Hallo Johannes,
ich hatte gestern leider keine Zeit, ins Internet zu gehen, aber heute habe ich deine Antwort gelesen. Vielen Dank dafür. Wo ich sonst immer drauf geachtet habe, zum Beispiel bei Vergleichen der Spielzeiten von Beethoven-Sinfonien oder Sonaten, das habe ich hier leider vernachlässigt.
Zwar hatte ich die beiden Beispiele von Rubinstein und die Aufnahme von Gilels gehört, aber nicht explizit den Kopfsatz verglichen, aber vor allem hatte ich vor meinem Posting die Pollini-Aufnahme gar nicht gehört (wohl früher), aber nicht in diesem Zusammenhang.
Das habe ich nun nachgeholt, hatte den PC eine Weile aus und den Kopfsatz von Rubinsteins Aufnahme vom Januar 1961 direkt verglichen mit dem Kopfsatz von Pollinis Aufnahme 1985. Und siehe da, Pollini spielt sogar noch etwas schneller als Rubinstein.
Er beginnt mir der Wiederholung der Exposition nach 2'10 Minuten und spielt die Wiederholung bis 4'16 Minuten, natürlich ohne die Anfangsakkorde, aber das ist tempomäßig sehr exakt.
Rubinstein ist an dieser Stelle erst nach 2'20 Minuten und lässt die Wiederholung aus. Von da an braucht er noch 3'16 Minuten bis zum Satzende, Pollini nur 3'00 Minuten.
Ich bedauere es immer noch, dass mir dieser Lapsus passiert ist und gelobe Besserung.
Abgesehen davon kann ich die weiter oben gemachte höchst lobende Einstellung der Pollini-Aufnahme nur bestätigen, sie ist wirklich außergewöhnlich gut, wenn auch vielleicht ein wenig zu beherrscht.
Ich habe nämlich während dieses Postings in einem anderen Browser nach dem weiter oben angeführten Moskauer Recital 1964 von Arthur Rubinstein gesucht, und siehe da, die komplette Sonate war auf YouTube zu hören und zu sehen (hätte ich mir aber auch denken können).
Nach den ersten Takten fiel mir fast der Kopfhörer vom Kopf:
- mein Gott, Rubinstein spielte ja, als ob es kein Morgen gäbe, und das mit 77 Jahren, und da fiel mir nicht nur der Unterschied zur Pollini-Aufnahme wie Schuppen von den Augen, das war noch eine ganze Klasse besser, explosiver, dynamisch weiträumiger als seine 61er-Aufnahme, die ich in meinem Bestand habe. Ich werde sie bei Gelegenheit auch noch mit der 46er-Monoaufnahme vergleichen. Übrigens gehörte Rubinstein in diesem Moskauer Finale der b-moll-Sonate mit 1'17 Minuten auch zu den Schnellen.
Jetzt werde ich mir natürlich auch noch andere Aufnahmen von anderen Pianisten anhören, um zu schauen, ob es eine gibt, die diese Spiel "vom anderen Stern" noch toppen kann.
Liebe Grüße
Willi