Zitat
Original von Edwin Baumgartner
Sein Frühwerk bleibt den Konzertsälen als „Reißer“ erhalten, sein wesentlich bedeutsameres Spätwerk hingegen wird aller Wahrscheinlichkeit nach auch weiterhin kaum wahrgenommen werden.
Mich würde nun interessieren, wie Ihr de Falla einschätzt und welche Werke in Euren Augen ein Muß sind, um den Komponisten kennenzulernen.
Liebe de-Falla-Freunde!
Damit dieser Thread nicht nur zu einer Ansammlung von Coverbildchen gerät, wiewohl Aufnahmenempfehlungen bei diesem offenbar doch nicht weithin bekannten Komponisten auch sehr notwendig und verdienstvoll sind, und um Edwins ursprüngliche Intentionen (siehe oben) wieder mehr zum Vorschein kommen zu lassen, hier einmal meine persönliche Stellungnahme:
Ich mag de Falla sehr gerne; er gehört sicherlich, trotz seines schmalen Oeuvres zu den bedeutendsten Komponisten Spaniens und auch zu den interessantesten Komponisten der ersten Hälfte des 20. Jh.s. Seine berühmtesten Werke sind wohl die "Noches en los jardinos de Espana" (Nächte im spanischen Garten, komponiert 1911-15) und das Ballett "El sombrero de tres picos" (Der Dreispitz, 1916-1919) - meiner Meinung nach aber auch seine langweiligsten, da sie sich in romantischer Spanienfolklore erschöpfen. Wahrscheinlich sind sie gerade deshalb so beliebt, und sie sind ja auch recht hübsch, aber ich finde, man hört sich rasch daran ab.
Worauf gründet sich also meine de-Falla-Liebe? Da wären zuerst seine beiden Opern "La vida breve" (1904-05) und "El retablo de Maese Pedro" (Meister Pedros Puppenspiel, 1919-22), zwei Lieblingsopern von mir. Beide sind sehr kurz und gewissermaßen auf das Wesentliche reduziert. Während erstere - eine Dreiecksgeschichte mit sozialkritischem Hintergrund (Zigeuner vs. Snobs) - aus de Fallas impressionistisch-folkloristischer Phase stammt (wobei: ganz haben die zahlreichen spanischen und katalanischen Komponisten des 20. Jh.s die Folklore, die Volksmusik nie abgelegt; sie bleibt auch in de Fallas späteren Werken präsent, aber auf subtilere Art), diese Elemente aber in den Dienst des dadurch atmosphärisch sehr dichten Dramas stellt, ist die Marionettenoper "El retablo de Maese Pedro" - die eine Szene aus dem "Don Quijote" zur Handlung hat - neobarock im besten Sinne. Beiden Opern gemeinsam ist nicht nur die Kürze, sondern auch der durchorganisierte, kleinteilige formale Aufbau.
Stilistisch ähnlich wie "El retablo de Maese Pedro" ist das originelle Konzert für Cembalo und fünf Soloinstrumente (1923-26). Ich schätze auch das herbe "El amor brujo" (wieder aus de Fallas erster Phase, 1914-15), wobei ich aber nur die Suite kenne (die "Ballett-Kantate" fiel bei der Uraufführung durch, de Falla arbeitete das Material in eine Suite um, die lange Zeit ausschließlich aufgeführt wurde).
Wirklich genial, ein kleines Meisterwerk, finde ich aber die kurze Kantate "Psyché" (komponiert 1924) für Sopran, Harfe, Flöte und Streichtrio - eine sehr reizvolle Besetzung und ein Musterbeispiel für einfühlsame und sorgfältige Gedichtvertonung! Man hat den Eindruck, dass keine Note zufällig, zu viel oder zu wenig ist. Dieses Werk allein reichte meiner Meinung nach aus, um de Fallas Bedeutung zu beweisen und ich kann es nur allseits empfehlen!
"Atlántida" kenne ich leider (noch) nicht - und ich ärgere mich seit geraumer Zeit, dass ich vor vielen Jahren die Frühbeck-Aufnahme nach langem Überlegen doch im Geschäft gelassen habe... :angry:
Liebe Grüße,
Martin