Hallo,
Bei mir gibt es eigentlich keinen Komponisten dessen Werke ich ausnahmslos alle liebe. Wie Audiamus schrieb waren auch die größten Meister im Endeffekt nur Menschen nur macht dann wahrscheinlich der Unterschied zwischen den Besten und den "nicht ganz so Guten" halt eben aus das Erstere in ihren Werken viel seltener gemenschelt,
öfters auf höchstem Niveau komponiert haben.
Man findet hin- und wieder Juwelen und Meisterwerke bei Komponisten bei denen man zuvor nicht mal von ihrer Existenz wußte, forscht man aber weiter in ihrem Repertoire macht sich oft Langeweile breit bzw. findet erst nach längerem, intensiven stöbern irgendetwas das einem sofort anspricht.
Bei den Größten ist das glücklicherweise aufgrund einer Kombination von besonders viel angeeignetem Wissen und einer außerordentlichen Veranlagung weniger der Fall aber doch finde ich bei ihnen mehr oder weniger Werke wo ich persönlich irgendwie das Gefühl bekomme das hier nicht auf gewohnt hohem Level komponiert wurde - das kann verschiedenste Gründe haben (unter Zeitdruck, nicht in der richtigen Stimmung, ungeliebtes Auftragswerk, Jugendwerk noch nicht auf der Höhe seines Schaffens,...) aber es macht mir diese Komponisten auch irgendwie gerade wegen diesen "Ausfällen" sympathischer, näher,... und ich kann ihre Meisterwerke deswegen umso mehr schätzen da es einem umso mehr bewußt wird das es sich bei ihnen nicht um automatisierte, prefekt eingestellte "Komponierroboter" gehandelt hat (also irgendwelche Übermenschen denen alles nur so leicht von der Hand geht) und sie oftmals ihre Meisterwerke sehr mühsam abringen mußten was umso mehr meinen Respekt zollt.
Aber wenn ich so überlege ist die Anzahl der schwächeren Werke bei zB Mozart,Schubert,Bach,Beethoven,...äußerst gering und selbst dann muß man wie oben erwähnt die Umstände der Enstehung bedenken.
Ich würde jetzt zB nicht zwangsläufig Mozart seine Jugendwerke wie seine Sinfonien als Schwachpunkte bezeichnen. Ich finde sie zwar in Relation zu seinen Spätwerken nicht besonders aber wenn ich mir bewußt bin das er diese in relativ jungem Alter komponiert hatte und einigen wesentlich älteren komponierenden Zeitgenossen dabei um nichts nachstand, würde ich sie nicht als Schwachpunkte bezeichnen.
Bei Bach habe ich sowieso noch nicht so richtig einen augenfälligen Schwachpunkt entdeckt, kenne aber noch längst nicht alles (einige Orgelwerke und den Großteil der Kantaten kenne ich noch nicht) Die Orchestersuiten sprechen mich großteils nicht so an aber als schwach würde ich sie deswegen nicht bezeichnen wollen - schwächer als das meiste Andere von ihm das ich kenne, aber da müßte man auch erstmal die persönliche Definition von schwach in Relation zu Bach erklären.
Beethovens "Wellingtons Sieg" hab ich mir einmal angehört und habe seitdem nicht mehr das Bedürfnis...liegt aber auch großteils daran das es einfach zu martialisch, pompös aufgezogen ist. Ganz sicher so einiges seiner Gelegenheitsarbeiten unter dem WoO, aber kann man das dann überhaupt mitzählen?
Bei Schubert muß ich auch immer bei einigen Werken das Alter heranziehn (viel Zeit hat er ja leider nicht auf Erden gehabt ) wie zB bei seinen Ouvertüren, wo er den Großteil während seiner Jugend geschrieben hat und mich es nicht wundert warum sie bislang so selten eingespielt wurden. Ein bekanntes Stück was mich nicht anspricht wäre sein Oktett - bis zum 2.Satz gefällt es mir noch, dann wirkt es auf mich etwas trivial, aber ich gehe auch davon aus das es durchaus an mir liegt und ich einfach (noch) nicht den richtigen Draht dazu gefunden habe, da dieses Werk ja durchaus schon einige Bewunderer gefunden hat.
Aber letztendlich, ich konzentriere mich lieber auf die Höhepunkte als auf die wenigen "Schwächen"...die sind letztendlich unbedeutend in ihrer Anzahl. Was bleibt ist doch die erstaunliche Anzahl an überwiegend hohem Anteil großer Meisterwerke...aber gut das war ja auch nicht das Thema.
lg
Thomas