Ave Caesar,
schön, dass dieser Thread –noch einer längeren Pause- jetzt mit Deinem Beitrag zu WEBERs zweiter Klaviersonate weitergeführt wurde.
Obwohl mir die erste Sonate immer noch am besten gefällt, so hat doch WEBER- für meinen Geschmack- mit dem erste Satz der 2. Sonate den für mich schönste einzelne Satz aller seiner Sonaten geschaffen.
„..farbenreiche Melodie und Harmonie, wie kühne Rhythmik, alles getragen von seelenvollem Fantasieschwunge“ so kommentiert Jähns die Sonate seh gelungen.
Kennen gelernt habe ich das Werk in einer Einspielung mit E. Gilels (rec. 1967), der für mich ohne Frage zu den größten Piansiten zählt, auch gerade bei Werken von WEBERs Zeitgenosse, wie z.B. BEETHOVEN . Trotzdem konnte ich mich gerade mit seiner Einspielung erstmal wenig für das Werk begeistern.
Das änderte sich schlagartig mit der Aufnahme von A. Paley (rec. 1994). Diese gefällt mir von den drei mir bekannten Einspeilungen immer noch am besten. Zwar verfügt Paley nicht über eine solch einzigartige Klangpalette, wie die ganz großen Piansiten, also z.B. Arrau, Gilels oder Richter, spielt die Sonate aber mit viel Charme und Eleganz, hat aber vor allem für mich das überzeugendste Tempo für den ersten Satz gefunden.
Die weiter oben von mir genannte Aufnahme mit A. Cortot (rec. 1939) besitze ich mittlerweile ebenfalls. Erwartungsgemäß eine großartige Darstellung, die mich aber beim ersten Hören noch nicht so in den Bann schlagen konnte, wie das bei seinem CHOPIN – und SCHUMANN-Spiel der Fall ist.
Ich habe mir jetzt für diesen Thread die Einspielung mit E. Gilels noch einmal angehört und muss mein oben geäußertes Urteil teilweise revidieren. In den zarten und langsamen Passagen des Werkes gelingen ihm ganz außergewöhnliche Klangfarben, dunkel und geheimnissvoll, s o hört man das von keinem anderen. Doch so sehr diese Stellen von seinem langsamen Tempo profitieren, so problematisch bleiben für mich die schnellen Passsagen, die für mich dann doch sehr behäbig wirken. Dies trifft so aber nur für den ersten Satz zu, im dritten Satz z.B: sticht Gilels Paley mit seiner großartigen Virtuosität locker aus.
Alle drei Aufnahmen lohnen es, gehört zu werden! Dennoch geht hier meine Empfehlung –gerade auch zum Einstieg- an die Einspielung von Paley.
Unbedingt kennen lernen möchte ich noch die Aufnahme mit A. Brendel, die ja leider schon seit längerem aus dem Katalog verschwunden ist.
In der Bibliothek habe ich noch eine Rarität entdeckt, eine Aufnahme des Werkes in einer Bearbeitung für Klavier und Flöte. Diese Version wurde vermutlich für den Weimarer Flötisten Klauser bei WEBER in Auftrag gegeben, der diese Arbeit aber aus Zeitgründen an den Hofkapellmeister Eberhard Müller (1767 – 1817) weitergegeben hat. Obwohl die Version reizvolle Momente hat, kann sie mich im Ganzen nicht überzeugen. Für meinen Geschmack gerät durch die Doppelung mit der Flötenstimme die Struktur zu oft aus dem Gleichgewicht, d.h. Phrasen treten so hervor, die es meiner Meinung so nicht unbedingt sollten. (Das Autograph dieser Bearbeitung liegt in der Klosterbibliothek zu Einsiedeln.)
Dabei gefällt mir das Spiel des Pianisten Boris Berman (Im Zusammenspiel mit dem Flötisten Andre Nicolet) in dieser Aufnahme ganz ausgezeichnet, so dass ich mir von ihm eine Aufnahme der originalen Version (sowie auch der anderen Sonaten) wünsche.
Diese Wunsch bringt mich zur Frage, von wem man sich noch weitere Aufnahmen erhoffen könnte: G.Oppitz und N. Demidenko, z.B., die ja ihre Fähigkieten bereits bei WEBERs Klavierkonzerten (aber auch bei vielen Anderen!) bewiesen haben. Wünschen würde ich mir auch noch eine Aufnahme auf dem Hammerklavier mit A. Staier.
Neben den bereist erwähnten sechs Gesamtaufnahmen der Sonaten, sowie den Einspielungen von Gilels, Brendel und Cortot habe ich noch folgende weitere Aufnahmen der 2. Sonate entdeckt:
- J.-F. Heisser (Piano Erard 1874)
- M. M. v. Slawik
- P. Moss
- J. Khouri (Fortepiano Jacob Pfitzner 1825)
Da der von mir oben zitierte Text von M. Endres bei einer Jahreszahl einen kleinen Fehler enthielt, habe ich den Piansiten via E-Mail darüber informiert. In seiner sehr freundlichen Antwort nannte M. Endres als wahrscheinlichen Grund, warum man die Sonaten so selten gespeilten werden, auch ihre große technische Schwierigkeit, besonders der schnellen Sätze, wie z.B. in der 1. und 3. Sonate, deren Schwierigkeit sich bei der Ausführung auf dem modernen Klavier noch erhöhen. Dem steht natürlich immer die hohe musikalische Qualität der Werke gegenüber.
Auch wenn mir der Vergleich mit BEETHOVENs Sonaten klar übnertrieben scheint (seine 32 Soanten sind einzigartig) und auch das Klavierschaffen SCHUBERTs WEBERs Werke an Umfang und Gewicht doch klar überragen, möchte ich hier nochmal betonen, dass die Sonaten unbedingt lohnen, entdeckt zu werden.
Den wesentlich bekannteren Sonaten von CHOPIN, BRAHMS oder SCHUMANN sind sie meiner Meinung vom Umfang wie von der Qualität absolut ebenbürtig.
Gruß pt_concours
@Chrsitian: Kennst Du denn noch andere Einspielungen, als die beiden von Dir genannten?