Bei soviel Dresche auch für das Opernhaus Köln möchte ich doch mal aushelfen. Egal, was an unserem Haus geschieht, falsch ist vieles in der öffentlichen Meinung (Publikum, regionale Presse, Forum) sowieso.
Seit 2000 lebe ich in Köln. Mein erster Besuch der Kölner Oper fand im Dezember 1999 statt, die Premiere von "La traviata" in der Inszenierung von Günter Krämer wurde aufgeführt. Da hatte sich Krämer gerade den Zorn und die Aufkündigung der Zusammenarbeit mit Elke Heidenreich wegen Tierquälerei zugezogen (in der Inszenierung gab es einen weißen Pfau). Krämer, der damalige Intendant, soll das Haus leergespielt haben: vergrault mit Künstlern, die keiner hören oder sehen wollte, mit Stücken die niemand kannte und auch nicht kennenlernen wollte usw. Krämer verließ die Kölner Oper unter viel Getöse.
Eine der letzten Premieren unter Krämers` Intendanz war in meiner Erinnerung der "Don Giovanni" in der Regie von David Alden. Und in einer ersten Ansprache an die Freunde der Kölner Oper erklärte Christoph Dammann, der Nachfolger von Krämer, daß dieser Don Giovanni eine Inszenierung für "Fortgeschrittene" sei und unter seiner Intendaz nicht wieder auf den Spielplan gesetzt wird. Dammann hat in den Jahren seiner Intendanz die Auslastung wesentlich verbessert (die Regionalpresse schrieb neulich von 87 % (?)), gleichzeitig wurde kritisiert, daß Auslastung kein Qualitätsmerkmal ist.
Was denn nun...??
Die Intendantensuche nach der Kündigung von Dammann gestaltete sich schwierig, weil die Herren, die entscheiden sollten, sich ungern an ihre eigenen Absprachen hielten. Schadlos ging da keiner raus. Im Sommer kommt Uwe Eric Laufenberg, am 30.4.2009 soll die Pressekonferenz für die Saison 2009/2010 sein.
Die Regionalpresse kommentiert das alles genüßlich, so wie in den letzten 2 Wochen auch die Berichte zu "Samson & Dalila". Wie angekündigt, soll morgen in Anwesenheit des Regisseurs, Tilman Knabe, die Einführungsmatinee um 11.30 Uhr im Kölner Opernhaus stattfinden. Wer mehr wissen will als er zu wissen meint kann dort bei freiem Eintritt hingehen. Eine Vorstellung der Oper werde ich voraussichtlich nicht besuchen, sie ist mir völlig unbekannt und die Zeit für eine ausführliche Beschäftigung mit dem Werk fehlt mir einfach. Außerdem war ich gestern in der Oper Frankfurt/Main in der "Elektra". Auch eine gewaltige Aufführung, die es zu verarbeiten gilt.
NS.
Die Berichte über das Aalto in Essen schätze ich hier sehr, danke. Das Haus war lange mein 1. Ausweichquartier da mir Kölner Arbeiten zunehmend missfielen.