Beiträge von Gino_Poosch

    Vor dem Schlafen:


    Johannes Brahms
    Violinkonzert Op. 77


    David Oistrach
    Dir.: Otmar Nussio
    Orchestra RTSI


    1961 Lugano (live)


    Einfach unglaublich was man so in seinen Schränken hat! Ich bin total begeistert von diesem bisher von mir wenig beachteten Mitschnitt (gar nicht so gut vor dem Schlafengehen). Oistrachs Zugriff ist hier so kühn, so auf alles setzend wie selten. Nussio dirigiert einen sehr dicken, sinfonischen, aber herrlichen Brahms.


    Leider kein Cover auffindbar.


    Grüße, Gino :hello:

    Hallo Ulli,


    ich bevorzuge seine frühe Einspielung von 1954. Kongenial von Gerald Moore begleitet. :jubel:



    Hier ist Fischer-Dieskau ein Traum! Die Stimme intakt, die Interpretation reif und der Sänger wissend um das was er singt, aber noch nicht so vergeistigt wie später.


    Grüße


    Gino

    Zitat

    Original von Pius
    Ich finde, sie ist im Niveau des Dramas ein "Schlenker nach unten", und ich würde sie daher weglassen.


    Hallo Pius,


    hier nun muß ich Dir wirklich voll zustimmen.


    Zitat


    Ja, wenn man bei einer Aufführung die psychologische Entwicklung Gretchens genau beleuchten will, dürfen diese Szenen nicht fehlen. Ich habe schon "mephistolastige" und "gretchenlastige" Faust-Inszenierungen gesehen (und welche, die beides sind); meinen Ausführungen kannst Du entnehmen, daß ich eher für Variante 1 bin.


    Auch hier bleibt mir nur Zustimmung.


    Die Gretchentragödie hat mich im Verhältnis zur Mephistofigur immer deutlich weniger interessiert (vielleicht geht es den nachempfindenden Damen hier anders?!). Bei meinem Verständnis von Mephisto bin ich nach wie vor von Gustav Gründgens in der bekannten Fernsehproduktion von 1960 neben Will Quadflieg geprägt und kann mich, trotz vielerlei anderer durchaus aufregender Darstellungen bis heute davon nicht lösen. :(


    Zitat

    Ars longa, vita brevis!


    Sehr richtig! :jubel: :jubel: :jubel:


    Grüße aus Berlin


    Gino

    Zitat

    Original von Norbert


    Hallo Gino,


    auch wenn's eine Kleinigkeit ist: Ersetze Rigoletto durch den Holländer und wir sind einer Meinung... ;)


    Hallo Norbert,


    dann einigen wir uns darauf, daß ich Rigoletto nicht durch den Holländer ersetze, sondern ihn in diese Aufzählung einbeziehe. :D
    Du hast Recht, Fischer-Dieskaus Holländer klingt forciert und überanstrengt. Die Intention alleine reicht nun einmal nicht. Großer Pluspunkt dieser Aufnahme ist allerdings der von mir heiß geliebte Gottlob Frick als Daland.


    Die Rigoletto-Produktion unter Kubelik schätze ich eher wegen des noblen Herzogs von Carlo Bergonzi und der tollen Renata Scotto (zugegeben, es gibt kaum etwas bei ihr, was ich nicht schätzte). Auch Kubelik, ansonsten von mir durchaus favorisiert, erreicht hier nicht die Leichtigkeit, das Brio was nötig wäre. Und Fischer-Dieskau ist für mich im Vergleich zu Giuseppe Taddei, Robert Merrill oder Tito Gobbi bestenfalls eine Karikatur. Hier meine ich nicht nur seine zweifelhafte Tonproduktion und konsonantenlastige Phonation sondern ebenso die angespannte Höhe, die matte Tiefe und die mit Expressivität verwechselte Entäußerung des Textes.


    Viele Grüße


    Gino

    Hallo Michael,


    das macht ja nichts. :P


    Aber verwickele mich bitte nicht, wenn Du der Partitur habhaft geworden bist, in eine musiktheoretische Diskussion. Bei soetwas erstirbt bei mir immer jede Leidenschaft für den Gegenstand.


    Wollte mit den wenigen Bezügen lediglich nachweisen, daß Bellini nicht so einfach dahin komponiert hat, sondern nicht selten ein tieferer Sinn hinter seinen Noten zu entdecken ist.


    Nichts für ungut und liebe Grüße


    Gino

    Zitat

    Original von sagitt
    Sagitt meint:


    Ich denke vor allem, es ist schon ziemlich frech, eine DVD hinzuzufügen und dann kein einziges Bild zu zeigen. Den Text hätte ich notfalls selbst lesen können. Diese nochmals mit eiiner Tonspur aif DVD zu bringen, ist ein wenig Bauernfängerei (...)


    Hallo Sagitt,


    nun, ich sehe das etwas anders. Ich bekomme die Aufnahme zwar erst am Wochenende, kann mich also inhaltlich noch nicht äußern, aber finde den Preis von ca. 40 Euro für eine 3CD Neuerscheinung absolut normal. Andere Tristan-Einspielungen werden aus geldschinderischen Gründen auf 4 CD's veröffentlicht, der Bernstein Tristan in der Erstausgabe gar auf 5 CD's. Wenn EMI dann noch eine DVD hinzulegt, in 5.1 DTS Surround Sound Kodierung, ist das doch mehr als respektabel. Man muß ja sehen, daß man somit zum Preis von einer, gewissermaßen zwei komplette Tristan-Aufnahmen erwirbt (sic!), und etwa die DVD an einen Bekannten weitergeben könnte. Dieser würde sich dann evtl. den Kauf der Aufnahme sparen. Wer über ein solches Sorround System verfügt (ich nicht) kann die Produktion dann wohl räumlich abgebildet hören. Das stelle ich mir bei Brangänes Wachgesängen und dem Lied des jungen Seemanns recht interessant vor.


    @ Spielmann
    Robert Dean Smith fand ich weit weniger eindrucksvoll als Nina Stemme und im dritten Akt bestenfalls larmoryant. Ich kenne ihn als Lohengrin und Parsifal seit Jahren aus der Deutschen Oper hier in Berlin. Aber mit dem Tristan tut er sich, wie so viele, bestimmt keinen Gefallen.


    Jürgen Kesting fand in seiner FAZ-Rezension der Aufnahme Nina Stemme auch nicht eben großartig. Aber, bei allem Respekt für Kesting, was heißt das schon? Ich genoß ihre Bayreuther Isolde ebenso, wie ihre Isolde auf einem Stockholmer Mitschnitt. Siehe dazu auch hier. Was für eine tolle Stimme. Ihre darstellerisch zwar recht blasse, stimmliche aber eindrucksvolle Elisabeth neben dem Tannhäuser Peter Seiferts habe ich hier in Berlin schon 2002 zu schätzen gelernt.


    Melde mich zu der aktuellen Produktion dann wieder, wenn ich weiß wovon ich spreche... :]


    Liebe Grüße


    Gino

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    Original von sagitt


    Jedenfalls hat er dadurch nicht wenige Aufnahmen gemacht, die seinen Ruf wirklich beschädigen können. Aufnahmen von Partien, die ihm nicht liegen oder zu Zeitpunkten, in denen er wirklich nicht gut bei Stimme war.


    Hallo sagitt,


    das ist leider wahr. Da findet sich eine Menge. Sein Heerrufer in Soltis Lohengrin ist ein Abgrund, ebenso wie sein Kurwenal im Kleiber-Tristan. :( Er war nie Hans Sachs, Macbeth, Falstaff oder Rigoletto. Seinen Anspruch ein Universalkünstler zu sein, konnte er nicht erfüllen und hat letztlich damit seinem Ruf eher geschadet als genützt. Dabei waren die Anlagen enorm. Diese weiche, helle und einst wirklich schön timbrierte Baritonstimme hätte, wäre sie in den Grenzen des Möglichen geblieben, eine der großen Stimmen des letzten Jahrhunderts sein können. Aber am Ende zählt nun einmal die Summe unter dem Strich. Und da gibt es zuviel lässliches, unausgegorenes und einfach schlechtes. Schade.


    Grüße


    Gino


    Warum wird Tchaikowskys 2. Klavierkonzert so selten gespielt? Es ist ein großer pianistischer Drahtseilakt mit tollen Melodien. Ich liebe es zuweilen mehr als das alles überstrahlende, populäre 1. Konzert. Pletnev ist in diesem Repertoire ideal und alles andere als beschränkt auf die mechanische Bewältigung der Anforderungen.


    Grüße


    Gino

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    Original von Michael_Flaschberger
    Ich werd mich Mitte bis Ende August wieder einschalten wenn ich eine Partitur greifbar hab, jetzt hats keinen Sinn aus der Erinnerung ( ist ja doch schon ein paar Jahre her das ich die Noten zuletzt in der Hand hatte ) hier weiterzudiskutieren, werd ich aber sicher.


    Hallo Michael,


    Ich hoffte aufgrund Deiner Äußerungen im „Was höre ich gerade“ – Thread und Deinem Threadbeitrag auf eine kleine Verifizierung Deines Urteils. Immerhin hast Du ja eine durchaus gelungene Norma-Plattenproduktion zur Hand. Genügt das nicht um Deine Überzeugung diese Musik hätte „wenig Gehalt“, die Arien seien „unpersönlich“ und könnten „eigentlich von jeder Rolle gesungen werden ohne das es musikalisch stören würde“ auszuführen? Wie bereits gesagt, respektiere ich jede abweichende Meinung, hätte nur gern ein bißschen genauer gewusst, woher sie rührt. Aber genug davon. ;)


    Zu einigen Einspielungen. Der „Steiger“ verzeichnet ansehnliche 34 Aufnahmen von denen einige Beachtung verdienen. Mit ganzen neun Aufnahmen (sic!) ist Maria Callas nicht nur die legendärste sondern auch die am besten dokumentierte Norma aller Zeiten. In meinen Augen kommt den beiden Mitschnitten aus 1955 (RAI Rom, Scala) besondere Bedeutung zu. Wohingegen mir die EMI-Aufnahme von 1954 als einzig Seligmachende oft überschätzt scheint, die Stereoproduktion von 1960 hingegen zu wenig Beachtung findet. Die Norma von Maria Callas zu rühmen, hieße Eulen nach Athen tragen. Falls Interesse an genauerer Untersuchung besteht, würde ich Sie in einem gesonderten Beitrag besprechen wollen. Hier sollen andere Interpretinnen gewürdigt werden, die zu unrecht in ihrem übergroßen Schatten stehen.



    Gina Cigna, Zinka Milanov


    1937 singen unter Victorio Guis Dirigat Gina Cigna, Ebe Stignani, Giovanni Breviario und Tancredi Pasero die erste komplette Produktion. Durchaus von Interesse wegen des großartigen Pasero (was für ein Timbre!) als Oroveso und der jungen, wie immer sopranigen Ebe Stignani. Gina Cigna ist den virtuosen Anforderungen Normas nicht gewachsen, singt dafür aber mit einer beneidenswerten, zuweilen veristischen, Ausdrucksenergie. Diese muß man trotz ihres Rufes als ausdrucksarme Sängerin mit tollen Pianissimi und schönem Timbre auch der Norma von Zinka Milanov an der MET 1954 attestieren. Neben ihr singt Cesare Siepi einen luxoriösen Oroveso.



    Anita Cerquetti


    Ganz großartig, und eine wirkliche Callas-Konkurenz, die Norma von Anita Cerquetti. Neben ihr singen 1958 in Rom Franco Corelli (in dieser Partie ein Gott), Giulio Neri (von je her einer meiner Favoriten) und Miriam Pirazzini. Die Cerquetti sprang hier kurzfristig für die Callas ein, die zwei Tage zuvor nach dem ersten Akt (in Anwesenheit des ital. Staatspräsidenten) die Vorstellung abbrechen musste (Melodram dokumentiert den ersten Akt). Mit der Cerquetti haben wir nun wirklich einen großen Spinto ohne stimmliche Grenzen und der nötigen Geläufigkeit. Das sie bei zentralen Stellen wie „Preghi alfine? Indegno, è tardi“ zugeknöpft bleibt und eine gewisse Gleichgültigkeit gegenüber dem dramatischen Kontext nicht verbergen kann, soll nicht verschwiegen werden. Aber was für eine Stimme!



    Shirley Verrett


    Von Interesse ist auch ein Norma-Mitschnitt von 1978 aus San Francisco wegen Shirley Verretts Norma. Wer das leicht negroide Timbre schätzt, wird belohnt mit einer auftrumpfenden, in der Höhe angespannten aber herrlich intensiven und in den Koloraturen sicheren Leistung der Sängerin. Viele hatten der Verrett damals von dieser Partie abgeraten und das vorzeitige Karriereende prophezeit. Dieser Mitschnitt zumindest gibt ihr Recht. In den weiteren Partien findet sich eine etwas mulschig-slawische Alexandrina Milchewa als Adalsgisa und ein etwas anämischer Nunzia Todisco als schwächlicher Pollione.


    Falls Interesse besteht, später weiter mit Sängerinnen wie Caballe, Scotto, Gencer, Bumbry oder Margaret Price.


    Herzliche Grüße


    Gino

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    Original von Richard
    bei mir kam reichlich Post!
    Wie immer gleich in den Player:



    Brahms VC


    Hallo Richard,


    was denkst Du über Ginette Neveu mit den beiden Konzerten? Es mag andere gelungene Aufnahmen geben, einige auf gleichem Niveau (Heifetz!), aber hat das Brahms VC jemals wieder jemand mit dieser Emphase, diesem Temperament, dieser Energie gespielt wie sie? Ich liebe Heifetz, aber bei Brahms hat sie für mich die Nase vorn, bei Sibelius ist sie gleichauf mit ihm. Ihr früher Tod ist ein Jammer…


    Falls Du es noch nicht hast, besorg Dir unbedingt noch den Mitschnitt des Brahms VC vom Mai 1948 aus Hamburg unter Schmidt-Isserstedt. Unglaublich.



    Grüße


    Gino

    Zitat

    Original von Pius


    Ist es denn "statthaft" (es ist allerdings - leider - die Regel), "nur" Faust I zu kennen und über den zweiten Teil gar nichts zu wissen?


    Hallo,


    zu Beginn, ich liebe Faust I mehr als alle anderen Dramen der deutschen Literatur (neben den meisten Schiller-Dramen natürlich). Seit Jahren lesen ich hin und wieder darin, und kann langsam ganze Szenen sicher rezitieren. :yes: Ähnliches kann ich von Faust II nicht behaupten. Sicher kenne ich Faust II, schätzte ihn aber mehr, als ich ihn liebe. Ich denke "statthaft" ist es für einen jungen Menschen ganz sicher Faust II nicht zu kennen. Die großen Fragenkomplexe werden alle bereits in Faust I aufgeworfen. So z.B., was mich beim ersten Lesen mit 15 wohl am meisten bewegt hat, der Widerstreit zwischen intellektueller und sinnlicher Existenz.


    Aufführungspraxis hin oder her, mir graut es vor Verwerfungen ganzer Szenen. Wenn man Auerbachs Keller streicht, wird nicht deutlich, dass Mephistos Versuch einer banalen Befriedigung von Fausts Verlangen scheitert, scheitern muß. Einen Erkenntnisgewinn kann Faust aus diesem „Ausflug“ nicht beziehen, er bleibt die ganze Zeit unbeteiligt. Den inneren Monolog Gretchens in ihrer Stube finde ich ebenso unverzichtbar, wobei mir ebenfalls beim Lesen immer wieder Schuberts Vertonung durch den Kopf geht. Und der Brunnen? Nun, Gretchens Erkenntnis ihrer eigenen „Sünde“ ist doch so großartig gedichtet, dass darauf zu verzichten eine Sünde wäre, die Gretchens Sünde weit überträfe. ;)


    Und segnet’ mich und tat so groß,
    Und bin nun selbst der Sünde bloß!
    Doch – alles was dazu mich trieb,
    Gott! War so gut, ach war so lieb!


    Außerdem erweist sich hier, was Gretchen von ihrer Umwelt zu erwarten hat: Soziale Isolation.


    Wie dem auch sei, für mich ist Faust I ein Universum, nie gänzlich zu ergründen und mit immer wieder neuen, großartigen Erkenntnissen ausgestattet. Alle zu erfassen bedraf vielleicht sogar die Dauer eines Menschlebens.


    Liebe Grüße


    Gino

    Zitat

    Original von GiselherHH


    P.S.: @Gino Der Bayreuther Holländer lohnt sich nicht sonderlich - angestrengte Durchschnittsstimmen mühen sich mehr schlecht als recht mit Wagners hohen vokalen Anforderungen. Für eine Gestaltung der Rollen bleibt da kein Raum mehr... Da ist die gerade beim US-Sender WICR - Link bei http://www.operacast.com - laufende Tristan-Aufführung aus Paris (Salonen; Heppner, Meier, Naef, Selig) heute Abend die bessere Wagner-Wahl!


    Hallo GiselherHH,


    vielen Dank für den Tristan-Tip! Läuft schon! :yes:
    Der Holländer war ja wirklich grausam....


    Grüße


    Gino

    Im Radio auf Deutschlandradio Kultur:


    Bayreuther Festspiele
    Aufzeichnung vom 27.7.05


    Richard Wagner
    Der fliegende Holländer


    Jaakko Ryhänen - Daland
    Adrienne Dugger - Senta
    Endrik Wottrich - Erik
    Uta Priew - Mary
    Norbert Ernst - Steuermann
    Jukka Rasilainen - Holländer
    Chor und Orchester der Bayreuther Festspiele
    Leitung: Marc Albrecht

    Zitat

    Original von BigBerlinBear


    Also als schmerzvoll würde ich op. 85 NICHT bezeichnen, wahr ist sicher, daß ein resignierender Ton das ganze Werk, auch in seinen schnelleren
    Passagen, "dunkel" einfärbt, aber andrerseits hat das typisch "elegische" bei Elgar auch viel Tröstung zu vergeben.


    ?( ?( ?(


    Hallo BBB,


    ich verstehe ehrlich gesagt Deine Begründung warum Elgars Op. 85 keine schmerzvolle Musik sein soll, nicht ganz. Wo liegt jetzt der unmittelbare Kausalzusammenhang zwischen dem typisch "elegischen" bei Elgar (unzweifelhaft!) und einer "Tröstung" die Du durch seine Musik empfängst? Eine Elegie ist im griechischen Sinne des Terminus ein Klagelied. Ein solches setzt wohl unmittelbar eine Schmerzenserfahrung voraus.


    Deiner Argumentation zufolge dürfte der Thread allerdings nicht "Schmerzvolle Musik" heißen, sondern "Trostlose Musik". Bei den vorgenannten Beispielen wie Parsifal oder Paminas "Ach ich fühl's" ist die Tröstung von der Du sprichst durchaus Bestandteil des Prozesses, was diese Musik jedoch nicht weniger schmerzvoll macht.


    Am Rande: Wenn für Dich der Adagio-Teil des Kopfsatzes oder der 3. Satz von Op. 85 bestenfalls einen "resignierenden Ton" aufweist, interessiert mich brennend was für Dich wirklich schmerzvolle Musik ist.


    Liebe Grüße


    Gino

    Hallo GiselherHH,


    wie hast Du nur zwischen den Zeilen herauslesen können, daß Birgit Nilsson nicht meine erste Wahl ist? Wollte das nicht so klar formulieren um mich nicht bei allen anderen Wagnerfreunden von Anbeginn ins Abseits zu manövrieren. ;)
    Meine Probleme mit Frau Nilsson müßte ich vielleicht gesondert darlegen. Aber natürlich ist ihr Sopran eine absolute Ausnahmeerscheinung. Sie hätte aber, so finde ich, viel mehr aus ihren wirklich begnadeten Anlagen machen können. Für mich klingt sie immer nach Nilsson, selten nach Isolde oder Brünnhilde und schon gar nicht nach Elisabeth oder Venus. Sicher davon ausgenommen ist ihr wirklich tief empfundenes Isoldenportrait in dem legendären 66' Böhm-Mittschnitt. Unter Solti klingt sie mir aber wieder viel zu pauschal. Absurderweise gefällt sie mir, die der Inbegriff des Wagnersoprans ist, in einer Verdipartie am besten. Als Lady Macbeth! Ihr zuweilen schneidender Ton wird hier zum charakterisierenden Moment.




    Ludmila Dvoráková - links: Ortrud, Bayreuth 1968; rechts: Portrait


    Zu Ludmila Dvoráková: Nun, tatsächlich ist ihr Diktion etwas verwaschen, ihre Vokale leicht denaturalisiert. Das zieht sich leider durch alle ihr Tondokumente. Aber wie Du schon sagst, die Qualitäten ihrer Stimme sind ausnehmend. Es ist natürlich keine musikalische Kategorie, aber sieht sie nicht auch umwerfend aus (s.o.)? Ich denke, sie muß sehr glaubwürdig als Isolde gewirkt haben.


    Schön das du den Bayreuther Lohengrin mit ihr besitzt (ich kaufte in übrigens gleich nach Erscheinen bei "Da Caruso" links neben der Wiener Staatsoper). Ich kann mir nicht helfen, aber King ist mir einfach zu robust und auch im Abschied noch vielzusehr der diesseitigen Welt verhaftet.



    Roberta Knie - Brünnhilde, Bayreuth 1974


    Roberta Knie würde ich Gwyneth Jones auch deutlich vorziehen. Ihre große Karriere dauerte leider nur allzu kurz. Sie begann 1974 (Bühnendebüt 1964) mit ihrem äußerst kurzfristigen Einspringen in Bayreuth als Brünnhilde und endete schon 1982 nach einer Salome in Barcelona. Eine Stimmbanderkrankung aus dem Jahr zuvor muß wohl die Ursache gewesen sein. Ich hörte sie einmal als Isolde in einem kompletten Tristan (CBC), was ich als sehr beachtlich in Erinnerung habe.


    Danke für den überraschenden Hinweis auf Claude Heater. Also kann man wohl doch nicht behaupten er sei keinem größeren Publikum bekannt. :D


    Herzliche Grüße


    Gino