Beiträge von farinelli

    Es gibt bei der Philips eine wundervolle Live-Einspielung vom Valée d´Obermann - herrlich impulsiv und elektrisierend.
    Die epidemische Sammelkassette mit den Hautptwerken Schuberts gefällt mir aus einem speziellen Grund nicht so ganz - die unglaubliche Virtuosität und effektvolle Klangregie Brendels trifft mir zu selten einen schwer zu fassenden Ton der Schlichtheit, wie ich ihn bei Clara Haskil, aber (oh weh, ich will hier nicht Äpfel und Birnen vergleichen, und dennoch:) z.B. auch bei Gilbert Schuchter finde.


    Notabene, es geht mir hier nicht darum, wer zuletzt am besten Klavier spielt; bloß um ein Spezifikum der Schubertschen Ausdruckswelt, das mir wichtig bleibt.

    Das sollte beileibe kein plädoyer für Maazel im Allgemeinen werden; bloß etwas Skepsis an Karajan ausdrücken.


    Ich finde beispielsweise DG Sinf. Nr. 5/1 zu episodisch, im Tempo zu statisch und auch leicht verschleppt; mir fehlt sowohl der Spannungsbogen als auch die organische Tempoentwicklung; die Wiener unter Maazel spielen das alles beherzter, da gleicht die Themenexposition, man verzeihe mein Lyrischwerden, einem allmählich sich beziehenden Gewitterhimmel - überhaupt haben mich die eher flächenhaften und quasi geräuschhaften Passagen bei Karajan immer etwas befremdet, während die Wiener da absolut lebendig und faszinierend klingen (nicht bloß ein Vorteil der Aufnahmetechnik). - Es gibt bei Sibelius, bei aller Stilisierung, durchaus etwas wie ein entfernt folkloristisches Moment, um das sich die Berliner, wie mir scheint, bisweilen etwas geziert herumdrücken (Nr.5/2).

    Na, als eingefleischter Vinyl-Benutzer war ich lange stolz auf den vollständigen Satz der alten DG Tulips, inkl. Violinkonzert. Unvergeßlich zumal der Beginn der Vierten. Versuche mit dem Emi-Zyklus haben mich seinerzeit nicht überzeugt (es handelte sich allerdings bereits um digital remasterte Versionen auf LP). Auf CD kenne ich außerdem Saraste (die im Klang nicht völlig übrzeugt, aber gut gespielt ist). - Allerdings muß ich gestehen, daß mich die Karajan-Aufnahmen immer rasch ermüdet haben, wenn die großen orchestralen Gesten vorüber waren. Spätestens in den Mittelsätzen kam mir die Musik uninteressant vor, auch klingt das Vinyl an den leisen Stellen eher fad (ich besitze sehr gute Abspielmöglichkeiten). - Seit kurzem habe ich meinen Maazel-Zyklus (Decca, VPO) vervollständigt. Die kann ich nur empfehlen, klanglich als SXLs sowieso, dann aber auch wegen unbändigen Spielfreude des Orchesters, der Tempidisposition (bei Sibelius noch heikler als bei Bruckner), zumal auch wegen der bukolischen, der launigen und tänzerischen Passagen, die mir bei Karajan immer zu kurz kommen. Man verzeihe mir also diese Abweichung vom Thema.

    Nun ja, Mozart läuft ja immer hors concours, und die Zauberflöte desto mehr.
    Mich wundert nur, wie selten Richard Strauss hier genannt wird. Also gebe ich an: Der Rosenkavalier, wegen der einmaligen Balance zwischen Musik und Libretto; wegen der Menschlichkeit (und dann müßte sogleich, wie mehrfach oben zu lesen, die Frau ohne Schatten genannt sein).
    Ein Meisterwerk sui generis ist aber auch Brittens the Turn of the Screw.

    Auf Tonträger für mich unübertroffen Paul Schoeffler (Knappertsbusch), für seine unbeschreibliche Süffisanz, sowie Ferdinand Frantz wegen der rollendeckenden Noblesse. Man kann den Sachs gewiß jünger, verquerer, lyrischer oder auch pathetischer geben. Aber Wehmut, Reife und subtile Charakterisierung finde ich bei den beiden genannten im ausgewogensten Verhältnis.

    Hallo, guten Abend, man verzeihe mir, wenn ich bloß anmerken möchte, wie schwer es mir fällt, die beiden Violettas (Salzburg und Aix bzw. Berlin, es war ja eine Coproduktion) so dicht zusammengerückt zu sehen. Daß eine glamouröse Dame im Zentrum steht, ist ohnehin klar. Aber daß sie, weiß gekleidet unter Ropsschen Nachtgetümen, ein translucent leuchtendes Kleid sowie als Ballhandschuhe Mullbinden trägt, rückt Frau Delunsch doch ein wenig ab von dem, was Frau Netrebko auf die Bühne bringt. Die als Hintergrund projizierten Autobahn-Tunnelfahrten lassen eher an Lady Diana als an die Monroe denken - und wenn man unbedingt will, so kommt letztere durch ihren tragischen Ausgang, nicht durch die ihr eigene Körpersprache als Vamp-Ikone, in Betracht. Denn Frau Delunsch hat für diese Rolle eine unbeschreiblich plastische Gestik und Körpersprache. Die intermittiernden Fahrbahnmarkierungen, die die DVD zum Vorspiel zeigt, zitieren nicht zuletzt Lynchs Lost Highwy, was eine ganz gute Übersetzung von La Traviata ist.