Technisch übertifft den großen Schnabel im B-Dur Konzert heute vielleicht jeder mittelmäßige Hochschulabsolvent, interpretatorisch sieht es dann aber düster aus...
Beiträge von Gino_Poosch
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Zum Abschluß höre ich:
@ Richard: Das ist ja ein nettes Programm! Habe ich noch nicht, dürfte also bald fällig sein.
@ ThomasBernhard:
Die Moral ist immer die letzte Zuflucht der Leute, die die Schönheit nicht begreifen. Oscar WildeGute Nacht
Gino
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Original von Richard
Nein,
aber mir war irgendwie der Name aus dem Forum her ein Begriff.
Lag in der Schublade: Cellisten positivAch so!
Da gehört er auch hin...
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Original von Richard
Wurde Truls Mork nicht schonmal hier positiv "besprochen" ?
Meine im Zusammenhang mit GriegHallo Richard,
das könnte sein.
Morks Brillianz und impulsive Hingabe sind in Griegs Cellosonate einfach traumhaft. Habe diese Musik vorher nie so gehört. Ich habe auch Hadyns C-Dur und D-Dur Cellokonzert mit ihm. Halte ihn für einen der ganz großen heutzutage.
Weil Du so iritiert fragst, hast Du andere Erfahrungen mit ihm?
Grüße
Gino -
Hallo,
weil ich es gerade höre. Es war bei mir schon vor Jahren Liebe auf den ersten Blick (oder beim ersten hören):
Edward Elgar
Cellokonzert e-moll Op. 85Sein letztes großes Werk. 1919 uraufgeführt.
Wenn das keine schmerzvolle Musik ist, fällt mir nichts mehr ein.
Grüße
Gino
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Wundervoll. Der Elgar... Das Britten-Werk ist leider viel zu unbekannt und unterschätzt! Aber was täten die Engländer nur, hätten sie nicht Purcell, Elgar und Britten? Denn Händel gehört schliesslich uns!
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Hierraus: Schubert D960 und D 575. Ich glaube das Richters Schubert gemeinhin unterschätzt wird. Kempff ist auch nicht allein seligmachend. Man muß nur Richters Wanderer-Fantasie hören...
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Original von pianoflo
Im Vergleich halte ich aber die Jochum-Einspielung (25 Euro bei Emi Budget Box Series und angeblich auch jetzt bei Brilliant) für ein weitaus besseres Schnäppchen.Hallo Flo,
habe ich das richtig verstanden? Soll es die Jochum-Bruckner Einspielungen bald bei Brilliant geben? Das interessiert mich sehr...
Grüße aus Berlin
Gino
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Der Live-Mitschnitt aus Wien 1989. Großartig. Momentan läuft eines meiner Lieblinge: Nr. 15/ a-moll/ Op.132.
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Original von Richard
Berg begeistert mich einfach nicht mit seinem VC:Wirklich nicht? Ich liebe es so sehr! Jedem der nichts von Zwölftonmusik hält, schlage ich vor dieses tief traurige und bewegende Werk zu hören. Zugeben - es steht fast in g-moll.
Allein die vielen Zitate machen doch wirklich spaß. So zitiert Berg, wenn ich mich nicht täusche (habe jetzt keine Zeit nachzuhören), u.a. aus Bachs Kantate "O Ewigkeit, du Donnerwort" (hieraus den Choral "Es ist genug"). -
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Hallo,
Nina Stemme hat mich tatsächlich nicht enttäuscht und verdient an diesem Abend das größte Lob. Was für eine tolle, in jeder Lage ausgeglichene, gut fokussierte Sopranstimme. Im zweiten Akt lieferte sie zwei absolut sichere c in alto. Im dritten einen wirklich bewegenden Liebestod. Von dieser Sängerin wird noch viel Interessantes zu hören sein, da bin ich sicher.
Robert Dean Smith' allzu leichtgewichtiger Tristan konnte im zweiten Akt mit seiner leichten baritonalen Grundierung und schönen lyrischen Momenten noch überzeugen, mußte im dritten aber vor den überlebensgroßen Anforderungen seiner Partie kapitulieren. Bald schon klang er heiser und gequält. In einigen Momenten entgleist ihm die Stimme ("Heia, mein Blut! Lustig nun fließe!"), sein "Isolde kommt, Isolde naht" droht in den Orchesterwogen unterzugehen. Sehr schön hingegen wieder in zurückgenommenen Phrasen wie: "da er mich zeugt und starb, sie sterbend mich gebar". Leider ermangelt es seinem Porträt auch noch an der nötigen Durchdringung, wobei dies bei einem Rollendebüt entschuldbar sein kann. Leider eine unvollständige Leistung, bestenfalls mit Option in die Zukunft.
Der Prachtbaß von Kwangchul Youn machte als Marke mit einer bewegenden Klage große Freude und konnte bei mir so jeden Vorbehalt gegen seine nicht eben bühnentaugliche Physis (er ist sehr klein, trägt daher oft lächerliche Riesenabsätzte) gänzlich ausräumen.
Der Kurwenal von Andreas Schmidt ist leider nicht anders als mit "desolat" zu bezeichnen. Der von mir früher hochgeschätzte Sänger scheint nun gänzlich Prachttimbre und Stimme verloren zu haben. Der Bariton wird jetzt von einem ausuferndem, tremulösen Vibrato gespeist und schwingt zuweilen nicht einmal mehr ein (pikanterweise z.B. bei "Ha, diese Stimme, seine Stimme"). Es ist ein Jammer.
Petra Lang komplettiert mit großem Mezzo-Ton und engagiertem Gesang.
Der zweite und dritte Akt gelingt Eiji Oue besser als der erste. Er bevorzugt schnelle Tempi (jeder Akt gute 70 min) und zuweilen ärgerlich überdehnte Generalpausen (z.B. vor "ich bins, ich bins, süßester Freund") hinterlassen einen mittelmäßigen Eindruck.
Wenn ich jetzt noch das eine oder andere Bild dieser Inszenierung sehe, bleibt für mich (leider!!!) unter dem Strich nicht viel mehr, als eine großartige und intensive Nina Stemme.
Viele Grüße
Gino
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Hallo,
nun, "schrill und fast schreiend" finde ich Frau Stemme nun wirklich nicht. Natürlich verfügt sie nicht über einen hochdramatischen Sopran und vielleicht sind die kontemplativen Momente auch eher ihre Sache. Aber ich schätze an ihr gerade das "Metall" was in den dramatischeren Passagen ihrer Partie erst richtig zu Geltung kommt. Das kann sich dann schonmal als Anstrengung vermitteln. Ich nenne das (vielleicht euphemistisch) einen "brennenden Ton". Und das liebe ich. Aber das ist wirklich Geschmacksache...
Hier ein in der Tat nichts gutes verheißendes Bild: :angry:
Liebe Grüße
Gino
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Hallo,
hörte gerade den 1. Akt der Radioübertragung der Tristan-Premiere aus Bayreuth.
Mein Eindruck ist zwiespältig.
Äußerst irritiert war ich von dem furchtbar durchgehetzten, reizlosem Vorspiel unter dem Dirigat von Eiji Oue. Dieser scheint mir ohnehin kein Gewinn. Auf der einen Seite holpert er in so rasantem Tempo durch die Partitur das Robert Dean Smith bei "Wo dort die grünen Fluren dem Blick noch blau sich färben" fast schmeißt und total rauskommt, auf der anderen Seite produziert er peinlich manierierte Generalpausen, so z.B. bei Isoldes "Doch was er schwur, das schwur ich nicht | zu schweigen hatt' ich gelernt".
Erwartungsgemäß die zweite Enttäuschung ist der Kurwenal von Andreas Schmidt. Der Sänger, den ich hier in Berlin in nahezu allen seinen Partien gehört habe, hat sich mit Heerrufer, Kurwenal und Faninal schon vor Jahren verhoben und damit seinen großen Leistungen (Figaro-Graf!) ein jähes Ende gesetzt. Was für ein toller Liedsänger war er doch.
Nina Stemme hingegen erfüllt als Isolde (bisher) alle meine Erwartungen. Vielleicht etwas weniger engagiert als in meinem Stockholmer Mitschnitt, überzeugt sie mit prägnanter Artikulation, ihrer schönen Höhe ("mit ihr gab er es preis!") und wirklichem Wissen um das was sie singt. Herrlich bei "Er sah mir in die Augen"
Robert Dean Smith kann als Tristan (bis jetzt?!?) mit dem schönen Timbre seines noch recht lyrischen (!) Tenors gefallen. Ihm steht seine Probe noch bevor.
Petra Lang ist mit dunklem Mezzo sehr zufriedenstellend (trotzdem sie anfangs etwas zu tief war ).Was denkt Ihr bisher?
Nachher weiter...
Liebe Grüße
Gino
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Immer wieder neu, groß und unerwartet...
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Mit ihrem ungezügelten Temprament übertrifft Ginette Neveu im Brahms-Konzert für mich sogar Heifetz. Eine der größten Aufnahmen überhaupt.
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Hallo,
ich besitzte auch die eine oder andere Brilliant Aufnahme. Mit in der Tat differierenden Leistungen.
Kann evtl. jemand etwas über die Qualiät der Sibeliussinfonien mit Sanderling sagen? Das BSO ist ja durchaus ein renomierter Klangkörper. Ich habe vor, sie mir bei diesem Preis zuzulegen. Es sei denn, es gäbe einschneidende Argumente dagegen!
Außerdem interessiert mich Eure Einschätzung der Brahms Kammermusik-Box.
Was haltet ihr von beiden Titeln?
Vielen Dank
Liebe Grüße
Gino
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Das Cover ist irreführend. Höre gerade Brahms' großartiges Klavierquartett in g-moll op. 25.
Und muß einmal mehr feststellen, daß mir die oft herbe Kritik an Murray Perahias Spiel nicht einleuchten will. Er inszeniert nun einmal weder sich noch die Musik die er spielt. Sein Ansatz ist im besten Sinne "klassisch" und vielleicht im schlimmsten Falle zu sehr auf Ebenmaß bedacht. Er ist eben kein Pyromane! Das er kein S. Richter ist, scheint mir angesichts Richters Genie nun wirklich nicht von Nachteil.
Grüße
Gino
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Hallo Michael,
jetzt bist Du mir ja mit dem von mir angekündigten Norma-Thread zuvorgekommen. Trotzdem will ich einige kleine Anmerkungen zum Werk und seiner Rezeption machen. Sowie später gesondert die eine oder andere Aufnahme besprechen bzw. empfehlen. Denn – soviel sei schon zu Beginn entgegen der weitverbreiteten Meinung festgestellt - es muß nicht immer Maria Callas sein.
Bellini komponierte die Partie der Norma für Giuditta Pasta einem typischen Soprano drammatico d’agilità. Einer Stimme also, die neben großer Agilität und Koloraturfähigkeit auch durch eine dramatische Fundamentierung gekennzeichnet sein muß. Maria Malibran, Jenny Lind, Lilli Lehman und zuletzt Maria Callas haben sich dadurch hervorgetan. Joan Sutherland und in jüngster Zeit Edita Gruberova konnten dieser Forderung nicht, oder nur marginal, gerecht werden.
„Norma“ mit den Opern des jungen Verdi in Verbindung zu bringen, hieße Äpfel mit Birnen zu vergleichen. In seinen frühen Opern hat Verdi die Koloratur selten als Ausdrucksmoment-, eine Arie so gut wie nie als Affektbündelung, verstanden. Vokale Exponierung war das Ziel. Primadonnenfutter – ohne Rücksicht auf dramatische Wahrhaftigkeit. Nichts davon in „Norma“.
Selbst eine auf den ersten Blick konventionell erscheinende Arie wie Polliones „Meco all’altar di Venere“ erweist sich bei genauerem Hinsehen als eindrucksvoll montiertes Exempel changierender Emotionen. Trotz des banalen Aufbaus als dreiteilige Liedform mit Moll-Mittelteil, ist die Wirkung frappierend. Pollione ist traumversunken in Rom mit Adalgisa vor dem Traualtar, als plötzlich ein Schattenbild ruft „Norma così fa scempio d’amante traditor!“ („So quält Norma den Liebesverräter“). In Analogie zu Tannhäusers Bericht der Worte des Papstes in der Romerzählung, rezitiert Pollione Normas Fluch auf exponierter und gleichbleibender Tonhöhe. Alles in allem, ein Paradebeispiel für musikalische Charakterisierung. Besonders eindrucksvoll die Wirkung des Schlusses mit seinem verminderten Septakkord.
Der dramtische und gleichsam musikalische Höhepunkt ist für mich jedoch unzweifelhaft Normas letzte Konfrontation mit Pollione („In mia man“) vor dem großen Finale. Pollione wirkt durch den fehlenden motivischen Bezug und die wenigen Einwürfe isoliert und wird endgültig in seiner Inferiorposition bestätigt. Normas Ambitus reicht hier vom tiefen C zwei Oktaven in die Höhe. Die Sechzehntel von „Tutti i Romani, a cento a cento, fian mietuti“ verleihen dem Terminus der dramatischen Koloratur eine neue Dimension.
Ich halte es keineswegs für anmaßend zu behaupten, dass man Bellinis in „Norma“ perfektionierte Methode der „ekstatischen Melodieführung“, noch in der einen oder anderen Sequenz von „Tristan und Isolde“ nachhallen hört. Nachzuweisen z.B. anhand des e-moll Ariosos Normas im Finale, in dem sie ihren Vater bittet für ihre Kinder Sorge zu tragen.
Wolfgang Schreiber erklärt richtigerweise:
„Wir hören eine zweitaktige, von den Holzbläsern intonierte, dreimal – schließlich von den Violinen unterstützt – wiederholte Phrase, der sich Norma und Oroveso wechselnd anschließen. Nach diesem Pianissimo-Einsatz wird ein punktiertes Motiv im Orchester in Halbtonschritten hochgeschraubt. Es bricht ab, wird aufs neue angesetzt und höhergetrieben, bis schließlich nach immer neuen Stauungen und Auflösungen, in denen Konsonanzen fast nur als Durchgangsnoten in knappen Werten oder auf schwachen Takteilen erscheinen, ein alles verklärender E-dur-Akkord erreicht wird: Norma und Pollione singen wie mit einer Stimme, und auch das Orchester spielt unisono. Ein leichtes Absinken der Dynamik in zwei Takten leitet zur Wiederholung über."
Die entstehende Steigerung des Auf- und Abwallens führt und direkt und ohne Umwege zum Tristan.
Richard Wagner erkannte die größe dieses Werkes, im Gegensatz zum Uraufführungspublikum, schon sehr früh („einfach grandios“). 1837 schrieb er nach einer Aufführung in Königsberg eine Rezension gegen jene, „die auch hierin wieder nun den gewöhnlichen italienischen Klingklar hören wollen“ und kannte kein anderes „in seiner Art durchgeführtes Seelengemälde als das dieser wilden gallischen Seherin, die wir alle Phasen der Leidenschaft bis zu Resignation des Heldentodes durchdringen sehen“.
Wagner weiter:
In dieser Oper hat sich Bellini entschieden auf die größte Höhe seines Talentes geschwungen, u. sie ist in diesen Tagen der romantischen Extravaganzen u. Ueberreitzungen in sogenannten pikanten musikalischen Genüssen jedenfalls eine Erscheinung, die gar nicht genug zu würdigen ist. Die Handlung, die aller Theatercoups u. blendender Effekte entbehrt, erinnert unwillkürlich an die Haltung der griechischen Tragödie, u. vielleicht möchte Schiller's Einsicht, die er in der Vorrede zu seiner Braut von Messina aussprach, daß er von der Oper Alles für die Wiedererscheinung der antiken Tragödie auf unsrer Bühne gehofft habe, durch eine Anhörung dieser Norma wieder neue Nahrung erhalten haben.
Nicht minder angetan zeigte sich auch der große Arthur Schopenhauer in seinem Hauptwerk "Die Welt als Wille und Vorstellung":
"Hier sei es erwähnt, daß selten die ächt tragische Wirkung der Katastrophe, also die durch sie herbeigeführte Resignation und Geisteserhebung der Helden, so rein motivirt und deutlich ausgesprochen hervortritt, wie in der Oper Norma, wo sie eintritt in dem Duett „Qual cor tradisti, qual cor perdesti", in welchem die Umwendung des Willens durch die plötzlich eintretende Ruhe der Musik deutlich bezeichnet wird. Ueberhaupt ist dieses Stück, - ganz abgesehn von seiner vortrefflichen Musik, wie auch andererseits von der Diktion, welche nur die eines Operntextes seyn darf, - und allein seinen Motiven und seiner innern Oekonomie nach betrachtet, ein höchst vollkommenes Trauerspiel, ein wahres Muster tragischer Anlage der Motive, tragischer Fortschreitung der Handlung und tragischer Entwickelung, zusammt der über die Welt erhebenden Wirkung dieser auf die Gesinnung der Helden, welche dann auch auf den Zuschauer übergeht: ja, die hier erreichte Wirkung ist um so unverfänglicher und für das wahre Wesen des Trauerspiels bezeichnender, als keine Christen, noch Christliche Gesinnungen darin vorkommen."
Alles in allem erscheint mit also der Vorwurf der mangelnden „musikalischen Charakterisierung“ und „Personenbildung“ geradezu absurd. Der Charakter der Norma steht in ihrer Vielschichtigkeit und ihren differierenden Emotionen und Abhängigkeiten in direkter Verwandtschaft mit Niobe, Medea oder Kassandra.
Über Rezeption und Plattenproduktionen des Werkes, später weiter.
Liebe Grüße
Gino
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Hallo Michael,
ich respektiere Deine Bedenken bzgl. dieser Musik. Du magst mit Deinen Vorwürfen in Richtung des frühen Verdi mit unter Recht haben. Sicher kann man auch die eine oder andere Bellini-Oper in dieser Hinsicht kritisieren. Aber gerade an "Norma" muß dieser Vorwurf abprallen. Hier ist vieles neu und bis dato nie dagewesen. Sicher, einges auch wieder konventionell. Mit reiner Virtuosität ist dieser Rolle nun einmal bestimmt nicht beizukommen. Joan Sutherland hat dies erfolglos versucht. Bellinis Musik ist geprägt von einem unbedingten Willen zur Wahrheit, zur Expression der selbigen. Selbst Richard Wagner, sicher kein Verfechter von virtuoser Sängermusik hat dies erkannt. Von "wenig Gehalt" also (wenn man richtig hinhört) keine Spur.
Ich würde soviel schreiben wollen, nur scheint mir dieser Thread ungeeignet dafür. Aber wie ich sehe, gibt es noch keinen "Norma"-Thread. Ich werde mich darum in den nächsten Tagen kümmern...
Übrigens: Der Oroveso Deiner Norma-Aufnahme ist Nicola Rossi-Lemeni, einer der bedeutensten Vertreter des basso cantate seiner Zeit.
Ich hoffe wir diskutieren dann im Norma-Thread kontrovers weiter...
Liebe Grüße aus Berlin
Gino
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@ Michael_Flaschberger
Was stört Dich an "Norma"? Bzw. wie schätzt Du diese Musik ein?
Grüße
Gino
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Zitat
Original von sebastian
ein weiterer beweis für den untergang der abendländischen kultur (etwas pauschalisiert, aber ich denke, dass man das schon so sehen kann)Hallo Sebastian,
nun, wenn es um Kulturpessimismus geht, bin ich auch immer schnell dabei...
Aber Flüstern und Klatschen während eines Konzertes, so furchtbar es sein mag, als Indikator für unseren abendländischen Untergang herzunehmen, scheint mir doch unhaltbar.
Wenn ich ehrlich bin, habe ich in den letzten Jahren unzählige schlechte und daher gähnend langweilige Konzerte und Opernaufführungen erlebt, wo es mir alles andere als leicht fiel mich zu konzentrieren (hier haben wir ihn wieder, den Kulturpessimismus). Aber ich gehe dann halt vorzeitig.
Liebe Grüße
Gino
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Schlichtweg SENSATIONELL! Für mich eine der großen CD-Neuerscheinungen der letzten Jahre. Großartig erfüllter Gesang. Und was für ein Timbre...
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Ludmila Dvoráková
Ludmila Dvorakova war über 20 Jahre der führende hochdramatische Sopran der Berliner Lindenoper und läßt noch heute bei Nennung ihres Namens einige Melomanen ins schwärmen geraten. Man schätzte ihr ausdrucksvolles Spiel ebenso wie die dunkle, pastose Stimme unverwechselbaren Timbres von großer Musikalität und Stilempfinden. Seit Mitte der 60er auch in Bayreuth in ihren Paradepartien gefeiert (nicht jedoch mit der Isolde), verhindern lediglich ihre schmalen akustischen Hinterlassenschaften den Fortbestand ihres Erbes bei den jüngeren Enthusiasten und lassen vielmehr die hierdurch unendlich begünstigte Birgit Nilsson - sicher nicht immer gerechtfertigt - als hehres Ideal des Wagnergesangs dieser Zeit erscheinen. Allenfalls als Gutrune im Böhm-Ring ein Begriff, beginnen nun (wie schon mit der Schröder-Feinen geschehen) kleine aber wichtige Label diese große Sängerdarstellerin der Vergessenheit zu entreißen. Ihre Bayreuther Venus von 1966 (neben Thomas, Rysanek) ist neuerlich bei „Golden Melodram“ erschienen, ebenso wie ihre Ortrud aus 1968 neben dem zuverlässigen aber unerträglich groben Lohengrin James Kings. Bei „Ars Vivendi“ gab es (jetzt wohl bei "Berlin Classics") Lohengrin-Szenen unter Suitner zu bestaunen, wobei hier leider nur der Ortrud-Telramund Dialog dokumentiert ist. Schostakowitschs Katerina kann mit etwas Glück ebenso ausgegraben werden wie ihre Don Carlos-Elisabetta. In meine Hände geriet kürzlich auch ihre Ariadne neben Jess Thomas und Janis Martin aus San Francisco.
In Sammlerkreisen tauchen in der letzten Zeit vermehrt Kopien von nie zu CD-Ehren gekommenen Prager „Wagner-Szenen“ aus 1967 auf. Grund genug, den Ruhm der Sängerin anhand dieses repräsentativen Albums zu überprüfen.Das Programm beginnt mit einer herrlich elegischen „Allmächtgen Jungfrau“ die alle Meriten der Stimme vergegenwärtigt. Ihre Elisabeth, die sie nie auf der Bühne kreierte ist wahrlich „rein und engelgleich“. Sie profitiert hier gleichermaßen vom resonanten tiefen Register wie von der oben glanzvoll aufblühenden Stimme. Diese wird mit prachtvollem Legato geführt das nur durch die etwas unstete Atmung in seiner Wirkung beeinträchtigt wird.
Isoldes Erzählung aus dem 1. Akt wird mit viel Aplomp jedoch ohne falsche Hysterie vorgetragen. Einen Höhepunkt der Zusammenstellung bietet ohne Zweifel Isoldes Liebestod als Musterbeispiel für erfüllten Wagnergesang. Der Autor steht nicht an diesen Vergleich zu ziehen, doch meint er das lediglich Jessye Norman ’87 unter Karajan der Sängerin an Opulenz des Tones beikommen kann und sie nur durch die Mödl ’52 an Intensität übertroffen wird. Die Dvoráková schließt mit einem wahrlich himmlischen fis und macht hiermit die Probleme mit dem Idiom vollends vergessen.
Sieglindes „Der Männer Sippe“, wenn auch geringfügig intonationsgetrübt harmoniert hervorragend mit der schattigen Mittellage.
Sehr nobel kann sie als Brünnhilde mit „Ewig war, ewig bin ich“ für sich einnehmen. Wir hören einen makellos gebildeten Triller genauso wie ein trompetenhaftes c‘‘‘. Eine letzte Bestätigung – wenn sie denn nötig wäre – liefert schließlich „Starke Scheite“. Feinste dynamische Nuancen gehen mit glanzvoll modulierten Phrasen („Ruhe, ruhe du Gott!“) und viel potentem Höhenstrahl einher. Die Dvoráková ist hier weit entfernt vom matronenhaften Ausdruck und doch sehr feminin in ihrer bedingungslosen Hingabe, die das Ende für den Hörer so unausweichlich erscheinen läßt wie selten zuvor.
Ihr Ehemann Rudolf Vasata unterstützt das Gelingen nach Kräften und musiziert mit dem Orchester des Nationaltheaters Prag einen zupackenden wenn auch nicht immer präzisen Wagner. Die Qualität der Überspielung ist von einigem Knistern abgesehen mehr als zufriedenstellend.„Keine wie sie“ möchte man also mit Wagner ausrufen. So bleibt am Ende diese Erlebnisses nur ein Wunsch: Man begehrt mehr hören zu wollen von dieser außergewöhnlichen Sängerin, die ohne Zweifel eine der reichsten und klangvollsten dramatischen Sopranstimmen dieser Jahre besaß. Wir erleben Expressivität die ihre Wirkung einzig aus musikalischer Intelligenz bezieht und hierdurch jegliche außermusikalische Bemühungen negiert. Eine große Stimme, eine Künstlerin ersten Ranges.
Wer kennt und schätzt sie? Was denkt Ihr über sie?
Grüße
Gino
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Liebe Wagnerfreunde,
Nachdem wir nun durchaus ertragreich dem einen oder anderen wenig beachteten Wagnertenor zu neuen Ehren verholfen haben, würde ich den Blick gerne in Richtung Sopran wenden. Wobei hier nicht nur der hochdramatische Sopran zur Geltung kommen soll.
Birgit Nilsson gilt vielen heute als die einzige wirklich Exponentin ihres Faches. Namen wie Rita Hunter oder Amy Shuard finden in diesem Zusammenhang selten Erwähnung. Auch im jugendlich-dramatischen Fach bzw. lyrischen Fach werden einige Stimmen sicher zu unrecht allzu selten genannt. Was ist mit Margarete Bäumer, Ingrid Bjoner, Grè Brouwenstijn, Hildegard Hillebrecht oder Trude Eipperle (wie viele ließen sich noch nennen..)?
Wieder will ich den Anfang machen. Mein erster Vorschlag: Ludmila Dvoráková
Ist für euch Birgit Nilsson die einzig seligmachende Wagnersängerin, oder seht ihr Alternativen die ihr durchaus das Wasser reichen können?
Herzliche Grüße aus Berlin
Gino
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Hallo,
im Falle einer Erkältung erlege ich mir was Konzert- oder Opernbesuche betrifft, so schwer es auch fällt, strengste Zurüchhaltung auf.
So wollte ich einmal (ich glaube es war 2001) unbedingt in die Premiere der "Ägyptischen Helena" an der Deutschen Oper Berlin mit der von mir geschätzten Deborah Voigt unter Christian Thielmanns Dirigat. Trotz Karte für die erste Reihe (!!!) bin ich schweren Herzens wegen meines Hustens zuhause geblieben, um die anderen in ihrem Kunstgenuß nicht zu beeinträchtigen. :angry:
Ich finde soviel Verantwortung und Respekt gegenüber den Künstlern und dem Rest des Publikums muß man erwarten können. Aus einem Opernhaus darf kein Krankenhaus werden...
Liebe Grüße
Gino