Beiträge von Philhellene


    Bitte verdoppeln!

    Liebe Severina!


    Besagte CD kenne ich nicht, aber ich schätze Nicolai Gedda sehr! Er hatte auch ein ungewöhnlich breites und vielfältiges Repertoire und hat eine extrem umfangreiche Diskographie, du kannst also noch vieles abseits der Operette (die er, soweit ich weiß, erst in späteren Jahren gesungen hat) kennenlernen!
    Besonders in den französischen und russischen Opern ist er (der ja polyglott aufgewachsen ist!) m. E. sehr zu empfehlen. Als unterkühlt empfinde ich ihn nicht, er ist nur keines dieser italienischen Stimmwunder, deren laute Töne solche akustischen Orgasmen hervorrufen, dass man gerne bereit ist, zu vergessen, dass sie leise gar nicht beherrschen... ;)


    Liebe Grüße,
    Martin

    Lieber Pius!
    Ich darf mich mit ein paar Anmerkungen revanchieren:


    Zitat

    Original von Pius
    Meiner Meinung nach sind Chor (da sind wir uns einig) und Sänger erstklassig. Daß Bonney wie ein Engel klingt, würe ich als Kompliment auffassen.


    Ist es auch. Ich wollte nur herausarbeiten, dass Bonneys Stimme einen ganz anderen Zugang zum "Pie Jesu" vermittelt als etwa Victoria de los Ángeles: letztere fleht von der Erde zum Himmel empor; Bonney strahlt vom Himmel zur Erde herab. Ich habe eine leichte Präferenz für das Emporflehen, aber grundsätzlich finde ich beide Interpretationen gerechtfertigt.


    Zitat

    Und auch Hampson finde ich prima (alles unter dem Vorbehalt, soweit ich das als Laie überhaupt beurteilen kann); die Dramatik im Libera me ist IMO durchaus legitim, denn erstens gibt der Text Dramatik her und zweitens ist Faures Requiem kein Plüschpuschel.
    Da unterscheidet sich, glaube ich, unsere Auffassung. Ein paar "Kanten" sind hier bei der Interpretation IMO erlaubt und im Sinne des Werkes (das als Ganzes gesehen freilich vergleichsweise sehr sanft und ruhig ist).


    Meine Auffassung ist, dass im Fauré-Requiem überhaupt keine Dramatik erlaubt ist, Spannung hingegen unbedingt notwendig! (Herreweghe ist da das andere - sehr langweilige - Extrem!) Ich habe das Libera me oben schon so charakterisiert: "es mangelt ihrer Deutung dieses Satzes an der nötigen Ruhe, dabei ist für mich gerade das Libera me der mystische Kern des Werkes: ein langsames Hinübergleiten von dieser Seite auf die andere. Auch das Dies irae hier drückt wohl kaum Furcht vor dem jüngsten Tag aus, sondern eher ein Zurückschrecken vor der ungeheuerlichen Barmherzigkeit Gottes." Das Libera me hat für mich auch etwas Trauermarschartiges.
    "Kanten" sind das, was Legrand macht, meiner Meinung nach allerdings gar nicht. Ich finde, er nimmt dem Werk eher das Herbe, auch das Französische und Elegante, und bügelt es glatt.


    Zitat

    Das sehr langsame Sanctus und Pie Jesu bildet wohl einen deutlich stärkeren Kontrast zu dem dann in Gegenteiliger Richtung akzentuierten Agnus dei und Libera me als dies anscheinend bei Cluytens der Fall ist und eher Deiner Vorstellung entspricht.


    Das sehr langsame Sanctus habe ich auch nur als für mich gewöhnungsbedürftig beschrieben, nicht als prinzipiell schlecht; ich habe aber schon oben geschrieben, was du nun bestätigst, obwohl du es positiv siehst, ich hingegen negativ: Legrand holt möglichst viel Kontrast aus dem Werk heraus. Meiner Meinung nach ist das nicht legitim.


    Zitat

    ich hoffe, ich komme am Wochenende zu meinem Vorhaben, bei napster intensiv die Cluytens-Aufnahme anzuhören. Wer weiß, vielleicht sieht danach bei mir die Welt auch etwas anders aus...


    Du musst halt bei Cluytens den gegenüber Legrand inferioren Chor hinnehmen - das Dirigat und vor allem Fischer-Dieskaus noble Baritonsoli entsprechen sehr meiner Idealvorstellung des Requiems als sanftem, aber intensiven und spannenden Werk.


    Liebe Grüße,
    Martin


    Ich würde Janáceks Musik als sehr "dicht", konzentriert bezeichnen. Nicht von der Instrumentierung her (eher im Gegenteil!), sondern von der reinen Komposition! Wie viele Motive und Melodien Janácek etwa in 90 Minuten bringt - davon machen andere Komponisten drei dreistündige Opern... Drum gibts aber auch nie Entspannung für die Ausführenden, da ist immer so viel los...


    Also zum Hören finde ich Janácek wunderbar!


    Liebe Grüße,
    Martin

    Bei Janácek-Opern kann man in der Regel immer von der sehr publikumsfreundlichen Dauer von 90 Minuten ausgehen (manchmal ein paar Minuten mehr, manchmal ein paar Minuten weniger). Nachteil: Es gibt nur 90 Minuten geniale Musik. Vorteil: Es gibt nirgends einen Durchhänger!


    Liebe Grüße,
    Martin

    Zitat

    Original von Cassiopeia
    Richard III. wäre sicher sehr gut geeignet ABER die Vorgabe meines Dozenten ist: Kein Drama, das wäre ja zu einfach ;)


    Dass das zu einfach wäre, kann ich zwar nicht ganz nachvollziehen, da ja auch Drama nicht gleich Libretto ist (gut, ich kenne die genaue Aufgabenstellung nicht!), aber Vorgabe ist Vorgabe.
    Damit fällt auch Tschechows "Platonow", aus dem meiner Meinung nach mit Vorteil eine (sehr lange) Oper zu destillieren wäre.


    Was wäre mit "Reise im Mondlicht" ("Utas és holdvilág") von Antal Szerb? Anregungen für die Stimmverteilung: Erzsi - Sopran, Éva - Alt, Tamás - Countertenor oder tenore di grazia, János Szepetneki - Tenor, Mihály - Bariton, Ervin - Bass, Der Perser - Bass...


    Liebe Grüße,
    Martin

    Liebe Cassiopeia!


    Ich bin ja nach wie vor (wie schon im alten Thread) für Richard III.!
    Auch interessant fände ich eine Oper, die das Leben der weströmischen Kaiserin Galla Placidia zum Inhalt hat.
    Was ist das denn für eine coole Lehrveranstaltung?


    Liebe Grüße,
    Martin

    Liebe Saisonalhörer! ;)


    Ein bisschen hat die Jahreszeit schon mit der Musik zu tun, die ich gerade höre. Mir persönlich ist etwa aufgefallen, dass ich besonders im Frühling, wenn so die ersten warmen Tage kommen, besonders oft und viel de Falla höre. Auch bei mir ist Winter eher Sakralmusikzeit (obwohl ich die natürlich auch unterm Jahr anhöre). Aber ich für mich kann da nur Tendenzen ausmachen, nicht definitive Musikentscheidungen, wie sie Wulf im Eröffnungsbeitrag andeutet.


    Zitat

    Original von Fairy Queen
    Meine liebste Jahreszeit war schon immer der Übergang vom Sommer zum Herbst, also die, in der wir akut gerade drinstecken.
    Das schon zu spürende Vergehende aber noch von Wärme und Reife überlagerte, fasziniert mich ganz besonders. Von Dichtern viel besungen, von Komponisten viel vertont, gibt es ja Unmengen Herbstlieder.
    [...] nicht das pralle Leben, aber eine ganz besonders anrührende Schönheit, von der man weiss, wie fragil sie ist.


    :jubel::yes:
    Auch meine Lieblingsjahreszeit ist diese "5. Jahreszeit", der "Nachsommer"! Ich erfreue mich an den vielfältigen Farben, die die Natur zu dieser Zeit hervorbringt - in ganz anderen Schattierungen als etwa im ebenfalls bunten Frühling, nämlich den Farben reifer Früchte und sich allmählich gelb und rot färbender Blätter. Als Gernesser freue ich mich auch am reifen Obst und Gemüse selbst und liebe es, mit allem zu kochen, was Balkon und Markt hergeben (frisch hergeben, regional hergeben und nur zu dieser Jahreszeit hergeben! Da bin ich ganz bei Berceuses Kritik der "Zeit-Anästhesie!). Dazu passt die hügelig-bukolische Landschaft der Süd- und Oststeiermark mit ihren Weingärten, die vom milden Septemberabendlicht umarmt werden, und dazu passt m. E. die Kammermusik von Schubert und die Kammermusik und vor allem die Lieder der Franzosen und Katalanen: vom wirklich "total unterschätzten" Hahn, von Duparc, Canteloube, Ravel, Fauré, Mompou, Debussy... Aber ich höre diese Musik eigentlich immer gerne - vielleicht gerade weil ich sie mit meiner Lieblingsjahreszeit in Verbindung bringe.


    Ich freu mich schon wieder auf September!
    Liebe Grüße,
    Martin

    Zitat

    Original von Edwin Baumgartner
    Sein Frühwerk bleibt den Konzertsälen als „Reißer“ erhalten, sein wesentlich bedeutsameres Spätwerk hingegen wird aller Wahrscheinlichkeit nach auch weiterhin kaum wahrgenommen werden.


    Mich würde nun interessieren, wie Ihr de Falla einschätzt und welche Werke in Euren Augen ein Muß sind, um den Komponisten kennenzulernen.


    Liebe de-Falla-Freunde!


    Damit dieser Thread nicht nur zu einer Ansammlung von Coverbildchen gerät, wiewohl Aufnahmenempfehlungen bei diesem offenbar doch nicht weithin bekannten Komponisten auch sehr notwendig und verdienstvoll sind, und um Edwins ursprüngliche Intentionen (siehe oben) wieder mehr zum Vorschein kommen zu lassen, hier einmal meine persönliche Stellungnahme:


    Ich mag de Falla sehr gerne; er gehört sicherlich, trotz seines schmalen Oeuvres zu den bedeutendsten Komponisten Spaniens und auch zu den interessantesten Komponisten der ersten Hälfte des 20. Jh.s. Seine berühmtesten Werke sind wohl die "Noches en los jardinos de Espana" (Nächte im spanischen Garten, komponiert 1911-15) und das Ballett "El sombrero de tres picos" (Der Dreispitz, 1916-1919) - meiner Meinung nach aber auch seine langweiligsten, da sie sich in romantischer Spanienfolklore erschöpfen. Wahrscheinlich sind sie gerade deshalb so beliebt, und sie sind ja auch recht hübsch, aber ich finde, man hört sich rasch daran ab.


    Worauf gründet sich also meine de-Falla-Liebe? Da wären zuerst seine beiden Opern "La vida breve" (1904-05) und "El retablo de Maese Pedro" (Meister Pedros Puppenspiel, 1919-22), zwei Lieblingsopern von mir. Beide sind sehr kurz und gewissermaßen auf das Wesentliche reduziert. Während erstere - eine Dreiecksgeschichte mit sozialkritischem Hintergrund (Zigeuner vs. Snobs) - aus de Fallas impressionistisch-folkloristischer Phase stammt (wobei: ganz haben die zahlreichen spanischen und katalanischen Komponisten des 20. Jh.s die Folklore, die Volksmusik nie abgelegt; sie bleibt auch in de Fallas späteren Werken präsent, aber auf subtilere Art), diese Elemente aber in den Dienst des dadurch atmosphärisch sehr dichten Dramas stellt, ist die Marionettenoper "El retablo de Maese Pedro" - die eine Szene aus dem "Don Quijote" zur Handlung hat - neobarock im besten Sinne. Beiden Opern gemeinsam ist nicht nur die Kürze, sondern auch der durchorganisierte, kleinteilige formale Aufbau.


    Stilistisch ähnlich wie "El retablo de Maese Pedro" ist das originelle Konzert für Cembalo und fünf Soloinstrumente (1923-26). Ich schätze auch das herbe "El amor brujo" (wieder aus de Fallas erster Phase, 1914-15), wobei ich aber nur die Suite kenne (die "Ballett-Kantate" fiel bei der Uraufführung durch, de Falla arbeitete das Material in eine Suite um, die lange Zeit ausschließlich aufgeführt wurde).


    Wirklich genial, ein kleines Meisterwerk, finde ich aber die kurze Kantate "Psyché" (komponiert 1924) für Sopran, Harfe, Flöte und Streichtrio - eine sehr reizvolle Besetzung und ein Musterbeispiel für einfühlsame und sorgfältige Gedichtvertonung! Man hat den Eindruck, dass keine Note zufällig, zu viel oder zu wenig ist. Dieses Werk allein reichte meiner Meinung nach aus, um de Fallas Bedeutung zu beweisen und ich kann es nur allseits empfehlen!


    "Atlántida" kenne ich leider (noch) nicht - und ich ärgere mich seit geraumer Zeit, dass ich vor vielen Jahren die Frühbeck-Aufnahme nach langem Überlegen doch im Geschäft gelassen habe... :angry:


    Liebe Grüße,
    Martin

    Lieber Waldi!


    Wenn meine Vermutung stimmt, dass auf der von dir erwähnten CD "El amor brujo" und die Dreispitz-Suite versammelt sind - bedauerlicherweise kann ich das nicht durch Hörbeispiele verifizieren -, so schlage ich dir folgende, preiswerte Alternativaufnahme vor:



    Zusätzlich befinden sich auf dieser 2-CD-Box auch noch die Siete canciones populares espanolas, das Cembalo-Konzert, die Nächte im spanischen Garten und die absolut geniale Minikantate "Psyché". Die (Mezzo-)Sopransoli in den Ballettmusiken und den Liedern singt Victoria de los Ángeles hinreißendst!


    Als noch idealer empfand ich die Zusammenstellung auf folgender 2-CD-Box, die anscheinend leider nicht mehr erhältlich ist (außer bei Amazon als mp3-Download):



    Der "Dreispitz", "El amor brujo", die "Siete canciones populares espanolas" und "Psyché" sind hier ebenfalls enthalten - und in der selben Einspielung wie oben! -, aber statt mit dem Cembalokonzert und den spanischen Garten-Nächten sind sie hier mit der m. E. Referenzaufnahme von "La vida breve" gekoppelt. Diese Oper würde ich dir nämlich auch sehr ans Herz legen!


    Als Ergänzung hätte ich dann noch die folgende schon von Edwin erwähnte, auch gerade sehr günstige CD vorschlagen können, die das Cembalokonzert und die Kurzoper für Marionettentheater "El retablo de Maese Pedro" mit einer großartigen Ana María Higueras beinhaltet...



    Liebe Grüße,
    Martin
    (de Falla-Fan, und zwar wegen der richtigen Werke! ;) )

    Zitat

    Original von maticus
    2. Man kann auch in die Breite sammeln, indem man nur bei wenigen Komponisten und eher innerhalb einer Epoche bleibt, aber ganz viele Werke von diesen wenigen Komponisten, möglichst auch mehrere Stilrichtungen/Genres. ("Relativ breit")


    Für mich gilt wohl am ehesten
    2.a Man kann auch in die Breite sammeln, indem man (eher) nur bei wenigen Genres und eher im Bereich der Vokalmusik bleibt, aber ganz viele Werke von diesen wenigen Genres, möglichst auch viele verschiedene Epochen, Komponisten und Stilrichtungen. ("Relativ breit") ;)


    Liebe Grüße,
    Martin

    Zitat

    Original von Milletre
    Dass die Kasarova-Fans den Garanca-Thread zum Anlass nehmen, auf die Lettin "hinzuhauen", finde ich betrüblich und absolut ungerecht.


    Lieber Milletre!


    Also wenn man einen Einwand gegen Elina Garanca macht, ist man gleich ein Kasarova-Fan? :wacky:


    Ich bin bekanntermaßen lediglich ein Fan von packender (aber auch nicht zu aufdringlicher!) Rollengestaltung und ein Gegner von unbeteiligtem Schöngesang! Dass Elina Garanca bezüglich ihrer Rollengestaltung noch ausbaufähig ist, hast du aber auch schon selbst festgestellt:


    Zitat

    Original von Milletre
    Sie singt wunderschön, aber leider ist ihrem Gesang kaum innere Beteiligung anzumerken. Ihre Stärken findet sie im 2. Akt, als sie den (schwachen) José verführerisch umgurrt.


    Im 3. Akt findet sie zu einer achtbaren Kartenarie, die aber auch nicht das erwartete Schaudern erzeugt. Einfach zu schön und irgendwie beliebig. [...]


    Wer nicht dort war, hat eigentlich nichts versäumt. Es sei denn, man begnügt sich damit, eine Sängerin mit aussergewöhnlich schöner Stimme, die vornehmlich in den langgezogenen Legatopassagen beeindruckt, sein Auslangen zu finden.


    Ich kann nicht finden, dass meine obige Kritik sich wesentlich von deiner hier unterscheidet, in allen Punkten sind wir uns einig. Der einzige Unterschied ist, dass ich diese Dinge - sowohl die positiven als auch die negativen - bei Elina Garanca generell konstatiere, während du dich hier nur auf ihre Carmen bezogen hast.


    :hello: Martin

    Zitat

    Original von Zwielicht
    In der Langeweiler-Inszenierung von Jürgen Rose wurde Garanca als Charlotte natürlich unmäßig bejubelt und war in der Tat sehr gut - technisch sicher, schöner Stimmklang, wunderbare Piani, engagiertes Spiel. So ganz doll wollte bei mir der Funke aber nicht überspringen, sonst hätte ich wohl damals auch was über die Aufführung geschrieben. In der gleichen Produktion hat mir Vesselina Kasarova mindestens genausogut gefallen, mit dem dunkleren Timbre und dem stärkeren Gestaltungswillen (manche sprechen hier allerdings von Manieriertheit).


    Lieber Bernd!
    Ich finde wie du, Elina Garanca hat eine sehr schöne Stimme und eine gute Technik, auch die wunderbaren Piani kann ich unterschreiben, und Intonationsprobleme hat sie auch keine - aber leider macht sie so wenig draus! Sicher, wenn man sie sieht - schauspielen kann sie ja wie viele heutige Sängerinnen (gottseidank, denn ich will auch kein Rumstehtheater!) -, dann fällt der mangelnde stimmliche Gestaltungswillen nicht so ins Gewicht, das Gesamtpaket Garanca ist durchaus eine Lobeshymne wert; aber auf CD ist sie meiner Meinung nach - zumindest bislang, vielleicht muss sie noch reifen - einfach langweilig.


    Liebe Grüße,
    Martin

    Zitat

    Original von Jacques Rideamus
    Um meine Frage also präziser zu fassen: ist die oben beschriebene frühere Fassung also identisch mit der von Philhellene im TMOO angesprochenen "kammermusikalischen" oder noch eine weitere?


    Es dürfte sich vermutlich (ich kenne Gardiners Fassung nicht) um eine weitere, noch kleinere "kammermusikalische" handeln, da Herreweghe auch noch zwei Hörner und zwei Trompeten verwendet. Nichols hat Recht, wenn er die fünfsätzige Fassung als einzige zweifelsfrei originale bezeichnet; soweit ich weiß, sind die kammermusikalischen Fassungen von Offertorium und "Libera me" nur Rekonstruktionen, da das Autograph, das es sicher gegeben hat, verloren gegangen ist.


    Definitiv hat die Originalversion mehr Potenzial als die sinfonische (z.B. wenn zu Beginn des Sanctus zum ersten und einzigen Mal die Solovioline einsetzt und den ganzen Satz überstrahlt), allerdings wird dieses Potenzial m. E. in der Herreweghe-Aufnahme unzureichend ausgespielt. Auch sollte die Orgel, die in der Kammermusik-Fassung stärker präsent ist, phantasievoller registriert werden, um mehr Farbe zu geben!


    Liebe Grüße,
    Martin

    Zitat

    Original von Fairy Queen
    Lieber Martin, die Air de le Folie aus dem Platée ist der Hammer, n'est-ce pas?
    Das war mein erster Eindruck von Petibon überhaupt und sie hat mich trotz deises fulminanten kaum zu toppenden Einstiegs auch in Folge nie enttäuscht! :jubel: :jubel: :jubel:


    Ja!!! Diese Arie dreht bei mir gerade! :yes:
    Mein erster Eindruck von Petibon war ja die Olympia-Arie von ihrer CD "French Touch", eine durchaus ähnlich geartete Vorstellung, über die man ungefähr das selbe sagen kann!
    :jubel: :jubel: :jubel:


    Martin

    1. Patricia Petibon



    Abweichend von den Regeln stelle ich hiermit drei besonders typische Aufnahmen der Sopranistin vor, die gleichzeitig ihre Vielfältigkeit demonstrieren: von links nach rechts:
    1. Französische Barockoper; 2. Arien von Mozart, Haydn und Gluck; 3. Französische Arien aus der zweiten Hälfte des 19. Jh.s. Alle drei Aufnahmen sind absolut genial!
    Zum Kennenlernen empfehle ich jeweils jene, deren Musik den Geschmack des jeweiligen Hörers am meisten entspricht.


    An wen ich die zwei weiteren Plätze vergebe, muss ich mir noch genauer überlegen.


    Liebe Grüße,
    Martin

    Zitat

    Original von Johannes Roehl


    Der Messias schildert nur sehr bedingt das Leben Jesu... ;)
    (Ich nehme an, Du hast das auch nicht so direkt gemeint)
    Ein Witz dabei ist ja gerade, daß fast alle Texte (jedenfalls der ersten beiden Teile) aus dem Alten Testament (Propheten und Psalmen) zusammengestellt wurden.


    Lieber Johannes!
    Natürlich ist "Leben schildern" angesichts der Textauswahl - und auch angesichts der Art der "Schilderung" - das falsche Wort. :D Aber es war von Händel und Jenkins natürlich schon so gedacht, auch wenn sie die Texte hauptsächlich aus den Propheten und Paulusbriefen zusammengestellt haben: es sind Texte, die auf den Messias verweisen, und sie sind so raffiniert geordnet, dass - wenn auch manchmal zwischen den Zeilen - die Heilsgeschichte des Neuen Bundes entsteht, von der ein wesentlicher Punkt, die zweite Hälfte des ersten Teils und die erste Hälfte des zweiten Teils, das Leben Jesu ist. Diese "Handlung" des Messias ist allerdings nicht auf der reinen Textebene zu finden, sondern auf einer Meta-Ebene... Aber als Vorwand für eine ganz andere (und eben nicht besonders inspirierte) Handlung kann man diese Tatsache dann meines Erachtens doch nicht nehmen.


    Zitat


    Man könnte sich gewiß alle möglichen Szenen zu den gesungenen Texten denken, die das dort Ausgedrückte irgendwie gestisch, tänzerisch oder sonstwie verdeutlichen (Das Volk, das im Dunkeln wandelt, sieht ein großes Licht), meinetwegen sogar als plumpe Darstellung der Metaphern (Er zerschlägt sie mit eisernem Szepter usw.). Aber das muß man schon ziemlich gut machen, um wirklich eine neue Dimension hinzuzufügen...


    Allerdings!


    Liebe Grüße,
    Martin


    Lieber Liebestraum,


    die "roboterhaften Bewegungen der Hände" haben mich nicht genervt, vielmehr das Inszenierungskonzept an sich: Die Handlung, die Claus Guth da dem "Messiah" verpasst hat, passt nicht im Geringsten zum Text (oder hat er gehofft, ich könne kein Englisch?) - nun gut, damit könnte ich ja noch leben.
    Schlimmer: Sie widerspricht auch oft der Musik. Wie kann man etwa da am Beginn eine Trauerfeier inszenieren? Oder die Liebesszene während "He shall feed the flocks"... :rolleyes:
    Am schlimmsten aber: Diese aufgepfropfte Handlung ist einfach nur schlecht: Claus Guth gibt selbst zu, dass sie keine wirkliche Dramaturgie hat. Sie ist aber auch nicht surrealistisch-labyrinthen, sondern eine belanglose Reihung klischeehafter Szenen, für einen Hollywood-Herzschmerzschinken, ja sogar für eine Oper zu dürftig! Interessant oder spannend ist daran nichts, nichts, das zum Hinschauen verleitet. Sie hilft mir auch nicht, den Messias in einem neuen Licht (als Metapher für ein Menschenleben?! Natürlich schildert der Messias das Leben eines Menschen, nämlich Jesus Christus) zu sehen, eher muss ich versuchen, über den Messias einen Zugang zu dieser miserablen Kasperliade zu bekommen - und das ist mir den Aufwand ehrlich gesagt nicht wert.


    Dazu kommt, dass die musikalische Umsetzung mehr wie dürftig ist: Du hast bereits das grausame "Rejoice greatly" angesprochen, die andere Sopranistin hat mich aber auch nicht umgeworfen. Das Dirigat war medioker, der Chor unengagiert und dynamisch zu schwachbrüstig. Das Englisch des Basssolisten Florian Boesch ist kein Englisch, sondern die Karikatur eines Alpenbewohners, der versucht, Englisch zu sprechen... Musikalisch am besten gefallen hat mir noch der amouröse und sehr verzierungsfreudige Countertenor Bejun Mehta, der dann aber mit den Verzierungen im "He was despised" ziemlich übertrieben und somit das Stück effektiv ruiniert hat. Kurz darauf, mitten im zweiten Teil, hab ich dann auch gestoppt. Dieses Experiment (zumindest die erste Hälfte des Experiments) ist in meinen Augen danebengegangen.


    Liebe Grüße,
    Martin

    Zitat

    Original von Jacques Rideamus
    Kurz: in meiner Wahrnehmung, die alle bisherigen TMOO-Posts mit einschließt, haben diese schon weitaus öfter geholfen, Textthreads wieder in Gang zu bringen, als dass sie umgekehrt diese austrocknen ließen. Am konkreten Beispiel: Philhellene hat alle drei Aufnahmen, die er jetzt im TMOO besprochen hat, schon letzten November in dem Textthread lobend besprochen ohne bis heute dort irgendein Echo zu finden.


    November 2007!


    Man darf auch nicht vergessen, dass eine Verlinkung vom TMO-Thread zum Textthread eigentlich obligatorisch ist; ich selber vergesse das leider hin und wieder, habe es aber im Fall des Fauré-Requiems jetzt bereits nachgetragen. Ich sehe mittlerweile Diskussionsthreads und TMO als komplementär an und habe eine heftige Abneigung gegen "Diskussionsthreads", in denen nicht diskutiert wird, sondern lediglich bunte Cover zur Schau gestellt werden - da finde ich TMO vergleichsweise wesentlich besser und informativer!


    Ich bin allerdings auch, wenigstens im Moment, dagegen, TMO weiter auszuweiten! Für Instrumentalwerke und insbesondere Sänger-Recitals ist das TMO-Prinzip meiner Meinung nach schlicht und einfach ungeeignet! Eventuell könnte man es noch für Kammermusik reklamieren, aber das wars dann! Denn wo nicht mindestens drei (besser vier) klar voneinander unterscheidbare Mitwirkende zu erkennen sind, wird die Durchschnittsberechnung meiner Meinung nach sinnlos.


    Liebe Grüße,
    Martin

    Liebe Schubertfreunde!


    Ich fahre total auf die Messe in G-Dur ab! (habe sie auch schon selber singen dürfen!) Einerseits ist sie sehr schlicht, sogar volkstümlich, und dem litugischen Gebrauch angemessen, andererseits erfüllt sie höchste künstlerische Ansprüche in ihrer Verbindung von klassischer Form mit romantischen Wendungen und Schuberts schon deutlich spürbaren unverkennbaren Personalstil.
    Wenn ich meine Begeisterung so ausdrücken darf: Für mich das "Ave verum" unter den Ordinariumsvertonungen.


    Liebe Grüße,
    Martin

    Fassung für Sinfonieorchester 1900


    EMI 1963



    Orchestre de la Société des Concerts du Conservatoire, dir. André Cluytens - 4,5
    Choeurs Elisabeth Brasseur - 3
    Sopran: Victoria de los Ángeles - 3,5
    Bariton: Dietrich Fischer-Dieskau - 5


    Gesamtwertung: 16/4 = 4,00


    Kommentar: Das Dirigat von André Cluytens ist untadelig und französisch wie immer, die Baritonsoli von Dietrich Fischer-Dieskau sind phänomenal: mit ruhiger, tremolofreier Stimme gesungen wie ein Kantor in der Liturgie! So höre ich geistliche Musik gerne! Auch das Timbre von Victoria de los Ángeles finde ich sehr passend für das Pie Jesu, und sie singt es ja sehr schön unopernhaft als Gebet, aber aus unerfindlichen Gründen klingt auch sie sehr gequält. Ich muss leider sagen: ihre meiner Meinung nach schlechteste Studioaufnahme, wenngleich noch immer guter Durchschnitt.


    Der eigentliche Schwachpunkt der Einspielung ist nämlich der sehr durchschnittliche Chor - und das Fauré-Requiem hängt sehr vom Chor ab! Neben den üblichen Ungenauigkeiten, die mich in impressionistischer Musik immer besonders stören, ist vor allem der Zusammenklang verbesserungswürdig. Auch die Tenorstimmen, die manchmal alleine erklingen, sind weder besonders schön, noch besonders zusammen und führen mich zur Vermutung, es könnte sich bei den ominösen "Choeurs Elisabeth Brasseur" um einen Laienchor (um mehrere Laienchöre?) handeln. Für einen solchen schlüge er sich aber durchaus achtbar...


    Insgesamt gefällt mir diese Aufnahme atmosphärisch am besten - sie ist sicherlich die französischste! - und ich würde sie von denen, die ich kenne, am ehesten auch zum Kennenlernen des Werkes empfehlen; die Interpretation der Baritonsoli durch Dietrich Fischer-Dieskau sehe ich als Referenz an. Insbesondere wegen der ausbaufähigen Chorleistung rate ich aber dringend zu einer Zweiteinspielung!

    Fassung für Sinfonieorchester 1900


    elatus, 1994



    Philharmonia Orchestra, dir. Michel Legrand - 2
    Ambrosian Singers - 4
    Sopran: Barbara Bonney - 4
    Bariton: Thomas Hampson - 3


    Gesamtwertung: 13/4 = 3,25


    Kommentar: Diese Aufnahme ist, was Chor und Sopran betrifft, die beste, die ich kenne, wenngleich auch nicht perfekt! Leider haben der Dirigent Michel Legrand und der Baritonsolist Thomas Hampson (dem solche fatalen Irrtümer meiner Erfahrung nach sehr oft - zu oft! - unterlaufen) das Fauré-Requiem mit dem Verdi-Requiem verwechselt und entsprechend interpretiert. Für den, der sich damit abfinden kann, dieses intime, zarte und christlich-spirituelle Werk wie eine italienische Oper zu hören, ist diese Aufnahme sicher eine gute Wahl; ich kann es nicht und tröste mich daher mit dem zweiten Werk auf dieser CD: dem Duruflé-Requiem, dem diese Interpretationshaltung entschieden besser steht und das zusätzlich mit einer expressiven Jennifer Larmore gesegnet ist.

    Kammermusikalische Fassung 1893


    harmonia mundi, 1988



    Ensemble Musique Oblique, dir. Philippe Herreweghe - 3,5
    Choeur de la Chapelle Royale & Les Petits Chanteurs de Saint-Louis - 4
    Sopran: Agnès Mellon - 0,5
    Bariton: Peter Kooy - 4


    Gesamtwertung: 12/4 = 3,00


    Kommentar: Soweit ich weiß, ist das bislang die einzige, jedenfalls die erste Aufnahme der ursprünglichen Fassung für Kammerensemble und Orgel und hat von daher schon ihre Meriten. Dennoch finde ich die Aufnahme tendenziell langweilig: Der Chor (Knabenchor!) und der Baritonsolist Peter Kooy singen zwar ordentlich, aber ohne besonderes Engagement; Herreweghe übertreibt bei ohnehin langsamen Stellen wie dem Pie Jesu oder In Paradisum das Tempo zusätzlich - aber besonders schlimm finde ich den mangelnden Dynamikumfang des Orchesters, bei dem es oft keinen Unterschied zwischen piano und forte gibt (ich hab in den Noten mitgelesen!). Freilich liegt das wahrscheinlich auch an der kammermusikalischen Besetzung; dennoch: auch ein Streichquartett muss pianissimo und fortissimo abdecken können!


    Leider gibt es einen Totalausfall: Wer um Himmels willen hat Agnès Mellon eingeredet, Sängerin zu werden? Sie kann nicht singen, sie sollte es bleiben lassen! Ihr Timbre ist quasi nicht existent, sie hat ernste Probleme mit den "hohen" Tönen (f''!), die sie nur mit Mühe hervorquetschen kann (überhaupt klingt ihre Stimme so gepresst!), sowie mit dem zugegebenermaßen langsamen Tempo, bei dem ihr ständig fast die Luft auszugehen scheint, jedenfalls beginnt die Stimme am Ende der Phrasen, kurz vor dem nächsten Atmen, immer heftig zu tremolieren. Die "Tiefe" (e'!) ist auch eher schwach und von Interpretation kann man auch nicht sprechen... ein halber Trostpunkt, weil die Tonhöhen halbwegs stimmen.


    Ich empfehle aber doch allen Fans dieses Werkes, diese Aufnahme zu erwerben, weil es eben bislang meines Wissens die einzige Einspielung der Kammermusikfassung ist. Zudem kommt sie mit der hübschen "Messe des Pêcheurs de Villerville" einher, die kennenzulernen keine Zeitverschwendung ist. Agnés Mellon kann man ja gottseidank leicht umgehen, indem man das Pie Jesu einfach überspringt - und dann sähe auch die Wertung schon ganz anders aus: ;)


    Fiktive Aufnahme ohne "Pie Jesu":


    Ensemble Musique Oblique, dir. Philippe Herreweghe - 3,5
    Choeur de la Chapelle Royale & Les Petits Chanteurs de Saint-Louis - 4
    Bariton: Peter Kooy - 4


    Gesamtwertung: 11,5/3 = 3,83

    Um dieses Werkes willen, das ich sehr schätze, habe ich ursprünglich dafür plädiert, TMO auch für Oratorien und Chorwerke unter Beteiligung von Solisten zu öffnen. Bewertet werden sollen:


    - Orchester und Dirigent
    - Chor
    - Sopransolo
    - Baritonsolo


    Da es zwei Fassungen dieses Werkes gibt, einmal die ursprüngliche kammermusikalische, außerdem die bekanntere für volles Sinfonieorchester, bitte ich, die jeweilige Fassung auch bekanntzugeben.


    Aufgrund der momentanen Diskussionen über die Bewertungsmodalitäten bei TMO habe ich mich entschlossen, bei meinen folgenden Wertungen strenge Maßstäbe anzulegen. Überhaupt kenne ich bisher keine Aufführung, die mich annähernd zufriedenstellt. Besonders die Solosopranistinnen und die Chorleistung sind nie auf höchstem Niveau: noch kein Chor, den ich (live oder auf Konserve) gehört habe, hat es beispielsweise geschafft, die Endkonsonanten gemeinsam zu artikulieren - ständig gibt es irgendwo ein Gezischel; und das so simple "Pie Jesu" scheint, wie viele schlichte Dinge, äußerst heimtückisch in der Ausführung zu sein, jedenfalls konnte mich noch keine Sopranistin begeistern.


    Link zum Diskussionsthread: Fauré Requiem


    Liebe Grüße,
    Martin

    Zitat

    Original von severina
    Erstaunlich, wie viele perfekte Einspielungen es offensichtlich gibt- ich könnte keine einzige beisteuern, denn selbst meine Lieblingsaufnahmen haben meist irgendeinen Schwachpunkt. 5,0 Wertungen könnte ich für keine einzige meiner CDs oder DVDs abgeben, selbst meine Lieblingssänger bekämen kaum immer die Höchstnote, weil sie ganz normale Menschen sind und daher naturgemäß nicht bei jeder Aufnahme in absoluter Bestform. Und das wirkt sich logischerweise in der Benotung aus, also zumindest bei mir.(Ich höre z.B. gerade die Faust-DVD, und Araiza käme über eine 3 nicht hinaus, auf der CD bekäme er hingegen 5)
    Da aber offensichtlich nur wenige so denken, verzichtete ich bald, mich an diesem Thread zu beteiligen, weil das Bild, das hier von Aufnahmen/Sängern gezeichnet wird, in meinen Augen völlig verzerrt ist.


    Liebe Severina, lieber Jacques, liebe Mitdiskutierende!


    Ich werde, sobald ich ein bisschen Zeit habe, meine TMO-Wertungen noch einmal durchschauen und gegebenenfalls abwerten. Obwohl ich aus Prinzip nur nach erneutem Durchhören der Aufnahme werte, habe ich mich mit der Zeit einfach automatisch an ein höheres Bewertungslevel angepasst.
    Es gibt allerdings durchaus einzelne Aufnahmen, für die meiner Meinung nach eine sehr hohe Wertung gerechtfertigt ist. Das gilt etwa für die Callas-Tosca, die fast überall 5,0 Punkte erreicht hat, das gilt meiner Meinung nach auch für die Cluytens-Carmen, der Wulf und ich 5,0 Punkte gegeben haben (freilich kann man das wohl nur als Liebhaber des französischen Gesangsstils sagen, aber als solcher hab ich mich im Forum schon des öfteren positioniert, führe es auch im Kommentar aus - und selbstverständlich ist jede Wertung subjektiv!), das gilt meines Erachtens für de-los-Ángeles-La-vida-breve, bei der ich zwar mittlerweile eine leichte Korrektur vornehmen würde, die aber dennoch 4,85 Punkte erzielen würde.
    Bei Liveaufnahmen wird wohl in den meisten Fällen die Gesamtwertung tendenziell niedriger liegen als bei Studioaufnahmen, die ja entsprechend frisiert werden können.


    Liebe Grüße,
    Martin

    Liebe Kristin, lieber Jacques, lieber Peter!


    Ich habe mit TMOO zunehmend Probleme, weil ich nicht mehr weiß, wie ich bewerten soll: Wenn ich wirklich kritisch bewerte, landen meine Lieblingsaufnahmen in meiner Bewertung weit abgeschlagen hinter den Bewertungen aller anderen, und das will ich natürlich auch nicht. Deshalb habe ich mir schon vor einiger Zeit zurechtgelegt, wie das auch Jacques in seinem Beitrag anspricht, dass eine professionelle Studioaufnahme wohl kaum jemals die Note 2 verdient, und daher mein persönliches Bewertungsspektrum außer bei ganz unterirdischen Leistungen auf 3-5 eingeengt (0 wäre in dieser Sicht wohl von einem unmusikalischen Menschen ohne Gesangsausbildung mit Gießkannenstimme gesungen!). Dafür wurden dann - Jacques war da durchaus auch Vorreiter - halbe Punkte eingeführt. Zu meinem großen Bedauern wird die Höchstnote 5 mittlerweile aber so inflationär vergeben, dass ich mir inzwischen mit +/- behelfen muss, um noch eine sinnvolle Differenzierung vornehmen zu können. Wir werden bald darüber nachdenken müssen, mit einem Spektrum von 4,5-5 und Achtelpunkten zu hantieren, wenn das so weitergeht. :D


    Nun passe ich mich ja an die jeweiligen Bewertungsmoden relativ schnell an (das gilt auch für Jacques, wie ich beobachte!) und habe im Prinzip keine Probleme damit, aus Begeisterung hohe Punktzahlen zu geben (ich bin auch leicht zu begeistern!). Problematisch sind für mich zwei Dinge: die schon erwähnte mangelnde Differenzierungsmöglichkeit, und außerdem: dass alte Beiträge von vor einem Jahr ganz andere Beurteilungskriterien anlegen als heutige und daher gar nicht mehr vergleichbar sind. Eine Aufnahme, die damals ~4 Punkte als Gesamtwertung bekam, bekommt heute wahrscheinlich 4,5. Wir Langzeituser wissen das; für den unbedarften Nutzer der TMO-Threads verfälscht es aber den Eindruck.


    Objektivität ist natürlich im letzten nicht möglich; aber ich plädiere doch dafür, es zu versuchen und nicht aus ungebremster Begeisterung für eine Aufnahme (die man ja durchaus als Text anmerken kann, ich tu das oft!) flächendeckend Höchstnoten zu vergeben und dadurch die Aussagekraft der TMO-Threads zu erhöhen.


    Liebe, österliche Grüße,
    Martin


    Komteusen! Oder Komtessen? :pfeif::D


    Nur befürchte ich, dass sich mit der Geschlechtsumwandlung auch das Image der Donna Giovanna verändert: aus einem imponierenden Edelmann wird eine geächtete Schlampe. Oder sind wir inzwischen so weit, dass wir Missbrauch und Treulosigkeit, diesen enormen Partnerverschleiß und diese eklatante Bindungsunfähigkeit nicht nur bei Männern, sondern auch bei Frauen cool und erstrebenswert finden?


    Nachdenkliche Grüße,
    Martin