Hallo Wolfgang! Hallo Taminos!
Auch ich werde immer mehr zu einem Bewunderer dieses Werkes, dass doch, wie ich finde, wesentlich raffinierter komponiert ist, als ihm oft vorgeworfen wird und gar nicht so oberflächlich, wie immer wieder behauptet. Man kann da schon Strauss' Urteilskraft glauben schenken, der dieses Stück, als eines seiner ihm liebsten einschätzte.
Zu den von dir erwähnten Aufnahmen möchte ich gerne noch hinzufügen:
Natürlich die Einspielung des Komponisten selbst mit dem Bayerischen Staatsorchester aus 1941 (erhältlich auf Preiser-Records). Natürlich mono, aber doch in durchaus annehmbarer Klangqualität und natürlich das, was man als authentisch bezeichnen kann. Durchwegs flüssige Tempi, aber nie "drübergespielt". Jeder, der dieses Stück liebt, sollte, wie ich finde, wenigstens einmal diese Aufnahme gehört haben.
Weiters Referenz die Einspielung von Rudolf Kempe und der Staatskapelle Dresden. Da ist natürlich ein Orchester, dass "seinen" Strauss "im Blut" hat und Kempe, der die Musiker beherzt aufspielen lässt und besonders die Übergänge mit einer Raffinesse gestaltet, wie kaum jemand anderer. Der einzige Wermutstropfen für mich als Wiener sind die sehr stark vibrierenden Trompeten, die ein wenig den Eindruck trüben.
Womit wir bei der dritten Aufnahme wären: Auf Telarc hat André Previn mit den Wiener Philharmonikern in den 80ern die grossen symphonischen Dichtungen von Strauss eingespielt und besonders die Alpensinfonie ist äusserst gelungen. Auch eher zügig musiziert, sehr (im besten Sinne) unspektakuläre Übergänge und vor allem: was für ein Orchesterklang. Abgesehen von der ausgezeichneten Telarc-Aufnahmequalität sind es vor allem die Wiener Hörner mit ihrer Legato-Fähigkeit und dem Jagdhorn-ähnlichen Klang (btw: als Strauss das Stück komponierte, spielten noch alle Orchester mit diesen Hörnern, die erst später durch das sicherere Doppelhorn ersetzt wurde) und die Wiener Oboe im grossen Solo auf dem Gipfel, die diese Aufnahme zu der mir liebsten macht.
Solti finde ich auch gut, da er sich sehr nahe an Strauss' Aufnahme bewegt, was die Tempi und die Transparenz betrifft (auch ein bayerisches Orchester!!!).
Ashkenazy kenne ich nicht.
Mehtas Aufnahme finde ich zwar im Grossen und Ganzen in Ordnung, aber auch nicht mehr. Vor allem, dass beim Sturm ein Synthesizer eingesetzt wurde, um noch mehr Effekt zu erzielen, finde ich ziemlich...naja.
Überhaupt nicht gelungen finde ich die angebliche Refernzeinspielung von Christian Thielemann und den Wienern. Ich gebe zu, dass ich damals im Konzert ziemlich beeindruckt war und ziemlich ungeduldig der Aufnahme harrte. Bis dahin habe ich mich ziemlich intensiv mit dem Stück beschäftigt, verschiedene Aufnahmen gehört, die Partitur studiert. Als es dann soweit war, war ich einer der ersten, die sofort die Cd erstanden und war furchtbar enttäuscht. Plötzlich hörte ich nur noch Thielemann und nicht mehr Strauss! Seitdem versuche ich es immer wieder, da ich hoffe, dass das nur die erste Reaktion war, weil ja natürlich keine Aufnahme an das Konzerterlebnis reichen kann. Aber anstatt dessen, finde ich sie von mal zu mal abstossender, oberflächlicher, effektheischender.
mfg Raphael