Ach Leute, seht das doch mal ein wenig entspannter.
Ich werfe mal eine Definition in den Raum:
High End beginnt für mich da, wo der Entwickler eines Hifi-Gerätes in erster Linie die Klangqualität in sein Bemühen stellt und seinen Ehrgeiz daran setzt, dem Kunden ein gegenüber dem Durchschnittshifi gesteigertes Hörerlebnis anzubieten. Ein typisches High End-Gerät klingt besser, sieht besser aus, besteht aus besseren Bauteilen und ist besser verarbeitet als Massenware. Dafür ist es dann allerdings auch teurer. Manchmal ein wenig teurer, manchmal extrem teurer. Es gibt Tonabnehmer für 10000 Euro - wohlgemerkt: Verschleißteile für 10000 Euro. Aber das ist die Spitze. Darunter geht es in einem vernünftigeren Rahmen "unvernünftig" zu.
Aber eben nicht unbezahlbar. Geräte von Creek, Rotel, Marantz oder NAD mögen teurer als Elektromarkt-Ware sein, aber man kann sich eine hübsche kleine Anlage schon dadurch ersparen, dass man einen Astra oder Focus fährt und keinen Vectra oder Mondeo. Man muss eben wissen, was man will: Gut Musikhören oder gut Autofahren. Persönliche Bemerkung am Rande: Meine (private) Anlage kostet viel mehr als mein 14 Jahre altes Auto mit 75 PS. Man muss eben Prioritäten setzen. Ich hätte auch für jeden Verständnis, der sich einen Bösendorfer ins Wohnzimmer stellt und dafür ansonsten in IKEA-Möbeln wohnt. Zugegeben, die Branche lebt nicht von Astra- oder Focus-Fahrern. Sondern von Leuten, die sich Luxusprodukte leisten können und wollen und auf ein Gerät allenfalls dadurch sparen, dass sie den X5 oder 5'er-Komib "nur" in der Basismotorisierung und ohne Ledersitze bestellen.
Sicher, niemand "braucht" High End. Aber es braucht auch niemand eine mechanische Armbanduhr, rahmengenähte Schuhe oder ein japanisches Kochmesser. Das alles ist Luxus. Ich habe das alles nicht, aber ich habe Verständnis für Menschen, die das haben wollen (eher als für Leute, die sich mit einem SUV in den Stau stellen).
Aber der Luxus beim High End besteht ja nicht nur in Äußerlichkeiten wie polierten Chromfronten. Eine sehr gute Anlage ermöglicht auch tiefere Einblicke in die Musik*. Das Klangbild trägt mehr Informationen und weniger Fehler. Man erfährt hörend mehr über die Qualität der verwendeten Instrumente, die Größe des Aufnahmeraums, die dynamischen Abstufungen im Spiel von Interpreten. Darum geht's. Jedenfalls eigentlich.
* Zugegeben, die Sache ist schon wieder komplexer: Den Unterschied zwischen einer Toscanini- und einer Furtwängler-Aufnahme der "Fünften" von Beethoven hört jeder Depp übers Autoradio. Dafür braucht's kein High End.
Freundliche Grüße an alle!
Heinz