: Das Fauré-Streichquartett scheinen sie ebenfalls eher schroff, aufgerauht und nervös aufzufassen, das kenne ich auch anders: harmonischer, elegischer. Aber ich kann mich hier, wie gesagt, nur auf die Schnippsel berufen.


    Danke jedenfalls für den Hinweis!

    Hab' grad mal in die mir zugänglichen Schnippsel hineingehört (geht nur beim Drei-Buchstaben-Versand) und bin ganz angetan: John Lewis, Charlie Haden & Pat Metheny, Paul Bley, aber auch Klassiker wie Lester Young - und natürlich auch Duke Ellington - könnten mich schon mehr interessieren. Auch wenn ich mich wiederhole: Danke für Eure Empfehlungen!

    Zitat

    Original von Alviano


    Dirk Kaftan gehört zur jüngeren Dirigentengeneration und hat sich überregional schon einen guten Namen erarbeitet, Nicholas Broadhurst - er hat auch schon in Darmstadt inszeniert - steht für ein flottes, mässig-modernes Musiktheater.


    Nun, das klingt ja nicht so schlecht: Eine mäßige Inszenierung würde ich eher verzeihen als ein uninspiriert aufspielendes Orchester, gerade bei Schreker! Ein Wochenende in Augsburg (soll ja auch so eine sehenswerte Stadt sein) im nächsten Frühjahr wird hiermit auf meinen "Spielplan" gesetzt.

    Zitat

    Original von Beryllo
    Besondere Empfehlung.. Modern Jazz Quartet: Concorde (meine Lieblingsband)


    Lieber Beryllo,


    danke für die Tips! Bis auf John Lewis sind mir die von Dir genannten Musiker immerhin dem Namen nach bekannt und eben bemerke ich, daß ich eine einzige (!!) Jazz-CD besitze, eben mit dem Modern Jazz Quartet, Titel: First Recordings, Original 50s Recordings (JW 77014, bei JPC und Amazon finde ich sie nicht verzeichnet). Muß ich mal wieder auflegen.

    Lieber klingsor,


    was sich schon in Atem andeutete: eine Tendenz zur Reduktion der Mittel, in schlichten, klaren Worten - diesmal wieder melancholischer - und dazu der merkwürdig-schönklingende Reim streichen - weichen als besonderer Reiz - und im Ganzen ein "verständliches" Gedicht, wie ich es gar nicht von Dir gewohnt bin (in Anführungzeichen, weil ich nur ahne, daß sich Komplexeres dahinter verbergen könnte): Das alles spricht mich wieder sehr an. Danke!

    Zitat

    Original von Guercoeur
    Deine [Matthias'] Ankündigung ist zwar schon ein paar Tage :D her, allerdings hattest Du sie öffentlich bekannt gegeben, und zwar HIER


    Stimmt - und danke für den Hinweis! Ein Thread, den ich bislang noch gar nicht näher beachtet hatte.


    Was Veranstaltungen dieser Art (Stummfilm mit Live-Musik - gibt es dazu einen allgemeinen Thread?) angeht, so habe ich damit bis jetzt noch keine eigenen Erfahrungen gemacht; allerdings habe ich mir das schon lange mal vorgenommen, zumal es so etwas auch hier, in der Region Heidelberg-Mannheim, immer wieder mal gibt.


    Fritz Langs Nibelungen kenne ich übrigens auch nicht...

    Demnächst in der Pfalz:


    30.4.2009, 20 Uhr
    Kaiserslautern, Fruchthalle
    3. Sinfoniekonzert
    Peter Michael Braun: Serenata palatina
    Antonín Dvorák: Konzert für Violoncello und Orchester h-Moll op. 104
    (Solist: Matthias Bergmann)
    Allan Pettersson: Sinfonie Nr. 7
    Orchester des Pfalztheaters Kaiserslautern, Ltg.: Uwe Sandner


    Eine Symphonie von Allan Pettersson? Eine absolute Rarität im deutschen Konzertleben. Der Komponist P. M. Braun ist mir bislang unbekannt. Mit dem Dirigenten und seinem Orchester habe ich schon sehr erfreuliche Erfahrungen gemacht. Ich bin dabei. Karten zum vernünftigen Preis (1. Kat.: 24,- EUR) gibt es noch.

    Unter dieser Schlagzeile ist heute in der Rhein-Neckar-Zeitung eine geradezu hymnische Besprechung eines offensichtlich restlos begeisterten Rezensenten (Rainer Köhl) zu lesen. Er lobt die "überragende Stimmkultur", die "perfekte Balance aus sängerischer Intelligenz und Intuition" sowie die "Vielseitigkeit" Thomas Hamsons. Er bewundert "(g)roße Initimität und Zärtlichkeit", von der "kongenialen Klavierbegleitung Wolfgang Riegers inspiriert", und "große Spannung gerade auch in der Stille". Und: "Eindrucksvoll visionäre Momente ergaben sich dabei." Der Pianist wußte "in eine einzige Phrase ein ganzes Lebensglück hineinzutragen".


    In diesem Ton geht es weiter:


    Zitat

    Eine unaufdringliche Intensität ist es, die Thomas Hampsons Gesang auszeichnet. Schlicht und unverkünstelt ist sein Vortrag, dabei gleichermaßen reich an Valeurs und herrlicher, würzig-sonorer Farbe. Da gibt es kein artifizielles Geschnörkel, keinerlei bemühtes Ringen um kunstvolle klingende Farben, wie dies bei vielen renommierten Sängern aus dem deutschen Sprachraum zu erleben ist. Nein, Thomas Hampson lässt die Phrasen frei herausströmen und diese erhalten ganz von alleine eine sehr natürlich klingende Schönheit und prachtvolle Farbenfülle. Bei alldem ist dieser Gesang von faszinierender Eindringlichkeit. Gerade weil dies so angenehm ungestelzt daherkommt. Und der Sänger findet für jedes Lied den diesem angemessenen, ureigenen Ton.


    Ich kenne Hampson von einigen CD-Einspielungen und schätze ihn als Mahler- und Schumann-Interpreten. Ob sein Konzert vorgestern in Heidelberg diese Lobeshymne verdient, kann ich nicht beurteilen, denn ich war nicht dabei und frage mich jetzt ernsthaft, was ich da wohl verpaßt habe...

    Von der Großen Fuge zum großen Vorbild, das bei mir eben erklingt - in Einstimmung auf eine Aufnahme, die, lange gesucht, jetzt erworben, noch auf dem Postwege wandert, von mir heiß erwartet, nämlich die Matthäus-Passion mit Scherchen. Jetzt also:


    Johann Sebastian Bach (1685-1750)
    Die Kunst der Fuge, BWV 1080
    Choral "Vor deinen Thron tret ich", BWV 668
    Bearbeitung und Instrumentation von Hermann Scherchen
    Mitglieder des Wiener Symphonie-Orchesters und des Wiener Radio-Orchesters; Ltg.: Hermann Scherchen
    2 CD, Universal 1965



    Diese Interpretation ist in ihrer Klarheit und Schroffheit - Bach als strenger Übervater - ein eindrucksvolles Dokument!

    Zitat

    Original von Michael Schlechtriem
    Es sollte sich um einen Druckfehler handeln.


    Scheint mir auch so. Ich habe die "klassische" Mackerras-Einspielung (1981) - der hat sich sicherlich keine Eingriffe wie Kürzungen erlaubt und benötigt knapp 90 Minuten:



    Übrigens entgegen JPC nicht englisch, sondern, wie es sich gehört, tschechisch gesungen. Übrigens meine erste Janácek-Opernaufnahme, mit der vor vielen Jahren meine Begeisterung für den eigenwilligen Meister ihren Anfang nahm.

    Das Staatstheater Darmstadt hat heute sein Programm für die neue Saison vorgestellt.


    Katja Kabanowa
    Leoš Janácek | Oper in drei Akten
    Premiere 27. September 2009 | Großes Haus

    Die Zauberflöte
    Wolfgang Amadeus Mozart | Große Oper in zwei Aufzügen
    Premiere 4. Oktober 2009 | Großes Haus

    Aida
    Giuseppe Verdi | Oper in vier Akten
    Premiere 17. Oktober 2009 | Großes Haus

    Die Fledermaus
    Johann Strauss | Operette in drei Akten
    Premiere 14. November 2009 | Großes Haus

    Gisei – Das Opfer (UA)| De temporum fine comoedia
    Carl Orff
    Premiere 30. Januar 2010 | Großes Haus

    Im Weißen Rössl
    Ralph Benatzky | Singspiel in drei Akten
    Premiere 6. Februar 2010 | Großes Haus

    Der Rosenkavalier
    Richard Strauss | Komödie für Musik in drei Aufzügen
    Premiere 13. März 2010 | Großes Haus

    Viva la Mamma!
    (Le convenienze ed inconvenienze teatrali)
    Gaetano Donizetti | Komische Oper in zwei Akten
    Premiere 24. April 2010 | Großes Haus

    Anatevka
    (Fiedler auf dem Dach)
    Joseph Stein, Jerry Bock | Musical
    Premiere 12. Juni 2010 | Großes Haus

    Noah und die Flut
    Benjamin Britten | Kinderoper in einem Akt
    Premiere 30. Mai 2010 | Stadtkirche

    Zitat

    Original von Edwin Baumgartner
    Andere Frage: Kann es auch ein nicht freier Stoff sein? Wenn ja: "Krabat".


    Das gibt es schon, als Oper eines gewissen Fredrik Zeller, vor zwei Jahren in Mannheim uraufgeführt (kenne es allerdings nicht). Näheres z. B. hier: "http://www.fredrikzeller.de/komp_detail/Krabat/Krabat%20Kritiken.html".


    Das Buch von Otfried Preußler schätze ich sehr!


    Cassiopeia: Viel Erfolg!