Beiträge von Gino_Poosch

    Zitat

    Original von Oliver
    Hallo,


    zum Domingo-Tristan: Ich finde, ein grosses Manko dieser Aufnahme ist, daß das Orchester zu sehr den Sängern folgt und deshalb uninteressiert wirkt, kein eigenes Leben hat. Es klingt so, als ob man um jeden Preis vermeiden wollte einen 'Fehler' zu machen.
    Wenn ich zum Vergleich den Tristan von 1966 höre: Das Böhmsche Orchester ist wie ein Feuer dessen Flammen an den Sängern lecken.


    Gruß,
    Oliver


    Hallo Oliver,


    wie Du sicher aus meinen Worten oben weißt, sehe ich das ganz anders. Also - mit Verlaub - ein "uninteressiertes" Orchester (ich würde es ohnehin eher routiniert nennen) höre ich beim besten Willen nicht. Welche Fehler sollte Pappano vermeiden wollen? Generell kann es doch nicht falsch sein, wenn Sänger und Orchester in perfekter Abstimmung zueinander musizieren. Keinesfalls hält Pappano das Orchester deutungsarm im Hintergrund. Im Gegenteil, er ist ein wirklicher Theaterdirigent mit untrüglichem Insitinkt für das Drama.


    Und selbst wenn er, was er nicht tut, "nur" den Sängern folgte, was wäre so falsch daran? Heutzutage, wo es Sängerdirigenten wie Serafin und Votto (freilich im italienischen Fach zuhause) nicht mehr gibt, ist mir dies zumindest allemal lieber, als eitle, sängerfeindliche Dirigenten mit manirierten Tempi und notorischer Profilneurose. Ein Schelm, wer da an Harnoncourt dächte... :stumm:


    Liebe Grüße


    Gino

    Zitat

    Original von sebastian
    Wenn ich mich da einmischen darf - so etwas hat vermutlich keine Musik der Welt verdient...


    Nun, ich halte von Fußball nicht viel... :stumm:
    Aber, müßte dieser Thread dann nicht heißen: "Was hörte ich bis gerade eben?" oder noch besser: "Was werde ich, nachdem ich den PC ausgemacht habe, gleich hören?"... :baeh01:


    So richtig es ist, daß gerade "unsere" Musik ungeteilte Aufmerksamkeit verdient, hören wir doch fast alle, während wir uns hier im Forum aufhalten, Musik, oder? Ich bekomme schon genug Depressionen, wenn ich mir vorstelle, was ich für Zeit benötigen würde ALLE meine CD's komplett zu hören. Wer weiß ob dies in diesem Leben noch zu bewältigen ist... Für mich ein trauriges Thema. Und man kauft und kauft und..... ;(


    Grüße, Gino

    Hallo,


    es ist wohl eine Binsenweisheit, daß sich über provokantes besser diskutieren läßt, als über unzweifelhaft schönes. Im Falle der von Christoph genannten und durch Threads vertretenen Sänger würde dies jedoch voraussetzten, dass eben jene auch unzweifelhaft in die Konsens-Kategorie einzuordnen sind. Mit Ausnahme von Bergonzi und Talvela vielleicht, denke ich jedoch, daß die Leistungen der anderen genanten durchaus kontrovers diskutiert werden können und müssen. So kann mit der virbratoarmen Stimme von Gundula Janowitz mancher vielleicht ebenso wenig anfangen, wie mit Franco Corellis Sprachfehlern und stilistischen Grobschlächtigkeiten. Eigentlich doch genug Stoff für erhellende Kontroversen. Ich habe versucht, in meinem kleinen Artikel über Beverly Sills genau jenes Phänomen einer äußerst zwiespältig aufgenommenen Sängerin zur Diskussion zu bringen. Da mir scheint, Beverly Sills wird wie nahezu keine andere Sängerin von einigen Enthusiasten verehrt, von anderen haßerfüllt geschmäht. Für mich ist dies ein äußerst spannendes, ertragreiches Thema (viel spannender übrigens, als die Frage ob Franz Schubert "häßlich" war oder nicht), da sich durch eine solche Diskussion immer auch die individuelle Kunstästhetik des Rezipienten vermittelt. So wie meine Auffassung nach dem Sills-Thread auch deutlich werden mußte. Nur finden solche Threads eben nicht diese Aufmerksamkeit (wie auch meiner ;(), was nicht allein an Ermangelung provokanter Thesen liegen kann. Eine Interpretation scheint zuweilen weit weniger wichtig zu sein, als das Interpretierte per se. Mich persönlich interessiert jedoch der Streit über verschiedene Sänger und deren Leistungen in ganz besonderem Maße, da zwangsweise - zumindest in Parenthese - auch Anforderungen und Charakter des jeweiligen interpretierten Werkes deutlich werden.


    Darüber hinaus halt Alfred sehr recht mir der Behauptung, es fehle vielen einfach die Kenntnis älterer Sänger und Aufnahmen. Jene Melomanen sind in der Regel nicht unbedingt Internetnutzer, was wiederum zu einer Selektion unter den ohnehin wenigen an Stimmen interessierten Hörern führt.


    Zitat

    Dazu kommt, daß sich viele nicht getrauen etwas zum Thema Stimmen zu schreiben, da kann man schnell danebenhauen und als "ahnungslos" bezeichnet werden. Das Risiko besteht indes bei Frau Netrebko nicht, man muß nur abschreiben, was überall zu lesen ist - und im schlimmsten Fall , wenn man auf Nummer sicher gehen will, schreibt man: "Sie ist eine schöne Frau" Da kann dann gar nichts schiefgehen.


    Ich hoffe, daß bezog sich nicht auf mich, der Frau Netrebko im Traviata-Thread durchaus ihre Schönheit nachrühmte (ich bin schließlich auch „nur“ ein Mann :stumm: ). Wenn ich diese ansprach, so sicher lediglich aus der Ansicht heraus, daß eine gewisse der Partie adäquate Physiognomie zwar nie Maßstab sein darf eine künstlerische Leistung zur kategorisieren, doch – soweit vorhanden - die Glaubwürdigkeit der darzustellenden Figur enorm steigern kann. Natürlich würde ich nie so weit gehen, dies conditio sine qua non zu formulieren. So muß Montserrat Caballé in den sechziger Jahren auch trotz ihres nicht eben prädestinierten Aussehens eine ganz und gar großartige Violetta gewesen sein.


    Für die Pflege des Älteren hat Alfred mit einem eigenen „Schellackschätze“- Forum wirklich alles Mögliche getan. Nun ist es an uns – auch an Dir Christoph - die genannten Threads wiederzubelegen und neue, in diese Richtung weisende, zu eröffnen. Ich würde mich über eine lebhafte Diskussion über diese Themen sehr freuen.


    Liebe Grüße


    Gino Poosch

    Hallo Moritz,


    danke für den Thread, er war wahrlich überfällig. Danke auch für die Wahl des Titels, denn wirklich ist Sokolov so etwas wie ein letzter Titan des Klaviers. Seine Individualität, seine stets spannende, neue, oft unkonventionelle Auffassung des gängigen Repertoires heben ihn weit über nahezu alle anderen, technisch sicher nicht minder begabten, aber oft langweilig und lediglich korrekt spielenden Pianisten unserer Tage.


    Um nicht anderen die Chance zu nehmen Aufnahmen zu empfehlen, halte ich mich zurück und rate dafür mit umso mehr Nachdruck zu seiner schlichtweg sensationellen Brahms-Platte:



    Hört man die f-moll Sonate von ihm, meint man das Werk noch nie vorher gehört zu haben. Sein Zugriff ist so kühn, so ausdrucksstark, jenseits jeden holen Schönklangstrebens. Die Balladen wirken unter seinen Händen erstmals wie wirklich erzählende, tiefsinnige Musik.


    Es bleibt zu hoffen, daß Sokolov, der kein Freund von Studioaufnahmen ist, die Klavierwelt noch lange begeistern und mit dem einen oder anderen Livemitschnitt beschenken wird. Wofür braucht man aufgebaute und vermarktete Stars wie Lang Lang, wenn man Sokolov haben kann?


    Liebe Grüße


    Gino Poosch

    Hallo,


    Brahms B-Dur Konzert ist für mich nicht nur der Höhepunkt der romantischen Konzertliteratur sondern gleichsam das größte, schönste, und Herausforderungsreichste Klavierkonzert der Musikgeschichte (danach folgen für mich Beethovens G-Dur und c-moll sowie das Schumann Konzert).


    Für mich führt Sviatoslav Richter unter Leinsdorf mit seiner epochalen Einspielung die Liste der gelungenen Aufnahmen an. Und das mit Abstand. Wer spielt die nahezu unmöglichen Pianissimooktaven der Scherzos, wer die absurden Sechzehntel-Triolen des letzten Satzes so sicher wie er? Wer bleibt im Finale des letzten Satzes so unverbrüchlich im Tempo (ich denke, Brahms verwendet hier den Fingersatz in genau dieser Absicht)? Im Andante dann lässt Richter die synkopierten Akkorde singen wie kein anderer. Wer kann es mit dieser stürmischen, leidenschaftlichen, aber nie oberflächlichen Lesart aufnehmen?


    Der eine oder andere Pianist mag ebenso wie Richter eine oder mehrere der genannten Meriten aufweisen, in der Summe unter dem Strich ist Richter jedoch der einzige der alles in seiner Interpretation vereint und damit den Nagel auf den Kopf trifft.


    Vielleicht noch ein kleiner Kommentar zu einigen weiteren Aufnahmen:


    Emil Gilels ist unter Eugen Jochum technisch souverän, wie immer mit großartig leuchtendem Ton. Für mich interpretatorisch aber zu gesund-eindimensional. Mit Schönklang allein ist dem Werk nicht beizukommen. Rudolf Serkin beeindruckt unter Ormandy mit seinem kühn-verwegenen Zugriff. So kann man das spielen. Vladimir Horowitz betont eher die mechanische als die kantable Seite des Werkes und profitiert von Toscaninis genialem Dirigat. Artur Schnabel vollbringt unter Adrian Boult interpretatorisch neues und spannendes, scheitert aber an seiner nicht immer lupenreinen Technik. Wilhelm Backhaus steht mit seiner etwas kühlen aber dennoch bewegenden Auffassung im Gegensatz zu Richters jugendlicher Frische.


    Liebe Grüße


    Gino

    Zitat

    Original von martello
    Im Übrigen findet man das musikalische Konzept des Liebestodes bereits im Finale von Purcells "Dido and Aeneas" - nur kennen das die Wagnerianer großteils nicht.


    Hallo martello,


    Wie soll man das verstehen? Was ist mit "musikalisches Konzept" in diesem Zusammenhang gemeint?


    In hochgespannter Erwartung...


    Grüße, Gino

    Zitat

    Original von Moritz
    Ist Brendel Deine 'Referenz'? Kenne nämlich nur das erste mit Brendel (und Abbado).


    Hallo Moritz,


    nein, keinesfalls ist Brendel meine Referenz. Die Richter-Aufnahme ist für mich nicht nur die (mit Abstand) beste Einspielung, sondern in meinen Augen eine der bedeutensten Aufnahmen des letzten Jahrhunderts. :jubel: :jubel: :jubel:
    Davon ist Brendel weit entfernt. Mir gefällt in dieser Produktion ohnehin Abbado mit den BP besser als er. Nur liebe ich das B-Dur Konzert so sehr, dass ich es in mittlerweile 24 Aufnahmen besitzte.


    Liebe Grüße


    Gino

    Hier meine Einschätzung zum neu erschienen Pappano-Tristan:



    Vorweg: Erfreulicherweise hält man mit diesem Tristan eine Gesamtaufnahme in den Händen, die keinen einzigen künstlerischen Totalausfall dokumentiert, womit sie schon die Hälfte der sich im Katalog befindlichen Aufnahmen hinter sich läßt. So kranken die neueren Produktionen an mindestens einer desolaten Sängerleistung. Bei Carlos Kleiber bringt Fischer-Dieskau die Aufnahme ins Ungleichgewicht, bei Barenboim ist es, und das wiegt schwerer, Siegfried Jerusalems bemühter Tristan.


    So erweist sich die als "letzte große Opernstudioproduktion" angekündigte Einspielung, durchaus als sorgfältig produzierte Bereicherung der Diskographie. Man möchte fast wehmütig werden, bedenkt man das Peter Alward, ein Mann mit unbestechlichem Anspruch, der auch diese Aufnahme auf Domingos Wunsch ermöglichte, nun nicht mehr bei EMI tätig ist. Womit diesem Unternehmen nicht weniger als der Verlust eines individuellen Profils droht.


    Absolutes Plus der Produktion ist Antonio Pappanos grandioses Dirigat. Was ihm der Widmungsträger dieser Aufnahme, Carlos Kleiber, an sensualistisch-verklärter Lesart voraus hat, macht Pappano mit untrüglichem Instinkt für Steigerungen (Liebesduett!) und dramatische Eruptionen wieder wett. Natürlich leuchten die Streicher des Covent Garden Opernorchesters im Vorspiel nicht ebenso himmlisch wie die der Berliner Philharmoniker unter Karajan. Was aber das Wichtigste ist: Nie droht das Werk in einzelne Passagen des Wohlklanges auseinanderzubrechen, nie hangelt sie Pappano von einem Highlight zum anderen, sondern vermag von den ersten Tönen des Vorspiels bis zum Liebestod einen sinnvollen Bogen zu spannen. Das Drama findet bei ihm ebenso im Orchester statt.


    Viel wurde lamentiert darüber, dass „der alte Mann“ Placido Domingo sich jetzt auch noch an dem Tristan versuchen müsse. Ob dies nun eine selbstverliebte Krönung seiner sängerischen Ausnahmekarriere sein solle, fragten viele. Ob hier jemand mit den letzten Resten seiner Stimme etwas versuche, was er auf der Bühne ohnehin nie fertig brächte. Um dort gleich anzusetzen: Domingos unverwechselbarer Tenor klingt gesünder als alle Tristane der digitalen Schalplattenära (Kollo, Hofmann, Jerusalem). Seine Höhe und sein Legato sind unangefochtener als bei vielen Rollenvorgängern. Was für alle Wagnerpartien des Sängers gilt, schlägt auch hier zu Buche. Auf der einen Seite: Die Probleme mit dem Idiom mögen geringfügig besser geworden sein, sind aber nach wie vor eklatant. Schnelle, silbische Passagen, die artikulatorische Prägnanz verlangen, gelingen dem Sänger noch immer nicht. So es heißt dann im Finale des 1. Aktes schon mal „seligstes Frau“, im 3. Akt „wann endlich wann, ich wann löschest Du die Zünde?“ (statt „ach wann“). Auf der anderen Seite versöhnt er mit zartesten Lyrismen, wie dem betörend gesungenem „Ein Bild das meine Augen zu schauen, sich nicht getrauten“, oder der schier sensationell sanften Formung der Worte „Göttlich ew’ges Urvergessen“. Keinesfalls unbeteiligt wirkt er auch im dritten Akt, so bei „Verflucht sei furchtbarer Trank“, obwohl er nie die unbedingte Ausdruckslust eines Max Lorenz oder Jon Vickers zeigt. Kontrollierte Ekstase. Sicher, er hat seine größten Momente in den innigen, elegischen Passagen, ohne jedoch, wie etwa Robert Dean Smith jüngst in Bayreuth, vor den dramatischen Anforderungen kapitulieren zu müssen. Respekt für einen Sänger der es nicht nötig hat, die Tatsache, daß er sich im siebenten Lebensjahrzehnt befindet, als Rabatt in Anschlag zu bringen.


    Die kritischen Worte der vergangenen Wochen über Nina Stemme stammen zumeist von Menschen, die die epochale Darstellung der Isolde durch Birgit Nilsson noch heute als einzig Seligmachende verehren. Dieser Vergleich ist nicht nur aufgrund der vollkommen verschiedenen Stimmphysiognomien absolut töricht. Wer käme auf die Idee Maria Callas’ Lucia di Lammermoor-Porträt mit dem von Lina Pagliughi zu vergleichen? Hier wie da finden sich zwei völlig differierende Darstellungen, die dennoch beide Existenzberechtigung haben. Nina Stemme verfügt über einiges Metall, aber ganz sicher nicht über einen hochdramatischen Sopran. Sie besticht mit ihrer über alle Register ausgeglichenen und gut verbundenen Stimme. Ihre Höhe ist ebenso präsent wie die tiefen Töne. Die Stimme bleibt auch in zurückgenommen Passagen tragfähig und veredelt so zentrale Stellen wie „Er sah mir in die Augen. Seines Elendes jammerte mich!“. Wo vonnöten, trumpft sie heftig auf („Dein Werk? O tör’ge Magd!“), verfällt aber trotz aller Eindringlichkeit nie in außermusikalische Rhetorik. Was Jürgen Kesting in seiner FAZ-Kritik als „gepresste Phonation“ geißelt, höre ich als nachdrückliches Singen mit der Hand auf dem Herzen. Die von mir als Schauspielerin hochverehrte Waltraud Meier mag das imaginativere Porträt liefern, stimmlich ist ihr Nina Stemme weit überlegen. Für mich die Isolde unsere Tage.


    Absoluten Referenzcharakter besitzt der Marke von René Pape. So balsamtisch hat dies in neuerer Zeit höchstens Kurt Moll, etwas früher vielleicht Karl Ridderbusch gesungen. Man kann sich seinen Monolog schwerlich besser vorstellen. Wundervoll, der aristokratische, noble Tonfall, der schmerzliche Ausdruck, das sichere Legato. „Da kinderlos einst schwand sein Weib“ ist in seiner schmerzlichen Abtönung unübertrefflich.


    Sehr viel Stimme bringt auch Mihoko Fujimura für die Brangäne mit. Das dunkle, aber jugendliche Timbre besitzt Seltenheitswert. Zu Beginn des 2. Aktes läuft die Sängerin zu absoluter Hochform auf („Was mir ihn verdächtig, macht Dir ihn teuer!“). Vielleicht hat einzig Christa Ludwig die Brangäne auf einem höheren Niveau gesungen.


    Etwas problematischer ist es um den Kurwenal von Olaf Bär bestellt. Dem verdienstvollen Sänger ermangelt es für diese Partie an der nötigen Kernigkeit und Virilität des Organs, worunter auf Dauer die Glaubwürdigkeit Kurwenals leidet. Hier wird nicht weniger als korrekt gesungen, aber auch nicht mehr. Für den Künstler bleibt zu hoffen, daß der eingeschlagene Weg nicht in der Sackgasse endet, aus der sich Andreas Schmidt nun nicht mehr herauszufinden vermag.


    Die Besetzung des Hirten mit Ian Bostridge ist verschwenderischer Luxus. Ebenso der junge Seemann von Rolando Villazón. Man fragt sich, auch angesichts seines Steuermanns im Barenboim-Holländer, wann man diese Partien jemals so erotisch-frivol gehört hat. Großartig.
    Jared Holt und Matthew Rose komplettieren als Bariton-Melot und Steuermann.


    Das Klangbild der Aufnahme ist sehr plastisch, Stimmen und Orchester sind gut positioniert.


    Vielleicht kein Tristan für die einsame Insel, aber sicher eine spannende Ergänzung des Katalogs.


    Schier unglaublich der Livemitschnitt der g-moll Ballade von 1965. Allein deswegen ist die CD ein Muß. Es befindet sich eine weitere Studioversion von 1968 auf der CD - kein Vergleich.
    Da stört es auch wenig, daß sich trotz Ankündigung auf dem Cover keine einzige Nocturne auf der CD findet... ?(

    W. A. Mozart
    Così fan tutte


    Margaret Price
    Brigitte Fassbaender
    Peter Schreier
    Wolfgang Brendel
    Theo Adam
    Reri Grist


    Wolfgang Sawallisch


    München 1978 (live)


    Der Mitschnitt bestätigt einmal mehr, dass Margaret Price für mich eine der größten Sängerinen des letzten Jahrhunderts war. :jubel:
    Warum ist sie nur so unterschätzt?

    Zitat

    Original von petemonova


    Immer diese Sticheleien!


    Hallo Peter,


    Da haben Richard und ich ja eine kleine Rachmaninow-Welle losgetreten.. :D


    sicher ist Zimerman ein gute Wahl und diese CD eine der besten Neuerscheinungen der letzten Jahre. Warum Sticheleien? Bist Du Ashkenazy oder Lang Lang Liebhaber?


    Grüße, Gino

    Bei mir:


    Rachmaninow - 2. Klavierkonzert
    Grigory Sokolov


    Orchestre Symphonique de Montreal
    Charles Dutoit


    2000 (live)


    Ach, wie schön ist es das es heute noch Götter gibt. :jubel:
    Was will man mit dem grauenvoll überschätzten Ashkenazy, wenn man Sokolov haben kann?!


    Leider kein Cover, da unveröffentlicht.

    Zitat

    Original von Maik
    Ich bin gerade auf der Suche nach einer schönen Aufnahme des Satbat mater. Die will ich mir zu Weihnachten schenken lassen.


    Hallo Maik,


    ich rate hierzu:



    Rafael Kubelik ist für dieses Repertoire der denkbar beste Dirigent. Unglaublich wie er hier abtönt, den großen Bogen spannt und herrlich musizieren läßt. Für den Einstieg auf jeden Fall die beste Wahl. Dazu kommt der äußerst wohlfeile Preis.


    Liebe Grüße


    Gino

    Zitat

    Original von petemonova
    Ich habe auch nichts dagegen, sich Aufnahmen zum aktuellen Übungsgeschehen zu Rate zu ziehen. Das habe ich selber schon getan, nur habe ich hier nur weitergegeben, was mir mein Klavierlehrer dazu gesagt hat, als ich ihm eine Stelle in einem Schostakowitsch-Präludium vorspielte, die ich mir von Konstantin Scherbakov abgehört habe. Als ich ihm das gebeichtet hatte und ihm erklärte, dass ich den Ansatz gut fand, hat er mir schlussendlich davon abgeraten, so etwas zu tun.
    Es ist im Grunde nicht so schlimm, aber man sollte es vermeiden.
    Nun gut, so viel dazu.


    @ Peter
    mich hat einfach das Thema interessiert, weil ich weiß, daß diese Meinung sehr verbreitet ist.


    Grüße, Gino


    Bei mir jetzt:


    Brahms B-Dur KK


    Zimerman, Bernstein (live)


    Hallo Gieselher,


    was für ein spannendes Thema. Eigentlich eines eigenes Threads würdig, aber letztlich dafür wohl doch zu speziell. :(
    Bei diesem "produktivem" Hören, ging es ja eben nicht darum, der in unseren Augen besten Gesamtleistung nachzueifern, sondern verschiedene Lösungsansätzte zu finden. Jagos Trinklied fordert ja sogar das a'!


    Die vier erstgenannten sind natürlich alle auf ihre Weise einzig- und großartig, so daß ich mich nicht entscheiden möchte. Auch hier wäre eine genauere Analyse erhellend. Müßte ich jetzt entscheiden, wählte ich Granforte und Gobbi, wobei Taddei und Tibbett ebenso verdienstvoll sind. Von den drei erstgenannten würde ich Nucci und Fischer-Dieskau eher nie wieder hören wollen, obwohl Protti unerträglich grob und ordinär klingt.


    Grüße, Gino

    Zitat

    Original von petemonova
    Wenn du Klavierlehrer wärst, wüsstest du, dass sich deine Schüler lieber keine CD-Aufnahmen von den Werken anhören sollten, die sie gerade spielen.
    Das verhindert, eigene Ideen zu entwickeln und umzusetzen! :yes:


    Hallo Peter,


    wenn ich mich ganz kurz einmischen und zu dieser Frage äußern darf: Ich kenne zahlreiche Instrumentalisten und vorallem auch Sänger die stur darauf beharren NIE Aufnahmen von Werken an denen sie gerade arbeiten in anderen Interpretationen zu hören. Dies ist in den meisten Fällen gelogen und schlichtweg Wichtigtuerei. Vergleichsweise Platten hören macht einfach jeder. Ich wüßte auch nicht was dagegen spräche. Ich habe vor kurzem mit einem befreundeten Sänger, der gerade sein Jago-Debüt vorbereitet, diese Partie nicht zuletzt an Hand einiger meiner Otello Aufnahmen mit ihm erarbeitet. Mit dem Klavierauszug in der Hand kann man so direkt Lösungsvorschläge für evtl. musikalische oder interpretatorische Probleme bekommen. Die Gefahr des Eklektizismus ist weit geringer als man annimmt, da jeder intelligente Künstler seine Auffassung eh auf einem eigenen intellektuellen Fundament erarbeitet und mit diesem Grundkonzept musiziert. Wobei natürlich auch hier gilt: „The map is not the territory“.


    Grüße, Gino

    Zitat

    Original von Pius
    Na und? Haben Domingo&Co je die Winterreise, die Matthäuspassion, die Szenen aus Goethes Faust gesungen?


    Hallo Pius,


    Der Vergleich zwischen Domingo und Fischer-Dieskau erscheint mir unglücklich. Placido Domingo hat mit Franco Alfanos "Cyrano der Bergerac" an der MET kürzlich seine 121 Partie gesungen. Das hat niemand vor ihm geschafft und wird ihm so schnell keiner nachtun.


    Wem nützt es, daß Fischer-Dieskau nahezu das komplette Baritonrepertiore mehr schlecht als recht gesungen hat? Wäre er dabei geblieben was ihm lag, Mozart, Schubert, Wolf usw., er wäre ein kompletterer Sänger gewesen. So bleiben auch seine bruchstückhaften Interpretationen und die z.T. dürre Stimme auf späten Aufnahmen im Gedächtnis. Universalität per se kann doch kein Qualitätskriterium sein.


    Non multa, sed multum!


    Die Große Lilli Lehmann hat vielleicht ein solch großes Repertoire erfolgreich durchmessen können, danach fällt mir mit Ausnahme von Maria Callas niemand mehr ein, der auf gleichbleibend hohem Niveau verschiedenstes singen konnte.


    Seinen absoluten Ausnahmerang als Liedsänger hat hier niemand bestritten und das wird auch niemand tun können.


    Viele Grüße


    Gino