Beiträge von âme

    Danke Alfred, freut mich das zu lesen. Wahrscheinlich ist es eher die Minderheit an Themen in diesem Forum zu denen ich etwas beitragen kann, aber auch wenn ich wohl noch nicht zu den reifesten Semestern des Tamino-Clubs zähle habe ich mich schon etwas mit meinen bevorzugten Komponisten und deren Umfeld beschäftigt, und möchte das auch gerne hier mit einbringen (auch wenn das, wie du ja schon längst weißt, leider nicht immer zeitlich möglich ist).
    Was Kozeluch anbelangt, das ist sicher nicht geringschätzig gemeint, sondern aus kommerzieller Sicht vielleicht sogar clever, aber er verstand es damals sehr gut einen eher breiteren Geschmack zu bedienen. Im Gegensatz zu Mozart der versuchte öfters einen Spagat zwischen "lange Ohren" und Kenner zu finden, oder teilweise auch in manchen Werken speziell für eine Zielgruppe schrieb, hatte Kozeluch seine Musik generell auf den damalig vorherrschenden Geschmack der Aristokratie und dem gehobenen Bürgertum zugeschnitten (von unwissenden Laien wird ja gerne Mozart als die damalige Mainstream-Rampensau hingestellt, aber im Vergleich zu Kozeluch wird deutlich, das er das im Großen und Ganze nicht war und sich sicherlich nicht um jeden Preis anbiedern wollte... sieht man mal von vereinzelten Ausnahmen ab). Wenn man böse wäre, könnte man zwar auch sagen, Kozeluch wäre vielleicht zu mehr auch nicht im Stande gewesen. Aber ob Limitierung oder kommerzielles Kalkül, diese Frage kann man ruhig offen lassen. Wie geschrieben ist sie auch heute nicht schlecht, wenn man mit dieser Epoche prinzipiell etwas anfangen kann, aber so richtig mitreissen kann sie mich dann letztendlich auch nicht, da es ihr dann doch meist an emotionalem Tiefgang und kunstvollen Details mangelt.


    gruß

    Berühmt ist die Geschichte (ich erzähle sie gerne, daher wird man sie vermutlich mehrfach im Forum finden), wo Kozeluch gegenüber Mozart ein Werk Haydns kritisierte, und meinte er hätte einiges anders komponiert. Mozart antwortete darauf etwas schnippisch:
    "Ich auch - uns wissen Sie auch warum? Weil - wenn man uns beide zusammenschmölze - da käme noch lange kein Haydn raus."
    Analysiert man den Satz, dann kommt heraus, daß Mozart Kozeluch durchaus als auf gleicher Augenhöhe betrachtete (ob er sich dessen bewusst war - das ist eine andere Frage - aber der Satz weist eindeutig in diese Richtung), Haydn aber höher stellte. Mozart hat sich ja oft in die Richtung geäussert, daß er Haydn für den "Größeren" halte. Ich war mir nie sicher, ob er das ernst gemeint hat, oder es aus Höflichkeit dem Älteren gegenüber gesagt hat. Wenn er es aber jetzt - beinahe in "Zorn" ausdrückt - dann bekommt die Aussage eine andere Bedeutung.

    Ich denke generell, solche Anekdoten muss man auch immer mit einer gewissen Vorsicht genießen, sie kann stimmen, muss es aber nicht wenn Derjenige von dem sie stammt nur eine blühende Fantasie hatte. Sie stammt von Friedrich Rochlitz. Er schrieb für die "Allgemeine musikalische Zeitung" Artikel und war angeblich auch mit einigen Persönlichkeiten befreundet (Goethe, Schiller, E.T.A. Hoffmann, Spohr, Carl Maria von Weber, Robert Schumann,...), darüber hinaus machte er auch Bekanntschaft mit Mozart, Beethoven und Schubert. Man könnte quasi sagen, wenn man sich das Leben einer anderen Person aus der Vergangenheit aussuchen könnte, dann wäre das bei so einem Freundschafts- und Bekanntenkreis ein heisser Kandidat. ;) Die Frage ist halt, inwieweit bei den flüchtigen Bekanntschaften auch tatsächlich alles der Wahrheit entspricht. Ludwig Nohl schreibt in seinem Buch "Mozart nach den Schilderungen seiner Zeitgenossen", über Rochlitz "Von dem nachfolgenden Zeugen hörten wir schon wiederholt. Allerdings ist er mehr geistreich ausschmückender Schriftsteller als getreuer Chronist." Die Überlieferung geht folgendermassen: "Ein gewisser damals erst bekannt werdender, nicht ungeschickter, fleissiger, aber ziemlich geniearmer Componist, der jetzt erst mehr Ruf gewonnen hat, nagte immer nach Möglichkeit an Haydns Ruhm und thut es wahrscheinlich auch später noch. Dieser Mann überlief Mozart oft, brachte ihm z.B. Symphonien, Quartette von Haydns Composition, hatte sie in Partitur gesetzt und zeigte nun Mozart mit Triumph jede kleine Nachlässigkeit im Styl, welche jenem Künstler, wiewohl selten, entwischt war. Mozart wendete oder brach doch das Gespräch ab. Endlich wurde es ihm aber zu arg. 'Herr',-sagte er äusserst heftig, 'und wenn man uns beide zusammenschmelzt, wird doch noch lange kein Haydn daraus!'"


    Falls diese Anekdote stimmen sollte, dann muss man das nicht zwangsläufig so verstehen dass er sich mit Kozeluch auf gleicher Stufe sah, sondern viel eher das er davon ausing wie Kozeluch sich selber gesehen hat, und damit Kozeluch es besser versteht aus seinem Blickwinkel darstellen, dass Beide kein Recht dazu haben Haydn zu kritisieren, weil Haydn schon alleine bezüglich der Originalität einzigartig und unverwechselbar, darüber hinaus auch handwerklich sicher über Kozeluch zu stellen ist. Eigentlich klar, wenn Mozart mit Kozeluch fusionieren würde, dann würde das ja zwangsläufig die Qualität Mozarts auf ein viel schlechteres Niveau drücken...da kann ja Haydn nur gewinnen. :D
    Kozeluch ist wohl auch nicht unbedingt ein Kandidat für den "Mozarts Freunde in Wien"-Thread. ;) So wie das überliefert ist, war der Umgang wohl eher sachlich, emotionsloser Natur, nicht mehr und nicht weniger. (Geschäftlich hatten sie ja mitunter zu tun) Er war auch später bei Beethoven nicht beliebt, und galt allgemein als ziemlich eingebildet.


    Zur Musik Kozeluchs. Ich finde sie teilweise durchaus anhörbar, äußerst gefällig, eingängig, unterhaltsam...gut für Momente wo man sich mal eher von Musik berieseln lassen möchte, weniger seine ganze Konzentration auf jedes Detail zu lenken, denn den kunstvollen Momenten mangelt es ihr doch großteils (wenn man es mal mit den späten Sinfonien Mozarts, den meisten Haydn Sinfonien, Klavierkonzerten Mozarts vergleicht) Ich habe diese Einführung zu den Klavierkonzerten 1,5 und 6 gefunden und sie trifft es m.M. nach genau auf den Punkt:


    Zitat

    Nimmt man Mozart als Goldstandard des Solokonzerts an, so ist es schwer, abwertende Vergleiche zu vermeiden. Den Konzerten Kozeluchs, besetzt mit einem kleinen Orchester aus Oboen, Hörnern und Streichern und damit auch für kleine Verhältnisse geeignet, fehlt es klar an der melodischen Eleganz, dem vollen Holzbläsersatz und den opernhaften Dialogen der großen Wiener Konzerte Mozarts. Außerhalb der Tuttis dient das Orchester bloß als diskreter Hintergrund für den Solisten; formale und harmonische Überraschungen sind rar. Doch bezaubern die galanten Konzerte des Böhmen auf ihre schlichte Art (Richard Wigmore)


    und für ein online Musikmagazin schrieb ein R. Kraus

    Zitat

    The orchestration tells you that this is not Mozart. Kozeluch’s strings are joined only by oboes and horns, instead of the more opulent array of winds which make the mature Mozart Piano Concertos so distinctive. (Die Orchestrierung zeigt einem sofort, dass es sich hier nicht um Mozart handelt. Zu Kozeluchs Streichern kommen nur noch Oboen und Hörner hinzu, statt der opulenteren Aufmachung an Holzbläsern, welche die reiferen Klavierkonzerte Mozarts so einzigartig machen)


    Trotz alledem nicht unbedingt schlecht, doch einen Vergleich mit Mozart sollten sie besser scheuen. ;) Und wenn das jeder geübte Hörer und Fachmann heraushören kann, dann konnte das schon erst recht Mozart. Somit erübrigt sich die These, er hätte ihn auf gleicher Augenhöhe gesehn...künstlerisch auf jeden Fall nicht, das kann höchstens nur im ökonomischen Sinne (wer hat mehr Erfolg bei Publikum und Kritikern und dergleichen) der Fall gewesen sein. Es gibt noch etwas Interessantes in Bezug zu Kozeluch. Die 3 letzten Sinfonien Mozarts werden ja immer in Bezug zu den Pariser-Sinfonien Haydns gesetzt, von denen die letzten drei Sinfonien zwei Jahre zuvor herausgebracht wurden. Es gibt ja die Vermutung, das könnte auch eine Inspiration für Mozart gewesen sein. Kozeluch hat nur ein Jahr zuvor drei Sinfonien in Wien herausgebracht, und mit der Gemeinsamkeit dass hier auch zwei davon in Dur und eine in g-moll steht.



    Vergleicht man diese jetzt mit den ein Jahr später folgenden Mozart Sinfonien, dann ist es für jeden halbwegs geübten Klassikhörer ohne großartiges Analysevermögen sofort heraushörbar, dass da nicht nur ein wenig, sondern regelrecht Welten dazwischen liegen. Für sich gesehen, sind diese Sinfonien natürlich trotzdem durchaus anhörbar, wenn man prinzipiell den Stil des späteren 18. Jahrhunderts mag. Aber es bedarf wohl auch keine weitere Erklärung für...


    Zitat von Alfred Schmidt

    warum erscheint Kuzeluch kaum in einem Konzertführe, Mozart und Haydn aber doch ?


    Solange dass nicht nur Kozeluch betrifft, sondern Komponisten die ich für talentierter halte (wie etwa Paul Wranitzky, Michael Haydn, J.M. Kraus,...) ist das kein Umstand der besonders verwunderlich wäre. ;)


    gruß

    Danke für die Ergänzung. Es ist ja nicht immer einfach die Adressen herauszufinden wenn man sich allein aufs Internet beschränkt (da kann man natürlich nur die schon vorhandenen Forschungsergebnisse abfragen), dazu müßte man schon wirklich in einigen Fällen in die Archive gehen und dort rumwühlen, was ja für einen professionellen Forscher (oder vielleicht ambitionierten Hobbyforschern in Pension :D ) voll o.k. sein mag, aber im Regelfall für einen durchschn. Forenschreiber zu aufwändig. Und es gäbe sicher noch so einiges dass noch nie erforscht wurde.


    Bei Gottfried von Jacquin (bzw. sein Vater Nikolaus Joseph Freiherr von Jacquin, Professor und Direktor für Botanik und Chemie an der Universität Wien), kann man sich ja noch damit behelfen, indem das Direktorenwohnheim gleich bei der Arbeitsstätte lag.


    Quelle: Wienmozart, R. Lechner


    Heute Rennweg 14, aber...wie überraschend ;) ...1905 ebenso durch ein neues Gebäude ersetzt. Dort steht jedenfalls heute ebenso eine sogenannte "Jacquin-Platane", im Internet wird sie teils auch "Mozart-Platane" genannt obwohl dies aus der dort vorhandenen Inschrift nicht hervorgeht, auf der steht: "Jacquin - Platane (Platanus x acerifolia) gepflanzt um 1780 und in der Amtszeit des bedeutenden Direktors des botanischen Gartens Nikolaus Joseph Freiherr von Jacquin (1727 - 1817)" Sie steht als Wiener Naturdenkmal schon seit 1936 unter Schutz.


    2 Jahre vor dem Abriss Quelle: Bildarchiv Austria, August Stauda :


    heutiger Zustand Quelle: wikimedia.org:


    Inwiefern das in Bezug zu Mozart von Bedeutung ist? Weil er mit der Familie befreundet war, vor allem mit Gottfried, dem er sogar seine Autorschaft für ein paar Lieder überließ ("Mentre t lascio, o figlia" KV 513, "Das Lied der Trennung" KV 519, "Luise" KV 520, und "Das Traumbild" KV 530) "...wenn es erst noth hat Sie durch das lied en question meiner freundschaft zu versichern, so haben sie weiter keine Ursache daran zu zweifeln; - hier ist es: - Ich hoffe aber daß sie auch ohne diesem liede meiner wahren freundschaft überzeugt sind, und in dieser Hoffnung verharre ich Ewig [...] ihr aufrichtigster freund..." schrieb er am 9. November 1787. Es bestand vor allem ein sehr reger Kontakt und es gab vielfache Besuche bei den Jacquins, als Mozart sein Quartier auf der Landstraße hatte (zu Fuß je nach Gehtempo ungefähr 15 bis 20 Minuten entfernt) Es gibt noch ein paar andere interessante Briefe, die an Gottfried gerichtet sind. Wichtig wäre noch zu erwähnen, dass er seiner Schwester Franziska von Jacquin ebenso Klavierunterricht gab und für sie u.a. den Klavierpart von KV 498 (Kegelstatt-Trio) und die Sonate für vier Hände C-Dur KV 521 geschrieben hat.


    Irgendwann (wohl nach Mozarts Tod) dürfte zum. ein Teil der Jacquins dann zur "Oberen Bäckerstraße No. 806" (heute Bäckerstraße 22...und wie so meist das Original wieder mal nicht mehr existent) übersiedelt sein, denn dort starb schließlich das Familienoberhaupt Nikolaus Joseph Freiherr von Jacquin am 26. Oktober 1817. Sein Sohn Joseph Franz von Jasquin blieb jedenfalls bis 1839 Direktor des Botanischen Gartens.


    gruß.


    Quellen: wienmozart.de "Gesellige Abende bei guten Freunden - Die Familie Jacquin", Wien Geschichte Wiki, Viennatouristguide "Jacquin Gedenktafel", Bibliothek Universität Wien "Objekt des Monats: Wappen des Nikolaus Joseph von Jacquin"

    Joseph Haydn darf natürlich auch nicht fehlen, wobei es hier nach momentanem Forschungsstand bzgl. Wien und 1780er Jahre leider Lücken gibt (Abgesehen von anderen Reisen, eine Zeit wo Haydn des öfteren zwischen Eisenstadt und Wien hin- und herpendelte) Ich lasse auch erstmal seine erste Behausung als Sängerknabe weg und beginne ab 1751.


    Von 1751 - 1756: „Großes Michaelerhaus“ Haus No. 1152 Kohlmarkt 11 (Dachkammer, Unterricht an Marianne Martinez, Wohnung von Metastasio)


    ca. ab 1756 oder 1757: Seilerstätte (heute Nr.15, angeblich dort beraubt)


    Möglicherweise: „Zum weißen Rössel“ Haus Neubau 143 (Lindengasse 51, 7. Bezirk)


    Haus Landstraße 51 (heute ungefähr Beatrixgasse 21)


    ca. 1790: Wasserkunstbastei No. 1196 (heute verläuft dort die Straße, Seilerstätte, bei Nr. 21, 1805 mit drei anderen einstöckigen Häusern abgerissen, Ende 1790 verabschiedet sich Haydn von Mozart)


    1792-1794: ? (Johannesgasse 18 wird oftmals fälschlicherweise angenommen)


    1795-1797: „Hoföbstlerische Haus“ (Neuer Markt 2)


    Danach bis zum Tod am 31.Mai 1809: Obere Windmühle, Kleine Steingasse (heute Haydngasse 19 im 6. Bezirk)


    Nur 2 Gebäude sind davon original erhalten geblieben, das "große Michaelerhaus" (Erbaut 1710), und das Sterbehaus in der heutigen Haydngasse in dem heute das Haydnmuseum ist.


    Da die Themenerstellerin auch die Klavierschülerinnen Ployer und Auernhammer erwähnt hat, auch noch eine Auflistung zu Ihnen.


    Josepha Barbara Auernhammer


    Geboren bei Stadt No. 965 (heute Himmelpfortgasse 6, wo Mozart 1791 sein letztes öffentliches Konzert gab)


    Sie wohnte zuerst mit Ihrer Familie in einem der Passauer Wohngebäude (damals Passauer Gasse heute Gegend Marienstiege 2, Salzgries 21, Passauer Platz 1 und 6, Salvatorgasse 12, der große Hof 1822 - 1823 demoliert) Mozart veranstaltete dort auch zwischen 1781 und 1784 mehrere Hauskonzerte mit Josepha Auernhammer.


    Als der Vater starb, arrangierte Mozart für sie eine neue Unterkunft bei Baronin Martha Elisabeth von Waldstätten in der Leopoldstadt, Haus No. 360 Jägerzeile (heute Praterstraße 15, jedoch existiert dieses Haus auch schon längst nicht mehr), welche mit Mozart gut befreundet war.


    Sie heiratete im Mai 1786 Johann Bessing, mit dem sie 1800 ins „Greißlerhaus“ auf die Landstraße zog.


    Barbara Ployer


    Lugeck 756 (heute Rotenturmstraße 10, 1876 demoliert)
    Am 23. März 1784 hatte Mozart hier mit Ployer und ein Streicherensemble in Kammermusikgröße das Klavierkonzert KV 449 Ende März 1784 aufgeführt (das Konzert wurde 6 Tage zuvor im Trattnerhof, wo Mozart zu dieser Zeit wohnte, uraufgeführt. Das Wohnzimmer bei den Ployers soll ungefähr 50 m² gehabt haben)


    Landsitz bzw. Sommerresidenz der Ployers: Döbling, Haus No. 104 (heute Döblinger Hauptstraße 83, 1857 von „den Schwestern vom armen Kinde Jesus“ gekauft und ein paar Jahrzehnte später abgebrochen um ein neues Schulhaus zu errichten. Zumindest die angrenzende Johann Nepomuk-Kapelle in der Beethoven einmal die Orgel gespielt haben soll, ist nach wie vor erhalten geblieben). Hier hat Mozart ebenso mehrmals Konzerte veranstaltet. In einem seiner Briefe an seinen Vater vom 9. Juni 1784 erwähnt er: „Morgen wird bey H: Agenten Ployer zu döbling auf dem Lande Academie seyn, wo die frl: Babette ihr Neues Concert ex g − ich das Quintett − und wir beyde dann die grosse Sonate auf 2 Clavier spiellen werden“.
    Die weitere Lebensgeschichte von Barbara Ployer liest sich ziemlich skurill (angeblich Verfohlungswahn, Klage gegen die eigenen Verwandten,…) aber das würde hier jetzt den Rahmen sprengen.


    Hier ein Foto dieses Hauses mit der Kapelle:


    und hier der heutige Zustand (Quelle: wikimedia.org):


    Wie man sich schon denken kann, sind somit Originalstätten aus der damaligen Zeit eher eine Rarität. Aber vielleicht läßt sich ja doch noch die Eine oder Andere aufstöbern. :) (Mozarts Umfeld war ja nicht gerade klein ;) )


    Quellen: vorwiegend aus "New and old documents concerning Mozarts pupils Barbara Ployer and Josepha Auernhammer", "Einige Korrekturen und Ergänzungen zu Klaus Martin Kopitz Aufsatz 'Anmerkungen und Korrekturen zu Haydns Wiener Wohnungen'" von Michael Lorenz; Wien Geschichte Wiki; Europäische Instrumentalistinnen des 18. und 19. Jahrhunderts, Sophie Drinker Insitut, ...

    Johann Baptist Vanhal
    Hier ist mir nur sein Sterbehaus bekannt (wie lange er dort gelebt hat oder eventuell vorherige Wohnstätten leider nicht),
    "Trienter Hof" (Domgasse 4, Blutgasse 1 gegenüber der einzigen erhaltenen Wohnstätte Mozarts)
    Hier starb Vanhal am 20. August 1813. Das 1752-1755 errichtete Haus ist bis heute erhalten geblieben.


    Am 7. April 1825 schrieb Sophie Haibl per Brief Ihre Erinnerungen an den Schwager Nissen und Schwester Constanze. Darin heißt es unter Anderem (in Bezug zu seinem letzten Lebensjahr) "Mozart bekam unsere selige Mutter immer lieber und selbe ihn auch, daher Mozart öfters auf die Wieden (wo unsere Mutter und ich beym goldenen Pflug logirten) in einer Eile gelaufen kam, ein Säckchen unter dem Arme trug, worinnen Gofée und Zucker war, überreichte es unserer guten Mutter und sagte: Hier, liebe Mama, haben Sie eine kleine Jause. Dies freute sie dann wie ein Kind. Dies geschah sehr oft. Kurz Mozart kam nie mehr leer zu uns..."


    Laut "Vollständiges Verzeichniß aller in der k. Haupt- und Residenz-Stadt Wien und ihren Vorstädten befindlichen Straßen, Gassen, Plätze und Häuser, dann derselben Schilde und Eigenthümer" aus dem Jahr 1821, hat der "goldener Pflug" auf der, damals "Altwiedner Hauptstraße" bezeichnenden Wiedner Hauptstraße, die Nummer 16 (alte Nummer 91) gelegen, und nach Abgleichung mit alten Plänen im Internet, wohl durch den heutigen Habig-Hof (dieser ist jedenfalls 1896 erbaut worden), ersetzt (heute Wiedner Hauptstraße 15-17).


    gruß

    Auch wenn die Themenerstellerin hier wohl nicht mehr im Forum aktiv ist (und höchstwahrscheinlich nicht mehr sein wird), möchte ich dieses längst vergessene Thema aus dem Dornröschenschlaf holen. Es könnte eigentlich
    schon ein Buch füllen (und es erfordert sicher auch manchmal einiges an Recherchearbeit)
    Ich werde immer wieder mal andere Personen behandeln, insofern es dazu irgendwelche Informationen gibt.


    Heute werde ich Antonio Salieri behandeln, und habe mir dabei frecherweise erlaubt "Antonio Salieris Early Years in Vienna" von Dr. Michael Lorenz, 17. März 2013, heranzuziehen, da ich seinen Informationen und Recherchen traue. Den Nachfolgebau des Sterbehauses wußte ich ja schon zuvor, es ist dort heute eine Gedenktafel Ecke Spiegelgasse 11/Göttweihergasse 1 (1. Bezirk), das Original ist wie scheinbar all die anderen Wohnadressen zuvor, nicht mehr existent. Bemerkenswert dabei ist die quasi "Vater-Sohn-Beziehung" zwischen Florian Gassmann und Salieri, Gassmann war quasi auch sein Lehrer und Mentor in den ersten Wiener Jahren (bis zum Tod Gassmanns)


    Zuerst wohnte Salieri irgendwo bei der Wasserkunstbastei.


    Um 1768 in der Josephstadt (heute 8. Bezirk) "Zur goldenen Säule" (heute Josefsgasse 8, 1910 abgerissen)


    ab ca. 1770 Mölkerbastei "Schmidisches Haus" No. 88


    ab 1772: Komödiengassel (gegenüber Kärntnertortheater, natürlich bei der Demolierung der Stadtmauer alles abgerissen)


    um 1774: Stadt No. 206 (Strauchgasse 3, heutiges Gebäude von 1852, heute Sitz der österr. Kontrollbank)


    danach: Heidenschuß "Heiligengeist Haus" No. 316 (quasi nicht sehr weit weg umgezogen, auch zeitweise von Da Ponte bewohnt, vielleicht auf Empfehlung Salieris)


    zuletzt: Haus Stadt 1115 "Helferstorferisches Haus" (die schon erwähnte Spiegelgasse 11, bereits 1848 durch ein anderes Gebäude ersetzt)


    Ein Besuch der Originalstätten ist somit leider nicht mehr möglich.


    gruß

    Ich konnte natürlich auch schon öfters Kritiken nach einer Wiederentdeckung lesen wo von "zu Recht vergessen" die Rede war. ;) Mal abgesehen, dass hier auch manchmal spezielle Geschmacksvorlieben eine Rolle spielen, aber ich denke zumindest dass es zum. die Möglichkeit geben sollte sich selbst davon einen Eindruck anhand einer zum. brauchbaren Interpretation zu machen. Meinen Standpunkt über das Vergessenwerden habe ich ja schon in einem anderen Thread ausführlich dargelegt. Bei einem sind wir uns glaub ich alle oder zum. überwiegend einig...eine Sensationsentdeckung wie Vivaldi zu Beginn des 20. Jahrhunderts (und die damit einhergehende Etablierung von Werken in das weltweite Repertoire von Konzertprogrammen) wird es so leicht nicht mehr geben. Meist handelt es sich ja dann leider doch meist um "o.k. ganz nett, interessant" aber das war es dann auch schon. Eines der wenigen Ausnahmen davon könnten die Sinfonien von Casella sein, das wird die Zukunft zeigen, jedenfalls konnte ich dazu schon sehr positive Resonanz im Internet feststellen.


    Mich persönlich treibt aber immer die historisch informierte Neugier, auch wenn die Erwartung bewußt nicht sehr hoch angesiedelt ist. Ich würde zum Beispiel gerne eine Veröffentlichung von Anselm Hüttenbrenners 2 Sinfonien und zum. der einen oder anderen Messe sehen, hier gibt es zum. vom Grazer Dirigenten Peter Schmelzer ein paar wenige Ausschnitte auf Youtube. Es wäre sehr erfreulich wenn Labels wie z.B. cpo oder Naxos das Requiem von Florian Leopold Gassmann einspielen würden (derzeit auch nur als Midi-Fassung auf Youtube), das Klavierkonzert a-moll op. 214 von Carl Czerny,...sicher gäbe es da noch das Eine oder Andere, wenn ich länger rumstöbern würde. Vielleicht liest das ja zufällig einer der Verantwortlichen der Labels und läßt sich von meinen Vorschlägen inspirieren. ;)


    gruß

    Ich finde, dass Lang Lang vergleichsweise sehr fair behandelt wird. Immer wieder ist zu lesen, dass bei ihm die Balance von Detailverliebtheit und Blick auf das große Ganze (noch) nicht stimme. Das ist doch sehr sachlich und es stimmt einfach. Da haben andere ganz andere Dinge einstecken müssen. Nach einem Cyprien-Katsaris-Konzert, das ich hörte, schrieb ein Kritiker, Katsaris zeige sich als postmoderner Spinner und habe sich nun endgültig als seriöser Musiker verabschiedet. Ein Ivo Pogorelich, der stark polarisierte, hat ganz sicher weitaus heftigere Verrisse bekommen.

    Ehrlich gesagt lese ich kaum Kritiken von Fachmagazinen, ich könnte jetzt nicht mal sagen wie negativ oder positiv er dort wegkommt (nur so viel dass er in manchen Fernsehshows schon als weltbester Pianist angepriesen wurde). Ich bezog mich mehr auf dieses Forum, wobei ich es sehr gut finde, dass du jetzt auch Beispiele genannt hast bei der sein Spiel durchaus anhörbar ist. Man muss das nämlich alles auch relativieren, ich habe ja selbst geschrieben dass ich ihn nicht zum Kreis der besten Klavierspieler zähle, aber bei manchen Beiträgen könnte man das Gefühl bekommen Lang Lang ist nur ein einziges Klavier-Fake, dessen Niveau irgendwo im durchschnittlichen Amateurbereich anzusiedeln ist...wurde nicht so explizit geschrieben, ich weiß, aber es kommt manchmal indirekt so rüber. Dabei will ich mich hier auch weder pro noch contra Lang Lang ins Zeug hauen (ehrlich gesagt stehe ich ihm eher gleichgültig gegenüber), ich weiß selbst nicht genau wie ich hier reingeraten bin :D Ich mag es nur generell im Leben etwas differenzierter über gewisse Themenbereiche zu urteilen und das kam mir bei manchen Kritiken bislang zu kurz, deswegen schrieb ich auch dass ich das Gefühl habe als wolle man hier ein Gegenpol zum ungerechtfertigten Hype schaffen. Wir sind uns sicher einig, dass da noch vor allem vom Ausdruck her viel Potential nach oben ist aber es ist nicht alles grottenschlecht sonst hat man schon vor lauter "Phobie" die Objektivität verloren. Aber klar, in ein Lang Lang Konzert wollte ich auch nicht mein Eintrittsgeld investieren, aber nicht weil ich es vollkommen unerträglich empfinden würde sondern weil es einige bessere Alternativen (für teils günstigere Preise) gibt.



    Zitat von Dr. Holger Kaletha

    In diesem Meisterkurs spielt Lang Lang die "Appassionata" vor, und da hat Barenboim ihn wie einen Konservatoriumsschüler vorgeführt. "Ganz nett - aber ich höre da keinen Zusammenhang"! Die Kritik war drastisch und fundamental - und Barenboim demonstriert ihm das am Flügel klein klein.

    Ich muss gestehen, ich weiss jetzt nicht mehr wortwörtlich was er gesagt, es ist schon eine Zeit lang her wo ich das gesehen habe und ich habe jetzt auch keine Zeit mir das Ganze noch mal anzuschauen. Aber ich würde da jetzt auch nicht zuviel in diese Kritik hineininterpretieren, da Meisterkurse ja auch dazu da sind die jungen Talente auf noch vorhandene Fehler hinzuweisen, sonst wäre ja das Ganze unnötig. Ich habe da schon Sachen gesehen, da wurden viel drastischere Worte (auch von Barenboim) gewählt. Das Ganze soll ja auch auf der Ebene Lehrer/Schüler ablaufen und ich denke Lang Lang ist da selber kritisch genug um zu wissen, dass er von solchen langerfahrenen Interpreten noch viel lernen kann. Ich hab jetzt nur noch mal kurz nachgeschaut wann das war... es war anscheinend vor 12 Jahren, also da war Lang Lang noch ungefähr in seinen frühen 20ern und von daher würde ich es nicht mal schlimm finden, wenn der erfahrene Interpret ihn wie einen Konservatoriumsschüler behandelt. Soweit ich mich erinnern kann findet er manche Stellen auch schon ziemlich gut, was ja dann natürlich gerne von den Lang Lang Phobikern verschwiegen wird ;):untertauch: , aber egal ich möchte mich da jetzt eigentlich auch nicht in die Ecke des Lang Lang Befürworters drängen lassen weil das bin ich nicht und außerdem kann ich meist selbst nicht allzu viel mit seinem Spiel anfangen. Ich schreibe ehrlich gesagt lieber für andere Themen hier im Forum :)


    gruß

    Hallo Holger,


    danke für das positive Feedback. :)


    @ Johannes


    Ich habe nicht allzu viel herausgelesen sondern die bekannten Tatsachen aufgeschrieben und daraus keine damit erwiesenen Rückschlüsse abgeleitet, sondern nur eventuelle Möglichkeiten in Betracht gezogen (und das auch so formuliert: "eventuell", "vielleicht" und dergleichen). Aus dem was man weiss, lassen sich schließlich gewisse Tendenzen als eher wahrscheinlich annehmen, wie solche die den bekannten Überlieferungen eher noch wiedersprechen. Wo ich dir zustimme, ist Haydns Urteil, denn Beethoven war sicher nicht in dem Sinne Atheist, in Bezug dessen was wir heute darunter verstehen, das bezeugen ja auch alleine seine Tagebucheinträge. Was Haydn darunter verstand, ist ja wieder etwas Anderes, da genügten vielleicht schon kritische Worte über die kirchliche Institution. Ja, Schubert hat für sein relativ kurzes Leben doch viel an geistlicher Musik komponiert, weshalb ich auch hier die Wahrscheinlichkeit angenommen habe, dass er prinzipiell gläubig war.


    gruß
    Thomas

    Hallo Glockenton,


    wie es scheint, scheinen wir in vielen Punkten ähnlich zu denken. Das würde jetzt aber schon an dem Threadtitel vorbeigehen um darauf näher einzugehen. Nur so viel, ich habe Harnoncourt auch immer sehr dafür geschätzt, dass er sich sehr ausführlich mit dem Autograph, der Urfassung bzw. Urtext auseinandergesetzt, und auch sonstige Anmerkungen über die Musik in seinen Briefen berücksichtigt und sehr ernst genommen hat. Was mich aber gestört hat, dass er der Auffassung war Mozarts Musik könne nur aufwühlen, indem man die Möglichkeiten der Interpretation bis aufs Äußerste ausreizt also eine möglichst große dynamische Spannweite herausholt, welche nur noch vollkommen maniriert anmutet und vor allem eine Agogik, die vor lauter Überstrapazierung schon völlig an natürlichem Fluss verliert. Er wollte es wahrscheinlich nicht denn er war ja überzeugt davon dass es so gehört, aber so hat er letztendlich dieser Musik so stark seinen Stempel aufgedrückt, dass sie quasi fast schon zu einer entfremdeden "Cover-Version" Harnoncourts verkamen wenn man es mal mit modernen Begriffen umschreiben tut. Ich würde sogar so weit gehen, wer glaubt diese Musik hätte so viel an Interpretationszusatz notwendig dass man nur so an ihr Gefallen finden kann, der hat Mozarts Musik nicht verstanden. Nicht destotrotz gibt es ein paar Einspielungen Harnoncourts die durchaus gut anhörbar sind und mir auch gefallen, da er hier etwas gemäßigter mit seinem Dirigat umgegangen ist. Wie schon angesprochen ist er zuletzt immer radikaler geworden. Die letzte Einspielung der drei letzten Sinfonien Mozarts mit dem Concentus Musicus sind leider sehr enttäuschend.
    Ich muss gestehen Tate habe ich noch nicht gehört, wenn ich mir für einen Dirigenten entscheiden müßte würde ich Mackerras wählen, ein gemäßigter HIP welcher Mozart nicht mit der Interpretationskeule niederschlägt, sondern die Musik für sich alleine sprechen läßt ohne aber wieder zu glattgebügelt, langweilig das ganze runterzuspielen.



    Es scheint beim Mozart besonders schwer zu sein, ihn so zu spielen, dass er völlig natürlich und "ungewollt" klingt, aber dennoch keine langweilige Musik zum nebenbei-Hören oder zum Einschlafen wird.

    Deswegen gibt es ja auch den unter Pianisten viel zitierten Spruch (ich weiss nicht von wem er stammt, Busoni vielleicht?) "Für Laien zu einfach, für Profis zu schwer". Weil die Musik an sich so transparent ist und man sich nicht hinter einer Virtuosität verstecken oder etwas damit kaschieren kann. Es ist auch oft gerade hier ein schmaler Grat zwischen zu viel und zu wenig. Übrigens ... guter Geschmack mit Uchida ... ich höre sie auch sehr gerne!


    Was das Lang Lang Thema anbelangt (um hier nicht total offtopic zu schreiben), so ist es wohl zweifelsfrei dass er nicht zu den heute besten lebenden Pianisten gehört. Die Kritik an ihm halte ich stellenweise dennoch etwas überzogen (man könnte das Gefühl bekommen ein mittelmäßiger Laie will sich hier nur in der Öffentlichkeit profilieren :D ) aber trotzdem auch zum Teil verständlich, da er ja in den Medien besser vermarktet wird als er tatsächlich ist und dann solche Kritiken ein Gegengewicht dazu bilden wollen (ähnlich wie es ja auch schon bei Netrebko der Fall war). Er ist vielleicht nicht in allen Interpretationen so schlecht wie er teils hingestellt wird (soll heissen ein mindestens anhörbares Niveau), aber nicht destotrotz kann man auch hier immer wieder problemlos bessere Alternativen finden. Es gibt übrigens auf Youtube einen Meisterkurs unter Barenboim bei dem Lang Lang eine Beethoven Sonate spielt, bei der Barenboim aber eigentlich gar nicht so viel auszusetzen hat (hie und da natürlich schon aber es hält sich im Rahmen, naja vielleicht wird jetzt Barenboim auch die Kompetenz abgesprochen, oder das er schon resigniert hat :D:untertauch: ...nur Spass, bevor hier böse Antworten kommen ;) )


    gruß

    Bei Lang Lang ist sicherlich viel Effekthascherei und Oberflächlichkeiten dabei. Ich bin wahrlich kein Fan von ihm, aber ich habe es schon bei den Mozart Klavierkonzerten geschrieben.
    Hier hat er mich doch überrascht indem er sich schon mehr als sonst zurückgenommen hat (wenn man die Doku anschaut sieht man auch wie Harnoncourt ihn quasi fast schon an der Leine führt).
    Wenn man die Bilder dazu nicht sieht (ich gebe zu mit der teilweise noch ...recht eigenwilligen Gestikulierung) und sich nur die Tonaufnahme anhört ist es stellenweise (!) sehr gut gelungen.
    Da hab ich im Gegensatz ein paar Aufnahmen eines heute noch praktizierenden, berühmten Pianisten der diese Stellen eher wie ein Roboter runterspult, mit kaum Differenzierung (Gefühl) im Anschlag, was mir dann wiederum zu blutleer, emotionslos ist. Hier darf man sich natürlich auch nicht der Gefahr einer Hörpsychologie und voreingenommenen Erwartungshaltung aussetzen (weshalb ich ja auch schon einfach zum Spaß einen Blindtest vorschlug)


    @ Glockenton
    Du müßtest diese Aufnahme als Harnoncourt-Fan auch besitzen oder? Ich weiß du stehst dem Harnoncourt-Mozart auch kritischer gegenüber (wie ich übrigens genauso, habe dazu ein eher ambivalentes Verhältnis) als den Bach-Aufnahmen, aber wäre das ein akzeptabler Lang Lang für dich?


    Generell würde ich aber sagen, dass es natürlich immer bessere Alternativen gibt. Lang Lang sein Zielpublikum sind dann wohl auch Diejenigen die auch sehr viel wert auf eine unterhaltende Optik und Show legen, somit hat
    er ja vielleicht eine Marktlücke gefüllt, völlig legitim. ;)


    gruß

    Hallo Willi und Bertarido,


    danke für Euer Feedback (ich konnte erst jetzt wieder mal ins Forum schauen, momentan sind leider stressigere Zeiten), ich weiß das zu schätzen weil man dann auch weiß ob es den einen oder anderen Leser auch interessiert. So kann ich ja in Zukunft immer wieder mal verschiedene Themen abhandeln.


    Es ist natürlich schade wenn ein Dirigent oder Chorleiter nicht die musikalische Substanz in den Vordergrund stellt sondern sich nach textinhaltlichen Kriterien die Werke aussucht, er muß ja deswegen nicht Schuberts Ansicht teilen aber wenigstens seine persönliche Entscheidung zu respektieren. Leider eine sehr rückständig, reaktionäre Einstellung und ich kann mir vorstellen selbst in kirchenmusikalischen Kreisen nicht sehr oft anzutreffen. (soweit ich das mitbekommen habe, werden Schuberts Messen sehr oft in allemöglichen Sakralbauten aufgeführt)


    Meine Gesamteinspielung ist ebenso vom Capriccio-Label, aber ich habe mir natürlich darüber hinaus ein paar bessere Alternativen von meinen Lieblingsmessen besorgt. Die kompletten Einspielungen sind fürs erste Kennenlernen sicher in Ordnung, doch ich finde vor allem die Chorgröße ist nicht ganz optimal, könnte etwas kleiner sein (vor allem für die früheren Messen).


    gruß
    Thomas

    Ich wage mich mal wieder an einem ausführlichen Thema dessen geringe Popularität mir jetzt schon bewußt ist (und es hat wohl nicht so viel Potential zur Diskussion aber dient dafür mehr der Information, quasi wie ein Artikel in einem Lexikon). Aber ich finde dieses Thema recht interessant und es paßt ja jetzt auch ziemlich gut zu den momentan stattfindenden christlichen Feiertagen. Vielleicht gibt es ja doch den einen oder anderen Leser der das mit Interesse liest.


    Unter Zuhilfenahme der Quellen: Schubert Handbuch (Bärenreiter, Metzler „Private Äußerung und öffentliche Komposition: Zum Problem der Textauslassungen“), Der Hintergrund zu Beethovens Messen (Jeremiah W McGrann), Schuberts Briefe, Beethovens Tagebuch, Glaubensfragen (Folge 2 und Folge 6 Blog Lucerne Festival), sowie diverse Stellen von Beethovens Briefen.


    Zunächst gehe ich auf Schubert ein. Er wuchs in einem katholischen Elternhaus auf, und erhielt schließlich auch eine katholische Schulerziehung. Ob sich hier schon die ablehnende Haltung gegenüber der katholischen Kirche bemerkbar machte, indem er in allen Fächern ein Gut, in Rechenkunst eine mittlere Bewertung, doch in Religion ein „schlecht“ bekommen hatte? Später wird er jedenfalls in seinen Briefen unmissverständlich deutlich. Am 29. Oktober 1818 schreibt er aus dem (damals) ungarischen Zeléz an seinen Bruder Ignaz „Der unversöhnliche Haß gegen das Bonzengeschlecht macht Dir Ehre. Doch hast du keinen Begriff von den hiesigen Pfaffen, bigottisch wie ein altes Mistvieh, dumm wie ein Erzesel, u. roh wie ein Büffel, hört man hier Predigten, wo der so sehr venerierte Pater Nepomucene nichts dagegen ist. Man wirft hier auf der Kanzel mit Ludern, Kanaillen etc. herum, daß es eine Freude ist, man bringt einen Todtenschädel auf die Kanzel, u. sagt: Da steht her, ihr pukerschäkigten Gfriser, so werdet ihr einmal aussehen…“


    Da ist auch nicht mehr allzu verwunderlich, dass er in all seinen Messen die traditionelle Textstelle „et unam sanctam catholicam et apostolicam ecclesiam“ im Credo ausnahmslos ausließ (Ich glaube an die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche). Je nach Messe gibt es dazu noch andere, diversteste Auslassungen, dessen Intention nicht mehr so zweifelsfrei nachzuvollziehen ist. Etwa in der zweiten Messe im Gloria „suspice deprecationem nostram“ (nimm unser Flehen gnädig auf), ebenso in dieser Messe als auch ab der vierten Messe „qui sedes ad dexteram patris“ (Der du sitzest zur Rechten des Vaters), in der dritten Messe im Credo „consubstantialem patri“ (eines Wesen mit dem Vater), in der fünften und sechsten Messe ebenso im Credo „patrem omnipotentem“ (den allmächtigen Vater), sowie „genitum non factum“ (gezeugt, nicht geschaffen).
    Dazu nahm er hier auch eine Verkürzung bei „confiteor unum baptismam in remissionem peccatorum et expecto resurrectionem mortuorum“ vor (Ich bekenne eine Taufe zur Vergebung der Sünden, und erwarte die Auferstehung der Toten), indem er hier die Wörter „et expecto resurrectionem“ wegließ.


    Angeblich nahm man früher an (wahrscheinlich aus dogmatisch denkenden, katholischen Kreisen kommend), Schubert sei generell nur sorglos oder flüchtig mit dem Text umgegangen, was aber zumindest in der konsequent in allen Messen ausgelassenen Textstelle „et unam sanctam…“ sehr unwahrscheinlich zu sein scheint. Die Absicht hinter der Auslassung von „et expecto resurrectionem“ (und ich erwarte die Auferstehung) scheint auch sehr wahrscheinlich mit Absicht erfolgt zu sein, auch wenn dann die ganze übriggebliebene Textpassage mit dem am Ende zurückgelassenem „mortuorum“ ziemlich merkwürdig klingt. Betreffend der anderen Auslassungen, wäre es zumindest durchaus möglich, dass hier gewisse kompositorische Ideen im Weg standen, welche mit der Wortabfolge kollidierten. Das Argument, Schubert hätte möglicherweise mangelnde Lateinkenntnisse besessen, ist dagegen wenig plausibel und entpuppt sich bei näherer Überlegung als absurd. Der lateinische Text einer normalen Messe ist nicht besonders umfangreich und es wäre wohl nicht allzu schwer gewesen, irgendeine kompetente Person aufzutreiben die ihm das notfalls ins Deutsche übersetzt. Ein Komponist sollte auch immer von sich aus daran interessiert sein, zu erfahren, für welche textinhaltlichen Bedeutungen er im Detail die Musik schreibt. Alles andere wäre äußerst unprofessionell und auch nicht die Praxis.


    Am 25. Juli 1825 schreibt er aus Steyr an seine Eltern „Besonders machten meine neuen Lieder, aus Walter Scotts Fräulein vom See (Anmerkung: Es werden wahrscheinlich fast Alle wissen, aber sicherheitshalber sei gesagt dass darunter das berühmte Ave Maria ist) sehr viel Glück. Auch wundert man sich sehr über meine Frömmigkeit, die ich in einer Hymne an die heil. Jungfrau ausgedrückt habe, und, wie es scheint, alle Gemüther ergreift und zur Andacht stimmt. Ich glaube, das kommt daher, weil ich mich zur Andacht nie forcire, und, außer wenn ich von ihr unwillkürlich übermannt werde, nie dergleichen Hymnen oder Gebete componiere, dann aber ist sie auch gewöhnlich die rechte und wahre Andacht.“


    Natürlich sind all diese Informationen auch noch zu wenig, um exakt festzustellen inwieweit geartet Schuberts Frömmigkeit war. Mit ziemlicher Sicherheit kann man nur eine kritische Distanz zur katholischen Kirche festmachen. Inwieweit Schubert darüber hinaus Gottesgläubig oder religiös war, ist nicht eindeutig zu eruieren, außer dass er wohl höchstwahrscheinlich kein Atheist war.


    Beethoven schrieb in sein Tagebuch (Eintrag 160) „Gott Gott mein Hort mein Fels o mein…“, (Eintrag 169) „o Gott über alles!...“ und in seinem letzten Eintrag „Gelassen will ich mich also allen Veränderungen unterwerfen, und nur auf deine unwandelbare Güte, o Gott! Mein ganzes Vertrauen setzen. Dein Unwandelbarer, Deiner soll sich meine Seele freuen. Sey mein Fels, mein Licht, ewig meine Zuversicht!“ Schließlich schien er auch das Gefühl zu haben, durch seine Kunst Gott näher als andere Menschen zu sein, wie man in einer Briefstelle von Juli/August 1821 an Erzherzog Rudolph aus Unterdöbling nachlesen kann „Höheres gibt es nichts, als der Gottheit sich mehr als andere Menschen nähern und von hier aus die Strahlen der Gottheit unter das Menschengeschlecht verbreiten.“


    Andererseits gibt es auch bei Beethoven eine überlieferte kirchenkritische Haltung (wurde auch schon relativ früh von seinem Lehrer Neefe in aufklärerische Kreise eingeführt) und angeblich hatte der streng religiöse Haydn, welcher zeitweilig sein Lehrer war, ihn sogar mal als Atheist bezeichnet.


    Bei Beethoven ist jedoch die Ausgangslage wieder anders wie bei Schubert. Während Schubert für seine Messen keine Auftraggeber hatte und somit bezüglich Textauslassungen nicht viel Rücksicht nehmen brauchte, mußte Beethoven bei der C-Dur Messe gewisse Erwartungen des Auftraggebers Fürst Esterhazy erfüllen, und hatte bei der Missa Solemnis den Vorsatz, sie zu den Inthronisationsfeierlichkeiten (als Bischof von Olmütz) für Erzherzog Rudolph erklingen zu lassen.
    Schließlich ging er somit nicht, wie Schubert, per Textauslassung(en) auf Distanz zur Kirche, und behielt auch die Stelle „et unam sanctam catholicam et apostolicam ecclesiam“ in beiden seiner Messen bei.


    Er wollte sich aber musikalisch bewußt von der Tradition der vorhergehenden Jahrzehnte abgrenzen, schrieb auch an den Verleger Härtel, dass er den Text behandeln hätte „wie er noch wenig behandelt worden“. Im Vordergrund stand die persönliche musikalische Deutung des traditionellen Textes. Die C-Dur Messe schien schließlich auch nicht nach Esterhazy seinem Geschmack gewesen zu sein, äußerte er sich besonders deutlich in einem Brief an Gräfin Henriette Zielinska (aus dem französischen) „Beethovens Messe ist unerträglich lächerlich und scheußlich, ich bin noch nicht einmal sicher, ob man sie ehrenhaft nennen kann. Ich bin zornig und beschämt.“


    Beethoven war sehr gewissenhaft mit dem Text. Bevor er mit der kompositorischen Arbeit begann, schrieb er sich die Texte der Messe heraus, nahm eine eigene Übersetzung vor, prüfte dabei jedes Wort und markierte sich zudem die betonten und unbetonten Silben um sich einer richtigen Deklamation jedes Wortes sicher zu sein.


    Vielleicht kann man die ausufernde Länge der Missa Solemnis, welche somit für Gottesdienste unbrauchbar wurde, auch als bewußte Strategie sehen, um seine Vorstellung der Gottesgläubigkeit, weg von den sakralen Bauten, hin zur profanen Konzertbühne zu bringen (bekanntlich empfahl er damals das Werk als Oratorium aufzuführen).
    Ich wüßte jetzt keine anekdotische Überlieferung aus der man schließen könnte inwiefern und wie oft Beethoven möglicherweise den Gottesdienst besuchte, aber mir sind auch sicherlich nicht Alle bekannt.


    „Betrachtungen über die Werke Gottes im Reiche der Natur“, waren eine seiner bevorzugten Bücher. Beethoven nutzte jede Gelegenheit um sich in der Natur aufzuhalten und glaubte auch dort die Antworten auf seine Fragen zu finden. Es ist sehr wahrscheinlich, dass man hier Beethovens religiöses Verständnis findet, welches eventuell in Richtung des Pantheismus geht.


    Eventuell waren die Vorstellungen beider Komponisten diesbezüglich garnicht so weit voneinander entfernt und unterschieden sich nur in gewissen Details. Eine Analyse der musikalischen Deutungen beider Komponisten wäre sicher auch sehr interessant (und es gibt hierzu auch schon gute Literatur), würde aber jetzt den Rahmen sprengen.


    gruß

    Dieser Wunsch wurde schon einmal in diesem Kreis geäussert. Das sind in der Tat interessante Komponistenpersönlichkeiten. Eine zeitgenössiche Quelle (die jetzt natürlich nicht mehr finde) berichtet aber, daß die vier als Quartettspieler allefalls "passabel" waren..... :D ......


    Wenns nach mir ginge könnten sich alle als die absoluten Flaschen auf ihrem Instrument entpuppen, hauptsache interessante Gespräche. ;) Ich hab jetzt nochmal schnell in meinem Fundus nachgestöbert. Du meinst wohl den schon erwähnten Kelly, er schrieb (auf Deutsch übersetzt) "...In der Zwischenzeit bot Storace seinen Freunden ein Quartettabend. Die Spieler waren erträglich, auch wenn sich keiner auf dem Instrument, das er spielte, besonders auszeichnete. ( :D ) Aber über ein bißchen Können verfügten sie, was wohl niemand bestreiten wird, wenn ich ihre Namen nenne: Erste Geige Haydn, Zweite Geige Baron Dittersdorf, Violoncello Vanhall, Tenor (also Viola) Mozart. Im Publkikum befanden sich auch Casti und Paisiello. Ich war auch dabei, u nd ein größeres oder bemerkenswerteres Vergnügen ist undenkbar. An diesem Abend nahmen wir nach der musikalischen Darbietung ein vorzügliches Mahl ein und wurden außerordentlich fröhlich und fidel. Nachdem mehrere Lieder gesungen worden waren (wäre ja ein guter Bonus ;) ) bat mich der ebenfalls anwesende Storace, die Canzonetta zum Besten zu geben..."

    Das Konzerterlebnis schlechthin wurde ja schon von WoKa genannt, ansonsten wäre ich auch gerne beim gemeinsamen Streichquartett-Abend (laut Kellys Reminiscences) in Mozarts Wohnung, da kann ich ja dann gleich auch Haydn, Dittersdorf und Vanhal kennenlernen. Leider gibt es dafür aber kein genaues Datum. Genauso wie das schon von JR erwähnte freie Fantasieren von Beethoven, dann würde ich mir als Ersatz den 26. März 1828 Musikvereinssaal, Tuchlauben Nr.12 in Wien, aussuchen. Schuberts einzigstes Konzert seines Lebens. Da ich ja dann schon ein Beethoven und ein Schubert Konzert hätte würde ich mir noch ein Mozart Konzert mit genauem Datum aussuchen, da würde ich den 11. Februar 1785 im Mehlgrube Casino, Wien wählen wo u.a. KV 466 uraufgeführt wird. Natürlich hoffe ich schon für alle diese Ereignisse VIP-Tickets mit besonderem Package zu bekommen, wenn man das schon macht dann ordentlich (Selfies mit den Komponisten würde ich aber unterlassen, ich könnte mit so einer fremden Technologie als Außerirdischer verwechselt werden und Angst und Schrecken verbreiten). ;)

    Bei solchen Umfragen stellt sich natürlich auch die Frage, was als "Klassik" definiert wird. Das mag zwar jetzt wie ein schlechter Scherz klingen aber mir sind ernsthaft schon wirklich einige Leute im Laufe der Zeit untergekommen, die Andre Rieu, David Garrett (das Crossover-Zeug), Helmut Lotti, Ludovico Einaudi und dergleichen als Klassik bezeichnen.
    Von der "anderen" Klassik wollen die natürlich im Regelfall nicht mehr so viel wissen. Ich denke mir dann, wer weiss worauf sich dann diese Antworten zum. teilweise tatsächlich bezogen haben, möglicherweise verzerrt das doch ziemlich.
    Wenn jemand sagt "gern" ... inwiefern ... kennt man zumindest die wichtigsten Sinfonien Beethovens, wichtige Instrumentalkonzerte aus der Romantik und Klassik-Epoche, ... oder beschränkt sich das auf maximal 2 bis 3 Werke die man zufällig mal gehört hat (im Extremfall zB "hmmm...ja "für Elise", "Mondscheinsonate", "Freude schöner Götterfunken" höre ich ganz gern" darüber hinaus sind aber eventuell gewichtige Werke
    wie die Klavierkonzerte Beethovens, Brahms Violinkonzert/Sinfonien und dergleichen irgendwo im unentdeckten, vielleicht sogar bewußt gemiedenen Niemandsland). Ich denke somit ist dieses Resultat nicht so aussagekräftig.
    Andererseits glaube ich auch, dass die Klassik sicher nicht aussterben wird - sie war schon lange und wird auch nach wie vor eine Musik für eine Minderheit sein (was kurioserweise dann auch manchmal von gewissen Musikkonsumenten die damit wenig anfangen können noch als Vorwurf gegen Klassikhörer gerichtet wird ... die Elite im Elfenbeinturm ... als würde man das quasi nur als Mittel zum Zweck hören um sich von Anderen abgrenzen zu wollen :pinch: )
    Wie auch immer, ich denke jedenfalls nicht, dass diese "Minderheit" einmal ganz wegbröseln wird sondern eher nur gewissen Schwankungen im Laufe der Zeit unterliegt.


    gruß

    Hallo, einiges wurde ja schon im Eröffnungsbeitrag gesagt. Ergänzend könnte man dazu erwähnen, dass sie quasi eher aus Studienzwecken heraus komponiert (deswegen wurde damals auch nicht an eine Veröffentlichung gedacht) und von seinem Lehrer Carl Friedrich Zelter veranlasst wurden. Zelter war ja bekanntlich kein großer Freund von Beethovens Tonsprache und so wollte er Felix die von ihm favorisierten Komponisten nahe legen, wie etwa Mozart, Haydn aber vor allem auch sein größtes Vorbild C.P.E. Bach (angeblich hatte Zelter sich vor allem durch seine Musik autodidaktisch das komponieren beigebracht), dessen "Einfluss" gerade in diesen Werken unüberhörbar ist. Es gibt hier sehr auffällig ähnliche Stilmittel die ich hier nicht weiter ausbreiten möchte (Skalenmelodik, weite Sprünge, Synkopen,...) Aber wie schon von Bertarido erwähnt gibt es selbst in den früheren Streichersinfonien hie- und da erste charakteristische Merkmale Mendelssohns die seine spätere Musik dann mehr und mehr durchdrangen. Der Schüler hat sich ja auch zudem im Laufe der Zeit mehr und mehr von seinem Lehrer emanzipiert und sich auch mit Beethoven seiner Musik auseinandergesetzt.


    Die schon erwähnte Dreisätzigkeit bis zur 6. Sinfonin sind möglicherweise auch einer bewußten Orienterung an den dreisätzigen Sinfonien C.P.E. Bachs geschuldet, da sich zu diesem Zeitpunkt die viersätzigen Sinfonien schon längst durchgesetzt haben. Ich glaube die 11. Sinfonie ist es, in der er auch ein traditionelles Lied aus der Schweiz verarbeitet hat (es ist mir nicht bekannt inwiefern, da ich dieses Lied nicht kenne) Er hat ja soweit ich mich jetzt hoffentlich nicht täusche, in relativ kurzer zeitlicher Nähe zuvor eine Reise in die Schweiz gemacht.


    Ich hab jetzt keine Zeit jetzt nochmal alle durchzuhören und genau darauf einzugehen, die meist kantilenen langsamen Sätze (welche mich stellenweise auch an Haydn erinnert haben) sind auf jeden Fall in Erinnerung und ebenso die bewußte Auseinandersetzung mit der polyphonen Technik die in Relation zu diesem Alter sehr erstaunlich ist. Manchmal in Form von einsetzenden Fugati in diversen Sinfonien bis hin zur Tripelfuge im c-moll Sinfoniesatz. Sie bezeugen dass Mendelssohn in diesem Alter schon auf so hohem Niveau war, welches sehr viele Komponisten aus den hinteren Reihen ihr ganzes Leben nicht erreichten (und ich kenne bezüglich der Beherrschung der polyphonen Technik nur etwa 4 Komponisten die ebenbürtig oder besser darin waren)


    Die Entdeckung 1959 ist schon wirklich sehr spät...möglicherweise auch den damals gewichtigen Äußerungen Wagners über Mendelssohn geschuldet, sowie die generelle Verunglimpfung der "jüdischen Musik" nicht allzu lange davor. Denn wie schon von Bertarido geschrieben sind vor allem die letzten Streichersinfonien wirklich Meisterwerke die keinen Vergleich mit den Jugendsinfonien Mozarts oder manchen Sinfonien Haydns scheuen brauchen. Ich würde ja jetzt noch gerne weiter vertiefend darauf eingehen aber leider ist es schon wieder spät.
    Meine Lieblingseinspielungen dieser Sinfonien wurden hier soweit ich das jetzt überblickt habe, nicht erwähnt.



    und dann noch 2 Weitere mit dem Concerto Köln die es aber einzeln nicht mehr zu geben scheint (nur in einer Box mit den 5 Sinfonien unter Masur und dem Gewandhausorchester Leipzig)
    Sehr mitreissend und packend in den Ecksätzen, dabei immer transparent und ebenso guter Klangqualität.


    Gruß

    Ich bin mir jetzt nicht ganz sicher ob es hier nur um Gesamteinspielungen oder auch Einzelaufnahmen geht.


    Es ist nämlich so, ich gehe immer regelmäßig gewisse Strecken zu Fuss (kein Spaziergehen sondern um von A nach B zu kommen, gefällt mir und ist gesund...aber gut das ist ja wieder ein anderes Thema ;) )
    Jedenfalls gefällt es mir u.a. auch deswegen weil ich mir dann immer Musik oder heruntergeladene Dokus (auch Podcasts aber da ist die Auswahl sehr beschränkt) anhören kann - kann man zwar theoretisch auch im Auto aber da muss man schon etwas an Konzentration herschenken. Gut...es kommt dann auch immer auf die Fernsehdoku an ob einem das Bild dazu jetzt wirklich fehlt, aber meiner Erfahrung nach oftmals nicht, die wichtigsten Infos kommen über die Tonspur. Was hat das jetzt mit Mozart und Klavierkonzerten zu tun kann man sich berechtigt fragen? Das dient nur als Einleitung und Rechtfertigung warum ich hier einen Beitrag schreibe. :D Denn vor kurzem habe ich mir die Doku "Mission Mozart" über die Einspielung von Lang Lang, Harnoncourt, Wr. Philhharm. der KK 24 und 17 runtergeladen. Ich glaube das wurde hier bei schneller Durchsicht noch nicht erwähnt (?) Es kursieren ja auch so gewisse Vorbehalte gegenüber Lang-Lang (im Internet-Slang würde man wohl sagen "Lang Lang"-Bashing ist angesagt ;) ) aber bei dieser Doku wurde eher weniger gesprochen als man an Musikbeispielen hören konnte und ich war von dem her schon positiv überrascht. Zugegeben, bei mir ist schon viel gewonnen wenn die Tonqualität exzellent ist und zum. über Kopfhörer hat sich das sehr gut angehört, merkwürdigerweise schreibt ein "Anonym" bei jpc die Aufnahmequalität geht besser, aber gut ich habe ja nicht die CD gehört doch kann mir schwer vorstellen dass sie völlig anders klingt (es könnte aber sein dass für diese Doku die Tonspur noch extra komprimiert wurde, somit evtl. andere Klangfarbe, um Fernsehkonsum-kompatibel zu gestalten) Diese Ausschnitte wurden aber durchaus geschmackvoll gespielt, nicht so wie man es bei manchem Lang Lang-Verriss erwarten würde. Und ich bin jetzt keiner der jetzt komplett anspruchslos ist und einige andere Vergleichsaufnahmen besitzt (aber mir ist klar dass das auch teils Geschmackssache ist). Bevor ich diese Doku und die CD verlinke möchte ich aber einen anderen Gedankenansatz näher bringen...inwieweit spielt hier auch manchmal Hörpsychologie eine Rolle (Lang Lang das musik-klassische Synonym für chinesische Billigimporte so hat man oft das Gefühl). Wäre es nicht vielleicht auch eine attraktive Idee für dieses Forum einmal einen Blindtest mit kurzen aber prägnanten Ausschnitten zu machen wo Interpreten erraten werden sollten? Das wäre sicher genauso interessant wie das Weihnachtsrätsel. :) (wenn sich Niemand findet der das zusammenstellt würde ich mich auch zur Verfügung stellen)



    Sehr interessant welche Geschichten Harnoncourt immer dazu erfunden hat ("Das muß hier wie Bauernmusik klingen" :D ), das musste nicht immer stimmen was er sich so zusammenfantsiert hat aber wenn man sich so manche Rehearsals mit ihm anschaut dann gibt ihm oftmals der Vergleich zum vorhergehenden Versuch des Orchesters durchaus recht (und ich sehe Harnoncourt doch generell kritisch weil er es dann teilweise doch übertreibt). Und zugegebenermaßen besitze ich auch fast keine CD´s mit Lang Lang, will mir deshalb auch nicht wirklich ein Urteil über ihn erlauben, doch was ich schon so über ihn lesen mußte...da hatte ich wirklich was Schlechteres erwartet. ;)



    Es erfordert sehr viel innere Überzeugung von der sachlichen Notwendigkeit und der Sinnhaftigkeit des Unterfangens, wenn man man ein musikalisches Werk oder einen Komponisten zum Gegenstand eines Threads macht, von denen man annehmen muss, dass sie bei den Mitgliedern des Forums - und überhaupt - einen geringen Bekanntheitsgrad aufzuweisen haben und/oder einfach nur wenig beliebt sind.
    Man verzichtet, wenn man sich auf so etwas einlässt, auf die größte Freude, die das Forum zu bieten hat: Den Dialog mit dem oder den Anderen, der sich zu einem lebendigen und die Sache in vielerlei Weise erhellenden Diskurs ausweiten kann.


    Ich kenne das Gefühl auch, ein Vorstellungsthread ...bei mir aber dann meist weniger bekannte Werke von bekannten Komponisten...und die Reaktionen halten sich sehr in Grenzen. Wobei ich mir das aber dann von Anfang an nicht erhoffe/erwarte denn selbst wenn das Einige lesenswert finden, bieten sich solche Werkvorstellungen nicht sonderlich für eine Diskussion an (im Bestenfall über Interpretationen des Werkes, oftmals nicht mal das weil es bei weniger bekannten Werken auch meist keine zahlreichen Einspielungen gibt und dann auch noch zufällig gewisse Mitglieder im Besitz dieser sind) Andererseits liegt es ja auch meist in der Natur des Menschen dass er für selbst erschaffene...ich nenne sie mal ganz allgemein und banal "Dinge"...in die er einiges an Zeit investiert hat, letztendlich auch in irgendeiner Form Feedback bekommen möchte. Leserzahlen oder besser gesagt "Anzahl der Aufrufe" (wird das auch immer zu Ende gelesen?) sind es in diesem Fall sicher nicht denn letztendlich sagen sie nichts darüber aus was sich dann der jeweilige Leser dazu gedacht hat. Für mich ist nach wie vor die einzige Lösung eine optionale "lesenswert" bzw. "Danke"-Funktion einzubauen. Das ist für Lesende eine Sekundensache und der Beitragschreibende kann erahnen ob es sich lohnt noch weitere solcher Beiträge zu schreiben. Ich weiß, dass dir Alfred das nicht so gefällt aber ich denke trotzdem es hätte mehr Nutzen als Schaden fürs Forum, weil so wie es teilweise ist kann man manchmal das Gefühl bekommen dass das vielleicht nur eine private Schreibtherapie ist dessen Sinn und Zweck sich nicht dadurch erschließt irgendeine Resonanz zu bekommen...und schon 5 positive Leser-Beurteilungen sind allemal besser als evtl. gar keine Reaktion, wenn ein Anderer dann 10, 20 oder noch viel mehr bekommt stört mich das dann nicht...dann hat die andere Person wahrscheinlich auch ein Thema gewählt dass auf mehr Interesse stösst, da muss man ja nicht immer alles auf sich persönlich ziehen. Gut, es war ein Versuch...denn ich ahne schon dass ich damit nicht sonderlich erfolgreich sein werde. Doch ich frage mich...bin ich der Einzige hier der das als Bereicherung empfinden würde?

    Die Frage ist dabei natürlich: braucht man so etwas? Zeigt sich da schon die Ahnung der großen Werke in diesen Fingerübungen? Lohnt es sich, diese kleinen und kleinsten Werke zu hören? Kennt ihr sie, besitzt ihr Aufnahmen davon, spielt ihr sie vielleicht teilweise sogar selbst, wenn ihr Klavier spielt? Oder sind sie letzten Endes doch bedeutungslos und nur für Sammler, Mozartforscher und hoffnungslose Komplettisten interessant? Muss jeder noch so kleine Fitzel Mozart eingespielt und bejubelt werden, oder sollte man nicht vielmehr andere, vielleicht zu Unrecht vergessene Werke sonstiger Komponisten aus der Zeit in den Blickpunkt rücken?


    Im Grunde genommen muss das Jeder für sich entscheiden. Für mich persönlich dienen gewisse Werke meiner Lieblingskomponisten eher nur zur historischen Information, zu Analysezwecken inwiefern man auch schon anhand solcher kleineren Werke das Talent bzw. die überdurchschnittliche Veranlagung heraushören/erkennen kann, welche Entwicklung möglicherweise zwischen später folgenden, bedeutungsvolleren Werken steht. Mich damit genussvoll auf dem Wohnzimmersofa berieseln zu lassen geht aber garnicht, dazu läßt mich sowas im Regelfall emotional ziemlich kalt. Ich hab ja auch schon bei Beethoven in einige der Hess- sowie WoO-Werken hineingehört...interessanter finde ich jedoch hier sein Skizzenmaterial wo man die Entwicklungsstufen großer Werke nachvollziehen kann, bei Mozart auch seine Fragmente wie zB bei diesen beiden CD´s:




    (o.k. bei zweiter CD erscheint leider kein Bild, warum auch immer aber man kann auf dieses Kästchen klicken, dann kann man sich ja wenigstens überraschen lassen was sich wohl dahinter verbirgt :D )


    Die Stücke sind dort teils auch sehr kurz aber dieser plötzliche Abbruch hat halt seinen gewissen Reiz, eine Herausforderung sich darüber Gedanken zu machen wie es weitergehen könnte und warum es zu diesem Abbruch kam.
    Außerdem stammen manche Fragmente aus seinen besten Jahren, d.h. als er auf der Höhe seiner Kunst war...keine Kinder- oder Teenagerwerke (und m.M. nach kann man das meist auch heraushören) Zugegebenermaßen aber
    auch eher was für Kompositionsanalytiker oder Mozart-Freaks. (was aber Beides nicht zwingend schlecht sein muss wenn man Anderen damit nicht auf die Nerven geht ;) )


    Und nach 1783 hat Mozart nur noch einzelne Sonaten, nie "systematisch (also als Gruppe von mindestens 3 unterschiedlichen Werken) komponiert, was auch immer die Anlässe gewesen sein mögen. (Da in der von Klavierkonzerten dominierten Zeit nur eine einzige, die c-moll, geschrieben wurde, liegt nahe, dass Sonaten für Mozart wenig Interesse hatten, wenn er ebensogut Konzerte schreiben und aufführen konnte.)
    KV 545 vielleicht zu Unterrichtszwecken? KV 494/533 mit zwei Jahren Unterbrechung, alles etwas rätselhaft. Dass Mozart in den späten 1780ern selbst Gelegenheitswerke auf souveränem Niveau schrieb und man da auch immer etwas interessantes dran findet, ist klar (gilt auch für Kleine Nachtmusik, Hornkonzerte, KV 537 usw.).


    Ich liste hier mal eine kleine Zusammenfassung der bekannten Fakten seiner (vollständigen) Klaviersonaten aus der Wiener Zeit auf, darunter gehe ich auch auf die eine oder andere Fragestellung ein.


    KV 330-332 (12. Juni 1784)
    „Nun habe ich die 3 Sonaten auf clavier allein, so ich einmal meiner schwester geschickt habe, die erste ex C, die anderte ex A, und die dritte ex f dem Artaria zu Stechen gegeben.“


    KV 333
    Sommer des Jahres 1784 bei Christoph Torricella als op.7 im Druck erschienen (zusammen mit der 1775 in München entstandenen KV 284-Sonate und der Violinsonate KV 454)
    Nach Untersuchungen von Alan Tyson der Papier- und Wasserzeichen wird die Entstehung auf ca. 1783/84 geschätzt.


    KV 457 (14. Oktober 1784 vollendet)
    Eintrag in sein Werkverzeichnis: „Eine Sonate für das klavier allein“. Bei Artaria Dezember 1785 (mit KV 475) veröffentlicht. „Madame Therese de Trattnern“ gewidmet. Gattin seines damaligen Vermieters Johann Thomas von Trattner sowie Schülerin (angeblich nicht nur zu dieser Zeit sondern bis an sein Lebensende in gewissen Abständen).


    KV 533/KV 494 (10. Juni 1786)
    Eintrag in sein Werkverzeichnis: „Ein kleines Rondo für das klavier allein“ (KV 494) Höchstwahrscheinlich als Zyklus von 3 Rondi (KV 485, KV 511) geplant.
    KV 485 und KV 511 1786 und 1787 bei Franz Anton Hoffmeister, KV 494 1787 Bei Philipp Heinrich Bossler erschienen.
    Die Sonate in ihrer jetzigen Form ist wieder bei Hoffmeister Anfang 1788 erschienen. Mozart fügte das am 3. Jänner 1788 eingetragene „Ein Allegro und Andante für das klavier allein“ (KV 533) mit dem Rondo KV 494 (plus Einschub von 26 neuen Takten) als eine Klaviersonate zusammen. Du schreibst das ist verwirrend, das wirkt auch so, aber ich vermute dahinter gewisse Verhandlungen und finanzielles Kalkül mit den Verlegern, da der Verleger ja schon beim Rondo-Zyklus plötzlich gewechselt wurde. Die zwei Sätze (KV 533) zu KV 494 neu zu komponieren ist vom grundsätzlichen her nichts Neues bei Mozart. Ich denke da an die Komplettierung bzw. leichte Umgestaltung vom KV 427-Fragment zum vollständigen Oratorium "Davide penitente", zeugt aber auch sehr dass er Aufträgen vorwiegend den Vorzug gab denn ich habe hier ja schon in einem anderen Beitrag nachgewiesen dass Mozart auch über die Wiener Jahre das Interesse an der Kirchenmusik nie losgelassen hatte (da ja manchmal unsinnigerweise argumentiert wird, KV 427 wurde deswegen nie vollendet weil er das Interesse an Kirchenmusik verlor und dann fälschlicherweise anführen dass er bis 1791 keinen einzigen Takt an Kirchenmusik komponiert hatte)


    KV 545 (26. Juni 1788)
    „Eine kleine klavier-Sonate für anfänger“ als Eintrag im Werkverzeichnis. Der Beiname „Sonate facile“ kommt vom erschienen Erstdruck aus dem Jahr 1805. Es liegt also Nahe, dass Mozart hier nie eine Veröffentlichung geplant hatte sondern nur pädagogischen Zwecken dienen sollte. Wie wir ja wissen hatte er in seiner Wiener Zeit bis zuletzt einige Klavierschülerinnen (neben Trattner wären da z.B. Josepha Barbara Auernhammer, Babette Ployer, Magdalena Hofdemel, Franziska von Jacquin und noch Mehr – vor allem Trattner und Jacquin sollen bis zuletzt Schülerinnen gewesen sein. Zudem muss es nicht zwingend eine Schülerin gewesen sein sondern vielleicht auch nur ein Geschenk an irgendeine Person)
    Außerdem war Mozart auch überhaupt nicht darauf bedacht solche Übungsstücke oder kleinere Werke zu veröffentlichen wenn man einer Anekdote von Friedrich Rochlitz glauben schenken mag („Da hat der A – wieder einmal eine Parthie Variationen für’s Klavier von Ihnen gedruckt: wissen Sie davon?“ – „Nein!“ – „Warum legen Sie ihm aber nicht das Handwerk einmal?“ – „Ey was soll man viel Redens machen: er ist ein Lump!“ – „Es ist aber hier nicht blos des Geldes, sondern auch Ihrer Ehre wegen!“ – „Nun – wer mich nach solchen Bagatellen beurtheilt, ist auch ein Lump!“) Interessanterweise wird hier auch in dem Zusammenhang berichtet „Bey weitem die meisten seiner Klaviersachen z.B. brachten ihm nicht einen Pfennig ein. Er schrieb sie aus Gefälligkeit gegen Bekannte, die etwas Eigenhändiges und zwar zu ihrem eignen Gebrauch haben wollten – Aus dem letzern kann man sich erklären, warum nicht wenige derselben, besonders unter den Soloklaviersachen, seiner selbst unwürdig sind. Er mußte sich nehmlich nach der Fassungskraft, nach der Liebhaberey, nach den Fähigkeiten und Fingerfertigkeiten derer richten, für die er sie hinwarf.“


    KV 570 (Feburar 1789)
    Eintrag: „Eine Sonate auf klavier allein“. Erstdruck wurde kurioserweise mit separater Violinstimme veröffentlicht (in dem Artikel „Warum wurde Mozarts KV 570 zur Violoinsonate?“ in „Die Musikforschung 16, 1963 von Hans Eppstein, meint dieser ‚Daß wir von der Hypothese von Mozarts Autorschaft für die Violinstimme völlig absehen können‘)
    Dieser Erstruck war ebenso postum (Artaria 1796) also sollte sie mit Sicherheit einen anderen Zweck erfüllen (Auftrag, Unterricht, Geschenk,...).


    KV 576 (Juli 1789)
    Eintrag: „Eine Sonate auf klavier allein“. Und hier ebenso erst postum erschienen (1805 im Wiener Bureau d’Arts et d‘ Industrie) Bekanntlich und wie bereits erwähnt schrieb Mozart auch in dieser Zeit Bettelbriefe an Puchberg, es wäre also nicht sehr logisch wenn er gerade in so einer Zeit dieses Werk einfach zum Zeitvertreib und ohne jeglicher Ambition daraus irgendwie Geld zu machen, komponiert hätte. (zumal es ja auch ambitionierter als die meisten anderen Klaviersonaten ist und sicherlich schon mehr als eine von Rochlitz geschilderte "Bagattelle")


    Und ja...es erscheint logisch dass man lieber ein Klavierkonzert schreibt als eine Klaviersonate da wie du ja auch schreibst, diese Gattung zu diesem Zeitpunkt noch nicht so gewichtig, künstlerisch ambitioniert war wie sich das erst in den
    nachfolgenden Jahrzehnten entwickeln sollte - da waren die meisten Klavierkonzerte aus der Wiener Zeit schon auf einem anderen Niveau und sicher auch auch einträglicher (publikumswirksamer)...zum. bis ca. 1786 sehr nachgefragt und gut besucht.


    gruß

    Es scheint unklar, warum Mozart von den 6 Sonaten für den preußischen Hof anscheinend nur eine oder zwei? (Kandidaten sind KV 570 und 576, letztere gilt jedoch als zu schwierig für die Anforderungen dieses Auftrags) komponiert hat.


    Die Forschung (nma) geht auch eher davon aus, dass nicht mal diese Beiden für die preußische Prinzessin Friederika komponiert wurden obwohl es zum. bei KV 576 einen Zusammenhang zwischen der Briefstelle (an M. Puchberg) vom 12. Juli 1789 "unterdessen schreibe ich 6 leichte Klaviersonaten für die Prinzessin Friederika..." und im selben Monat der Eintrag in sein Werkverzeichnis "Eine Sonate auf Klavier allein" gibt. Die Forscher entgegnen aber dass der Anspruch dieser Klaviersonate ein ziemlich sicheres Ausschlusskriterium ist, dass es es sich bei KV 576 um eine der 6 "leichten" Sonaten handeln könnte. Ich persönlich finde das etwas unflexibel durchgedacht, denn es kann allemöglichen Eventualitäten geben wie etwa eine spontane Anpassung (weil Friederika vielleicht doch nicht so schlecht spielen konnte, um vielleicht den preußlischen Hof etwas zu ärgern, was auch immer) oder auch dass Mozart zum. bzgl. der Zahl 6 geg. Puchberg etwas übertrieben hatte. Ich habe mich in den letzten 2 Jahren mehr mit Beethoven und seiner Korrespondenz beschäftigt und da war es eine gängige Praxis immer wieder in Briefen geg. Auftraggebern, Verlagen (bzgl. Vorschuss) und dergleichen des öfteren Werke in den Raum zu werfen die dann nie angefangen wurden oder ein Werk als völlig oder nahezu vollendet zu präsentieren obwohl zu diesem Zeitpunkt gerade mal grobe Skizzen davon vorlagen und eine tatsächliche Vollendung manchmal sogar Jahre später stattfand. Das hat ihn auch öfter mal in Schwierigkeiten und Erklärungsnot gebracht. Es wäre nicht undenkbar dass hier ein ähnlicher Fall vorliegt um Puchberg zu signalisieren dass er einen größeren Auftrag an Land zog da dieser ja schließlich auch mal wieder sein geliehenes Geld zurückhaben wollte.


    Was das Thema für sich anbelangt, ich denke da so ähnlich wie Johannes (langweilig ich weiß, aber es ist nunmal so), ich finde da einige seiner Klavierstücke wie Fantasien (KV 397, 396, 475), Rondo KV 511, Adagio KV 540 weitaus spannender (abwechslungsreicher, tiefgründiger, teils reicher und kühner in der Harmonik,...) als die meisten seiner Klaviersonaten die ich trotz meiner generellen Verehrung und Hochachtung zu Mozart sehr selten höre.


    gruß

    Ich weiß nicht ob das hier schon empfohlen wurde, es ist auch nicht ein Fernsehtermin aber da sich um die 3sat-Mediathek handelt ist es ja umso besser, dass man es sich nach Zeit und Lust anschauen kann...doch ich vermute die dort eingestellten Sendungen bleiben nur für eine gewisse Zeit abrufbar.


    Es handelt sich um eine 6-teilige Dokumentation über Beethoven, unterteilt in gewisse Schwerpunkte "Der Revolutionär", "Der Verliebte", "Der Virtuose", "Der Kranke", "Der Unternehmer" und "Der Unsterbliche", jeweils ca. 30 min.
    Hier die links dazu:


    Der Revolutionär


    Der Verliebte


    Der Virtuose


    Der Kranke


    Der Unternehmer


    Der Unsterbliche


    Da ich schon alle Teile gesehen habe kurze Infos darüber: Moderator bzw. Kommentator ist der Biograph ("Beethoven - der einsame Revolutionär") Jan Caeyers, welcher mitunter verschiedene Beethoven-Wohnstätten besucht, doch leider oftmals ohne nähere Umstände über diesen Aufenthalt zu schildern, sondern oftmals lediglich als Hintergrundkulisse für seine Moderationen dient. Als fachlicher Experte spricht Rudolph Buchbinder vor seinem Klavier, manchmal auch gewisse Stellen zur Demonstration gewisser (Hypo-)thesen, spielend. Mitunter kommen auch andere Biographen, Historiker und dergleichen zu Wort und ein mir unbekannter Schauspieler welcher Beethoven-Briefstellen vorträgt...leider aber mit seiner allzu theatralisch, manirierten Weise das Ganze übertreibt und mit der Zeit nur nervt.
    Alles in Allem aber wohl die besten Dokumentationen über Beethoven welche ich bislang gesehen habe.
    gruß

    Das Zusammenlegen von sog. "Doppelthreads" halte ich für problematisch. Neben den Gründen, die Alfred Schmidt dagegen angeführt hat, ist aus meiner Sicht auch zu bedenken, dass es sich in vielen Fällen nur um vordergründige Parallelthreads handelt, vordergründig in dem Sinn, dass sie den Gegenstand, bzw. das Thema gemeinsam haben, - einen Komponisten etwa oder eine bestimmte musikalische Gattung. Sie unterscheiden sich aber häufig in der Fragestellung, die ihnen zugrunde liegt, und in der Zielsetzung, die sich daraus ergibt, so dass sie sich von ihrem tatsächlichen Inhalt her um gar keine "Doppelthreads" handelt.
    Eine Zusammenlegung hätte von daher wenig Sinn.


    Ich finde eher dass man im Einzelfall entscheiden und generell differenzieren sollte, da nicht alle Doppelthreads aus einer jeweiligen andersartigen Diskussion bestehen sondern manchmal einfach nur aus Versehen das selbe Werk zwei Mal vorgestellt wurde und es sich jeweils nur um Beiträge über empfohlene Interpretationen handelt, also nichts das sich jetzt thematisch nicht zusammenführen lassen würde.
    Wie etwa dieses Beispiel: Im Jahr 2008 habe ich einen Thread über die C-Dur Messe op. 86 von Beethoven eröffnet, Willi tat dies vor 3 Jahren sicherlich versehentlich ein weiteres Mal:


    L.v.Beethoven - Messe C-Dur op.86


    BEETHOVEN, Ludwig van: Messe in C-dur op. 86


    und es gibt sicher noch einige weitere solcher Beispiele, mir fiel das damals auch nur auf weil ich einst darüber geschrieben habe. Ein anderes Problem seh ich darin, wie man solche Doppelthreads ausfindig macht, also mit der normalen Suchfunktion ist es sehr mühsam weil es leider nirgendwo die Möglichkeit gibt in den Optionen anzugeben, dass man nur exakte Treffer bzw. nur auf die Titel beschränkt suchen möchte. Als ich jetzt "Beethoven Messe op. 86" eingegeben habe - Wörter die in den Titeln beider Threads vorkommen, bekam ich einen Vorschlag an etlichen Seiten wo irgendwo im Verlauf eines Threads mal - auch ohne jeglichen Zusammenhang - diese drei Suchbegriffe vorkommen. Auf diese Art und Weise kann man sicher nicht nach doppelten Threads suchen.


    P.S.: Hab gerade gesehen "exakte Treffer" gibt es zwar in den Optionen aber nicht das man sich nur auf Titel beschränken kann, und das wäre auch sehr wichtig

    Nein, da musst Du hauptsächlich irgendwelche Einstellungen verändern, so dass Du nicht automatisch abgemeldet wirst. Dann besteht zwar immer noch die Gefahr, dass man aus Versehen das Fenster/Tab oder den Browser schließt. Dann ist auch alles weg. Solange das Fenster/Tab offen bleibt kann man evtl. sogar den Browser beenden und es bleibt erhalten (zumindest eine Zeit lang).


    Bei den Foreneinstellungen? Da hab ich keine Option dafür gefunden, vielleicht haben aber Moderatoren andere Einstellungsmöglichkeiten? Aber wenn ich die Word-Methode verwende oder vor absenden auf "kopieren" gehe kann mir das auch nicht mehr passieren, die Gefahr versehentlich den Browser zu schließen ist dagegen relativ gering.


    Ich werde nochmal eine verkürzte Fassung von dem schreiben was ich damals geschrieben habe...Es gibt ja zwischen mir und Johannes einige Überschneidungen und ich werde nur die Abweichungen erwähnen.


    SCHWERPUNKTE: Quasi bei Instrumentalmusik fast identisch...ich würde aber schon von Barock aus die Zeitspanne ziehen und hier unter den absoluten Lielingskomponisten J.S. Bach dazunehmen, dafür würde ich Bruckner zu "Interesse aber kein zentraler Schwerpunkt" verschieben, evtl. zum erweiterten Kreis Dvorak und Tschaikowsky hinzufügen.


    größter Unterschied: Opern definitiv zu "unterbelichtet/lückenhaft bis zu kein sonderliches Interesse" (hier bin ich nur bei meinen Lieblingskomponisten relativ gut informiert/eingedeckt, gewisse andere Opern-Spezialisten treffen absolut nicht meinen Geschmacksnerv) dafür habe ich wiederum ein recht hohes Interesse für Sakralmusik, auch von einigen Komponisten aus den hinteren Reihen (aber natürlich auch hier selektiv)


    Kammermusik im spzeziellen mit Klavierbeteiligung


    NICHT SO GANZ ZENTRAL ABER TROTZDEM INTERESSE:


    Die klassische Moderne wobei ich hier keine Favoriten habe sondern eher nach bestimmte Werke gehe, welche von den üblichen Verdächtigen wie zB Strawinsky, Bartok, Honegger, Schönberg,...kommen.


    Barock abseits von J.S.Bach - vor allem die Oratorien von Händel und gewisse geistliche und Instrumentalwerke von Vivaldi, Zelenka, Fux,...


    Einige Komponisten der Spätromantik die ich zwar generell schätze aber die dann doch nicht ganz die Begeisterung hervorrufen können wie meine meist geschätzten Komponisten, das wären zB Richard Strauss, Elgar, Bruckner, Bruch,...


    Kammermusik ohne Klavierbeteiligung


    einige Komponisten (vor allem zwischen Spätklassik und Spätromantik) aus den hinteren Reihen (welche meist auf den dafür berüchtigen Labels wie cpo, chandos, Naxos,... veröffentlicht werden) darunter immer mal wieder positive Entdeckungen wie zB Norbert Burgmüller, J.M. Kraus, H. Götz, Casella,...


    UNTERBELICHTET UND SEHR LÜCKENHAFT (BZW. TEILS TROTZ "BESCHÄFTIGUNGSVERSUCHE" KEIN INTERESSE):


    Überwiegend mit Johannes Roehl übereinstimmend - ich hab aber keine 50 Jazz-CD´s (dafür eher im Bereich Lateinamerikanische Musik, Filmmusik), was uns vor allem unterscheidet ist, dass Johannes Chopin durchaus etwas abgewinnen kann und mich der Großteil seiner Werke einfach nicht anspricht, vor allem die vielen kleinen Stücke wie Balladen, Walzer, Mazurken und dergleichen welche in mir verkitscht, süßliche Gefühle hervorrufen...aber ich erkenne es dennoch an dass er ein hohes Maß an Originalität besitzt und gewisse Werke finde ich auch nicht so schlecht. Ähnlich bei Musik von Johann Strauss und Co...mir ist die Originalität und Wertigkeit dieser Musik durchaus bewußt...aber wenn sie in mir keine sonderlich positiven Gefühle auslöst ist das halt schade.
    Der einzige Opern-Spezialist mit dem ich mich wirklich noch näher befassen möchte ist Richard Wagner, da mir einige seiner instrumentalen Stücke (Vorspiele, Ouvertüren und dergleichen) sehr gut gefallen, alle Anderen treffen absolut nicht meinen Geschmacksnerv (ausgenommen Rossini, den mag ich auch noch ;) )
    Alles auf das ich jetzt nicht näher eingegangen bin und auf Johannes seiner Liste zustätzlich steht ist als Übereinstimmung zu werten. :) Gut, damit hab ich das jetzt etwas abgekürzt. jetzt noch auf markieren und kopieren und dann kann hoffentlich nichts passieren (es sei denn jetzt kommt ein Stromausfall oder sowas 8| )

    ;( jetzt bin ich lange an einem Beitrag gesessen, dann kam die Aufforderung sich wieder anzumelden und danach war alles weg...sorry falls das jetzt off-topic ist aber der Frust muss raus. ;(;( (nochmal will ich das nicht schreiben, in Zukunft muss ich wohl alles vorher in Word schreiben wenn das so ist)

    Beeindruckend finde ich beispielsweise dieses Werk, das der Regisseur Zbigniew Preisner selbst geschrieben hat.


    Ich glaube hier liegt eine Verwechslung vor, Zbigniew Preisner ist ausschließlich Komponist/Filmkomponist:
    imdb Zbigniew Preisner


    Der Regisseur des Filmes heißt Krzysztof Kieslowski, welcher wiederum nichts musikalisches in seiner Vergangenheit getan hat.
    Soweit ich das aber mitbekommen habe, haben Beide schon öfters miteinander gearbeitet, vielleicht nimmt man sie ja
    schon fast wie eine Art Symbiose wahr, so wie bei Spielberg und John Williams. ;)

    Ich hab hier jetzt nicht alles durchgelesen, mag sein es wurde schon alles dazu gesagt oder zum. ein Teil von dem was ich hier schreibe. Nur meine eigenen Gedanken dazu:


    Als jemand der in der Kindheit überwiegend Filmmusik gehört hat und dann erst im Laufe der Teenager-Zeit zur Klassik kam kenne ich beide Welten bis zu einem gewissen Grad mehr oder weniger gut ... mittlerweile wohl eher die Klassik, auch wenn das bei so einem riesigen Gebiet auch alles relativ ist. Ganz habe ich den Kontakt zur Filmmusik nicht abgebrochen und gewisse Komponisten höre ich noch hin und wieder, wenn auch im Vergleich zur Klassik in eher marginalen Mengen.


    Ich beziehe mich wieder auf die Eingangsfrage (auch wenn hier schon längst nicht mehr darüber diskutiert wird). Das Problem ist wohl vordergründig, dass es keine gültige Definition darüber gibt ab wann eine Musik zur Klassik gehört und ab wann nicht mehr, dazu gibt es natürlich immer wieder Fälle wo die Grenzen fliessend sind, ganz zu schweigen von subjektiven Einschätzungen basierend auf den jeweiligen persönlichen Hörerfahrungen und was für Kriterien diese Person an eine Musik stellt um sie als "Klassik" zu definieren. Ich habe z.B gar nicht so selten Meinungen gehört/gelesen, bei dem es sich einfach nur um ein instrumentales Orchester- oder Klavierstück handeln muss, um als Klassik durchzugehen (also z.B. Einaudi, Clayderman, Tiersen, ... eigentlich offiziell im "Easy Listening"-Bereich zugeordnet, als Klassik wahrgenommen werden) - d.h. hier definiert man scheinbar Klassik nur nach dem Klang und überhaupt nicht nach der musikalischen Substanz. Seltener gibt es wiederum das andere Extrem, die Klassik-Hardliner die Musik von Johann Strauss & Konsorten als Klassik ablehnen. Im Grunde genommen ist diese Frage eigentlich auch nicht wichtig, aber es zeigt nur dass man sie nicht zufriedenstellend beantworten kann, zumal ja auch die Bandbreite der Filmmusik enorm ist. Es liegt ein Weltenunterschied zwischen den besseren Filmmusiken von z.B. Korngold, John Williams, ... und Instrumental-Pop von z.B. Faltermeyer, Moroder, ... sowohl klanglich als auch von der musikalischen Substanz ohne das jetzt werten zu wollen (Geschmäcker sind ja verschieden).


    Eines ist aber schon wichtig ... etwas das hier schon ziemlich am Anfang erwähnt wurde. Man darf ja auch nicht vergessen dass Filmmusik im Grunde genommen einen anderen Zweck erfüllen soll, nämlich die Bilder emotional zu unterstützen und nicht vordergründig als Konzertmusik (absoluter Musik) konzipiert wurde. Das mag zwar in manchen Fällen zwar auch funktionieren, wenn der Komponist viel Liebe zum Detail aufgewendet hat und auch genug Zeit zur Verfügung hatte, aber meist kann man es der Filmmusik leider anhören dass sie nur eine unterstützende, nebensächliche Funktion erfüllen soll, zumal die Praxis ja auch so aussieht, dass die Filmkomponisten heutzutage meist sehr wenig Zeit haben, knappe Deadlines aufgrund von Kostendruck der Filmstudios angesetzt werden und ich schon öfter von Filmkomponisten gehört/gelesen habe, dass es keine Seltenheit ist pro Tag eine halbe Stunde an Musik schreiben zu müssen um die Deadline zu schaffen ... wer selber Musik macht, der weiß, was das bedeutet und dass man da nicht einfach auf die besten Inspirationen warten und mit viel Liebe zum Detail vorgehen kann ... da ist man dann oft noch froh, wenn sie zum. den Zweck erfüllen kann.
    Was mich persönlich auch oftmals stört - ich bin eher der Hörtyp, der Wiederholungen nicht so gerne hat. In der Klassik kommen die natürlich auch vor, schon alleine mit der Reprise in der Sonatenhauptsatzform, manchmal auch wenn der Dirigent die Wiederholungszeichen (wie Harnoncourt bei manchen Mozart-Sinfonien) sehr ernst nimmt. Bei der Filmmusik ist es aber leider gar nicht so selten, dass die Musik von lediglich 1 bis maximal 2 Themen lebt und diese etliche Male an verschiedensten Stellen im Film immer wieder durchgekaut werden (dazwischen das triviale Hintergrundgeschwurbel zur szenischen Unterstützung) Das müssen dann schon wirklich geniale Themen sein damit ich dem nicht überdrüssig werde und das ist leider auch selten der Fall. Für mich persönlich auch ein wichtiger Grund warum ich viel lieber (gewisse Bereiche der) klassische(n) Musik höre. Aber es gibt durchaus ein paar Soundtracks die mir ziemlich gut gefallen ... allen voran E.T. von John Williams, für mich ein Meisterwerk innerhalb der Filmmusik (aber ich kenne natürlich noch nicht alles von den besseren Komponisten).
    :hello:

    Hallo Siegfried,
    danke für das Feedback, ich schätze das sehr weil ich sonst nicht weiss ob es sich lohnt die Zeit in solche Beiträge zu investieren (ich brauche mind. eine Stunde um solche Beiträge zu schreiben), und da möchte ich schon gerne wissen ob es dafür überhaupt Interessenten gibt weil ich hab ja schließlich auch noch andere Alternativen für meine Freizeitgestaltung. ;)



    Hast du bewusst die Wiener Kirchenwerke herausgestellt? Aus Mozarts Schaffenszeit vor Wien gibt es nämlich auch einige "Unvollendete", stellvertretend das Kyrie in F-Dur KV 33 oder das Benedictus in c-Moll KV 117.


    Ja, mir ging es nur um die Wiener Kirchenwerke weil es ja nach meinem Empfinden nach noch immer einige Leute zu geben scheint, die glauben Mozart hätte sich bis auf die bekannten drei Werke nicht mehr mit Kirchenmusik in seinen letzten Lebensjahren befasst. Natürlich sind das jetzt nur Fragmente aber zusammen mit den Abschriften Reutters, bezeugen sie immer wiederholte Beschäftigungen bzw. Auseinandersetzungen mit der gleistlichen Musik und das weit ab von der Salzburger Zeit. Das Mozart in seiner Salzburger Zeit genug geistliche Werke geschrieben hat dürfte ja hingegen für keinen der halbwegs seine Biographie kennt überraschend sein.
    gruß